Dresden, 20. Dezember 1756
Editorische Auslassung [...]
Er war Ende
November 1756 auf Vorschlag der Minister als Spezialgesandter an die
deutschen Fürstenhöfe geschickt worden, an denen sich kein preußischer
Vertreter befand, und sollte den Intrigen der Österreicher und Franzosen
entgegenwirken. Lehndorff versprach sich davon nichts: „er ist
jung und besitzt gar keine Erfahrung“ und habe sich durch
seine Arbeit am Kammergericht „unmöglich die Weltkenntnis
erwerben“ können, „deren ein Mann bedarf, der mit
Staatsangelegenheiten betraut wird“, so dessen
Tagebucheintrag (vor dem 20. Dezember 1756).
[Schließen]die Sendung des Herrn Eickstedt
hat mich
überrascht; er hatte nichts von einem bevollmächtigten Minister an sich, als ich
ihn fleißig antichambrieren sah. Kurz, wenn Gott das Amt gibt, fügt er
vielleicht auch die nötigen Talente hinzu; ich will es hoffen. Ihre Stellung,
offen gesagt, ist nicht glänzend, aber ruhig und Die Briefe des
Prinzen Friedrich nehmen mehrfach Bezug darauf.
[Schließen]für
einen Philosophen wie
geschaffen. Ihre Studien können einen großen Zweck haben, nämlich den, das Sie
ihren Geist gewöhnen, die Unbeständigkeit der Dinge in der Welt zu erkennen und
sie als eitel zu verachten, das Glück in sich selbst zu suchen und Hilfsmittel
zu finden, die die Mehrzahl der Glücksjäger nicht Zeit noch Lust hat
kennenzulernen. Wenn Sie Ihre Lage unter diesem Gesichtspunkt betrachten, wird
Sie Ihnen glücklich erscheinen. In hundert Jahren werden Sie vielleicht mit der
Asche derer zusammen ruhen, die Deutschland verheeren, und Eickstedts Mission
wird ein Blatt Papier sein, das in einem staubigen Archivwinkel lagert, von
Ratten angenagt und nur von einem pedantischen Aktuar gelesen.
Jeder Mensch muss sich seinem Schicksal fügen. Sie sind noch nicht am Ende des Ihrigen, und man kann nicht wissen, ob nicht nach Schluss dieses Krieges die Pracht des Hofes Ludwigs XIV. durch den Berliner verdunkelt werden wird; zu jenen Zeiten spielte ein Hofmann der Königin eine schöne Rolle. Nach einem Dutzend Schlachten wollen wir uns wieder sprechen. Editorische Auslassung [...]
Roman von Karl Ludwig von
Pöllnitz über den Hof August des
Starken
[Schließen]Ich lese seinen Roman „Das galante Sachsen‟.
Über Pöllnitz schreibt
Lehndorff am 12. Februar 1757 (ebd., S. 141):
„Ich
hoffe, dass ich bei ihm in Gnaden stehen werde. Wenn er die
Geschichte unserer Zeit schreibt, möchte ich einen Platz darin
erhalten“, und am 7. März 1757 (S.
136):
„Der Zustand des alten Barons erregt mein Mitleid
und meine Entrüstung. In seinem Alter ist Armut schwer zu ertragen,
aber weise Lebensführung sollte ihn, in seinem Alter, dazu bringen,
seine Ausgaben auf das nützliche und notwendige zu beschränken und
auf frivole Ausgaben lieber zu verzichten. Er erniedrigt sich
selbst, wenn er um Almosen bittet; das bringt mich gegen ihn
auf.“
[Schließen]Sagen Sie ihm, ich wäre neugierig, welche von allen
Geschichten, die er dort bringt, am meisten wahr wäre. Ich habe hier eine alte Reliquie aus dieser Zeit gesehen, ein
Fräulein von Dießkau, die, wie erzählt
wird, von ihrer Mutter an den König von Polen verkauft wurde. Sie hat einen
Grafen Loß geheiratet und war 14 Jahre
in Paris. Sie hat die ganze
Schöntuerei einer Coquetten beibehalten, und das bildet jetzt einen
eigentümlichen Kontrast zu ihrem Alter; sie ist eine alte Närrin, die
keinesgleichen bei uns hat.
Zitierhinweis