Am 8. d. M. fand eine Besprechung zwischen dem Reichsernährungsminister Darré und dem Unterzeichneten in Erbhoffragen statt. Dabei führte der Herr Minister etwa Folgendes aus:

1. Der nationalsozialistische Staat hält es für wünschenswert, den Grundbesitz alteingesessener Familien aus deutschem oder artverwandtem Blut in jeder Größe zu binden.

2. Nachdem in diesem Jahr alle Fideikommisse zwangsweise aufgelöst werden, wird eine neue gesetzliche Regelung in nächster Zeit veröffentlicht. Diese sieht nur noch die Bildung von Erbhof oder Schutzforst vor, während keine Waldgüter mehr gebildet werden können. Es wird eine Übergangszeit geschaffen, während der auch die bisherigen Fideikommisse je nach Wahl des Besitzers in die eine oder andere gebundene Form überführt werden oder auch freier Besitz bleiben können. Etwa schon laufende Erbhofanträge sind auf Grund des neuen Gesetzes soweit nötig abzuändern.

3. Der Erbhof bleibt als wichtigste Art der Bindung auch für den großen Besitz bestehen. Hierbei wird noch auf folgende besondere Fragen hingewiesen:

a) Der Reichsernährungsminister entscheidet über den Erbhofantrag allein. Die Stellungnahme des Kreisbauernführers bzw. Landesbauernführers ist von untergeordneter Bedeutung. Niemand soll sich daher durch etwa ablehnende Haltung der unteren Organe von der Stellung eines Erbhofantrags abhalten lassen.

b) Es wird prinzipiell keine Landauflage bei der Erbhofbildung verlangt. Bei stark verschuldeten Betrieben kann jedoch ein vorheriger Landabverkauf zur Sanierung gefordert werden. Sollten besondere dringende Wünsche für Anliegersiedlungen bestehen, so sind diese in einzelnen Fällen zu berücksichtigen.

4. Schließlich wurde nochmals nachdrücklich darauf hingewiesen, dass alle Besitze jeder Größe, die den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen, auf Antrag Erbhof werden können.

z. Zt. Prökelwitz, d. 11. Juli 1938

Zitierhinweis

Promemoria. Prökelwitz, 11. Juli 1938 . In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_olg_lcf_2cb