Serwillen, den 14. Mai 1857

Gnädigster Herr Graf!

Ew. Hochgeboren Wunsch zufolge, lege ich Ihnen hiermit ein Verzeichnis der Schuldenlast bei, welche die Inst- und Losleute durch die Missernten der letzten und vorletzten Erntejahre erlitten.

Die Not unter den hiesigen Inst- und Losleuten ist, wie ich Ew. Hochgeboren schon mündlich bemerkte, durch die fehlerhafte Winterfruchtbestellung des Herbstes 1853 entstanden, wo ein großer Teil der Weizenaussaat von verdorben gewachsenem Weizen bewirkt wurde, und der Roggen zum großen Teil so nass bestellt wurde, dass die Ernte zur Hälfte fehlschlagen musste. Folgedessen erntete ich 1854 nur 600 Schfl. Weizen incl. 1/4 Futter, 467 Schfl. Roggen excl. Dreschlohn. Im Jahr 1855 litt der Weizen wie allgemein auch Not und gab nur 387 Schfl. 3 M Ausdrusch excl. Dreschlohn, Roggen war sehr stark vom Schnee ausgelegen und gab nur 466 Schfl. 3 1/2 M [...] . Sommerfrüchte waren mittelmäßig im Ertrag. Dass diese Ernteergebnisse nicht dem Instmann so viel Handdienste geben konnten, die er zur Ernährung seiner Familie bedurfte, liegt auf der Hand, besonders da auch der Ertrag der Kartoffeln der drei letzten Jahre ein sehr geringer war, in den ersten Jahren herrschte die Fäule, im letzten Jahr taten die Engerlinge einen unglaublichen Schaden, so dass mitunter kaum 3 bis 4 Schfl. auf 1 Schfl. Aussaat geerntet wurde. Aus diesen Gründen wurde auch ich veranlasst, eine derbe Summe zuzuschießen, um die nötigen Wirtschaftskosten zu bestreiten und den Instleuten Leben und Gesundheit zu erhalten.

Wollen Ew. Hochgeboren den Inst- und Losleuten eine Unterstützung an Saatkartoffeln gnädigst zukommen lassen, so werden Sie aus folgendem Verzeichnis ersehen, welche Personen einer Unterstützung am meisten bedürfen.

In der Hoffnung, dass ich auf diese Weise Ew. Hochgeboren Wunsch gewährt habe, beharre mit der vollkommensten Hochachtung und Ehrerbietung als

Ew. Hochgeboren untertänigster Diener G. C. Rudolph
Neumann Instmann 21 Rtlr. 4 Sgr. 4 D.
Schmittke desgl. 23 Rtlr. 15 Sgr. 4 D.
J. Masuch desgl. 13 18 6
Kiel desgl. 37 3 2
Födderae desgl. 28 18 11
Klingbeil desgl. 36 21 1
Jarreck desgl. 30 12 5
Ch. Masuch desgl. 19 12 10
Mednig desgl. 33 26
Gwiasda desgl. 20 1
Wilefke desgl. 5 4 5
Pamasch Losmann 5 4 5
Folz Losmann 2 29 5
Neumann Witwe(?) 12 29 2
Bartnik Witwe(?) 2 26 9
Gwiasda Wilhelmine 14 10 10

Zitierhinweis

G. C. Rudolph an Carl Meinhard Graf von Lehndorff. Serwillen, 14. Mai 1857. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_wgx_pqg_l3b