Berlin, den 19. Dezember 1785

Der König ist wieder etwas unpässlich, und der Prinz Heinrich befindet sich auch nicht wohl. Der Minister von Werder ist gestern auf Ordre in Potsdam gewesen, worin er vier Relationes in Salz-, Fabriken- und Stände-Sachen sehr beschäftiget, so wohl in den Geheimen seines Landes, als auch mit auswärtigen Sachen, wovon man die Wirkung noch erst erfahren wird.

 1785 entzogen die Generalstaaten, eine Ständeversammlung der niederländischen Provinzen, dem Erbstatthalter seine Kommandogewalt über die reguläre Landstreitmacht. 1786 wurde Wilhelm V. als Kapitän-General von Holland und Erbstatthalter abgesetzt, vgl. Pfau, Theodor Philipp von, Geschichte des preußischen Feldzuges in der Provinz Holland, Berlin 1790.
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Das Antwortschreiben des Königs an die Staaten von Holland auf ihre geschickte Antwort wegen des Erbstatthalters ist diesmal wohl sehr scharf abgefasst.
Der König sieht nun die Sache des Prinzen als seine eigene an, und verlangt eklatante Genugtuung. Die Staaten sind darüber sehr betroffen, und es ist wohl zu glauben, dass S. Majestät sich nun des Prinzen mit Nachdruck annehmen werden.

 Friedrich Karl Joseph Reichsfreiherr von Erthal (1719-1802), war der vorletzte Kurfürst und Erzbischof von Mainz sowie Fürstbischof von Worms.
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Die Krankheiten des Kurfürsten von Mainz hält man hier nicht für natürlich, sondern für gewaltsam, weil er als erster Reichsfürst der Berliner Union beigetreten ist.

Zitierhinweis

Tagebuchnotiz von Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Berlin, 19. Dezember 1785. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_j15_n2h_vbb