Friedrichstein, den 20. November 1862
Meine teuerste Änny!Sie bedankt sich für einen Brief, den sie über Heinrich erhielt, sowie für einen weiteren mit Glückwünschen zum Hochzeitstag.
In diesem Jahr der vielfachen Trennungen hatte ich mich schon drauf gefasst gemacht, auch unseren Hochzeitstag getrennt von meinem guten Mann verleben zu müssen, da am 16. der Provinzial-Landtag in Königsberg eröffnet wurde, zu dessen Marschall mein Mann vom König ernannt war. Gerade zur rechten Zeit stellte sich aber bei meinem Mann eine Entzündlichkeit der Augen ein, welchen Anlass er benutzte, um den Minister von Jagow zu bitten, beim König dahin zu wirken, dass an seiner Stelle der Vizemarschall, Schwager Eulenburg, zum Landtagsmarschall ernannt werden möchte, da mein Mann aus Gesundheitsrücksichten von dem ihm durch des Königs Gnaden zugedachten Posten zurücktreten müsse.
Dieser Schritt hatte den gewünschten Erfolg, Eulenburg macht seine Ernennung große Freude und mein guter Mann, der keinen Ehrgeiz mehr besitzt, kann in seiner häuslichen Ruhe ungestört verbleiben, was ihm und mir umso mehr zu wünschen ist, als er ja schon den größten Teil des Sommers vom Hause entfernt war, um sich den öffentlichen Angelegenheiten zu widmen. In anderen Provinzen mag der Landtagsmarschall noch eine schöne und ehrenvolle Stellung sein, in unserem Landtage aber ist die überwiegende Mehrheit eine so vollständig demokratische, dass jeder königstreue Aristokrat sich mit dieser Gesellschaft schwarz ärgern muss.
Eulenburg schreibt: dass er den Antrag auf eine Ergebenheitsadresse an den König von vornherein unterdrückt habe, um die gehässigen Diskussionen darüber zu vermeiden, da sie keinesfalls durchgegangen wäre. Textverlust [...]
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