Knopf:UB Buffon 1781 Knopf

Buffon, George Louis Le Clerc Comte de / Hackmann, J E (Üb):
Epochen der Natur, 2 Bde.
(St. Petersburg 1781)

Exemplar: <7> / digitalisiert: Kurt Stueber, Koeln, MPI Zuechtungsforschung [Internetressource]
Ein Auszug nach dem französischen Text von 1778, in SamPhys, Bd. 2 (1780).
Adickes 1911, S.: 084, 184, 209 //
Adickes 1911a, S.: 006, 104f., 108, 111f., 120, 132, 136-139, 144, 151, 155, 159, 169-171/


Gliederbau:

Bd. 1:
001-067: [Discours préliminaire]
068-100: 1. Epoche: Feuer
101-139: 2. Epoche: Harte Oberfläche
140-204: 3. Epoche: Meer bedeckt die Oberfläche

Bd. 2
003-036: 4. Epoche: Meer // Land
037-062: 5. Epoche: Südliche Tiere (Elephant) im Norden
063-134: 6. Epoche: Trennung Amerika
135-174: 7. Epoche: Menschen
174-190: Erläuterungen und Abbildungen (u. a. je eine Karte der Polarregion)


Band 1

S. 5: Diese verschiedenen Veränderungen der Natur nenne ich ihre Epochen. Die Natur ist verschiedene Zustände durchgegangen: die Oberfläche des Erdbodens hat verschiedene Gestalten angenommen; selbst die Himmel haben sich verändert, und die ganze physische Welt ist, wie die moralische, in einem ewigen Flusse auf einander folgender Veränderungen. Der Zustand, in dem wir izt die Natur sehen, ist eben so unser Werk wie das ihrige. Wir veränderten, modificirten sie und lenkten sie nach unseren Bedürfnissen und Begierden; wir gründeten, bebauten und befruchteten die Erde; ihre jetzige Gestalt ist also sehr weit von der verschieden, die sie vor Erfindung der Künste hatte. Das güldene Zeitalter der Moral, oder vielmehr der Fabel, ist das eiserne der Physik und der Wahrheit.

S. 7:
Erste Thatsache.
Die Erde ist unter dem Aequator erhaben und an den Polen mehr platt gedrückt, in dem Verhältniß der Gesetze der Schwere und der Centrifugalkraft.

Zweyte Thatsache.
Die Erdkugel hat eine eigenthümliche Wärme, die von der unabhängig ist, die sie von der Sonne empfängt.

S. 8:
£{Doe-058,15}
Dritte Thatsache.
Die Wärme, die unsre Erde von der Sonne bekömmt, ist geringe in Vergleichung ihrer eigenthümlichen, und die Sonnenwärme würde nicht allein hinreichen, um Leben in der Natur zu erhalten.

Vierte Thatsache.
Die Erde besteht hauptsächlich aus glasartigen Materien, und solchen, die alle in Glas verwandelt werden können.

Fünfte Thatsache.
Auf der ganzen Oberfläche des Erdbodens uns selbst auf Gebürgen, bis zu einer Höhe von 1.500 oder 2.000 Toisen findet man eine unendliche Menge von Schalthieren und andern Trümmern der Producte der See.

S. 10:
£{Doe-024,09}
Die innre Wärme der Erdkugel, die wirklich noch izt viel größer ist, wie die Wärme, die wir von der Sonne bekommen, beweiset, daß das Feuer in dem die Erde in den ältesten Zeiten geschmolzen war, noch lange nicht ganz verflogen ist: die Oberfläche der Erde ist kälter wie ihr Innres.

S. 36: Wir haben gesehen, daß die Erdkugel, wie sie ihre Gestalt annahm, sich in einem flüßigen Zustande befand; und es ist bewiesen, daß, da das Wasser niemals die Erdkörper habe auflösen können, diese Flüßigkeit durch Feuer müssse bewirkt worden seyn. Um aber aus diesem Zustande des Brandes und der Schmelzung in eine gemäßigtere Wärme überzugehen, wurde Zeit erfordert: die Erde konnte nicht auf einmal ihren itzigen Grad der Kälte annehmen; die eigene Wärme der Erde mußte also in den ersten Zeiten nach ihrer Bildung unendlich größer seyn, wie die Wärme, die sie von der Sonne bekömmt, weil sie noch itzt viel stärker ist.

S. 37: Eine sechste Epoche, die in spätere Zeiten, als die fünf ersten, fällt, ist die Trennung der beyden festen Länder unsers Erdboden. Es ist gewiß, daß sie nicht zu der Zeit getrennet waren, wie die Elephanten sowohl in den Nordländern von Amerika, als in Europa und Asien lebten; denn man findet Knochen von ihnen in Sibirien, Rußland und Canada.

S. 38f. Anm.:
£{Doe-057',06}
Man findet Zähne und Knochen von Elephanten, nicht nur in Sibirien, Rußland und Canada, sondern auch in Polen, Frankreich und Italien. [...]
Herr Pallas, ein vortrefflicher Naturkündiger, fand auf seiner Reise in Sibirien vor einigen Jahren eine große Menge von Elephantenknochen und ein ganzes Gerippe von einem Nashorn, das nur einige Fuß tief in der Erde lag.
»Man hat bey Swijäzk, im Kasanischen, ungeheure Elephantenknochen entdeckt, die man in einer Gegend fand, die lange überschwemmt gewesen war. Man darf daher nicht zweifeln, daß nicht die Erde die wunderbare Revolution erlitten habe, wodurch das Klima, die Gewächse und die Thiere aller Länder verändert wurden. Diese Denkmäler der Natur beweisen, daß / die Länder, die itzt der strengsten Kälte ausgesetzt sind, ehemals unter dem milden südlichen Klima lagen.« Journal de Politique et de Litterature, 5. Januar 1776. Art. Petersburg.
S. 39
£{Doe-073,21} / £{Doe-168,17}
Die Entdeckung von Gerippen und Zähnen von Elephanten in Canada ist neulich gemacht worden, und ich war einer der ersten, dem der verstorbene Herr Collinson, Mitglied der königlichen Gesellschaft in London, Nachricht davon gab. Ich will seinen Brief hier mittheilen.
›Herr Georg Croghan hat mich versichert, daß er auf seinen Reisen, die er in den Jahren 1765 und 1766 in den Ländern am Ohioflusse machte, ohngefähr 4 Meilen (englische) südöstlich von diesem Flusse, der 640 Meilen von dem Fort du Quesne (welches die Engländer Pitsbury nennen,) entfernet ist, bey einer großen Salzpfütze, wo sich die wilden Thiere zu gewissen Zeiten des Jahres versammlen, große Knochen und Zähne gefunden habe. So entdeckte er an einem erhabenen Ufer des Sees eine ungeheure Menge von Knochen sehr großer Thiere, und aus der Länge und Gestalt dieser Knochen und Zähne muß man schließen, daß sie von Elephanten waren. Ich schicke Ihnen hier von diesen großen Zähnen; [...].‹

S. 43-45 Anm.
£{Doe-072',12}
Die großen versteinerten Schnecken, von denen einige etliche Fuß im Durchschnitte haben. [../.] Ich habe versteinerte Ammonshörner von zwey und drey Fuß im Durchschnitte gesehen; und glaubwürdige Personen haben mich versichert, daß man in Champagne eines gefunden hat, das größer war wie ein Mühlstein, denn es hielt 8 Fuß im Durchschnitte und war einen Fuß dick.

S. 57f. Auszug des Reise-Journals des Herrn Croghan, gehalten auf dem Flusse Ohio und zugeschickt dem Herrn Franklin, im May 1765.

S. 58f.: [...] und ich will hier noch einen Auszug von dem hinzuthun, was mir Herr Collinson vorher über diese in Amerika gefundenen Knochen geschrieben hatte.
£{Doe-073,21} / £{Doe-168,17}
›Ohngefähr anderhalb Meilen von Flusse Ohio waren 6 ungeheure Gerippe, die aufrecht in der Erde lagen; die Vorderzähne waren 5 bis 6 Fuß lang, und eben von der Gestalt und Substanz, wie die Elephantenzähne. An der Wurzel waren sie 30 Zoll dick, und liefen nach oben immer dünner zu. Man konnte aber nicht sehen, wie sie im Kinnladen festsaßen, weil sie in Stücke zerbrochen waren. [...] Ueberdem giebt es an demselben Platze auch große Backenzähne, / die nicht vom Elephanten, sondern vielmehr vom Flußpferde zu seyn scheinen; er hat einige von diesen Zähnen mit nach London gebracht: zwey waren darunter, die zusammen 9 Pfund und ein Viertel wogen. Er sagt, daß der Kinnbacken beynahe 3 Fuß lang und so schwer war, daß 2 Menschen ihn nicht tragen konnten. [...]‹

S. 59f.: ›Der Salzmorast, wo man die Elephantenknochen gefunden hat, ist nur vier Meilen vom Ohio entfernt, liegt aber wenigstens siebenhundert Meilen von der nächsten Seeküste ab. [../.] Die Elephantenknochen befinden sich in einer Erderhöhung, oder vielmehr in einem Ufer, das den Salzteich umgiebt und fünf oder sechs Fuß über ihn hervorragt. Man sieht da eine Menge von Knochen und Zähnen, die von außerordentlich großen Thieren seyn müssen; es giebt darunter Vorderzähne, die beynahe 7 Fuß lang sind und ein sehr schönes Elfenbein haben: man kann also nicht zweifeln, daß sie von Elephanten sind; aber sonderbar ist es, daß man bis itzt unter diesen Zähnen noch keine gewöhnliche Backenzähne von Elephanten gefunden hat, sondern bloß eine Menge von großen Zähnen, deren jeder fünf oder sechs stumpfe Spitzen hat, die nur von einem Thiere von ungeheurer Größe seyn können. Diese großen viereckigen Zähne haben keine Aehnlichkeit mit den Backenzähnen der Elephanten, die platt sind, und deren Breite vier oder fünfmal ihre Dicke übertrifft; so daß diese großen Backenzähne den Zähnen keines der bekannten Thiere ähnlich sind.‹

S. 62: [...], so kann man sich schon vorstellen, wie ungeheuer ein Kopf muß gewesen seyn, der wenigstens 16 Backenzähne hatte, wovon jeder 10 oder 11 Pfund wog.

S. 63: Alles bewegt mich daher zu glauben, daß diese alte Thierart, die man für die erste und größte aller Landthiere halten muß, nur in den ersten Weltaltern existirte und nicht bis zu uns gekommen ist: [...].

S. 66f.: Herr Tozzetti, ein gelehrter italiänischer Naturkündiger, erzählet, daß man in den Thälern um den Fluß Arno Knochen von Elephanten und andern Landthieren in großer Menge hie und da in den Erdlagen zerstreut gefunden hat, und er sagt, daß man daraus vermuthen müsse, daß die Elephanten vor Alters in Europa, und besonders im Großherzogthum Toscana einheimisch waren. [Als Quelle: Journal Étranger, Dezember 1755]

S. 70: Da wir in der Natur keine andere Ursache der Wärme und kein Feuer kennen, als das Feuer der Sonne, das die Erdmasse und die Planeten habe schmelzen können, so glaube ich, daß man, wenn man nicht zugeben will, daß die Planeten aus der Sonne entstanden sind, wenigstens gezwungen ist anzunehmen, daß sie der Hitze des Gestirns sehr nahe ausgesetzt waren, weil sie sonst nicht hätten schmelzen können.


Erste Epoche. Da die Erde und die Planeten ihre Gestalt bekamen (68ff.)

S. 97:
£{Doe-068',13}
Ich muß nur noch vorher eine Art von Einwurf beantworten, den man mir schon über die lange Dauer dieser Zeiten gemacht hat. Warum wirft man uns, hat man mir gesagt, in einen solchen ungeheuren Zeitraum, in eine Dauer von fünf und siebenzig tausend Jahren? Denn nach meiner Vorstellung, sagt man, ist die Erde 75.000 Jahre alt, und die belebte Natur muß sich noch 93.000 Jahre erhalten. Ist es leicht, oder ist es einmal möglich, sich von dem Ganzen oder den Theilen einer so langen Reihe von Jahrhunderten eine Vorstellung zu machen? [...], und man wird sehen, daß ich die Dauer der Zeit nicht allein nicht ohne Noth größer gemacht, sondern vielleicht sie noch gar zu kurz angesetzt habe.

S. 99:
£{Doe-068',10}
Wir können aber von dem allmähligen und täglichen Niederschlage des Wassers nach den Blättern des Tafelschiefers urtheilen; diese sind so dünne, daß man in der Dicke einer Linie ein Dutzend zählet. Nehme ich nun an, daß jede Fluth einen Niederschlag absetzt, der die Dicke eines Zwölftheils einer Linie hat, das heißt, jeder Tag den sechsten Theil einer Linie, so wird die Lage in 6 Tagen einer Linie, in 26 Tagen 6 Linien, und folglich in einem Jahre ohngefähr 5 Zoll dick werden; es würden daher mehr als vierzehn tausend Jahre zu Aufhäufung eines Thonhügels, der tausend Ruthen hoch wäre erfordert werden.


Zweyte Epoche. Wie die Materie ihre Härte bekam, den innern Felskern der Erdkugel und die großen glasartigen Massen auf der Oberfläche bildete. (101-139.)

S. 105 Anm.
£{Doe-024,09}
[...] Resultat ist, daß die Erdkugel hauptsächlich von ihrer Oberfläche bis zum Mittelpunkt, aus einer glasartigen Materie besteht, die etwas dichter ist wie das reine Glas; der Mond, aus einer Materie, die so dicht ist, wie der Kalkstein; Mars, [...].

[Ursprung und Fundorte der Metalle: 118-127]


Dritte Epoche. Wie das Wasser unsern Erdboden bedeckte (140-204)

S. 152-158 [Eine lange Anmerkung:] Wir sehen aus übrig gebliebenen Denkmälern, daß es in verschiedenen Thierarten Riesen gegeben hat. [...]
S. 157 Anm.: [...] der alte Elephant also, dem der 10 Fuß lange Vorderzahn gehörte, von dem wir die Bruchstücke haben, war eben so gut eine Riese in seiner Art, wie der Elephant, von dem wir den Hüftknochen haben, der ein Drittheil größer und dicker ist, wie die Hüftknochen der gewöhnlichen Elephanten.


Band 2

Vierte Epoche. Da das Wasser abfloß und die Vulcane zu brennen anfiengen. (3-36)


Fünfte Epoche. Da die Elephanten und andern südlichen Thiere die nördlichen Länder bewohnten. (37-62)


Sechste Epoche. Da die festen Länder von einander getrennt wurden. (63-134)


Siebente und letztze Epoche. Da die Kraft des Menschen die Kraft der Natur unterstützte. (135-173)

S. 139f. Anfang der menschl. Kultur: südli. Sibirien (44-55 Grad) /
S. 161f. Veränderung der Witterung durch menschl. Eingriffe (Wälder, Fluesse; Pennsylvania Hughes Williamson)

S. 165f.:
£{Doe-100',01} / £{Doh-119,05} / £{Wol-173R}
[...]; indem er [der Mensch] die nützlichen Thiere zähmte und ihre Vermehrung beförderte. Unter dreyhundert Arten vierfüßiger Thiere und funfzehn hundert Vögelarten, welche den Erdboden bevölkern, wählte der Mensch neunzehn oder zwanzig [Note: Der Elephant, das Kameel, das Pferd, der Esel, der Ochse, das Schaf, die Ziege, das Schwein, der Hund, die Katze, der Lama, das chilische Schafkameel, der / Büffel, die Hühner, die Gänse, die Truthühner, die Enten, die Pfauen, die Fasanen, die Tauben.]; und diese zwanzig / Arten spielen eine größere Rolle in der Natur und thun der Erde mehr Gutes als alle andern Thierarten zusammengenommen. Sie spielen eine größere Rolle, weil sie von dem Menschen geleitet werden, und weil er sie zum Erstaunen vervielfältiget hat: sie wirken in Verbindung mit ihm alles Gute, das man von der weisen Anwendung von Stärke und Kraft für den Anbau der Erde, [...], erwarten kann.
[...] Man hat das Huhn und das Schwein in den am wenigsten besuchten Theilen der Erde gefunden, wie in Otaheita und andern Inseln, welche von je her unbekannt und von allen festen Ländern sehr weit entfernt waren; es scheint daher, daß diese Thiere den Menschen auf allen seinen Wanderungen begleiteten.


Datum: 26.04.2011 / 25.07.2012 / ... / 31.01.2019 / 29.08.2019