Berlin, den 26.9.1850
Verehrter Herr Graf.Mein hiesiger Aufenthalt verlängert sich, gegen meinen Wunsch, aber auf bestimmtes Verlangen von Schleinitz und Usedom. An Offiziellem werde ich wahrscheinlich nur eine Instruktion an Bunsen mitbringen, die ein starkes Licht auf die jetzige Auffassung unserer Regierung wirft; außerdem bringe ich aber verschiedene Nachrichten und lebhafte Eindrücke, um derentwillen ich auch mit Aufgabe Basedows direkt nach Flensburg kommen werde, wenn ich nicht in Hamburg gerade zur Abreise von Unleserliche Stelle [...] Kurier ankomme, und außerdem Ihre ausdrückliche Erlaubnis für die Basedower Reise vorfände, die ich eventuell nach Hamburg, Hôtel de l'Europe mir zu erteilen bitten würde.
Was ich von meinen hiesigen Erfahrungen der Post anzuvertrauen wage, ist Folgendes. Man ist der Landesverwaltung nicht grün. Man hat zwar über die inneren Maßregeln noch gar kein Urteil versucht, und man wiederholt stündlich, dass die Vorwürfe und Klagen der Presse keinen Eindruck machen; aber die Kollektiv-Noten haben sehr böses Blut gemacht. Diejenige über die preußischen Truppen hat Schleinitz förmlich erzürnt; das hat sich zwar gegeben, und er sieht täglich mehr ein, dass Sie, verehrter Herr Graf, dort unmöglich ganz dieselbe Sprache führen können, als die Unterhändler und der Minister hier, ja dass es Ihnen genug für sie ist, sich den Kommissionen gegenüber mit dem ger. Ernst und Eifer in der Sprache zu acquittieren für die von jenen verlangte Energie in Handlungen, besonders in Südschleswig. Aber jene Kollektiv-Noten und die Berichte, in denen Sie, verehrter Herr Graf, vom Niederwerfen der Revolution sprechen, machen zuviel Eindruck auf den König, der sie oft liest, und bereiten der Politik des Ministerium neue Schwierigkeiten bei seiner Majestät. Daher die Stimmung, die Sie auch aus der Instruktion für Bunsen heraus fühlen werden. In jedem Falle wünsche ich mir Glück dazu dass ich zu dieser Zeit hier gewesen bin. Man ist sehr gütig gegen mich, und aufmerksam auf meine Darstellung, was hier nicht immer denjenigen widerfährt, die gezwungen sind, die Schleswig-H-Angelegenheit zu urgieren, und ich wage zu hoffen, dass ich den Zweck meiner Hersendung, Aufklärungen zu geben und Nachrichten zurückzubringen, nicht verfehlen werde. Die atemlose Spannung, mit der man auf die Lösung der inneren Krisis presst, stört etwas meine Geschäfte. Ich bitte Sie, um Gottes Willen, verehrter Herr Graf, auf die Eingabe um Anfrage wegen der Ausgewiesenen nicht gereizt, sondern tatsächlich zu antworten - lieber recht kurz und unbestimmt als gereizt!
Die Geldsache habe ich zur Sprache gebracht, es ist aber keine Beihilfe zu hoffen, selbstverständlich wenigstens nur auf dem Wege der Verständigung mit dem dänischen Gouvernement.
August Dönhoff, Louis, Dönhoff, verehelichte
Gräfin zu Dohna
[Schließen]Angelique, der es gut mit den Ang.(?) geht, Sophie von
Schwerin, geb. Gräfin von Dönhoff-Dönhoffstädt. Vgl. APO, Archiwum
rodziny Dönhoff z Drogoszy pow. Kętrzyński, Nr. 108
(Briefe).
[Schließen]Tante Schwerin
, Usedom pp
grüßen herzlich. Gf. Fritz Eulenburg
ist unwohl, [...bach](?) schreibt
durch mich. Mein Bruder ist zur Garde du
Corps versetzt. Die Vorlagenfrage wird Montag entschieden in der
Abgeordnetenkammer, man hofft für die Arnim-Schwerinsche Vermittlung.
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