30. März.   Editorische Auslassung [...] Den Abend verbringe ich bei der Marschallin Schmettow, wo alles sehr über die Nachricht aufgebracht ist, dass zwei Bataillone jener Sachsen, die man bei der Einnahme von Pirna gefangen genommen und aus denen man die Regimenter Loën und Bevern formiert hatte, davongelaufen seien und geradewegs nach Polen marschierten. General Schmettow, der von Dresden zurück ist, erzählt uns mehrere Anekdoten von dort. Man hat die Gräfin Ogilvy, die Oberhofmeisterin bei der Königin von Polen, nebst ihrer Tochter wegen unerlaubten Briefwechsels festgenommen. Der Hofmarschall Kessel befindet sich im gleichen Falle. Weshalb, zum Teufel, müssen sie sich denn mit Schreibereien befassen! Unser König, immer gut und gnädig, ließ diese ganze Klatschbande wieder frei, sobald die Königin von Polen für sie eingetreten war.

Zitierhinweis

Tagebucheintrag von Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Berlin, 30. März 1757. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_yrt_4cf_ndb