In den Nachträgen ist ergänzt: „Man sagt, dass
die Kriegsvorbereitungen den König allein schon eine Million Taler zu
stehen kommen, abgesehen davon, was es den einzelnen kostet. Ach, was
sind meine Mitmenschen für Narren!“
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18./19. Juni. In Schönhausen. Die freie Zeit widme ich der
Lektüre. - Fortwährend gehen und kommen Kuriere von den verschiedenen Höfen. Wir
stehen am Vorabend großer Ereignisse.
Editorische Auslassung [...]
21./22. Juni. Ich war nach Landsberg gereist, einem zerstörten, einst
meinen Ahnen gehörenden Schloss, das von Friedrich I.
angekauft und verschönert, von Friedrich
Wilhelm I. aber teilweise niedergerissen wurde. Dessen Großvater Gerhard Ahasverus
hatte 1678 mit Luise
Wilhelmine, Tochter des kurbrandenburgischen Staatsministers
Otto Freiherr von Schwerin,
die (zweite) Ehe geschlossen. Zur Geschichte des Schlosses hier.
[Schließen]Man hatte mir gesagt, dass mein Ahnherr noch ganz unversehrt im Sarg
läge. Ich wollte ihn nun sehen, aber die Familie Schwerin hat vor drei
Jahren die Grabgewölbe vermauern lassen. So konnte ich meine Neugierde nicht
befriedigen, und ich kehrte in der Nacht nach Berlin zurück.
23. Juni. Ich diniere bei Mitchell, wo nur vom Krieg gesprochen wird. Unsere Regimenter marschieren nach Pommern, augenscheinlich weil wir die Russen fürchten, die sich, wie es heißt, wider des Königs Erwarten mit den Franzosen verbünden wollen. Ich zittere für mein armes Vaterland Preußen. Man behauptet, dass Frankreich in einem geheimen Artikel Österreich die Wiedervereinigung Schlesiens zusichert.
Editorische Auslassung [...]
26. Juni. Der König kommt an. Es gibt viele Leute, die eigens an den Hof kommen in der Erwartung, dass Lord Holderneffe vom König in Audienz empfangen werden wird. Die Leute lassen den Gesandten herkommen, während er ruhig in London lebt, und senden ihn, nachdem er hier seine Angelegenheiten erledigt hat, nach Petersburg, um den dortigen Hof an seine alten Zusagen zu erinnern. Fest steht für alle Fälle, dass unsere ganze Armee in Bewegung ist, dass die Offiziere ihre Kriegsrüstung besorgen und die Geldnot groß ist.
Editorische Auslassung [...]
1. bis 6. Juli. Editorische Auslassung [...] Der Kriegslärm legt sich etwas; ich glaube eher, dass man es satt hat, davon zu reden, als dass man den Krieg wirklich nicht mehr befürchten sollte. Die Offiziere fahren fort, ihre Kriegsausrüstung zu besorgen und die Regimenter ihre Garnisonen in Pommern zu wechseln. Kurzum, das Ganze ist ein Rätsel, das sich bald lösen muss. Viele alte Generale nehmen ihren Abschied, weshalb es in der Armee ein bedeutendes Avancement gibt.
Editorische Auslassung [...]
9. Juli. Editorische Auslassung [...] Die Zeitläufe sind recht sonderbar; wir rüsten uns immer auf den Krieg, ohne in Wahrheit unsere Feinde zu kennen. Nach der öffentlichen Meinung haben wir mit Ausnahme von England so ziemlich ganz Europa zum Feinde. Ich glaube aber doch, dass wir das Reich auf unserer Seite haben werden, da der Wiener Hof durch sein Bündnis mit Frankreich den Leuten doch zu sehr vor den Kopf gestoßen hat. - Ich mache mit dem englischen Gesandten bei dem Kaufmann Jordan ein außergewöhnliches Diner mit; mehrere Kaufleute nämlich und Diener des Wortes Gottes sind dabei. Jordans Frau war meine Erzieherin, die ich immer in dankbarem Andenken behalten werde. Solche Gesellschaften, die so verschieden von denen sind, die ich für gewöhnlich mitmache, haben für mich einen besonderen Reiz, da ich so gerne die verschiedenen menschlichen Charaktere kennen lerne.
Editorische Auslassung [...]
13. Juli. Editorische Auslassung [...] Die Kriegsaussichten verursachen den Offizieren schreckliche Ausgaben, während sie nicht einen Heller besitzen. Es ist trostlos zu sehen, welche Mühe sie sich geben, jemand zu finden, der ihnen Geld vorschießt. Editorische Auslassung [...] Jetzt gibt es nur Auszeichnungen für die Engländer, was natürlich alle von der französischen Allianz heftig verschnupft. Der alte Valory, der französische Gesandte, ist ganz fassungslos; er, der so lange der Lieblingsgesandte war, sieht sich plötzlich von dem englischen ganz in den Hintergrund gedrängt.
Editorische Auslassung [...]
15. Juli. Editorische Auslassung [...] Alle Welt beschäftigt sich mit der Revolution in Schweden. Eine Zeitlang fürchtete man, dass die gute Königin Ulrike sehr leicht zu ihren heimischen Penaten zurückgeschickt werden könnte, aber man gibt sich im schwedischen Senat den Anschein, als wüsste man nicht, dass der Hof in die Verschwörung mit verwickelt ist. Alle vernünftigen Leute finden auch die Haltung des schwedischen Hofes unberechtigt und undankbar. Ein kleiner holsteinischer Prinz, den man, weil er gefiel, gewählt hat, und der noch nichts getan hat, um den Dank der Nation zu verdienen, lässt sich es plötzlich einfallen, sich zum Alleinherrscher machen zu wollen. Ich glaube wohl, dass die Königin das meiste dabei getan hat, und ich fürchte sehr, dass sie es ihr Leben lang bereuen wird, umso mehr, als man ihr bis dahin die größte Achtung bewiesen hat.
Editorische Auslassung [...]
24. Juli. Bei Wulfenstjerna mit mehreren Gesandten. Die Herren schauen alle so unruhig und bedenklich drein, natürlich wegen unserer Kriegsrüstungen. Der französische und der österreichische Gesandte versichern, dass der Teufel sie holen solle, wenn ihre Herren irgendwelche Absichten auf ein Stück von Deutschland hätten. Alle unsere Vorbereitungen werden aber doch in der Annahme getroffen, dass diese beiden Mächte uns angreifen wollen. Nun, die Zeit wird unsere Zweifel lösen.
Editorische Auslassung [...]
26. Juli. Der König kommt an, erteilt dem französischen Gesandten eine Audienz von drei Minuten und dem englischen eine von 1 3/4 Stunden. Es ist noch nicht ein halbes Jahr her, dass man einen Engländer nicht einmal ansah. Editorische Auslassung [...]
Editorische Auslassung [...]
4. August. Beim schwedischen Gesandten. Man hat Nachrichten aus Schweden, dass die Hinrichtung der Männer, die sich gegen die Freiheit des Vaterlandes verschworen hatten, vollzogen ist. Zu dumm, sich für die Großen zu opfern. - Der Kriegslärm geht immer weiter. Editorische Auslassung [...]
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