Hochgeborener Reichsgraf
Höchstzuverehrender Herr Kammerherr und Ritter des Roten Adler- und Johanniter-Ordens
Gnädigster Reichsgraf und Herr!

Sie dankt für das Schreiben und die Geschenke Lehndorffs. Gemeinsam mit Rhenius nehme sie großen Anteil am Leben der Familie, auch gratuliere sie zur Entbindung der Gräfin Dönhoff. Nach Briefen aus Königsberg sei Schultz abgereist, ohne uns das mindeste wissen zu lassen, welche Arrangements Ew. Hochgeboren mit dortigen Gütern gemacht, woran wir doch vielen Anteil nehmen.
Im Mai hat die hiesige Gegend und auch den Roggen vom hiesigen Vorwerk und einigen Bauern ein starker Hagelschlag betroffen, wobei Rhenius einen ansehnlichen Verlust leidet, ohne die geringste Vergütung oder Erlass von der Arrende zu hoffen. Er vertraut aber auf Gott und ist von ganzem Herzen mit Gottes Wegen und mit dem, was Er ihm gibt, zufrieden. In seiner kleinen Wirtschaft hat er auch Gelegenheit, die Undankbarkeit der Menschen zu erfahren; unter anderem sind vorige Woche 2 sehr brauchbare Knechte, deren Stelle er noch nicht ersetzt und noch keine Aussicht dazu hat, von hier gezogen, die er beim Antritt der Pacht mit vieler Mühe und Kosten aus der Gumbinnenschen Gegend holen ließ, und die er mit Wohltun überhäufte. In hiesiger Gegend wird aber das Volk übertrieben gelohnt. Er zahlte schon an 20 Rtlr. bar Lohn, aber in dem anderen Dienst bekommt der eine 37 Rtlr. und soviel kann er nicht zahlen.   Editorische Auslassung [...]

Mit vorzüglichster Hochachtung und Verehrung ersterbe
Ew. Hochgeboren untertänigste Dienerin
B. v. Gohr

Zitierhinweis

Barbara von Gohr an Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Steinort, Mitte Oktober 1784. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_my3_l5f_4bb