Steinort, 10. März 1884

Euer Majestät

tief dankbar durchdrungen von Euer Majestät unwandelbarer Huld und Gnade für mich und die Meinen treibt es mein Herz, Euer Majestät die allerunteränigste Anzeige zu machen, dass meine Tochter Anna sich mit dem Premier-Leutnant im 12. Litauischen Ulanenregiment, Freiherrn von Schrötter, verlobt hat und mein liebes Brautpaar es als schönste Krönung ihres Glückes betrachten würde, wenn Euer Majestät den Bund ihrer Herzen durch Allerhöchst Ihre Genehmigung besiegelten.

Auch drängt es mich, Euer Majestät landesväterliche gnadenspendende Hand zu küssen dafür, dass mein Sohn Euer Majestät die Orden-Gnadenbezeugungen, die meinem seligen Mann von Euer Majestät Huld zuteil geworden, zu Füßen legen durfte, und dass Euer Majestät so gnädige Worte an ihn gerichtet, die lebenslang in seinem Herzen wiederklingen werden.

Gott segne!, Gott erhalte uns unseren geliebten Kaiser, das erfleht bei dem baldigen Segen eines neuen Lebensjahres mit doppelter Inbrunst Euer Majestät alleruntertänigste Anna Gräfin Lehndorff geb. Gräfin Hahn

Zitierhinweis

Anna Gräfin von Lehndorff an Kaiser Wilhelm I. Steinort, 10. März 1884. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_zd5_jpn_my