Tagebucheinträge von Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Berlin, April bis September 1766

Ende April erhält Lehndorff die Erlaubnis, nach Preußen zu reisen. Er hatte sich bereits an den Höfen verabschiedet, als seine Frau schwer erkrankt. Statt nach Preußen, reist er mit ihr nach Bad Ems; ohne 1.000 Taler Zuschuss seiner Schwiegermutter hätte er sich die Reise nicht leisten können. In Ems ist Gräfin Dönhoff die einzige Dame von Stande, die anderen Gäste sind Frankfurter Kaufmannsfamilien, die der dortige Adel meidet, da er sehr hochfahrend sei, worüber er sich hinwegsetzt. Da die Kur keinen Erfolg hat, reisen beide nach Koblenz. Hier besucht Lehndorff den Kurfürsten und erfährt von der Unruhe wegen der neuen Zölle, die der König von Preußen auf die Waren gelegt hat, die durch seine Staaten gehen, da man den Rückgang des Handels der Städte am Rhein befürchtet. Lehndorff besucht auch Neuwied und die dortige Herrnhuter Brüdergemeinde. -Die Kur in Koblenz bleibt ohne Erfolg, am 23. Juli stirbt Marie von Lehndorff. Lehndorff schreibt: Sein Glück sei groß gewesen, der Verlust nicht minder; er habe eine junge, hübsche und reiche Frau und seine vier Kinder verloren. Da man sich in der Residenz eines katholischen Kurfürsten befindet, befürchtet er Schwierigkeiten und verfügte die Überführung nach Neuwied in einem Leichenkleid aus weißem, mit Spitzen garnierten Seidenstoff in der Nacht des 25. Juli. Die Beisetzung findet in der lutherischen Kirche statt, wo man unter der Kanzel ein Grabgewölbe errichtet hat. Die Freundlichkeit, die der hohe Adel von Koblenz - in einem katholischen Land - ihm erwiesen habe, werde er nie vergessen. - Als Witwer kehrt er nach Berlin zurück und folgt einer Einladung nach Rheinsberg. Im September überbringt er seiner Schwiegermutter in Magdeburg die Nachricht. Sie sei sehr freundlich gewesen, aber er bekam darum nicht einen Taler mehr und suche mich mit meinen Angelegenheiten abzufinden.

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