Steinort, den 29. Juli 1808

Gnädigster Herr Graf!

den mit der gestrigen Post  Liegt dem Brief nicht bei.
 [Schließen]
angekommenen Brief überreiche einliegend
mit der untertänigsten Anzeige, dass in den Gütern alles gut und gesund ist. Wir haben nach der Abreise der hohen Herrschaften keinen Regen gehabt, es dörret alles aus, und zeitiget sehr, so dass ich wieder Vermuten morgen Korn anhauen(?) lassen muss, mit dem Heu   Unleserliche Stelle [...] bin ich ganz fertig.

Gestern Vormittag kam hier ein schon vor 4 Jahren bekannter und hier gewesener Jude mit seinem Sohn und Equipage an und verlangte von mir Quartier für sich und sein Pferd; da ich fürs erste keinen Befehl von Ew. Hochgeboren dazu habe, diesen Mann auch aus früheren Zeiten her schon kenne, dass er auf eine feine Art den Herrschaften das Geld abnimmt, so habe ich ihn vertröstet, bis Ew. Hochgeboren hier sein werden, dann zu erscheinen, er gab mir aber zur Antwort, er wäre express von Friedrichstein von Ew. Hochgeboren hierher beordert und hätte also 15 Meilen gereist und viele Kosten gehabt.  Nach dem Brief vom 7. August 1808 hatte der Jude bis Montag auf Lehndorff gewartet und war dann weiter gezogen.
 [Schließen]
Er könnte also nicht eher, und sei es auch 14 Tage, bis dieselben hierher kommen, von hier weggehen.
Ich habe ihm doch hier kein Quartier gegeben, sondern wies ihn in den Krug, jedoch für sein Pferd habe ich Grünfutter anweisen lassen. Heute war er in Rehsau, Herr Graf haben sich aber der Sache nicht angenommen. Vor 4 Jahren war er hier, Ihro Exzellenz sprachen mit ihm, und da Sie fanden, dass er weiter kein anderer   Unleserliche Stelle [...] wie jeder andere   Unleserliche Stelle [...] ist, so schickten Sie ihm durch mich 2 Dukaten und ließen ihn fahren. Da war der Kerl so grob, dass ich ihn beinahe zur Tür heraus warf. Anderenorts hätte er für seinen Rat 12 Dukaten bekommen. Wenn Lehndorff nicht willens sei, mit ihm zu sprechen, bitte er um Befehl, wie er sich zu verhalten habe. Er habe ihn nicht beherbergt, damit ihm dieser nicht den Vorwurf machen könne, er hätte in der Zeit bei anderen Herrschaften viel verdienen können.   Editorische Auslassung [...]

Ew. Hochgeboren untertänigster Diener Berent

Zitierhinweis

Friedrich August Berent an Carl Friedrich Ludwig Graf von Lehndorff. Steinort, 29. Juli 1808. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_mkh_3sy_bdb