19. Juni
Besichtigung in Oletzko (Marggrabowa) 9. und 12. Komp. meines Regiments; sehr befriedigend. - 3 Züge 4 Esk. Litauischen Dragoner-Rgts., vortrefflich in allen Gangarten und Evolutionen auf Marktplatz und Pflaster, selbst die Attacken! - Besichtigung in Lyck, 6. und 7. Komp. 3. Garde-Rgts., durchweg sehr gut und vortrefflich. 1. Esk. Litauischen Ulanen-Rgts. Nr. 12, vortrefflich. - Nachmittags nach Steinort; liebenswürdige Empfänge unterwegs. Graf Lehndorff erwartete mich diesseits des Sees und setzte mich über. Freude, liebes Frauchen wieder zu sehen. Gräfin Lehndorff empfing mich im Puder-Marquisenkostüme!
20. Juni
Von Steinort ganz früh, herrlicher Morgen, nach Lötzen. Besichtigung, Füsilier-Bat. 6. Ostpr. Inf.-Rgts. No. 43, ganz ausgezeichnet trotz Hitze und schwierigen Terrains. - Zurück nach Steinort.
21. Juni
Steinort. Kirche in Rosengarten; schwülstige Ansprache des Geistlichen, schwülstige pietistische Predigt. (Die hochgräfliche Gräfin im Kirchengebet!) Ruhetag.
22. Juni
Wieder Trennung vom lieben Frauchen! Von Steinort über Lötzen, Willkühnen
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Wilken
, Arys nach Johannisburg, wo ich auf Generaladjutant Manteuffels Geheiß beim Vater des verrück gewesenen,
strockreaktionären und intriganten Generals Schultz wohnen muss. Vater würdiger alter Geistlicher.
Herzlicher Empfang, auch von der russischen Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Philipponen
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Philipponen mit Brot und Salz empfangen. - Besichtigung der 9. und 12.
Kompanie 3 Garde-Rgts. - Nachmittag nach Bialla ohne Chaussee, wo I. Bat. 3. Garde-Rgt. auf Marktplatz
besichtigt. Zur Nacht nach Johannisburg zurück, woselbst der unglaubliche Sohn Schultz mit
einem patriotischen Verein mich anredete in einer Rede, die mir unverständlich
blieb. Er ist halbtoll.
23. Juni
Von Johannisburg nach Friedrichshof durch die masurischen Wälder an den hübschen Seen vorbei, auf Waldwegen, immer ohnweit der Grenze, mit Kavallerieeskorte. Unterwegs nochmals die Mannschaften vom 3. Garde-Rgt. Felddienst tuend gesehen, mit guten Meldungen. - Landleute wollen wissen: Menotti Garibaldi sei als Orgeldreher verkleidet neulich über die Grenze hergekommen und leite in Ostrolenka Schanzenbauten, zu welchen zahlreiche Spaten verlangt werden!? - Nach Willenberg weiter; großer Empfang, währenddem ein Brief Frauchens eintraf, als eine Dame in der Anrede ihre Abwesenheit bedauerte; ich schenkte ihr das Kuvert. - Besichtigung der 9. Komp. 2. Ostpreuß. Grenadier-Rgts. No. 3 Teil der 3. Esk. Litauischer Ulanen. Recht erfreulich. Zum Schluss von mir geleitete Felddienstübungen mit beiden Waffen; Supposition: Angriff der Insurgenten; ziemlich richtig aufgefasst. Kavallerie nicht immer richtig eingegriffen. Nacht in Willenberg.
24. Juni
Von Willenberg über Kannewiesen, Wallendorf, dem schönen Napiwodaer Forst, wo Empfang durch Forstpersonal, nach Neidenburg, 5 Meilen unchaussiert! Besichtigung auf Marktplatz unter Kommando Generalmajors Grafen Dohna recht erfreulich. - Weiterfahrt nach Soldau; Besichtigung auf Exerzierplatz Ostpreußischen Kürassier-Rgts., Teil der 4. Esk., ungleiche Tempos, Attacke nicht vehement genug, Pferde aber in gutem Zustand. Gendarm Gramanzki von der Leibkompanie 1. Garde-Rgts wiedergesehen. - Weiterfahrt nach Lautenburg; hier außer kgl. Behörden auch 2 auffällige russische Offiziere, anscheinend im Delirium tremens, die sich meldeten. Besichtigung auf Marktplatz. 2. Ostpreuß. Garde-Rgts. No. 3, 2. Komp., nicht sehr befriedigend. Die als Ordonnanzen und zur Aufsicht kommandierten Mannschaften anderer Kompanien des Regiments auffallend verbummelt in Benehmen und Anzug. Dann 2. Esk. Ostpreuß. Kürassier-Rgts. No. 3 auf Feld; recht befriedigend. - Nach Strasburg mit Generalmajor v. Bronsart, woselbst zur Nacht.
Nach der Besichtigung in Strasburg geht es nach Thorn, wo der Kronprinz herzlich durch die Bevölkerung empfangen wird. Er muss, trotzdem er es abgelehnt hatte, die dortige Freimaurer-Loge besuchen. Von Thorn geht es nach Gniewkowo. Das 3. Pommersche Infanterie-Regiment No. 14 hatte in der letzten Zeit viele Desertionen zu verzeichnen. Der Kronprinz notierte auf dem Weg nach Inowraclaw: „Polnischer Schmutz auf den Straßen“.
Zitierhinweis