Hochgeborener Reichsgraf
Höchstzuverehrender Herr Kammerherr und Ritter des Roten Adler- und Johanniter-Ordens
Gnädigster Reichsgraf und Herr!
Sie dankt für das Schreiben und die Geschenke Lehndorffs. Gemeinsam mit Rhenius nehme sie großen Anteil am Leben
der Familie, auch gratuliere sie zur Entbindung der Gräfin Dönhoff. Nach Briefen aus Königsberg sei Schultz abgereist, ohne uns das
mindeste wissen zu lassen, welche Arrangements Ew. Hochgeboren mit dortigen
Gütern gemacht, woran wir doch vielen Anteil nehmen.
Im Mai hat die hiesige
Gegend und auch den Roggen vom hiesigen Vorwerk und einigen Bauern ein starker
Hagelschlag betroffen, wobei Rhenius
einen ansehnlichen Verlust leidet, ohne die geringste Vergütung oder Erlass von
der Arrende zu hoffen. Er vertraut aber auf Gott und ist von ganzem Herzen mit
Gottes Wegen und mit dem, was Er ihm gibt, zufrieden. In seiner kleinen
Wirtschaft hat er auch Gelegenheit, die Undankbarkeit der Menschen zu erfahren;
unter anderem sind vorige Woche 2 sehr brauchbare Knechte, deren Stelle er noch
nicht ersetzt und noch keine Aussicht dazu hat, von hier gezogen, die er beim
Antritt der Pacht mit vieler Mühe und Kosten aus der Gumbinnenschen Gegend holen ließ, und die er
mit Wohltun überhäufte. In hiesiger Gegend wird aber das Volk übertrieben
gelohnt. Er zahlte schon an 20 Rtlr. bar Lohn, aber in dem anderen Dienst
bekommt der eine 37 Rtlr. und soviel kann er nicht zahlen. Editorische Auslassung [...]
Ew. Hochgeboren untertänigste Dienerin B. v. Gohr
Zitierhinweis