Mein Reiseplan ist endlich fertig und ich verabschiede mich vom ganzen Hof, wo ich Preußen als Reiseziel angebe, während ich mich für Holland entschieden habe. Am 31. Mai reise ich abends nach Spandau ab, wo ich in einem Wirtshaus außerhalb der Stadt übernachten will.

Am 1. Juni reist er mit dem holländischen Gesandten v. Verelst ab. Er gibt sich als Sekretär des Gesandten aus. Am 7. Juni wird Osnabrück erreicht. Nach einem Umweg über Loo, um die dortigen Gärten zu sehen, und Soesdijk wird Utrecht erreicht. Da ich noch immer als Sekretär des Herrn v. Verelst reise, so kann ich mich überall frei und ungezwungen bewegen. Am 11. mietet sich Lehndorff ein Boot, um nach Amsterdam zu gelangen, am Folgetag besucht er Haarlem und Leiden. Am 13. kehre ich nach Amsterdam zurück. Den ganzen 14. widme ich den Sehenswürdigkeiten dieser Stadt, die den Hauptzweck meines hiesigen Aufenthaltes ausmachen. Ich mache dabei auch verschiedene Bekanntschaften. Er lernt ganz Nordholland kennen, besucht Gärten und Gemäldegalerien. Am 29. Juni sieht er den Einzug des Königs von Dänemark. Ich besuche mit ihm die Admiralität. Dieser junge Fürst besitzt ein reizendes Äußeres. Im Postwagen reist Lehndorff weiter nach Haag. Am folgenden Tag begebe ich mich in die hohe Gesellschaft.  Vgl. Het Utrechts Archief, 69.
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Unser Gesandter, Herr Thulmeyer, führt mich überall ein, besonders bei den Gesandten der fremden Höfe.
Er wohnt den Abendmahlsfeiern der Engländer und Holländer bei. In diesem Land findet man alle Religionen vertreten. In Amsterdam hatte ich schon den Gottesdienst der Armenier, Quäker und mehrerer anderer Sekten kennengelernt. Ich besuche im Haag den ganz in englischem Geschmack angelegten Garten des Grafen Bentinck, ich gehe nach Sikeverlin, Rijswik, Hunslardik; kurz, ich verwende jede Minute und vergesse vor allem die Gemälde nicht. Der König von Dänemark trifft als Herzog von Travendal ein und in den nächsten Tagen kommt auch der Prinz von Oranien mit Gemahlin an. Der König von Dänemark bietet ihm an, ihn auf seinen Reisen begleiten zu dürfen. Mit Rücksicht auf seinen Hof lehnt Lehndorff ab. Am 20. reist er vom Haag ab und kommt nach Antwerpen, wo er bis zum 22. bleibt, um nach Brüssel weiterzureisen. Auch hier stehen Besichtigungen und Bekanntschaften auf dem Programm. Am 24. Juni trifft der König von Dänemark, am 25. der Fürst Adam Czartoryski ein, um nach Paris weiterzureisen. Lehndorff ändert seine Reisepläne und begleitet Fürst Czartoryski am 26. nach Paris. Hier wird Lehndorff auch bei dessen Schwester, der Fürstin Lubomirska, freundlich aufgenommen. Am 2. August besucht er Versailles. In St. Denis wohnt er der Beisetzungsfeierlichkeit der Königin bei. Über Compiegne und Brüssel kehrt er nach Antwerpen zurück, bereist Nordholland und ist erst im Oktober wieder in Berlin.

Zitierhinweis

Tagebucheinträge von Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. 31. Mai bis September 1768. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_rqh_b4d_sdb