Berlin, Siemensstraße 10, 25. März 1914

An den Gräflichen Administrator Herrn Dehn, Steinort (Ostpreußen)

Anbei zur diskreten Kenntnisnahme der Bericht meiner Forstverwaltung.

Korrekterweise schicke ich desgleichen Ihren Brief an meinen Oberförster Herrn Walter.

Die Folge könnte sein, dass Sie beide mir nicht mehr so offen entgegenkommen, was ich im allerseitigen Interesse ehrlich bedauern müsste.

Es scheint fast, als ob ich selbst an den verschiedenen sogenannten Missverständnissen schuld sein müsste. Ich werde also sobald nicht wieder etwas mündlich erledigen. Bestehen seitens der Administration gegen Forstverwaltung oder Schloss Zweifel oder Missverständnisse, so bitte ich künftig unter allen Umständen um einen schriftlichen Antrag. Zunächst bleibt es dabei, dass der Forstarbeiter Lalla als Forstarbeiter auf der Brachstube wohnen bleibt; will er das nicht, wird er, trotzdem er ein sehr ordentlicher Mann ist, entlassen und darf unter keinen Umständen von der Administration engagiert werden.

 Bl. 161-162 eine bis hier identische Fassung, die fortsetzet: Ich empfehle, einige fremde Arbeiter mehr zu engagieren, da ich, um gegenseitigen Krakeel zu vermeiden, die Forstarbeiter ohne meine ausdrücklich schriftliche Ordre nicht mehr in der Wirtschaft helfen lassen werde trotzdem es billiger ist, um Komplikationen zu vermeiden, die, wie scheint, durch kleinliche Reibereien unvermeidbar sind. Ich habe keine Veranlassung, nachdem ich die Steinorter Wirtschaft nach Möglichkeit aller Sachen entlastet habe, die Sie mir oder der Schlossverwaltung aufbürden konnten, in diesen Punkten noch weiter zu gehen.
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Ob er, wie ich es auch wünsche, noch kurze Zeit in der Wirtschaft helfen darf, hängt von Herrn Oberförster Walter ab.
Um Reibereien zu vermeiden empfehle ich trotz der Mehrkosten einige fremde Arbeiter zu engagieren und bemerke dazu, dass in den verschiedenen Wirtschaften Hinterpommerns, die ich in diesen Tagen besucht habe, galizische und russische Arbeiter schon seit dem 15. Januar, 1. und 5. Februar unter billigen Bedingungen zur Arbeit angetreten sind und bemerke außerdem, dass ich sämtliche Steinorter Forstarbeiter nur auf kurze Zeit und gegen ausdrückliche schriftliche Ordre meinerseits in der Wirtschaft helfen lassen werde.

Ich bedaure mich hierzu genötigt zu sehen

Mit vorzüglicher Hochachtung

Zitierhinweis

Carol Graf von Lehndorff an Gutsverwalter Dehn. Berlin, 25. März 1914. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_mbv_yng_my