Tagebucheinträge von Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Januar bis
Juli 1777
Die Rückkehr von Stonsdorf verbindet
Lehndorff mit einer längeren Reise, da er eine Schule für seinen Sohn aussuchen
möchte.
In Breslau lernt er Oberbaurat Langhans kennen,
der nach seiner
Ansicht der bedeutendste Architekt in den Staaten des Königs ist,
sowie den italienischen Maler Campili.
In Leipzig begegnet er dem
Kupferstecher Bause und dem Maler
Graff und besucht das Atelier des
Bildhauers, Malers und Kupferstechers Oeser. In Halle
besucht er die Franckeschen Stiftungen, in Dessau das Philantrophinum. - Nach einer Unterbrechung in
Berlin und Rheinsberg wird die Reise im Juni
fortgesetzt. In Leipzig besucht
Lehndorff Buchhandlungen und Läden und erwirbt Stiche. - Am 21. Juli bringt er
seinen lieben Carl zum Prediger
Reclam in Pension. Die
Pension sei zwar teuer, aber er wolle nicht sparen. Pastor Reclam ist ein
sanftes Gemüt, kenntnisreich und bieder. Seine Gattin, eine geborene Stosch,
ist durch ihre Gelehrsamkeit und ihre Dichtungen berühmt. Sie besitzt große
Herzensgüte. So hoffe ich denn, dass mein Liebling eines Tages ein
gottesfürchtiger Mann, guter Staatsbürger und liebevoller Sohn sein
wird. - Im Juli bezieht er sein Haus in Berlin, nachdem sein Mieter,
Schauspieldirektor v.
Arnheim
,
ausgezogen ist, der das Haus in gräulicher Verfassung
hinterlässt.