31. Januar. Editorische Auslassung [...] Unsere Besorgnis um Preußen wird größer. Wenn ich daran denke, welchen Gang die Dinge nehmen können, zittere ich. Wenn man an die Weisheit, die schöne Armee und das Glück des Königs denkt, darf man wohl auf viel Ruhm und große Ereignisse hoffen, aber wenn man sich andererseits vergegenwärtigt, dass Frankreich, Österreich und Russland samt dem ganzen Reich sich gegen uns vereinigt haben, so sträuben sich einem die Haare. Gott schütze mein armes Vaterland! Alle Welt ist über den Markgrafen von Ansbach entrüstet, der auf dem Reichstag unseren König im Stich gelassen hat, um sich auf Österreichs Seite zu stellen.
Editorische Auslassung [...]
11. bis 22. Februar. Editorische Auslassung [...] Was mich anbetrifft, so sehe ich mich von einem Tage zum anderen in eine immer traurigere Lage versetzt. Die Russen sind an der preußischen Grenze; wenn unsere Truppen nicht die Oberhand behalten, dann bin ich am Bettelstab. Doch das muss man alles der Vorsehung anheimstellen, ruhig weiterleben und den Wunsch auf vollkommenes Glück aus seinem Dasein streichen; ein solcher Zustand ist den elenden Sterblichen nicht beschieden. Editorische Auslassung [...]
23. Februar. Editorische Auslassung [...]
Am 23.
Februar schreibt Lehndorff: „Ich diniere beim Markgrafen Heinrich. Er
führt doch ein zu trauriges Dasein. Während alles im Kriege ist, lässt
der König ihn und seinen Bruder zu Hause, damit sie ihren Kohl pflanzen
Die Prinzen behandeln ihn wie einen Geächteten, und demgemäß wird er
gemieden. Und doch hat er das große Verdienst, dass er seine Kinder aufs
Beste erzieht; es sind zwei junge Prinzessinnen, von denen man das Beste
hoffen kann.“ Vgl. Giebel, Tagebücher, S. 310 ff.
[Schließen]Als ich vom Markgrafen
Heinrich komme,
finde ich einen sehr traurigen Brief von meiner Mutter vor. Alles ist dort in Aufruhr. Die Russen sind an den
Grenzen, und wir sehen unseren Ruin vor Augen. Als ich abends an den Hof komme,
erfahre ich zur Erhöhung meines Kummers, dass das Regiment des Prinzen Heinrich in Ostritz, demselben Ort, wo Blumenthal gefallen ist, neue Verluste gehabt
hat. Die Kroaten haben uns 28 Mann sowie den Major Götze getötet; der Major Knobelsdorff, der Hauptmann Geuder und der Leutnant Röder sind gefangen. Die Österreicher waren im ganzen 14.000 Mann
stark und hatten sich in verschiedene Korps geteilt, um alle Vorposten auf einmal
anzugreifen, damit diese einander nicht zu Hilfe kommen konnten. Trotz dieser
numerischen Überlegenheit haben sich unsere Truppen in allen ihren Stellungen
behauptet. Ein junger Schwerin vom Regiment v. Münchow hat mit 28 Mann drei Stunden
lang 400 Österreichern die Spitze geboten; er hatte sich in eine Mühle
zurückgezogen. Die Österreicher haben große Verluste erlitten, aber da sie immer
ihre Toten und Verwundeten mitnehmen, kann man deren Zahl nicht feststellen. Ein
Prinz Liechtenstein ist an seinen Wunden,
die er bei dieser Gelegenheit empfangen hat, gestorben.
Editorische Auslassung [...]
Am selben Tag diniert er bei von Wulfenstjerna, um Graf Horn vor dessen Abreise nach
Schweden zu sehen, der in der preußischen Armee nicht dienen darf.
„Der Mann hätte unserem König manchen Aufschluss über die
russische Armee geben können, da er sie gründlich kennt.“ Vgl.
Giebel, Tagebücher, S. 347.
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18. März. In Preußen ist alles ruhig. Die Russen sind zurückgegangen. Man führt
dafür mehrere Gründe an, so die Krankheit der Kaiserin, Uneinigkeit des Ministeriums, Reibungen zwischen Bestushew und Boronzow, Der wirkliche Grund ist indes, wie ich glaube, der, dass
ihnen die fünf Millionen Gulden in Holland entgangen sind, mit denen diese Herren
den Marsch ihrer Truppen zu bezahlen gehofft hatten, und die unser Resident im Haag,
v. d. Hellen, dem König in die Hände
gespielt hat.
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