Torgau, den 16. Februar 1880.
Über die am Sonnabend, den 14. d. M. stattgefundene Feier der silbernen Hochzeit des Herrn Landstallmeisters Grafen Lehndorff zu Graditz teilen wir Folgendes mit:
Schon mehrere Tage vor dem Feste füllte das Schloss sich mit zureisenden Freunden
und Verwandten. Mit Anbruch des Tages (14. Februar) wurde das Jubelpaar durch
den 4-stimmigen Gesang des Chorals: „Lobe den Herrn‟ geweckt. Zwischen 9 und 10
Uhr Vormittags brachte die Kapelle des 72. Rgts. eine Morgenmusik in bekannter
gelungener Ausführung. Nachdem die letzten Verwandten (die beiden älteren Brüder
des Herrn Landstallmeisters Graf
Lehndorff-Steinort und Flügeladjutant Seiner Majestät des
Kaisers, General Graf Lehndorff)
eingetroffen waren, fand um 12 Uhr im Schlosse eine Hausandacht statt, bei
welcher nach Absingung einiger Verse des Liedes „Ach bleib mit deiner Gnade‟ mit
Harmonium-Begleitung Herr Weber,
Pastor aus Zschachau, eine Ansprache
an das Jubelpaar hielt. Nach derselben wurde mit dem letzten Vers des genanten
Liedes die erhebende Feier geschlossen. Abends 7 Uhr, nachdem noch viele
geladene Gäste sich eingefunden, versammelten sich die hohen Herrschaften im
großen Saal, in welchem eine Bühne eingerichtet war. Hier wechselten launige und
ernste Vorträge in Costümes, worauf zwei Lustspiele: „Wer‟ und
Hahn und Hektor. Lustspiel in 3 Aufzügen von Ernst
Raupach.
[Schließen]„Hektor‟ zur Aufführung gelangten. 3 lebende Bilder beschlossen diesen Teil der
Abendunterhaltung. Es kann konstatiert werden, dass alle Zuschauer höchst
befriedigt von den Leistungen der hier als Künstler wirkenden Kinder sowohl als
Herrschaften waren. Ein sich hier anschließendes Mahl und darauf folgendes
Tänzchen bildeten den Schluss dieses für alle Teilnehmer gewiss in angenehmer
Erinnerung bleibenden Tages.
Dass es bei dieser Gelegenheit an einer großen Zahl der herrlichsten Bouquets, prachtvollen Geschenken, zahlreichen Glückwunschtelegrammen und Schreiben, sowie an anderen Zeichen der Liebe und Verehrung, welche dieses hohe Jubelpaar in Nah und Fern genießt, nicht gefehlt hat, braucht wohl keiner weiteren Bemerkung.
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