Karl Leopold Graf von Schlieben an Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Gerdauen, 20. Januar 1786
Er bedankt sich für die Lieferung von Fischen. Er ist seit 6 Wochen erkrankt,
müsse nun aber wegen einer finanziellen Angelegenheit nach Königsberg. Nach seinen Nachrichten solle es
dort recht manierlich zugehen. Man freit und lässt sich freien,
Herr Graf Truchseß von
Capustigall mit Fräulein von Kalnein
,
Herr von
Ostau von Quanditten mit Fräulein von
Tiedemann
, welche beide Dames Stiefkinder überkommen, die
teils älter wie sie selbsten sind, teils der Unterschied sehr gering. Wenn die
avantageuse
Verlobung des Grafen von
Keyserlingk
so
ist, wie man sie angibt, so gratuliere ihm dazu von ganzem Herzen, denn die
Braut sei schön wie Venus, jung wie Hebe, tugendsam wie Minerva
und besitze überdies ein Vermögen von 250.000 Rtlr. - Er bedauert die Baronin von Beynuhnen, deren Sohn
seine besten Lebensjahre in der Festung verschleudern muss.
Diese könne der gute Quittainer nicht wieder redressieren, und schreibe
er auch noch etliche Briefe. Der aus Königsberg zurückgekehrte Lehnssekretarius berichte, dass man
dort weder von einer Landplage, noch von schlechten Zeiten etwas
wisse, statt dessen gäbe es Soupers und Assembleen und die Ärzte seien mit
Magenkuren beschäftigt. Auch General von Anhalt habe am Krönungstag, dem 18. Januar,
eine Feierlichkeit gegeben, ein Zeichen, dass Exzellenz sich wieder
kommunizieren. In der Sache des Herrn Glave soll es schlecht stehen und man sehe seiner Verhaftung in
Königsberg entgegen, doch könne
man nicht immer glauben, was die Leute lügen.