Königsberg, den 15. September 1773
Monsieur et très gracieux OncleGanz Königsberg ist au désespoir, dass es der
gnädige Oncle nicht mit ihrer angenehmen Gegenwart beehren wollen. Die Gräfin
Keyserlingk, welche gestern bei
meinem
Karl Leopold Graf von
Schlieben-Sanditten. Er war seit 1747 verheiratet mit
Marie Eleonore, Schwester
von Ernst Ahasverus Heinrich Graf von
Lehndorff, vgl. GStA PK, XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv
Lehndorff-Steinort, Nr. 26 (Ehevertrag).
[Schließen]Vater soupiert hat, kann
sich gar nicht zufrieden geben, Ihnen aus Preußen gehen zu sehn, ohne Sie
sprechen zu können. Lassen Sie also das Bitten der Gräfin, meines Vaters und
meiner Wenigkeit stattfinden, und ändern Sie ihre Denkungsart auf das chapitre.
Obgleich ich nichts davon profitieren könnte, wenn mon cher Oncle auch mitkämen, so würde ich doch meinen reellen Anteil an dem Vergnügen so vieler redlich denkender Leute in Königsberg, welches durch ihre Ankunft veredelt werden würde, nehmen.
Ich gehe morgen Abend von hier ab, Sie werden also erlauben, dass ich mich Ihnen zu Gnade empfehlen darf. Der Himmel bringe Ihnen, gnädiger Oncle, gesund und wohl nach Berlin, und konserviere Sie mir allemal der mir unschätzbare Gnade. Sie werden mir verstatten, dass ich mich öfters von meiner Garnison aus nach der Gesundheit erkundigen darf, und dass ich mich ins Künftige so conduiere, wie es einem ehrliebenden Neveu gehört.
Der gnädigen Tante versichere meiner mehren Ehrfurcht und Ergebenheit, und ich verharre mit dem tiefsten RespektMonsieur et très gracieux Oncle
Votre très humble et très obéissant serviteur Comte de Schlieben
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