|B_Holstein_(1757/59)_
Privatbesitz: Familie Stahlberg (1984)
Transkript: Januar 1999 (23. Januar 2006 / 20.02.2007 / .../1.10.2007 / 02.11.2007 / 25.02.2008 / ../ 12.08.2008 / 31.10.2010 / 2/25/2011)

Blaue Schrift: Zusätze von Kant's eigener Hand
Rot: Codierung der Transkription. [Legende]

Knopf

 

/|P_1 δLage A

/ ≥ Vorlesungen
/des
/Profeßor Kant über die
Physische Geographie die er
mir in den Jahren 1772/3 gehalten
zum Andencken dieses großen Mannes
von ihm selbst erhalten. Die in diesem
Manuscript befindlichen Correcturen
sind von seiner eigenen Hand.

/ FH v Holstein

/|P_2 δleer

/|P_3

/{1- ≥ Physische Geographie.

/ Vorbereitung ≤

/Die Erde ist ein beynahe kugelrunder Welt_Körper.
Ihr Diameter ist 1720 und ihr Umkreis 5400 deutsche Meilen.
Dieselbe sind geographische deutsche Meilen, deren 15 auf einen
Grad gehen und jede beynahe 24.000 Rheinländische Fuß be-
trägt. Sonst macht die gemeine deutsche Meile 30.000 Fuß
aus. Ein geometrischer Schritt soll nach der gemeinen
Meinung 5 Fuß ausmachen.*1 Ein Klafter aber, bey den Fran-
zosen une toise, oder wie ihn die Bergleute nennen ein
Lachter, und ein Faden bey den Seeleuten halt 6 Fuß. Von
Seemeilen gehen 20 auf einen Grad. Die Seemeilen
sind also kleiner als die geographischen und gemeinen deut-
sche Meilen, deren nur 15 auf einen Grad gehen.

/Die Erde bewegt sich um ihre Axe und um die Sonne in
einem Cirkel. Durch die erste Bewegung werden die Po-
le, der Aequator, d«er»ie Meridian«us»e und die Parallel-Cir-
kel bestimt, durch letztere die Ecliptic, Tropici und Po-
lar-Cirkel. Die Erde ist bey den Polen gedruckt und unter
dem Aequatore erhoben. Sie ist daselbst über 9 deutsche ~

/|P_003R δunten

/[[ *1 Er ist 1/1.000 einer Minute welche der sechsigste Theil eines
Grades der Erde ist, folglich nach der neuesten Ausmessung der Erde beynahe
6 Fuß %rheinländisch:
]] ~

/|P_4

/Meilen höher als unter den Polen. Die Perpendickeln
schlagen dort langsamer als hier und die Körper sind da-
selbst um den 288ten Theil leichter als hier.

/Daß die Erde nicht eine vollkommen kugelrunde Fläche
habe, sondern vielmehr wie eine Pomeranze aussehe
bestätiget die Erfahrung und kann aus der Bewegung
der Erde um ihre Axe erwiesen werden. Der König
von Frankreich
gab ausdrücklich der Academie der
Wissenschaften zu Paris auf zu bestimmen, ob die Erde
eine Cirkel- oder Oval-Fläche habe, weil den See-
fahrenden sehr viel daran gelegen ist, maßen sie sonst be-
reits auf einer Klippe sitzen könnten, wenn sie noch 12
Meilen davon entfernt zu seyn gedächten. Es wurde
diesetwegen durch das Observatorium zu Paris nach 2
verschiedenen Oertern eine Mittagslinie von 20 Mei-
len gezogen, auch 3 Partheyen Gelehrte an weit entfern-
te Oerter geschicket hierüber Versuche anzustellen,
welche denn endlich fanden daß die Linie, die durch den
Aequatorem gezogen wird 9 deutsche Meilen länger
sey als die, welche durch die Polos gehet;*1 daher auch

/ die ~

/|P_004R δZ_20

/[[ *1 Mithin die Erde unter
der Linie 4_1/2 deutsche
Meilen über die Fläche beym
Pol erhoben
]] ~

/|P_5

/die Körper auf dem Aequatore wegen der schnellen Bewe-
gung der Erde einen Theil ihrer Schwere verlieren.

/Die Oberfläche der Erde wird in Meer und Land einge-
theilt. Das Erste nimt 2/3 der ganzen Fläche mit vielem
Nutzen ein.*1 Das Meer wird eingetheilt in den Ocean, die
Mittelländischen Meere und die Seen. Die verschiedenen
Theile des Oceans. Was Mittelländische Meere und Seen
sind. Was Archipelagi bedeuten. Von den Meerbusen,
Golfo, Bays, Meerengen [[ <Straßen> ]], Häfen und Ankerplätzen:

/ ≥ Abhandlung:
/Allgemeiner Theil der physischen Geographie

/Erstes Hauptstück
/Geschichte des Meeres

/ § 1
/Von dem Boden des Meeres und dessen Tiefe. ≤

/Derselbe ist eine weite und unebene Vertiefung der Ober-
fläche der Erden. Der Grund der See wird durch das Senk-
bley geprüfet. Der Boden des Meeres ist sehr uneben und
mit Gebürgen besetzet, erhöhet sich nach und nach, je nä

/ her ~

/|P_005R δZ_05

/[[ *1 Die Menge des
Regens welche
auf der Größe
der ausdunstenden
Fläche beruht
]] ~

/|P_6

/her man einer Küste oder einem Felsen kömt. Ist doch nicht
so uneben als das feste Land. Die Tiefe des Meeres ist bey¥
nahe so groß als die Höhe der Gebürge, die ihm am nähesten
sind. Beweise aus des Grafen Marsigli Erfahrungen.
Unergründliche Tiefen.*1 Finsterniß auf dem Boden des
tiefen Meeres. Unterschied der Wärme verschiedener Tie-
fen. Wie man den Grund des Meeres und dessen Materie
prüfet. Von der Täucherglocke und den Täuchern. Vom
Druck des Wassers. Methode verschiedene Sache hinauf
zu bringen. Neue Vorschläge die Tiefe des Meeres, wo
es am unergründlichsten ist zu messen.

/ ≥ § 2
/Von der Farbe und Durchsichtigkeit des Meerwassers. ≤

/D«i»as Seewasser ist heller und durchsichtiger als das
Flußwasser.*3 Dies wird aus Exempeln bewiesen. Die
gewöhnliche Farbe ist grünlicht, welche ins blaue fällt.*4
Farbe von dem durchscheinenden Grunde. Von Sargasso
oder der Meerpetersilien. [[ <Porra> ]] Vom Leuchten des Meer«en»-
wassers. Von der weißlichten Milchfarbe, die das Wasser
bey den Moluccischen Inseln zu einer gewissen Iah- 

/ res-  ~

/|P_006R δZ_05

/[[ *1 wo über 500 Faden
kein Grund ist

/δZ_8

/*2 Senckbley von 20 bis
zu 80 %Pfund: Unten gestrichenes
Fett

/δZ_15

/*3 wegen seiner
Salzigkeit

/δZ_16

/*4 in großer Menge gesehen ]] ~

/|P_7

/reszeit in der Nacht zu haben pfleget. Ursache desselben

/ ≥ § III.
/Von der Salzigkeit des Meeres ≤

/Alle Meere, die mit dem Ocean Gemeinschaft haben sind
gesalzen, aber ungleich. An Küsten, wo viele und große
Flüße sich ins Meer gießen, weniger, als an andern, wo
wenige und kleine sind. Nahe an der Oberfläche weniger
als in der Tiefe, in den temperirten Zonen weniger als in
denen, die nahe am Aequator liegen oder auch in den Eis-
meeren. Das Salz träget zwischen 1/30 und 1/40 *2 von dem Ge¥
wichte des Wasser aus, womit es vermenget ist. Das Meer-
salz hat noch überdem einen pechartigen, bittern oder
Steinkohlen-Geschmack. Die Ursache lieget *3 im Erdpech.
Selbst die Mittelländischen großen Seen sind salzig. Das
todte Meer unter allen am meisten. Sein Salz trägt den
4ten Theil seines Gewichts aus. Imgleichen das Caspische
Meer. Der See bey Mexiko der halb süß halb salzig ist.
Süsse Quellen auf dem Boden des Meeres.

/Methode das Salzwasser süß zu machen 1 durchs filtri¥
ren 2 durchs frieren und wieder aufthauen 3 durchs di-
stilliren *4 4 durchs faulen und praecipitiren. ~

/|P_007R δZ_01

/[[ *1 Warscheinlich in
den verfaulten theilen
der Fische oder ihres
Rogens

/δZ_10

/*2 in der Nordsee.
Aber in der %Mittel-
landischen ist 1/16 %und mehr.

/δZ_13

/*3 vielleicht

/δZ_21

/*4 ist ietzt völlig
durch Irwin oder
Lind zustande gebracht
]] ~

/|P_8

/Nutzen dieser Salzigkeit. Das Meer dunstet viele flü«ss»chtige
Theile dieses Salzes aus und dadurch wird der Regen frucht-
bar. Beweis aus der corrosivischen Luft der Bermudischen
Azorischen und Thomas Insel. Es frieret nicht leicht. Daher
die Vortheile der Seehafen.

/Ursache dieser Salzigkeit des Meeres. Halley schreibet
sie dem wenigen Salze zu, das die Flüsse ins Meer füh-
ren, deren süsses Wasser aus dunstet, das salzige aber
zurück bleibet. Diese Ausdünstung nimt in einem Iahre
von der Meeresfläche 20 Zoll weg und es gehören tausende
von Iahren dazu daß das Meer nur einmal aus dünste.
Diese gänzliche Ausdünstung aber müßte sehr oft wie-
derhohlet werden, wenn es in dem Grade gesalzen werden
sollte. Zudem führet der Regen und Schnee, welche aus
den Dünsten des Meeres entstehen in der That mehr Sal-
zigkeit als das Flußwasser. Das feste Land bekomt also
mehr von dem Meer Salz als es diesem liefert. Eini-
ge nehmen Salzklippen auf dem Boden der See an.
Beweis aus dem Salz der Insel Ormus, aus den persi-
schen Salz«k»wüsten, das Steinsalz in den Bergwerken.

/|P_9

/Es ist aber glaublich daß alles dieses Salz von dem Meer seinen
Ursprung hernehme oder hergenommen habe. Wahrschein-
liche Erklärung aus dem alten Zustande der Erde, da das
Wasser alles feste Land bedecket und das Salz desselben aus
gesäuget habe. Methode zu versuchen ob ein süßes Wasser
etwas Salz bey sich führe.*1

/ ≥ § 4
/Von den Bewegungen des Meeres.

/a Von der Bewegung durch Winde. ≤

/Bis in welche Tiefen die Stürme das Meer unruhig machen.
Von der hohlen See und den Brandungen. Von dem unru-
higen Wasser nach den Stürmen und ob es, wie einige mei¥
nen durch Oehle zu besänftigen sey. Von den unruhigen
Meeren.*2 Von den Meerströmen, die vom Winde herrühren.
Sie werden durch die Winde und Richtung der Küsten und
Seeklippen bestimt. Beweise aus vielen Exempeln in
verschiedenen Meeren. Die Behutsamkeit der Seefahrer
in Ansehung derselben komt im Capitel von der Schiffart
vor.

/ ≥ b. Von der Ebbe und Fluth ≤

/ Das ~

/|P_009R δZ_06

/[[ *1 Vermittelst der
Silbersolution die
es milchigt macht

/δZ_14

/*2 die nicht tief sind
haben kurze Wellen
]] ~

/|P_10

/Das Meer schwillt in 24 Stunden 2 mahl auf, welches die
Fluth heisset und ziehet sich 2 mahl von den Ufern zurück,
welches die Elbe genannt wird.

/Die größte Fluth ist, nachdem der Mond durch den Mittags-
cirkel, der durch den Ort gehet, entweder oben oder un-
ten durchgegangen ist. Die größte Ebbe geschieht 6 Stun-
den so wohl zuvor als hernach. So wie der Mond den folgen-
den Tag 3/4 Stunde später durch den Meridian desselben
Orts gehet so verspätet sich auch die Fluth und Ebbe auf eben
dieselbe Zeit. Im neuen und vollen Lichte sind beyde
größer,*1 als in den Viertheiln [[ <tode Fluth> ]]. Zur Zeit des aequinoctii
sind sie in diesen Lichtern am größesten «und dann heissen
sie die Springfluth, sonst die todte» Fluth. Die Ostsee hat keine,
die Mittelländische See nur eine geringe. Die gelinde Ab-
schüssigkeit des Ufers trägt auch viel dazu bey sie sehr merk-
lich zu machen; obgleich das Wasser nicht höher als anderwerts
steiget, noch tiefer sinket. Exempel an verschiedenen Meer¥
busen.*2 Die Winde so die Fluth oder Ebbe treiben, haben auch
ihren Antheil daran. Die Lage der Küsten ziehet diesem
Wechsel des flutenden Meeres eine große Unregel-  ~

/|P_010R δZ_11

/[[ *1 Springfluth

/δZ_18

/*2 Bey Bristol. St_Malo ]] ~

/|P_11

/mäßigkeit zu.*1 Die Ursache der Ebbe und Fluth ist in den ver¥
einigten Anziehungen des Mondes und der Sonne zu setzen.
Newton hat bewiesen daß alle Weltkörper einander anziehen.
Die Gewässer unter dem Monde werden so wohl auf der
dem Monde zugekehrten als abgekehrten Seite erhoben und ¿¿¿
90 Grad von dem Meridian dieser Oerter sinket das Wasser.
Die Anziehung der Sonne hebt das Wasser 2 Fuß hoch des
Mondes seine aber 10 Fuß, durch die Beschaffenheit der Landes-
küsten aber wird beydes an manchen Orten viel höher getrie-
ben. Im Neu- und Vollmonde verbinden sich beyde Anziehun-
gen und daher entspringet dann die Springflut. In den Vier-
theiln schwächet die Anziehung des einen das Vermögen des
andern und daher haben wir die todte Fluth, vornämlich
zur Zeit der Tag- und Nacht-Gleiche. Der Nutzen der Ebbe
und Fluth ist vielfältig. Es giebt an der Mündung vieler
Häfen Barren oder nahe unter der Oberfläche des Wassers
verborgene Sandbänke, über welche man nur bey hoher
Fluth kommen kann. Mit der Ebbe so wohl als mit der Fluth
kann man oft wider den Wind in der See fortkommen.

/ ≥ c. Von der allgemeinen Bewegung des Meeres

/Von Morgen gegen Abend ≤ ~

/|P_011R δZ_01

/[[ *1 daß nemlich
eine Küste darin
nicht mit einer
andern nahen
übereinstimmt, obzwar
iegliche vor sich
sehr wohl mit
dem Monde wechseln
]] ~

/|P_12

/Allenthalben weit von der Küsten der Länder beweget
sich das Weltmeer von Morgen gegen Abend besonders in der
Zone torrida. Der Grund ist in der Ebbe und Fluth zu suchen.*1
die nothwendig, weil der Mond sich um die Erde von Morgen
gegen Abend zu bewegen scheint, demselben in dieser Rich-
tung folgen muß.

/ ≥ d. Von den besondern Bewegungen des Meeres,
die von dieser allgemeinen herrühren ≤

/Die Meerströme oder Cour«r»ants sind entweder bestän-
dig oder periodisch. Unter die ersteren gehöret der Strom,
der zwischen Madagascar und dem festen Lande von Afri¥
ca strömet, der von dem Vorgebürge St_Augustin in Bra¥
silien nach den Antillischen Inseln zeucht, der, welcher
durch die Straße le_maire von Westen nach Osten, und der,
welcher in der Magellanischen Meerenge mit entge-
gengesetzter Richtung strömet. Alle diese Meerströme
sind nichts anders als Wirkungen der allgemeinen Mee-
resbewegung von Morgen gegen Abend in so fern die-
ser durch die Küsten eine besondere Richtung gegeben

/ wird ~

/|P_012R δZ_03

/[[ *1 vielleicht auch im
allgemeinen Ostwinde
]] ~

/|P_13

/Diese Meeresströme ziehen selbst gegen den Wind. Es sind
noch andere Ströme in den Indischen und anderen Mee-
ren, welche mit den periodischen und anderen Winden ab-
wechseln und jederzeit ihre Richtung halten.*1 Wo die Strö-
me zwischen Inseln oder Reihen von Sandklippen strei-
chen sind sie heftiger als im offenen Meere. Einige Strö-
me, deren es in Westindien sonderlich im Mexikanischen
Meere viel giebt, ändern ihre Richtung der Ebbe und Fluth
gemäß.

/ ≥ e Von den Meerstrudeln. ≤

/Viele geschehen auch durch die reciprocke Bewegung
des Meeres in der Ebbe und Fluth, weil sie sich nach dem Mon-
de richten. z. E. so gehet der Meerstrudel «bey Iasaci» an den
Küsten von Iapan zur Zeit der «Fl¿¿»Ebbe vor sich. Der Meer-
strudel an den Norwegischen Küsten, der Maskestrom
genannt «als e» ist nichts anders als ein nach dem Monde ab-
wechselnder Meeresstrom, welcher durch die Lage, der
Küsten, Inseln %und Felsen gedrehet wird. Daher er in der
Zwischenzeit zwischen Ebbe und Fluth ganz ruhig ist. In-
dessen kommen auch einige Strudel von den courrants ~

/|P_013R δZ_04

/[[ *1 viele auch
die Richtung der
Ebbe %und Fluth haben
]] ~

/|P_14

/her, die vom Winde erregt werden, wie der Charybdis
in der Straße von Messina.

/ ≥ f. Warum das Meer von den Flüssen nicht voller wer-
de. ≤

/Die Ausdünstung nimt eben so viel weg, als die Flüsse hin¥
einbringen. Halleys Ausrechnung beym todten Meere, wel-
ches täglich 9.000.000 Tonnen Wasser ausdünstet und durch den
Iordan höchstens 6.000.000 Tonnen bekömt. Daher ist nicht nö¥
thig daß die Meere eine unterirrdische Gemeinschaft haben,
wie solches vom Caspischen Meere, vom Persischen Meerbu-
sen, vom Mittelländischen Meere und dem rothen vorgege¥
ben wird. Ein Meer, welches mit dem Ocean keine Ge-
meinschaft hat ist ein Bass«e»in, welches so lange mit Wasser
angefüllet wird, bis seine Oberfläche so weit zu genom¥
men, daß die Ausdünstung der Menge der durch die Flüsse
zugeführten Gewässer gleich ist.

/Es können aber inländische Meere, die mit dem Ocean
durch Meerengen Gemeinschaft haben durch die sich hier¥
in ergießende Flüsse mehr Wasser bekommen als sie durch

/ die

/|P_15

/die Ausdünstung verlieren. und dann strömt das Wasser
aus ihren Fretis heraus z. E. beym schwarzen Meere. Oder
sie haben weniger Zufluß, als die Ausdünstung wegnimt und
als dann dringet beständig durch das fretum das Gewässer des
Oceans hinzu, wie bey dem Mittelländischen Meere und
der Ostsee. Es müssen hiebey die zwey wiedrigen Ströme
in den fretis erkläret werden da z.B. das «Oberwasser» [[ <Unterwasser> ]] im
Sunde aus der Nordsee in die Ostsee fließet; das «Unter-
wasser» [[ <Oberwasser> ]] aus der Ostsee in die Nordsee ziehet. Imgleichen da
im schwarzen Meere das Oberwasser durch die Meerenge
der Dardanellen ins griechische Meer fließet und das
Unterwasser in entgegengesetzter Richtung zurück-
strömt. Dahin gegen fließet das Gewässer des Atlanti-
schen Oceans durch die Meerenge von Gibraltar ober-
werts ins Mittelländische Meer, nämlich bey der Fluth und
in größerer Tiefe findet man bey eben diesem Freto einen
Strom, der aus dem Mittelländischen Meere ins Atlanti-
sche gehet. Man findet auch langsame Ströme im Mittel-
ländischen Meere an den Seeküsten, deren Richtung und
Gesetze angezeiget werden.

/|P_16

/ ≥ g. Ob das Meer in allen seinen Theilen gleich hoch sey. ≤

/Einige Autores behaupten das rothe Meer sey höher als
das Mittelländische und darum sey es auch unmöglich beyde
durch einen Canal zu vereinigen. Eben so geben die Spani¥
er vor, das Atlantische Meer stehe höher als das stille Meer,
und ein Canal, der den Isthmum von Panama durchschnitte,
sey darum unmöglich. Nach dem Varenius ist die Nordsee
höher als die Südersee, %das %ist als der Busen der Nordsee, «w»
welcher an Amsterdam anspühlet. Von den Ursachen
dieser merkwürdigen Eigenschaften.

/ ≥ h. Einige Merkwürdigkeiten des Eismeers. ≤

/In der Eiszone bey den Halbkugeln treiben im Frühlin-
ge bis spät in den Sommer entsetzliche Eisschollen, welche
Eisfelder genannt werden, die oftmals 80 bis 100 Klafter
über dem Wasser hervorragen, und andere kleine, die
man Eisberge nennet ragen wie hohe Thürme über dem-
selben hervor. Ihr Umfang ist bisweilen Meilen groß.
Sie machen die Luft um sich entsetzlich kalt und neblicht. Sie
entspringen vielleicht nicht aus dem gefrornen Meer- 

/ wasser

/|P_17 δLage B

/wasser sondern sind wahrscheinlicherweise große Eis-
klumpen, die von dem Eise, welches die Flüsse, die sich ins
Eismeer ergiessen, über einander schieben, zusammengese-
tzet sind und wegen ihrer Dicke zerschmelzen sie so lang-
sam. In Grönland «und Island» wächset, so wie in allen Län-
dern, die in der Eiszone liegen [[ <gar keines oder> ]] nur sehr niedriges Holz; es
komt aber alle Iahre eine große Menge Holz aus dem
Eismeere angetrieben, welches viel größer ist als daß
es in diesem Erdstriche wachsen kann. Anzeigung der Ge-
genden, wo solches herkömt

/ ≥ i Von Landseen und Morästen ≤

/Was eine Landsee sey. Wie die Gegend des festen Lan-
des beschaffen seyn müsse, wo es viele Seen geben soll.
z. E. in Finnland, Canada, Schweiz. Unter allen Seen ist Czir-
nitzer-See im Herzogthum Crain einer der merkwürdig-
ste. Er läuft bey trockener Zeit ganz ab, ausser einem Bach,
der in der Mitten übrig bleibt. Mehrentheils läuft er um Iaco-
bi ab und komt im October oder November wieder. Es sind 18
Gruben oder Kessel, darin er sich in 25 Tagen verläuft. Die-
se Gruben ziehen nicht zu gleicher Zeit ab. Man hat Exem-
pel daß er in einem Iahr 3mahl abgelaufen ist. Bey Ge-
wittern läuft die See <auf> annoch ehe es regnet. Es sind in dem

/|P_18

/Berge, der nahe bey der See liegt noch 2 Löcher jedes ein
Quadrat fuß groß, daraus in diese See Wasser hinein-
stürzet. Im Herbste bringt es schwarze, kahle, %und blinde
Enten heraus die hernack flick und sehend werden. Ur-
sache dieses Phaenomeni. Ob einige Flüsse, die durch Seen
laufen z.B. der Rhein durch den Bodensee, die Rhone im
Genfersee, die Donau im schwarzen Meere ihren Lauf
in der See ohne Vermischung mit desselben Wasser er¥
halten? Erzählung der nahmhaften Moräste. Ursache
und Nutzen derselben.*1 Erzeugung des Torfes und Beant-
wortung der Frage ob derselbe wiederwachse.

/ ≥ Allgemeiner Theil der physischen Geographie.

/Zweytes Hauptstück.
/Geschichte des festen Landes und der Inseln.

/§ 1.
/Von den unbekannten Ländern. ≤

/Einige sind nur Theile von bekannten Ländern als
das innere südliche America, das innere Africa. Andere
sind nur an ihren Vorgebürgen und andere an einigen
Küsten bekannt. Zu diesen gehören Grönland, Neuhol

/ land ~

/|P_018R δZ_10

/[[ *1 die Schädlichkeit
derselben in Ansehung
der ungesunden Luft
ist größer
]] ~

/|P_19

/land, zu jenen einige Spitzen des unbekannten Austral-
landes. Noch andere werden nur vermuthet z. E. mehr
Inseln im großen stillen Meer, große Austral-länder pp.
Bey einigen ist man noch beschäftiget Entdeckungen
zu machen, als durch die durchfart in Nord-ost und Nord-
west, davon die erstere durch die Holländer und Russen, die
andere durch die Engeländer versuchet wird. Hindernis¥
se die sich diesen Bemühungen widersetzen. Von dem
alten und verlohrnen Grönlande, welches dem neuen
gegen Osten lag.

/ ≥ § II.
/Von den Inseln. ≤

/Die größesten sind Borneo, Madagascar und Iapan.
Die mehresten Liegen zwischen den Tropicis. In der Na-
heit des festen Landes sind sie häufiger *1 als weit von
demselben im offenen Meere. Der Archipelagus der
Maldivischen Eilande hält auf 12.000 Inseln in sich *2 die in 13
Attolons eingetheilet sind. Der archipelagus der Moluc-
ci
schen, Philippinischen und Latronischen Inseln. Schwimmen¥
de Inseln. Von den Klippen und Sandbänken. Vergleich
der Sandbänke und Inseln. Sandbänke an den ostiis der ~

/|P_019R δZ_15

/[[ *1 und größer

/δZ_17

/*2 nach orientalische¿
Vergrößerung
]] ~

/|P_20

/Flüsse die Bank bey Terre neuve welche felsigt ist, ist die
berühmteste unter allen und ist tief genug unter dem Was-
ser, um darüber zu schiffen. Sie ist als ein unter dem
Wasser gelegener Fels anzusehen, der oben ganz platt,
von einem Ende zum andern 150 französische Mei-
len lang und ungefär 50 breit ist. Er stehet 25 bis 40
Faden tief unter dem Wasser, ist «rund und» ganz steil
abgeschnitten, so daß man nahe bey demselben auf
150 Faden keinen Grund findet.

/ ≥ § III.
/Allgemeine Betrachtung des festen Landes und der
Inseln. ≤

/Gleich wie der Boden des Meeres eigentlich ein Thal
ist, das mit Wasser überschwemmet worden; so ist alles
Land ein Berg, dessen Fuß im Meeres Grunde anzu-
treffen ist. Alles Land hat dem zu folge einen Ab-
hang von den Gegenden seiner größten Erhöhung
bis in die Tiefe des Meeres. Die oberste Höhe des festen
Landes ist mit Gebürgen besetzt, die nach der grö-
ßesten Länge desselben fortlaufen. Auf der abschü-
ßigen Fläche des Landes laufen Flüsse herab, die in

/ den

/|P_21

/Gebirgen ihren Anfang nehmen. Das feste Land hat
seine größeste Erstreckung außerhalb den Tropicis.
Ie näher es zum aequator ist desto näher verliert es sich
ins Meer, daher die Landesspitzen und Halbinseln meh-
rentheils nach dem aequator hingerichtet sind. Man fin-
det, wenn man den Lauf der Flüsse beobachtet, daß das
feste Land gegen Süden und Westen steiler und abschü-
ßiger sey als gegen Osten und Norden. Und Dampier
hat dieses auch an den mehresten Küsten der Inseln und
Länder gefunden. Die Ursache wird folgen.

/ ≥ §. Von den Gebürgen. ≤

/Die Gebürge sind eine Kette von Bergen, welche die höch-
ste Gegend des Landes nach der Länge seiner größe-
sten Erstreckung einnehmen. In einer Reihe von Ge-
bürgen ist wiederum eine Gegend derselben die höchste,
von der nach beyden Seiten die Berge immer niedriger
werden, bis sie sich ins Meer allmählich verlieren, oder
Vorgebürge machen. Die größeste Länge von Europa
ist von der westlichen Küste Portugalls bis an die Meer-
enge des schwarzen Meeres zu rechnen, und in dieser

/|P_22

/Richtung gehet eine einzige Kette von Gebirgen fort,
die hin und wieder verschiedene Benennung bekömt,
bald des Pir«ä»enäischen Gebirges, bald der Alpen, bald
des Carpatischen Gebürges und bald der Griechischen
Gebürge, die als ein Ast von den Alpen können an-
gesehen werden. Alle Halbinseln und Landspitzen
haben in der Mitte ein Gebürge, welches sie der Länge
nach durchläuft z. E. der Appennin in Italien, das Gebir¥
ge Gate auf der Halbinsel disseit des Ganges. Eben so
werden die Inseln als Sumatra, Madagascar, Iamaica pp,
in ihren Längen von Gebirgen durchschnitten. Die
Hauptgebürge eines Landes lassen, so zu sagen, nach
den Seiten Nebenäste laufen, wie die Alpen, der Apen¥
ninus, der Taurus, das galatische Gebirge. Die meh-
resten Berge laufen mit den Meeres-Küsten, die ih-
nen am nähesten sind, parallel, wo aber zwey Ge-
birge sich einander durchschneiden, da siehet man ei-
nen Meerbusen, der sich in das tiefe Thal ausbreitet,
das auf solche Weise gemacht ist. Man wird alles dieses
aus der Erzählung der nahmhaften Gebirge auf der

/|P_23

/Erdkugel am besten ersehen.

/Die Hauptgebirge in Europa, Asia und Africa er-
strecken sich von Morgen gegen Abend. In Europa die
Alpen, von denen der Appenin, der Harz, die Sude-
tischen und das Carpatische Gebirge bis in Thracien,
auf einer Seite, und die Pirenäischen und übrigen spa-
nischen Gebirge auf der andern Seite als Küsten an-
gesehen werden. In Norwegen gehen die Gebirge den
Küsten parallel *1«bis ans Nord-Cap». In Asien ist das
Hauptgebirge Taurus, welches um die Caspische See von
Osten nach Westen gehet, von d«er»a der Imaus sich anfängt,
und weiter nach Osten bis an die Tartarische See sich er-
strecket. Dieses Hauptgebirge aber ist kreuzweise mit
andern durchschnitten, die von demselben nach Norden bis
ans Eismeer und nach Süden bis ans Caspische Meer gehen.
In Africa gehet den Küsten des Mittelländischen Meeres
parallel von Westen nach Osten der Atlas, und erstrecket
sich unter verschiedenen Namen bis nach Egypten. Eben
dieses geschiehet in dem Obertheil von Guinea. Africa ist noch
Abyssinien an bis ans Capo de bonne esperance von Norden
nach Süden mit einem Gebirge, das in dem südlichen Theile ~

/|P_023R δZ_09

/[[ *1 und krummen sich
um den bothnischen
Meerbusen nach
Finnland hin
]] ~

/|P_24

/das Mondgebirge heisset, durchschnitten.

/In America läuft das vornehmste Gebirge *1 «nehmlich» [[ <der> ]] Cor-
dillera [[ <de los Andes> ]] den Küsten des stillen Meeres parallel von Nor-
den nach Süden bis ans fretum magellanicum.

/ ≥ § 5.
/Von den höchsten Bergen auf der Erde. ≤

/Die äussere Gestalt eines Berges ist kegelförmig. Das,
was man von dem unersteiglichen in Dauphiné saget,
dessen Fuß tausend Schritte und der Gipfel 2000 enthal-
ten soll, ist unrichtig. Das feste Land, worauf ein Berg
stehet ist schon ein Berg an sich, dessen Fuß von weitem
Umfange ist. Basel liegt «2»3427 Fuß höher als Rot¥
terdam, und das Thal Quieto in Peru ist höher über
die Meeresfläche erhoben als die höchsten Alpen. Ein
Berg aber ist viel steiler im Abhange, als das feste
Land. Die höchsten Alpen sind nicht über 8 bis 10.000 Fuß
hoch.*2 Der Pico auf der Insel Teneriffa ist nur 13158
Fuß hoch nach des Teville Ausmessung. Der höchste unter
allen Bergen auf der Erde ist Chimboraso in Peru,
welcher 22.000 Fuß hoch ist. NB. Zu den Gebirgen gehö

/ ren ~

/|P_024R δZ_03

/[[ *1 Von den Missourischen
Bergen an bis zur
Landenge von Panama
%und von da vermittelst

/δZ_17

/*2 nach Grunern viel
höher
]] ~

/|P_25

/ren auch die Reihen von Inseln, als die Maldivischen *1
Anamanischen, Nicoba, Sumatra, die Philippinischen und
Latronischen. Die Spitzen der Berge sind gemeiniglich
kahl und felsigt. Ueberhaupt finden sich die höchsten, je
näher man dem aequator kömt.

/Die Gebirge Cordilleras in Peru sind die höchsten. Von
da werden sie als einzelne Berge immer kleiner, je
weiter sie sich vom aequatore entfernen. Um Spitz-
bergen und Grönland sind die Berge gegen jene wie
Maulwurfshügel anzusehen.

/ ≥ § 6
/Beobachtungen auf sehr hohen Bergen. ≤

/1 Dünne Luft. Auf den Spitzen der höchsten Alpen fällt
das Barometrum acht Zoll, und auf den höchsten peru-
anischen auf vierzehen. Dieses aber ist nicht die Haupt-
ursache der Beschwerlichkeit in diesen Höhen zu respi-
riren. Ein abgeschossenes Gewehr knallet daselbst sehr we-
nig.

/2 Es ist die Gegend nicht ganz ohne Wind, ob sie gleich un-
ten in den Thälern öfter rasen, da es oben ganz still

/ ist ~

/|P_025R δZ_01

/[[ *1 liegen auf einer
langen Felsbank
]] ~

/|P_26

/ist. Beweis aus der Erfahrung auf den höchsten Cordil¥
lerischen Gipfeln. Immerwährenden Sturm findet man
in den Gebirgen, wenn man aus dem Thal Qui«t»to Ost-
werts dieselbe passiren will.

/3 Die Wolken gehen öfters niedriger als die Spitzen
solcher hohen Berge und öfters höher. Die Erfahrun-
gen der französischen Gelehrten haben bewiesen
daß der Geburtsort der Blitze wirklich in den Wolken
sey und nicht wie der Marquis Maffei meinet unten
an der Erde.*1 Erzählung eben desselben von einer beson-
dern Apotheosi auf einer Spitze dieser Berge. Schatten
den der Pico von Teneriffa auf die See wirft.

/4 Auf den Spitzen hoher Berge ist ein immerwähren-
der Winter und ein ewiger Schnee, der nur dadurch
sich aufzuhäufen verhindert wird, weil öfters gro-
ße Klumpen desselben herabstürzen. Von den
Schneelavinen in den Alpen. Auf der Spitze des
Pico ist es etwas wärmer als in der mitleren Ge-
gend, weil oben ein hoher Tachter Caldera genannt
als ein Dampfloch warme Dünste ausflösset. ~

/|P_026R δZ_10

/[[ *1 doch von einigen ]] ~

/|P_27

/In der Schweiz in einem langen Thal zwischen den
höchsten Bergen, von St_Gotthardsberge bis an die Pie-
montesische Gebirge ist das Eismeer oder der Gletscher
eine Art von See oder Eistafel, die immer mit Eispira-
miden bedecket ist, wo an den Gebirgen immergroße Eis-
zapfen gebildet werden, die durch ihre Schwere end-
lich herabstürzen und ein immerwährendes Gepolter
machen. Das Eis breitet sich weit über die nahe gele-
gene Wiesen aus. Besondere Eigenschaft, daß es sehr
schwer schmilzet, verglichen mit der Eigenschaft
warmer Bäder, die sehr schwer kalt werden. Eben
die Ursache, die diesem Eise diese Eigenschaft giebt,
mag auch verursachen, daß das gefrorne Kalbfleisch
in den peruanischen Gebirgen in die heissen Gegenden
von Lima ohne Fäulniß gebracht wird und verzehret
werden kann. In Spitzbergen faulen die im Winter ge-
frornen Menschen im Sommer gar nicht. Froelichs
Beobachtung auf einer Spitze des Carpatischen Gebir-
ges imgleichen einige Besonderheiten von den Para

/|P_28

/mos oder den Peruanischen Gebirgen.

/5 Die Höhe der Berge über der Meeresfläche wird
auf zwiefache Art gemessen, entweder geometri¥
ce, welches [[ <mitten im Lande> ]] sehr weitläufftig ist, oder barometrice, in
welcher man durch viele verglichene Beobachtungen
gelernet hat, die Höhe der Berge durch den Fall des
Quecksilbers «sehr genau»[[ <ziemlich> ]] zu finden.

/ ≥ § 7.
/Vom Nutzen der Berge und Gebirge. ≤

/Vermittelst der Höhe des festen Landes, werden eini-
ge Gegenden der Erde, die sonst in einem sehr heissen
Climate liegen, in eine kühlere Luftgegend verse-
tzet, daher der Theil von Peru, welcher hoch lieget,
nehmlich das Thal Quito, ob es gleich der Linie ganz
nahe ist, eine Witterung, wie Frankreich hat, und ei-
nes immerwährenden Frühlings genießet. [[ <Abyssinien> ]] Aethio-
pien ist deswegen sehr fruchtbar und angenehm.

/Die Winde, welche über die beschneiten Berge wehen,
kühlen die Thäler ab. Ein hoher Berg, der in der zona

/|P_29

/torrida lieget hat alle Climata gleichsam in seinem
Bezirke. Die Gebirge veranlassen auch den häufigen
Regen, der in ihrem Bezirke fällt, durch welche und den
aufthauenden Schnee große Flüsse entstehen, welche
dürre Länder bewässert «werden» erhalten.

/ ≥ § 8.
/Von den Höhlen und Klüften der Berge. ≤

/Alle Berge sind «inwendig hohl» [[ <haben vermuthlich im Inwendigen höhlungen> ]] Dieses beweisen die
Erdbeben und brüllende Getöse in ihrem Inwendi-
gen. In Italien, imgleichen in der Schweiz sind vie-
le derselben, die von Menschen durchdrungen worden.
Im Pilatusberge, im Canton Lucern ist eine Höhle
die 300 Schritt fortläuft 10 bis 14 Fuß breit und 16 hoch
ist. Ein anderer Berg ist so hohl, daß ein Stein, der o-
ben hereingeworfen worden noch etliche mal hin und
wieder schlägt und unten am Fuß wieder hervor-
kömt. Die Höle von Antiparus einer Insel des Archipe-
lagi ist von Tournefort beschrieben. Man gehet durch
abschüssige Gänge, die sehr breit und hoch sind zu ei-
ner Tiefe von 150 Faden und von oben an 300 Klafter

/|P_30

/und findet viele Naturspiele von Tröpfsteinen. Der
Labyrinth von Candia ist auch von der Natur gemacht
und nur von Menschen erweitert worden. Er ist an
der Süderseite des Berges Ida. Der Gang, welcher
hineinführt, ist 7 bis 8 Fuß hoch, wird aber so niedrig
daß man oft kriechen muß. Der vornehmste Gang ist
150 Schritt lang. Tourneforts Bemerkungen vom Wach-
sen der Steine.

/ ≥ § 9
/Von der Luft, Kälte und Wärme in der Tiefe der
natürlichen und künstlichen Höhlen. ≤

/Die Luft ist desto dichter und schwerer, je tiefer die Hö¥
len sind, davon in der Geschichte des Luftkreises ein
mehreres. In großen Tiefen ist die Wärme das ganze
Iahr beynahe gleich;*1 daher es mehrentheils ein Irrthum
ist, wenn die Kel«b»ler im Sommer für kälter und im
Winter für wärmer ausgegeben werden. Doch sind
einige Exempel, die es beweisen, daß es zuweilen
sich wirklich so verhält z. E. in Frankreich bey Meaux
strömet in eine Höhle klares Wasser; in dieser Höh-  ~

/|P_030R δZ_15

/[[ *1 52_1/2 Grad %.Fahrenheit %.thermometer
ist die von Bernoulli
angenommene Erdwärme
in großen Tiefen
]] ~

/|P_31

/le ist desto häufiger Eis, je heisser der Sommer ist und
mitten im Winter schmilzt es. An einem der Carpatischen
Berge ist die berühmte Höhle,*1 die einen abschüssigen Boden
hat, man weis nicht, wie tief sie sich in den Berg erstre-
cket. Wann es im Winter draussen scharf frieret, so
schmilzt alles Eis darinnen und im Sommer frieret es un-
leidlich. Auch in Kellern hat man im Winter Pechklum-
pen zerfliessen gesehen, die im Sommer hart waren.
Muthmaßliche Ursachen. Sonst führt a»oyle an, daß in
den Bergwerken, wenn man sich herabläßt und dieses
im Sommer, es zwar bey zunehmender Tiefe nach und
nach kälter werde, doch aber wenn man noch tiefer kömt
die Wärme sehr ansehnlich zunehme.*2 Agricola führet
an, daß die Bergwerke, die durch zwey ungleich hoch zu
Tage ausgehende Schachten mit der äußern Luft Ge-
meinschaft haben, eine Circulation der Luft verspüh-
ren, da die äußere Luft im Winter den größesten
Schacht herauskomme und den kürzesten hineingehe; im
Sommer aber umgekehrt. Ursache davon. Einige Klüfte

/ der ~

/|P_031R δZ_03

/[[ *1 bey Sczelitz

/δZ_13

/*2 das letztere kommt
von Kiesschichten
her
]] ~

/|P_32

/der Berge blasen auch Winde von sich vornehmlich im Som-
mer. Anmerkungen aus den schwedischen Abhandlun-
gen von den senckrechten Schachten.

/ ≥ § 10.
/Von den Bergspalten ≤

/Man findet oft ganze Berge von einander gerissen,
so daß die gegen einander überstehende Seiten genau
zusammenpassen und dazwischen eine unergründ-
liche Kluft ist.

/Es kann dieses bisweilen von dem trockenen der Ma-
terie, woraus der Berg besteht, bisweilen von dem
Ausgleiten einer Seite des Berges, dessen Fuß von
fließendem Wasser unterwaschen ist, oder auch vom
Erdbeben herrühren. Diese Ritzen sind öfters sehr
weit, bisweilen aber nur schmal, wodurch sich auch
das Regenwasser in große Tiefen herabseiget.
Gleichwie die großen natürlichen Hö«h»len dem Erdbe-
ben Platz geben, so erzeugen sich in den Ritzen und Spal-
ten der Gebirge allerley Gesteine als Spath, Cristall

/|P_33 δLage C

/welche von dem sich herabseigenden Wasser, das allerley
Steintheilchen absondert, nach und nach angesetzet werden.

/ ≥ Drittes Hauptstück

/§ 1.
/Vorboten und Bestimmungen eines Erdbebens ≤

/Die Ratzen und Mäuse gehen aus ihren Löchern. Oft kriecht
auch ein verborgenes Gewürm aus der Erde. Die Thiere
fürchten sich. Ursache hievon. Gemeiniglich ist die Luft
vorher still. Allerhand feurige Lufterscheinungen,
alsdann folgen hierauf heftige Stöße, die kaum einige
Minuten fortdauren, wobey die Erde hin und her schwan-
ket. Das Meer fliehet und läßt den Strand trocken, bald
kömt es wieder zurück. Diese Bewegung ist mehrentheils
mit einem unterirrdischen Toben als eines reissenden
Sturmes verbunden.

/ ≥ § 2.
/Gegenden der Erde die am meisten mit Erdbeben
beschweret werden ≤

/Länder, welche als der Fuß großer Berge anzuse-
hen sind, oder als die Fortsetzung derselben sind mit Erd-
beben beunruhiget. z. E. Peru, Italien, die Inseln des Capo

/|P_34

/Verde, imgleichen die im Indischen Meere. Vornehmlich
sind sie am heftigsten, wo das Land nahe an die See stößet,
häufiger in zona torrida als außer derselben. Ursache.
häufiger in der Regenzeit als in der trockenen. In den
Wintermonaten häufiger als im Sommer. Vorzeiten häu-
figer als anitzt.

/ ≥ § 3.
/Ursache und Wirkung des Erdbebens. ≤

/Die warmen Bäder zeigen, daß Erhitzungen in dem
Innern der Erde vorgehen. Man kann dieselben durch die
Kunst nachahmen. Eine Mischung von Eisenfeilstaub, Schwe-
fel und Wasser in die Erde vergraben, bringet nach etlichen
Stunden eine Bewegung der obern Erde, Dampf und end-
lich eine lebendige Flamme zuwege. Die vitriolische Säu-
re, die allenthalben in der Erde ist darf nur durch Was-
ser aufgelöset und auf Kupfer- oder Eisenerzt gefüh-
ret werden, so gehen Erhitzungen vor sich. Alles Feuer
ersticket aber durch den Mangel der Luft, daher wird
manche Erhitzung eine blos glimmende Gluth seyn, die
nicht eher ausbricht, bis die in diesem Gewölb befind

/ liche

/|P_35

/liche Luft in einen Zug versetzet wird. Diese Bewegung
der unterirrdischen Luft entstehet wie die Winde durch Erhi-
tzung einer Gegend vor der andern und daraus kann das
Rasseln, welches das Erdbeben begleitet, daß den Toben ei-
nes Sturmwindes ähnlich ist, erkläret werden. Es gehö-
ret Wasser dazu, um die ächzende Salze und Minerali-
en auseinander in Bewegung zu bringen, daher kann
der Regen, der sich durch alle Ritzen und Spalten durch-
seiget, die Erdbeben veranlassen. Das Meer ruhet mit
einer großen Last auf dem Boden und widerstehet
der unterirrdischen Gewalt kräftig, daher wird eine
verdoppelte Stärke derselben an die Ufer ausgeü-
bet. Doch bebet auch das Meer. Die unterirrdischen Hölen
hangen in weiten Gegenden unter einander zusam-
men; denn die Erdbeben breiten sich aus einer Gegend der
Erde in die andere entlegene aus und gehen oft einige 100
Meilen unter der Erde fort. Von den Wasserbewegungen
bey dem letzten Erdbeben. Es steigen bey dem Erdbeben
fremde Dünste aus der Erde in die Luft, daher die Aende-
rungen der Witterung. Die Gebäude, welche einen festen

/|P_36

/Grund haben leiden mehr durchs Erdbeben als die leicht
gebaut sind daher die Gewohnheit der Peruaner ihre Häuser
zu bauen. Untergang großer Städte durch diese unglück-
liche «Stadte» Ursache.

/ ≥ § 6.
/Von den Feuerspeienden Bergen. ≤

/In allen Weltheilen giebet «i»es derselben, selbst in Island
und Grönland, allein in der zona torrida und der na-
he gelegenen Erdgegend sind die meisten. Fast alle Mo-
luccische Inseln haben einen solchen Berg in der Mitte.
Einige haben ehedem gebrannt und sind nun erloschen
andere sind ehedem ruhig gewesen und haben sich nun
eröfnet. Exempel von den ersten sind viele Berge in
Peru. Eine Bergspalte oder große Kluft im Berge
Ararat, welche noch vom Rauche geschwärzet ist. Eine
Insel an den Küsten von Brasilien das verbrante Ey-
land genannt pp. Exempel von dem zweyten sind ein
Berg auf der Insel Iava und eine auf der Insel Banda,

/|P_37

/imgleichen eine von den Inseln des Capo verde. Die Wirkun-
gen dieser Feuerspeienden Berge sind bey den meisten ein
beständiger Rauch, bey andern ein Ausbruch von Flammen,
Auswurf von Steinen und Wasser. Es fließet oft eine Lava
oder ein Strom geschmolzener Materie heraus. Oefters
spalten ganze Berge mit großem Krachen als der auf
der Moluccischen Insel Macchian; und bisweilen wer-
den ganze Berge umgeworfen, wovon viele Ruinen
in den Cordillerischen in Peru anzutreffen. Das Toben
der feuerspeienden Berge hat mit dem Erdbeben diese
Verknüpfung daß, wenn z. E. %.Vesuvius tobet, das Erdbeben
nachlässet, und wenn jener aufhört Flammen auszuwerfen,
die Erde mit größerer Gewalt beweget wird. Imglei-
chen findet man daß wenn von zwey einander nahe ge-
legenen feuerspeienden Bergen einer Feuer ausgewor-
fen hat der andere ruhet und so umgekehrt z. E. Vesuvius
und Blsutara, Aetna und Strongylus: Die Ursache ist
darin zu suchen, daß wenn das unterirrdische Feuer bey
einem Erdbeben sich nur dadurch entzünden kann wenn es

/ einen

/|P_38

/Zugang frischer Luft hat. Daher der Berg, dessen feuri-
ger Dampf überwerts getrieben wird ruhet; so bald
aber das Feuer sich entzündet so stößt es die Luft von sich
und bleibet das Feuer auf dem Heerde des Berges, daher
toben die Berge mit Intervallis so wie mit Respirationen
wie Bouquer in Peru angemerket hat. Und die Erdbe-
ben geschehen auch mit solchen ruhigen Zwischenräumen.
Das Erdben hebt oft neue Berge über dem festen Lande
hervor und hebt neue Inseln aus dem Boden des Meeres
empor. Im Iahr 1538 entstand bey Pozzuolo eine ge-
wisse Oefnung in der Nacht, woraus so viel Sand und
Steine geworfen wurden daß ein Berg Monte di Cene-
re daraus entstand der 400 Ruthen hoch war und 3 Ita-
liänische Meilen im Umfange hatte, anderer zu ge-
schweigen. 1720 «z»wurde bey den Azorischen Inseln
aus einem 120 Fuß tiefen Meeresgrunde eine kleine
Insel hervorgetrieben, die eine Meile weit war. 1707
ist bey der Insel Santorini im aegeischen Meere aus dem
mehr als 80 Faden tiefen Meeresgrunde eine Insel,

/ die

/|P_39

/die 6 Meilen weit, durch ein Erdbeben empor gehoben
worden.

/ ≥ Viertes Hauptstück
/Geschichte der Quellen und Brunnen

/§ 1.
/Von der Ursache derselben. ≤

/Die bey den vernünftigen Naturforschern itziger Zeit
herrschende Meinung von den Ursachen der Quellen ist
diese: daß sie von dem Regenwasser, welches sich in die Schich-
ten der Erde seiget und an einem niedrigen Orte hervorquillt,
entstehen. Die oberste Rinde der Erde besteht nämlich aus
Schichten von verschiedener Materie, die sich blätterweise
über einander befinden, wovon hernach ein mehreres.
Das Regenwasser seiget sich durch die lockern Schichten
von Sand, Kieselstein und lockerer Erde bis es an einen
festen, leimigten und steinigten Grund komt«,». Da es un-
terwerts nicht weiter sinken kann, schleicht es sich nach dem
Abhange der Schichten, woran es stehen bleibt, fort, macht
verschiedene Adern und dringt an einem niedrigen Orte

/|P_40

/hervor, welches eine Quelle machet, die noch lange fortdau-
ret, wenn gleich der Regen eine Zeitlang ausgeblieben, weil
das Wasser aus der Quelle nur langsam «a¿¿»ausfließet, aber
aus einem großen Umfange des nahen Landes einen
allmähligen Zufluß bekomt, die Sonne auch diese in der
Erde befindliche Feuchtigkeit nicht austrocknet. Dies ist
die Meinung des Mariot, Halley und anderer mehr.
Die Schwierigkeiten, die dawider gemacht worden sind
diese, daß der Regen in ein ausgetrocknetes Erdreich
nicht über 2 Fuß eindringt, da doch bey Grabung der «Bun-»
Brunnen öfters mehr als 100 Fuß tiefe Quelladern an-
getroffen werden. Allein darauf wird geantwortet
daß 1 durch Ritzen und Spalten der Erde das Wasser nach
einem langen Regen in die Steinkohlen Gruben wohl
250 Fuß tief und in ein Bergwerk wohl 1600 Fuß tief ein-
dringet 2, daß wenn man eine leimichte Schichte a b
welche abhängig ist, annimt, welche bey a zu Tage
ausgehet und über der ein Berg befindet, das Regen-
wasser, welches darauf fället, durch kleine Adern, die

/ es

/|P_41

/es sich ausarbeitet, in den Berg nach der Richtung a b fort-
läuft und also, wenn aus der obersten Spitze des Berges ein
Brunnen c d gegraben worden, daß daselbst Quelladern
angetroffen worden, die aber nicht von dem auf dem Berge
gefallenen Regenwasser, sondern von dem, daß auf die
Ebene außer dem Berge gefallen und auf der abhängi-
gen Schichte, die durch ihn fortläuft, sich durchgeseiget hat
herzuleiten ist. 2 Daß oft auf hohen Bergen Quellen an-
zutreffen sind z. E. auf dem Blocksberge, Tafelberge an
Capo bonae spei pp. Allein man findet bey genauer Unter-
suchung, daß doch ein Theil des Berges höher liegt, als die
Quelle, die auf ihm entspringet.

/3 daß einige Quellen bey der größten Dürre ohne Ver-
minderung fortfließen. Dieses rührt von der Tiefe der
Schichten her, die sich, wenn sie sich einmal voll Wasser
gesogen haben, beständig naß erhalten, indem sie aus
«e»ihrem weiten Umfange nur einen geringen Theil
in die Quellen liefern: dahingegen dient zu Bestäti¥
gung dieser Meinung, daß in Arabien, wo es wenig

/ reg- 

/|P_42

/regnet, es auch in sehr durrem Sande «kl»feine Quellen giebt
daß die meisten Quellen in einem Iahr, wo es wenig reg-
net eine allgemeine Abnahm an Wasser leiden, auch wohl
gar versiegen pp. Cartesius erklärte den Ursprung der
Brunnen also: In dem Inwendigen der Berge befinden
sich weite Hölen, in diesen befänden sich durch weite Gänge
die zum Meer führen, Meerwasser, welches vermöge
der unterirrdischen Hitze in Dampf verwandelt wür-
de, und indem dieser in die oberste Schichte der Erde hin¥
eindringe, eine immerwährende Quelle mache. Ein
gewisser Iesuit und Perault bestätigen Cartesii Mei-
nung mit Exempel, welche wir aber ohne Schwierig-
keit nach unserer Hypothesi erklären können. Die dritte
Meinung, daß das Meerwasser, welches sich in den Hölen
der Berge befinden soll, durch das Seigen der Erd- und
Sandpartickeln bis an dessen Spitze erhoben wer-
den soll ist wider die Experimente der in Haarröh-
ren oder in Sandhaufen sich zusammenziehenden Feuch- 

/ tig- 

/|P_43

/tigkeit und gesetzt dies wäre also so würde es doch nicht wieder
von den Bergen heraus fließen, so wie sich zwar an einem
Hute Zucker das an seinem Fusse befindliche Wasser bis oben
zuziehet aber nicht von oben heraus fliesset.

/ ≥ § 2.
/Besondere Arten der Quellen und Brunnen. ≤

/Einige brunnen fliessen periodisch. Einige derselben
können durch das Aufthauen des Schnees andre durch hydrau-
lische Beyspiele, noch andere, von denen es scheint, daß sie
durch die Wirkung des Mondes erkläret werden können.
Exempel von der ersten sind häufig in der Schweiz, Ita-
lien Frankreich, und andern Oertern, imgleichen im Bis-
thum Paderborn ist der Bolderborn, der alle 6 Stunden
sich verlieret und dann mit einem Getöse widerkömt.
St_Denis führet ein Exempel der letzten «Dinge» an.
In der Mitte des Berges in der Woydwoyschaft Cracau.
Es giebt süsse Brunnen als bey Toledo, der oben süß als Zucker
unten aber säuerlich ist. In Deutschland sind etliche 100 Sauer- 

/|P_44

/Sauerbrunnen, diese enthalten das Crocum Martis. Ei-
nige sind bitter, viele salzig, noch viel mehr haben Eisentheil-
chen und andere Mineralien in sich, etliche führen Gold.
Bey Neusol ist eine Quelle, die eine vitriolische Feuchtig-
keit auströpfelt, die mit Kupfer impregnirt ist, welche
das so genannte Cementwasser mit sich führet, dadurch man
Eisen in Kupfer verwandeln kann. Einige versteinern
die hineingelegten Körper. Ein heisser Brunn in Peru
ergießet sich in das benachbarte Feld und verwandelt
sich in Stein. Einige entzünden sich, wenn man sich ihnen
mit einem Lichte nähert. Es giebt auch Brunnen, über
deren Wasser ein Oel, wie Steinöhl oder Naphta schwim-
met, das letzte unterscheidet sich von dem ersten darin
daß es wegen der herausgehenden brennbaren Dünste
das Feuer gleichsam an sich ziehet. Bey Bagdad werden
täglich wohl 100.000 %Pfund Naphta geschöpfet. Es giebt auch
sehr kalte Brunnen, welche entweder deswegen weil
die Adern, wodurch sie Zufluß bekommen, sehr tief liegen
und daher von der Sonne nicht erwärmet werden

/ können

/|P_45

/können oder weil das Wasser derselben durch den aus der
Erde dringenden Salpeter Geist sehr erk«»ältet wird, diese
Eigenschaft haben. Ungemein viele Brunnen haben sehr
heisses Wasser, als die warmen Bäder in Deutschland, Ungarn,
Italien pp. In Island sind verscheidene heisse Brunnen, in
deren einem ein Stück Schweinfleisch in einer halben Stunde
gar kochet. Imgleichen in Iapan. Alle diese Wasser z. E. im
Carlsbad müssen wohl 12 Stunden stehen bis sie so weit ab-
kühlen, daß man sie am Körper leiden kann. Obgleich es so
heiß ist, muß es doch eben so lange über dem Feuer stehen,
als gemeines kaltes Wasser bis es kochet. Die Ursache fin-
det sich in den mineralischen Materien, die vom Wasser auf-
gelöset werden und sich in einander erhitzen.

/ ≥ Fünftes Hauptstück
/Geschichte der Flüsse

/§ 1
/Von dem Ursprunge derselben ≤

/Sie entstehen aus den Bächen, die ihr Wasser verei- 

/ nigen

/|P_46

/nigen, diese aus den Quellen; die letzten endlich aus
dem Regen und Schnee. Wenn man das Wasser, welches
ein Fluß in einem «¿¿»Iahr ins Meer ergiesset, berechnet,
so wird die Menge des Regen- und Schneewasser, wel-
ches auf die Fläche desjenigen Landes fällt, das sein Wasser
in den Schlauch des Flusses liefert, groß genug befunden
um nicht allein die Bäche und die aus ihnen entstehenden
Ströme, zu unterhalten, sondern auch den Thau, das Wachs-
thum der Pflanzen und dasjenige auszumachen, welches
vom festen Lande wieder ausdünstet. Dieses wird dadurch
bestätiget, daß nach langer Dürre auch das Wasser schwindet,
daß in Ländern, wo es wenig regnet, als in Arabien
auch sehr wenige Flüsse entspringen; daß die gebürgi-
gen Gegenden als Abyssinien, in Peru die Cordilleren pp.
darin ein fortdaurender Regen fällt, auch Quellen zu
den a«¿»nsehlichsten Flüssen enthalten: Also ist freylich eine
Circulation des Meerwassers und des Wassers der
Flüsse, nicht aber eine solche, wie man sich gemeiniglich ein- 

/ bildet

/|P_47

/bildet: nämlich nicht vom Meer unterwerts unter dem
festen Lande bis an die Höhen desselben und von da wieder
ins Meer; sondern durch die aus dem Meer steigende Dünste
die in Wolken Regen und Schnee verwandelt worden und
au«¿»f die Fläche des festen Landes herabfallen.

/ ≥ § 2.
/Von der Bewegung und dem Abhange der Flüsse ≤

/Weil dazu, daß ein Fluß seinen Lauf ins Meer erstrecke
ein beständiger Abhang des festen Landes von seinen Quel-
len bis zum Meer nöthig; so ist merkwürdig daß das feste
Land in so großer Strecke als z. E. Südamerika nach der
Lage des Amazonenstromes wohl «8»[[ 6 ]]00 Meilen einen einförmi-
gen Abhang bis zum Meer hat. Denn wenn es hin und wieder
große Einbeugungen und Vertiefungen hätte, so würde der
Strom sehr viele weitläuffige Seen unterweges machen.
Die Ursache hievon ist: alle Ströme haben nicht einen gleich
jähen Abhang.*1 Aus den Cordillerischen Bergen wo der Ama-
zonenstrom entspringet, entstehen viele Gießbäche, die sich

/ in ~

/|P_047R δZ_17

/[[ *1 Gefälle %und Fall
sind unter-
schieden

/δunten δFigur ]] ~

/|P_48

/denselben Ocean ergiessen. Der letzte Abhang ist insgemein
viel stärker als der erstere. Die Seine, wo sie durch Paris
fliesset hat auf 6.000 Fuß Abfall. Die Loire aber einen
3mahl stärkern Irrthum des Varenius und Kuhns. Die
Schnelligkeit eines Flusses soll in der ganzen Länge seines
Laufes zunehmen: weil er aber nahe zu seinem ostio
breiter wird und sein Abhang daselbst auch fast aufhöret,
so fliesset er langsamer als irgendwo.

/ ≥ Einige besondere Merkwürdigkeiten der Flüsse.

/§ 3. ≤

/Die Richtung großer Flüsse macht gemeiniglich mit der
Richtung der höchsten Gebürge, worin ihre Quellen liegen,
einen rechten Winkel, weil dieser Weg der kürzeste ist, von
da in die See zu gelangen. In großen Gebürgen lau-
fen durch zwo Reihen von Gebürgen von beyden Seiten
die Flüsse parallel und der Fluß nimt das Thal zwi-
schen beyden ein, in welches die von beyden Seiten daraus
entspringende Bäche sich ergiessen. Sie haben nahe an ihrem
Ursprunge höhere Ufer, als an ihrem Ausflusse sie ha- 

/ ben

/|P_49 δLage D

/ben auch weniger Krümmungen und sind die Ufer, wo der
Fluß einen einziehenden Winkel macht höher als bey einem
ausspringenden z. E. das Ufer a ist höher als das gegenüber
stehende b und c ist höher als d. Dieses rührt von der Natur
eines Thales her, welches zwischen zwey ungleich abschüs-
sigen Höhen am tiefsten nahe an der steilesten Höhe ist. Die
Flüsse zerstören nach und nach das höhere Ufer und setzen
die abgerissene Erde und Sand an die niedrigen ab, daher
sind die öfteren Veränderungen des Flutbettes eines Flusses.
Man errichtet daher öfters Bounen, wodurch der Strom
aber öfters mehr in Verwirrung gebracht wird. Man findet
hin und wieder trockene Flutbette von Flüssen am Rhein
und vornehmlich am Gihan, der sich erst mit einem Arme in die
Caspische See ergoß itzt aber in den See Aral fließet.

/ ≥ § 4.
/Von den ansehnlichsten Flüssen der Erde ≤

/Die den längsten Lauf haben sind der Nilus, der Niger
oder Senegal der Ieni«tza»[[ <sei> ]] der auf dem «Grenzen des Mogul-
schen Reichs»[[ <altaischen Gebirges> ]] entspringet und ins Eismeer fließt, der

/|P_50

/der Hoang oder Safran-Fluß, der Amazonenfluß,
der Silberfluß [[ <Paragay> ]], und der Mississippi. Sonst gehören auch
noch hiezu der Donau Oby und Ganges.

/ ≥ § 5.
/Erläuterung der Art, wie sich ein Strom ein
Bette bereitet. ≤

/Man findet bey den meisten Strömen, daß ihr Bette
öfters viel höher liegt als das zu beyden Seiten umliegen-
de Land, sonderlich nahe an ihren Ausflüssen. Bisweilen
sieht man sie durch enge Pässe streichen zwischen zwey ho-
hen Ufern, welche sie wie Mauren von beyden Seiten um-
schliessen. Dies thut der Amazonenfluß nicht weit von sei-
nem Anfange und die Rhone, wenn sie aus der Schweiz in
Frankreich fliesset %und %andere %mehr.

/Man kann leicht errathen daß, da sich im ersten Zustande
der noch nicht ausgebildeten Erde die Wasser von dem
Gebürge in die Thäler ergossen und also dieses nicht nur
das Meer wird erreicht haben, sondern weit und breit
das feste Land wird überschwemet haben; weil die

/|P_51

/vielen Unebenheiten, die sich unterweges finden, die Strö-
me nöthigten oft große Thäler anzufüllen und sich in vie-
le Arme zu theilen. Allein da das Wasser wo es den stärk-
sten Abhang findet am schnellsten fliesset so müßte hin
und wieder ein schnellerer Zug des Wassers seyn als ander-
werts. Nun muß das Wasser in diesem ursprünglichen Zustan-
de mit dem aufgelöseten Schlam sehr stark seyn angefüllt
gewesen und dieses kann es nicht in der Richtung seines
stärksten Zuges sondern an der Seite hind angesetzt haben.
Dadurch erhöhete es den Boden zu«r» <den> Seiten so lange, bis die U-
fer hoch genug waren alles Wasser zu fassen und so bildete
sich der Strom sein Bette. An den Gegenden, wo er steile
Höhen herabstürzete oder mit reissender Geschwindig-
keit einen Boden herabfloß, arbeitete er den Boden so-
lange aus und trug den abgerissenen Schlam in die nie-
dern Gegenden, bis er durchgehend eine gemäßigte
Geschwindigkeit bekam. Daher sieht man in der Nähe der
Ursprünge der Flüsse ihn zwischen hohen Ufern fliessen.
Zuweilen sind die Ufer wie steile Wände z.B. bey der Rhone,

/|P_52

/wenn sie sich aus der Schweiz nach Frankreich wendet,
bey dem Amazonenstrom nahe bey seinem Anfange.
Daher sind auch die meisten Flüsse als auch ein jeder Fluß
an den meisten Orten nicht unschiffbar, wegen ihrer
Schnelligkeit außer an einigen Orten, wo der Boden
felsigt ist, der sich nicht so leicht durch den Fluß ausarbei-
ten läßt. Von den Veränderungen der Erde durch die
Flüsse wird weiterhin das Gehörige folgen.

/ ≥ § 6.
/Von den Wasserfällen und andern Bewegun-
gen der Flüsse. ≤

/Der Rhein hat unterschiedliche Wasserfälle. Der
bey Schafhausen ist senkrecht 75 Fuß hoch. Der Velino in
Italien fällt von einer perpendiculairen Höhe von
200 Fuß. Der Höchste in der Welt ist der vom Flusse Bogora
in Südamerica, der senkrecht 1200 Fuß herabstürzet.
Allein der Fluß Niagra in Nordamerika ist dennoch der
entsetzlichste, weil dieser Fluß eine ungemeine Breite

/ hat

/|P_53

/hat und senkrecht 150 Fuß herabstürzet. Besondere Phaeno-
mena der Wasserfälle, sie tragen sich nur dann zu wenn der
Fluß über einen felsigten Boden läuft, welches man auch an
den Wasserfällen des Nils siehet. Der Fluß Tunguska«ia» in der
westlichen Tartarey fließet auf einem schiefen felsigten
Wege von einer halben Meile mit einem solchen Gebrause,
das über 5 Meilen zu hören ist fort. Noch ein anderer merk-
würdiger Fall ist der Trolnexa in der Cavenna, indem er
senkrecht 60 Fuß herabfällt. Der Tiger und Neger haben gleich-
fals dergleichen. Von denen Flüssen, die eine Zeitlang unter
der Erde fortlaufen und dann wieder hervorkommen ist zu
merken daß die Guadiana diese Eigenschaft, wie man vorgiebt,
hat, weil sie nur in tiefe Thäler fortläuft. Igreata ein
Fluß in Iorkshire läuft wirklich eine halbe Meile unter der
Erde fort. Einige Ströme versiegen ehe sie die See erreichen
z. E. der Arm des Rheins, Ka«l»twick ohnweit Leiden, der Hol-
dongg in der Chinesischen Tartarey und viele in Persien. Einige,
die sehr lang sind z. E. der Amazonenfluß, der Senegal haben
Ebbe und Fluth. Einiger Bewegungen sind noch weit in der

/ See

/|P_54

/See zu spühren, worin sie fließen. z. E. des Za«k»<i>re des Ama-
zonenflusses, des Rheins im Bodensee, der Donau im schwar-
zen Meere. Doch hat keiner seinen besonders kenntlichen Strom
in der See, wie von der Donau im schwarzen Meer, von der
Rhone im Genfersee, vom Rhein im Bodensee vorgegeben
wird obgleich die Ströme das Meerwasser weit von den U-
fern des Meeres süsse machen vornehmlich der Amazonen-
fluß. @S. z.@

/ ≥ § 7.
/Von den Uberschwemmungen der Flüsse ≤

/Einige treten zur gesetzten Zeit, vornehmlich nahe an
ihren Ausflüssen über die Ufer, und überschwemmen
das Land rund umher, welches niedriger liegt als der
Schlauch der Flüsse. Die Ursachen sind der Regen in den
Gebürgen, daraus der Fluß entspringet und der abthäu¥
ende Schnee. Unter allen solchen Flüssen ist der Nil der
vornehmste.*1 Er schwillt mit dem Anfange des Sommer-
Monats und überschwemt ganz Egypten, wobey doch der
Einwohner durch Leitung des Wassers durch verschiedene

/ Canäle ~

/|P_054R δZ_17

/[[ *1 Imgleichen der Menan
in «bey» Siam
]] ~

/|P_55

/Canäle, und Erhöhung derselben auf den Aekern viel
beytragen. Aegypten ist zu der Zeit ein Meer, worin die
Städte und Dörfer Inseln sind. Im Anfange des Septembers
tritt er wieder in seine Ufern zurück. Die Ursache dieser
Ueberschwemmung ist der Regen, der alsdann in den ägyp-
tischen Gebürgen fällt; imgleichen der Nordwind, der auf
die Mündung des Nils gerade bläset und sein Wasser zurück
treibt. Zur Zeit der Ueberschwemmung höret die Pest, die gemei-
niglich die übrige Zeit des Iahres wütet, auf. Wenn das Wasser
nur 12 Ellenbogen hoch steigt so ist eine Theurung zu befürchten
steigt es bis 16 so ist Ueberfluß; 18 oder 20 Fuß sind zu viel,
vor Alters soll der Nil das Land viel höher überschwemmet
haben als itzo, weil nun durch den abgesetzten Schlamm das
Land schon erhöhet worden; weil sich nun in den heissen Land-
strichen der Regen zur gesetzten Zeit einfindet, so ist kein
Wunder, daß die Flüsse die Ueberschwemmung zu gewissen
Zeiten halten als der Nilus, Zair, Indus und Ganges.

/ ≥ § 8.
/Von den Materien, welche die Wasser der
Flüsse bey sich führen. ≤

/|P_56

/Weil die Quellen der Wasser entweder Eisentheile oder
lockere Erde und Salz-Parthickelchen bey sich führen, wie
auch Mineralien<2> andere<1> so ist kein Wunder daß das eine
Flußwasser leichter ist, als das andere, gemeiniglich führen
die kleinen Ströme, die sich in große erschiessen, schwerere
Wasser als diese. Das Nekar-Wasser ist schwerer als das Wasser
der Rheine, und eben so ist der Mayn, die Ma«y»intz in die
Weser, die bey Coblenz in den Rhein fällt, von schwerer Art,
als dieses, welches man dann auch am Eintauchen der Ge-
fässe erkennen kann. Die Ursache ist, weil das Wasser,
das mit irrdischen und andern Theilen untermischt ist, in ei-
nem kleinen Strom dahin floß, so bald es sich in einen weiten
Schlauch ergiesset, seine Materien kann leichter fallen lassen
und zweytens kann die Vereinigung unterschiedlicher Wasser
die praecipitation der Materie, die eines oder das andere
mit sich führet. Das ThemseWasser hat den Ruff daß es sich
auf langen Seefarthen am besten erhält und ob es gleich
stinkend wird sich doch selbst reiniget. Vielleicht rühret dies
vom verborgenen Schwefel her, der sonst die Weine conser

/ viret

/|P_57

/viret. Verschiedene Flüsse führen Gold-Sand. In Europa der
Rhein, die Rhone, der Pactolus und Tigris waren vordem
deshalb berühmt. Auf der Goldküste von Guinea wird itzo
der Goldstaub aus Flüssen gesamlet vornehmlich nach starkem
Regen, woher er komme und wie er abgesondert werde.

/ ≥ Sechstes Hauptstück
/Geschichte des Luftkreises. ≤

/Der Luftkreis drücket mit eben so starkem Gewichte als
wenn die Erde durch ein Meer, welches 32 Rheinländische
Schuh hoch ist bedecket werde. Weil die Luft durch die Last, die
auf ihr ruhet sich zusammen drücket so muß sie, je weiter vom
Mittelpunkte desto dichter seyn; ja wenn ihre Verdichtung immer
so fortginge so würde sie in einer Tiefe von 7 deutschen Mei-
len das Wasser an Schwere übertreffen; in einer Tiefe aber,
die noch nicht ein 1/3 des radii der Erde wäre, würde sie schon dichter
seyn als Gold. Diese Dichtigkeit der Luft könnte, wenn unterirrdi-
sche Erhitzungen dazu kämen, viel zu den gewaltigen Er-
schütterungen der Erde beym Erdbeben beytragen. Die At- 

/ mo- 

/|P_58

/mosphäre theilt man in Regionen, die unterste gehet
von der Meeresfläche bis zu der Höhe, wo der Schnee im Som-
mer nicht mehr schmilzt. Diese erste Region ist nicht in allen
Gegenden der Erde gleich hoch. In der zona torrida unter
dem aequator ist die Höhe der Berge, wo der Schnee nicht
mehr schmilzt nicht unter 3/4 deutsche Meilen. Im Anfange
der zonae temperatae nur eine halbe; in den Alpen nur 1/4
Meilen und unter dem Pol bey nahe der Oberfläche des Mee-
res gleich. Die zweyte Region hebt beym Ende der ersten
an und geht bis zur größten Höhe, wohin sich die Wolken
erheben. Dieser ihre Höhe ist an keinem Orte der Erde
völlig bestimt. Bald gehen die Wolken hoch, bald niedrig.
Ueberhaupt scheinen sie nicht über eine deutsche Meile über
die Meeresfläche emporzusteigen. Wenn man diese zwey-
te Region bis dahin extendiren wollte, wo die leuchten-
de Metheoren entstehen z. E. Nordlichter, Feuerkugeln und
andere mehr so werden einige deutsche Meilen erfor-
dert werden ihre Höhe zu bestimmen: Die letzte Region

/ fängt

/|P_59

/fängt an, wo die zweyte aufhört und gehet bis zur Grenze
des Luftkreises. Man bestimt dieses durch die Höhe der Däm-
merung, welche 9_1/2 deutsche Meilen hoch gefunden wird.
Die Luft hat folgende Eigenschaften 1) feucht. Alle Luft hat
zuvor Feuchtigkeit in sich, wenn diese aber in ihren Zwischenräu-
men wohl vertheilet ist, so ist sie heiter und wird für trocken
gehalten. In einigen Gegenden wird sie mit feuchten Dünsten
weit mehr beladen als in morästigen und waldichten Gegen-
den z. E. In der Insel Madera; itzt in der nordlichen Gegend
der Landenge von Panama. 2) oder sehr trocken, wie in Per-
sien, Arabien, obern Theil von Aegypten, wo man die Luft durch
künstliche Springbrunnen oder gesprengtes Wasser in den Zim-
mern anfeuchten muß, weil sie sonst der Lunge schädlich wird.
3) Sie hegt Salze in sich z. E. Meersalz welches aus der Luft an
vielen Orten anschießt, wie in der Insel Ormus, und von den
Bächen, die durch Gebürge fliessen, von der Erde ausgewa-
schen und anderwerts verbreitet wird; daher die mit Salz
bedeckte Felder in Persien und am Capo bonae spei, %imgleichen
andere Salze. Daher die corrosivische Luft auf den Azorischen

/|P_60

/Inseln, imgleichen der aus der Luft sich angesetzte Salpeter
und Schwefel, öhlichte und mineralische Theile hält; hällt
sie auch hin und wieder in großen und kleinen Quantitä-
ten in sich. Die Seeluft ist von andern Eigenschaften, als
die Landluft; daher das Genesen der scorbutischen «Perso-
nen» Seeleute, so bald sie Land betreten, erfolget.

/4 Einige Luft ist sehr rein; daher das ruhige und heitere
Licht der Sterne in Persien, Arabien und Chaldäa, wo-
durch vielleicht die Astronomie in diesen Gegenden noch
erleichtert worden seyn, vornehmlich da man daselbst
die Sommermonate hindurch auf Dächern unter frey-
em Himmel schläft.

/5 Einige Luft ist wegen ihrer Gesundheit; andere
wegen ihrer Ungesundheit berichtiget. Alle sehr wal-
dichte Länder sind wegen ihrer ruhigen Feuchtigkeit
ungesund und bringen Fieber zuwege z. E. Virginien
bey Anfange der Colonien daselbst; vornämlich *1 wenn
mit dieser Feuchtigkeit eine große Hitze verbunden
ist, als Porto Bello. Wenn ausgetretenes Seewasser in
Pfützen auf dem Lande faulet; als in Sumatra; ~

/|P_060R δZ_17

/[[ *1 vornemlich Sümpfe ]] ~

/|P_61

/oder auch empor getriebenes Flußwasser, als in Siam
so bringet dieses Krankheiten und Fieber zuwege. Eini-
ge Krankheiten sind blos einigen Ländern eigen; als
der englische Schweiß. Die Europäischen Weiber bekommen
in Batavia gesalzene Milch.

/6. Die Luft einiger Orten leidet gewisse Ungeziefer
nicht. Es sind keine Ratzen in Augsburg, Malta, Candia.
Keine gifftigen Schlangen in Gozzo, «Fa»[[ <Iv> ]]izza. In Irrland
gar keine gifftige Thiere. Auf dem Iagdhause Einsiedel
in «Wittenberg»<Würtemberg> keine Ratzen. Colbe berichtet, daß die
Europäer, wenn sie aufs Capo bonae spei ankommen das
Ungeziefer verlieren, was sie sonst auf ihren Schiffen
oder in Kleidern mitgebracht und niemals wiederbekommen.
Dagegen haben die Hottentotten wegen ihrer garstigen
Lebensart einen guten Vorrath davon. Die blaue Far-
be der Luft erkläret man am wahrscheinlichsten aus
dem weißlichten Schimmer der Dünste, der auf dem schwar-
zen Grunde des leeren Raumes gesehen wird und eine
blaue Farbe machen muß, so wie weiß auf schwarz dünne

/ auf- 

/|P_62

/aufgetragen, blau machet.

/ ≥ Von den Winden überhaupt. ≤

/Der Wind ist dasjenige in Ansehung der Luft, was
ein Strom in Ansehung des Meeres ist; er wird auch wie
die See durch die Richtung des festen Landes und der Berge
sehr eingeschränkt, wie zwey Ströme, die einander entge-
gengesetzt sind, einen Meerstrudel machen, so machen 2
Winde, die in verschiedenen Wirkungen auf einander
wirken Wirbelwinde. Die vornehmsten Ursachen der
dauerhaften Winde sind 1 wenn eine Luftgegend mehr
erwärmet wird, als die andere z. E. die über dem Lan-
de mehr als über dem Meer, so weicht sie dieser, weil sie
leichter ist, als die kühlere Luft und es entsteht ein Wind
in dem Platz der Erwärmung und dieser dauret so
lange fort als die vorzügliche Erhitzung des Ortes wär-
met. 2 Wenn eine Luftgegend nach und nach erkältet
so faltet sie sich zusammen und verlieret ihre Ausspan-
nung und machet der wärmenden Luft Platz gegen ihr

/ zu

/|P_63

/zu stämmen. Wenn im Anfange des Herbstes im tiefen
Norden es anfängt kalt zu werden so zieht die südliche Luft
nach Norden über so lange als die Zunahme der Wärme
dauret und hernach kehret sie wieder zurück. 3 Von plötz-
lichen Stürmen, die nicht l«ä»ange«r» wären; sie sind aus der
Erde ausgebrochene Schwefel und mineralische Dämpfe
welche die Elasticität der Luft schwächen oder in Gährung
gerathen; die Ursache ungleicher auf einander stossenden
Winde, die sich anfänglich aufhalten und Windstillen machen,
hernach mit Heftigkeit sich drücken, und entsetzliche Wolken-
brüche und tobende Stürme machen. Imgleichen macht hefti-
ger Platzregen oder Hagel einen Wind, der sehr heftig
seyn kann. Die Eintheilung, die die Seeleute von den Winden
machen ist diese: sie nehmen die 4 Hauptgegenden Nord,
Ost, Süden, West dann theilen sie jeden Bogen des Horizonts
der zwischen zwey Hauptgegenden enthalten ist, in zwey
gleiche Theile. Sie heissen Nord-Ost, Süd-Ost, Nord-west,
Süd-west, die Buchstaben werden so gesetzt daß die von
Nord oder Süd immer zuerst kommen, hernach theilen sie diese

/ in

/|P_64

/in in viertel bogen, und vor die vorige Benennung, wozu
aber noch Nord-Ost, Ostwest auch kommen müssen, immer die
Hauptgegenden, der sie am nächsten liegen, als Nord-Nord-
Ost, Ost-Nord-Ost, Ost-Süd-Ost, Süd-Süd-West, West-Süd-
West, West-Nord-West, Nord-Nord-West. Die Winde von der
vierten Ordnung entstehen, indem sie die vorigen Bogen
wieder halbiren, die vorige Benennung behalten und nur
zeigen, welcher von den Hauptgegenden sie am nähesten
liegen, und dieses durchs Wörtchen gen z. E. Nord gen Osten,
Nord-Ost gen Osten; alle diese Eintheilungen machen
32 Winde aus.

/ ≥ Eintheilung der Winde nach ihren Eigenschaften
Feuchtigkeit, Trockenheit, Wärme, Kälte und Gesund-
heit. ≤

/Die Abendwinde sind in den meisten Gegenden feucht,
sind es aber auch in der ganzen Welt ausser, wann sie
über einen verbrannten Boden streichen als in Persien
der Abendwind, der über Arabien streichet. Es mag ein
Wind über ein nahes oder entlegenes Meer streichen so ist
er immer feucht. Dagegen der Ostwind, wenn er gleich noch über

/ grö- 

/|P_65 δLage E

/größere Meere kömt, mehrentheils trocken ist. In den
Philippinischen Inseln regieren des Iahres zwey Wechsel-
winde, ein Nord-Ostwind die Herbst- und Wintermonate
und dann ein Süd-Westwind die übrige Zeit. Iener, ob er
gleich über das mare pacificum wehet, ist trocken. Ein glei-
ches ist in Ost- und Westindien zu merken z. E. in der Gegend
von Neu-Cartagena. Die Südwestwinde, die über das at-
lantische Meer wehen und feucht Wetter bringen, sollen heiter
und trocken Wetter bringen. Dagegen nur die Westwinde
feucht sind. Dies geschiehet auch selbst auf der stillen See, da
die Ostwinde heiter Wetter geben; die Westwinde aber, die
über diese See gehen, regenhaftes. Die Ursache soll in folgen-
den erklärt werden. Wenn ein Wind eine Luft mit sich führet,
die kühler als der menschliche Körper, so kühlet er. Ist seine
mitgebrachte Luft aber heisser als dieser so erhitzt er die-
sen desto mehr je schneller er gehet. Solche heisse Winde
sind hin und wieder in der zona torrida anzutreffen
wie Camzin in Egypten vornehmlich der Zamiel in Persien A-
rabien %und Syrien sind die ärgsten. Sie blasen mit einer

/ Hitze

/|P_66

/Hitze als wenn sie aus einem Feuerofen kämen. Dieser Wind
Samiel sieht röthlich aus und wehet vornehmlich im Iunio bis
August und ist insonderheit am Persischen Meerbusen zu spü¥
ren. Die Perser meinen daß er seine gifftige Eigenschaften
von einem Kraut Golbat «¿»Samo«¿¿»ur genannt, welches häu-
fig in der Wüste von Kerman wächst, weil der Wind, der
über dieses streichet seinen Blumenstaub fortführet, ha-
be. Es scheinet aber der Wahrheit ähnlich, daß weil alle diese
Gegenden viel Naphtha insonderheit in ihren Boden ent-
halten, das saure der Salzpartickelchen, die der Persische
Wind mit sich führet, mit diesen öhlichten Dämpfen aufbrau-
se, sich erhitze und die rothe Farbe zuwege bringe. Der
Wind Samiel tödtet, wenn er heftig gehet, sehr schnell.
Meinungen von dem plötzlichen Sterben der Israeliten
und dem Heer Sanheribs.

/Es giebet in dem Lande Arabien imgleichen in den E-
gyptischen Sandwüsten auch Winde, die Reisende im
Sande begraben. Daher die Mumien ohne Balsamirung ent-
stehen. Winde, die von den Spitzen hoher Berge kommen sind

/ alle -  ~

/|P_066R δZ_09

/[[ Winde über Sandwüsten
sind iederzeit unge-
sund, lassen aber
wann sie aufgehört
haben die Luft gesunder
als vorher zurük
]] ~

/|P_67

/alle kalt; dahero selbst in Guinea, die Nordwinde, die
von dem im unt«l»ern Theil des festen Landes befindlichen
Gebürgen kommen, Reif und Kälte bringen. Winde, deren
Züge gegen einander streben bringen erstlich Windstillen
dann plötzlichen Sturm, Platzregen und Gewitter zuwege.
Die Gewitter entstehen vornähmlich aus dem gegen ein-
ander Streben zweyer Winde, welche die Dämpfe vermen-
gen und verdicken, dahero nach denselben der Wind sich öfters
ändert, und die Gewitter gemeiniglich gegen den Wind
aufsteigen.

/In den Indischen und Aethiopischen Meeren folgen in
den zwey Iahreshälften zwey Wechselwinde auf einander,
welche zu derjenigen Zeit, wenn sie einander ablösen,
erstlich Windstillen, hierauf ein unordentliches Wehen
aus allen Gegenden rund um den compass, endlich Sturm,
Platzregen, und Gewitter zuwege bringen, welche,
wenn sie höchstens nur eine halbe Stunde wehen Tornado
heissen; wehen sie aber etliche Stunden ja wohl Tage so
heissen sie Travado. Nicht weit von der Küste Guinea gegen

/|P_68

/Abend ist eine Gegend, die man die Gegend der Travaden
nennet, worin solche mit Stürmen, fast beständigen Re-
gen und Gewitter abwechselnde Windstillen herrschen.
Im Mexikanischen Meerbusen steiget bey abwechselnden
Winden gen Nordwest eine schwarze flache Wolke etliche
@%Grade@ über dem Horizont; diese heißt man die Nordbank, da-
rauf fängt ein reissender Sturm von Nordwest an, wel-
chen man den Nord nennet. Alle niedrige Wolken treiben
mit großer Schnelligkeit; nur die Nordbank ruhet, bis
der Sturm vorüber ist. Weil vor diesem Winde Nord
genannt gemeiniglich ein sanfter Südwest, hernach eine
stille Luft vorhergehet so siehet man wohl, daß die ent-
gegen«gesetzte»<strömende> Luft«ströme»züge erstlich einander auf¥
halten, dann eine Drehung in der obern Luft verursachen,
wo sie die Dünste in eine dicke Wolke zusammentreiben,
woraus die Nordbank entstehet, und daß die daselbst sich
häufende Luft unterwerts mit großer Gewalt her-
aus brechen werde. Die Wolke selbst, weil sie im Mittel- 

/ punkte

/|P_69

/punkte dieses Wirbels ist, muß ruhen. Wenn der Wind
nach Süden entspringt so ist das Unglück am größten.
Diese Winde sind dem December und Iunio eigen. Die Süd-
winde, die im Iunio, Iulio und Augusto häufig sind, herr-
schen zu der Zeit, wenn die Südwestwinde in dieser Gegend
vornehmlich herrschen; die Zurückströmung aber der nord-
lichen Luft ihnen bis weilen widerstrebet. Die Orcane
in eben diesem Meer und den umliegenden Seeküsten
treiben Wolken, die wie Pumpen aussehen, an Statt, daß
die Nords eine flache Wolke machen. Ihre Farbe ist gräß-
lich 1) blasse Feuerfarbe 2) Kupferroth 3 schwarz. Erstlich
kömt der Wind aus Südost, dann Windstille, dann Südwest.
Am Capo bonae spei herrscht der Orcan, der aus einer
Wolke, das Ochsenauge genannt zu brechen scheint. Man
glaubt fälschlich daß dieselbe Wolke nicht größer sey als ein
Ochsenauge. Sie scheinet größer als ein ganzer Ochse zu
seyn und breitet sich vornehmlich über den Tafelberg aus.
Sie entstehet, wann auf den Nord ein Südwind folget, aus

/ Ursachen

/|P_70

/Ursachen, die schon angeführet worden; doch muß man
auch die Gebürge, an die sich die Winde stoßen, mit in
Betrachtung ziehen. Dieses gilt auch von andern solchen
plötzlichen Stürmen. Sie herrschen mehrentheils in den
Gegenden der Vorgebürge, Meerengen, und wo viele
Inseln sind, und zu der Zeit, wenn die Winde stärker ab-
wechseln als im Herbste und Frühjahr mehr als in der
übrigen Zeit. Im chinesischen und Iaponischen Meer
herrschen die Typhons, welche von den aus dem Meer ge-
brochenen Dämpfen zu entstehen pflegen; denn das
Meer sprudelt und wallet an dem Orte, die Luft ist
mit Schwefeldünsten angefüllet und der Himmel siehet
kupferfärbig aus. Das Chinesische Meer ist im Winter
als eines von den angrenzenden und dieses scheinet die¥
se Ursache zu bestärken. Der Typhon bleibt an einer
Stelle, und treibt nicht fort. Mit diesen haben die Wasser-
hosen eine große Aenlichkeit. Die Sinesische Meere und
das rothe Meer haben diese Luft Phaenomena öfters;

/ Man

/|P_71

/Man siehet, daß das Wasser an einem Orte gleichsam kochet,
endlich sich einen Fuß hoch erhebet. Es steiget ein Rauch mit
einem düstern zischenden Getöse hervor und dann scheinen
sich die Wolken in den Gegenden herabzusenken, und mit
den Röhren die Figur eines Trichters oder einer Trom-
pete anzunehmen. Es windet sich das Wasser in dieser
Röhre in die Höhe und fällt ausserhalb derselben nieder.
Schiffe, die davon ergriffen werden, werden ihrer
Segel beraubet, sie treiben mit dem Winde fort.

/ ≥ Schnelligkeit der Winde. ≤

/Ein gelinder Wind geht nicht schneller als ein Mensch
im Gehen; ein ziemlich starker «als»[[ <erreicht die Geschwindigkeit> ]] ein[[ <es> ]] Pferd[[ <s> ]] im laufen *1
ein Sturmwind, der Bäume ausreisset, leget 24 Fuß
in einer Secunde zurück. Es giebt auch Stürme, die bis
60 Fuß in einer Secunde durchlaufen, diese werfen Häu-
ser und alles um, worauf sie frey treffen.

/ ≥ Von Passal Winden. ≤

/Ein Wind, der einem Erdstrich ein ganzes Iahr hindurch
mehrentheils eigen ist, heisset ein Passalwind. Zwischen ~

/|P_071R δZ_13

/[[ *1 60 Fuß in einer Sekun-
de ein %.englisches Rennpferd
]] ~

/|P_72

/den Tropicis wehet fast beständig, wenn man sich vom
Lande entfernet, ein Ostwind um die Erde<2> ganze<1>.
Dieser entstehet nicht von der zurückgebliebenen Luft,
die da die Erde sich von Abend gegen Morgen zu drehet,
nachbleibet, und in der entgegengesetzten Richtung wie-
derstehet, sondern von der nach und nach von Morgen gen
Abend durch die Sonne rund um die Erde geschehene Erwär-
mung; denn wie eben gesaget, so strömet die Luft immer
in der Gegend, die von der Sonne am meisten erwär-
met wird; folglich muß sie dem scheinbaren Laufe der
Sonne immer nachziehen. Die Seefahrer können viel
geschwinder aus Ostindien nach Europa, als von Europa
dahin kommen, weil sie im letzten Fall den generalen
Ostwind sowohl auf dem äthiopischen als Indischen Meere
gegen sich haben. Diese Seefahrer müssen auf der
Reise von capo bon: spei nach Europa wohl auf ihrer
Hut seyn, daß sie die St_Helena nicht vorbey fahren,
denn, wenn sie dieselbe einmahl vorbey sind, so können sie

/ nicht

/|P_73

/nicht wieder dahin gelangen, weil sie ein starker Ostwind
forttreibet, und müssen in der Insel Assumsion frisch
Wasser einnehmen. Dieses gilt von allen zwischen den Tro-
picis befindlichen Meeren, dem Atlantischen, Aethiopischen,
stillen und Indischen. Allein je weiter vom Aequator zu
den Tropicis, destomehr weicht dieser Ostwind in einer Neben-
richtung aus Süd oder Nord ab, nachdem man sich im südlichen
oder nordlichen Hemisphaerio befindet; dort wird er ein
Südost hier ein NordOstwind genennet. Diese Winde erstre-
ken sich auch etwas außerhalb den Tropicis, doch nicht leicht
über den 30 %Grad. Die Winde Alisees gehören zu den Wir-
kungen dieses allgemeinen Ostwindes und sind solche, die in
einem Erdstriche beständig herrschen, obgleich sie nicht die
Richtung aus Osten haben z. E. So herrscht an den Küsten von
Peru ein beständiger Südwind, der neben den Küsten Chi-
libis an Panama fortstreichet, welcher daher komt, weil die
näher zum Süderpol befindliche Luft nach dem aequatori
hinstreichet; der allgemeine Ostwind aber durch die
cordillerischen Gebürge gehindert wird, hier seine Wir-
kung zu thun. An den Küsten von Guinea ist ein fast be- 

/|P_74

/ständiger Westwind, weil die Luft über Guinea mehr als
über dem Meer erhitzet wird, und die letztere daher genö¥
thiget wird, über sie zu streichen und zwar in schiefer
Richtung von %Südwest nach %Nordost weil die größte Strecke des
festen Landes von Africa nach der letztern Gegend hin-
lieget, da dann die Richtung der Küsten den Wind völlig
westlich macht.

/ ≥ Von See und Landwinden. ≤

/Alle Länder der heissen zonae haben an ihrer See-
küste diese Abwechselung der Winde, daß des Tages hin-
durch ein Wind aus der See ins Land streichet und des Nachts
vom Lande in die See. Denn des Tages erhitzt die Sonne
das Land mehr, als das Wasser, daher wird die Meeres-
luft, die nicht in dem Grade erwärmet worden, dichter
seyn als die Landluft und diese aus der Stelle treiben,
daher nimt auch die Stärke des Seewindes zu bis nach
12 oder 1 Uhr Nachmittags, von da er immer schwächer wird,
und des Abends gar nachlässt; als dann aber erkühlet die
Seeluft schneller als die Landluft, die über einem erhitzten

/ Boden

/|P_75

/Boden stehet; jene ziehet sich also zusammen und machet die-
ser Platz, folglich streicht als dann ein Landwind über die See.
Die Winde sind in allen Inseln der zonae torridae, im
Mexicanischen Meerbusen, in Brasilien, an den Africa-
nischen und Ostindischen Küsten anzutreffen. Sie sind aus-
nehmend nutzbar, nicht allein zur Abkühlung dieser Län-
der, sondern auch für die Schiffart zwischen vielen Inseln.

/ ≥ Von den Moussons oder periodischen Winden. ≤

/In dem ganzen heissen Erdstriche, wo ganze Länder
von dem aequator gen Norden oder Süden sich aus brei-
ten, herrschen in den benachbarten Meeren jährlich Wech-
selwinde, Moussons, oder wie sie die Engeländer nennen,
Monsons) genannt, nehmlich die Monate Aprill bis Sep-
tember ein Südwestwind, die übrigen Monate ein Nord-
ostwind. Dieses geschiehet im Meerbusen von Bengala,
den persischen, Arabischen Meeren, im archipelago, den
Philippinischen Inseln, im Mexicanischen Meerbusen und
anderwerts. Im südlichen Hemisphaerio geschieht eben

/ der ~

/|P_075R δZ_15

/[[ Ein Monath zwischen
beyden Moussons
ist iederzeit ein Zwei-
felmonath.
]] ~

/|P_76

/der Wechsel des Westwindes, nur in den gedachten Mona-
ten herrschet der Nordwest und in den übrigen der Süd-
Westwind.

/ ≥ Ursache der Moussons. ≤

/Indem ich die Ursache der Moussons erkläre, so gebe ich
auch eine allgemeine Theorie aller beständigen Perio-
dischen und der meisten «perio» veränderten Winde.
Ich sage nehmlich daß ein Wind, der von dem aequator nach
einem von den 2 Polen gehet, eine Nebenrichtung nach
Westen bekomme, wenn er erstlich eine Weite hindurch bewe-
get hat z. E. in unserm nordlichen Hemisphaerio muß ein
Südwind in einen Süd-Westwind ausschlagen, und auf
der südlichen Seite des aequatoris ein Wind, der von dem
aequator nach dem Süderpol hingehet, ein Nordwest-
wind werden. Denn da die Erde sich um die Axe drehet:
so haben die Theile ihrer Oberfläche die größten Bewegun-
gen, welche unter dem aequator sind, und diejenigen, wel-
che einem oder dem andern Pole näher liegen, eine

/ desto

/|P_77

/desto schwächere, je näher man zu dem Pole gehet, und
die Luft, welche die Erde bedeckt, hat allenthalben, wenn kein
Wind ist, gleiche Bewegung mit dem Theil der Oberfläche der
Erde, auf welcher sie ruhet. Also wird die aequators Luft, weit
mehr Schnelligkeit der Bewegung von Abend gegen Morgen
haben, als die unter den Tropicis, und diese weit mehr, als die
zwischen den polarzirkeln pp. Dieser aber macht an sich noch
gar keinen Wind, weil die Luft auf der Oberfläche der Er-
de ihren Platz nicht verändert. So bald aber die Aequators-
luft nach einem von den Polen z. E. zu den Nordpol hinziehet,
so ist dies erstlich ein Südwind. Allein diese nach Norden ziehen-
de Luft hat doch von der Drehung der Erde einen Schwung,
von Abend gegen Morgen, der schneller ist, als alle Paral-
lelzirkel, wohin sie bey weiter Entfernung vom Aequator
anlanget; also wird sie unter die Oerter, wo sie ankomt,
sich mit dem Ueberschusse ihrer Schnelligkeit von Morgen
gegen Abend fortbewegen, mithin durch die Zusammense-
tzung der südlichen Richtung einen Südwestwind machen.
Aus eben den Gründen wird aus der Bewegung der Äqua- 

/|P_78

/torsluft nach dem Süderpol hin, ein Nordwestwind
entstehen, dagegen wo aus einer vom Aequator ent-
fernten Gegend die Luft zum aequator hinströmt,
so wird in unserm Hemisphaerio dieses erstlich ein Nord-
wind seyn, da er aus solchen Gegenden der Erde ausge-
gangen, wo er wegen der Parallelzirkel<2> kleinen<1>, in
denen er sich befand, weniger Schnelligkeit von Abend ge-
gen Morgen hatte, als diejenigen Theile der Oberfläche der
Erde, die dem aequator näher liegen, wohin er sich beweget,
so wird er, weil er nicht so viel Bewegungen von Westen
nach Osten hat, als die Oerter, wo er anlanget, nachblei-
ben, also sich schon %«W»Morgen gegen %Abend zu bewegen, welches in der
nordlichen Richtung verbunden, in unserm Hemisphae-
rio einen Nordwind macht, also wird ein Nord-Westwind
in unserer Halbkugel, je mehr er sich dem Aequator
nähert, in einen Nord-westwind ausschlagen und im
südlichen Hemisphaerio wird ein Südwind sich in einen
Südostwind aus eben den Gründen verändern. Hieraus

/ nun

/|P_79

/nun kann zuerst der allgemeine Wind unter der Linie
erkläret werden, denn daselbst und vornehmlich zur Zeit
der Tag- und Nachtgleiche ist die Luft mehr als anderwerts
verdickt. Die Luft bey den Polen <und> andere zwischen ihm und
dem aequator gelegenen Gegenden ziehet also zum aequa-
tor hin, der Nordwind aber verändert sich eben dadurch in
einen Nordostwind und der Südwind in einen Südostwind.
Diese Winde werden auch in den tropicis, ein jeder in
seinem Hemisphaerio anzutreffen seyn; allein unter
dem Aequator werden sie, da sie in einem Winkel zusam-
men treffen, in Südostwinde ausschlagen. Da nun von
März bis in den September die Sonne die zonam torridam
in unserm Hemisphaerio am meisten erhitzet so werden
die Länder, die in derselben, oder ihr nahe liegen, unge-
mein erwärmet werden, und die nahe dem Aequator
liegende Luft wird den Platz der über dieser verdünn-
ten einnehmen; es wird also ein Südwind entstehen, der
um des vorher erwehnten Gesetzes willen in einen Süd-
westwind ausschläget: allein in den übrigen Monaten

/ thut

/|P_80

/thut die Sonne dieses im südlichen Hemisphaerio, also wird
die Luft der nordlichen Halbkugel herüberziehen und ei-
nen Nord-westwind machen. In der Zeit, da diese Mous-
sons mit einander abwechseln, werden Windstillen und
Orcane regieren.

/ ≥ Noch einige Gesetze der Abwechselung der Winde. ≤

/In unserem nordlichen Hemisphaerio pflegen die Winde
wenn sie von Norden nach %Nordost gehen, auf diese Weise den
ganzen Zirkel von der linken zur Rechten zu absolviren
nehmlich nach Osten, denn nach Süden, denn nach Westen zu ge-
hen. Allein diejenige Winde, die auf eine entgegengesetz-
te Art aus Norden nach Westen p laufen, pflegen fast nie-
mals den ganzen Zirkel zu absolviren. Im %südlichen Hemis-
phaerio, da die Sonne ihren Lauf von der Rechten gegen die
Linke hat, ist dieser Zirkellauf auch umgekehrt, wie
Don_ulca im mari pacifico angemerket hat. Es scheinet
dies Gesetz vom Lauf der Sonne herzurühren, denn der
Nordwind schlägt natürlicher Weise in einen %Nordostwind aus;

/ allein

/|P_81 δLage F

/allein wenn ihm die südliche Luft endlich widersteht, so
wird er völlig östlich; denn fängt die Luft aus Süden
an zurückzugehen und wird durch die Verbindung mit
dem Ostwinde erstlich %Südost, denn völlig südlich, denn aus
dem oben angeführten Gesetze %Südwest, denn durch den Wider-
stand der nordlichen Luft völlig West. Die Winde sind
am meisten veränderlich in der Mitte zwischen einem
Pol und dem Aequator. In der zona torrida so wohl,
und in den nahe gelegenen Gegenden als in der zona
frigida und den benachbarten sind sie viel beständiger.
Oefters sind Winde in verschiedenen Höhen der Luft
verschieden, sie bringen aber hernach Windstillen, und
darauf plötzlich Stürme, oder einen veränderten Wind
in den niedrigen Gegenden zuwege.

/ ≥ Vom Regen und andern Luftbegebenheiten ≤

/In der zona torrida ist es am regenhaftesten, daselbst
fallen auch größere Tropfen und mit mehrerem Unge-
stüm. In den Aethiopischen Gebürgen und in den Cordil

/ leren

/|P_82

/leren regnet es fast immer. Die %SüdWestwinde bringen in den
Theilen der zonae torridae und der anliegenden Gegend,
die in der nordlichen Halbkugel lieget, die anhaltende
Regen zuwege, welche die Flüsse so aufschwellend machen.
In Sierra_Liona und einigen andern Gegenden der Küste
von Guinea fällt der Regen in sehr großen Tropfen
und erzeugt Würme. Die Negers laufen vor dem Regen
als vor dem Feuer, und in einem Kleide mit Regen durch-
netzet, schlafen sie tödlich; wie dann solche Kleider wenn sie
naß weggeleget worden, in kurzem verfaulen. In ei-
nigen Ländern regnet es gar nicht, in anderen selten.
Der niedrige Theil von Peru, wo Lima lieget ist ganz
vom Regen frey; daher man daselbst flache Dächer hat,
darauf Asche gestreuet ist, um den Thau einzufangen,
weil die Regenwolken ihnen in großer Höhe durch den
allgemeinen Ostwind, der über die Cordillerischen Gebür-
ge streichet, getrieben über dem Kopfe wegziehen. In
Quito hingegen regnet es alle Tage wenigstens eine hal- 

/ be Stunde

/|P_83

/be Stunde lang. In dem Obern Theil von Egypten ist es
einem Wunder ähnlich, wenn es in 7 Iahren einmal regnet.
In dem wüsten Arabien sind die Regen gleichfals selten.

/ ≥ Siebentes Hauptstück
/Von dem Zusammenhange der Witterung mit
den Iahreszeiten. ≤

/Alle Länder selbst kalte Erdstriche haben im Winter
eine desto temperirtere Luft oder Witterung, je näher sie
am Meer liegen, welches in seiner weiten Ausdehnung
niemals frieret. Daher es am Nordkap im Winter nicht
strengere Kälte ist als im südlichen Theile von Lappland.
Einige Länder aber haben einen weit strengeren Win-
ter als andere die oftmals viel nördlicher liegen. So ist es
in dem Theile von China, der südlicher liegt als Neapolis
im Winter so kalt, daß es ansehnlich frieret. In Nordameri-
ka sind in der Breite von Frankreich so strenge Winter, als
im nordlichen Theil von Schweden. Und im südlichen He

/ misphaerio ~

/|P_083R δZ_14

/[[ Die ostliche Länder
der alten %und neuen
Welt sind kälter
als die westlichen.
Ienseit dem Missi-
sippi wird das
Land schon wärmer
]] ~

/|P_84

/misphaerio schwimmen daselbst, wenn es mitten im Sommer
ist, in einer Polhöhe, so wie die von Engeland ist, große Eis-
felder, welche nie aufthauen. Selbst in Europa war es in
vielen Ländern vor dem kälter als itzo. Die Tiber gefror
im Winter zur Zeit des Kaisers Augusti gewöhnlich, itzt
aber niemals. Die Rhone gefror zu Iulii Caesaris Zeiten,
so daß man Lasten herüberführen konnte; itzt aber ist die-
ses nicht erhöret. Das schwarze Meer war zu Zeiten Constan-
tini Copronomi
Ellen dick gefroren. Deutschland am
Rhein und Frankreich werden uns von den Alten wie Si-
berien beschrieben. Dieses rührte von den vielen Wäldern
her, welche damals die meisten dieser Länder bedecketen,
und in denen der Schnee sehr spät schmilzet so daß kalte ¿
Winde daher wehen. Itzo sind die Wälder größtentheils
ausgehauen, hingegen im nordlichen Theil von Amerika und
Asia sind sie noch unermeßlich groß, welches eine von den
Ursachen der Kälte in diesem Lande seyn kann: doch kann
zuweilen die Beschaffenheit des Bodens viel hiebey thun, vor- 

/ nehmlich

/|P_85

/nehmlich wenn er, wie in China und Siberien voll Salpe-
ter ist. Im heissen Erdstriche, in dem Theile desselben, der
in der nordlichen Halbkugel lieget, ist der Winter, wie sie
ihn nennen, in den Sommermonaten, bestehet aber blos in
der Regenzeit, denn die Sonne ist ihnen wirklich dann am nä-
hesten, wie es dann zu der Zeit eine sehr schwüle Luft, vornehm-
lich in der Gegend um Carthagena in Amerika und in Gui-
nea giebt, die übrige Zeit heisst die gute oder trockene Zeit.
In Persien nehmlich im mittleren Theile in Sorien und Klein-
asien ist die Winterkälte oftmals sehr heftig. In der Halb-
insel disseits des Ganges komt auf der Küste Malabar die
Regenzeit einige Wochen eher, als auf der Küste Coromandel
weil das Gebürge Gate, welches dieses Halbinsel in die Hälfte
theilet, die Wolken, die vom Süd W<west>winde getrieben werden,
eine Zeit lang von der Ostseite der Halbinsel zurück hält, daher
man daselbst in zwey oder drey Tagereisen aus dem Winter
in den Sommer kommen kann. In der südlichen Halbkugel, und
deren Theil, der zonae torridae ist dieses alles umgekehrt.

/ Die

/|P_86

/Die Ursache der Kälte in dem südlichen Ocean selbst
zu derjenigen Zeit, da daselbst Sommer ist, komt ohne Zwei-
fel von den großen Eisschollen her, die von den Gegen-
den des Südpols in diese Meere herabgetrieben wer-
den.

/ ≥ Achtes Hauptstück
/Geschichte der großen Veränderungen, welche
die Erde ehedem erlitten hat und noch leidet.

/§ 1.
/Von den allmähligen Veränderungen, die noch fort
dauren. ≤

/1. durch Erdbeben. Diese haben manche an der See ge-
legene Landstriche versenket und Inseln empor geho-
ben. Moro meinet sehr unwahrscheinlich daß die Berge grö¥
ßtentheils daher entstanden. Einige aber haben gewiß
ihren Ursprung daher.

/2. durch die Flüsse und den Regen. Der Regen spühlet
die Erde von den Bergen und hohen Theilen des festen

/ Landes

/|P_87

/Landes, und schleppen den Schlam in die großen Bäche,
die ihn in den Strom bringen. Der Strom hat ihn hin und
wieder anfanglich in seinem Laufe abgesetzt und seinen
Canal gebildet, itzo aber führet er ihn fort, setzt ihn
weit und breit an den Küsten bey seiner Mündung ab,
vornehmlich wird er bis weilen die Länder bey seinem
Ausflusse beschwemmen und setzt neu Land an. Dieses
sind Begebenheiten, die durch sehr viel Exempel bestä-
tiget sind. Der Nil hat das ganze δFigur (Delta) ja nach dem
Zeugnisse der ältesten Schriftsteller ganz Unterägyp-
ten durch seinen Schlam angesetzet, da hier vor Alters
ein Meerbusen war; er thut aber dieses noch. Damiate
ist itzo 8 Meilen vom Ufer entfernt; 1243 war es ein
Seehafen. Die Stadt Foa lag vor 300 Iahren an einer Mün-
dung des Nils und ist itzo fünf Meilen davon auf dem festen
Lande. Ia seit 40 Iahren hat sich das Meer 1/2 Meile weit
von der Stadt Rositte zurückgezogen. Nun kann man
deutlich sehen daß alles Land von Unterägypten ein Geschöpf

/ des

/|P_88

/des Nils sey, weil an dessen Ufer das gute Erdreich
wohl 50 Fuß tief gehet. Eben dieses ist am Mississippi
und Amazonenstrom, am Ganges pp zu merken.
Dadurch wird das feste Land immer niedriger, und das
Regenwasser, nachdem das feste Land seinen Abhang ver-
lieret, wird nicht mehr so viel den Flüssen zugeführet, son-
dern versieget in der Erde und trocknet in Pfützen aus.
Die Flüsse füllen ihre Mündung oft mit Schlam und ver-
lieren dadurch ihre Schiffbarkeit so daß neue Inseln und
Bänke in der Mündung großer Flüsse angesetzet wer-
den. 3.) durch das Meer. Dieses ziehet sich an den meisten
Ländern von den Küsten nach und nach zurück. Es arbei-
tet zwar an einigen Küsten etwas ein, aber an andern
und den meisten Oertern setzt es wieder an. Im östli-
chen Theil von Holland gewint das Land jährlich 2 bis 3
Klafter. Die Einwohner in Nordboln bemerken, daß die See
in 10 Iahren 4_1/2 Zoll niedriger werde, daher viele von
den guten Häfen anitzt nur kleine Schiffe einnehmen.

/ Die

/|P_89

/Dänen in Holland und Engelland imgleichen die Preu-
ßische Nahrungen sind ohne Zweifel vom Meer aufgewor-
fene Sandhügel, itzt aber steigt das Meer niemalen so hoch
wie sie. Man mag urtheilen obs genug sey, dieses daher
zu erklären, wie die See ihren Schlam, so die Flüsse hinein-
führen, am Ufer absetze, oder ob das Innere der Erde
sich seit vielen Iahrhunderten her immer nach und nach
fester setze; daher der Boden des Meeres immer tiefer sin-
ke, weil sein Bette vertieft wird, und sich vom Ufer ziehet.
Das Meer bemächtigt sich auch zuweilen des festen Landes.
Man urtheilet daß viele Meerengen nach und nach durch die
Bearbeitung des Meeres, welches eine Landenge durchgebro-
chen hat, entstanden z. E. die Straße von Calais. Ceilon soll
auch ehedem mit dem festen Lande zusammengehangen haben,
wo nicht die Erdbeben auch hieran etwas Antheil nehmen;
zum wenigsten lassen sich die Raubthiere, die ehedem
in Engeland waren, kaum anderes begreifen, als durch
den Zusammenhang dieses Landes mit Frankreich. Der
Dollart eine See in Friesland ist durch den Einbruch des Mee- 

/ res

/|P_90

/res entstanden. Die Südersee ist ehedem ein bewohntes
Land gewesen, ist aber durch die See überschwemmet.

/4 durch die Winde und den Frost. Der Wind treibet öfters
den Sand von hohen Gebürgen über niedrige Gegenden
oder umgekehrt. In Bretagne überschwemmet eine solche
Sandflut einen ansehnlichen Theil des festen Landes, so daß
die Spitzen der Kirchthürme nur hervorragen von Dör-
fern, die ehedem bewohnt waren. In andern Ländern
aber treibt der Wind den Sand ins Meer, und macht
Untiefen, auch wohl gar neues Land. Der Frost sprengt
öfters ansehnliche Theile von Bergen, in deren Ritzen
sich Regenwasser hält, welches in ihren Ritzen frieret,
ab. Diese rollen in die Thäler, und richten öfters große
Verwüstungen an. Diese Veränderungen sind nicht von
großer Erheblichkeit.

/3.) durch die Menschen. Diese setzen dem Meere und den
Flüssen Dämme und machen dadurch trocken Land, wie am
Ausfluß des Po, des Rheins und anderer Ströme zu sehen

/ ist.

/|P_91

/ist. Sie trocknen Morräste, hauen Wälder ab und ver-
ändern dadurch die Witterungen der Länder ansehnlich.

/ ≥ § 2.
/Denkmaale der Veränderungen, welche die Erde
in den ältesten Zeiten ausgestanden.

/A. Beweißthümer daß das Meer ehedem die ganze Erde
bedecket habe. ≤

/An allen Orten der Erde selbst auf den Spitzen hoher Ber-
ge findet man große Haufen von Seemuscheln und ande-
re Merkmaale des ehemaligen Meeresgrundes. In Frank-
reich bey Touraine ist ein Strich Landes, der neun franzö-
sische Quadratmeilen begreift, in welchem unter einer
kleinen Bedeckung von Erde, eine Schichte von Seemuscheln
angetroffen wird, die 20 Fuß dick ist. Auf allen Bergen
in der Welt, auf allen Inseln hat man diese gefunden,
und sie beweisen genugsam, daß die See alles feste Land
bedecket haben. nur in den Cordilleren hat man sie noch
nicht gefunden. Weil aber diese die steilesten von allen
Bergen sind, so wird der Schlamm, der von den Gebürgen

/|P_92

/durch Regen und Gießbäche abgeschwemmet worden,
längst die Muschel Schichten mit einer sehr dicken Leim-
schicht, die man auch allenthalben findet, bedecket haben.
Es ist lächerlich, wenn la_Laubere in seiner Beschreibung
von Siam den Affen diese Muscheln beymisset, die sie
blos zum Zeitvertreibe, wie sie auf dem Capo %bonae %spei thun
auf die Spitzen hoher Berge sollen getragen haben, o-
der wie ein anderer dafür hält, daß die Asiatischen
Muscheln, die man auf den europäischen Bergen findet
von den Kriegsheeren mitgebracht worden, so die Kreuz¥
züge nach dem gelobten Lande thaten. Man findet aber
auch andere Seethiere versteinert oder in Stein abgefor-
met, allenthalben auch mitten in dem Halse daraus die Ge-
bürge entstehen. Es giebt darin häufige Schlangenzungen
oder versteinerte Zähne vom Hayfisch, das gewundene
Horn des Narvals, Knochen von Wallfischen, Theile von
versteinerten Seeinseckten, dahin die Iudensteine,
Astroiten, Petunkeln p gezählet werden müssen. Fer- 

/ ner

/|P_93

/ner sind in der Gestalt der Gebürge Beweise vom vori-
gen Auffenthalte der See über dem festen Lande zu fin-
den. Das zwischen zwey Reihen von Gebürgen sich schlän-
gelnde Thal ist dem Schlauch eines Flusses oder dem Canal
eines Meerstromes ähnlich. Die beydenseitigen Höhen
laufen wie die «A»Ufer der Flüsse einander parallel, so
daß der ausspringende Winkel des einen dem einstehen-
den Winkel des anderen gegen über stehet. Dies beweiset,
daß die Ebbe und Fluth auf dem Grenzenlosen Meere, wel-
ches die ganze Erde bedecket, eben so wohl Meerströme ge-
macht habe als itzt im Ocean und daß diese zwischen den
Reihen von Gebürgen sich ordentliche Canäle ausgehöhlet
und zubereitet haben.

/ ≥ B. Beweisthümer, daß das Meer öfters «¿»in festes Land
und dieses wieder in Meer verwandelt worden. ≤

/Zuerst ist die Betrachtung der Schichten nothwendig, daraus
die obere Rinde der Erde besteht. Man findet verschiedene
Strata oder Schichten von allerley Materien, als @Leimen@,

/|P_94

/feiner Sand, Kalkerde, grober Sand, Muscheln pp. gleich-
sam Blätterweise über einander. Dergleichen Schichten
sind entweder horizontal oder incliniret, und sind so
weit sie sich erstrecken, von einerley Dicke. Nun findet man
öfters unter den ersten Schichten eine Schichte des Meer-
grundes, welches man an den verschütteten See-Pflan-
zen und Muscheln erkennen kann. Diese Schichte besteht oft
aus einer Kreiderde, welche nichts anders als Muschel-
gries oder Seesand ist; dem folget oft eine Schichte, da-
rinne Pflanzen, Bäume ja Werkzeuge der Menschen,
Rudera von Städten verborgen sind, bald darauf nach
abwechselnden Schichten der Grund der See. Diese Schichten
liegen nicht über einander nach Proportion ihrer specifi¥
schen Schwere. In Flandern, Friesland und anderwerts
findet man erstens Spuhren vom vorigen Auffenthal-
te des Meeres, darauf 40 bis 50 Faden tief darunter gan-
ze Wälder in verschütteten Bäumen. Ihre Wurzeln
liegen hier so wohl, als im Lauenburgischen nach N. W.

/ und

/|P_95

/und die Gipfel nach S. O. In Modena und 4 Meilen umher
findet man 14 Fuß tief unter der obersten Rinde Trüm-
mer einer alten Stadt, denn eine feste Erdschichte, in der Tie-
fe von 28 bis 40 Fuß Muscheln in einer kreidichten Schichte;
hernach in einer Tiefe von 60 Fuß bald Kreide bald Erd-
gewächse. Im Iahr 1464 ist im Canton Bern aus einer
hundert Ellen tiefen Grube ein Schiff mit 40 Gerippen
menschlicher Körper gezogen worden. Unter einem sehr
tiefen felsen fand man in Uri ein Messer, imgleichen hin
und wieder in den Bergwerken ganze Menschengerippe.
In Engelland findet man in der Erde Bäume, die behauen
sind. Die Felsen sind ohne Zweifel ehedem weich gewesen.
In Schweden fand man vor kurzem in einem Schachte etliche
Ellen tief eine Kröte, in einem Felsen sitzen, die noch lebte ob-
gleich blind und fühlloß. Man findet in den Harzgebürgen
so zu sagen Teiche von versteinerten Fischen. Viele Abdrü-
ke von indianischen Pflanzen und hin und wieder Elephan-
tenzähne, imgleichen Elephantenknochen in Siberien.

/|P_96

/ ≥ C Theorie der Erde, oder Gründe der alten Geschichte
derselben. ≤

/Scheuchzer und viele andere Physici schreiben diese
Merkmaale aller Veränderungen der Sündfluth zu;
allein diese ist erstlich eine gar zu kurze Zeit über der
Erde gewesen, als daß sie solche Veränderungen hätte zu-
wege bringen können. Ueber große Muschelbänke, hohe
Erdschichten, ja wohl gar Felsen aufzuführen dazu ist
eine so kurze Zeit als die Zeit der Sündfluth war, nicht
hinlänglich. Zuweilen aber findet man abwechselnde
Schichten in der Erde vom festen Lande und Seegrunde.
Es ist oft, wie in der Gegend von Modena unter einer
Muschelschichte ein Stratum, welche Producte des festen
Landes begreift, und unter diesen findet man oft wie-
derum «¿»Ueberbleibsel des Meeres, so daß zu sehen ist
daß diese Veränderung des festen Landes in Meer und
dieses wiederum in festes Land oft auf einander gefol-
get sind. Zudem scheint die Sündfluth nur eine allgemeine

/ von

/|P_97 δLage G

/von diesen Veränderungen gewesen zu seyn, nehm-
lich eine Veränderung alles festen Landes in Meer, und
dieses wiederum in festes Land; es sind aber unleug-
bare Merkmale, daß dieses mit einigen Strichen der
Erde entweder vor oder nachhero sich wirklich zugetra-
gen habe, und viele Iahre in einem Zustande solcher Ver-
änderungen verflossen. Daß viele ja fast alle Inseln
mit dem festen Lande ehedem müssen zusammengehan-
gen haben, und daß alles dazwischen liegende Land in ei-
nen Seegrund verwandelt worden, ist aus den Thieren
glaublich, die sich darauf befinden. Denn wo man nicht
behaupten will, Gott habe auf jeder weit vom Lande
entlegenen Insel zE den Azorischen, Latronischen die
Landthiere besonders erschaffen; so ist nicht zu begrei-
fen wie sie herübergekommen, vornehmlich die schädlichen
Thiere zE der Stinkdachs. Nun frägt sichs was alle
diese Veränderungen für eine Ursache haben? Moro
glaubt, die Erdbeben wären im ersten Alter der Erde
allgemein gewesen; es wären Berge aus der See samt

/ den

/|P_98

/samt den Muscheln gehoben worden und anderwerts
wäre der Grund des Meeres «@wieder@»tiefer eingesunken, das
Salz des Meeres sey von der Asche ausgebrannter Materien
ausgelaugt und endlich sey alles in einen ruhigen Zu-
stand versetzt worden. Nun ist zwar nicht zu leugnen
daß in Peru ganze Berge anzutreffen, die vom Erdbeben
erhoben sind; sie unterscheiden sich aber von andern
kenntlich; die Strata liegen nicht so ordentlich hier als an-
derwerts; auch ist es nicht glaublich daß bey einer solchen
Wuth des unterirrdischen Feuers, welches Berge auf-
gethürmet hat, Muscheln und Thierknochen unversehrt
geblieben; überdem wie kommen die viele Indianische
See- und Land-Producte in diese Gegenden? Bounet
bildete sich die erste Erde als platt und eben ohne Meere
und Berge vor. Unter der obersten Rinde war eine
große «¿»Wasserversamlung, der Aequator der Erde
war nicht gegen die Ecliptic geneigt, sondern vielmehr
mit ihr zusammen; die oberste Rinde stürzete ein
und machte Berge, den Boden der See und festes Land;

/ allein

/|P_99

/allein hieraus können die nach und nach geschehenen
Revolutiones nicht erkläret werden. Woodward glau-
bet, die Sündfluth habe alle Materie der Erde, Metalle
Steine, Erde pp aufgelöset, diese aber hätte sich nach und nach
gesenket, daraus wären die Erdschichten entstanden, die
viele Körper fremder Art in sich schließen. Aber die La-
ge der Schichten, die nicht nach der specifischen Schwere
geordnet sind, die Abwechselung der Land- und Seeschichten
welche zeigen, daß die Veränderung nicht nur einmal
sondern öfters mit Abwechselung geschehen und die der
gesunden Vernunft widerstreitende Auflösung aller er-
sten Körper widerlegen diese Begriffe. Whiston lebte
zu einer Zeit, da die Kom«@est@»eten in Ansehen kamen. Er
erklärte auch die Schöpfung der Erde, die erste Verder-
bung derselben nach dem Sündenfalle, die Sündfluth und
das letzte Gericht alles durch Cometen. Die Erde war sei-
ner Meinung nach im Anfange ein Comet; die Athmo-
sphäre macht es dunkel auf der Erde, da sie sich reinigte,

/ ward

/|P_100

/ward es licht, endlich wurden Sonne und Sterne erschaffen.
Das innwendige Wasser der Erde wurde mit einer irr-
dischen Rinde bedecket und es war kein Meer; der
Schweif eines Cometen berührte die Erde und da verlohr
sie ihre erste Fruchtbarkeit. Ein anderer Comet berühr¥
te die Erde mit seinem Dunstkreise, und daraus wurde
der 40tägige Regen. Die unterirrdischen Gewässer
brachen hervor, es entstanden Gebürge und der Boden
wurde dem Meere zubereitet; endlich zog sich das Wasser
in die Höhlen der Erde zurück. Ausser dem willkührlichen
in dieser Meinung und den übrigen Unrichtigkeiten er-
kläret sie gar nicht die auf einander in langen Zeitläuf-
ten folgende und abwechselnde Veränderung des Meeres
in festes Land und umgekehrt. Leibnitz glaubt, die Erde
habe ehedem gebrannt, ihre Rinde sey in Glas verän-
dert worden, aller Sand sey Trümmern dieses Glases
der Leimen %und andere Erdarten wären der Staub von
diesen zerriebenen Glaspartickelchen. Diese Glas-
artige Rinde dieser Erdkugel sey hernach eingebro- 

/ chen

/|P_101

/gebrochen, worauf dem Meere sein Bette und die Ge-
bürge hervorgebracht.

/Das Meer habe das Salz der ausgebrannten Erde in sich
gesogen und dieses sey die Ursache seiner Salzigkeit. Lin-
naeus
hält dafür, Gott habe, da die ganze Erde anfäng-
lich mit Meer bedecket war, eine einzige Insel, die sich in ei-
nem Berge über die Oberfläche erhob, unter den Aequa-
tor gesetzt, darauf aber alle verschiedene Arten von
Thieren %und Pflanzen nach der Verschiedenheit der Wärme
und Kälte, die den verschiedenen Höhen dieses gleich war
hinaufgesetzet. Diese Insel habe jährlich durch das An-
spühlen der See neu Land gewonnen, so wie man in
Gottland, Dahland und @Böthnien@ wahrnimt und sey al-
les feste Land in der Folge vieler Iahrhunderte durch
den Anwachs des Meeres entstanden. Allein dieses
aus dem Meer hervorgekommene Land müßte flach
und eben gewesen seyn, so wie alle auf diese Art
erzeugte Länder; man findet aber alle Länder

/ der

/|P_102

/der Erde voll hoher Berge. Buston meinet, die
Meerströme, welche in dem weiten Gewässer, welches
im Anfange die ganze Erde bedeckte, herrscheten, hätten
die Unebenheiten und Gebürge gemachet, und das Meer
hätte sich nach und nach auf eine Art, die ihm nicht genug-
sam erklärlich ist, zurück gezogen und diese Höhen tro-
cken gelassen.

/ ≥ Versuch der gründlichen Erklärungsart der alten Geschichte ≤

/Es ist 1) gewiß daß die Erde in ihrem ganzen Klumpen flü-
ßig gewesen, weil sie eine Figur angenommen, die
durch den Drehungsschwung aller Partickeln derselben be-
stimmet worden und man findet auch bis in den größten
Tiefen, wohin man gräbt, schichtenweise über einan-
derliegende Erdlagen, welche nicht anders als im Boden-
satz einer trüben und vermengten Masse aufzusuchen
sind. 2 ist gewiß, daß alles vor dem Boden der See ge-
wesen seyn müße und das Erdreich nicht auf einmal
hervorgezogen worden, sondern nach und nach und zwar

/ mit

/|P_103

/mit einem oftmaligen Rückfalle in den Grund der
See, imgleichen daß dieses lange Perioden hindurch ge-
währet haben «¿»3) daß Gebürge desto höher sind, je nä-
her sie dem Aequator liegen.

/4 daß die Erde unter der obersten Rinde allenthal-
ben hohl sey selbst unter dem Meeresgrunde, und häu-
fige und allgemeine Einsinkungen haben geschehen mü-
ßen, gleich wie itzt noch einige besonders vorgehen

/5) daß, wo die tiefsten Einsinkungen geschehen, dahin
das Meer sich zurückgezogen und die praecipitia tro-
cken gelassen.

/6. daß die Einsinkungen am häufigsten in der heissen
zone als anderwerts geschehen; daher daselbst die mei-
sten Gebürge, die weitesten Meere, die meisten In-
seln und Landesspitzen sind.

/7 daß das feste Land bisweilen niedergesunken,
aber nach langen Zeiten, da der Meeresgrund sich tiefer
in die unter ihm befindlichen Hölen gesenket, wieder ver-
lassen und trocken geworden.

/|P_104

/Aus allem diesen ergiebt sich folgendes:

/Die Erde war im Anfange eine ganz flüssige Masse
ein Chaos; in dem alle Elemente, Luft, Erde, Wasser pp.
vermenget waren. Sie nahm die Gestalt einer bey
den Polen gedrückten Afterkugel an, sie fing an hart
zu werden und zwar bey der Oberfläche zuerst, die
Luft und das Wasser begaben sich wegen ihrer Leichtig-
keit aus dem Innern der Erde unter diese Rinde. Die
Rinde san«¿»k und es wurde alles mit Wasser bedecket;
damals erzeugten sich in allen Thälern Seemuscheln
allein noch war die Erde nicht ruhig. Das innere der Erde
sonderte die ihm untermengte Luft mehr und mehr
ab, und «st»diese stieg unter die oberste Rinde, da wurden
die Höhlen weiter. Weil nun die Gegenden, wo die
ersten Einsinkungen der Erde die tiefsten Thäler
machten, am meisten mit Wasser belastet waren
so sanken sie tiefer und «¿»das Wasser verließ viele
erhabene Theile, damals wurde trocken Land, und

/ es

/|P_105

/es wurde der vormalige Meeresgrund durch die
Wirkung der Bäche und des Regens an den meisten
Orten mit einer S«i»chicht fruchtbaren Erdreichs bede-
cket. Diese daurete lange Perioden fort und die Menschen
breiteten sich immer mehr aus; allein aus den schon ange-
führten Gründen wurden die unterirrdischen Höhlen
immer weiter, endlich sank plötzlich das oberste Gewölbe
der Erde; dieses war die Sündfluth, in welcher das Was-
ser alles bedeckte. Allein darauf sank wieder der Mee-
resgrund, und ließ einiges Land trocken, dieses dau-
rete fort, so daß bald dieser bald jener Strich, der vor¥
dem im Meeresgrunde gelegen, in fest Land ver-
ändert wurde. Iedes mahl überschwemmete das von
dem nunmehr erhöheten Boden herabstürzende Wasser
die niedrigen Gegenden und bedeckte sie mit Schichten
von Materien, die sie von den oberen abschwemte
Es daurete diese Revolution <in> einigen Gegenden noch
mehr Iahrhunderte. Indem das trockene Land, da die Ge- 

/ wölbe

/|P_106

/Gewölbe derselben, wegen der unter ihnen befindli-
chen Höhlen nicht mehr fest stunden, einsank und vom
Meer bedecket wurde; aber nach einem langen Aufent-
halt desselben, da der Boden des Meeres wieder noch
tiefer sank, wiederum entblößet wurde. Und in der
That findet man die unterirrdischen Wälder eg in
Frießland, im Lüneburgischen so umgeworfen, daß
zu sehen ist, daß das gegen N. W. gelegene Meer sey ü-
ber sie weggestürzet und habe sich wieder zurückgezo-
gen. Daher komt es daß die meisten Einsinkungen nahe
zum Aequator geschehen, denn daselbst müssen die wei-
testen Höhlen entstanden seyn, wie solches aus den Ge-
setzen der Umdrehung der Erde könnte leicht erklärt
werden. Es ist auch hieraus zu sehen, daß weil durch die
hin und wieder entstandene Berge die Gleichheit in der
Kraft des Umschwungs der Erde um die Axe verän-
dert worden, die Axe der Erde sich geändert habe und
das, was «¿»vorher im hitzigen Climate «liegt»lag, in die tempe- 

/ rirte ~

/|P_106R δZ_09-10

/δBuchstaben_?? ~

/|P_107

/rirte oder kalte zone versetzet worden, daher bey uns
die Ueberbleibsel von Indianischen Thieren, Muscheln,
Pflanze«¿»n, wie dann dieses auch häufige Ueberschwem-
mungen, der vordem trockenen Länder und Entblössun-
gen; der vordem im Meeresgrund befindlichen nach sich
gezogen. Sollte nicht, da nach der Sündfluth der mit Wasser
bedeckt gewesene Meeresgrund trocken Land geworden
der größte Theil seiner Salzigkeit von demselben aus-
gelauget seyn, dadurch die Salzigkeit des Meeres und die
Unfruchtbarkeit des festen Landes entstanden seyn?

/ ≥ Neuntes Hauptstück
/Von der Schiffarth.

/Von den Schiffen. ≤

/Die Befrachtung des Schiffes wird nach Lasten gerech-
net. Eine Last hält «12»[[ 2 ]] Tonnen, eine Tonne 2.000 %Pfund. Man
schätzet die Schwere der Last, die ein Schiff tragen Kann
nach der Helfte desjenigen Gewichts, welches das Wasser
wiegen würde das im Schiff Raum hätte «e g. es mag
ein Schiff 500.000 Tonnen Wasser, jede a 2.000 %Pfund fassen
/ so» ~

/|P_107R δZ_11-14

/δ_Figur??

/|P_108

so kann es mit 250.000 Tonnen oder mit einer Last von
5 Million Centner beladen werden, welches aber
viel für ein Schiff ist. Der größte Ostindienfahrer»[[ <Die> ]] *1
«ist»[[ <war> ]] von 1.200 Last «oder trägt ein Gewicht von 168.000
Centner; die größten Portugiesischen Ceroquen,
welche viel größer als Kriegsschiffe sind, steigen bis
1200 Last.» Man merket noch an, daß die sonst im See-
wesen unerfahrne Indianer, eine Art eines Fahr-
zeuges, die fliegende Proa genannt erfunden haben
welche für die schnelleste in der Welt gehalten wird.
Ihr Durchschnitt ist auf einer Seite gerade auf der an-
dern gebogen, sie hat zur Seite Ausleger, welche ver-
hindern daß der Wind sie nicht umwirft.

/ ≥ Von der Kunst zu schiffen ≤

/Man segelt stärker neben als mit dem Winde aus
zwey Ursachen, sowohl, weil das Schiff, wenn der
Wind gerade hinter ihm ist gleichsam den Wind fliehet
als auch weil ein Segel dem andern den Wind auffängt
Ein Seefahrer muß die Prospecte der Küste, alle Tiefen

/ des ~

/|P_108R δZ_03

/[[ *1 Portugisische Caraqve ]] ~

/|P_109

/des Meeres an allen Orten, die Beschaffenheit des Anker-
grundes, die Klippen Brandungen, die in einer Gegend
herrschende, beständige Winde, die Moussons; Stürme pp
kennen; vornehmlich aber soll er

/1 die Weltgegenden allezeit genau wissen, dieses geschie-
het vermöge des Compasses, wenn man die Abweichung
des Magnets zugleich erwäget, nur muß man, so oft
es zu thun möglich ist, durch die Observation des Himmels
seine Beobachtungen zu corrigiren suchen

/2 Er muß wissen, nach welcher Gegend er mit einem
gegebenen Winde nur immerfort segeln darf um
an einen begehrten Ort zu kommen. Diese Gegend, nach
welcher er fortsegelt, ist nicht immer dieselbe, nach wel-
cher hin der Ort lieget, wo er hin will; dieses geschiehet
nur, wenn beyde Oerter, von wo und wohin er segelt,
unter einem aequator oder meridiano liegen; denn
wenn zE «@P@»Iemand aus Portugall nach dem Ostio des
Amazonenstromes hinsegeln wollte, und suchte erstlich
die Gegend auf, nach welcher dieses Ostium hinlieget,

/ so

/|P_110

/so würde er finden daß die kürzeste Linie, die aus
Portugal nach Peru gezogen worden, nicht einer in
einerley Winkel die meridianos durchschneidet, mithin nicht
immer nach einer Gegend hingerichtet ist. Wenn er also nach
der Gegend, nach welcher der Anfang dieser krummen
Linie hinzielet, immer fortfahren sollte, so würde er
niemals den Ort, wo er hin will, erreichen. Man kann
aber nicht in der kürzesten Linie fahren, die von einem
Ort zum andern kann gezogen werden, wenn beyde Oer-
ter sowohl ausser dem aequatore als außer demselben
meridiano liegen; denn ein Schiff müßte fast in jeder
Stunde die Richtung seiner Bewegung ändern, wel-
ches so genau zu thun nicht möglich ist als es die vorge-
schriebene Linie bestimmet. Daher suchet man diejeni-
ge Richtung, nach, welcher, wenn das Schiff immer fort-
segelt, es zwar nicht durch den kürzesten Weg durch-
läufet, doch aber zu dem Ort hinlanget. Diese Linie ist,
wenn 2 Oerter gerade in einem Parallelcirkel liegen

/ der

/|P_111

/der Parallelcirkel selber; wenn aber die Oerter außer-
halb dem meridian und Parallelzirkel liegen so ist es
die Lapodromia, diese wird durch die auf den Charten
mit 32 auslaufenden krummen Linien, die alle Meri-
dianos in gleichen Winkeln durchschneiden, gezeichnete Ro-
se angezeichnet. Wie man sich derselben bedienet die
Lapodromie, die von einem jeden gegebenen Ort zum
andern führet, zu finden, ist zu weitläuffig zu zeigen

/3 Muß er die Länge und Breite eines jeden Orts wissen;
die erstere ist am schwersten zu finden. Man bedienet
sich dazu der Sonn %und Mondfinsterniß, der Bedeckung der
Sterne durch den Wind, der Verfinsterung des Iupiters
Trabanten; allein bey allen bleiben noch wichtige Feh-
ler übrig, die nicht können vermieden werden.

/4 Er muß seinen Weg schätzen und dies geschiehet ver-
mittelst der toglinie und einer richtigen Sanduhre. Er
muß auch bedacht seyn nach einem langen Laufe den Feh-
ler, den ihm die Meerströme gemacht haben möchten,
zu entdecken und zu verbessern

/5 Es ist hierbey noch eine merkliche Abweichung der Tag- 

/|P_112

/Tagregister des Seefahrers von demjenigen, der
auf dem Lande gemacht worden, zu merken. Wenn
einer, der von O nach W die ganze Welt durchsegelt, so
verliert er einen Tag, oder zählet einen Tag früher
als die zu Hause gebliebene und der von O nach %West um-
segelt gewint eben so viel; denn wenn sie 30 %Grad Westwärts
segeln so ist ihnen die Sonne um 2 Stunden zurückge-
wichen, sie zählen also weniger als von dem Ort, von
wo sie ausgefahren und also verlieren sie nach und nach
24 Stunden, fahren sie aber eben so weit nach Osten
so komt die Sonne 2 Stunde eher in ihren Mittagskreis
und so gewinnen sie nach und nach einen Tag. In Maceo
zehlen die Portugiesen den Sonntag, wenn die Spanier
in Manilla den Sonnabend zählen, denn die letzten sind
von O. nach W. gesegelt und die erstern von W nach O.
Magellan hat zuerst die Welt von O nach W. umgeschif-
fet; als die Portugiesen über dieser Entdeckung der Spa-
nier in W unwillig wurden so baten sie den Pabst, daß
er den Streit zu schlichten, den meridianum, der von den

/ westlichen

/|P_113 δLage H

/Westlichen der Capo Werdischen Inseln 100 Meilen weg
ist, zur Grenze setzen möchte. Ostwerts sollen alle
Entdeckungen de«¿»n Portugiesen, Westwärts aber den Spa-
niern zukommen. Diese Theilungslinie wurde hernach 270
Meilen Westwärts gerücket

/ ≥ Ende des ersten Theiles. ≤

/δSchnörkel

/δRest_leer

/|P_114

/ ≥ Der Physischen Geographie zweyter Ab-
schnitt enthält die besondern Beobachtungen dessen,
was der Erdboden in sich fasset.

/Erstes Hauptstück
/Vom Menschen.

/Der Unterschied der Bildung und Farbe der Men-
schen in den verschiedenen Erdstrichen. ≤

/Wenn wir von den Einwohnern der Eiszone anfangen
so finden wir, daß ihre Farbe«n» derjenigen, die in der
heissen Zone wohnen, nahekömt. Die Samojeden, die dä-
nische und Schwedische Lappen, die Grönländer und die
in der Eißzone von America wohnen, haben eine
braune Gesichtsfarbe und schwarzes Haar. Eine gro-
ße Kälte scheinet hier eben dasselbe zu wirken, was
eine große Hitze thut. Sie haben auch, wie die im heissen
Striche einen sehr dünnen Bart; ihr Körper ist dem
Wachsthume der Bäume ähnlich. Er ist klein, ihre Beine
sind kurz; sie haben ein breites und plattes Gesicht und
einen großen Mund. Die in der temperirten zone ih«n»- 

/ nen

/|P_115

/nen am nähesten wohnen, die Kalmucken, die Siberiac-
ken, die im nordlichen Theil Schwedens, an der Endsees
Bay haben gelbe Haare, blonde Gesichtsfarbe und sind grö-
ßer von Statur. In der Parallele, die durch Deutschland
gezogen, um den ganzen Erdkreis läuft und eine Grade
disseits und jenseits sind die größten und schönsten Leute.
Im nordlichen Theil des Mogulischen Reichs, in Cochmir
Georgien, Mengrelien, Circassien bis an die Americani-
sche %.Englischen Colonien sind die schönsten Leute, blonde und
wohlgebildet, blaue Augen, sie herrschen in denjenigen
Gegenden, die mit dieser Parallele gegen Norden lie-
gen. Ie weiter nach Süden, desto mehr nimt die brunet-
te Farbe, die Magerkeit und Kleine Statur zu, bis sie
im heissen Erdstriche in die mohrische Gestalt aus artet,
obgleich nicht in allen Gegenden derselben gleich stark.
Man kann sagen daß es nur in Africa einige so genannte
Negers giebt. Nicht allein die gleichsam geräucherte
schwarze Farbe, sondern auch die schwarzen, wollichten
Haare, das breite Gesicht, die platte Nase, die aufge- 

/ wor- 

/|P_116

/worfene Lippen machen das Merkmahl derselben
aus imgleichen plumpe und grobe Knochen. In Asien
haben diese Schwarze weder die hohe Schwärze noch
völliges Haar, es sey dann, daß sie von solchen abstammen
die aus Africa herrüber gebracht worden. In Ameri-
ka ist kein National Mohr; die Gesichtsfarbe ist kupfer-
farbig, das Haar ist glatt, es sind aber große Geschlech-
ter, die von den Africanischen Mohren Sclaven ab-
stammen. In Africa nennet man die Mohren solche
braune Mahometans; die von den Mauris abstammen; die
eigentlich schwarze aber sind Negers. Diese erwehnte
Mohren erstrecken sich bis zum Senegal, von da bis zur
Gamba sind die schwärzesten negers, aber auch die schönsten
von der Welt vornehmlich die Ialoner, die Iulien aus-
genommen, diese sind schwarzbraun. An der Goldküste
sind sehr schwarze und haben sehr dicke Wurstlippen.
Die von Congo und Angola imgleichen die Hottentotten
sind nur schwarzbraun, doch haben sie auch eine Mohri-
sche Gestalt. Auf der andern Seite, nehmlich der ostlichen

/ von

/|P_117

/von Africa sind die Caffern viel schwarzer als die Hotten-
totten. In Abyssinien sind keine eigentliche Mohren.
Die Negers von Sierra Leone stinken abscheulich.

/ ≥ Einige Merkwürdigkeiten von der schwarzen Far-
be der Menschen. ≤

/1 die Negers werden weiß gebohren; außer ihre Zeu-
gungsglieder und ein Ring um den Nabel sind schwarz.
von da ziehet sich die Schwärze im ersten Monate über
den ganzen Körper.

/2 Wenn ein Neger sich verbrennt so wird die Stelle weiß;
die lange Krankheiten machen die Negers ziemlich weiß
aber ein solcher durch Krankheit weiß gewordener Kör-
per wird nach dem Tode noch viel schwärzer als vorhin

/3 d«en»ie Europäer, <die> in der zona torrida wohnen, wer¥
den nach vielen generationen nicht Negers sondern behal-
ten ihre europäische Gestalt. Die Portugiesen am Capo
Verde, die in 200 Iahren in Negers verwandeltseyn
sollen sind Mulathen.

/4 die Negers, wenn sie sich nur nicht mit weissen vermi- 

/ schen

/|P_118

/schen bleiben selbst in Virginien durch viele generatio-
nes Negers.

/5 Weisse und schwarze vermengt zeugen Mulathen,
dieser ihre Kinder, die sie mit Weissen zeugen, heissen
im spanischen Amerika Terceronen, dieser ihre Kinder
mit weissen Quarteronen; deren Kinder mit weissen
Quinteronen und dieser mit weißen erzeugte Kin-
der heissen selbst Weisse. Wenn aber zE ein Terceron
eine Mulathin he«¿»yrathet, so giebt dieses Rücksprungs
Kinder

/6 In den Cordilleren sehen die Einwohner wie Euro-
päer aus. In Aethiopien selbst unter der Linie sind
sie nur braun

/7 Es giebt zuweilen weisse Mohren, die von schwar-
zen Eltern gezeuget worden; sie sind Mohrisch von
Gestalt, haben krause, schneeweisse wollichte Haare
sind bleich und können nur bey Mondenlicht sehen.

/8 die Mohren, imgleichen alle Einwohner der «¿»heissen
zone haben eine dicke Haut, wie man sie dann auch nicht
mit Ruthen sondern gespaltenen Röhren peitschet, wenn

/ man

/|P_119

/man sie züchtiget, damit das Blut einen Ausgang fin-
det, und nicht mehr unter der dicken Haut eitere

/ ≥ Meinungen von der Ursache dieser Farbe ≤

/Einige bilden sich ein, Cham sey der Vater der Moh-
ren, und von Gott mit der schwarzen Farbe bestrafet,
welche seinen Nachkommen anartet. Man kann aber keinen
Grund anführen, warum die schwarze Farbe eher das
Zeichen des Fluchs seyn sollte, als die weisse.

/Viele Physici glauben, es rühre von der Epiderm[[ <id> ]]e
und der schwarzen materie her, womit sie tingiret
ist, andere von dem Corpore reticulari. Allein, weil
doch wirklich die farbe der Menschen durch alle Schattirun-
gen, der gelben brau«¿»nen, dunkelbraunen endlich in
der heissen zone zur schwarzen wird, so ist wohl
zu sehen, daß die Hitze des Climatis daran Schuld sey;
es ist aber gewiß, daß eine große Reihe von generati-
onen dazu gehört hat, damit sie eingeartet ist und nun
erblich wird. Es scheinet daß die Vertrocknung der Gefä- 

/ ße

/|P_120

/ße, die das Blut %und das Serum unter die Haut führen
den Mangel des Barts, kurze krause kopfhaare zuwege¥
bringen, und weil das Licht, welches durch die Oberhaut in
die vertrocknete Gänge des corporis reticularis fällt,
verschlucket wird, der Anblick der schwarzen Farbe da-
raus entstehe. Wie sich aber eine zufällige<2> solche<1> Sache als
die Farbe ist, anarten kann ist so leicht nicht zu erklären;
man siehet aber doch aus andern Exempeln, daß es wirk-
lich in der Natur in mehreren Stücken so gehe. Es ist aus der
Verschiedenheit der Kost, der Luft %und der Entziehung zu erklä-
ren, warum einige Hüner ganz weiß werden und wenn
man unter den vielen Küchlein, die von denselben Eltern ge-
bohren werden, nur die aussucht, die weiß sind und sie zusam-
menthut, bekomt man endlich eine weiße race, die nicht leicht
anders ausschlägt. Arten nicht die Engelländische und auf tro-
ckenen Boden erzogene arabische oder spanische Pferde so
aus, daß sie endlich Füllen von ganz anderem Gewächse
erzeugen? Alle Hunde die aus Europa nach Africa ge-
bracht werden, werden stumm und kahl und zeugen hernach
auch solche Iungen; dergleichen Veränderungen gehen mit

/ Schaafen

/|P_121

/Schaafen, Rindvieh und andern Thiergattungen vor. Daß
Mohren dann und wann ein weisses Kind zeugen geschiehet eben
so, wie bisweilen ein weisser Rabe, weisse Krähe oder Am-
sel zum Vorschein kömt. Daß die Hitze des Erdstriches und nicht
ein besonderer Eltern Stamm hieran Schuld sey, ist daraus zu
ersehen, daß in eben demselben Lande, die auf seinem flachen
Theile wohnen weit schwärzer sind als die im hohen Theile; da-
her am Senegal schwärzere Leute als in Guinea und in Con-
go und Angola schwärzer als in OberAethiopien oder Abyssini-
en, in den gebürgigten Theil von Peru aber weisse Leute
sich befinden.

/ ≥ Der Mensch, seinen übrigen angebohrnen Eigenschaf-
ten nach auf dem ganzen Erdkreise erwogen. ≤

/Alle orientalische Nationen, welche dem meridiano von Ben-
gala gegen Morgen liegen, haben etwas von der Calmucki¥
schen Bildung an sich. Diese ist, wenn sie in ihrer größten per-
fection genommen wird, so beschaffen: ein oben breites und
unten schmales plattes Gesicht, fast gar keine Nase, die von
dem Gesichte hervorraget ganz kleine Augen, überaus dicke
Augenbraunen, schwarz Haar, dünne %und zerstreute Haarbü- 

/|P_122

/büschel an Statt des Bartes und kurze Beine mit dicken
Schenkeln. Von dieser Bildung participiren die %.östlichen
Tartarn Chinesen, Tunquinesen «a»Arracaner, Pequaner
Siamer, Iapaner pp obgleich sie sich hin %und wieder etwas verschö-
nern. Ohne auf die abergläubischen Meinungen von dem
Ursprunge gewisser Bildungen zu sehen; so kann man nichts
als etwas gewisses anmerken daß es in der Gegend von Melia-
pour auf der Küste Coromandel viele Leute mit einem sehr
dicken Bein gebe, welches die dicke eines ganzen Menschen
hat; diese leiten vernünftige Reisende von der Beschaffen-
heit des Wassers her so wie die Kröpfe in Tyrol %und Salzburg
von dem Wasser, welches Tufsteine bey sich führet, herzuleiten
sind. Die vorgegebene geschwänzte Affen in Borneo sind Af-
fen. Die Riesen in Patagonien sind erdichtet. Von der Art
mag auch das Volk von rohen und größten Lippen seyn, das
am Senegal wohnet %und ein Tuch vorm Maul hält und ohne Rede
handelt. Plinii einäugigte, höckerigte, einfüssige Menschen,
Leute ohne Maul, Zwerge gehören auch dahin. Die Einwoh-
ner von der Küste von <Neu>Holland haben halb geschlossene Augen

/ und

/|P_123

/können nicht in der Ferne sehen, ohne den Kopf auf den Rü-
cken zu bringen. Dies gewöhnen sie sich wegen der vielen Mü-
cken an, die ihnen immer in die Augen fliegen. Einige Ein-
wohner als die Mohren von Sierra Leona und die Mugalen
die unterm Gebiet von China stehen, stinken.

/Die Unter Hottentotten haben <wie> viele Männer, wie Colbe be-
richtet, ein %natürliches Leder am Osse pubis, welches ihre geni-
talia recht tief bedeckt und welches sie bisweilen abschneiden
Eben dieses meldet Ludolph von vielen äg«g»yptischen Wei-
bern. Die Mohren %und andere Wilde zwischen den Tropicis kön¥
nen gemeiniglich erstaunend laufen. Sie so wohl als andere
Wilde haben auch mehr Stärke als andere civilisirte Völker
welches von der freyen Bewegung, die man ihnen in der
Kindheit verstattet, herrühret. Die Hottentotten können mit
blossen Augen ein Schiff eben so weit sehen als der Europaer
mit dem Fernglase. Die Weiber in dem heissesten Erdstriche
zeugen von 9 oder 10 Iahren an schon Kinder und hören vor
dem 25sten auf. Don_Ullach merkt an daß in Carthage-
na in America und den umliegenden Gegenden die
Leute sehr frühe klug werden, aber sie wachsen nicht ferner am

/|P_124

/am Verstande in demselben Maaße. Alle Bewohner der
heissesten zone sind ausnehmend faul. An einigen wird die-
se Faulheit noch etwas durch die Regierung und den Zwang
gemäßiget. Wenn ein Indianer ein Europäer sieht wohin
gehen, so denkt er: er hat was zu bestellen; komt er zurück
so denkt er: er habe «was zu bestellen» schon seine Sache verricht
sieht er ihn aber zum dritten mal fortgehen, so denkt er: er ist
nicht recht klug; da doch der Europäer zur Lust spatziren ge-
het, welches kein Indianer statuirt noch sich einbilden kann. Die
Indianer sind zaghaft; beydes komt auch den sehr nordischen
Nationen zu. Die Entschlaffung ihrer Geister will durch Brandt¥
wein, Tobac, Opium, Bong und andere starke Dinge erweckt
seyn. Aus der Furchtsamkeit rührt der Aberglaube vor-
nehmlich in Ansehung der Zaubereyen her imgleichen die
Eifersucht. Die Furchtsamkeit macht sie, wenn sie Könige hatten
zu sclavischen Unterthanen und bringt in ihnen eine abgöt-
tische Verehrung derselben zuwege und die Faulheit bewegt
sie lieber in Wäldern herumzulaufen und Noth zu leiden
als zur Arbeit durch die Befehle ihrer Herren angehalten

/ zu

/|P_125

/zu werden. Montesquiou urtheilt ganz recht, d«¿¿»aß eben die
Zärtlichkeit, die den Indianer oder Neger den Tod so fürchten
macht, ihn oft viele Dinge, die der Europäer überstehen kann
ärger fürchten läßt als den Tod. Der Negersclave von Gui-
nea ersäufet sich, wenn er zur Sclaverey soll gezwungen
werden. Die Indianischen Weiber verbrennen sich. Der ¿»arai-
be nimt sich über eine geringe Gelegenheit das Leben. Der
Peruaner «@f@»zittert vor dem Feind und wenn er zum Tode geführt
wird so ist er so gleichgültig als wenn es nichts zu bedeuten hät¥
te. Die aufgeweckte Einbildungskraft macht aber auch, daß
er oft was wagt; aber die Hitze ist bald vorüber und die Zag-
haftigkeit nimt wider ihren Platz ein. Die Ostiacen, Samoje¥
den, «zemblanen», «¿¿¿»Seelappen, Grönländer «¿»Davis-Straßen-
Einwohner sind ihnen in der Zaghaftigkeit, Faulheit, Aber¥
glauben, Lust an starken Getränken sehr ähnlich, die Eifersucht
ausgenommen, weil ihr Clima nicht so starke Anreizungen zur
Wollust hat. Eine gar zu schwache %und zu starke perspiration
macht ein dickes klebrigtes Geblüt und die größte Kälte so
wohl als die größte Hitze machen daß durch Austrocknung

/|P_126

/der Säfte die Gefäße und Nerven der Animalischen Be-
wegungen steif und unbiegsam werden.

/In Gebürgen sind die Menschen dauerhaft, munter kühn,
Liebhaber der Freyheit und ihres Vaterlandes. Wenn man
nach den Ursachen der mancherley in einem Volk eingear-
teten Bildungen und Naturellen frägt, so darf man nur
auf die Ausartungen der Thiere so wohl in ihrer Gestalt
als ihren Sitten Acht haben, so bald sie in ein ander Clima
überbracht werden da andere Luft, Speise pp ihre Nach-
kommenschaft ihnen unähnlich macht. Ein Eichhörnchen, das
hier braun war wird in Siberien grau. Ein europäischer
Hund wird in Guinea ungestaltet und kahl samt seiner
Nach«bar»kommenschaft. Die Nordische Völker, die nach Spanien überge-
gangen, haben nicht alle eine Nachkommenschaft von Körpern
die lange nicht so groß %und stark als sie waren, hinterlassen;
sondern sie sind auch in ein Temperament, was eines Nor-
wegers oder Dänen seinem sehr unähnlich ist, ausgeartet.
Der Einwohner der zonae temperatae vornehmlich des mit-
leren Theiles derselben ist schöner am Körper, arbeitsamer,

/ «scherzhafter»

/|P_127

gemäßigter» [[ <lebhafter> ]] in seinen Leidenschaften, «verständiger» [[ <tapferer> ]] als eine
Gattung der Menschen in der Welt. Daher haben diese Völker
zu allen Zeiten [[ «die andere belehret und» <von den südlichen Nationen «¿»Künste gelernet aber sie> ]] durch die Waffen bezwun-
gen, die Römer, die Griechen die alten Nordischen Völker, «@Chin@ Chin-
giscanes», die Türken, Tamerlan, die Europäer nach Columbi Ent-
deckung haben alle südliche Lande durch ihre «Künste und» Waffen
in Erstaunen gesetzt. Obgleich eine Nation nach langen Perio-
den in das Naturell desjenigen Climatis ausartet, wohin
es gezogen ist, so ist doch bisweilen, in vielen Zeiten die
Spuhr von ihrem vorigen Aufenthalte anzutreffen. Die
Spanier haben noch die Merkmale des arabischen und
Mauri«tani»schen Geblütes, die Tartarische Bildung hat sich
über China und ein Theil von Ost_Indien ausgebreitet

/ ≥ Von der Veränderung, die die Menschen in ihrer Gestalt
willkührlich vornehmen ≤

/Die meisten orientalischen Nationen finden an großen
Ohren ein besonderes Vergnügen, die in Siam Arracan,
die Mugalen einige Wilde am Amazonenstrom und andere
Mohren hängen sich solche Gewichte in die Ohren daß sie unge- 

/|P_128

/wöhnlich lang werden. In Arracan und Siam gehet dieses so
weit, daß das Loch, worin die Gewichte gehangen werden, so
groß wird, daß man einige Finger neben einander ein-
«¿»stecken kann und die Ohrlappen auf die Schultern hangen.
Die Sianer Tarquineser und einige andere machen sich
die Zähne mit einem schwarzen Firniß schwarz.

/Nasenringe tragen Malabaren, Guzaraten, Araber
Bengalen; Papous aber einen hölzernen Zapfen durch die
Nase. Die Negers am Fluße Gaban in Africa, tragen in
den Ohren %und Nase einen Ring und schneiden sich noch in die Un-
terlippen ein Loch um die Zunge durchzustechen. Einige Ameri-
kaner machen sich viele solche Löcher in die Haut unfarbigte
Federn hineinzustecken. Die Hottentotten drucken ihren
Kindern die Nase breit, wie einige andere Völker, die Arra¥
caner mit einer eisernen Plate die Stirne breit machen, imglei¥
chen die Caraiser ein Volk am Amazonenstrom zwingt die
Köpfe der Kinder durch eine Binde wie ein Zuckerhut zu
wachsen. Die Chineseri«¿»n Zerret immer an ihren Augenlie-
dern um sie klein zu machen. Ihrer jungen Mädchen

/ Füsse ~

/|P_128R δZ_12-14

/[[ die Tungusen n«e»ähen
sich die Gesichter
mit schwarzem
Zwirn aus
]] ~

/|P_129 δLage I

/Füsse werden mit Binden gezwungen nicht größer
zu werden als ein Fuß vom 4jährigen Kinde.

/Die Hottentotten verschneiden ihren Söhnen im 8ten Iah-
re einen Testiculum. Die Türken lassen ihre schwarze
verschnittenen alle Zeichen der Mannheit wegnehmen.
Eine nation in America drücket ihren Kindern den
Kopf so tief in die Schultern daß sie scheinen keinen Hals
zu haben.

/ ≥ Vergleichung der verschiedenen Nahrung der Menschen. ≤

/Der Ostiacke, Samojede, der Seelappe, der Gönlän-
der leben vom frischen oder gedörreten Fleische. Ein Glas
Thran ist für den Grönländer ein nectar; die etwas
weiter zunächst in Süden wohnen, die von Canada, die
von den Küsten von Amerika unterhalten sich von der
Iagd. Alle Mogulische und Calmukische Tartarn haben
keinen Ackerbau sondern nähren sich von der Viehzucht.
vornehmlich von Pferden %und ihrer Milch. Die Lappen von Renn¥
¿thiere; die Mohren und Indianer vom Reiß. Die Ameri-
kaner vornehmlich von Mait oder türkischem Waitzen.

/|P_130

/Einige herumziehende Schwarze in der Africanischen
Wüste von Heuschrecken.

/ ≥ Abweichung der Menschen von einander in Ansehung
ihres Geschmacks. ≤

/Unterm Geschmack «¿»verstehe ich das sinnliche Urtheil
über die Vollkommenheit oder Unvollkommenheit desjeni-
gen, was unsere Sinne rührt. Man wird aus der Ab-
weichung des Geschmacks der Menschen sehen daß unge¥
mein viel bey uns auf Vorurtheilen beruhe.

/1 Urtheil der Augen. Ein Chineser hat ein Mißfallen
an großen Augen. Er verlangt ein groß 4eckigt Ge-
sicht, breite Ohren, sehr breite Stirn und eine kurze Nase
zu einem vollkommenen Menschen. Die Hottentottin,
wenn sie gleich allen Putz der europäischen Weiber gese-
hen hat so ist sie doch in ihren und ihrer Buhler Augen aus-
nehmend schön, wenn sie sich 6 Striche mit rother Kreide
2 über die Augen 2 über die Backen 1 über die Nase
und 1 übers Kinn gemacht hat. Die Araber punktiren
ihre Haut mit Figuren, darin sie eine blaue Farbe ein- 

/ beitzen

/|P_131

/beitzen. Die übrige Verdrehung der natürlichen Bildung,
um schön auszusehen kann man vorher sehen.

/2 Urtheil des Gehörs. Wenn man die Musick der Europäer
mit der Türken, Chineser, Afrikaner ihrer vergleicht
so ist die Verschiedenheit ungemein. Die Chineser, ob sie
sich gleich mit der Musick viel Mühe geben, finden an der
unsrigen kein Wohlgefallen.

/3 Urtheil des Geschmacks. In China, in ganz Guinea
ist ein Hund eines der schmackhaftesten Gerichte. Man bringt
daselbst alles bis auf die Ratzen und Schlangen zu Kauf.
Dies geschieht auch an den mohrischen Küsten. In Sumatra,
Siam, arracan und den mehresten Indischen Orten macht
man nicht viel von Fleisch; aber ein Gericht Fische, die aber
vorher müssen stinkend geworden seyn, ist das Haupt_Essen.
Der Gönlander liebt den Tran-Geschmack über alles.
Die Batelblätter mit der arac_nuß und ein wenig Kalk
immer zu kauen ist die größte Ergötzlichkeit aller Ost India-
ner, die zwischen den Tropicis wohnen. Die Hottentotten
wissen von keiner Zärtlichkeit des Geschmacks. Im Noth- 

/ fall

/|P_132

/fall können getretene Schuhsohlen ein noch so ziemliches
Gericht für ihn abgeben. Allein die δLücke die sich
in ihren Schaaffellen nähren, fressen sie bey langer Wei-
le zum Zeitvertreiben auf.

/4 Urtheil des Geruchs. Der Teufelsdreck oder die assa
foetida ist die Ergötzlichkeit aller südlichen Persianer
der Indianer, die ihnen nahe wohnen zu Suvalde und an-
dern Sorten. Alle Speisen, das Brod so gar sind damit
parfumiret und die Wasser selbst riechen davon. Den Hot¥
tentotten ist der Kuhmist ein Lieblingsgeruch imgleichen
andern Indianern. Ihre Schaaffelle müssen durchaus
darnach riechen, wenn sie nach der Galanterie seyn sol-
len. Ein Missionarius wundert sich darüber, daß die Chine-
ser, so bald sie eine Ratze sehen, sie zwischen den Fingern
zerreiben und mit appetit daran riechen. Allein ich frage
dagegen@?@ warum stinkt uns itzt der Muscus an, der vor
50 Iahren Iederman so schön roch? wieviel vermag nicht
das Urtheil anderer Menschen in Ansehung unseres Ge-
schmacks ihn zu verändern, wie es die Zeiten mit sich brin- 

/ gen

/|P_133

/gen!

/ ≥ Der Physischen Geographie
/Zweyter Abschnitt
/Zweyter Theil

/Von den 4füssigen Thieren, die lebendige Iunge gebähren
Erstes Hauptstück. Die mit Klauen

/A Die mit einer Klaue oder die behuften
/1 Das Pferd ≤

/Die aus der Barbarey haben einen langen feinen Hals,
dünne Mähnen, sind meistens grau und 4 %Fuß - 8 %Zoll hoch. Die
Spanischen vom langen dicken Halse, stärkerer Mähne, brei-
terer Brust, etwas großen Kopf, voll Feuer; sie sind die be-
sten Reitpferde in der Welt die in Chili sind von spani-
scher Abkunft (denn in America gab es ehedem keine Pferde)
weit kühner flüchtiger als jene; daher die kühne parforce
Iagd in Chili. Die Englischen stammen von arabischer race
sie sind völlig 4 %Fuß 10 %Zoll hoch, aber nicht so annehmlich im Reiten
als der Spanier sie sind sonst ziemlich sicher und schnell im
Laufen sie haben trockene und gebogene Köpfe. Die

/|P_134

/Die dähnische sind sehr stark, dick vom Halse und Schul-
tern gelassen und gelehrig; sind gute Kutschpferde.
Die Neapolitaner, die von spanischen Hengsten und Itali¥
änischen Müttern gefallen sind gute Läufer aber boß-
haft sehr kühn.

/Die Arabischen können Hunger und Durst vertragen
sie werden in ihrer reinesten race ihrer Genealogie
nach aufgezeichnet. Beym Beschälen ist der Secretair des
Emirs, der ein untersiegelt Zeugniß giebt und das Füllen
wird auch durch ein diploma accreditiret. Sie fressen nur
des Nachts, halten im flüchtigsten Galope «flucht» plötzlich
still wenn der Reuter herabfällt. Die Persischen sind
nach ihnen die besten. Die Cosakischen wilden Pferde
sind sehr dauerhaft und schnell. Man kann es am Füllen
kennen ob der Beschäler ein gutes Schulpferd gewesen oder
nicht. Die Pferde im heissesten und kältsten Erdstriche gera-
then viel schlechter; die auf hohen Ländern besser als
in fetten niedrigen. Die Oelaendische Pferde sind die klei-
nesten und hurtigsten unter allen.

/ ≥ 2 Das zebra. ≤

/ wird

/|P_135

/wird wi«e»der sein Verschulden fälschlich der Africanische
WaldEsel genannt; denn es ist das schonste Pferd an Bildung,
Farbe und Schnelligkeit in der Natur. Nur daß es etwas
längere Ohren hat. Es findet sich in Africa hin und wieder
in Abyssinien, Congo bis ans Capo bon¿ %.spei. Die Africaner
wissen es nicht zu zähmen. Der Mogul kaufte eins für 2.000
Ducaten. Die ostindische Gesellschaft schickte dem Kaiser
aus Iapan ein Paar und bekam 160.000 %Reichsthaler.

/Es ist glatthärig, hat weisse und castanienbraune abwechseln-
de Bandstreifen, die vom Rücken anfangen und unterm
Bauche zusammenlaufen; da wo die braune und weisse zu-
sammenlaufen, entstehet ein gelber Reifen. Um den Schen-
keln und den Kopf gehen diese Kniebänder gleichfals

/ ≥ 3 Der Esel ≤

/Die Eselin muß nach der Belegung «gleich» geprügelt wer-
den, sonst giebt sie die befruchtende Feuchtigkeit gleich wieder
von sich. Esels und Pferdshäute werden in der Türkey und
Persien durch Gerben und Einpressen der Senfkörner zu Cha-
grin ver<ar>beitet; der von allerley Farben gemacht wird.

/|P_136

/Der MaulEsel, deren diejenige Sorte, die vom Hengst, E-
sel und Pferd_Stutte gefallen, am meisten itzo im Gebrauch
ist. Sie sind größer als die vom Pferd und der Eselin gefallen.
Die Maulesel haben die Ohren, den Kopf, das Kreutz und den
Schwanz vom Vater und von der Mutter nur das Haar und
die Größe. Es sind also nur große Esel mit Pferdshaaren.
Der WaldEsel oder Onager findet sich in einigen Inseln des
Archipelagus und in der Lybischen Wüste. Ist geschlanker
und behender als der zahme Esel. Maulesel, die von ihm
gezogen werden sind die stärksten.

/ ≥ B. Zweyklauigte Thiere
/sind insgesamt gehörnt, das Schwein ausgenommen.

/1 Das Ochsengeschlecht ≤

/Der gemeine Ochs ist in den kalten und feuchten Ländern
am besten. Die Holländer nehmen große magere Kühe
aus Dännemark, die bey ihnen noch einmal so viel Milch
geben, vornehmlich eine Zucht, die von einem fremden Stier
und einer einheimischen Kuh in Holland gefallen. Die Afri-
kanischen Ochsen haben gemeiniglich einen «Ochsen» Bukel ~

/|P_136R δZ_19

/[[ Boeuf abosse ]] ~

/|P_137

/zwischen dem Schulterblatte auf dem Rücken. In A-
byssinien sind die Ochsen von außerordentlicher Größe
wie Cameele und ungemein wohlfeil. Der Elephanten-
Ochs ist dem Elephanten an Fell, Farbe und auch bey nahe
an Größe gleich. Ist in Abyssinien. Die Hottentottischen Kühe
geben nicht anders Milch als wenn man ihnen mit einem Horn
in die Mutter bläset. Die Persische nur dann, wenn sie ihr Kalb da-
bey sieht; daher ihre ausgestopfte Haut aufbewahret wird.
Die Edamer, Luneburger, Aberdammer, Schweitzer und Par-
mesan Käse sind die besten. Die Engelländer ziehen von Mast-
δLücke darm des Ochsen ein Häutchen ab und verfertigen For-
men daraus, worinnen nach und nach Gold und Silber zu
dünnen Blädchen geschlagen wird. Dieses Geheimniß ver-
stehet allein Engelland. Die Irrländische Ochsen haben kleine
Hörner und sind klein. Die in Guinea haben ein schwammig-
tes Fleisch so wie in andern sehr heissen Ländern, welches
zwar groß aus sieht aber wenig wiegt. Das Rindvieh aus
der Barbarey hat eine viel andere Gestalt an Haaren,
Hörnern und übrigen Leibesbildung als das Europäische. Der
Büffelochs hat lange schwarze Hörner ist wild und gehört in

/ Asien

/|P_138

/Asien, Aegypten, Griechenland und Ungarn zu Hause.
Sie können gezähmt werden. Der Auerochs in Pohlen und
Preußen ist bekannt, Er findet sich auch in Africa und Senegal.

/ ≥ 2 das Schaafgeschlecht ≤

/In Irrland sind viele mit 4 Hörnern. Die Spanische haben
die feinste Wolle; die Englische nach diesem. In Irrland Sibe-
ria und Lappland lassen sie sich verschneyen und fressen sich
einander die Wolle ab. In Guinea haben die Menschen Wolle
und die Lämmer Haare.

/In Engelland, deren Schaafe eine race von Spanischen sind
beugt man der Ausartung sorgfältig vor. Man kauft oft
Widder aus Spanien und bezahlt sie wohl mit 100 %Reichsthaler.
Das arabische, breitschwänzigte Schaaf hat einen Schwanz,
der wohl eine Elle breit und 40 %Pfund wiegt ob er gleich ganz
kurz ist. Besteht aus lauter Fett, ist ungehörnt. Das arabische
langschwänzigte Schaaf hat einen 3 Ellen langen Schwanz
welchen fortzubringen man einen Rollwagen anbringt
Das Syrische Schaaf hat Ohrlappen, die fast bis auf die Erde
hangen.

/ 3 Das Bocksgeschlecht

/|P_139

/ ≥ 3 Das Bocksgeschlecht. ≤

/Der Angonische Bock in Salatien hat feine glänzende Haa-
re zum Zeugmachen; die Cameelsziege in America
ist 4_1/2 Fuß hoch kann aufgezäumet oder beritten und bela-
den werden, trägt das Silber aus den Bergwerken. Arbei-
tet nach Abend niemals und selbst bey allen Schlägen seufzts
nur. Die Cameelhaare sind das Haar von kleinen Persischen
Türkischen, Arabischen, Galatischen oder angorischen Ziegen.
Das Cameelgarn wird am liebsten mit Wolle vermischt.
Die Türken lassen bey hoher Strafe keinen aus dem Lande.
Cordean wird aus Ziegenleder gemacht. Der Steinbock hat
2 Ellen lange und knotichte Hörner; die Knoten zeigen die
Iahre an, sind in den Schweizergebürgen und Salzburg
anzutreffen. Sind die größten Springer unter allen;
Legen, wenn sie in die ebene gelocket und gefangen worden
ihre Wildheit nie ab, Bewohnen die obersten Spitzen der
Berge.

/Gemse mit hackigten rückwärts gebogenen Hörnern können
gezähmet werden. Die africanische Gazella ist eine Gattung
davon.

/ Der

/|P_140

/Der MuscusBock (Biesam_Thier) meistens ungehörnt lebt
in China, Persien, Africa; hat eine Bisamblase oder
Nabeltasche. Man kann ihm den Muscus mit einem Löffel
herausnehmen. Man verfälscht ihn mit desselben Blute.
Bezoarthier, fast wie eine Ziege hat den Namen wegen
des Magenballs, den man BezoarStein nennet, bekommen.
Unter den andern Arten von Ziegen_Böcken merken wir
nur das Guineische blaßgelbe Böckchen, es ist nicht viel
größer als ein Caninchin und springt doch über eine 12
Fuß hohe Mauer sehr schnell. Das Zie«h»geneinhorn ist von
Stellern in Kamzathka entdeckt worden. Die Giraffe
oder Camelopardus hat einen langen Hals und ist so groß
als ein Cameel und ist wie ein Parder gefleckt; hat vor-
wärts gebogene Hörner.

/ ≥ 4).

/a Die wiederkäuende mit festem ästichten Geweih

/1 Das Hirschgeschlecht. ≤

/Wirft im Frühlinge vom %Februar an bis an den May sein
Geweih ab. Sie kämpfen unter sich mit Geweih und zerbre- 

/ chen

/|P_141

/chen es und verwickeln sich oft damit so daß sie auf dem
Kampfplatze gefangen werden. Die Brunstzeit ist im %.September
und wahret 6 Wochen. Zu dieser Zeit wird ihr Haar dunke-
ler, aber ihr Fleisch stinkend %und uneßbar. Ihr Ge«wei¿¿»<weih> ist
von 20 ja 30 ja, obzwar selten von 66 «Ellen»<Enden>, wie derjeni-
ge hatte, (den König Friedrich_von_Preußen erlegte. Iungen
verschnittenen Hirschen wachsen keine Geweihe.

/ ≥ 2 Das Reh. ≤

/gleichsam ein Zwer«¿»ggeschlecht von Hirschen mit kürzerem
Geweih. Unvollkommen verschnittene Rehböcke treiben
ein staudenartiges Geweih, mannigmahl lockigt als eine
Perücke hervor

/ ≥ 3 Das Surinanische Hirchchen ≤

/Ist nicht einmal so groß wie ein kleiner Haas. Sein in Gold
eingefasstes Fußchen wird zu «¿»Tobacksstopfern gebraucht.

/ ≥ b Die mit schauflichtem Geweih.

/Das Elendthier ≤

/Man findet es in nordlichen Gegenden, in Europa,
Asia und America. Die Hottentotten fangen das Elend
mit einer Schlinge, an einem zurückgebogenen Baum

/|P_142

/welcher aufschnellet. Seine Stärke in den Beinen ist
außerordentlich.

/ ≥ c Mit vermischtem Geweih ≤

/1 Der Dammhirsch (Dama) mit flacher Geweihkrone, ist
etwas größer als ein Rehbock und kleiner als ein Hirsch

/2 Das Rennthier mit schauflichter Geweihkrone. Die Weib-
chen derselben haben auch obzwar kleineres Geweih. Es giebt
wilde %und zahme Rennthiere. Sie sind die ganze Oeconomie
der Lappen. Scharren im Winter mit ihren Klauen
Moß unterm Schnee hervor.

/Zu den zweyklauichten Thieren gehöret noch eine ungehörn¥
te Art, nehmlich das Schweingeschlecht.

/Die Schweine wiederkäuen nicht, haben sie etwa 6 Eiter
mehr als andere widerkäuende, sie haben das Fe«ll»tt nicht so
wohl im Fleisch untermengt als unter der Haut. Der Eber
frißt die Iungen, wenn er dazu kommen kann, auf. Dieser, %.im-
gleichen die Sau öfters andere Thiere, ja Kinder in der Wiege. Die
Eichelmast ist die beste für sie. Die Finnen erkennet man an
den schwarzen Bläschen, die den untern Theil der Zunge ein

/ nehmen

/|P_143

/nehmen. In den Heiden belaufen sich die zahme und wilde
unter einander, dahero findet man öfters wilde Schwei-
ne, die weiß gefleckt sind; obgleich sonst das wilde Schwein
schwarz ist. Die Geschichte des Aelians von den wilden
Schweinen, die einen Seeräuber an den Küsten des Tyrr-
hinischen Meeres entführen wollten. Die Schweindiebe hal-
ten den Schweinen brennenden Schwefel unter die Nase. Im
Schwarzwalde werden die Schweine aus den Morrästen
mit etlichen Stangen, darauf Schwefel angesteckt ist, vertrieben.
Die Bauren bey Brisach heben den schwimmenden Schweinen
die übern Rhein setzen die hinterbeine auf und lassen sie ver-
saufen. Der wilde Eber ist sehr grimmig. In China sind die Schwei-
ne von schönem Geschmack. Die zahmen Schweine, wenn sie
gleich herüber aus Europa gebracht, werden doch in den hitzigen
Welttheilen schwarz.

/Das Mexikanische Muscusschwein. Oben am Rücken nahe
beym Schwanze hat es einen Ritz, worinnen durch verschiede-
ne Gänge ein wahrer und starker Muscus enthalten ist.

Das Babirousa oder Schweinhirsch auf einigen Moluccischen

/ Inseln

/|P_144

/Inseln, vornehmlich Bouro ist klein, von glattem Haar,
einem Schweinschwanze, und es wachsen ihm 2 Zähne
aus dem Obern Kinnladen in einem halben Cirkel nach
den Augen zu.

/ ≥ c Dreyklauichte Thiere.

/Das Nasehorn. ≤

/Die dicke gefaltete Haut hat sonst keine Haare. Ein nach
Proportion seines Körpers kleines Horn auf der Nase. ist
viel größer als ein Ochs, lebt in Sümpfen. Die Alten ha-
ben 2 Hörner; eins hinter und das andere auf der Nase.
Leckt den Thieren das Fleisch mit der Zunge weg. Es hat eine
wie ein Lappen abwärts gekrümmte Oberlippe

/ ≥ d Vierklauigte Thiere.

/Der Hippopotanus oder das Nilpferd ≤

/Sieht von vorne einem Ochsen und hinterwerts einem
Schweine ähnlich, hat einen Pferdskopf oder Ochsen-Maul
ist schwarzbraun hat sehr dicke Füße, drey im Umkreise.
Sprützt aus weiten Naselöchern Wasser hervor ist eben so

/ dick

/|P_145 δLage K

/dik und meist so hoch als ein Nasehorn. Es hat 4 aus den Kinbacken
herausstehende Zähne, so groß als ein Ochsenhorn. Sie wer-
den, weil ihre Farbe beständiger ist als von Elfenbein, für
besser als dieses gehalten. Seine Haut ist an den meisten Stel-
len schußfrey, wiegt auf 30 Centner, es wiehert.

/ ≥ e fünfklauigte Thiere

/Der Elephant ≤

/Er ist eben so nacket wie die vorigen. Lebt eben so wie
jene in Sümpfen, ist das größeste Landthier. Die Haut
ist grau, schwarze und weisse Elephanten sind rar. E«s»r
kann seine Haut durch ein Fleischfell, das unter derselben liegt
umziehen daß er Fliegen damit fangen kann. Der Mensch
hat eine solche sehnichte Fleischhaut an der Stirn. Er hat
einen kurzen Schwanz mit langen borstigen Haaren, die
man zu Räumern für die Tobackspfeifen braucht, besetzt.
Er ist 15 und mehr Schuhe hoch, hat so wie die drey vorige Thiere
kleine Augen. Sein Rüssel ist das vornehmste Werkzeug.
Mit diesem als mit einer Hand reisst er das Futter ab und
bringt es zum Munde. Er sauget damit das Wasser und

/ läßt

/|P_146

/läßt es in den Mund laufen, er riecht dadurch und trinkt
nur, nachdem er das Wasser trübe gemacht hat. Er hebt
einen Menschen auf und setzt ihn auf seinen «Na»Rücken,
kämpft damit. Die Indianer bewaffnen ihn mit Degen-
klingen, er braucht ihn als eine«n» Täucher_Rohre, wenn er
schwimt und der Mund unterm Wasser ist. Er schwimt so
stark, daß ihm ein Kahn mit 10 Rudern nicht entfliehen
kann. Aus dem obern Kinbacken gehen die 2 größten
Zähne hervor, deren jeder auf 10 %Fuß lang und 4 Spannen
dick ist und mancher auf 3 Centner wiegt. Mit diesen
streitet er, reißt die Bäume aus, zerbricht sie oft oder
verliert sie aus Alter, daher viele Zähne in Indischen
Wäldern gefunden werden. Die Männliche Ruthe ist länger
als ein Mensch. Der Umkreis in ihrer größesten Dicke
ist 2_1/2 Schuh. Seine Zähne sind als ein 4mal eingeschnit¥
tener Pferdhuf anzusehen. Sein Huf am vorder Fuß ist
allenthalben 1/2 Schuh breit. Der Hinterfuß ist länglicht
rund 1/2 Schuh lang und 1 Schuh breit. Seine Ohren sind

/ wie

/|P_147

/wie 2 große Kalbfelle anzusehen. Der Elephant ver-
trägt nicht die Kälte. In Africa ist er nicht über 12 %Fuß hoch, in
Asien aber auf 18. Wenn sie in ein Tobacksfeld kommen, so
werden sie trunken und geben tolle Streiche an. Wenn
er des Nachts in ein Negerdorf geräth so zertritt er ihre
Häuser wie Nußschaalen. Er thut ungereitzt keinen
Schaden, seine Haut ist fast undurchdringlich, hat aber vie-
le Ritzen und Spalten, die doch durch einen heraustreiben¥
den Schleim wieder verwachsen. Wird mit eisernen Kugeln
zwischen dem Aug %und Ohr geschossen, ist sehr gelehrig %und klug
daher er in Ostindien eines der nützlichsten Thiere ist. Läuft
viel schneller als ein Pferd. Man fängt ihn, wenn man ihn
tödten will in tiefen Gruben, oder wenn man ihn zähmen
will so lockt man ihn durchs Weibchen in verhauene Gän-
ge. Die Negers essen sein Fleisch.

/ ≥ Zweyter Abschnitt

/Zäigte Thiere

/1

/Einzäigte ≤

/Der weisse americanische Ameisenfresser, komt übri

/ gens

/|P_148

/gens mit andern Ameisenfressern überein

/ ≥ Zweyzäigte Thiere

/Das Cameel

/1 Das Bactrianische hat Zwey Haar_Buckel auf dem Rü-
cken und zwey unterm Leibe, ist das stärkeste und größeste
Cameel. Seine Buckel sind eigentlich keine Fleischerhö-
hungen sondern nur hartledrigte Stellen mit dichten
langen Haaren bewachsen. Trinkt wie die übrigen wenig
trägt bis 10 Centner, die ihm, nachdem er sich auf die Knie
zur Erde geleget hat, aufgepackt werden. Geht gepackt
den Tag bis 10 Meilen. Lernet tanzen. Aus seinen «Ta-
gen» Haaren, die er in 3 Tagen im Frühlinge fallen läßt
werden schöne Zeuge gewebet.

/b Der Dromedarius hat nur einen Rücken und Brust¥
buckel; ist kleiner und schneller im Laufen als der vori-
ge, ist in Syrien, Arabien zu Hause, hat harte Polster in
den Knien. Es geht in einem Tage ohne Ermüdung 40
französische oder ungefär 30 deutsche Meilen, können
bis 5 Tage dursten.

/ c Das

/|P_149

/c Das kleine Postcameel geht «d»beynahe eben so schnell
als das vorige. Es ist aber gemächlicher zum Reiten

/d Das Pyrrenäische Schaafcameel hat die Größe eines
Esels wird wegen der Wolle und des Fleisches erzogen

/ ≥ 3

/Dreyzäigte Thiere

/Das Faulthier ≤

/a Das schmächtige, weißgraue americanische Faul-
thier hat ein lachendes Gesicht, weisse dicke Haare, plum-
pe Taille, klettert auf die Bäume, Erstaunliche Lang-
samkeit. Rettet sich blos durch sein Geschrey. Wenn es einen
schnellen Marsch antritt so legt es in einem Tage 50
Schritte höchstens zurück.

/b Marggrafs Faulthier ist eine Art davon. Der verklei-
dete Faulthiersaffe hat einen Hundskopf und ist zweyzäigt

/ ≥ Der Ameisenfresser ≤

/a Der große Ameisenbär hat eine sehr lange und spitze
Schnautze, eine Zunge, die rund ist und die 1_1/2 Ellen lang
herausstrecken kann, ziehet die Ameisen mit dieser Art

/ von

/|P_150

/von lebendigen Leimruthen aus dem Haufen, hat keine
Zähne

/b. Der mittlere falbe Ameisenbär und der oben beschrie¥
bene 1zäigte kommen in der Nahrung mit ihm überein

/ ≥ 4 Vierzäigte

/1 Panzerthiere ≤

/a Der gepanzerte Ameisenbär auf Formosa und Si-
am hat schuppigte Panzer, worin er sich wider alle An-
fälle zusammenziehen kann. lebt übrigens wie die vorige

/b Das formosische Teufelchen. orientalischer, schuppich-
ter armodillo hat einerley Lebensart mit dem Amei-
senfressern, aber einen schönen s«¿»chuppichten Cuirass;
worin er wider alle Raubthiere sicher ist. Einige sind
6 Fuß lang und keine Kugel durchdringt ihre Panzer;
dazu gehört auch das amerikanische Schildferkelchen

/c Der schönste americanische armodillo lebt in dem
äußersten von Ostindien. Seine Schilder sind glänzend;
lebt in Wasser und auf dem Lande

/ ≥ 2 Ferkelcaninchen ≤

/ dahin

/|P_151

/dahin das Meerschweinchen, das aus america nach Euro-
pa gebracht worden; die Brasilianische Busch-Ratte;
das Surinanische Canienchen und der Iavanische Halbhaa-
se gezehlet werden. Sie haben alle eine grunzende
Stimme

/ ≥ 5 Fünfzäigt ≤

/Der Mensch sollte unter diesen billig die erste Classe ein-
nehmen, aber seine Vernunft erhebt ihn über die Thier-
gattungen zu weit

/ ≥ 1 Das Haasengeschlecht ≤

/hat kein scharf Gesicht, aber besser Gehör, ist verliebt
und furchtsam. Begattet sich alle<2> fast<1> 4 oder 5 Wochen
säugt die Iunge nicht über 3 oder 6 Tage, drückt sich bey
der Hetze, verhackt sich ehe er sich lagert und sucht wenn
er daraus vertrieben wird, es wieder auf. Die Waldhaa-
sen sind stärker als die Feldhaasen. In Norden und auf
den Alpen sind weisse Haasen. Schwarze Haasen sind
selten. Bisweilen hat man auch gehörnte Haasen
mit einem schauflichten Geweih angetroffen. Das Ca-
niengen ist ein Zwerghaase. sind häufig in Spanien, die

/|P_152

/die Füchse, Wiesel und Iltisse thun unter ihnen starke Ver-
heerungen

/ ≥ 6 Die Nagthiere ≤

/Das Eichhörnchen sammlet sich Nüsse und Obst, wird in Nor-
dischen Ländern im Winter grau; daher das Grauwerk
Das gestreifte americanische Eichhörnchen hat sieben wei-
ße Bandstreifen längst seinem Leibe.

/Die Voltigirende oder fliegende Eichhörnchen. ist kleiner
als das gemeine Eichhorn. Seine Haut an den Seiten ver-
längert sich in ein Fell, welches an den Füssen befestiget
ist und womit er fliegt; findet sich in Rußland, %.imgleichen
mit einiger Veränderung in Virginien

/ ≥ c Das Rattengeschlecht ≤

/Das Murmelthier ist größer als ein Canienchen, schla-
fen oder fressen den ganzen Tag über

/Die Schlafratte (Lorex) hat die Größe von einem kleinen
Eichhorn. Der Hamster machet sich Höhlen unter den Baum-
wurzeln, wo sie viel Feldfrüchte samlet. Die wohlrie-
chende Wasserratte, so groß wie ein Maulwurf mit
wohlriechenden Fell und Nieren.

/ d Das

/|P_153

/ ≥ d Das Mäusegeschlecht ≤

/Dahin gehört die gemeine Hausratte. Es sind weni-
ger Weibchen darin als Männchen. Vom RattenKönig.
wie ihren Verwüstungen vorzubeugen.

/Die Wasserratte, die Feld- %und Hausratte oder Maus pp
sind bekannt. Die Surinanische Aeneas mit langen ri«h»ng-
lichtem Schwanze; daran die Iungen, die auf dem Rü-
cken der Mutter steigen sich mit ihren Schwänzen an-
schlingen und in Sicherheit gebracht werden können

/Die Americanische Beutel-Ratte oder Philander ist
31 %Zoll lang. Das Weibchen trägt seine Iungen im Beutel,
welchen es unterm Bauche hat. wie die Weibchen sich auf
den Rücken legen und mit allerley Futter beladen lassen
und dann ins Nest fortgeschleppet werden.

/ ≥ Das Maulwurfsgeschlecht. ≤

/Der Maulwurf gehet in der Erde nur auf Regen-
würmer loß. ist nicht blind.

/ ≥ Das Geschlecht der 4füssigen (Thiere) Vögel ≤

/Die FlederMaus, die fliegende Katze. Die fliegende Rat- 

/ te

/|P_154

/te. Alle diese Thiere haben Hacken an den Füssen. Der
fliegende Hund in Ostindien. In Neuspanien ist der grö-
ßte fliegende Hund.

/ ≥ Das Wieselgeschlecht ≤

/Die Speicherwiesel hat einen häßlichen Geruch. Der Her-
melin ist eine weisse Wiesel. Die Iltis hat ein Beutel-
chen am Hintern mit einem stinkenden Saft so wie die übrige
Wiesel. Der Marder riecht gut und warum. Ist ein Baum- 
oder Stein-Marder. Der Zobel ein siberisches und Lapp-
ländisches Thier. Der Ichneumon, die Pharaonis Maus
ist so groß als eine Katze, gestaltet aber wie eine Spitz-
maus, zerstört die Crocodill_Eyer und fängt Maüse,
Ratten und Kröten.

/ ≥ 6 Stachelthiere ≤

/1 Der gemeine Schweinigel mit Ohren 1_1/2 Schuh langen
Stacheln. «s»Sie durchwühlen die Erde an weichen und niedri¥
gen Stellen 2 das Stachelschwein. Eine Gattung mit
einem Busch am Kopf; denn 3) eine andere mit hängen

/ den

/|P_155

/Schweinsohren, hat Stacheln wie abgestreifte Feder-
Kiele, welche es, indem es sein elastisches Fell erschüt-
tert gegen seinen Feind abschiessen kann und zwar so daß
es 3 Schritte davon tief ins Fleisch dringet.

/Von ihm komt der berühmte Pietra del Porco oder Sta-
chelschwein_Bezoar. Der in der Gallenblase dieses Thieres
erzeugte Stein ist ungefär ein Zoll im Diameter, röth-
lich und voller Adern, wird in Gold gefaßt, um hernach ins
Wasser, dem es eine blutreinigende Kraft giebt, gehängt
zu werden. Ein solcher Bezoar ist zuweilen mit 2.000
%Reichsthaler bezahlt worden. Der Bezoar ist 10 mahlso viel«mehr
als» Gold werth, als er wiegt, Er ist dunkelbraun und sinkt
nicht wie jener unter Wasser. Der Affen_Bezoar ist hell-
grün, und auch kostbar. %.Imgleichen in den Magen der Tauben
auf den Nicobarischen Inseln. In den Magen der Ochsen, Pfer-
de, Gemse vornehmlich der Bezoarziege erzeugen sich eben-
fals solche Ballen, welche blätterweise übereinander, wie
eine Zwiebel zusammengesetzt sind und in deren Mittelpunkte
sich etwas von <un>verdaueten Kräutern und Haaren findet.

/ 7 Das

/|P_156

/ ≥ 7 Das Hundegeschlecht

/Gleichwie der Mensch die Obst- und Pflanzenarten durch sei-
ne Wartung und Verpflegung sehr verändern kann: so hat
er es auch mit einigen Hausthieren vornehmlich mit den
Hunden also gemachet. Daher arten auch die zahmen Hunde
aus, wenn sie wild herumlaufen. Der Schäferhund, der
ziemlich seine natürliche Freyheit hat, scheinet der Stam-
hund zu seyn. Von dem kommen der Bauerhund - Wind-
hund, der Isländer, der dänische, der große tartarische
mit dem man fähret. Der Iagd- Spühr- Dachs,- Wachtel- 
Hühner-Hund, Pudel %.ingleichen Doggen p Blendlinge, die
von Vermischung zwoer racen entstehen, aber auch auf-
hören; dahin das Bologneser Hündchen, welches vom
kleinen Pudel %und spanischen Wachtelhunde herrühret.
Der Mops ist eigentlich vom Bollenbeisser entstanden. Die
africanische, vornehmlich in Guinea können nicht bellen.
In der Gegend des Capo bon: spei giebt es wilde Hunde
die es selbst mit den Löwen anbinden, wenn sie in Gesell«s»-
schaft jagen, den Menschen aber nichts thun, sondern ihm

/ von

/|P_157

/ihrer Beute wohl etwas lassen. Die Schwarzen glauben
daß unsere Hunde reden können, wenn sie bellen. Die Hun-
de werden bisweilen toll. Ihr Biß, ja selbst ihr Speichel %und
Geruch des Athems, wenn sie den höchsten Grad der Tollheit
erreicht haben ist ein so schnelles Gift, daß es den Menschen
Wasserscheu, rasend machen ja tödten kann

/ ≥ 8 Das Wolfsgeschlecht. ≤

/In Engelland sind sie ausgerottet, in Norden weiß. Da-
zu gehört der Iackhals; dieser soll gleichsam der Spür-
hund des Löwen seyn, denn wenn man ihn brüllen hört
so ist der Löwe auch nicht weit. Er hat die Größe eines
Bollenbeissers und ist so grausam als der Tyger. Der
scytische Wolf ist schwarz und länger auch grausamer als
der unsrige.

/ ≥ 9 Das Fuchsgeschlecht ≤

/Brandfüchse, die am Schwanz, Ohren und Füssen schwarz
sind sonst grauhärig auf dem Bauche und röthlich ausse-
hen. Dem Kreuzfuchse lauft vom Munde an längst der
Stirn, dem Rücken und Schwanze ein schwarzer Streif
der von einem andern über die Schultern und Vorderläu- 

/ fe

/|P_158

/fe durchschnitten wird. Der blaue Fuchs, dessen Haare
aschenfarbig oder graublau sind. Der schwarze Fuchs,
dessen Fell sehr hoch geschätzt wird. Der Braunfuchs wird
ebenfals sehr hoch geschätzt. Der Weißfuchs hat keine dauer¥
hafte Haare. Der americanische Silberfuchs. Alle Füchse
stinken. Sie haben aber, wo der Schwanz anfängt, eine
Stelle steifer Haare, worunter ein Drüschen, welches
einen Geruch von blauen Violen giebt

/ ≥ 10. Halbfüchse. ≤

/Darunter die Spanische Irnettkatze mit wohlriechendem
Fell. Die Zibetkatze hat unter dem Hintern eine Tasche 3
Zoll lang und eben so viel breit, darin ein schmieriger wohl-
riechender Saft enthalten ist. Man nimt ihr, indem man
sie in ein Käfig setzet alle Tage mit einem Löffel diesen
Saft heraus. Wenn das Thier davon einen Ueberfluß hat so
leidet es Schmerzen. Man fänget sie in Africa %und Asien
in Fällen wie die Iltisse. Die Dachse schlafen ohne Narung
in ihren Winterhöhlen

/ ≥ 11. Das Katzengeschlecht. ≤

/ Die

/|P_159

/Die Türken halten sehr viel von der Hauskatze. Ihr Stern
im Auge läßt sich mehr als bey einem Thier zusammenziehen %und
ausdehnen. Die TiergerKatze fliegt allen Thieren wütend
ins Gesicht und kratzet ihnen die Augen aus. Es ist fast das
grausamste Thier unter allen

/ ≥ 12. Das Luchsgeschlecht. ≤

/Der Rücken des Luchsen ist roth und schwarz gefärbt. Er
springt von den Bäumen auf die Thiere. Die Wunden von
seinen Klauen heilen schwer

/ ≥ 13 Parder ≤

/Das Pantherthier ist größer als eine englische Dogge, brüllt
wie ein Löwe, hat schwarze wie ein Hufeisen gestal-
tete Flecken und sein Fleisch ist angenehm. Sein Kopf ist wie
ein Katzenkopf gestaltet. Die Katzenparder sind nicht viel
an Größe von den Katzen unterscheiden

/ ≥ 14 Das Tygergeschlecht ≤

/Es hat gelbe Flecken rundum mit schwarzen Haaren
besetzt auf lichtgelbem Grunde, springt schneller als ir-
gend ein Raubthier und klettert. ist so groß wie ein jährig

/ Kalb

/|P_160

/Kalb und grausamer als die vorigen. Der größte Ty-
ger hat schwarze Flecken.

/ ≥ 15 Das Löwengeschlecht ≤

/Der Löwe hat eine Mähne, die Löwin nicht, er hat
eine gerunzelte Stirne, Menschen ähnliches Gesicht und
tiefliegende Augen wie auch eine stachlichte und wie mit
Katzenklauen besetzte Zunge womit er den Thieren das
Fleisch ablecken kann. Er kann seine sehr scharfe Klauen
zurücklegen daß sie sich nicht im gehen «¿»an der Erde ab-
schleifen. Seine Höhe vom Rücken bis an die Erde ist 4_1/3
Fuß. Der Löwe braucht keine List auch keine sonderli-
che Geschwindigkeit die Thiere zu überfallen, Alles
thut bey ihm die Stärke, sein Gang ist langsam. Wenn er
nicht mit dem Schwanz schlägt und seine Mähne schüttelt
so ist er aufgeräumt und man kann ihn sicher vorbeygehn.
Sonst ist das einzige Mittel in der Noth sich auf die Erde zu
legen. Es ist merkwürdig daß er den Weibsbildern nichts
zu Leide thut. Exempel von einer Weibsperson unter
dem Könige Carl_II. die im Tour zu London den Löwen- 

/ garten

/|P_161 δLage L

/garten reinigte. Ein anderes von der Herzogin von Orle-
ans
, einer gebohrnen Pfalzgräfin. Die Negerweiber
jagen oft die Löwen mit Knitteln weg. Sie sind den
Schwarzen gefährlicher als den Weissen. Wenn er Blut
leckt so zerreißt er den im Augenblick. Er tödtet ei-
nen Ochsen mit einem Schlage. Ist nicht in America zu
finden. Er kann die Kälte nicht vertragen und zittert in
unsern Gegenden beständig. Seine dicke Knochen haben
nur eine enge Höhle zum Mark und Colbe versichert
daß, wenn das Mark an der Sonne eingetrocknet ist
sie so hart seyn daß man Feur damit anschlagen kann
Er fürchtet sich nicht vorm Hahnen-Geschrey, wohl aber
«w»vor Schlangen und Feuer.

/ ≥ 16. Das Bärengeschlecht. ≤

/Er tödtet seinen Feind durch Schläge und gefährliche
Umarmungen. Er ist ein großer Honigdieb. Klettert
auf die Bäume und wirft sich wie ein Klumpe herab.
Zwey Monathe im Winter frißt er nichts. In Pohlen lehrt
man ihn tanzen. Der weisse Bär in Spitzbergen hat
einen Hundskopf. Einige sind 6 %Fuß hoch und 14 %Fuß lang; schwim

/ men

/|P_162

/men stark und treiben auf Eisschollen sogar bis Norwe-
gen.

/ ≥ 17 Der Vielfraß, hiema der Alten ≤

/Sind schwärzlich oder völlig schwarz. An Größe den Hun¥
den gleich, ist unersättlich wegen seiner geraden Gedärme
daher er sich des Unflats, wie der Wolf und Löwe bald entle-
diget.

/ ≥ 18 Affengeschlecht. ≤

/Sie werden eingetheilt in ungeschwänzte, kurzge-
schwänzte oder Pavians und lang geschwänzte oder Meer-
katzen

/ ≥ a Ungeschwänzte Affen ≤

/Der Orang-outang der Waldmensch, davon die größten
in Africa Pongos genennet werden. sind in Congo %.imgleichen
in Iava, Borneo %und Sumatra anzutreffen. Gehen immer
aufrecht sind 6 %Fuß hoch, wenn sie unter Menschen gebracht wer-
den so saufen sie gerne starke Getränke, machen ihr
Bette ordentlich und decken sich zu. Die weiblichen Geschlechts
haben ihr fluxum menstruum, sind sehr melancholisch.
Meinung der Iavaner von ihrem Ursprunge. Es giebt
noch eine kleinere Gattung, welche die Engelländer Chim

/ poneze

/|P_163

/poneze nennen, die nicht größer ist als ein Kind von 3 Iahren
aber Menschen sehr ähnlich

/Sie gehen zu ganzen Heerden aus und erschlagen die Ne-
gers in den Wäldern. Zu den ungeschwänzten Affen ge-
höret noch der Affe von Ceilon und der Mamonet mit einem
Schweinähnlichen Schwanze.

/ ≥ b Langgeschwänzte Affen oder Meerkatzen. ≤

/Einige sind bärtig. Die bärtige Meerkatze oder Diano
hat ein weisses toupée und ahmt den Menschen sehr nach.
Als da ist die schwarze glatte Meerkatze, welche mit ihrem
Schwanz sich allenthalben anhängt. Man giebt vor daß sie
ordentlich eine Meerkatzen-Musick unter sich machen
sollen. Andere sind auch bärtig, als der ledergelbe Mus-
cusaffe, ist klein von gutem Geruch und from.

/ ≥ c Pavians. ≤

/haben einen Hundskopf und können sehr geschwind auf 2
Füssen gehen. Sie bestehlen das Feld und die Gärte die Ame-
rikaner glauben alle, daß diese Affen reden können, wenn
sie wollten, aber sie thätens nur nicht, um nicht zur Arbeit
gezwungen zu werden. Fangen Muscheln mit dem

/|P_164

/Schwanze, oder legen einen Stein in die geöfnete Mu-
schel. Man kann hiezu noch zählen die Schooßäfchen oder
Sanguins, deren die größere Art die Farbe %und Größe der
Eichhörnchen hat, die Kleinere aber die Größe einer ge-
balleten Damen Fuß hat. Sie sind sehr artig aber auch
sehr eigensinnig und sehr zärtlich, so daß wenn von dorten
welche nach Europa überbracht werden die mehresten
unterweges crepiren, wenn sie gleich einzeln noch so sau-
ber in Baumwolle eingewickelt sind.

/ ≥ 6te Classe.

/Thiere mit Floßfeder-Füssen.

¿»1 Das Fischotter-Geschlecht.

/Der Fluß Otter. ≤

/Gräbt sich Höhlen «¿¿»von den Ufern der Flüsse bis in den
nahen Wald; lebt von Fischen; im Winter aber in auf-
geeisten Teichen.

/Die Seeotter, deren Hinterfüsse Floßfederartig
sind.

/Sie haben die schönste Schwärze unter allen Fellen.
Selbst in Kamschatka gilt ein schöner Balg 37 %Reichsthaler. Man

/ fängt

/|P_165

/fängt sie auf dem Treibeise in der Meerenge von Kam-
schatka. Sie putzen sich selber gern, lieben ihre Iungen
ungemein und werden mit Prügeln todt geschlagen.

/ ≥ 2 Das Bibergeschlecht. ≤

/Der Biber mit Eyförmigen schuppigen Schwanze
Sind in Canada gegen die Hudsonsbay sehr häufig.
Wie sie einen Bach verdammen und über die Wiese einen
Teich machen. Sie hauen Bäume mit ihren Zähnen ab
und schleppen Stücke Holz von 3 bis 10 %Fuß lang, welche sie über
Wasser in ihre Wohnung bringen und deren Rinde sie im
Winter essen. Bey Verfertigung des Dammes dienet ihnen
erst ihr Schwanz zur Mulle oder Schubkarre, worauf sie
Leim «sie» auflegen und an Stelle %und Ort führen; und dann
zur Mauerkelle, womit sie den Leim auf den Bäumen com-
primiren und anschlagen. Man speiset ihn auch. Das Biber-
geil castoreus ist nicht die testiculi des Bibers sondern
besondere Muscus-Säcke, die im Leibe liegen.

/ ≥ 3 Seethiere mit unförmlichen Füssen

/1 Meerkälber ≤

/heissen auch Seehunde oder Rotten; haben einen Ra- 

/|P_166

/chen vom Hunde, die hinterfüsse sind hinter sich gestreckt
und können nicht von einander gebracht werden. Auf den
Antillischen Inseln sind einige bis 20 %Fuß lang. Die Kleinsten
sind die in dem Eismeer, welche auf den Eisschollen zu
1.000 getödtet werden. Es giebt auch silberfarbene Meer-
kälber im süssen Wasser.

/ ≥ 2 Wallros ≤

/Hat 2 Blaslöcher an der Stirn heißt auch Meerochs,
hat lange hervorragende Zähne, die verarbeitet wer-
den, Manche sind über 2 %Fuß Fuß lang und acht %Zoll Zoll dick.
Mit diesen helfen sie sich auf die Eisschollen als mit Hacken.

/ ≥ 3 Der Seebär. ≤

/ist größer als ein Landbär; hat Vorderfüsse, wie
abgehauene Armstumpfe, worin doch die Zeen verbor-
gen liegen, wird nicht weit von Kamschatka gefan-
gen. Sie streiten gegen einen Anfall in Rotten und
beissen ihre eigene Cammeraden, wenn sie weichen. Den
Sommer über fressen sie nichts.

/ ≥ 4 Der Seelöwe ≤

/In Amerika und bey Kamschatka. Die Gestalt komt

/ mit

/|P_167

/mit einem Seebären überein, nur er ist viel größer
Man greift ihn nur im Schlafe an, denn er ist sehr grimmig
hat wenig Liebe vor seine Iunge. Die Seebären fürch¥
ten sich selten vor ihm.

/ ≥ Von den 4füssigen Thieren, die Eyer legen sind
/Amphybien. ≤

/Der Crocodill hält sich vornehmlich in Flüssen %und auf
dem Lande auf. Ist schuppicht, bepanzert 20 %und mehr Fuß
lang. Im Gambra Fluß bis 30 Fuß lang. Es ist falsch daß
er beyde Kinnbacken bewegen soll. Er bewegt nur, wie
andere Thiere den innern, hat keine Zunge, legt Eyer
wie Gänseeyer in den Sand.

/ ≥ Der Alligator. ≤

/wird gemeiniglich mit dem Crocodill verwechselt, und
ist ihm auch sehr ähnlich; außer daß er den Schwanz
anders trägt und eine Muscusblase hat, weswegen er
auch einen Bisamgeruch giebt, ist in Africa %und America
anzutreffen, er ist nicht so wild %und räuberisch als der Croco-
dill, werden in America Caymans genannt, wie ihre

/|P_168

/Eyer von Vögeln zerstört und wie sie gefangen werden

/ ≥ Die Schildkröte. ≤

/Die größeste Gattung von ihnen wird in verschiedenen
Gegenden von Ostindien gefunden. An den Eyern al-
lein können sich wohl 30 Mann satt essen. Die Schildkröte
geht aufs Land und legt wohl 250 Eyer, deren jedes so
groß ist als ein Ball. Sie haben ein 3faches Herz.
Ihr Fleisch ist köstlich. Man gewint von ihnen bisweilen
mehr als 2 %.Centner Fleisch zum einsalzen

/ ≥ Die Seethiere.

/Der Wallfisch und andere ihm verwandte Fische. ≤

/Er wird eingetheilt in den Wallfisch, Finfisch, Schwert-
fisch, Säge- oder Zähnfisch, Nordcaper, Pottfisch oder
Cachelot und in das Narval. Der G«¿»rönländische Wall-
fisch hat einen Kopf, der 1/3 von der Leibeslänge aus-
macht; ist viel dicker, wie der Finnfisch, welcher eine Fin-
ne oder Flosse auf dem Rücken hat; auch viel größer
als der Nordcaper, welcher nur ein Blasloch hat, hält
sich in den nordlichen Gegenden bey Spitzbergen, nova zem

/ bla

/|P_169

/bla auf, dagegen der NordCaper in der Höhe des Nordcaps
und der Finnfisch noch weiter hin nach Süden umherschweifen
nährt sich von einem Wasser-Inseckt, welches die Größe
von einer Spinne hat und ganz thranigt ist. Der Finfisch a-
ber und Nordkaper schlucken ganze Tonnen Häringe in
sich. Diese Thiere haben an Statt der Zähne Barden, welche
aus Fischbein bestehet, davon das längste bis 2 Klaftern lang
ist. Der Pottfisch hat am untern Kinnbacken Zähne. Sein
Kopf nimt die Hälfte des Leibes ein, hat einen engen
Schlund, wassergleichen Schwanz, Blaslöcher, woraus er
Wasser bläst, heiß Blut, können ohne Luft zu schöpfen nicht
lange unterm Wasser dauren. Gebähren lebendige Iun-
gen und säugen sie. Der grönländische Wallfisch wird mit
Harpaunen geschossen und mit Lanzen völlig getödtet. ist
itzo viel scheuer als vormals, flüchtet ins Triebeis, daher itzo
der Wallfischfang im Triebeise, hat eine Art<1> Krebse<4> als<3>
Läuse<2>. In dem Magen einer Art Nordkaper, Grampus ge-
nannt wird das Ambra gries oder der graue ambra gefun-
den. Andere berichten dieses von der Blase des Pottfisches
Einige halten den Pottfisch für denjenigen, der den Ionam
verschlungen. Das Gehirn des Pottfisches ist das sogenannte

/ Sperma

/|P_170

/Ceti. Der Schwertfisch tödtet den Wallfisch um der Zunge
willen. Der herausragende Zahn des Sägefisches ist
ausgezackt wie eine Säge. Der Narval hat einen gera-
den Zahn aus dem obersten Kinbacken stehen, der viele
Fu«ße»ss lang ist und härter wie Elfenbein. Diese letztere ge-
bähren aus Eyern.

/ ≥ Das Manati oder die Seekuh. ≤

/Ist in den americanischen und Karullischen Inseln bey
Kamschatka anzutreffen. Wiegt bis 30 Centner hat ei-
ne unbehaarte gespaltene Haut wie eine alte Eiche,
taucht sich niemals unter das Wasser, der Rücken ist immer
drüber erhoben, ob es gleich den Kopf bey seinem unabläßi-
gen Fressen fast immer unterm Wasser hat, ist allenthal-
ben sehr zahm, wo man ihn nicht nachstellet, hat zwey
Arme, die den menschlichen ähnlich und einen Schwanz, der
dem Fischschwanz ähnlich sieht, hat vortreflich Fleisch, wel-
ches keine Maden bekömt und sein ausgeschmolzen Fett
übertrifft die Butter. Gebährt lebendig und säugt

/ ≥ Der Hay oder Seewolf Carckarias

/Spanisch Tuberone genannt. ≤

/Die größte Art derselben heissen Lamiae sind 50-60 %Fuß

/|P_171

/lang, haben 3 Reihen Zähne neben einander. Sind viel
gefräßiger als irgend ein Landthier. Ganze Menschen
in Seegel eingewickelt samt dem Ballast werden von
ihm verschlungen. Alles, was aus einem Schiffe fällt,
Beil, Hammer, Mützen finden Platz in seinem Magen. Sein
Maul ist wohl ein Zoll lang unter der Schnauze; daher er
sich auf die Seite legen muß, wenn er etwas raubt. An
den Küsten von Guinea hat ein Mensch, der in die See fällt
nicht so viel Gefahr vorm versaufen als vom Hay. Er reißt
dem Wallfische große Stücke Speck aus dem Leibe, wird
mit Haacken an einer eisernen Kette gefangen und getöd-
tet ehe er ins Schiff gebracht wird; sonst schlägt er mit dem
Schwanz Arm und Bein entzwey. Einige Fische halten Ver-
kehr in seinem Magen. Der Pilote «¿¿¿¿»neckt ihn, wie die Schwal-
ben die Eulen. Man hält sie vor den Kemora oder Sauger.

/ ≥ Der Hammerfisch. ≤

/Ist dem Hay an Größe, Stärke und Gierigkeit ähnlich;
hat aber einen Kopf, der zu beyden Seiten wie ein Ham-
mer ausgehet

/ ≥ Der Manta oder Mantelfisch. ≤

/ist eine Art großer Rochen, die vornehmlich den Perlenfi- 

/ schern

/|P_172

/fischern an den amerikanischen Küsten sehr gefährlich
sind, indem sie solche in ihre weit ausgebreitete Haut als in
einen Mantel einwickeln erdrücken und fressen

/ ≥ Der Braunfisch, der Dorado, der Delphin, der Stöhr
der Welz und andere mehr sind Raubfische ≤

/Der Delphin ist ein sehr gerader und schneller Fisch, der
Dorado aber ist ein goldgelber Delphin und der schnellste un-
ter allen. Der Belluga ist eine Gattung von Stöhr, aus
dessen Rögen der Caviar zubereitet wird. Sie haben auch
als große Fische dessen sehr viel, bisweilen einer bis auf
«den» einen ganzen Centner.

/ ≥ Der Seeteufel ≤

/ist in einer harten undurchdringlichen Haut eingeschlos-
sen, ist eine Art Rochen 20 bis 25 Fuß lang, 15 bis 18 %Fuß
breit und 3 %Fuß dick, hat gleichsam Stumpfe von Beinen und da-
ran Hackenhörner am Kopf, und einen Schwanz wie eine
Peitsche mit Hacken.

/ ≥ Der Meermensch, Serine, Meerjungfer ≤

/wird in allen Viertheilen angetroffen. Die zu Fabeln
geneigte Einbildungskraft hat ihn zu einen See Menschen
gemacht. Indessen hat dieses Thier nur seine wenige Aen- 

/ lich- 

/|P_173

/lichkeit mit demselben. Sein Kopf, aus dem man einen Men-
schen- oder Fischkopf machen kann, mit großen Ohren stump-
fer Nase und weitem Munde ist an einem Körper, der auf
dem Rücken mit einem breiten diken Fell, wie die Plattfi-
sche, bezogen ist, welches an der Seite solche Hacken, wie die
Fledermäuse hat. Seine Vorderfüsse oder fleischerne
Floßfedern sind etwas Menschen ähnlich. Es hat zwey Zi-
tzen an der Brust und einen Fleischschwanz. Man nennt ihn
auch wegen seines Fettes die Wassersau.

/ ≥ Einige andere merkwürdige Fische

/Der Zitterfisch. ≤

/wird auch Krampffisch Torpedo genannt, ist in dem Indi-
schen Meere anzutreffen, bey nahe rund ausser dem
Schwanze und wie aufgeblasen. Er hat ausser den Augen
noch 2 Löcher, die er mit einer Haut, wie Augenlieder ver-
schließen kann. Wenn man ihn entweder unmittelbar oder
vermittelst eines langen Stockes, ja vermittelst der Angel-
schnur und Ruthe berühret, so macht er den Arm ganz fühl-
loß Er thut dieses aber nicht wenn er todt ist. Kampher sagt
daß wenn man den Athem an sich hält, er nicht so viel vermö-
ge. Er kann gegessen werden. In Aethiopien vertreibt ~

/|P_173R δZ_12

/[[ Der Zittera«h»al
in den Gewäßern
von Surinam
zeigt offenbar
ein elektrische
Kraft an sich
wodurch er
%willkührlich Schläge
%geben kan.
Wird vom
Magnet ge-
zogen %und «¿»ent-
kräftet
]] ~

/|P_174

/man mit ihm das Fieber. Die Ursache dieser seiner Kraft
ist unbekannt. Er fängt dadurch Fische

/ ≥ Rotzfische. ≤

/Sind durchsichtig und wie lauter Schleim sind fast in allen
Meeren. Eine Gattung davon heisset Meernessel, weil sie
wenn sie berührt werden, eine brennende Empfindung machen

/ ≥ Blackfisch. ≤

/Sieht seltsam aus mit 2 Armen, hat eine Tintenblase, wo-
mit er seinen Verfolgern das Wasser trübe macht

/ ≥ Blaser ≤

/Wird am Capo %bonae %spei gefunden, bläst sich rund auf
wie eine Kugel und ist zu essen ungemein gifftig.

/ ≥ Fliegende Fische. ≤

/Sind nur zwischen den Tropicis; fliegen mit einer Art
Flosfedern, aber nur so lang als diese naß sind, haben
die Gestalt %und Größe der Häringe, fallen oft aufs Schiff
nieder, werden von Raubfischen und Raub«f»vögeln un-
abläßig verfolgt.

/ ≥ Der Chinesische Goldfisch ≤

/Ist wegen seiner vortreflichen Gold- und andern Farbe
bey den Chinesern sehr beliebt, der schönste Fisch in der Na

/ tur

/|P_175

/tur, Fingerlang, vom Kopf bis auf den halben Leib roth
die übrigen Theile samt dem Schwanze, der sich in einen
Büschel endiget, lebhaft vergüldet. Das Weibchen ist weiß
der Schwanz silbern.

/ ≥ Der Kracke, das größte Thier in der Welt ≤

/Ein Seethier, dessen Daseyn nur auf eine dunkele Art
bekannt ist. Pantoppidam *1 thut von ihm Meldung, daß
die Schiffer in Norwegen, wenn sie finden, daß das Loth,
welches sie auswerfen an derselben Stelle nach %und nach
höher wird, urtheilen daß der Krack im Grunde sey. wenn
dieser heraufkomt, so nimt er wohl einen Umfang
von einer 1/2/4 teutschen Meile weg, hat große Zacken,
die wie Bäume über ihn hervorragen. Sinkt bisweilen
plötzlich und kein Schiff muß ihm als dann zu nahe kommen
weil der Strudel, den er macht, es versenken würde.
Es soll über ihn gut fischen seyn. Ein junger Krack ist
einmahl in einem Fluß stecken geblieben und crepi-
ret. Da

/Das Meer hat noch nicht alle seine Wunder entdeckt,
wenn der Krack sich übers Wasser erhebt so sollen unsäg-
lich viel Fische von ihm herabrollen. Seine Bildung ist un- 

/ be ~

/|P_175R δZ_06-11

/[[ *1 De

/Dieser leicht-
gläubige Autor
führet neben
diesem %erdichteten
Ungeheuer noch
den Seewurm
«und» und den Meer-
Mensch als
wirkliche Geschopfe
an
]] ~

/|P_176

/bekannt.

/ ≥ Von Fischereyen ≤

/In China fängt man Fische durch ein dazu abgerichtetes
Kropfgans, welcher man einen Ring um den Hals thut,
daß die Fische nicht ganz können verschlucket werden. Diese
schlägt so viel Fische auf, als sie kann. Wenn eine einen etwas
großen Fisch fängt so giebt sie den andern ein Zeichen, die
als dann denselben fortbringen helfen. Eine solche Gans
gilt viel. Wenn sie nicht Lust zum Essen hat so wird sie mit
Prügeln dazu gezwungen. Man hat daselbst auch eine Metho-
de mit einem Kahn, an dessen Seite weisse überfirniß-
te Bretter geschlagen sind bey Mondschein Fische zu fangen
denn als dann glänzen diese Bretter wie ein helles Wasser
und die Fische springen herüber und fallen in den Kahn
wo sie des Morgens gefunden werden. Man fängt auch
hier Fische, indem man sie mit in das Wasser gestreuten
Kukelskörnern dumm machet

/ ≥ Der Stockfischfang auf der großen Bank bey Terre neuve

/Der grüne oder weisse Backeljau heißt Cabeljau wird
eingetrocknet eingesalzen. Die getrocknete heissen Stock- 

/ fische

/|P_177 δLage M.

/fische. Er ist ein Raubfisch, schluckt Wasser, Seile %und andere
Dinge, die aus dem Schiffe fallen, geschwinde unter. Er
kann aber seinen Magen ausdehnen und das, was unverdaulich
ist, ausspeyen. Es fischen auf der großen Bank jährlich bis
300 Schiffer, deren jeder bis 25.000 Stockfische fängt. Al-
les geschieht mit Angeln. Der Köder ist ein Stück vom Härin-
ge und hernach die unverdaute Speise in den Magen des
Stockfisches. Es geht mit diesen Angeln sehr schnell fort.
Es finden sich hieselbst umher erstaunend viel Vögel als Le-
berfreßer, Pinguins. Sie versamlen sich um die Schiffe, um
die Leber zu fressen, die weggeworfen werden. Der Pinguin
hat stumpfe Flügel, mit denen er zwar auf dem Wasser
platschen aber nicht fliegen kann.

/ ≥ Der Häringsfang. ≤

/Der Häring komt im Frühjahr aus den nordlichen Gegen-
den bey Nordcap an die arcadischen Inseln. Von da zieht
er sich neben den Küsten von Schottland und ist im Sommer
bey Iarmouth geht auch wohl im Herbst bis in die Süder- 
und Ostsee. Der bloße jährliche Vortheil der Holländer nach
Abzug aller Unkosten ist zum wenigsten 6-7.000.000 %Reichsthaler. Ein

/ anderer

/|P_178

/anderer holländischer Autor rechnet überhaupt 25.000.000
%Reichsthaler Einnahme, die Ausgabe 8.000.000 %Reichsthaler und das Land pro-
fiti«¿»rt 17.000.000 %Reichsthaler; denn man muß auch den Vortheil nehmen
den das Land davon zieht, daß sich so viele Menschen von der Ar-
beit auf der Flotte <unt>erhalten. Die Engelländer schiffen auch
seit 1750 aber nicht so vortheilhaft, denn sie wissen nicht die
Handgriffe.

/ ≥ Schaalichte Thiere.

/Die Purpurschnecke ≤

/Der Tyrische Purpur, der das Blut einer Muschel des
mittelländischen Meeres ist, war erstaunlich theuer. Er
soll entdeckt seyn an einem Hunde, der diese Muschel
fraß und sein Maul schön färbte. In Neuspanien findet
sich eine solche Muschel, die aber nur 2-3 Tropfen solches
Saftes in sich hält, der anfänglich grün oder hochroth färbt
Vor Alters hatte man auch violetten Purpur.

/ ≥ Die Perlenmuschel. ≤

/Die Perlenbank bey [[ Ba«san»<harein> ]] und [[ «Apmus»<El-Catif> ]] im persischen
Meerbusen giebt die schönsten. Die bey Ceylon und am Ca-
po Comorin die größesten, imgleichen Neu-Spanien giebt
große aber schlechte; sind unreife Eyer. Die Perlenmuscheln

/ können ~

/|P_178R δZ_03-06

/[[ Diese Berechnung
fällt itziger Zeit
sehr ab. Denn
nun belohnen
die Einkünfte
kaum die Kosten
der Ausrüstung
]] ~

/|P_179

/können, wenn sie nicht recht rund sind, nicht abgedreht wer-
den. Viele Länder haben in ihren Flüssen Perlenmuscheln
Die Täucher verfahren auf verschiedene Art; entweder
mit einer ledernen Kappe, mit gläsernen Augen, daran
eine Röhre bis über das Wasser heraufgeht, oder mit der
Glocke oder frey, bekommen anfänglich blutstürzen. Des Kö-
niges von Muscato
Perle soll «s»nicht so wohl wegen ihrer Grö-
ße als Schönheit die vortreflichste unter allen seyn. Der
König von Persien kaufte %anno 1633 eine von einer Million 400.000
Livres: der jährliche Nutzen vom persischen Perlenfange
ist 500.000 Ducaten, aber itzt lässet man sie ruhen. In der
Medicin sind sie nicht mehr nütze als Krebssteine und Eyerschaa-
len.

/ ≥ Austern. ≤

/Sitzen öfters an einer Felsenbank so fest, daß sie scheinen
mit denselben aus einem Stücke zu seyn. Einige werden
von ausserordentlicher Größe. In Copenhagen zeigt man
eine Austerschaale die 2 Loot wiegt, kneipen, wenn sie sich
schließen mit ungemeiner Kraft. Pflanzen sich schnell fort
Exempel an den Küsten von Holland. Man siehet auch Au-
stern so zu sagen, an Bäumen wachsen; diese hängen sich ~

/|P_179R δZ_02-05

/[[ Linnäus
erfand die Methode
«¿»gewöhnliche
Muscheln dahin
zu bringen daß
sie Perlen er-
zeugen musten
]] ~

/|P_180

/sich an einen Baum zur Zeit der Fluth, wenn der Baum un-
ter Wasser gesetzt wird, an die Aeste an und bleiben daran
hängen.

/ ≥ Balanen oder Palanen Meerdatteln ≤

/Sind länglichte Muscheln, wie der Dattelkern, werden
im adriatischen Meer bey ancona gefunden, sind in einem
festen Stein eingeschlossen und dieser muß vorher mit Ham¥
mern entzwey geschlagen werden, denn findet man die
Muschel darin lebendig. Dieser Stein ist porös und in die
Löcher desselben ist die junge Brut gedrungen, hat durch
ihre Bewegung den Stein so viel abgenutzt daß sie sich
aufzuthun immer Platz hat. Bisweilen verstopfen sich
die Löcher, aber das Wasser kann doch durch den schwam-
migten Stein zu ihnen dringen. Keisler hat am adria-
tischen Meer bey [[ Porto«ke» <Re> ]] lebendige Muscheln im har¥
ten Marmor gefunden. Ihr Fleisch und Saft glänzen,
so wie bey den meisten Austern, wenn sie frisch aufge¥
macht werden, im finstern.

/ ≥ Bernacles

/Sind eigentlich Stellmuscheln mit einem Stiehl, der die

/ Zunge

/|P_181

/Zunge des Thieres ist. Diese hängen sich mit solchen an
die am Ufer stehenden Bäume an und weil die Zunge
gleichsam einen Hals und gewisse an einem Buschel
auslaufende gekrümmte Haare einen Schwanz
von einer jungen Gans vorstellen, so ist die Fabel
entstanden daß aus dieser Muschel die Rottgänse, wel-
che sich um Schottland finden, ohne daß man weis, wo
sie hecken, entstünden. Man weis aber itzt daß die-
se Gänse in den allernordlichsten Inseln z_E Bai-
san hecken.

/ ≥ Seide von Muscheln ≤

/Einige Muscheln hängen sich mit ihrer Zunge an
die Felsen an und machen ein Gewebe, woraus man
als aus einer groben Seide zu Tarrant«a»o und Rheg-
gi«is»o Landschuhe, Camisöler pp webet. Allein die penna
marina bringt viel feinere Seide zuwege und daraus
wollte der Byssus der Alten gemacht. Man macht
noch schöne Stoffe zu Palermo daraus.

/ ≥ Der Nautilus

/ist eine Schnecke, welche in ihrem inwendigen mit

/|P_182

/dem Blackfisch einige Aenlichkeit hat. Wenn sie zur
Lust schiffen will, so pumpt sie zuvor das Wasser aus
den Kammern ihres Gehäuses. Als dann steigt sie in die Hö-
he, gießt ihr Wasser aus und richtet sich aufwerts in
ihrem Schiff. Spannet ihre zwey Beine, zwischen denen
eine zarte Haut ist, wie ein Seegel aus, 2 Arme steckt
sie ins Wasser um damit zu rudern und mit dem
Schwanze steuret sie, komt ihr etwas fürchterliches
ins Gesicht so füllt sie ihre Kammern mit Wasser und
sinkt in die See unter

/ ≥ Die Muschelmünzen ≤

/Fast in allen Küsten von Africa, in Bengala
und andern Theilen von Indien werden einige Gat-
tungen von Muscheln als baar Geld genommen. Vor-
nehmlich werden an den Maldivischen Inseln kleine
Muscheln, wie das Kleinste Glied am Finger, gefischet,
welche man in Ostindien, Ca«¿»uris und in Africa, Bou-
gier nennt, welche die Engelländer von den Maldiven
abhohlen und die hernach zur Bezahlung kleiner ~

/|P_182R δZ_12-16

/[[ Zu kalkartigen
Seegeschöpfen
gehören noch die
Corallen ein
Gebäude einer
Art von Seepolypen
die auch darinn ihre
Zellen haben
]] ~

/|P_183

/Sachen gebraucht werden.

/------------------------ 

/ ≥ Verzeichniß einiger merkwürdigen Inseckten,
darunter erstlich die nützlichen Inseckten,
wovon die besten Gattungen der rothen Farbe kommen. ≤

/Der Gummi lac aus Siam, Tuncing, Pegu, Ben-
gala und andern Indischen Provinzen. Es ist eigent¥
lich eine Art von Wachs, welches von einer Gattung A-
meisen auf eine gewisse Art von Bäumen getra-
gen wird und darin sie in Zellen, wie die Bienen ih-
re Brut ablegen, deren Häute hochroth sind und die da-
selbst einen rothen Saft zurücklassen. Man reibet
es in Mörsern im siedenden Wasser und drückt es durch
Leinwand, hernach läßt man den Saft eintrocknen. -1}

/δRest_leer

/|P_184

/δleer

/|P_185 δLage N.

/{2-Cochenille. ≤

/Diese rothe Fa«b»rbe, welche die theuerste unter
allen ist, komt von einer rothen Baumwanze,
welche in Neu-Spanien und einigen Inseln sich auf
dem Baume Nopal nistet, und mit Bürsten abge-
feget, hernach getroknet und gepulwert wird. Die
Frucht der Nopal ist eine Feige, die «re»hochroth ist, und
sehr wohl schmekt. Man nent dieses Pulwer Carmin.
Es ist aber oft nicht recht rein. Cermes oder Purpur-
körner. Er ist eine Art Gallus oder Auswuchs aus den
Blättern eines Baums, welcher durch einen InsectenStich
entstanden. Kermes heißt im ar«b»abischen eigentlich ein
Würmchen, und diese geben eigentlich die rothe Farbe.
Kermes wird auch in der Medecin gebraucht.

/NB. Wenn man hiezu den Murex oder Purpur-
Schneke thut, so siehet man, daß alle rothe Farbe,
die zur Färbung der kostbarsten Zeuge dienet;
aus dem Thierreiche herkömmen.

/ ≥ 2) Von der Caprification. ≤

/In den griechischen Inseln bedient man sich gewißer
«¿¿¿»Schlupfwespen um die Feigen zu stehen, welche dadurch
viel eher und volkommener reifen. Die Ursache
wird angezeiget.

/ ≥ 3) «@s@»Eßbare Heuschreken. ≤

/In Africa werden bey verschiedenen Nationen
die große Heuschreken gebraten und gegeßen.
In Tunquin salzt man sie auf künftigen Vorrath

/ ein.

/|P_186

/Ludolph, der dieses auf seinen weiten Reisen gesehen
hatte, ließ die großen Heuschreken, welche Teutschland
1693 verheereten, wie Krebse kochen, aß sie, machte
sie mit Eßig und Pfeffer ein, und tractirte zulezt
gar den Rath zu Frankfurt damit.

/ ≥ II. Schädliche Insecten.
/1 «Sch»Die Tarantel-Spinnen. ≤

/Ist im Apulischen am giftigsten. Wer von ihr
gestochen wird, muß bald weinen, bald lachen,
bald tanzen, bald traurig seyn. Ein solcher kann nicht
schwarz noch blau leiden. Man curirt ihn durch
die Musik, vornehmlich, auf der Cither, Hautbois,
Trompete und Violin, wodurch er vornehmlich, wenn
man den rechten Thon und Melodie trift, zum
tanzen schwitzen, und endlich zur Gesundheit gebracht
wird. Man muß manchen das folgende Iahr wieder
tanzen laßen. Die vom Scorpion gestochene Leute
lieben auch die Music, aber vornehmlich die Sakpfeife
und Trommel.

/Sonsten giebt es auch ungemein große Spinnen in
Guinea, beynahe wie eine Mansfaust.

/ ≥ 2) Die Nervenwürmer. Colubrillae. ≤

/In Ostindien und Africa bekommen die Menschen
bisweilen einen Wurm in die Waden, der sich endlich
unter die Haut soweit einfrißt, daß er die Länge von
einer Elle und mehr bekomt. Er ist von der Dike eines
Seydenfadens, bis zur Dike einer Zither Sayte. Der Wurm

/|P_187

/liegt unter der Haut und macht ein Geschwulst.
Man sucht sie behutsam hervorzuziehen, den Kopf
um ein Stökchen zu winden, welches man nach
und nach langsahm heraus windet. Wenn der Wurm
reißt, so folgt gemeiniglich der Tod.

/ ≥ 3. Die Niguen. ≤

/Diese Art Flöhe gräbt sich in Westindien in die
Haut, und verursacht, wenn man nicht das ganze
Warzgen, worinnen sie sitzet, ausgräbt, den kalten
Brand, weil das Gift sich mit dem übrigen Blute
vermischet.

/ ≥ Andere schädliche Insecten. ≤

/In Congo ziehen große Ameisen in ganzen
Schwärmen, die eine Kuh, oder einen kranken
Menschen wohl ganz auffreßen. Die Comeg«ra»e
eine Art Molden in Carthagena in America, sind so
fleißig, daß wenn sie einmahl unter einen Laden
mit Kramwaaren kommen, sie ihn in einer Nacht
völlig zu Grunde richten. Die «Log»Coye ist eine kleine
Wanze in America, die, wenn man sie auf dem Fleische
zerdrükt, ein tödliches Gift zurüke läßt. Man bläßt
sie weg, wenn man sie auf der Haut siehet. Die
tausend Füße, rothe Raupen mit 40 Füßen haben
einen giftigen Biß und sind eine große Qval,
der indianischen Länder. Die Mosquitos sind
eine besondere schädliche Art Müken in Ostindien
imgleichen auf den niedriegen Gegen«g»den der Land-
wege von Panama. In Lapland ist die größte
Plage von den Viehbremsen. ~

/|P_187R δZ_24-28

/[[ Tausendfüsse
%und Kakerlaks
sind gleichfals
die Plage
dieser heissen
Gegenden.
]] ~

/|P_188

/ ≥ Anhang von andern kriechenden Thieren.
/Die Schlange. ≤

/In den heißen Ländern gieb«b»ts etliche von e«tl»rstaun-
licher Größe. In den Sümpfen nicht weit vom Ur-
sprunge des Amazonen_Stroms, sind solche, die ein
Reh ganz verschlingen. In Whidah einem
africanischem Königreiche am %.östlichen Ende der
«K»Küsten von Guinea ist eine sehr große Schlange,
welche unschädlich ist, vielmehr die giftigen
Schlangen, Ratten und Mäuse verfolget. Wird da-
selbst als die oberste Gottheit angebetet.

/ ≥ Klapperschlange. ≤

/Ist die schädlichste unter allen. Sie hat Gelenke
in ihrem Schwanze, welche bey trokener Zeit im
fortgehen klappern. Ist sehr langsam und ohne Furcht.
Es wird von allen geglaubt, sie habe eine Zauberkraft
oder vielmehr einen benebelnden oder wohl gar anlo-
kenden Dampf, den sie ausbläßt, und dadurch Vögel,
Eichhörnchen und andere Thiere nöthiget ihr in den
Rachen zu kommen. Zum wenigsten ist sie viel zu
langsahm solche geschwinde Thiere, als sie täglich
frißt, auf andere Art zu erhaschen. Die Wilde
freßen sie imgleichen die Schweine.

/ ≥ Von den Nattern. ≤

/Die Cobra dilapello oder die Hutschlange, wegen
einer Haut, welche den Kopf und Hals umgiebt, sogenant. ~

/|P_188R δZ_03-12

/[[ Bancroft brachte
aus Guiana eine
Haut die 30 Fuß lang
war

/Giftschlangen
haben ihre bewegliche
%und im Gaumen
sitzende hole Giftzähne
welche man ihnen
nehmen %und sie %dadurch
unschädlich machen
kan

/Ihr Gift ist nur
schädlich in offener
Wunde
]] ~

/|P_189

/Soll den berühmten Schlangenstein in ihrem Kopf
haben; allein Valinieri behauptet, er wäre nicht
anders, als ein gedörretes und auf gewiße Art
zugerichtetes Ochsenbein. Es hängt stark an der
Zunge. Wie man den Schlangengift aus der Wunde
zieht, und ihn wieder davon reiniget. Er hat die
Gestalt einer Bohne, ist in der Mitte weißlicht;
das übrige himmelblau. Einige geben vor,
die Braminen in Indien machen ihn aus wirklichen
Schlangenstein, mit deren Leber, Herz und Zähne,
und einer gewißen Erde vermengt: Zum wenigsten
pflegen gewiße Theile von schädlichen Thieren
z. E. das Fell der Hutschlange selbst wieder ihren
Biß gut zu seyn.

/ ≥ 2 Der Scorpion. ≤

/Ist in Italien nicht größer, als ein kleiner
Finger, hat beinahe eine Krebsgestalt, und ver-
wundet seinen Feind mit dem Schwanze, worin
er einen Haken hat. Man bedient sich des zer-
drükten Scorpions um ihn auf den Stich zu legen,
und das Gift wieder auszuziehen. Die Indianer
bedienen sich im Nothfalle wieder einen giftigen
Biß des Brennens der gebißenen Stelle. In Indien
sind sie viel größer. Es ist an dem, daß, wenn man
einen Scorpion unter ein Glaß thut, worunter
man Tobaksrauch bläset, er sich selbsten mit
seinem Schwanze tödte.

/|P_190

/ ≥ 3) Der Chameleon

/Ein asiatisch und africanisches Thier; einer Eidexe
ziemlich ähnlich, aber gemeiniglich viel größer;
nähret sich von Insekten; seine Zunge ist 8 %Zoll und
fast so lang als das ganze Thier, womit er, wie der
Ameisenbär, Fliegen und Ameisen fängt. Einige
Physici berichten, daß er seine Farbe nach den farbigten
Gegenständen ändere, aber mit einigem Zwang, den er
sich anthun müste. Allein in der algemeinen Reise-
beschreibung wird berichtet, daß sie ihre Farbe beliebig
und vornehmlich wenn sie recht lustig sind, schnell auf
einander verändern, aber nicht nach den Gegenständen.
Die rothe Farbe bekommen sie nicht. Ihre Haut ist
fast durchsichtig. Dieses kan, weil sie ihre Farbe auch
nicht verändern, die Ursache seyn, daß die Unterlage
durchschimmert.

/ ≥ 4) Der Salamander. ≤

/Seine Unverbrenlichkeit komt von dem dichten
Schleim her, den er sowohl ausspeyt, als aus allen
Schweißlöchern treibt, und womit er die Kohlen eine
ziemliche Zeit dämpft, wenn er darauf geleget wird.
Verbrent doch endlich. In allen Theilen der Welt giebt
man vor, daß die Eidexen Feinde der Schlangen sind, und
die Menschen davor warnen. ~

/|P_190R δZ_09-14

/Sie verändern
ihre Farbe nach
ihren Affecten.
Wenn sie lustig
sind, so ist ihre
Haut geflekt. ~

/|P_191

/ ≥ Das Reich der Vögel.
/Der Strauß und der Casuar. ≤

/Es sind vornehmlich arabische und africanische Vögel,
tragen den Kopf höher als ein Pferd, haben Flügel,
womit sie nicht fliegen können; laufen schneller
als ein Pferd. Bebrüten ihre Eyer nur des Nachts;
haben schöne Federn im Schwanze, eine hökrichte
Erhebung auf dem Rüken. Der Casuar ist sonst
dem vorigen ähnlich: hat auf dem Kopf eine Art
von kno«p»rpflichten Haut, hat stat der Federn Haare *1
und an den Füßen Huffen; schlingt Eisen und
selbst glüende Kohlen herunter, aber verdaut d«ie»as
erste nicht.

/ ≥ 2 Der Condor. ≤

/Ist der gröste unter allen fliegenden Thieren.
In America aber selten anzutreffen, ist, von dem Ende
des einen Flügels bis zum andern gemeßen,
16 %Fuß breit, kan einem Ochsen das Gedärme aus
dem Leibe reisen, hat aber Füße, nur wie Hüner-
klauen; trägt Wildpret in sein Nest, und öfters
Kinder, vermehrt sich nicht sehr.

/ ≥ 3) Der Colibri, Sumvogel oder Blumhaker. ≤

/Ein americanischer Vogel. Ist der kleinste unter
allen Vögeln, nicht völlig so groß als ein Käfer, hat
die schönsten Federn, die sonst alle mögliche Farben spielen.
Er saugt Saft aus den Blum«¿»en. Es ist in Westindien eine

/ Art ~

/|P_191R δZ_10-13

/[[ So scheint es
indem seine Federn
keinen Kiel
haben sondern
struppigt herum-
hängen
]] ~

/|P_192

/Art Spinne, die ein Gespinste macht, welches viel diker
und fester ist, als der unsrigen. Darinnen fängt sich der
Colibri als eine Müke.

/ ≥ Paradiesvogel. ≤

/Ist nur wegen des Vorurtheils zu merken, welches
man gehabt hat, als wenn er keine Füße habe. Sie werden
ihm aber, um ihn desto beßer zu erhalten, abgeschnitten.

/ ≥ Goldene Hüner. ≤ [[ <Eine Art Fasanen> ]]

/Sind wegen ihrer goldfarbenen Federn, und andern schönen
Schattirungen für die zierlichsten Vögel in der Welt zu
halten, und werden von den Chinesern sehr hoch geschäzt.

/ ≥ Pelican. ≤

/Hat einen so großen Leib, wie ein Schaaf, kleinen
Kopf, 1_1/2 langen Schnabel, und am Kopfe einen Sak,
darin ein Eymer voll Waßer geht, worin er Meilenweit
Waßer herholt, und seine Iungen mit Fischen füttert.
Daß derselbe seine Iungen mit seinem Blute füttern
soll, gehört mit der Fabel vom Phenix in eine Claße.

/ ≥ Einige Merkwürdigkeiten des Vogelgeschlechts. ≤

/Die in der heißen Zone sind schöner und buntfärbiger
aber vom schlechteren Gesang. Einige hängen ihre Nester
an die dünsten Zweige der Bäume auf, die über dem
Waßer hängen, dadurch sie vor den Nachstellungen
der Affen frey seyn. Der Gukguk leget sein Ey in das
Nest der Grasmüke, und bekümmert sich nicht um seine
Iungen. Einige haben Flügel und können nicht fliegen,
z. E. der Strauß, Casuar und Pinguin. Man braucht einige

/|P_193

/zum Fischen wie die Kropfganß. Andere zum jagen
des vierfüßigen Wildprets, als vornehmlich die Falken
aus Circassien. Man lehrt diese aus, indem man ein
Stük Fleisch auf eines ausgestopften Wildes Kopf
steket, und es auf Rä«¿»dern fortziehet. Hernach ge-
wöhnt es sich dem laufenden Wild die Klauen in die
Haut zu schlagen, mit dem Schnabel zu reißen und in
Verwirrung zu bringen. Andere werden zum Vogel-
fang abgerichtet, als die isländischen Falken und andere
mehr. Von der Abtragung der Falken, von der Reiherbeitze.
Man fängt in China an der guinesischen Küste und bey
Porto bello wil«l»de Gänse und Enten durch Schwimmer, welche
ihren Kopf in einen hohlen Kürbiß steken; sie verpflanzen
viele Früchte, indem sie den unverdaulichen Saamen,
den sie gefreßen haben, wieder von sich geben, daher die
Mistel Saame auf die Eiche komt und daselbst aufwächst,
imgleichen auf Linden und Haseln. Einige Inseln im
Weltmeere dienen den Vögeln, vornehmlich denen, die von Fischen
leben, zur Behausung, so daß einige wohl etliche Zoll hoch mit
Vogelmist bedekt sind, %.dergleichen sind an den Küsten von Chili,
von Africa unter den Orcaden und anderwerts. Einige be-
deuten, wenn sie weit vom Lande fliegend angetroffen
werden, Sturm, als die Steinbrecher, eine Gattung
Meer-Adler, welche sonst auch gewohnt sind Schildkröten
auf Felsen von einer Höhe fallen zu laßen, wodurch
Aeschylus getödtet worden. Man findet keine Störche in
Italien, imgleichen nicht in Engelland und der %.ostlichen Tartarey
Tauben Post ist noch jetzo in Modena und Aleppo. Wurde
ehedem in den Belagerungen von Harlem, Zirichse, Gertrug-
denburg gebraucht, %.imgleichen des Ionas Dousa Taube in Leiden. ~

/|P_193R δZ_10-20

/Diese Falken
werden einem
Schildwachstehen«de»-
den Soldat
einige Tage
und Nächte durch
auf den Händen
zu tragen ge-
geben, daß sie
nicht schlafen
können;
wodurch sie
ganz ihre Natur
verändern. ~

/|P_194

/ ≥ Vom überwintern der Vögel. ≤

/Man bildet sich gemeiniglich ein, daß diejenigen
Vögel auf den Winter in wärmere Länder und
weitentfernete Climata ziehen, welche ihr Futter
in unserm nordlichen Climate nicht haben können.
Allein die Lerche, der Kybiz %.und %.andere %.mehr erscheinen
geschwind, wenn einige warme Tage im Frühlinge
kommen, und verschwinden wieder bey anbrechender
Kälte. Dieses beweiset, daß sie auch im Winter
hier bleiben. Die Wachteln sollen auch einen Zug
über das mittelländische Meer thun, sintemal auf
der Insel Capri bey Neapolis der Bischof daselbst
seine meiste Einkünfte vom Zuge der Wachteln
hat, und bisweilen in der mittelländischen See
Wachteln auf die Schiffe niederfallen. Allein diese
Vögel sind zwar Strichvögel, die ihre Oerter verändern,
aber nic«k»ht Zugvögel, die in entfernete Länder, sogar
übers Meer setzen. Ihr Flug ist niedrig und nicht
langwierig. Es werden aber öfters Vögel von Wind
und Nebel in der See verschlagen, verirren sich, und
kommen entweder um oder retten sich auf Schiffen.
Man hat 100 Englische Meilen von Modena einen
Sperber auf einem Schiffe gefangen, welcher erbärm-
lich schwach aussah. Der Vice_König von Teneriffa hatte

/|P_195

/dem Duc de_Lerma einen Falken geschenkt,
welcher aus Andalusien nach Teneriffa zurükkehrete,
und mit des Ducs Ringe halbtodt niederfiel.
Allein, was wollen andere schwache Vögel gegen
einen so starken Raubvogel sagen. Warum fliegen
die Störche nur aus Frankreich nach Engelland über?
Die mehresten Vögel verbergen sich des Winters in
die Erde, und leben «¿»wie der Dachs oder Ameisen
ohne Futter.

/Die Schwalben versteken sich ins Waßer. Die
Störche, Gänse Enten, u.s.w. werden in den abgele-
genen Brüchen von Pohlen und andern Ländern, in
Morästen, da es nicht frieret, bisweilen gefunden.
Man hat auch in Preußen des Winters einen Storch
aus der Ostsee gezogen, der in der Stube wieder
lebendig ward. vide Klein.

/ ≥ Drittes Hauptstük.
/Das Pflanzenreich.

/1) Von den merkwürdigen Bäumen. ≤

/Die Bäume sind in der heißeren Zone von schwererem
Holze, höher und von kräftigerm Safte. Die
Nordlichen sind «¿»lokerer, niedriger und ohnmächtiger.
Das Vieh aber sowohl als Menschen sind in jenen
Gegenden viel leichter nach proportion des aüßern
Ansehens, als in dieser.

/|P_196

/ ≥ Bäume, die den Menschen Brod liefern. ≤

/In vielen Theilen von Indien imgleichen in den
ludronischen Inseln, wächst ein Baum, der große
Ballen einer mehlichten Frucht trägt, welche als
Brod gebraucht werden kan, und die Brotsfrucht heißet.
Der Jago_Baum, der auf den moluccischen Inseln wächst,
sieht aus, wie ein Palmbaum. Er hat ein na«c»hrhaftes
Mark. Dieses wird mit Waßer gestoßen, -2} {3- das
Gelatinum ausgepreßt filtrirt; da«¿»s schleu¥
nigte sinkt zu Grunde, und macht daraus
ziehmlich schlecht Brodt «@od@»aber bessere Grütz.
Ist mit Mandel Milch gegessen, gut gegen
die rothe Ruhr.

/ ≥ Sehr nutzbare Bäume von der Palmart. ≤

/Die Palmbäume sind von unterschiedli-
cher Art. Sie haben alle dieses gemein, daß
sie keine eigentliche Aeste haben, sondern
sehr große Blätter, die auf dem Stamm wachsen
der gleichsam mit einem schuppichten Panzer bezo-
gen ist. Aus einer Gattung derselben wird
der Saft gleich dem Birkenwasser häufig her-
ausgezogen, der wenn er gegohren hat, den
Palmenwein giebt. E«¿»r ist zu unterscheiden
von der Palmensekt auf der Insel de la
palma. Der Cocos_Baum gehört unter

/|P_197

/die Palmenarten. Seine Bläter dienen
wie die von den andern Palmen zur
Bedekung der Häuser. Die Rinde der Nuß
zu Striken, die Nuß selbst zu Gefässen, und
die darin enthaltene Milch ist eyn angenehmes
Getränke. Die Maldivinische «n»Nuß ist unten
getheilt, und köstlicher als die übrigen.

/ ≥ Der Talgbaum in China

/Trägt eine Hülsen_Frucht, mit 3 Nußartigen
Kernen, wie Erbsen groß, mit einer Talg-
rinde umgeben, und die selbst viel Oehl
haben. Man zerstößt die Nüßgen, kocht sie
und schöpft den Talg ab, wozu man Lein-
öhl und Wachs thut, und schöne Lichte draus
zieht.

/ ≥ Der Wachsbaum Eben daselbst. ≤

/An die Blätter dieses Baums hängen sich
kleine Würmchen; Nicht größer als die Flö«g»he.
Sie machen Zellen aber viel kleiner als Bienen
Zellen. Das Wachs ist harter, glänzender und theurer
als Bienen Wachs. Man samlet ihre Eyer und setzt
sie auf andere:

/ ≥ Der Seifenbaum

/In mexico hat eine Nuß_Frucht, deren Schale einen
Saft hat der gut schäumet und schön zu waschen
ist.

/|P_198

/ ≥ Ein Baum, der Wasser zu trinken giebt

/Dieser ist der wunderbare auf der Insel Terro.
er soll immer mit einer Wolle bedekt seyn,
und von seinen Blettern Wasser tröpfeln,
das in Cisternen gesamlet wird? und da
dieser sonst kein Wasser hat, vor Menschen
und Vieh gnug liefert. Sein Stamm soll
2 fadendick und 40 %Fuß hoch seyn, um die Aeste
«e»aber soll er 120 %Fuß im Umkreise haben.

/Allein in der allgemeinen Historie der Reisen
wird von einem Augenzeugen angeführet, er
habe nur die des Nachts die Wasse«s»r giebt,
und zwar jede Nacht 20.000 Tonnen.

/Die meisten reisende, und unter ihnen le_maire
versichern, es wären viel solche bäume in einem
Thal beyeinander. Dieses Thal wäre von
großen Wäldern umgeben, und die umliegen-
de Berge werfen ihren Schatten hinein, dadurch
die Dünste auf diese Art verdiket werden und
eine treuflende Wolke machen; den in der
St_Thomas Insel sind auch solche Bäume,
die aber nur des Mittags Wasser geben.

/ ≥ Die Baumwollen Bäume

/|P_199

/Trägt eine Frucht wie Aepfel, die inwen-
dig in Zellen eingetheilt ist, worin die Wolle
stekt. Die Cibo Wolle ist eine fast seidenartig
feine Wolle eines andern Baums; die allein
fast nicht kann verarbeitet werden.

/ ≥ Der Firnißbaum

/In China und den Moluccen. Er giebt das
Lak eben so wie die birken das birkwasser.
Man stekt eine Muschel_Schneke in seine
geritzte haut, darin er sich sammlet. Er wird
auf dem Holtze fester als das Holtz selber.
Denn wird noch ein besonderer Oehl_Firniß
darüber gezogen.

/ ≥ Eisenholtz

/Ein Holtz ist so hart daß man Anker und Schwerd-
ter daraus macht.

/ ≥ Wohlriechende Holtze. ≤

/Von den Sandelbäumen ist das gelbe
Sandelholtz, dasienige, was in Indien am
meisten zum Räucherwerk gesucht wird,
Es wird auch zu Brey gestossen, und von den
Indianern der Leib da«a»mit zur Kühlung
beschmiert.

/ ≥ Farbe_höltzer. ≤

/|P_200

/Ternambus oder Brasi«e»lien Holtz, der Kern
dieses Holtzen dient zum roth farben.

/Campesche holtz, dessen inwendiger Kern färbt
blau?

/ ≥ Balsam_Bäume

/Der Balsam von Mecca ist der köstlichste,
aber jetzt nicht mehr zu haben. Wird in Ara-
bien aus dem Balsambaum gezaft. Wenn
er frisch ist, macht sein geruch Nasenbluten.
Es wird nur damit dem groß_Sultan alle
Iahr ein Praesent gemacht. Balsam von
Tolu komt «auch in» aus mexico und jenem
am nächsten. Ist weiß ode«¿»r Goldgelb. Per-
uanianum ist schwärtzlich. Copaibae ist flüssig
und weiß.

/ ≥ Gummi_Bäume. ≤

/Aus dem Drago oder Drachenbaum und dessen
Einritzung quilt das Drachenblut welches roth
ist; wird in vielen Gegenden von Indien gefunden.
Gummi dragunt ist hin gegen ein weisses wie würm-
chen gewundenes Gummi

/Gum«¿»mi gutae quilt aus einem baum wie aus
einem Pomerantzenbaum.

/|P_201

/Gummi arabicum fließt aus einer Aegyptischen
oder Arabischen anaxia oder Schleedorn.

/Das Gummi von Sanga (Senegal) komt sehr mit
ihm überein. hat eine kühlende Kraft; wird
von den Menschen wie Zukerkand gesogen. Wird
bey Seidenzeug gebraucht um es glänzend zu machen.

/Gummi Copal schwitzt aus den geritzten Copal
Bäumen in mexico.

/ ≥ Hartz Bäume. ≤

/Der Kampfer_baum in Borneo gibt durch aus-
schwitzen den Kampfer, der auf übergeleg-
te Thücher geschüttetet wird. In Iapon wird
es aus dem Säge_Staub des Kampfers distilirt
ist aber schlechter, kann auch aus den Wurtzeln
des Canel_Baums distellirt werden. Benzoia
oder assa dulcis; fließt aus einem geritzten Baum,
in Ceilon, Siam, ist sehr wohlriechend.

/Manna dringt in Calabrien aus den Blättern
und geritzten Stammes des Eichbaums hervor.

/Der beste Terpentin komt aus Fichten und
Lerchenbäumen in Chyolipite: etc. ist hell
und Citron gelb. Der gemeine wird aus Fichten
und tannenholtz gemacht.

/|P_202

/ ≥ Medicinalische Bäume

/Die Cascarilla«i»s de Loja oder quinquien Fieberrinde,
ist die Rinde eines Baumes bey Kaxa am amazona-
nerstrom, und anderwärts in Südamerica ist
ein Specificum wieder das Fieber, muß von der
China_Wurtzel unterschieden werden. Das Sassafras
ist die Wurtzel eines Baums in Florida. Das
Guajach wird in venerischen Krankheiten ge-
«k»braucht. Man kann die Balsam und Gummi
Bäume zum theil auch zu medicinischen
Kräutern rechnen.

/ ≥ Einige Bäume von angenehmen Früchten.

/Bennozar oder Plantanenbaum trägt Früchte
wie Gurken, die aus dem Stamm wachsen in
einem Klumpen wohl 40-50. D«a»er Kalabaum
in Africa und Ostindien, trägt eine Castanien¥
artige bittere Frucht, welche sehr hoch geschätzt
wird. Sie ist etwas bitter, macht aber, wenn sie
gekörnt wird, alles gtränke sehr angenehm.
Vor 50 solche Nüsse, kann man in SerraLeone
ein schön Mädchen kaufen, und 10 sind schon
ein Praesent vor grosse Herren. Cacao_Baum
ist 18-20 %Fuß hoch, wächst in 4-5 Stämme;
Die Frucht gleicht einer Melone, die

/|P_203

/an dem Stamme und Aesten hängt. In ihren
Fächern sind viel gleichsam den Mandeln
@¿@ ähnliche Nüsse. Der Cacao ist constringi-
«C»rend, und kalter Natur. Die Indianer auf
Hispaniola gebrauchen ihn zerstoßen im
Waßer zu Getränke.

/Pistazien, Pitzernüße sind Nußfrüchte in Zuker
gelegt, die junge Frucht aber in Eßig gethan,
und in Persien als Beysatze zu Speisen gebraucht
werden.

/Datteln, sind den Mandeln ähnliche Früchte,
einer Art Palmbäumen, die in großen Buschen
als Trauben am Stamme wachsen.

/Das vom bloßen Cacao zubereitetes Waßer ist
ziemlich unangenehm, und erkaltend, daher auch
ein gewißer Spanier, ders zum erstenmale trank
sagte; Es wäre beßer für Ochsen als für Menschen.
Man thut aber in Spanien Zuker, Pfeffer, Vanille
Musons und ambra hinzu, wodurch man ihn hitziger
und wohlschmekender macht.

/Der Caffebaum in Arabien, der levantische, in
America der Surinamsche, Martiniquische pp. und in
Ostindien der javanische. Ist ein Baum, der einem

/ Kirsch- 

/|P_204

/Kirschbaum sowohl an großen Blättern, als an dem
Ansehen der Früchte ähnlich ist. Die getroknete
Früchte werden gerolt, da der einer Bohne ähnliche
Kern sich in zwo Helften theilt. Der levantische
Caffee ist selbst in «america» arabien theurer, als der
martiniquische, und die Iuden führen vieles von
der leztern nach der Tyrkey.

/ ≥ Gewürzbäume

/Der Nägelein_Baum ist wie ein Birnbaum;
das Nägelein ist seine Frucht.

/Der Muscatenbaum ist ähnlich einem Apfelbaum.
Diejenigen Nüße, die von einem Vogel, den man
Nußeßer nent, heruntergeschlukt werden, und
wieder von ihm gegangen, werden höher geschäzt.
Beyde Bäume, sind nur auf den Inseln Amboina
und Banda anzutreffen. Auf den übrigen Moluccen
werden sie ausgerottet.

/Caneel oder Zimmet_Bäume auf der Insel Ceilon. Die
Rinde von den jungen Bäumen wird abgeschält,
und giebt den Caneel. Die Frucht hat nicht so viel
wohlriechendes Oel, aber viel Fettigkeit. Wenige
Tropfen, deren einer 6 %Groschen kostet, auf die Zunge
geträufelt, bringen den Krebs zuwege.

/|P_205

/ ≥ Andere Merkwürdigkeiten der Bäume. ≤

/In der östlichen Tarterey, nehmlich der Mugalischen und
kalmukischen sind fast gar keine Bäume anzu-
treffen, sondern bloß elende Sträuche, daher
auch diese Tartarey mehrentheils in Zelten wohnt.

/Der Mangelbaum von den Holländern Mangel¥
läer genant, wächst aus der Wurtzel in die Höhe,
alsdenn biegt er sich krum, wächst wieder in die
Erde, fast daselbst Wurtzel und wächst wieder in
die Höhe und so weiter.

/Der Barmanen_Baum läst von seinen Aesten gleichsam
Strike oder zähe Zweige herabsinken, die wieder in der
Erde Wurzel fassen, und dadurch eine gantze Gegend
öfters so bewächst, daß man nicht durchkommen
kann. Wenn er am Wasser wächst, breitet er sich bis
ins Wasser, da sich dann die Aeste an ihn hängen.
Es ist eine Art Holtz oder Buschwerk, die an einigen
Orten Italiens wächst, und nach Heislars und Vetrurii
Bericht weder zum brennen noch zum Schmeltzen,
selbst im foco des Brennspiegels kann gebracht werden.
Es hat das Ansehen eines Eichenholtzes, doch etwas weicher, sieht
röhtlich aus, läst sich leicht schneiden und brechen.
Sinkt im Wasser. In Känen findt man weder Sand
noch etwas Miralisches. Vitrurius nennet ihn Lariae.
Man hat ihn auch bey Sevilla in Adalusien gefunden,

/|P_206

/ist vom Asbest unterschieden.

/Ein Baum auf Hispaniola ist so giftig, das in seine Schatten
zu schlaffen tödlich ist. Die Aepfel, die er trägt, sind ein starkes
Gift; und die Carabien benetzen ihre Pfeile damit.

/Die Colabasch_Bäume in Africa und Indien tragen
eine Frucht, die wie eine Bologneser Floße aussieht,
und von einer geschnitten, gute Kochlöffel, und
nach Wegnehmung des Halses gute Geschirre abgiebt.

/Die arak_Nuß wächst Traubenfärbig, wie die
Pistazien oder Datteln, und wird zu der Betel
welchen die Indianer beständig kauen gebraucht.

/Krähen_Augen oder Nucis vomicae sind Kerne,
die auf der Insel Ceilon in einer Pomeranzen
ähnlichen Frucht liegen; tödten alles was blind
gebohren ist

/Aus dem Berlein der Eichelnistel wird der Vogel-
leim gemacht.

/ ≥ 2. Von andern Gewächsen und Pflanzen
/Der Thee

/Die Blätter des Theestrauchs in China, die im Anfan-
ge des Frühlings abgebrochen, geben den @Key_feithen@.
Die 2te und 3te Sorte sind nach einander schlechter. ~

/|P_206R δZ_05

/[[ Der Baobab
hat einen Stamm
der eben so dik
im Durchschnitte
«als t»des Stammes
als er hoch ist.
«¿»In Lande Senegal
]] ~

/|P_207

/Man lässet die erste Sorte in der Sonne troknen
und rollet sie mit Händen. Die 2te auf Platten
über kochende Wasser erwärmen, bis sie sich zusammen ziehen.
Die 3te über Kohlenfeur. Der beste Thee komt in den Nordlichen
Provintzen zum Vorschein, daher ihn die Russen am besten
bringen. Die Iapaneser pulwe«t»rn ihren Thee ehe sie ihn
trinken.

/ ≥ Kriechende Gewürtz_Pflanze. ≤

/Der Pfeffer steigt als eine kriechende Pflanze an Stangen
oder Bäumen bis 18 %Fuß in die höhe. Er wächst wie Iohansbeer:
ist in der Insel Sumatra und andern ostindischen Inseln
vorhnehmlich anzutreffen. Der lange Pfeffer wächst auf
einem Strauche, und ist theurer. Der weiße ist nicht natür-
lich, sondern im Meeres_Wasser «G»gebeitzt, und an der Sonne
getroknet.

/Cubelen gleichfals auf Iava und den Moluccen. Seine
Frucht wächst in trauben.

/Cordomon hat einen Staud wie Rohr,; das Gewürtz wächst in Aehren

/ ≥ Betel. ≤

/Ist das Blat von einem kriechenden Gewächse, welches
mit Kiung oder der arak_Nuß, und ungelöschten Kalk
von allen Indianern beständig gekaut wird; Es hat
dieses lekerbischen einen zusammenziehenden Geschmak,
färbt den Speichel roth, und die Zähne schwarz oder
schwartzbraun. In Peru braucht man dieses Blatt
mit einem bischen Erde zu kauen. Vanille

/|P_208

/Ist eine Kriechpflanze wie die vorigen. Die Wilde in
mexico halten seinen Bau geheim, er wächst auf
unersteiglichen Bergen. Er braucht nicht in die Erde
gepflantzt, sondern nur an einen Baum gebunden
zu werden, aus dem er Saft zieht, und denn auch
Wurzel in der Erde treibt. Die Vanillen Sorte ist
voll eines «diken und» balsaminischen und diken Saftes;
worin kleine körnchen steken. Ist ein vortreffliches Gegre-
dienz der Chocolade.

/ ≥ Rohr. ≤

/Der Bambus Rohr ist vornehmlich merkwürdig, welcher eine
der nützlichsten Gewächse in Indien ist. Es wächst so hoch,
wie die höchsten Bäume; hat, wenn es jung ist einen
esbaren Kern. Wird ungespalten zu Pfosten, gespalten
zu brettern, diehlen p «ge» man gebraucht die Haut
die es inwendig umkleidet zu papier. In Peru ist eine
Art Bambus, die 1_1/2 %Fuß im Diameter und 1_1/2 %Zoll in der
dike der Rinde hat. E«s»r ist im Vollmonde voll Wasser,
im Neumonde ist aber wenig, oder nichts darin.

/Zukerrohr ist nunmehr «ist» in beyden Indien und Africa an-
zutreffen. Aus dem Schaum des kochenden Zukers wird
Muscavedo gemacht. Er wird mit Ochsenblut oder Eyerweiß
gereiniget.

/ ≥ Ananas. ≤

/Diese schöne americanische Frucht wähscht ohngefehr auf solchem
Stam, wie die Artischoken. Hat die Figur eines tanza«f»pfens
und die Größe einer Melone. Der Geruch derselben ist vortreflich,

/|P_209 δLage O

/und der Geschmak nach allerley Gewürzen.

/ ≥ Wurzeln. ≤

/Rhabarber komt aus China, und der dazu gehörigen
Tartarey. China_Wurzel ist ein öffnendes und
blutreinigendes Mittel. Man bringt sie auch eingemacht
nach Europa. Die Wurzel Ginsing ist das am höchsten
in China geschäzte medicament. Zu deßen Aus-
suchung sehr viel 100 Tartarn in der chinesischen
Tartarey sich viel Mühe geben. Es soll graue Haare
in schwarze verändern. Man schneidet kleine Stükchen
und gießt kochend Waßer darauf. Es begeistert den
Menschen mit neuem Leben, und in gar zu starken
Dosen genommen, bringts hitzige Krankheiten oder
wohl Raserey zu wege. Eine gewiße Art Ziegen soll
das Kraut derselben lieben, und ihr Blut wird daher vor
sehr gesund gehalten. Ingwer ist an der malabarischen
Küste am besten.

/ ≥ Andere Merkwürdigkeiten der Pflanze. ≤

/Die Pflanze Hiltot oder hingisch in Persien, giebt die
assam foe«d»tidam oder den Deufelsdrek. Man schneidet
ein Scheibchen von der Wurzel ab, und nimt den aus-
geschwizten Saft weg, und so alle Tage ferner ein Scheibchen.
Man braucht ihn in vielen Theilen Indiens in den Speisen.
Das Brod muß gar darnach schmeken, und alle Straßen darnach
riechen; es ist ihr angenehmster Geruch.

/Das Opium wird von einer gewißen Art Mohn gewonnen,
deren Köpfe ins Kreuz eingeritzet werden, und daraus
dieser dike Saft herausquillet. Die Arbeiter werden

/ bey

/|P_210

/bey dieser Arbeit schwindlicht; Würkung des Opii:
Ein Clystier, darinnen 6 Unzen rohes Opium gethan
werden, vertreibt die rothe Ruhr.

/Bang ist eine Art des Hanfs, deßen Blätter ausge-
preßt, und der Saft deßelben von den Indianern
statt des Opii gebraucht werden.

/Die kleine Bihne von Carthagena in america;
davon wird etwas weniges des Morgens gegeßen,
und eine lange Zeit darnach nichts genoßen.
Alsdenn schadet dem Menschen den ganzen Tag über
kein Gift.

/Empfindliche Pflanze, Planta sensitiva, läßt
wenn sie berühret wird, ihre Zweige und
Blätter fallen, alswenn sie Empfindungen
hätte.

/Die Begucken sind hölzerne Striken, welche
auf einer Art Weiden in America wachsen,
und welche die Indianer, so wie wir unsere
Hanfstrike brauchen. Die Weine

/δRest_leer ~

/|P_210R δZ_16

/[[ Eine Gattung von diesem
Geschlecht der Liane
heißt Worara deren
ausgepreßter und am
Feuer eingedikter
Saft das behendeste
Gift in der Natur ist
Wenn die Wilden von
Guiana <mit> einen damit
benetzten Holtzsplitter
den sie aus einem Blase-
rohr auf ein Wild fliegen
lassen nur leicht verwunden.
]] ~

/δRest_leer

/|P_211

/Die Weine verändern sich sehr stark, wenn
sie in andere Länder verpflanzt werden.
Der CanarienSect hat seinen Ursprung aus Rheinwein
%.imgleichen Vin_de_cap. Madera_Wein ist von Candia
hingepflanzt worden. In der zona torrida sind
keine Weine. Man macht daselbst starke Getränke
aus Reiß, und die americaner aus Maiz. Reiß
bedarf große Näße, wenn er gerathen soll,
und eine lange Ueberschwemmung der Felder.
Maitz aber, oder türkischer Weizen wächst wie Rohr
wohl 10 %Fuß hoch.

/Aus den Farbeblättern ist der anil, aus deßen
gerizten Blättern der indigo gepreßt wird,
merkwürdig. Wächst auf der malabarischen Küste.

/Die pietra fungifera ist eine Maße wie ein Stein
in Neapolis. Eigentlich aber eine aus verwikelten
gefärbten Wurzeln und Erde bestehende Masse,
worinnen Pfiffer_Saame ist. Dieser ist ungemein
subtil und doch sehr häufig darin. Man «K»kan hierauf
Pfeffer haben, wenn man will. Man darf nur
warm Waßer darauf gießen, dann werden die
Morcheln in 6 Tagen reif. Diese Morcheln werden
auch ziemlich groß. Zulezt gedenke ich noch der
Fabel «der»von der Palingenesie der Pflanzen, wovon
Kircher Erwähnung gethan hat. Zu den Zeiten,
da die Chymie anfing zu blühen, und man allerlei
curiosa chymica experimenta machte, kam diese
Meinung auf. Den Anlaß zu diesem Gedichte hat

/|P_212

/hat die Vegetation, nachahmende Concretion und
crystallisation der Salze gegeben. Das in
Champagner und Bourgogner Wein aufgelößte
Sal ammoniacum stelt Weintrauben vor; es thut
dieses aber auch im Waßer.

/Der arbor Dianae wird gemacht, wenn Mercurius
in Scheidewasser, und Silber auch besonders in Scheide-
wasser aufgelöset wird; darauf diese solutiones
vermengt, und bis auf 1/3 in gelindem Feur
eingetroknet werden; da sie dann einen Baum
mit Stamm, Aeste und Zweigen vorstellen.

/Der Boranez oder scytische Baum ist ein
schwammigtes Gewächs um astracan, wovon
Keisler, der es in Dresden gesehen hat, sagt: Es
nehme alle Figuren an. Weil es nun in die
Form eines Baums gedrükt worden, haben unge-
lehrte geglaubt, es wächse wie ein Baum.
Es ist also falsch, daß er das Graß um sich her
abfreße, und daß die Wölfe ihm nachstellen.

/ ≥ Das Mineralreich.

/1 Hauptstük.
/Die Metalle. ≤

/1) Gold, wird in Peru und andern Theilen von
America häufig entweder gegraben, oder aus
der Erde, welche von Giesbächen, die aus den Gebür-
gen herabstürtzen, eingefreßen werden, gewaschen.
Man findet es in allen Theilen der Welt. Viele
Flüße, vornehmlich die in Guinea, geben nach

/|P_213

/starken Regengüßen Goldstaub. Denn der Regen
wäschet den Goldstaub durch sein durchsäugern aus den
Gebürgen aus, und führt sie nebst dem übrigen Schlam
in die Flüße. Das in Madagascar ist wegen seiner
Zähigkeit und Leichtflüßigkeit berühmt. Wenn
man es mit Qweksilber aus dem Sande, damit es
vermischt worden, gewaschen hat, so sondert man
es ab«e» indem man das analgama durch Ochsen-
Leder drükt. Die Platina del_Pinto in Brasilien
ist ein weißes, aber sehr schwerflüßiges Gold, noch
sehr unbekannt. Die goldenen Kernlein in den Wein-
trauben, die man vorgiebt in Ungarn gefunden
zu haben, sind Kerne mit einem goldgelben
Safte durchzogen; imgleichen das in Wien gezeigte
an einem Weinreben gewachsene Gold. Ungarn
ist reich an Gold und Silberbergwerken. In Chremnitz
und Chemnitz ist das beste Gold.

/2) Silber ist an vielen Orten der Welt. In den Berg-
werken Potosi oder an dela_plata in Südamerica
am häufigsten anzutreffen. Man findet daselbst
Klumpen SilberErz ohne Saalbänder, als wenn sie
ausgeschmolzen wären. Man findet hier auch Gebeine
von Indianern, die vor vielen Iahren erstarben, und
darauf mit Silber durchwachsen sind. In Asien ist
fast kein Silber, daher ein großer Gewinst in China
bey Umsetzung des Silbers gegen Gold; denn da sich hier ver- 

/ hält ~

/|P_213R δZ_09

/[[ Wird bey Santa_Fe
in Südamerika auf
den Halden wo das
nach der amalgama¥
tion der Goldstufen
übrige Gestein hin-
geworfen wird gefunden
«und»indem sich darunter
weisse flache %und der
Größe der Leinsamen
Korner gleichkommende
stükchen angetroffen
werden. Ist nach
einigen Versuchen
schwerer als Gold.
rostet %nicht.

/δZ_19

/Imgleichen in Neu-
Mexico
]] ~

/|P_214

/verhält Gold : Silber = 1«4»[[ 5 ]] : 1 so verhält sichs dorten
= 11 : 1.

/3) Kupfer, entweder aus Erz oder aus Cementwaßer.
Das Fahlunsche Kupferbergwerk ist eins der
berühmtesten. In Iapan ist ungemein viel
Kupfer. Die Cement_Waßer sind Kupfer in vitrioli-
schen Waßer aufgelößt. Woraus das Kupfer durch
die praecipitation gezogen wird; wie bey Neu-Sohl
in Ungarn. Meßi«g»ng wird aus Kupfer mit
Galmey vermischt, gemacht. Galmey wird in Polen
sehr häufig gefunden, und ist ein halbmetall.

/4) In Engelland, in Malacca sind die besten Sorten.
Tutenuy in China und den anliegenden Gegenden
ist eine Art weißen Zins oder weißen Kupfers,
welches aber mit Galmey versetzt worden,
wodurch es ziehbarer wird. Man macht davon die
TutenacDosen.

/5) Eisen ist allenthalben. Nur ist ein Eisenstein
reichhaltiger als der andere. Eisenerz wird nicht
eher vom Magnet angezogen, bis es durch die Hitze
des Ofens gegangen. Man findet Eisen in allen
Pflanzen, Holze, ja sogar im menschlichem Blute
Fleisch und Knochen findet man Eisentheilgens.
Die in Peru wusten vor der Ankunft der Spanier
nichts von Eisen, und machten ihre Beile, Meißel,
u.s.w. aus Kupfer. In Africa am Senegal und

/|P_215

/in Guinea ist der meiste Handel der Europaeer
mit Eisenstangen, und der Werth eines Negers
wird nach Eisenstangen gerechnet.

/ ≥ Halbmetalle. ≤

/1) Qveksilber In den Bergwerken von Hydrien
und Friaul ist es am häufigsten, und wird zu weilen
ganz rein geschöpft. Am meisten stekt es in Zinnober.
Die Bergleute in Hydria bekommen ein starkes
Zittern und großen Durst. Wenn sie ins Bad ge-
bracht werden, so schlagen aus ihrem Leibe Kugel-
chen Qveksilber aus. Die Ratte«¿¿»n und Mäuse
bekommen hier conv«ti»ulsiones und sterben. Einige
Arbeiter sind davon so durchdrungen, daß eine
kupferne Münze in ihrem Munde weiß wird,
oder wenn sie sie mit Fingern reiben. Wird
in Weizen_Kley vors Ausdünsten bewahret.

/2) Antimonium oder Spiesglaß ist schwär«g»zlich und
wie Bley anzusehen. Ist spröde; Flinte«l»nkugeln
daraus sind giftig.

/3) Wismuth ist sehr spröde und gelblicht.

/4) Zink ist weißlicht blau und eine Art BleyErz,
aber härter. Setzt sich an die goslarsche Schmelz-
Ofen, beym schmelzen des Bley-Erzes, wo es häufig
abgekrazet wird.

/5) Galmey gehöret zu einer Gattung Zink, durch
deßen Zusatz zum Kupfer wird Meßing gemacht.

/|P_216

/6) Arsenik ist halb ein Metall, halb ein Salz,
denn er lößt sich volkommen im Waßer auf.
Der Kobold und operment sind Arten davon.

/ ≥ 2 Brenliche Mineralin, und andere flüßige, brenbare,
gegrabene Wesen.
-------------  ≤

/1) Naphta ist weiß. Zieht die Flamme an.
Qvilt bey Bagdad und Boker in Persien aus
der Erde.

/2) Petroleum ist röthlich oder dunkelfarb. Zieht
nicht die Farben an.

/3) Bergtheer ist dem vorigen sehr ähnlich. Aber
diker und klebrichter, stinkt sehr. Wird auch
Deufelsdrek genant.

/4) Der Brenstein scheint aus gehärteten Naphta
oder Steinöl entst«ä»anden zu seyn. Keisler
berichtet, daß in Italien, an den Orten, wo
Bernstein gegraben wird, auch Petrolium qvelle.
Das Meersalz mag seine Verhärtung gewirkt
haben, imgleichen eine zarte Erde.

/5) Ambra ist erstlich flüßig gewesen, und wird
auch öfters so aus der See gefischt, vornehmlich
an den chinesischen und japanischen Küsten.
Allein in dem Magen des Walfisches wird er
hart gefunden. Der graue ambra ist der schönste,
und wird mit Reißmehl vermengt. ~

/|P_216R δZ_07

/[[ Mumia mineralis
ist ein Oel welches in
Persien an einem Orte
aus einem Felsen qvillt
%und in Cahiro als
der behendeste Wundbalsam
hoch verkauft wird.
]] ~

/|P_217

/6) Gajath ist ein schwarzer Bernstein, läßt sich
schön poliren. Schwimt aber auf dem Waßer, ist
in Kornwallis in Engelland im würtembergschen
zu finden.

/7) Erden_Pech oder Iudenpech, Asphalt scheint ein
verhärtetes Erdtheer zu seyn, ist im Meerwaßer,
vornehmlich im todten Meer aufgelöset.

/8) Steinkohlen, werden fälschlich vor Holz, das mit
Petrolium durchdrungen, gehalten. Obgleich dies
hin und wieder anzutreffen ist. Es sind vielmehr
Schiefer, die mit Steinöhl oder Erde etc durchdrun-
gen sind. Bey Newcastle in Engelland die häufigsten,
imgleichen fast an allen andern Orten. Der Gagath
ist von ihnen «d»nur darin unterschieden, daß er anstat
einer steinig«¿¿»ten substanz eine steinigte Erde zur
basi hat.

/9) Der Schwefel isteine Vermischung von 14 Theilen
von vitriolischer Säure, und 1 Theil brenlichen Wesens.
Wird am meisten aus Schwefelkiesen genommen.
Man findet auch gewachsenen reinen Schwefel bey
feuerspeienden Bergen. Der Schwefelkies, bey den
alten Pyrites genant, ist eisenhaltig, hart und schlägt
mit dem Stahl Feuer. Es giebt auch Kupfer_Kieß
oder Markasite, die aber hievon sich unterscheiden.
Wenn dieser Kies sich auswittert, so schlägt der Schwefel

/ aus.

/|P_218

/ ≥ Von den Salzen. ≤

/Es sind weder saure oder alcalische, oder Mittel-
salze, die aus beyden zusammen sind. Zu den
ersten gehöret der Vitriol, der entweder Kupfer-
haltig ist, «oder»und der blau ist, oder eisenhaltig, und
der grau ist.

/Alaun hält außer der vitriolischen Säure eine
Mergel Erde; in Solfatra wird Vitriol und alaun
gekocht, und zwar in bleyernen Keßeln, durch die
bloße Hitze des Bodens

/Das mineralische und alcalische Salz wird sehr
selten gefunden.

/Das Sal ammoniacum ist nicht aus dem mineral_Reich,
sondern, weil wenig Salz in Egypten ist, so brennet
man getrokneten Mist von Thieren mit unter-
mengten Stroh. Aus dem Ruß davon mit
dazu gemengter Koch-Salz, wird das sal am-
moniacum praeparirt. Man macht es auch in
Salphatara.

/Mittel-Salze, sind eigentlich Kuhsalz. Es wird
entweder aus dem Meer Waßer, oder den Salzqvellen,
oder den Salzbergwerken genommen. Das gediegene
Salz in den Bergwerken, ist an vielen Orten der
Erde anzutreffen. Bey Cracau sind die berühmtesten.

/|P_219

/Salpeter erzeugt sich in der Natur nicht von selber,
sondern das alcalische wird dazu gesetzt; daher
Mauren, wo der Salpeter anschießen soll, mit
alcalischen Salze müßen durchdrungen
seyn.

/ ≥ Von den Steinen. ≤

/Alle Steine sind ehedem flüßig gewesen«,».
Man findet nicht allein im harten Fels Dinge
frembder Art, sondern selbst im Crystall,
in einigen Naturalien_Cabinetten Büschel
von Rehhaaren,einen Tropfen Waßer, und
andere Dinge mehr. Man findet auch Tropfsteine
entstehen, und ein mit subtilen irdischen Theilen,
und einem salzigtem Wesen, angefülletes
Waßer, kan einem Stein Saft abgeben, der
zerbrochene Steine wieder zusammen wachsend
macht. Wenn dieser Steinsaft mit vielen
Salzpartikelchen angefüllet ist, so macht er
Crystalle oder allerley Gattungen von diesem,
welche ekicht zusammengewachsene Steine sind.
Nachdem der Steinsaft sehr verfeinert und mit
mineralischen Theilen angefült ist, können auch
Edelgesteine daraus erzeugt werden. Man weiß,
daß noch anjetzo in Kalkklumpen sich feuer-
steine erzeugen, so daß die Versteinerung nach und

/ nach -2} ~

/|P_219R δZ_02

/[[ Der meiste kommt
von Patna in
beng«k»alen wo der
boden schon von selber
salpetrich ist
]] ~

/|P_220

/{3- von innen anfängt. Auf diese Weise hat erstlich
ein salzigt Waßer den subtilen Erdschlam
geklümpet, hernach aber durch Vermehrung
der Salzpartikeln nach und nach in Kiesel ver-
wandelt.

/ ≥ Von den Edelgesteinen. ≤

/Sie müßen überhaupt der Pfeile wiederstehen,
und an Glanz oder Durchsichtigkeit und an Farbe
etwas vorzügliches haben.

/Der Diamant ist der härteste unter allen; Kann
nur mit seinem eigenen Pulwer geschliffen werden,
ist der schwerste. Daß er sich in Boksblut auflöse
ist eine Fabel. Ein Diamant von 1 Gran «bis»
wird 6 bis 10 %.Reichsthaler werth geschäzet, und der fernere
Werth ist wie das %Quadrat des Gewichts. z. E. Einer vor
18 %@Gran@ wird die 600 %.Reichsthaler gelten; Sein Gewicht wäre
40 Karath. Ein Karath «war @1/24@ vom Mark» [[ <ist 1/@18@ Ducat: schweer> ]], und
hält 4 %@Gran@. [[ <Brillantirt kostet er etwa 120 %Reichsthaler> ]]

/Der florentinische Diamant wiegt 139_1/2 Karath,
der berühmte Diamant, den Pitt an dem herzoglichen
Regenten von Frankreich verkaufte, wog 144 Karath:
König August bot ihm 800.000 %Reichsthaler. Der Herzog
von Orleans
aber gab ihm 300.000 %Reichsthaler. Die abge-
schliffene Stüke gelten 36.000 %Reichsthaler. Im Mogul-
Schaze ist eine von 279 Karath: Die Diamanten ~

/|P_220R δZ_10

/[[ Seine Probe ist: daß er
geritzt ein graues
Pulver giebt.
Diamant. Rubin.
Sapphir wiederstehen
der englischen Feile

/Topas kommt ihnen
an Harte am nächsten.
Der Demant versprühet
in einem subtilen Rauch
in sehr starkem Feuer
]] ~

/|P_221

/sind in Ost- und Westindien anzutreffen; am
mehresten aber im galatischen Gebürge, welches
durch die Halbinsel diesseit Ganges läuft. Sie
liegen in einer Schicht von rothen und gelblichen
Sande, wie die «¿¿¿»Kiesel. Im Königreiche Golconde
ist über der Diamanten Schicht ein mineralisches
Stratum, welches eisenhaltig zu seyn scheinet.
Zu Visiapour sind derengleichfals, und über-
haupt liegen die Diamanten in einer rothen
Erde als ihrer Mutter Erde, wie die Feuersteine
und die Kreide.

/In Brasilien sind sie in neuern Zeiten und
zwar sehr häufig entdekt worden, da sie
vordem für Kieselsteine gehalten wurden.
Fast in einerley Preise mit dem Diamant ist
der Rubin, der fast einerley Farbe, schwere und
Glanz mit ihm hat, nur roth und durchsichtig
ist. Ist er Scharlachroth, so heißt er Rubin;
ist er gelbroth, so heißt er Hyacinthe.

/Sapphir ist ein hellbrauner Stein, durchsichtig
und hart, in eben dem Werthe wie die vorigen.

/Der Smaragd ist vortreflich grün. Nachdem er
härter ist, nachdem gilt er auch mehr im Preise:
Im Kloster Reichenau ist der große Smaragd
von Carolo M. ist größer als ein foliant, 2 %Zoll
dik, und 28 Pfund schwer. Iedes Pfund wird ~

/|P_221R δZ_12

/[[ Dieses war ein
falsch Gerüchte
welches daraus
entstand daß die
in Brasilien wohnende
Portugiesen mit den
Golde welches sie
als den Antheil
des Königes von
Portugal nach Lissa-
bon bezahlen solten
vorher einen Handel
mit diamanten
trieben die sie in
ostindien kauften
aber zur Strafe
erfahren musten
daß der König sie
in Lissabon durch
%.öffentliche Auction
verkaufen lies.

/δZ_25

/Ein Iude erkannte
an ihm nichts als
einen grünen Spath
]] ~

/|P_222

/wird 50.000 %Florin und also er ganz 1.400.000 %Florin
gerechnet.

/Der Amethyst ist durchsichtig, violblau, welches
ins röthliche fält.

/Der Topas gelb, entweder goldgelb, oder weißgelbicht;
Er ist nicht so hart als der vorige.

/Der Turkis ist ein grünlichtblauer Stein. Man
findet ihn auch in Frankreich, unter de Gestalt
des Thierknochens, wo er durch rösten seine Farbe
bekömt.

/Opal ist von einer halbdurchsichtigen Milch-
farbe, die aber gegen das Licht allerley farben
spielet.

/Chrysolith ist durchsichtig und goldfarbigt.
fält seine Farbe ins grünliche, so heißt er Chry-
sopas; ins meergrüne, so heißt er Beryll.

/Der rothgelbe Rubin heißt Hyacinthe; einige
aber sind braungelb, honigfarb, halb oder ganz
durchsichtig.

/ ≥ Halbedelgesteine. ≤

/Sind nicht so hart, als jene, aber härter als die
gemeine.

/Crystall oder Berg Crystall schießt im Schweizer-
Gebürge ekicht an, ist oft sehr groß.

/Carniol ist sehr hart, roth, halb durchsichtig.
Ist «¿»er fleischfarbigt, so heißt er Sarder.

/Achat ist vielfärbig, bisweilen ist er weiß. ~

/|P_222R δZ_11

/[[ der occidentalische
ist gemein der orienta-
lische dagegen fast so
theuer als Demant
]] ~

/|P_223

/Chalcedon ist milchfarbigt, und kaum halbdurchsichtig.

/Onyx ist ein Achat mit weißen und schwarzen
Streifen.

/Sardonyx hat weiße und «weiße» gelbe Streifen oder
Puncte.

/Lapis Lazuli ist blau, mit weißen Fleken, ist
mit Golde eingesprengt. Daraus macht man das ultro-
maria, eine blau Farbe, die so theuer als Gold ist.

/ ≥ Von der mosaischen und florentiner Arbeit. ≤

/Opus musivum (mosaische Arbeit,) wird aus
Glasgussen von verschiedener Farbe, die in dünnen
Tafeln gegoßen, und in feine Stifte, wie Nadeln
geschnitten werden, in einen Teig von calcenir-
ten marmor, gummi, Eyerweiß, und Oehl
zusammengesetzt, so daß Portraite gleichsam daraus
punctiret werden. In einem solchen von 2 Quadrat %Zoll
sind 2.000.000 Stifte. Man polirt es hernach wie
einen Spiegel. An einem Stük von 80 %.Quadrat_%Zoll
bringen 8 Künstler 2 Iahre zu. In der Peterskirche
zu Rom sind sie häufig. Florentiner Arbeit wird
auf dieselbe Art aus Edelgesteinen zusammengesetzt.

/ ≥ Andere Steinarten. ≤

/Marienglas ist aus durchsichtigen öfters größen
Blättern zusammengesetzt, und schmilzt nicht im
grösten Feuer.

/Iaspis ist den Feuersteinen an Härte ähnlich,
aber vielfärbig.

/|P_224

/Asbest ist ein wä«¿»ßrichter Stein, der «j»geklopft
und gewaschen, kann gesponnen werden; daher
die unverbrenliche Leinwand und Papier.

/Amiant ist eine Gattung, davon mit geraden und
biegsamern Fäsern.

/Marmor zerfält im Feuer, zu Kalk. Er hat ent-
weder einerley Farbe, oder er ist gesprenkelt, oder
geädert.

/Der florentiner Stein ist ein Marmor. Man
brent daraus Gips.

/Quarz füllet die Riße der Felsen an, und ist
ohne Zweifel aus einem mit Salz impregnirten
Waßer, was Steintheilchen mit sich geführet hat,
entstanden.

/Der Serpeatinstein ist f«e»lekigt, auf grünlichtem
Grunde.

/Porphyr ist sehr hart, und roth, aber mit Fleken
granirt; hat bisweilen andere Farben.

/ ≥ Noch einige andere Stein und Erdarten. ≤

/Bimstein ist eine ausgebreitete Steinkohle; von
der besten Art der «Stein»Pechkohlen, wird also in der Gegend
der feuerspeienden Berge am meisten gefunden

/Der mexicanische Steinschwamm. Ein sehr lokerer
Stein. findet sich im mexicanischen Meerbusen an
den Felsen. Man läßt das Waßer durch ihn
durch seigen, und giebt vor, daß es alsdenn sehr gesund sey.
Er wird sehr theuer bezahlet.

/|P_225

/Bologneser Stein. Ist klein, weißgrau, von
ungleicher Fläche, schwefelhaften Theilen, nicht
fest, aber schwerer als nach proportion seiner Größe,
wird in verschiedenen Gegenden Italiens
oft von der Größe einer welschen Nuß gefunden.
Durch die calcination bekomt er die Eigenschaft
am Tage Licht einzusaugen; eines brennenden
Licht «s»Schein gieb ihm schon Kraft, aber nicht der
Mond. Hat einen schwefelichten Geruch. Balduin
ahmt ihm «nach» bald hernach aus englischer Kreide,
und spiritu nitri nach.

/Man gräbt oft Steine auf, die nicht die Natur, sondern
die Menschen gebildet haben, als steinerne Aexte,
Waßerpfeile, %.imgleichen in der Schweiz an einem gewißen
Orte eine ungemeine Menge Steiner-Würfel,
mit ihren Zeichen von 1 bis 6 bezeichnet.

/ ≥ Von der Erden sind, ≤

/Die Siegel Erde, (terrae sigillatae) von Lemnus, Malta,
%.imgleichen Arigna und Lignitz zu merken. Sie sind alle
etwas fett, kleben stark an der Zunge, werden bey Flek-
fiebern und Durchfall gebraucht.

/Umbra ist eine braune Kreide, aus umbria, oder Spoleto,
in Italien.

/Adlersteine, heißen auch sonst Klappersteine, haben
in der Mitte einen Stein, der klappert.

/Es giebt riechende Steine oder violen_Steine, im gleichen
@Stiksteine@; in der neuern Zeit ist ein Stein von der besondern
Eigenschaft entdekt worden, daß er die Asche, wie der
Magnet das Eisen, an sich ziehet. ~

/|P_225R δZ_18

/[[ Erde von Patna
kan gegessen werden.
Imgleichen <ist> eine
dergleichen am Senegal.
]] ~

/|P_226

/ ≥ Von den Versteinerungen. ≤

/Das meiste Flußwaßer hat zarte versteinerte Theile in sich
Der jetzige Kayser ließ einen Pfahl von der Donau-
Brüke in Servien herausziehen, und man fand, daß ob
er gleich seit Traians Zeiten gestanden, dennoch die Ver-
steinerung kaum einen Fingerbreit ins Holz gedrungen.
Man würde durch dergleichen verglichene Beobachtungen,
etwas aufs Alterthum unsers Welt Körpers schließen
können, wenn alle Waßer eine gleiche versteinernde
Kraft hätten. Die Versteinerungen werden am
häufigsten in Kalksteinen, Marmor, Sandsteinen,
Schiefer, Tuschsteinen, und Feuersteinen gefunden.
Man findet versteinerte Erdthiere oder ihre Theile.
Als, in der Schweiz ist ehedem ein versteinert Schiff
mit vielen Menschen aus dem Gebürge gezogen worden.
Man findet Geweihe von Hirschen, Elephanten-Zähne etc.
in der Erde; Bisweilen aber Zähne von sehr großen
Thieren, deren originale uns unbekant sind. Man
hat Vogelnestern mit ihren Eyern versteinert ge-
funden; Schlangen, Kröten gleichfals. Versteinerte
Seethiere. Die Schlangen_@zungen@, «¿¿»Olos sopetr«i»ae
sind Zähne das Hayfisches. In den Kupfer Schiefern
in Teutschland findet man genaue Abdrüke von
Fischen. Man findet Zähne von Walroß. Die
Ammons_Hörner sind versteinerte Nautili. Ich übergehe
die schaalichte Seethiere, davon man ungemein viel Gattungen
unter den versteinerten Seethieren findet. Versteinertes
Holz ist gemein. Versteinerte Wurzel in einer
Mergelartigen Steinart heißen Beinbruch, oder osteocolla.

/|P_227

/Abgedrukte Blätter, Früchte, Mandeln, Datteln, Pflaumen etc.
Das seltenste ist eine Melone von dem Berge Libanon,
davon man alle Kerne, Fächer und Häute deutlich darin
sehen kan. Es sind auch Versteinerungen, deren Ursprung
unbekant ist, als die Donnersteinen der belemniten,
welche einige vor Dactylos marinos, andere vor Stacheln
von Meerigeln halten. Dazu gehören die Iudensteine,
die wie Oliven aussehen; die Krötensteine, Buffoniten
sind kleine halbrunde, hellbraune Steine, welche
einige vor Bakzähne des Hayfisches halten.

/ ≥ Vom Ursprunge der Mineralien

/Der ErdKörper, so weit wir in ihn durch Graben ge-
langen können, bestehet aus stratis oder Schichten,
deren eine über die andere bald horizontal, bald nach
einer oder der andern Gegend geneigt fort laufen,
bisweilen «sind»hie und da unterbrochen seyn. Diese
können nicht anders, als in den großen Revolutionen
der algemeinen und oft wiedererneuerten Ueber-
schwemmungen durch den Absaz mancherley Schlams
erzeugt worden seyn. Es sind Schichten von allerley
Geistein und Schiefer, Marmor und Fels, von Erden
etc. Das sie bildende Waßer, welches auch noch
im Grunde des adriatischen Meeres eine Stein-
Schicht nach der andern bildet, hat ohne Zweifel
viel Mineral, und manche Gattungen von Steinen
durch die Zusammensetzung von verschieden
Materien gemacht, welche in den Schwefelkiesen,
den sauren vitriolischen Materien %.und %.anderen %.mehr in der

/ in- 

/|P_228

/innern Erde vorgehen; durch die Ausdämpfungen der
arsenicalischen Materie, oder sauren und sulphurischen
Dämpfe und Zusammensetzung mit einer subtilen metal-
lischen Erde, nach und nach in den Gesteinen erzeugt
zu seyn, und erzeugen sich noch ferner. Gemeiniglich
liegt eine Gattung Erz in einem Steine oder Fels
als seiner Mutter, und in keiner von den obern und
untern Schichten, weil diese vielleicht alle diese
Dämpfe gehörig anzeigt, und «¿»ver ein «Boret» <baret.>
Die Natur würkt, langsam und Iahrhunderte durch,
durch einen langsahmen Ansaz. Menschen also, die
geschwinde, und plözlich solche Zeugungen zuwege-
bringen wollen, betrügen sich gemeiniglich, wenn
sie Metall aus ihren Principiis zusammensetzen
wollen. z. E. als Gold. Man bringt zwar falsche
Edelgesteine zuwege, aber es fehlet ihnen die Härte
und die genaue Vereinigung der Materie.

/ ≥ Der physischen Geographie dritter Theil.
/Summarischen Betrachtung der vor«h»nehmsten
Natur-Merkwürdigkeiten aller Länder, nach
geographischer Ordnung.

/1 China

/Im nordlichen Theil dieses großen Reichs
sind die Winter kälter, als in gleicher Parallel
in Europa gefunden wird. Dieses Reich ist ohne
Zweifel das volkreichste und cultivirteste in der ~

/|P_228R δZ_26

/[[ hat 140 %.Millionen Einwohner ]] ~

/|P_229

/ganzen Welt. Man rechnet in China so viel Einwohner,
als in ganz Europa zusammen. Fast durch jede Provinz
sind Canaele gezogen; aus diesen gehen andere
kleinere zu den Städten, und noch kleinere zu den
Dörfern. «A»Ueber alle diese gehen Brüken mit
einigen gemauerten Schwibbogen, deren mittel-
ster Theil so hoch ist, daß ein Schif mit Masten
durchsegeln kan. Der große Canal, der von
Canton bis Peking reicht, hat an Länge keinen
andern seines gleichen in der Welt. Man hebet
die Schiffe durch Krähne, und nicht wie bey uns
durch Schleusen aus einem Canal in den andern,
oder über Waßerfälle.

/Die große Chinesische Mauer ist mit allen Krüm-
mungen gerechnet 300 teutsche Meilen lang,
4 Klafter dik, 5 hoch, oder wie andere berichten,
5 Ellen dik und 10 hoch. Sie gehet über erstaunende
Berge und Flüße, durch Schwibbogen. Hat schon
1800 Iahr gestanden. Die Chinesische Städte sind
alle, so fern es der Grund leidet, accurat ins
Vierek gebauet, und durch 2 Hauptstraßen in
4 Viertheile getheilet, daß die 4 Thore gerade
gegen die 4 Weltgegenden stehen. Die Mauer
der Stadt Peking ist beynahe 100 %Fuß hoch. Der
Porcellan Thurm in Nanking ist 200 %Fuß hoch, und in
9 Stokwerk getheilet. 400 Iahr gestanden. Bestehet
aus Porcellain, ist das schönste Gebäude im Orient.

/|P_230

/ ≥ Sitten und Caracter der Nation. ≤

/Die Chineser sehen jemand für schön an, der lang und
fett ist, kleine«r» Augen, breite Stirn, kurze Nase,
große Ohren, und wenn er eine Mansperson ist,
grobe Stimme und großen Bart hat. Man ziehet
sich mit Zänglein die Barthaare aus, und läßt nur
einige Büschlein stehen. Die Gelehrten schneiden
sich die Nägel an ihrer linken Hand niemals ab,
zum Zeichen ihrer Profeßion.

/Der Chineser ist von einem ungemein gelaßenen
Wesen. Es ist ihnen nichts verächtlicher, als in Iachzorn
zu gerathen. Er hält hinter dem Berge, und sucht die
Gemüther anderer zu erforschen. Betrügt ungemein
künstlich. Sie können ein zerrißenes Stük Seidenzeug
so nett wieder zusammennehen, daß es der aufmerk-
samste Kaufmann nicht merkt, und zerbrochenen
Porcellain Zeug fliken sie mit durchgezogenen
Kupferdrath so zu, daß keiner anfänglich den
Bruch gewahr wird. Er schämt sich nicht, wenn er auf
den Betrug betroffen wird, als nur, insofern er
dadurch einige Ungeschiklichkeit im Betruge
hat bliken laßen.

/Er ist rachgierig, aber er kan sich bis auf beqveme
Gelegenheit gedulden. Niemand duellirt sich.
Er spielt ungemein gern. Ist feige. Sehr arbeitsam,
sehr unterthänig und den Complimenten bis zum
Uebermaaße ergeben, ein hartnäkigter Verehrer
der alten Gebräuche, und in Ansehung des künftigen

/|P_231

/Lebens so gleichgültig, wie möglich. Das Chinesische
Frauenzimmer hat durch die in der Kindheit geschehene
Einpreßung nicht größere Füße, als ein Kind von
3 Iahren. Es schlägt die Augen immer nieder, zeigt
niemals die Hände; es ist sonst weiß und schön genug.

/ ≥ Eßen und Trinken. ≤

/In China ist alles Eßbar, «¿¿¿»biß auf Hunde, Katzen
Schlangen, und %.so %.weiter. Alles Eßbare wird nach Gewichte
verkauft; daher füllen sie den Hünern den Kropf
mit Sand. Ein todtes Schwein, gilt, wenn es mehr
«giebt»wiegt, wie ein lebendiges. Daher der Betrug
lebendige Schweine zu vergiften, und wenn sie
übers Bord geworfen werden, wieder auf zu fischen.
Man hat anstatt der Gabeln 2 Stäbchen von Ebenholz.
Sie haben auch keine Löffel. Sie sitzen nicht,
wie andere orientalische Völker, auf der Erde,
sondern auf Stühln. Ein jeder hat sein
eigen Tischgen beym Tractament. Alles
Getränke wird bey ihnen warm getrunken,
sogar der Wein, und das Eßen genießen sie
kalt. Bey Gastmählern schlägt einer den
Tact, und denn heben alle ihre Gabelstökchen
zugleich auf und eßen, oder heben ihre Taßen
zugleich auf und trinken, oder thun nur, als
wenn sie tranken. Der Wirth giebt die Zeichen,

/ wenn

/|P_232

/wenn sie anfangen, etwas zum Munde zu
bringen, Auch wenn sie absetzen sollen. Alles
geschieht wohl 3 Stunden still schweigend.
Zwischen der Mahlzeit und Nachtische spaziert
man im Garten. Denn kommen Comoedianten,
und spielen alberne Poßen. Sie tragen
Wachteln in der Hand, um sich an ihnen als
Muffen zu «m»wärmen. Die Tartarn machen
hier auch Brantwein aus Pferdemilch, und
ziehen ihn über Schöpsenfleisch ab, wodurch er
einen starken aber ekelhaften Geschmak
bekommt.

/ ≥ Complimenten

/Niemand in China flucht oder schimpft. Alles
was ein Gast, wenn er sich meldet, wenn er
den Besuch abstattet, vor Geberden und
Reden führen soll, was der Wirth dabey
saget und thut, ist in öffentlichen heraus-
gegebnen Complimentir-Büchern vorgeschrieben,
und es muß nicht ein Wort davon abgehen.

/|P_233

/Man weiß, wie man höflich etwas abschlagen
soll, und wenn es Zeit ist sich zu beqvemen.
Niemand muß sein Haupt beym Grüßen
nicht entblößen. Dieses wird vor eine große
Unhöflichkeit gehalten.

/ ≥ Akerbau, Früchte und Manufacturen. ≤

/Die Hügel werden in Terrassen abgestuft.
Der Mist aus Städten, auf den Canaelen
herbeygeführet; trokene Ländereyen unter
Waßer gesetzt. Ein jeder, auch der kleinste Flek
Landes wird genuzt. Der Talgbaum ist oben
erkläret worden. Vom Wachsbaum berichtet
Salmon, daß ein Insect wie eine Fliege nicht
allein die Blätter, sondern auch bis auf den Kern
oder Stam die Baumrinde durchstechen, woraus
das weiße Wachs, wie ein Schnee tropfen-
weise hervorquilt. Der Theerstrauch.
Bambus-Rohr, von welchem sie fast alle
Geräthe, auch sogar Kähne machen; aus deßen
Rinde wird das überfirnißte Papier ver-
fertiget, welches sehr dünne und glatt ist,

/ aber

/|P_234

/aber von Würmern leicht verzehret wird;
Daher ihre Bücher immer müßen abgeschrieben
werden. Rattang oder ein zähes chinesisches
Rohr, vovon man Ankerthaue flicht, welche nicht
so leicht faulen, als die hanfene. Der Firniß-
baum, mit deßen Lak die Chineser, alles was in
ihren Häusern ist, überfirnißen. Die Wurzel
Ginseng oder Manswurzel, weil sie sich in zwey
Aeste gleich den Lenden eines Mannes theilet.
Der Kayser schikt «t»jährlich 10.000 Tartarn in die
chinesische Tartarey aus, um diese Wurzel vor
sich zu sammlen; da«ß»s übrige können sie ver-
kaufen; sie ist ungemein theuer. Die Seiden-
würer arbeiten auf den Maulbeerbäumen
in den südlichen Prowinzen von selber. Ihre
Seidenzeuge sind vornehmlich mit Figuren
von eingewebten Drachen ausgezieret

/Ihre Tusche oder chinesische Tinte wird aus
Lampenruß verfertiget, den sie durch Muscus
wolriechend machen.

/Der Kayser akert alle Iahr einmahl, öffentlich. ~

/|P_234R δZ_10

/[[ Man fing an aus
Canada wo diese
Wurzel auch gefunden
wird damit nach China
zu handeln. Aber einige
entdekte Verfälschungen
haben diesen Handel
wieder vernichtet
]] ~

/|P_235

/ ≥ Von den Wißenschaften, Sprachen und Gesetzen. ≤

/Ihre Astronomie ist zwar alt, und in Peking ist
viele 100 Iahre vor Ankunft der Missionarien
ein observatorium gewesen. Allein ihr Calender
war höchst falsch. Die Verkündigung der Finster-
niße erstrekte sich kaum auf den Tag, nicht aber
wie bey uns auf Minuten. Sie ziehen aber diese
Verkündigung aus Tabellen; daher man damit
zusammenr«¿¿¿»eimen kan, wie es möglich ist, daß ihre
Gelehrte glauben können, der Mond oder die Sonne
werden zur Zeit de Finsterniß von einem Drachen
gefreßen, den sie mit Trommeln seine Beute
abzujagen suchen. Es kann aber auch seyn, daß
dieses ein alter Aberglaube von den Zeiten
der Unwißenheit her ist, den die Chineser
als hartnäkigte Verehrer alter Gebräuche noch
beybehalten, ob sie gleich deßen Thorheit einsehen.
Die Kentniße der Mathematik und anderer
Wißenschaften haben der Predigt des Evangelii
in China statt der Wunder gedient: Die
Chinesische Sprache hat nur 330 einsylbigte Wörter,
welche alle nicht flectirt werden, aber die verschie- 

/ dene

/|P_236 δMs_233

/dene Töne, Aspirationes und Zusammensetzung
machen 53.000 Wörter aus. Die Zeichen ihrer
Schrift bedeuten, nicht die Töne, sondern die Sachen
selber und mannigmahl viele Begriffe zusammen,
z. E. guten Morgen, mein Herr, wird durch ein
Zeichen ausgedrükt. Die in Conchina und Tunquin
verstehen wohl der Chineser Schrift, aber nicht ihre
Sprache. Ein gelehrter muß zum wenigsten
20.000 Caractere schreiben und kennen lernen.
Sie curiren viele Krankheiten; durch die cauterisa-
tion oder durch brennen mit heißen Kupfernen Platten.
Einige Kayser und andere haben sich lange mit der
Grille vom Trank der Unsterblichkeit geschlept.
Die Buchdrukerkunst ist so beschaffen: Man «blo»klebt
die Blätter eines wohl abgeschriebenen Buches auf ein
glattes Brett und schneidet die Caracters in Holz aus.
Die Chineser haben gradus academicos. Die candidaten
zur doctor-Würde «¿¿¿»werden gemeiniglich vom Kayser
selbst examinirt. Mit ihnen werden die wichtigsten
Aemter besetzt. Weil alle ihre archiven von einem
ihrer Kayser vor 2.000 Iahren sind vertilgt worden,
so sind ihre alten Historien bloß Traditiones:
Ihr erstes Gesetz ist der Gehorsam der Kinder
gegen die Eltern. Wenn ein Sohn Hand an seinen
Vater legt, so komt das ganze Land darüber in Bewegung.
Alle Nachbaren kommen in -3}

/|P_237 δLage P δMs_234

/{1- Inquisition. Er selbst wird condemnirt in 10.000 Stücken
zerhauen zu werden. Sein Haus und die Straße sel-
ber, darinnen es stand, werden niedergerissen und nicht
mehr gebauet. Das 2te Gesetz ist Gehorsam und Ehr-
erbietigkeit gegen die Obrigkeit.

/Das 3te Gesetz ist Höflichkeit und Complimenten.
Diebstahl und Ehebruch werden mit Bastonnade bestraft
Iederman hat die Freyheit in China die Kinder, die ihm
zur Last werden, wegzuwerfen, zu hängen oder
zu versäufen. Dies geschieht, weil das Land so volk-
reich ist, das Heyrathen zu befördern. Ungeachtet
ihres Fleisses sterben doch jährlich in einer oder der
andern Provinz viele 1.000 Hungers.

/In Peking wird täglich eine Zeitung gedruckt, da das
löbliche oder tadelhafte Verhalten der Mandrinen
samt ihrer Belohnung oder Strafe drinnen steht.

/ ≥ Religion ≤

/Die Religion wird hier ziemlich kaltsinnig tractirt
Viele glauben keinen Gott; andere, die eine Religion
annehmen, bemengen sich nicht viel damit. Die Secte

/ des

/|P_238 δMs_235

/Fo ist die zahlreichste.*1 Unter diesem Fo verstehen sie eine
eingefleischte Gottheit, die vornehmlich den großen
Lama zu Barantola in Thibet anitzt bewohnt und in
ihm angebet wird, nach seinem Tode aber in einen andern
Lama fährt. Die Tartarische Priester des «I»Fo werden
Lamas genannt, die Chinesische Bonzen. Die catholi-
schen Missionarii beschreiben die Glaubensartickeln
von diesem Fo so daß daraus erhellet, es müsse dieses
nichts anders als ein ins große Heidenthum degenerirtes
Christenthum seyn. Sie sollen in der Gottheit 3 Personen
statuiren und die zwote habe das Gesetz gegeben und
für das menschliche Geschlecht sein Blut vergossen. Der
große Lama soll auch eine Art des Sacraments mit Brod
%und Wein administriren. Man verehrt auch den Confucius
oder Cum-fa-cu den Chinesischen Socrates: Es sind auch
einige Iuden da, die so wie diejenigen auf der malabari-
schen Küste anzutreffen, von Christi Geburt schon daher
gegangen, und von demselbigen gar nichts wissen.

/Die Sekte des Fo glaubt die Seelenwanderung. Es ist

/ eine ~

/|P_238R δZ_01

/[[ *1 unter dem gemeinen
Manne. Die Gelehrten
sind insgesammt deisten
]] ~

/|P_239

/eine Meinung unter ihnen daß das Nichts der Ursprung
und das Ende aller Dinge sey, daher eine Fühllosigkeit und
Entsagung aller Arbeit auf einige Zeit gottselige Hand-
lungen sind.

/ ≥ Ehen ≤

/Man schließt mit den Eltern die Ehe, ohne daß beyde Theile
einander zu sehen bekommen. Die Mädchen bekommen kei-
ne Mitgabe, sondern werden noch dazu verkauft. Wer
viel Geld hat, kauft sich so viel Frauen als er will. Ein
Hagestolz oder alter Iunggeselle ist bey den Chinesern et-
was seltenes. Der Mann kann, wenn er den Kaufschilling
verlieren will die Frau, ehe er sie berühret zurückschi-
ken, die Frau aber nicht.

/ ≥ Ausgeführte Waaren ≤

/Théebou, Singlo_Thée und Thée_Bing, Quecksilber
China_wurzel, Rhabarber, Rohr und verarbeitete Sei-
de, Kupfer in kleinen Stangen, Kampfer, Fächer, Schil-
dereyen, lackirte Waaren, Porcellain, Loya, Borax,
Lazursteine, Turenaque. Indianische Vogelnester sind
Nester von Vögeln, wie Meerschwalben, welche vom
Schaum des Meeres, der mit einem in ihrem Schnabel

/ gene

/|P_240

/generirten Saft vermenget wird, ist weiß und durchsichtig
und wird in Suppen gebraucht, hat einen aromatischen
Geschmack.

/ ≥ Tunquin

/hat vordem zu China gehört. liegt China gegen
Südwesten am nähesten. Die Hitze ist hier in dem
Monat um den längsten Tag größer als unter der Li-
nie. Hier sind die in der zona torrida angeführte
Moussons regulär, nehmlich vom Ende des Aprills
bis zum Ende des Augusts Südwest und Regen, von
August bis October häufige Typhons vornehmlich um
Neu- und VollMonde mit abwechselnden %.Süd West und %.Nord Ost
Winde. Von November bis Aprill %.Nord %.Ost und trocken Wet-
ter. Die Elbe und Fluth ist hier von derjenigen in den ü-
brigen Welttheilen unterschieden. Die erstere dauret
12 Stunden und die letztere gleichfals. Von dem neuen
Licht bis zum ersten Viertel, gleichfals vom hohen Licht
bis zum letzten sind hohe Fluthen. Die übrige Zeit
sind sie niedrig. In der Zeit der hohen Fluth fängt das
Wasser mit dem aufgehenden Monde anzusteigen und
in den niedrigen Fluthen mit dem untergehenden.

/|P_241

/Wenn die Regen zur rechten Zeit ausbleiben so verkaufen die
Leute aus Noth ihre Kinder, Weiber oder sich gar selbst.

/Das Land ist sehr volkreich. Die Einwohner sind gelb und wohl
geschaffen, haben glatte Gesichter, glauben daß es ein Vor-
recht der Bestien sey, weisse Zähne zu haben und färben
sich daher dieselbe im 12-13 Iahre schwarz. Der Betel
arac herrscht bey ihnen sehr, so wie im übrigen Indien.
Sie sind ehrlicher im Handel als die Chineser, verkaufen
auch Seidenzeuge und lackirte Sachen, Indianische Vogel-
nester und Muscus. pp.

/Sie haben viel mit der Religion und Sätzen der Chineser
gemein.

/ ≥ Cochin_China

/In der Armee des Königes wird, so wie in der von Tunquin
die Probe mit den Soldaten, die sich am besten zur Leib-
wehr schicken, so gemacht, daß man die, welche am meisten
und hurtigsten Reiß fressen können dazu nimt, denn
diese hält man für die tapfersten.

/Die Nation ist nüchtern und mäßig. Faule Fische ist ihr
bestes Gericht sie sind trotzig, untreu, diebisch ungerecht
und sehr eigennützig. Das Land ist arm. Man bietet d«en»ie

/ Weiber ~

/|P_241R δZ_18

/[[ Ward vor
100 Iahren
wohl regirt
ist aber nachher
in Verfall ge-
kommen.
]] ~

/|P_242

/Weiber den Schiffern für Geld an und die Weiber sind
sehr begierig darnach.

/ ≥ Siam

/und andere ihm zum theil zinsbare Länder ≤

/Die Halbinsel Malacca ist reich an Pfeffer. Die Haupt-
stadt Malacca war ehedem wegen der berühmten
Straße von Malacca eine der reichsten Städte in O-
rient daher die Malegische Sprache allenthalben so im
Schwange geht.

/Im Königreich Siam macht der strom menan auch
seine gesetzte Ueberschwemmung und zwar in den
Sommermonathen. Der weisse Elephant (sie haben sel-
ten mehr als einen) wird aus goldenen Schüsseln bedient
es soll die Seele irgend eines Prinzen in ihm wohnen
nächst dem wird ein schwarzer Elephant sehr hoch geschätzt.
Der Siamische Hof ist der prächtigste Hof unter allen
schwarzen Höfen in Asien. Die Häuser werden auf
6 Bambus Pfeilern 13 Fuß über der Erde wegen der
Ueberschwemmungen erhöht, und ein jeder hat zu der
Zeit ein Boot vor der Thür. Die Siamer sind furchtsam

/ in ~

/|P_242R δZ_04

/[[ Ist itzt unter die
herrschaft von Ava
gekommen
]] ~

/|P_243

/Gefahren, sonst ohne Sorgen, nüchtern; hurtig etwas zu
fassen, aber träge es zur perfection zu bringen, trotzig
gegen demüthige, und demüthig gegen trotzige, sonst Her-
ren über ihre Affekten, sie sind klein doch wohl gebil-
det, schwarz mit breiten Gesichtern spitzer Stirne und
Kinne, sie haben kleine dunkele Augen, kurze Nasen,
große Ohren, sie lassen die Nägel mit Fleiß sehr lang
wachsen, einige beschlagen sie mit Kupfer. Sie enthalten
sich sehr der Schwatzhaftigkeit.

/Sie sind auch voll von Cärimonien. Exempel, wie sie
den Brief ihres Königes an den König_von_Frankreich nicht
in der untersten Etage logiren wollten.

/Ihr Geschmack an verdorbenen und stinkenden Fischen
ist ihnen gemein. Ballachave ist eine Mus von ge-
stossenen Fischen, die schlecht gesalzen worden und faulen.
Sie brauchen sie als Soya zu Saucen. Eben «s»ein solches Ge-
richt haben sie aus kleinen halb verfaulten Krebsen; die zer-
stossen so dünne wie «sP»Senf w«¿¿»erden.

/Cocosnüsse oel ist sehr eckelhaft für die Europäer,
wenn es eine Zeit lang gestanden hat, sie aber essen davon

/ alle

/|P_244

/allezeit mit großem Appetit. Sie essen, wie über-
haupt in den heissen Indischen Ländern, nicht viel
Fleisch, wie denn die Europäer sich gleichfals abgewöhnen.
Was sie aber am liebsten essen sind die Gedärme. In ihrem
Handel sind sie sehr ehrlich. Sie bedienen sich auch der
obengenannten Kouris, die wir hier Mohrenzähne nennen
und hornförmichte Muscheln sind Statt Münzen. Es gehen
6-800 derselben auf einen Pfennig. Sie kommen gut mit
Goldschlagen zu rechte. In der Mahlerey zeichnen sie wie
die Chineser ungeheure und blos unmögliche Dinge.

/Das Land von Siam ist mit einer hohen Schicht Leim bedeckt
wegen der Ueberschwemmung der Flüsse und man findet
schwerlich daselbst einen Feuerstein. Unter ihren Gewäch¥
sen merke ich nur das im Orient so berühmte aloes_holz,
welches auch sonst Paradies, Calambach, aquila_holz hieß
und in Siam %.imgleichen in Cochinchina gefunden wird.
Es ist von so sehr verschiedener Güte, daß ein %Pfund biswei-
len mit 3 %.Reichsthalern bisweilen mit 1.000 %.Reichsthalern bezahlt wird, man
braucht es zum räuchern in den Götzentempeln.

/Die Portugiesen nennen das grobe Siamische Zinn,
das man auch in China hat, Calin, dazu man Gall

/ may

/|P_245

/may setzt und daraus Tutenu«¿»y macht.

/Ihre Wissenschaften sind schlecht. Es ist zu merken hier daß
die Aerzte durch ein sanftes reiben und Streicheln viele
Krankheiten heben. Sonst wann unbekante «Vorfalle» <Krankheiten> vor-
fallen, so bilden sie den Kranken ein, er habe eine gan-
ze Hirschhaut oder einen Klumpen Fleisch von 10 %Pfund im Ma-
gen durch Zauberey, welchen sie durch Medicin abzuführen
versprechen.

/Astrologi werden stark gesucht, wenn sie nicht mit ihren
Wahrsagereyen eintreffen, so ist «ihre» eine gute Prügel-
suppe ihr Lohn. In Rechts_affairen, wenn der Beweis nicht
leicht möglich ist kann man seine Unschuld durch Feuer- o-
der Wasserproben darthun so wie vordem bey uns. Die
Priester geben auch den Beschuldigten Brechpillen mit gro-
ßen Verfluchungen ein, der sich nicht davon erbricht ist un-
schuldig. Im Kriege sind sie schlechte Helden. In den Kriegen
mit Pegu suchen sich beyde Armeen so lange auszuweichen
als möglich. Treffen sie sich ungefär so schiessen sie über den
Kopf weg und sagen wenn einer ungefär getroffen wird
er habe es sich selbst zu verdanken, weil er so nahe gekom

/ men

/|P_246

/kommen; die jährliche Ueberschwemmung macht dem
Kriege bald ein Ende. Sie haben Nonnen- und Mönchs-
Klöster in noch größerer Anzahl als in Portugall selbst
Die Mönche werden Talepoins genannt. Sie lehren daß
alles in der Welt belebte und unbelebte Wesen eine Seele
habe, die aus einem Körper in die andere übergehe. Sie
geben so gar vor sich dieser Wanderung selbst zu erinnern.
Man verbrennt mit den Verstorbenen die besten Güter des
selben, %.imgleichen oft die Weiber, damit jener sie in jenem
Leben finde (denn ihrer Meinung nach ist die Seele eine Zeit
lang vor der transmigration gleich nach dem Tode in den
Himmel oder in die Hölle versetzet worden. Sie verwerfen
die göttliche Vorsehung, lehren aber daß durch eine fatale
Nothwendigkeit Laster bestraft und Tugenden belohnet werden.
Sie vergießen ungern Blut, pressen keinen Saft aus Pflan-
zen, tödten kein Vieh, sondern essen es nur, wann es von selbst
gestorben. Daher ihre milden Kriege mit den Peguanern.
Die Talepoins leben von Betteln, sie sind liebreich und
tugendhaft. Man verehret bey ihnen nicht eigentlich ein

/ höchstes

/|P_247

/höchstes Wesen sondern den Sommona Cadom, einen ehe-
dem gewesenen heiligen Talepoin, der nun im Zustande
der größten Glückseligkeit seyn soll, zu welchem, wie sie
glauben, die Menschen gewöhnlich nach vielen Wanderungen
in andere Körper gel«u»angen, indem sich ihre Seele mit der
Seele der Welt vermengt und als ein Funke in dem Him-
melsraume übrig ist. Sommona Cadom aber soll wegen
seiner großen Heiligkeit dahin gelanget seyn. Die Gott-
losen werden zu ewigen Wanderungen in andere Körper
verdammt.

/Die Unempfindlichkeit ist bey ihnen die größte Glückselig-
keit. Ihre Leichen werden verbrennet.

/ ≥ Pegu. ≤

/Gehört itzt unter Ava, die E«l»bben %und Fluthen sind auf den
Flüssen Pegu und Ava nahe an ihren ostiis ausseror-
dentlich wütend. Der König nennt sich einen Herrn des weissen
Elephanten so wie der von Siam.

/Ausser den Feuer- und Wasserproben giebt man den Be-
schuldigten rohen «St»Reis zu kauen unter dem bedrohen,
daß er ersticken müsse, wenn er unrecht hat. Parallela

/ mit

/|P_248

/mit den Hottentotten) denn diese spielen mit dem un-
glückseligen Menschen so grob, liebkosen ihn mit ihren
Füssen und werfen sie dergestalt hin und her, daß den
Zuschauern schon selbst bange wird und es ein klägliches
Schauspiel wird. Die härteste Strafe ist so hier wie in
den benachbarten Ländern dem Kurzweil der Elephan-
ten übergeben zu werden. Die Peguanische Talepoins
werden als die gütigsten Menschen von der Welt ge-
rühmt. Sie leben von den Speisen, die sie an den Häu-
sern betteln und geben, was sie nicht brauchen, dem
Armen, sie thun allem, was lebt, Gutes, ohne Unter-
scheid der Religion. Sie glauben Gott habe an dem Unter¥
scheide der Religionen einen Gefallen und halte alle solche
Religionen für gut, die den Menschen gutthätig und lieb-
reich machen. Sie schlichten mit großer Bemühung al-
le Streitigkeiten unter andern Leuten.

/Die Weiber machen sich gern mit Europäern gemein
und bilden sich etwas darauf ein wenn sie von ihnen schwan¥
ger werden. Ihre Kleidung ist anstößig. Ueberhaupt ist

/ die

/|P_249

/Die Nation ziemlich wohlgestaltet und gutartig obgleich nicht
tapfer.

/ ≥ Arracan

/Sie legen ihren Kindern eine bleyerne Platte auf die Stir-
ne um sie ihnen breit zu drücken. (Sie halten dieses für ei-
ne besondere Schönheit) haben kleine Augen, machen sich
so große Ohren daß sie bis auf die Schultern herabhangen
indem sie in das Loch, welches sie eingebohrt von Zeit zu Zeit
immer dickere Kügelchen von Pergament hineinstopfen.
Sie sind im höchsten Grad eigennützig. Sie bringen so wie
andere Indianer die Fische dann erst, wann sie stinken auf
den Markt. Es hält dort schwer, daß eine Frauensperson
als Iungfer einen Mann bekomme, wenn sie Zeugnisse hat,
daß sie schon mit einem Mann zu thun gehabt so ist dies eine
wichtige Emphelung zur Verehligung. Man verbrennt
hier, wie in vorher angeführten Ländern, die Leichen.
Man hohlt aus diesem Lande Edelgesteine. Die Büffeloch-
sen, die sonst im wilden Zustande sehr grimmig sind werden
hier zum Lasttragen und andern Arbeiten sehr wohl gezämt.
Eine Gattung Merren (Wasser-Vögel) fressen dieselbe oft
bey lebendigem Leibe auf.

/ ≥ asem

/ Nord

/|P_250

/Nordwerts von arracan und Pegu.

/Ist in Ansehung dessen, was das Erdreich hervorbringt
eins der besten Länder in Asien, hat den besten Gummi¥
lack, hat Gold und Silber. Die Einwohner verfertigen ei-
ne schöne Gattung Schießpulver und es soll auch daselbst
erfunden seyn. Es werden mit den Verstorbenen allerley
Hausgeräth auch wohl gar Thiere vergraben, damit es
ihnen in jenem Leben dienen könne. Die Einwohner
im nordlichen Theil sehen schön aus, ausser daß sie mit Kröp¥
fen behaftet sind. Hundfleisch ist das Hauptgericht bey
Tractamenten. Salz wird blos durch Kunst gemacht aus
einem gewissen Kraute, das auf stillstehendem Wasser
wächst, aus dessen Asche sie es auslaugen (Die alten deut-
schen sollen es vor diesem auf eben diese Art gemacht haben.

/ ≥ Indostan

/Der große Mogul ist der alleinige Beherrscher des
großen Landes von den Tartarischen Gebürgen an bis
ans Cap Comorin, der äußersten Spitze der Halbinsel
disseit des Ganges und von Persien bis arracan und asem.
In der gedachten Halbinsel herrschen zwar viele Könige ~

/|P_250R δZ_16

/[[ Ist itzt ein
ohnmächtiger
unter der Gewalt
seiner Vasallen
stehende titular-
König von Indostan
wohnet in Allahabat.
]] ~

/|P_251

/und Kaias, allein sie sind dem Mogul zinßbar, seitdem
der große Aurengzel sie unters Ioch brachte. Die Einwoh-
ner der Halbinsel sind größtentheils aus Mohrischem und
Arabischen Geschlechte, weil vor 250 Iahren diese daselbst
ersten Fuß setzten und sich allenthalben ausbreiteten. Daher
auch hin und wieder die Gestalt den Afrikanischen Mohren
ähnlich ist.

/ ≥ 1.

/Von der Halbinsel disseits Ganges. ≤

/Es ist daselbst, wie überhaupt in dem nordlichen Theile
der zonae torridae die Abwechselung der Moussons. Allein
in den Zweifelmonaten, ehe sich der Wechselwind recht einrich-
tet, sind entsetzliche Orkane mit Gewittern zu hören, die grau-
samen Schaden anrichten und vor denen sich kein Mensch auf
den Beinen erhalten kann. Die Land und Seewinde wech-
seln auch alle Tage ab; die Seewinde wehen von Mittag bis
Mitternacht, die Landwinde die übrige Zeit. Die Regenzeit
fängt erstlich recht gegen Ende des Iunius «ei»an und dauret bis
gegen Ende des Octobris auf der Malabarischen Küste;
auf Coromandel fängt sie 6 Wochen später an, und dauret
eben so viel Wochen später. Auf der westlichen Küste sind mehr

/|P_252 δMs_249

/Flüsse als auf der östlichen. Die Flüsse sind alle sehr klein
weil sie mehrentheils abgezapft und auf die Reisfelder
geleitet werden, imgleichen weil sie sich nicht vereinigen
um große Flüsse zu machen.

/An dem Vorgebürge Comorin ist die Perlenbank, wo vor-
nehmlich von den Holländern gefischt wird.

/Unter der Oberherrschaft des Königes Kochin auf der Ma-
labarischen Küste sind einige tausend Familien Iuden,
die vielleicht zur Zeit nebucadnezars hieher gekommen
und nichts von den Propheten und Christo wissen.

/In Golconda und Visapor oder Visiapour sind die berühm¥
ten Demantgruben, deren einige, welche die ergiebig-
sten sind, man doch mit Flei«s»ß hat zuwerfen lassen, damit
dieses Edelgestein nicht zu gemein würde. In dem Gebür-
ge Gate wohnen die Naiquen oder Fürsten, welche niemals
dem Mogul sind unterworfen gewesen.

/In der Bay von Cambaia ist die schnelleste Fluth in der
Welt, dem selbst ein Pferd nicht soll entrinnen können.

/Suratte eine der größten Handelsstädte in Orient gehört
dem großen Mogul.

/ ≥ 2 Bengala

/ hat ~

/|P_252R δZ_21

/[[ Gehöret itzt der
%.englischen %.ostindischen %.Compagnie
]] ~

/|P_253 δLage Q δMs_250

/hat überhaupt sehr große Künstler. Ihre Leinwand übertrifft
alle andere an Feinigkeit. In Verfertigung gemahlter Glä¥
ser, Seidenzeuge, eines guten Mörtels zum Mauren, allerley
guter Medicamente und Chineser Arbeiten sind sie berühmt

/ ≥ 3 Caehemir. ≤

/liegt am caucasischen Gebürge, hat eine temperirte Luft
wie die angenehmsten Gegenden von Europa, hat auch Ein-
wohner von solcher Farbe und Fähigkeit, solche Früchte, und
wird einem irrdischen Paradise gleich geachtet.

/ ≥ Characteren der Einwohner in Indien ≤

/Die Einwohner in Indien sind entweder Heiden, dazu die Ba-
nianen und Gauren gehen, oder Mohren, unter welchen man
die Mogals oder Tartarn, Perser und Araber zählet oder
endlich Iuden und Christen. Die Tartarische Moguls haben
sich seit Tamerlans Stifftung des indostanischen Reichs
allenthalben sehr ausgebreitet und werden stark beför-
dert, weil sie tapferer sind als die Landeseingebohrne und
die Religion des Kaisers haben.

/Die Banianen sind sehr friedliche, höfliche und verständi-
ge Leute, sie kommen keinem Menschen zu nahe, jederman
handelt mit ihnen gerne, daher sie auch den größten Reich- 

/ thum ~

/|P_253R δZ_19

/[[ die caste
der Kaufleute
]] ~

/|P_254

/thum an sich ziehen. Sie sind sehr emsig auf einen kleinen
Vortheil sonst sehr gleichgültig einen jeden Vortrag in einer
jeden Religion anzuhören. Ihr Mitleiden erstrecket
sich auf alles das, was lebet, und weil sie vor dem Tödten
einen so großen Abscheu haben so sind sie auch gar nicht
kriegerisch und sind jederzeit von andern beherrschet
worden. Sie sind sonst wohlgestaltet, einige gemeine Leu¥
te zeichnen sich die Stirne mit langen gelben Streifen oder
Strichen von geriebenem Sandelholz oder auch KühMist. Die
meisten färben sich die Zähne schwarz.

/Die Bramanen und Banianen essen nichts, was ein Leben
hat, oder woraus etwas lebendiges kommen könnte, keine
Eyer, keine Samen von Früchten, indessen essen sie doch
Früchte, Wurzeln, Reiß, Fleisch. Sie halten alle Europäer
er für unrein und trinken nicht mit ihnen aus einem
Gefässe.

/ ≥ Naturalien ≤

/Der Banianbaum «ist kein anderer als der oben schon
angeführte Manglebaum, dessen sich zur Erde beugen-
de»<von dem die> Aeste wieder <in die Erde gehen und> Wurzel fassen und sich so ausbreiten
daß wohl ein Regiment Soldaten darunter Platz hat

/|P_255

/Unter diesen werden ihre Götzenbilder gestellt. Die In-
digo-Pflanze oder Staude oder der anil welcher oben schon
beschrieben worden, ist noch anzumerken. Pfeffer, der auf
der Malabarischen Küste nebst Ingwer und Cardomonen
anzutreffen. Der Cocos und Baumwollenbaum. Man
braucht daselbst mehr die Ochsen als Cameele zum Lasttragen
Die Indostanische Elephanten sind wegen ihrer Gelehrig-
keit und ungemeiner Größe berühmt. Der Mogul hat auch
Elephante, auf die man eine Kanone, welche auf ihrer Lavet-
te herumzudrehen ist, gepflanzet. Der Canonier setzt den
Führer des Elephanten Rücken gegen Rücken.

/Die indianischen Schweine sind sehr dickleibig aber ihr
Fleisch wird selbst von den Europäern für köstlich gehalten.
Die Tieger, Leoparden, Wölfe, Affen p. sind sehr häufig in
den Wildnissen anzutreffen. Andere Ungeziefer,
Schlangen, Scor«¿»pionen, Spinne, Tausendbeine wachsen
hier zu ungemeiner Größe. Mosquitos und Wanzen
plagen die Einwohner ungemein. Man sagt hier auch wie
in Europa daß es Frösche und Kröten regne. Die Raub-
vögel sind hier dreister als anderwerts. Denn die Banianen

/ fut

/|P_256

/futtern sie. Unter den Bergwerken in Indostan kommen
blos die Demantgruben in Betrachtung. Gold, Silber, Kup-
fer Eisen, Bley wird entweder gar nicht oder doch sehr we-
nig aus der Erde gegraben.

/ ≥ Wissenschaften ≤

/Man schreibt auf Palmbaumblätter mit einem eisernen
Griffel. Sie haben auch dünnes Papier, worauf sie mit
einem Rohr schreiben, das so «s»dick ist als ein Gänsekiel.
Das couvert von ihren Briefen ist ein hohles Bambusrohr
oben und unten versä«h»ngelt. Die astronomie ist schlecht. Sie
glauben daß der Mond über die Sonne stehe, bemengen sich
sehr mit der astrologie, curiren Colic und übele Ver-
dauung durch Brennen auf dem Bauche oder auf die Fuß-
sohlen. Die Pest der Landeseinwohner greift keine Euro¥
päer an. Die Bramanen curiren durch Zauberey. Sie ma-
chen auch den Schlangenstein. Sie theile den Tag in 32 Theile
ein, die sie durch eine Wasseruhr messen.

/ ≥ Einkünfte des Moguls ≤

/Hier werden alle Landes Einkünfte unwiederbringlich
vergraben. Die Nabods saugen das Mark des Landes in

/ sich ~

/|P_256R δZ_19

/[[ Eine Roupie
ist 3 %.französische %.livres
1.000.000 Roupie
machen ein Lack
100 Lack ein Cror
100 Cror mithin
1.000 Million thaler
ein Arrib. Schach
Nadir
nahm aus
Indien ein Arrib an Werth weg
]] ~

/|P_257

/sich und werden wieder vom Mogul als Schwämme ausge-
drückt. Die Könige auf der Halbinsel erfahren auch von
Zeit zu Zeit die Haabsucht dieses Herrn. Alles Gold, was
in Westindien gegraben wird, was die Europäische Berg-
werke hervorbringen muß sich zuletzt in dem Schatze des
Moguls zusammen finden von da es nie wieder heraus kömt.

/ ≥ Religion ≤

/Die Moguls, Perser Araber sind Mahumedaner. Die ur-
sprünglichen Einwohner haben unterschiedliche Casten oder
Seckten. Bramanen, Rashb«a»uts *1 und Banianen. Die Bareger
welches alles essen und die geringschätzigste Arbeit thun wer-
den von allen für unrein gehalten. Aber sie sind doch unent-
behrlich. Die Bramanen sind von unterschiedlichem Grade
ihrer eingebildeten Heiligkeit. Einige waschen sich niemals,
damit sie nicht etwa ein Thierchen tödten möchten, Tragen ein
Nesseltuch auf dem Mund um nicht ein lebendig Thier einzuzie¥
hen. Essen gar kein Fleisch, Einige heirathen nicht. Sie haben
allein das Priesterthum an sich, sie statuiren nur einen
unendlichen Gott und doch 3 Untergötter. Ihre Bilder sind
sehr mannigfaltig und zum Theil monstreus anzusehen da-
her sagen die Europäer, sie beten den Teufel an. ~

/|P_257R δZ_19

/[[ *1 von ihrer
Caste sind
die Mahrattin
]] ~

/|P_258

/Sie reinigen sich mit allerley Materien sogar mit Kuh-
pisse und Miste als den vortreflichsten Reinigungsmitteln
Sie geben vor die unterschiedlichen Bilder zeigen nur Eigen¥
schaften eines und eben desselben Gottes an.

/Die Kashibots sind den Bramanen am ähnlichsten. Die
Banianen sind die zahlreichesten. Sie haben gegen alle
lebendige Thiere eine besondere Liebe; am meisten
aber gegen das Rindvieh, worin die seligsten Seelen sol-
len anzutreffen seyn. Es kann auch Niemand über den Fluß
der das Paradies von dieser Welt scheidet kommen ohne sich
an den Schwanz einer Kuh zu halten. Mancher ernährt
die Ratten %und Schlangen, weil er sich einbildet die Seelen
seiner Verwandten wären in ihnen. Die rechte Hand hal-
ten sie sehr heilig und hüten sich nichts verächtliches damit
zu thun.

/Die Banianen bauen Hospitäler zE bey Suratte für
Ziegen, Pferde, Kühe, Hunde etc welche lahm oder alt
werden. Nahe dabey ist ein Hospital für Flöhe und Wanzen.
Sie dingen einen armen Mann daß er sich eine Nacht von
ihnen muß fressen lassen. Sie geben alle Iahr ein be-
sonder Gastmahl für die Fliegen. Ihre Sorgfalt er- 

/ streckt

/|P_259

/streckt sich auch auf die Bäume. Es ist ein Mönchsorden
unter den Heiden, die Faquirs genannt werden, darunter
einige büssende sind, die sich allerley Marter anthun. Einige
nehmen eine gewisse Positur an, die sie niemals verändern
zE die Hände in die Höhe, den Kopf rückwerts gebogen, so
daß die Gelenke endlich so verwachsen. Einige thun ein Gelüb-
de, niemals liegend zu schlafen, und hängen sich zu dem Ende
in eine Schleife, die sie an einem Baum befestigen. Diese Bu-
ße der Taquirs bringt großen Segen aufs Land. Aber
die herumstreifende Taquirs oder Bettelmönche kommen
mit den Calenders oder mit den Mahumedanischen Dervischen
überein. Sie schlagen sich zuletzt zusammen und werden Zigäu-
ner, welche alle Religionen, wo sie hinkommen, von sich ausgeben.
Die Parsen oder Gauren beten das Feuer an. Sie wissen von
keiner größern Gottlosigkeit als das Feuer mit etwas an-
ders als mit Erde auszulöschen. Sie haben vor einem Hahn
eben die Hochachtung als die Banianen vor einer Kuh. Sie
heirathen in keine fremde Geschlechter, weswegen sie
auch ihre alte weisse Farbe behalten, halten sich auch vor
unreinigt, wenn ein «Kranker» <Fremder> von ungefär mit ihnen ge-
gessen und getrunken hat. Ihr ehrlichstes Begräbniß ist in
dem Magen der Vögel. Bey Suratte haben sie auf dem Felde

/|P_260

/einen Platz, der mit einer hohen Maur umzogen ist.
Der inwendige Platz ist so gemacht, daß die Feuchtigkeit
auswerts ablaufen kann. Da siehet man eine Menge Leichen
auf eine sehr eckelhafte Art liegen mit ausgefressenen
Augen, hinaus gerissenen Gedärmen pp diese werden
von Habichten und andern Vögeln so zugerichtet und gefressen.
Man findet hier auch Thomas-Christen.

/ ≥ Ehen. ≤

/In dem Königreiche Calicut soll ein Weib bis 12 Männer
zugleich heirathen können.

/Man verkauft hier, wie sonst in Indien, die Weiber und hält
sie sclavisch.

/Die Verbrennung der Weiber der Bramanen zugleich mit
den Männern geschieht von ihnen bisweilen freywillig.
bisweilen gezwungen.

/ ≥ Von den asiatischen Inseln.

/1 Iapan

/Von den Einwohnern Niphon genannt ≤

/Sie ist nebst Madagascar und Borneo unter die größten
von allen Inseln zu zählen; zu welcher noch verschiedene
größere und kleinere Inseln, die durch enge Fahrwasser
von einander gesondert worden, gehören.

/|P_261

/Sonst besitzt der Kaiser etwas auf Corea und den südlichen
Theil von Kamschatka. Das Land ist erstaunlich volkreich.
Von Magasacki bis Ieddo in einer Länge von 200 deutschen
Meilen reiset man durch 33 große Städte mit Castelen und
75 Städte ohne Mauren und so viel Dörfer, daß immer eins das
andere stößt und man kann viele Meilen weit als durch eine
einzige Straße reisen. Das Land ist sehr gebürgig, hin
und wieder sind feuerspeiende Berge, die entweder aus ge-
tobt haben oder noch toben, heisse Brunnen, Erdbeben. Im
Nordlichen Theile von Iapan ist es ziemlich kalt, überhaupt
aber auf der Insel unbeständig Wetter, doch regnet es am
meisten im Iunio et %.Iulio Iapan hat ein geistliches Ober-
haupt den Dairi genannt, der zu Meaco residiret, und
ein weltliches, der sich Kubo nennt. Der Dairi hat keinen ei-
genen<2> andern<1> Besitz als die Stadt Meaco und die dazu gehö¥
rige Ländereyen ob er gleich vordem über die ganze In-
sel herrschte. Denn nunmehr ist der Kubo der souveraine
Kaiser über dieselbe. Kein Hafen ausser Nagasaki steht
den fremden offen und zwar nur den Hölländern %und Chine-
sern und zwar nicht die Stadt sondern die Insel Desima
an d«ie»erselben, darin man die Fremde verschließen kann.

/ ≥ Character der Nation ≤

/Die Iapaneser haben mehrentheils einen großen Kopf platte

/|P_262

/Nase, kleine Augen (obzwar nicht so sehr als die Chineser)
Sind klein von «¿»Statur, und untergesetzt, haben eine brau¥
ne Gesichtsfarbe und schwarze Haare. Sie sind vorsichtig,
redlich, artig, fleissig hart in Ungemächlichkeiten. Sonst sind
sie argwöhnisch jachzornig wie die Tartarn, ungemein hart-
näckig, scheuen nicht den Tod. Sie erben einer vom andern
die Rache. In ihrem Bauen theilen sie ihr Haus nicht in bestän¥
dige Zimmer ein, sondern können durch ihre Schirme so viel
Zimmer machen als sie wollen. Alles Holzwerk von ihren
Häusern ist lacquiret. Sie wissen, so wie die Chineser, von
keinen Glas_fenstern, sondern in Oel getränkt Papier und
geschliffene Austerschaalen werden dazu gebraucht. Es
ist aber in allen Häusern ein brandfreyes Zimmer.

/In ihrem Essen wissen sie alle mögliche selbst die gifftigen
Kräuter zum Essen zuzurichten. Butter und Käse kennen
sie nicht. Ihr Complimenten haben viel Aehnlichkeit mit der
Chineser ihren, sie sind aber nicht so beschwerlich. Sie sind über¥
haupt dem Selbstmorde sehr ergeben. Zum Beschlusse eines
großen Festins fordert ein vornehmer Herr bisweilen
seine Diener auf und frägt sie, welcher von ihnen Lust ha-
be durch Aufritzung des Bauchs ihn zu beehren. worauf
sich die Bediente noch um die Ehre zanken. Sie verbrennen

/|P_263

/ihre Todte.

/In den Strafen hört man nicht viel von andern Arten als
verbrennen, zerreissen durch Pferde, Sieden in Oel, Kreutzi-
gen mit umgekehrten Kopfe.

/Die Hurerey ist in Iapan keine Sünde ausgenommen wenn
sie von einer verehlichten Frau ausgeübt wird.

/Eines Menschen Verbrechen wird durchgehends durch den Tod
der ganzen Familie bestraft; die weibliche ausgenommen.
Wenn zwischen Nachbarn einer Straße Zank und Streit ent-
steht so läuft alles zu ihn beyzulegen. Geschieht es dann, daß
einer erschlagen wird, so muß, es mag der andere ihn durch
Nothwehr getödtet haben oder nicht der Thäter erstlich sterben
3 Nachbarn auf der Stelle des Unglücks werden auf 3 bis
4 Monathen in ihren Häusern mit großen Bäumen versper-
ret, die andern in derselben Strasse müssen einige Wochen
Frohndienste thun. Ihre Torturen sind abscheulich. Den Leib
mit einem Trichter voll Wasser giessen und dann auf den Bauch
treten, oder in grobe Leinwand den Delinquenten steif ver-
windeln und diese mit Wasser begiessen, und ihn dann an der
Sonne auf Steine rollen sind gemeine Ausfragungs-Mittel.

/ ≥ Religion ≤

/Sie erkennen ein höchstes Wesen, weil es aber viel zu hoch sey
als daß es sich um den Menschen bekümmern sollte, so bet«¿¿»en

/|P_264

/sie die vergötterten Seelen abgeschiedener Menschen an.
Sie wissen von keinem Teufel, als der den Fuchs beseelt
hat, in dieses Thier fahren auch die Seelen der Gottlosen.
Einige sind in allen ihren Grundsätzen, indem sie die höchste
Glückseligkeit in der Tugend setzen, den Selbstmord sehr hoch
halten, den Stoicis ähnlich. Diese Secte heißt die Syntoisten,
und einige halten sie für Verehrer des wahren Gottes, andere
für Atheisten. Die vorige Christen, die seit der allgemeinen
Verfolgung hier um Nagasacki noch übrig sind, werden jähr¥
lich genöthiget ein Crucifix und Marienbild mit Füssen zu
treten. Die es nicht über ihr Gewissen bringen können, wer-
den ins Gefängniß geworfen. Das Verbot des Kaisers geht
aber vornehmlich auf die katholische Religion.

/ ≥ Wissenschaften und Künste. ≤

/Sie rechnen so wie die Chineser mit einem mit Stricken bezo-
genen Brette, worauf sie etliche Knüpfchen hin %und her schieben
In der Medecin brauchen sie das Aderlassen, wie die Chine-
ser gar nicht. Zwey Arten zu curiren nehmlich das Moxa
brennen und Nadelstechen ist hier allgemein und auch in Chi-
na berühmt. Sie nehmen die Flocken oder Fasern von dem
Beyfuß mit breiten Blättern, drehen etwas davon zwischen

/ den

/|P_265

/Fingern wie ein Kegelchen hinauf, und zünden es mit wohl-
riechendem Holze an und lassen es bis auf die Haut wegglim-
men. Es ist dieses nicht schmerzlich. Selbst Kinder leiden es oh-
ne zu weinen. In dem Augenblicke, da das Feuer die Haut
berührt ist in dem Patienten eine Empfindung wie durch die
Electricität. An beyden Seiten des Rückgrads sind die vor-
nehmsten Stellen. Die Verdauung zu befördern brennen
sie zwischen den Schultern. Wider die Zähnschmerzen bren¥
nen sie die Maus an die Hand auf derselben Seite des leiden-
den Zahnes. Es werden öffentlich Statuen verkauft, da die
Theile des Körpers bezeichnet sind, die bey gewissen Zufällen
müssen gebrannt werden.

/Das Nadelnstechen geschieht mit Nadeln aus Gold, oder Sil-
ber, die 4 Daumen breit lang sind. Die silberne Nadel ist nicht
dicker als eine Seite. Sie steckt in einer Röhre, und wird einen
Daumbreit tief ins Fleisch gedreht.

/Die Iapaneser sind große Meister in Gold, Silber, Kupfer, Ei-
sen %und Stahlarbeiten. Sie härten den Stahl, ja selbst Gold
%und Silber auf eine verwunderungsvolle Weise.

/Papier machen sie aus der Haut unter der Rinde gewisser
Maulbeerbäume. Ihr Ackerbau ist wegen erstaunlicher
Menge der Menschen, wie bey den Chinesern, sehr sorgfältig.

/|P_266

/Sie machen Abtritte für Reisende um die Düngung zu ge-
winnen. Wer ein Stück Landes ein Iahr unbebaut läßt,
verliert sein Recht darauf.

/Ihr Theebon ist fast eben so wie der Chinesische eingerichtet

/ ≥ Naturalien ≤

/Gold und Silber wird, wiewohl nicht in großer Menge in
Iapan gegraben. Kupfer ist am häufigsten und wird in
Stangen, wie Lack gegossen. «Ambr» Ambre gris wird von
der See klebrig und weich ausgeworfen, ist aber in dem Magen
der Wallfische hart.

/Der Firnißbaum wird in seiner Rinde geritzt, und giebt
ein Lack, womit die Iapaner alle Sachen lackiren, wo-
rüber sie hernach einen Firniß von Oel und Terpentin strei-
chen und mit allerley Farben vermischen, daher die ver-
schiedenen Farben, die man an den mit Firniß laquirten
Sachen wahrnimt, herrühren.

/Sie destilliren den Kampfer aus dem Sägestaub des Kam-
pferbaums. Indianische Vogelnester finden sich hier auch

/Der Fisch, der Blaser genannt ist ein starkes Gift. Ein Iapa-
ner aß aus Verdruß über die spanischen Pocken, die ihn ver-
zehrten diesen Fisch, brach aber mit diesem Gift alle seine
Krankheit aus und ward gesund.

/ ≥ Philippinische Inseln. ≤

/|P_267

/Mindanao ist größtentheils Mahomedanisch und steht un-
ter der Botmäßigkeit eines Sultans. Die Abwechselung
der Land und Seewinde, %.imgleichen des Ost- und westlichen Mous-
sons und der Orcane und Ungewitter in den Zweifelmona¥
then ist hier sehr richtig. Die Einwohner scheinen ihrer Gesichts-
bildung nach Abkömmlinge der Chineser zu seyn, sie ah-
men ihnen auch in der höflichen %und rachgierigen Gemüthsart
und in der Neigung zu betrügen, nach.

/Der Sagge oder Plantanenbaum. Dieser Baum vertrock-
net so bald seine Frucht reif ist, als dan aber schiessen wiedr
andere Sprossen hervor, die den Abgang der Alten ersetzen.
Binnen einem Monath wird der Stamm so dick als ein Arm. Wenn
er seinen völlige«n»s Wachsthum hat so schießt oben ein Stengel
heraus, woran die Frucht traubenweise wächst, deren Fleisch
weich und süß wie Butter ist. wird von den Indianern frisch o-
der getrocknet oder gestossen und gegohren als Wein genossen.
Luconia mit der Hauptstadt Manilla gehört den Spaniern. Die¥
se Insel ist sehr dem Erdbeben unterworfen. Die Einwohner in
dem innersten gebürgigten Theil sind schwarz aber nicht von
der Africanischen Art. Die Schwarze in der Halbinsel
disseits Ganges sind fast so schwarz als die Caffern, haben aber

/ eine

/|P_268 δMs_265

/eine regulaire Gesichtsbildung und glatte Haare. Es wach-
sen hier die meisten Ost- und Westindischen Bäume. Der
Baum Comandag ist so gifftig, daß in seinem Schatten zu schla-
fen tödtlich ist, und die Blätter, die von ihm ins Wasser fallen
die Fische tödten. Von der Manillischen Gallion in der Vor¥
lesung.

/ ≥ Latronische Inseln ≤

/Es wächst auf ihnen und den Philippinen die Brodfrucht
so groß als ein Ballon zart und süß; wenn sie getrocknet ist
schmeckt sie wie Semmel. Ihre Prönen oder fliegende Fahr-
zeuge sind oben beschrieben nur daß ich noch hinzusetze, daß
auf der bauchigten Seite der Ausleger nehmlich ein schma¥
les Kahn 7 Fuß von dem Bote ab an einen Rahmen befesti-
get ist, damit das Schiff nicht umschlage, die platte Seite ist die
Windseite und eine jede Spitze ist das Vorder oder Hintertheil
Sie segeln in 6 Stunden 33 bis 35 deutsche Meilen. Die In-
sel Guam ist die vornehmste. Timian ist wegen des Auf¥
enthalts des Admirals Anson in derselben merkwürdig.

/ ≥ Moluckische Inseln ≤

/Stehen unter der Herrschaft der 3 Könige von Ternate, Ti-
don und Bassian, welche alle Mahomedaner sind. Sie haben
den Holländern die Landes herr«s»liche Hoheit abgetreten ~

/|P_268R δZ_20

/[[ Sind nebst
den ubrigen
Sundaischen
Inseln mehrentheils
von Malayen
bewohnt.
]] ~

/|P_269 δLage R δMs_266

/und kann kein König ohne Einwilligung der Holländer ge-
wählt werden. Diese haben mit ihnen auch einen Vertrag
gemacht, daß sie für ein gewisses ansehnliches Iahrgeld die
Muscaten und Nägeleinbäume auf allen ihren Inseln aus¥
rotten ausgenommen Amboina und Banda und daß sie hin
und wieder Castele zur Bedeckung ihrer Handlung anlegen.
Die Molucker sind faul, feige hoffärtig, betrügerisch,
lügenhaft, rächen sich heimtückischer Weise, halten Hurerey
für keine Sünde. Es ist hier wie auf dem festen Lande von
Indien ein Cocos oder anderer Palmbaum alles in allem.
Die Blätter sind ihr Tischtuch auch ihre Teller, wozu auch Cocos-
Schaalen kommen. Ausgehöhlt Bambusrohr ist ihr Gefäß
zum trinken. Sago ist ihr Brodt. Die Nageleinbäume werden
bloß auf Amboina und die Muscaten auf Banda geduldet
Walther, Schulz schreibt von denen von Ternate, daß sie Hel-
den im Gefecht sind, aber eine ewige Rachbegier haben son-
sten sehr schwarz aber mit langen Haaren sind.

/Die Landvogtey von Amboina und den dazu gehörigen In-
seln ist sonst die beste, überhaupt aber sind diese Inseln sonst
überaus arm und verlohnen den Holländern nicht die Unkosten
wenn man die Gewürze ausnimt.

/ Der

/|P_270

/Der Nägelein baum hat einen Birnbaum und der Mus¥
catenbaum einen Apfelbaum

/ ≥ Die Insel Celebes oder Macassar

/Celebes oder der Nördliche Theil der Insel gehört dem Köni-
ge von Ternate zu. Macassar aber der südliche Theil
ist unter dem unmittelbaren Schutz der Holländer. Sie
haben Goldsand, Calambac, Sandelholz und Farbehölzer
Die Einwohner besprengen ihren Toback mit <im> Wasser zer-
lassenen Opio, oder thun so viel als ein Nadelknopf groß
in die Pfeife, wovon sie kühn im Gefecht werden.

/Die Macassaren scheinen die einzige kriegerische Nation
die jenseits der Bay von Bengala wohnt, zu seyn. Sie werden
wie die Schweizer an andern Höfen zur Leibgarde gesucht.
Der Macassaren Farbe ist schwärzlich. Die Nase ist platt %und
zwar in der Iugend so gedrückt. Ihre Buchstaben sind den
Arabischen gleich und sie scheinen auch von ihrem Geblüte
herzukommen. Sie scheinen edelgesinnt zu seyn, sind hitzig
und auffahrend und nicht zur sclavischen Unterthänigkeit
gemacht. Sie sind Mahomedaner. Sie schießen ihre Pfeile
aus Blasröhren.

/ ≥ Von den Sundaischen Inseln.

/Borneo. ≤

/ Ist

/|P_271

/Ist die größte unter allen bekannten Inseln. Die Dünste,
die nach der Ueberschwemmung vom Erdreich aufsteigen, der
Gestank der als dann zurück bleibenden Ungeziefer, die kal-
ten Winde, welche plötzlich auf groß Hitze folgen machen
diese Insel zu einem ungesunden Lande. Die Moussons gehen
also, daß vom October bis in den Aprill Westwinde nebst
vielem Regen, von diesem aber bis in den October Ostwinde
und trocken Wetter auf der südlichen Küste sich zutragen.
Doch gehet selten ein Tag hin, da nicht ein Schauer Regen komt
denn es ist auch alle Tage ein Wechsel der Land und Seewinde
Die nordliche Küste wird nicht besucht.

/Die Fluth geschieht nur einmahl in 29 Stunden und zwar
bey Tage; denn in der Nacht wehen die Landwinde sehr stark
gegen dieselbe. Die an den Küsten wohnen sind Mahomeda-
ner, im innern des Landes wohnen Heyden. Die letztern
blasen auch so, wie die Macassaren, ihre vergiffteten Pfeile
aus Blasröhren; diese sind auch mit einer Art von Bajonette
versehen. Die von Borneo sind schwarz, haben aber lange
Haare. Die Heyden im innern des Landes mahlen sich den
Leib blau, ziehen sich die Vorderzähne aus und setzen goldene
ein. Man handelt alhier Gold in Stangen und in Staub ein

/|P_272

/Drachenblut, Affen und Ziegenbezoar, den besten Cam-
pfer, Vogelnester, schwarzen und weissen Pfeffer, der
letztere, weil er von selbst abgefallen und an der Sonne
gelegen hat ist besser. Hier sind auch Diamanten. Der O-
rang_outang ist 6 Fuß hoch. Hier herrscht auch die Meinung
vom Drachen, der den Mond verschlingen soll. Die von
Borneo glauben, daß alle Krankheiten vom bösen Geiste
herrühren, dem sie ein Opfer in ein kleines Schiff setzen
und es auf dem Flusse weggehen lassen.

/ ≥ Iava

/Auf dieser Insel herrschen 5 Könige. Auf des von Ban-
tam seinem Lande ist Batavia «st»erbauet. Der von Ma-
baram ist der mächtigste.*1 Vom %.November bis in den März sind
Westwinde und naß Wetter, vom May bis in den October
Ostwinde und trocken Wetter.

/Die Holländer halten in allen ansehnlichsten Städten auf
Iava Vestung«s»<en> «leibgarden sie in Ruhe zu halten» und geben
allen Fürsten, ausgenommen den von Palamboang Leibgar¥
den um sie in Ruhe zu halten.

/Die herrschende Religion ist die Mahomedanische.

/Im Inwendigen des Landes sind Heiden.

/Die Iavaner sind gelb und von breitem Gesicht, herausste-  ~

/|P_272R δZ_13

/[[ *1 %und heißt Kayser
von Iava
]] ~

/|P_273

/henden hohen Kinbacken, platter Nase, diebisch, trotzig,
und sclavisch bald wütend bald furchtsam.

/Die Europäer, wenn sie bey ihren Sklaven eine Aussage her-
aus bringen wollen, so legen sie ihm ein Stöckchen, welches
gespalten an den Hals und er muß sagen: schwarzer Iohann,
wenn ich schuldig bin, so kneife mir den Hals zu, welches zu
sagen er, wenn er schuldig ist, gemeiniglich nicht das Herz hat
oder sie geben ihm einen Haufen trockenen Reiß zu kau-
en, und bilden ihm ein, daß, wenn er lügt, es ihn ersticken
werde, da als dann diese Vorstellung oft die Wahrheit heraus
preßt. Oder sie geben ihm einen Stock, eines Fingers lang,
murmeln etwas darüber und machen ihnen weis, daß der-
selbe, wenn er bey den Schuldigen eine Zeit lang gewesen
einen Fingerbreit länger werde. Dieser glaubt es und schnei-
det etwas davon. Man findet auf Iava viel Pfeffer, Zucker-
rohr, Cordomonen, welcher an einem Rohrähnlichen Stamme
wächst. Man hat zwar Weinstöck und Trauben aber man kann
keinen Wein davon machen. Es sind ferner darauf Cubeben
eine kriechende Pflanze wie des Pfeffers. Tamarinden, eine
Art Bäume, wie Castanienbäume, die eine Schotenfrucht
tragen. Benzuin Bekel und Titang oder Arack_Nuß.

/|P_274

/Es giebt wiewohl selten Orang_outang, den Rhinoceros,
25 Fuß lange Schlangen, die einen ganzen Menschen
verschlingen. Hessen erzählet, daß man aus dem Bauche
einer solchen Schlange ein Kind noch lebendig herausgezo-
gen habe. Unter die großen Landplagen gehören die
Kackerlacks, eine Art Käfer, welches alles zerfressen,
den Menschen im Schlafe beissen und heßlich stinken.

/ ≥ Sumatra. ≤

/Diese Insel ist ungesund. Die Witterung schlägt von der
größten Hitze bis zur empfindlichen Kälte plötzlich um.
An den Küsten sind Morräste und Sümpfe von ausgetrete¥
nem Seewasser, welches ungesunde stinkende Nebel
macht. Das Sterben der Fremden ist so gewöhnlich, daß
man fast alle Furcht davor verlohren hat. Achen ist
das vornehmste Königreich auf dieser Insel an der Nor-
derspitze derselben. Der Regen, der hier im nassen
Mousson fällt, ist erstaunlich heftig.

/Die von Sumatra sind schwärzlich, von platten Gesichtern
kleinen Nasen, färben sich die Zähne schwarz und salben
den Leib mit stinkendem Oele. Sie sind an den Küsten
Mahomedaner, im Inwendigen des Landes Heiden,

/ sie

/|P_275

/sie bedienen sich stark nebst dem Betel_arac des Opii und des
Bangs. Das vornehmste Landesproduct ist der Pfeffer, her-
nach Reiß und dann Zuckerrohr. Es wird hier viel Gold und mehr
als sonst in Asien aus den Bächen gewaschen.

/Ihre Prönen haben zu beyden Seiten Rahmen als Ausleger
worauf sie zur Zeit des Sturms 2 Männer setzen und zwar
auf der entgegengesetzten Seite das Umschlagen zu verhü-
ten.

/ ≥ Inseln Nicobar und Andomann. ≤

/liegen Nordwerts von Sumatra. Die Einwohner sind
lang und wohlgemacht, dunkelgelb. Sie haben eine Baum-
frucht, deren sie sie als Brod bedienen; denn ander Getrai-
de haben sie nicht. Sie essen auch nicht viel Fleisch. Man be-
schuldigt sie fälschlich daß sie Menschenfleisch fressen sollen
Ueberhaupt haben die Vernünftigsten von allen neuen
Reisenden diese manchen unbekandten Völkern angedichtete
Grausamkeit unwahr befunden, worunter auch Dampier
gehört.

/ ≥ Das Land der Papuas. ≤

/Es ist noch nicht recht ausgemacht ob es eine Insel sey. Die
Einwohner der Küste sind schwarz und leben blos von Fi-
schen. Ihre Religion soll in Verehrung eines kleinen Steins
mit grünen und rothen Streifen bestehen. Neuholland ist von ~

/|P_275R δZ_20

/[[ Ietzt ist es
ausgemacht
]] ~

/|P_276

/von Dampier entdeckt worden im 16 Grad der Süder-
breite. Die Einwohner sind schwarz und haben ein wolligt
Haar wie die Negers und sind fast eben so häßlich; können
die Augen nicht recht aufmachen, sind so armselig als ein
Volk auf der Erde.

/ ≥ Andere Inseln in diesem Meere ≤

/Die Insel Bali ostwärts nahe an Iava, heißt auch Iava
minor. Die Einwohner sind fast alle Götzendiener. Sie sind
weißer als die von Iava getreu, fleißig, tapfer vor-
nehmlich ihre Weiber sehr vernünftig, arbeitsam, gut-
herzig. Daher diese gern von Chinesern zu Weibern
oder in Iava zu Sklavinnen, jene aber gern zu Sklaven
gesucht werden. Hier herrscht der böse Gebrauch, daß
die Weiber sich mit ihren verstorbenen Männern ver-
brennen müssen. Als im Iahr 1691 der Fürst_von_Bali
verstarb, wurden von seinen 400 Weibern 270 mit
Dolchen niedergestossen, worauf sie eine Taube, die sie
in der Hand hielten, fliegen liessen und riefen: Wir
kommen Kayser, darauf verbrannt wurden.

/Auf Solor, Timor und einigen nahen Inseln, wird ein-
zig und allein der «re»ächte Sandelbau so wohl der weisse

/ als ~

/|P_276R δZ_03

/[[ Ostwerts von
Neuholland in der
stillen See sind
noch Stämme von Negers
]] ~

/|P_277

/als gelbe als auch rothe gefunden.

/ ≥ Ceylon

/liegt nur 8 Meilen vom festen Lande Indiens. Die Hollän-
der besitzen die Küsten umher und der König von Ceylon
das innere des Landes.

/Die alten Einwohner des Landes werden Cingabesen ge-
nannt, sie sind braun von Farbe, aber nicht häßlich, sind be-
herzt munter und höflich, sanftmüthig sparsam aber starke
Lügner. Reiß ist ihre vornehmste Kost. Unter ihre vornäm-
sten Bäume gehört 1 der Tallipot hat ungemein große
Blätter, welche wie Windfächer in langen Falten wachsen. Auf
Reisen tragen sie solche wieder Sonne und Regen auf dem Kopfe.
Ein jeder Soldat hat ein solches Blatt Statt eines Zeltes. Der Baum
kriegt nicht eher Frucht als das letzte Iahr, wenn er vertrocknen
will 2 der Neffule, aus dessen abgezogenen Safte sie Iag-
gorey oder braun Zucker kochen 3 der Zimmetbaum ist allein
auf dieser Insel anzutreffen; die zweyte untere Rinde ab-
gestreift ist der Zimmet. Es sind verschiedene Gattungen von
Zimmetbäumen. Ein jeder Baum geht aus so bald er abge-
schälet worden und er muß bis 6 Iahr alt seyn um dazu
gebraucht zu werden. Der ganze vortrefliche Geschmack
sitzt in dem zarten Häutchen, welches die Rinde inwendig

/ beklei- 

/|P_278

/kleidet, dessen Oel beym trocknen in die Rinde dringt.
Das Holz, die Blätter und die Frucht haben zwar etwas von
diesem Geruch in sich aber wenig. Eine Art Vögel, Zim¥
metfresser genannt pflanzen diesen Baum durch ihre unver¥
daute Frucht sehr fort, wie dann auch nach abgehauenen Bäu-
men neue Sprößlinge ausschießen. Der Geruch dieser Bäume
ist weit in die See zu merken. Aus den Wurzeln macht man
Kampfer.

/Diese Insel hat eine große Menge wilder Elephanten, wel-
che sie zu fangen und zu zähmen wissen.

/Die Blut Igel sind auf Reisen eine erstaunliche Plage.

/Ihr Papier besteht aus Striemen, die aus den Blättern des
Tallipot geschnitten werden, worauf sie mit einem «I»
Griffel die Buchstaben ritzen. Sie verehren einen obersten
Gott, beten aber doch auch die Bildnisse der heiligen und
Helden an. Auf der Spitze des Pico d'Adam ist ihrem Vor-
geben nach noch ein Fußstapfen ihres Gottes Budda anzu-
treffen. Diesen Fußstapfen verehren sie.

/Man findet einige prächtige und sehr alte Tempel, die
zu einer Zeit müssen erbaut seyn, da ein sehr mächtiger
Monarch über sie geherrscht hat. Denn itzt wissen sie nicht

/ einmal

/|P_279

/einmahl etwas an ihnen auszubessern. Die Ehemänner
sind hier nicht eifersüchtig. Die Weiber werfen ihre Kinder
weg oder verschenken sie, wenn sie ihrer Einbildung nach in ei-
ner unglücklichen Stunde gebohren werden. Die Schlange Pim¥
berach schlinget ein ganzes Reh auf. Die Spinne Democalo ist
so groß als eine Faust, haarigt, glänzend und durchsichtig, ihr
Biß macht wahnsinnig.

/ ≥ Maldivische Eylande ≤

/Dives heißt in der Sprache der Einwohner eine Insel, und Mala
ist die vornehmste aller dieser Inseln, die Hauptstadt des Köni-
ges. Aus beyden Wörtern ist Maldives zusammengesetzt. Die
Reihe dieser Inseln beträgt «nur» <über> 200 deutsche Meilen. Sie sind
in 13 Att«¿»ollons oder Trauben von Inseln als so viel Provinzen
abgetheilt. Ein jeder Attollon ist mit einer besondern Stein¥
bank umfaßt, woran sich die Wellen mit Ungestüm brechen.
Wenn sich der König der Maldiven einen König von 12.000 Inseln
nennt so ist dies eine asiatische Vergrößerung. Die meisten In-
seln sind unbewohnt und tragen nichts als Bäume. Andere
sind bloße Sandhaufen, die bey einer starken Fluth unter Was-
ser gesetzt werden. Es giebt hier keine Flüsse sondern blo-
ßes Brunnenwasser. Nur 4 bis 5 Kanäle, von denen die

/ zwischen

/|P_280

/zwischen den Attollons fortgehen können befahren wer-
den und diese wegen der reissenden Ströme und der vielen
Klippen mit großer Gefahr. Die Hitze ist hier sehr mäßig
die Regenmonate sind vom Aprill bis in den %.September mit West-
winden. Die übrigen Monate mit Ostwinde immer schön
Wetter. Die Maldiver sind schön obschon olivenfärbig, sie
scheinen von den Malabaren abzustammen. Man begräbt
hier sorgfältig die abgeschnittenen Haare und Nägel als
Theile, die eben so wohl als die übrigen zum Menschen gehö¥
ren. Die Haup«¿»t-Insel Mala liegt in der Mitte aller Inseln.
Es ist eine Art von Bäumen hier, deren Holz ungemein
leicht ist; mit deren Brettern, die die Täucher in der See an
versunkenen Sachen anknüpfen, bringen sie weisse glatte
Steine, die mit der Zeit schwarz werden, hinauf zum bau¥
en, auch wohl Canonen.

/Die Religion ist mahomedanisch.

/Die Maldiver essen mit Niemanden als mit einem, der
ihnen an Ehrenstellen Geburt und Reichthum völlig gleich
ist. Weil dieses nun schwer auszumitteln ist, so schickt
derjenige, der Freunde bewirthen will, ihnen gemei-
niglich einen Tisch mit Essen ins Haus.

/ Die

/|P_281

/Die Betel_blätter mit der arac_Nuß werden hier auch
unmäßig gebraucht. Gegen Augenschmerzen, wenn sie lan-
ge im Sonnenschein bleiben essen sie eine gekochte Hanenle-
ber und das hilft, wie Pyran an sich selbst erfahren hat. Die Nati¥
on ist sehr geil. Der Hofstaat des Königes sieht ziemlich prächtig
aus. Maldivische Cocosnüsse werden aus der See ausge-
worfen ohne daß man weiß wo sie herkommen und sind sehr rar.
Sollen ein Arzneymittel seyn. Hier findet man die kleine
Muschel «Bolis» [[ <Bougies> ]] und in Indien Koris genannt, die 30 bis 60
Schiffsladungen voll, vornehmlich nach Bengalam geschifft
werden und dort für baar Geld gehen. Sie gelten auch in Afri-
ca. Die Einwohner sind künstlich in Arbeiten.

/ ≥ Persien

/Das Land hat vornehmlich in seinem mittlern Theil in den
Gegenden von Tauris und Schiras etc starke Abwechselung
von Kälte und Hitze.*1 Es giebt viele unbewohnte Wüsteneyen,
imgleichen Salzwüsten, die nach dem ausgetrockneten Regen-
wasser mit Salz candisirt sind, in demselben. In der Mitte
von Persien ist kein schiffbarer Strom und es ist überhaupt
nicht leicht ein Land in der Welt, das an der See läge und so
wenig Ströme hätte. Von %.Iuni bis zum %September ist die Luft über

/ aus ~

/|P_281R δZ_16

/[[ *1 wegen
der Naheit
der Armeni-
schen Berge
]] ~

/|P_282

/raus heiter. Zum Gomron am persischen Meerbusen
in den nahe gelegenen Gegenden ist der Ostwind, der über
die Wüste Kerman komt, brennend heiß und roth. Ist nichts an-
ders als der Samyel. Diese Insel Ormus ist 2 Finger dick mit
Salz candisirt und daher sehr heiß.

/Das Persische Geblüt ist sehr vermischt, nämlich von den Ara-
bern, Tartarn, Georgianern, deren Weiber sie häufig nehmen
Daher ist in ihrer Gestalt ausser der Olivenfarbe kein be-
sonderes Merkmahl. Die Gauren oder Guebern sind der
Nachlaß von der alten Nation. Zerdust oder Zoroaster
ist ihr Prophet. Sie sind häufig in den südlichen Provinzen
anzutreffen und beten das Feuer an.

/Die Perser sind witzig %und artig. Sie lieben die Poesie unge-
mein und sie gefällt auch selbst denenjenigen, die kein
persisch verstehen. Die Mädchen werden im 8ten Iahr
mannbar und im 30 hören sie auf es zu seyn. In Persien
ist die Astrologie in großem Ansehen. Das Reich verwendet
an die, welche sich hierin hervorthun an Geschenken auf 2
Millionen %Reichsthaler. Weil sie allenthalben mit den medicis zu
gleich bey Kranken gebraucht werden (mit welchen sie doch
in immerwährender Uneinigkeit leben) so stehen sie in

/|P_283

/großer Connexion und können dadurch leicht heimliche
Dinge erfahren. Ein rühmliche Sache in Persien ist, daß me-
ritirte vornehme Männer vielfältig im Alter öffentliche
Lehrstunden halten, da sie ihre Wissenschaft und Erfahrung
den Iungen mittheilen. Was die Religion anbetrifft so ist sie
eine Seckte der Mahumedanischen, welche aber von den
Türken sehr gehaßt wird. Man findet aber in ihren Schrifften
öfters viel reinere Begriffe vom Himmel und Hölle als man
sie im Coran liest. Eine artige Fabel, die man hier von
3 Kindern erzählet, deren eins als ein Kind starb, das 2te
gottloß und das letzte from starb. Eine andere Fabel vom
Versuche der Engel in menschliche Leiber überzugehen.

/Die guten Werke sind ihrer Lehre nach, Zeichen der göttlichen
Gnade aber verdienen nicht die Seligkeit. Die Seele soll
nach dem Tode einen zärten Luftleib bekommen.

/Adam soll eigentlich durch das Essen des verbotenen Bau-
mes nicht gesündiget haben. Es sey ihm nur widerrathen
worden, weil er diese grobe Speise, nicht so wie die übrige
ausschwitzen könnte. Er sey aus dem Himmel gestossen
worden, damit er ihn nicht verunreinigte. Sonst ist ihre
Andacht bey Predigten sehr schlecht, indem manche Toback

/|P_284 δMs_281

/rauchen, einige sich unterreden etc.

/Hier laufen auch die Derwischen und Faquirs häufig um.
Gegen den persischen Meerbusen zu giebt es so genannte Iohannis
Christen, @welche@ von Christo nichts wissen, ausser daß sie vom Tau-
fen viel Wesens machen %und des Iohannis zum öftern gedenken.
Naphta fließt hier aus Felsen. Der Schiras Wein soll der köst-
lichste in der Welt seyn. Man trinkt ihn nur heimlich, aber man
berauscht sich öffentlich an Opium, Bang und Trank von Mohnsamen.
Sie rauchen den Toback durch Wasser. Das Opium, das sie sehr stark
brauchen wird aus der Mohnpflanze Hiltot durch Ritzen des K¿¿-
fes gezogen. Die Arbeiter bekommen hiebey häufige Schwindel.
In Chorasan giebt es Mumien, aber blosse Sand_Mumien. Die
Perlenfischerey trägt 5 Millionen %Reichsthaler. Itzt läßt man die Muschel¥
bank ruhen. Sie ist bey der Insel Baharen vorzüglich. Eine der
vornehmsten Waaren, die man aus Persien führt ist die Seide.

/Tutia ist eine Gattung Erde, welche in Töpfen gekocht sich an die Sei¥
ten ansetzt. Datteln %und Pistazien sind hier schön. Sie folgen dem
Galeno in ihren Curen und glauben er habe von Christo darin sehr
viel gelehrt. Er soll seinen Vetter Philippum an Christum ge-
schickt haben, der von ihm profitirte. Avicenna ist ihr großer
Philosoph %und Medicus (Siehe den gegenwärtigen Staat von Ara-
bien und der großen Tartarey nach Salomons Beschreibung).

/ ≥ Arabien

/Es hat das rothe Meer gegen Westen, welches darum scheint, weil
im Grunde viel Corallengewächse sind. Die Winde sind auf dem

/ selben -1}

/|P_285 δLage S δMs_282

/{4- selben fast eben so, als in der zona torrida gedacht worden. Suetz
ist eine der Besten Städte an derselben, aber Mocha wird von
den Europaeern am meisten besuchet.

/Medina, daselbst ist des Mahomets Grab. Es ist ein viereckigt
Gebäude, 100 Schritt lang, 30 breit und ruht auf δLäsion @Säu@len, wo-
ran 4.000 Lampen hangen. Das Grab selbsten ist mit einem
silbernen Gitter umfaßt, und die Mauer ist auf allen Sei-
ten mit köstlichem Stoffe umhangen, mit Diamanten besetzt,
welches Geschenke mahomedanischer Prinzen sind. Mecca ligt
mehr Südwärts, darinn ist die Kaaba, ein wurfelförmiges
altes Gebäude, dessen Dach mit rothem und weissem Stoff, die
Wände aber mit Damast behänget, welches schon vor Maho-
mets
Zeiten vor heilig gehalten worden. Der Platz umher
ist mit Gallerien eingeschlossen; dahin geschehen die Wallfarthen.

/Mascate hat den mächtigsten See-Fürsten in Arabien.

/Der größte Theil der Araber wohnt in Zelten.

/Die Cherifen von Mecca und Medina kommen von dem
Enkel Mahomeds Hassan her. In Arabien und überhaupt
unter den Mahomedanern ist das Stehlen am meisten ver-
haßt und selten.

/Die herumschweifende Araber sind in Stämme eingetheilet, die
ihre Schricks oder Emirs haben. Einige sind den Türken
tributair, die meisten nicht.

/Die Araber sind mittelmäßig groß, schlank, schwärzlich,
haben eine feine Stimme, sind tapfer. Sie punctiren ihre
Haut gern mit Nadeln, worinnen sie ätzende Farben
einreiben. Viele tragen Nasenringe. Sie sind aufrichtig,
ernsthaft, liebreich und wohlthätig. Wie ihre Räuberey zu Wasser

/|P_286

/und zu Lande zu entschuldigen sey. Ihre wenigen Brunnen
in den wüsten Gegenden machen es sehr beschwerlich zu
reisen. Aber der Dienst der Cameele erleichtert es.

/Die Arabische Sprache ist die gelehrte im Oriente.

/Sie halten eben so wie die Türken die Hunde für unrein, und
scheuen ihre Berührung. Sie nehmen aber das Windspiel und
den Spurhund aus.

/ ≥ Natur-Beschaffenheit. ≤

/Das Land ist mehrentheils sandigt und dürre.

/Der rechte Dattelbaum ist eigentlich in Persien und Arabien
zu Hause. Er ist entweder männlich oder weiblich. Der erstere
trägt Blumen und keine Früchte, der letztere Früchte und
keine Blumen. Von ihrer Begattung. Das weibliche
trägt nicht eher Früchte, bis es von dem Staube der erstern
bestäubet ist. Der männliche hat ein Art Schooten, welche
beym Aufplatzen einen Blumenstaub von sich geben. Der
Syrop, der aus Datteln gekocht wird, dienet hier anstatt Butter.
Der Caffee-Baum. vide ante. Die Alöe sonderlich von So-
cotora. Hier ist sie am besten und häufigsten. Der arabische
Balsam wird durch Einritzen eines besondern Baumes gewonnen.
Er ist im Anfange so stark, daß von seinem Geruch die Nase blu-
tet. Myrrhen. Ab-el-Mosch oder der Saame des Mosch. Sind
Balsam-Körner, sind Saamen einer Pflanze.

/Der Fels in der arabischen Wüste Sin, darinn noch die Löcher, daraus
auf Mosis Anschlagen mit dem Stock Wasser geflossen, zu se-
hen. Die Griechen haben das Kloster auf dem Berge Sinai schon
auf 1.000 Iahre in Besitz gehabt. Sie haben hier den besten Garten von Arabien.

/ ≥ Religion. ≤

/Mahomed, der in Mecca anno 571 gebohren, heyrathete eine reiche
Wittwe Cadigha. Dieser machte er seinen vertraulichen Umgang

/|P_287

/mit dem Engel Gabriel in einer Höhle neben Mecca kund. Er beschuldig-
te Iuden und Christen der Verfälschung der %.Heiligen Schrift. Gab seinen Coran
stückweise heraus. Aly Osmann und Ababecker waren bald seine Neubekehr-
ten. Von diesen verbesserte Osmann den Coran. Mahomed war liebreich, beredt,
schön. Seine Schreibart war so vortreflich, daß er sich oft zum Beweise seiner
Sendung auf die Schönheit seines Styli beriefe.

/Er bekannte, daß er keine Wunder thun könne. Doch dichtet man ihm an, daß er
den Mond in 2 Theile zerspalten, daß eine Schöps Keule ihn gewarnet, nicht
von ihr zu essen, weil sie vergiftet wäre. Man dichtet ihm viel Betrügerey-
en an, die er doch nicht gethan hat. Er heyrathete nach der Cadigha Tode die
Aischa, eine Tochter Ababeckers, und hernach auch die Kapsha eine Toch-
ter Omars.

/Von seiner Reise durch die sieben Himmel.

/Das Volk in Medina fing an ihm anzuhängen, und er flohe dahin bey sei-
ner Verfolgung durch die Regierung. Diese AEra der Mahomedaner
war 622 nach Christi Geburth.

/Seine Tochter Fatima verheyrathete er an den Vetter Aly. Er befahl
das Gesicht im Beten gegen Mecca zu kehren. Gab die Vorherbestim-
mung des Todes vor, als er geschlagen war. Er nahm Mecca durch
Überrumpelung ein, und bezwung einen grossen Theil Arabiens,
starb an dem Gifte, welches er mit der Schöps Keule eingefressen. Das
Gebiet von Mecca ist heilig.*1 Der Brunnen Zenzem. Alle Mahome-
daner sollen wallfarthen, oder doch andere schicken.

/ ≥ Asiatische Tartarey. ≤

/Dieses grosse Land wird fälschlich mit einem gemeinschaftli-
chen Nahmen Tartarey oder Tatarey genannt; denn diese ist ei-
ne von den Horden gewesen, die sich zu einer gewissen Zeit vor
andern hervorgethan und mächtig gemacht haben.

/ ≥ Russisches Gebiet.

/1. Siberien. ≤

/Die Einwohner sind russische Christen, theils Mahomedaner, aus der Bu-
charey, theils Heyden von allerley Gattungen, deren die größte Menge ist.
Die Mahomedaner sind höflich und eines freundlichen Wesens. Sie sind ~

/|P_287R δZ_22

/[[ *1 Caaba
das große Hei-
ligthum von
Mecca mit
seinem schwarzen
Stein.

/Ietzt gehen
drey Caravanen,
«¿¿»zur Pilgrimschaft

/1. die africanische

/2. die turkische

/3. die Persisch-Indische. ]] ~

/|P_288 δMs_285

/die einzige in diesem Lande, welche einen Abscheu vors Besaufen haben.
Denn, was die übrigen, sowohl Christen als Heyden anlanget, so ist wohl
nirgend ein Geschlecht der Menschen, da der Saufteufel so seine
Herrschaft bezeigen solte, als hier. Siberien ist vornemlich in dessen
südlichen Theile ein gut Land, es hat allenthalben Weyde und Waldun-
gen im Überfluß, und trägt allerley Gertrayde, welches doch gegen
Norden zu abnimmt, und weiter nach der Chinesischen Gränze hin
aus Faulheit nicht gebauet wird. Es hat Silber, Gold, Kupfer, Eisen,
Marien-Glas, Marmor pp. In dem Argunskischen Silber Bergwerk
wird im Durchschnitt das Iahr 15 δLücke Silber gewonnen. Obgleich die
Viehweide hin und wieder sehr gut ist, so gibt es doch grosse Steppen
oder Wüsten von dürrem Grase, welches sie anstecken, und oft
Meilenweit abbrennen.

/Überhaupt ist es merkwürdig, daß allenthalben in diesen Ländern,
und, wie andere Reisende versichern, auch in der Mugalischen
Tartarey die Erde in die Tiefe von 3 bis 4 Fuß niemahls
im heissesten Sommer aufthauet. Dieses fand Gmelin mitten im
Sommer in Argunskoi, einer Stadt, die noch näher nach Sü-
den ligt, als Berlin. In den Nordlichen Provinzen scheint
dieser Frost in der Tiefe kein Ende zu haben. In Iakuts-
koi sollte ein Brunnen gegraben werden (denn man
muß merken, daß es in den etwas nordlichen Theilen von Si-
berien gar keine Qvellen gibt, weil die Erde bald unter der
Oberfläche gefroren ist,) allein diese Erde war auf 80 Fuß
tief immer gefroren, und davon kein Ende zu finden. Bey dem
Flusse Iunackan, in dem Lande der Iakuten, sind einige Eisseen,
da es mitten in der Hitze des Sommers an der freyen Luft star-
kes Eis frieret. In Ieniseiskoi fand Gmelin bey seinem Winterauf-
halte, eine Kälte, die das Fahrenheitsche Thermometer 120 Grad unter
0 brachte; das Quecksilber schien Luft von sich zu geben, aber es gewann nicht.
In Iakutskoi kann man die Früchte im Keller unverletzt erhalten, weil
der Frost niemahls herauskömmt.

/Von den Mammons-Knochen in Siberien.

/|P_289 δLage T δMs_286

/ ≥ Character der %Nationen, in Siberien. ≤

/Die Samojeden, als die äusserste Bewohner dieses
Landes gegen Norden sind klein, plump, von glatten
Gesichtern, brauner Farbe und schwarzen Haaren. Ihre
Kleidung ist im Sommer aus Fischhäuten, und im Winter
aus Rauchf«¿»ellen gemacht. Ihr Gebäude ist nur ein Zimmer,
wo der Herd in der Mitten und das Rauchloch oben ist, wel-
ches, wenn das Holz ausgebrannt hat, mit einem durchsichtigen
Stück Eis zugemacht wird, und zum Fenster dienet. Ihre Spei-
se sind f«¿»ische und trockene Speisen. Man gehet hier, wie in
dem übrigen nordlichen Siberien, auf langen Brettern, wenn
tiefer Schnee ist.

/Fast alle nordliche Bewohner Siberiens schlucken den Tobac
beim Rauchen herunter.

/Die Ostiacken bringen ihr Leben mit der Iagd und dem
Fischen zu. Sie thun dies aber mit solcher Faulheit, daß sie
oft in sehr grosse Noth kommen. Ihre Kleider machen sie von
Störhäuten.

/Unter allen Siberianer mögten wohl die Tungusen, vornem-
lich die Konni«¿»sche die fleissigsten seyn. Denn ob sie gleich kei-
nen Ackerbau haben, so sind sie doch ziemlich geschickt, aller-
ley Handarbeit zu machen, und fleissig auf der Iagd. Da
im Gegentheil die Iakuten kaum so viel Lust haben, ih-
re Fallen, worinn sie das Eichhörnchen fangen, aufzustellen.

/Alle Tartarn, die Pferde haben, machen aus ihrer gesäu-
erten Milch einen berauschenden Trank, oder ziehen auch
Brandtwein ab. Alle ihre Gedanken, alle ihre Festtage sind
auf nichts anders gerichtet, als hierauf. Wo man Kühe hat,

/|P_290

/macht man eben dieses auch aus Kühe-Milch. Es ist zu mer-
ken, daß um Tobolskoi, so wie in Persien, die Kühe keine
Milch geben, wenn nicht das Kalb oder dessen ausgestopfte
Haut dabey ist. Es ist auch wunderbahr, daß das Rindvieh
sich hier im Winter durch das wegschaaren des Schnees das dür-
re Gras selbst hervorzusuchen weiß. Ausser dem Saufen
herrscht die Unzucht und daher die Venusseuche in allen
Städten, als Tobolskoi, Ieniseiskoi, Nerzinskoi, Iakuts-
koi, Argunskoi und andern dermassen, daß man in
keinem Lande der Welt so viele Leute ohne Nasen sieht,
als hier. Allein es scheint sich endlich ihre Natur so dran zu
gewöhnen, daß sie selten daran sterben.

/Die Faulheit in diesen Ländern ist erstaunlich. In Ner-
zinskoi wird einer lieber sein Haus umfallen lassen,
als es stützen. Kein Verdienst kann ihn zur Arbeit be-
wegen, sondern blos die Gewalt.

/ ≥ Religion. ≤

/Wenn man die Russen ausnimmt, in denen doch kaum
ein Schatten der Religion ist, und die Muhamedaner,
so haben die andern Völker mit keiner andern Gottheit,
als mit dem Teufel, zu thun; denn ob sie zwar einen ober-
sten Gott statuiren, so wohnt der doch im Himmel, und ist
gar zu weit; die teufel aber regieren auf der Erde. Alle
Dörfer haben ihren Schamman oder Schammanin. D.i.
Teufelsbeschwerer. Diese stellen sich wie rasend an, machen
grausame Gebehrden, murmeln Worte, und denn geben sie
vor, den Teufel ausgefragt zu haben.

/|P_291

/Gmelin hat sich von ihnen oft vorzaubern lassen, aber je-
des mahl ihre Betrügereyen entdeckt. In Iakutskoi fand
er eine Schammanin, welche das Volk betrogen, indem sie
that, als wenn sie sich ein Messer in den Leib stach, aber endlich
die Herzhaftigkeit hatte, als er auf sie genau acht gab, sich würk-
lich hineinzustechen, etwas von dem Netze herauszuziehen, ein
Stück abzuschneiden, und es auf Kohlen gebraten zu essen. Sie
heilete sich in 6 Tagen. Allenthalben hat man Bildnisse
vom Teufel. Der Ostiaken ihrer ist sehr unförmlich, der Iaku-
ten aber eine ausgestopfte Puppe.

/ ≥ Kamts«k»hatska.

/Eine Halb_Insul. ≤

/Dieses Land ist wegen des Versuches der Russen, die Durch-
farth in Norden zu suchen, sehr berühmt. Ihre Beobachtungen sind
uns noch nicht recht bekannt geworden. Die Einwohner sind fleißi-
ger in der Iagd und Fischerey, als die andern Siberianer,
sehen besser aus und haben bessere Kleider. Sie beschäftigen
sich mit Schiessen der Meerottern und anderer Pelzwerke,
und fangen Seekühe, Seelöwen, Seebären und andere See-thie-
re mehr. Die Astracansche Tartarn stehen auch unter Rus-
land. Die Tartarische Vorstadt in Astracan wird nur im Win-
ter von Tartarn bewohnt, im Sommer campiren sie. Ausser
dem Belluga, einer Gattung Stöhre, dessen Rögen der Caviar
ist, wird noch der Sterlede, ein fetterer und delicaterer
Fisch alhier in der Wolga gefangen. Der Czaar hat hier Wein-
stöcke pflanzen lassen, welche ziemlich gut fortgehen. Dieses Land
hat grossen Mangel an Regen. Vom Mertz bis in den September

/|P_292

/regnet es hier gar nicht. Die Nagaischen Tartarn haben
ein runzlichtes, heßliches Gesicht. An der Ostseite von Astracan
neben dem Caspischen Meer wohnen die Karakalpaken
d.i. Tartarn, die von den schwarzen Mützbremen ihren
Nahmen haben, und zum theil unter Russischem Schutz stehen.

/Gegen Westen von Astracan sind die Circassischen Tar-
tarn anzutreffen. Ihr Land ist eine rechte Pflanzschule schö-
ner Weiber, welche von da in die Türkischen und Persischen
Länder verkauft werden. Das Land ist schön, aber die Vieh-
zucht wird mehr als der Ackerbau getrieben. Von hier hat
die Inoculation der Pocken ihren Anfang genommen, weil
sie die Schönheit erhält.

/ ≥ Muhamedanische freye Tartarn. ≤

/Usbeck hat 3 Abtheilungen 1) die grosse Bacharey mit
den Städten Samarca und Bachara; davon die erstere
eine lange Zeit der Sitz aller Wissenschaften im Orient war.
Balk hat einen besondern Chan, die Bacharen sind wohl-
gesittet, und die alten Einwohner des Landes handlen stark.
Sie stehen alle unter der Protection des grossen Moguls,
welcher daher seine besten Soldaten hat. 2) Kavasm. Die
Einwohner desselben sind wohl gesittet und starke Räuber.
3) Turkesten, daraus die Türken entspringen.

/Westwerts dem Caspischen Meere findet man die dagestani-
sche Tartarn, die häßlichsten unter allen und Erz-Räuber.

/ ≥ Mogulische Tartarn. ≤

/Sie wohnen westwärts und nordwärts der Küste Schame

/|P_293

/oder Xam. Karakarum eine Stadt an dieser Wüste war
die Residenz des Zsichingis_Kan eines der größten Ero-
berer in der Welt. Mogalen werden von den Chinesern
stinkende Tartarn genennt, wegen ihres üblen Geruchs. In
ihrem Lande und dem Lande der Kalmucken gibts keine
Bäume, sondern blosse Gesträuche. Sie wohnen daher nicht
in Städten, sondern in Lagern. Das Erdreich soll allenthal-
ben in der tiefe von wenig Fuß, selbst im Sommer gefroren
seyn. Man lebt von der Viehzucht, sonderlich Pferden
und Kräutern.

/ ≥ Kalmucken.

/nennen sich selbst Et«h»uthen. Ölöt. ≤

/Die Kalmucken bewohnen die höchste Gegend der östlichen
Tartarey, bis an das Gebürge Imaus und haben sich ost-
werts und nordwerts ausgebreitet. Sie rühmen sich ächte Nach-
kommen der alten Mugalen zu seyn. Ihre Gestalt ist oben beschrie-
ben. Ihr oberster Beherrscher nennet sich Contaischa; seine Ge-
walt erstreckt sich bis Tangut; obgleich einige Horden sich unter
Rußlands Schutz begeben haben. Im Königreiche Tangut blüht
noch etwas von denen Wissenschaften der alten Mugalen. In
Barantola oder wie andere es nennen in Potala residirt
der grosse Oberpriester der Mugalischen Tartarn, ein wahres
Ebenbild vom Pabst. Die Priester dieser Religion, die sich
von dieser Gegend der Tartarey bis an das Chinesische
Meer ausgebreitet hat, heissen Lamas. Diese Religion scheint
ein in das blindeste Heydenthum ausgeartetes catholisches
Christenthum zu seyn. Sie behaupten, Gott habe einen Sohn, der
in die Welt als Mensch gekommen, und in der er blos als ~

/|P_293R δZ_17

/[[ War der
Beherrscher
der Dsengori-
schen Kalmuken
die aber seit
1757 von den
Chinesen ausge¥
rottet sind
]] ~

/|P_294

/ein Bettler gelebet, sich aber blos damit beschäftiget habe,
die Menschen seelig zu machen. Er sey zuletzt in den
Himmel erhoben worden. Dieses hat Gmelin aus dem Mun-
de eines Lama selber gehört. Sie haben auch eine Mutter
dieses Heylandes, wovon sie Bildnisse machen. Man sieht
bey ihnen Paternoster. Die Missionarien berichten, daß
sie auch etwas dreyfaches in dem göttlichen Wesen statuiren,
und daß der Dalei Lama ein gewisses Sacrament mit
Brodt und Wein administriren soll, welchen aber kein an-
derer genießt. Dieser Lama stirbt nicht. Seine Seele belebt
ihrer Meynung nach alsbald einen Cörper, der dem vorigen
völlig ähnlich war. Einige Unterpriester geben auch vor
von dieser Gottheit beseelt zu seyn und die Chineser nen-
nen einen solchen einen lebendigen Fo. Das angeführte
und daß der grosse Lama, welchen sie auch den ewigen Va-
ter nennen, würklicher Pabst bey den Heyden ist, und auch
so zu sagen, sein Patrimonium Petri zu Barantola hat,
bestätigt die obige Vermuthung, Was einige Reisende vor-
geben, daß die Anhänger dieses Glaubens den Koth des
Lama als ein feines Pulver bey sich führen und in Schach-
teln tragen, und etwas davon auf ihr Essen streuen, mag
wohl eine blosse Verläumdung seyn.

/ ≥ Niuche oder Manchewe Tartarey

/wohnen in Städten. Die Wissenschaften und Künste flo-
riren hier ziemlich. Diese Tartaren haben China bezwun-
gen, und es herrschen noch Kayser aus diesem Stamme. Sie

/|P_295

/sind wohlgesittet, bauen den Acker. In ihren Wüsten wächst
die Wurzel Ginseng. Sie sind von der Religion des Dalai Lama.

/ ≥ Von dem Versuche, aus dem nordischen Eiß-Meere
eine Durchfahrt nach Indien zu suchen. ≤

/Die Russischen Monarchen haben seit Czaars Peters Zeiten
Schiffe auf diese Expedition geschicket. Theils sind sie an den
nordischen Küsten von Asien fortgesegelt, aber weil man da-
selbst im Eise bald einfrieret, so ist versucht worden in Kam-
schatka Schiffe zu bauen und Nordostwerts eine Durchfarth
zu finden. Cap. Behring scheiterte an den Curallischen In-
seln, aber es wurden dennoch wichtige Entdeckungen gemacht,
die das Russische Gouvernement bisher verschwiegen hält.
So viel ist höchst wahrscheinlich, daß Asien und America
nicht zusammenhange.

/ ≥ Asiatische Türkey. ≤

/Es ist dieses weit ausgebreitete Land in einigen als den ge-
bürgi«ch»gten Gegenden von armenien ziemlich kalt, in der Ebe-
ne am See-Ufer, als bey Aleppo heiß. Bey Erzerom fand
Turnefort gegen das Ende des Iunius noch Eiß von 2 Finger
dick, und daß es einigemahl schneyete. Daher in dieser Gegend
fast gar kein Holz anzutreffen. Auf dem Berge Libanon finden
sich nur noch 16 Stück von den majestätischen Cedern des Al-
terthums, die aus dem Schnee hervorgewachsen. Der Boden
dieses Landes ist hin und wieder salzigt und voll Naptha.
Bey Aleppo ist ein Salzthal, wo das zusammengelauffene Wasser,
wenn es austrocknet, Salz zurück läßt. Man findet auch einige
Meilen vom todten Meere schon eine Salzrinde auf dem Felde,
imgleichen hin und wieder in der Erde. Die Türken, die diese

/|P_296

/Länder besitzen, sind eigentlich von tartarischer Abkunft,
wohl gestaltet, gastfrey, mildthätig gegen Arme und gegen Rei-
sende in der Verrichtung der Caravan_seras. Sie sind ziem-
lich der Faulheit ergeben, können stundenlang beyeinander
sitzen, ohne zu reden. Der Geitz ist ihr herrschend Laster. Sie
sollen zwar keinen Wein trinken, aber man trinkt ihn doch
heimlich. Man hat bey ihnen keinen Adel; keine Duelle. Ihr
Glaube von der Praedestination. Sie spielen nie um Geld. Sie
sind Muhamedaner von der Secte des Omars.

/ ≥ Haß gegen die Persianer. ≤

/Es gibt selbst viele Secten unter ihnen, ja sogar Sceptici und
Atheisten. Mingrelien, Georgien und Iremette sind die Pflanz¥
Schulen schöner Weiber. Mingrelien ist sehr regenhaft. Das Erd-
reich ist hier so durchweicht, daß man das Getrayde in den un-
gepflügten Acker hinwirft, oder zum höchsten mit einem
hölzernen Pfluge umwühlt. Die Georgianer sind schlechte Chri-
sten, unkeusch, diebisch, versoffen. Die Armenianer gehören
unter die größten Kaufleute im Orient.

/ ≥ Der 2te Welttheil
/Africa.

/1. Das Vorgebürge guter Hofnung. ≤

/Die eigentlichen Einwohner sind Hottentotten. Diese haben nur
eine Zigeuner Farbe, aber schwartz, wolligt Haar, wie die
Negers und einen dünnen wolligten Bart. Sie drucken ihren
Kindern bald nach der Geburth die Nase oberwerts ein, und
haben also eine ungeschickte aufgestützte Nase, und dicke
Wurst-Lippen. Einige haben ein natürliches Fell am Osse pubis,
welches ihre genitalia bedecket, ob sie gleich noch ein Schaaffell

/|P_297

/darüber tragen. Thevenot bemerket eben dieses von vielen
Mohrinnen und Aegyptierinnen. Sie werden alt. Sind sehr
schnell zu Fuß. Sie salben täglich ihre Haut mit Schöpsen-Fett
alter Butter und Kienruß. Kolbe glaubt, dieses geschehe
um die Schweißlöcher gegen die gar zu große Austrockenung
der Luft zu bewahren. Allein, daß es aus Galanterie geschehe,
sieht man daraus, weil sie nicht allein ihre Haare, ohne sie
sich jemahls zu kämmen, täglich mit eben derselben Salben «zu»
balsamieren, sondern auch ihr Schaafpelz, den sie erstlich mit
Kuh-Mist. (Welches überhaupt ihr Lieblings-Geruch ist.) stark
einsalben, und täglich mit Schaaf-Fett und Ruß schmieren.
Ihre übrige Zierrathen sind Ringe von Elfenbein um die Arme,
ein kleiner Stock mit einer Katze- oder Fuchsschwanz, welcher
zum Schnupftuch dienet. Nur die Weiber tragen Ringe von
Schaafleder um die Beine gewickelt. In den Haaren tragen sie
Glas, Messings-Knöpfe, und um den Hals kupferne Ringe.
In Festtagen mahlen sie sich sechs rothe Strichen mit rother
Kraide über die Augen, Backen, Nase und Kinn.

/In ihren Schlachten sind sie mit Wurfpfeilen, einem Parier-
stock und Picke ausgerüstet und attaquiren so lange, als ihr
Oberster auf der Pfeile bläßt mit wunderlichen Grimacen, in-
dem sie einzeln einen Ausfall thun, und bald zurück sprin-
gen. Wenn der oberste zu blasen aufhört, so hört das Gefecht auf.
Sie können auf eine erstaunliche Art mit Wurfpfeilen oder
Steinen treffen, und zwar, indem sie ihre Augen nicht gerade
auf den Gegenstand, sondern oben, unten %.und zu den Seyten richten.

/Sie haben eine Menge religiöser Handlungen, ob sie sich gleich
niemahls eigentlich darum bekümmern, was Gott, den sie den ober-
sten Hauptmann nennen, sey. Sie verehren den Mond und tan- 

/|P_298

/zen vor einer Gattung von Goldkäfern, die sie als eine
Gottheit verehren. Wenn dieser sich irgend in einem Dorf zeigt,
so bedeutet es groß Glück, und setzet er sich auf irgend ei-
nen Hottentotten, so ist er ein Heiliger. Sie glauben wohl
ein Leben nach dem Tode, aber sie denken niemahls an
Seeligkeit oder Unseeligkeit. Sie scheinen von dem Iuden-
thum etwas angenommen zu haben, der erste Mensch hat, ih-
rem Vorgeben nach, Noh geheissen. Sie enthalten sich keines
andern Fleisches als des Schweinfleisches, und der Fische
ohne Schuppen. Sie geben aber niemahls eine andere Ur-
sache an, als, weil es so Hottentotten-Gebrauch ist. Die Hot-
tentotten haben viel natürlichen Witz und viel Geschicklich-
keit in Ausarbeitung mancher Sachen, die zu ihrem Gerä-
the gehören; sie sind ehrlich und sehr keusch, auch gastfrey.

/Aber ihre Unflätigkeit geht über alles. Man riecht sie schon
von weiten. Ihre neugebohrnen Kinder salben sie recht dick
mit Kuhmist und legen sie so in die Sonne; alles muß bey
ihnen nach Kuhmist riechen. Läuse haben sie zum Überfluß,
welche sie zum Zeitvertreib essen. Alle hottentottensche Kna-
ben müssen von dem 9ten Iahre eines testiculi beraubet
werden. Diese, und andere Feyerlichkeiten werden damit
beschlossen, daß zwey Älteste die ganze Versammlung be-
pissen, welches Weihwasser sie sich stark einreiben. Die-
ses geschieht auch bey zusammengeb«l»ung zweyer Eheleute, der
Iunge wird mit vielen Cerimonien im 18ten Iahr unter
die Männer aufgenommen, und wie vorher bepißt, welches

/|P_299

/er sich mit Fett einreibt. Hernach muß er mit keinem
Weibe mehr etwas zu thun haben, und kann seine Mutter
ungetadelt wohl gar prügeln. Die Weiber müssen die ganze
Wirthschaft besorgen; der Mann thut nichts als Tobacksrauchen,
saufen und etwa zur Lust jagen. Ihre Faulheit bringt sie oft
in grosse Noth, so daß «ihr» sie ihre Schuhsohlen oder die leder-
nen Ringe um die Füsse fressen. Unter ihre Lächerliche Ge-
wohnheiten gehört sonderlich, daß eine Wittwe, die zum zwey-
tenmahl heyrathen will, sich ein Glied am Finger muß ab-
schneiden lassen; dieses fängt von dem ersten Gliede am
kleinen Finger an, und geht so, wenn sie mehrmahlen heyrathet,
durch alle Finger durch.

/Was ihr Essen anlangt, so sind sie die größten Liebhaber von
den Gedärmen. Sie machen Kochtöpfe aus Erde von Ameisen-
haufen, ihr Löffel ist eine Muschel. Sie braten zwischen
heissen Steinen. Brandtwein ist ihr ergötzlichstes Getränke, wo-
von sie nebst dem Tobac rauchen fast rasend werden. Die Kü-
he geben hier auch nicht Milch, ohne daß das Kalb dabey ist. Sie
blasen ihnen aber in dem Verwegerungs-Fall mit einem Horn
in die Mutter. Die Butter machen sie durch Schütteln der
Milch in Säcken von rohen Ochsenhäuten, davon das rauhe
inwendig ist. Aber sie brauchen sie nur sich zu schmieren.
Kein Volk ist hartnäckigter auf seine Gewohnheiten. Man
hat noch nicht einen Hottentotten zum christlichen Glauben
bringen können.

/Wenn sie Zwillinge bekommen, und eins ein Mädgen ist, so be-
graben sie es lebendig.

/Wenn ein alter unvermögender Mensch nicht mehr seine Nah- 

/|P_300

/rung suchen kann, so schaffen sie ihn bey Seyte, lassen ihm
etwas Vorrath, und darauf verhungern. Sie halten viel
zum Streite abgerichtete Ochsen oder Bakkeleyer. Ihre Hüt-
ten sind wie Heuhaufen und das Dorf in die Runde mit
Hütten besetzt. In der Mitte ist das unwehrhafte Vieh. Aus-
werts die Streitochsen und Hunde.

/ ≥ Naturbeschaffenheit des Landes. ≤

/Vom May bis in den %September sind hier häufige Regen mit
Nord-West-Winden, von %.September bis in den Merz das Gegen-
theil. Wo das Regenwasser in Pfützen austrocknet, bleibet
Salz zurück. Selbst ein Gefäß, das mit seiner Öfnung den Wind
auffängt, setzt Wasser auf den Grund ab, welches salzigt
wird.

/Der gute Mousson, oder Süd-Ost-Wind streicht hoch, und hat
eine ungemeine Gewalt. Dieser erhält die Gesundheit. In
den Zweifelmonathen ist es sehr ungesund.

/Das Gewölke am Tafelberge, das Ochsenauge genannt, ist
oben beschrieben worden.

/ ≥ Producta des Landes. ≤

/Das Wasser auf dem Capo ist sehr schön. Es verliehrt, wenn
es bis Europa gebracht wird, nicht seine Neuigkeit. Man
findet Eisen-Steine, daraus die Hottentotten Eisen schmel-
zen und sich ihre Werkzeuge mit Steinen schmieden.

/Man findet Zinnober und etwas Gold. Es findet sich hier
der Elephant, dessen Mist die Hottentotten im Nothfall als
Toback rauchen. Löwen, Tieger und Leoparden, deren Fleisch
sehr schön schmeckt. Das Naßhorn, dessen Horn, wenn es als
ein Becher ausgehöhlt worden, von Gifte springt. Das Zebra,

/|P_301

/der Büffel, das FlußPferd, Stachelschweine, wilde Hunde,
die in Gesellschaft jagen, aber den Menschen nichts thun. Viel
Paviane, Iackhälse, Stinkdachse, die, wenn sie verfolgt werden,
einen solchen Gestank von sich lassen, daß Menschen und Thie-
re ohnmächtig werden. Grosse Schildkröten, die Durstschlange,
(prester) die Cobra de Capello Tausendfüsse, den Nord-
Caper, Delphine, und Doraden, Hayer, Blaser, Krampfische.
Es findet sich hier auch die Wurzel Giehleg, und die Hotten-
totten trachten sehr darnach. Der Wein ist schön.

/ ≥ Das Land Natal. ≤

/Wird von Caffern bewohnt; und ist zum theil von den Hollän-
dern erkauft. Die Caffern haben fast nichts ähnliches mit den
Hottentotten. Sie salben sich nicht, wie diese, haben viereckigte
Leinerne Häuser, sind sehr schwarz, haben lange glatte Haare;
säen und brauen Geträncke, welches die Hottentotten nicht thun.
Sie handeln mit den Seeräubern. Die Thiere und Pflanzen
sind hier eben dieselben, als im Lande der Hottentotten.

/ ≥ Die Küste Sofala. ≤

/Sie wird jetzt Sena genannt, wegen einer portugiesischen
Stadt dieses Nahmens. Man hält diese Küste vor das Ophir
des Salamons, mit vieler Wahrscheinlichkeit. Man findet
hier Elephanten-Zähne und Goldstaub«,». Mazambick eine
Insel gehört den Portugiesen. Oberhalb dieser Küste gehört
das Land den Arabern von Muscate, und einigen wilden un-
gastfreyen Nationen bis an die Meerenge Bab-al-Mandal.

/ ≥ Eyland Madagascar. ≤

/Diese Insel wird vor die größte unter allen bekannten gehal- 

/|P_302

/ten. Die Franzosen beherrschen ein gutes Theil der Küste.
Die Einwohner sind theils schwarze, deren Menge auf 1.600.000
gezählt werden, theils von arabischer Abkunft. Die Schwar-
ze sind groß, hurtig. Die Weiber schön und artig. Niemand
bekümmert sich darum, wie sich ein Mädchen vor der Ehe
aufgeführt habe, wenn sie nur hernach treu ist.

/In ihren Kriegen herrscht der Sieg blos von der Tapferkeit
des Anführers ab; dessen Tapferkeit oder Flucht, ein gleiches
unter dem Volke nach sich zieht; Sie haben die Beschnei-
dung, wie die meisten africanischen Nationen der Küste.
Sonsten haben sie keine andere Gottheit als eine Grille,
die sie im Korbe futtern, und worinn sie die besten Sachen
setzen. Dieses nennen sie ihr Oly. Die Ochsen haben hier al-
le Höcker von Fett. Die Schaafe bekommen sehr breite Schwän-
ze, die aus lauter Fett bestehen. Es findet sich hier eine
Menge leuchtende Fliegen, welche, wenn sie sich des Nachts
auf einem Baum befinden, das Anschein geben, als wenn
der Baum brennet. Eine Art Schlangen kriecht denen Un-
vorsichtigen mit großer Geschwindigkeit in den Steiß und
tödtet sie.

/Man findet hier auch ein grosses See-Ungeheuer, so groß als
ein Ochs mit Crocodill-Füssen, aber barstig.

/Auf der Insel haben sie kein ander Gold, als was sie von
den Arabern durch Handel bekommen haben. Aber un-
terschiedliche Edelgesteine finden sich bey ihnen.

/|P_303

/ ≥ Monomotapa. ≤

/Der Kaiser dieses weitläuftigen Landes herrscht über viel
Unterkönige. Im innern des Landes sind Gold- und Silber-
bergwerke, die sehr reichhaltig sind.

/Die Einwohner sind schwarz, behertzt, schnell zu Füsse: Sie be-
mengen sich viel mit Zaubereyen. Die Portugiesen wollen uns
weiß machen, es wären unter den Soldaten dieses Kaisers
auch Amazonen-Legionen, welche sich die linke Brust ab-
brennen, und sehr tapfer fechten.

/ ≥ Von den Ländern

/Congo, «H»Angola und Beng«a»uela. ≤

/Die Luft in Congo ist gemässigt. Vom April bis in den
August ist hier Regen mit Nord-West-Winde und von %.September
bis in den April heiter mit Süd-Ost. Obgleich ihnen in diesen
letzten Monathen die Sonne am höchsten ist, so kühlen diese
Winde doch ungemein. Das Erdreich ist sehr fruchtbahr.
Man bauet einige Gattungen von Korn, Hirse und Hil-
senfrüchte. Man macht Brodt aus der Wurzel Manioc. Die
Bananas, Amanas und andere mehr finden sich hier. Der En-
Sada_Baum ist mit dem Banian-Baum einerley. Der
Mignaminga soll an Blätter und Holz giftig seyn. Allein
wer durch seine Blätter vergiftet worden, dem hilft
das Holz und so umgekehrt. Die Missionarien
melden hier von einigen Vögeln, die articulirte
Stimmen haben, als deren einer den Nahmen Iesus Christ ~

/|P_303R δZ_15

/[[ Die Negers
von Congo sind
die Gelehrigsten
unter allen. Aus
ihnen werden
advocaten Richter
Artzte pp.
]] ~

/|P_304 δMs_301

/recht vernemlich aussprechen soll. Andere, deren Geschrey
wilde Thiere verräth.

/Man jaget hier den Elephanten vornemlich um seines
Schwanzes willen, weil das Frauenzimmer mit seinen Bor-
sten ihren Hals ausziert.

/In Congo gibt es sehr gefrässige Ameisen, die eine ganze
Kuh auffressen.

/Unter den Fischen ist hier auch die Meerjungfer.

/Grosse Schlange Embambe die ein Schaaf auf einen Bissen verzehrt.
Die Einwohner dieser Länder sind ganz schwartz. Obgleich auch
mit vielen Mulatter untermengt, vornemlich in den por-
tugiesischen Besitzungen von Angola und Benguela.

/Benguela hat eine sehr ungesunde Luft. Die Europae-
er verliehren hier ihre gesunde Farbe.

/Die Religion ist hier mehrentheils Christlich. Die Heydnischen
Einwohner bemengen sich viel mit Zaubereyen.

/ ≥ Anzicko, Matamba und die Iaggas. ≤

/Die von Anzicko werden beschnitten. Bey ihnen soll nach dem
Berichte der Missionarien Menschenfleisch von ordent-
lich dazu geschlachteten fetten Sclaven auf dem Markte
feil seyn. Die Iaggas sind ein ungemein weit ausge-
breitetes Volk. Sie sind schwarz, kühn, zeichnen sich mit
eingebrannten Strichen das Gesicht. Sie leben vom Raube.
Bemühen sich nicht den Palmenwein zu zapfen, sondern hauen
den Baum um, und ziehen den Saft so heraus. Die Wei-  ~

/|P_304R δZ_18

/[[ Seit einiger Zeit
reisen die Portu-
giesen hier über
Land nach Mosambiqve
]] ~

/|P_305 δLage V δMs_302

/ber müssen zwey von den obern und zwey von den un-
tern Zähnen sich ausziehen lassen. Man sagt: sie tödten
ihre Kinder, und rauben davor erwachsene aus andern
Ländern. Sie sollen aus Sierra Leona ausgezogen seyn,
jetzt aber haben sie sich in einer Strecke von mehr als
900 Meilen ausgebreitet.

/Matamba wird auch mehrentheils von Iaggoern bewohnt.

/ ≥ Küste von Africa

/Von den Canarischen Inseln an bis an Congo

/Canarische Eylande. ≤

/Auf der Insel Ferro ist der schon beschriebene Wunder-
baum. Auf der Insel la_palma Palmensect; der un-
sterbliche Baum ähnt dem Brasilien-Holze, fault aber
nicht, weder in der Erde noch im Wasser. Auf Teneriffa
ist der Pic zu merken. Imgleichen die in Ziegenfell einge-
kleidete Mumien. Madera hatte vordem lauter Wald, jetzt
ist er weggebrannt. Madera_Wein ist aus Candia hieher ver-
pflanzt. Vino Tinto ist roth aber schlecht.

/ ≥ Länder vom grünen Vorgebürge bis an den Gambra-
Fluß. ≤

/Auf der Nordseite des Senega oder Senegal sind die Leute von Moh-
rischer Abkunft und keine rechte Negers; aber auf der
Südseite sind so schwarze Negers als irgendwo in der Welt
ausgenommen die Iulier. Man redet hieselbst von einem Vol-
ke mit grossen rohen Lippen, die niemahls reden, ein Tuch
vor dem Munde haben und ihren Handel stumm treiben.

/An beyden Ufern des Senego herrscht die Muhamedanische Re-
ligion. Am Capo l'erde und den Inseln desselben schwimmt

/|P_306

/das Sargasso über einer unergründlichen Tiefe. Diese In-
seln haben eben solche Einwohner, als das benachbarte feste
Land. Die meißten Vögel daselbst haben schwarze Haut
und Knochen.

a»Am Senega ist die Hitze unerträglich.

/Iuli, eines von denen, daran gelegenen Ländern hat sehr
schöne, artige, schwarzbraune Weiber mit langen Haaren,
die fleissigen Weiber nehmen hier bey ihrer Arbeit Wasser
ins Maul damit sie sich des Schwatzens enthalten.

/Die Ameisen bauen hier Haufen wie Kegel, die mit ei-
ner Art festen Gips bezogen sind, und darin nur ein
Thier ist.

/Die Ialofer, die zwischen dem Gambra und dem Senega
wohnen, sind die schwärzesten und schönsten Negers.
Sie stehlen sehr künstlich. Man muß ihnen mehr auf die
Füsse als auf die Hände Acht geben. Hier wird die äusser-
ste Treulosigkeit mit Verkaufung der Sclaven begangen.
Der König_von_Barsalli steckt öfters seine eigne Dör-
fer in den Brand um Sclaven zu fangen, und sich davor
Brandtwein anzuschaffen. Eltern verkauffen ihre Kinder,
und diese jene. Von dem Gambra an hört die Muha-
medanische Religion auf und die Götzendiener fangen an.

/ ≥ Von den Ländern am Ausflusse des Gambra
längst der Küste Guinea bis an den Fluß Gabon. ≤

/An dem Gambra haben die Leute platte Nasen, welche
die Kinder daher bekommen sollen, weil sie von den Müt-
tern bey ihrer Arbeit auf dem Rücken getragen werden.

/|P_307

/Hier ist auch die Plage mit den Colubrillen oder langen
Würmern, die sich in die Haut fressen. Alle Götzendiener
längst der genannten Küste haben mit Grillen oder Zauber-
künsten zu thun. Die Pfaffen machen in dem Lande an
dem Gambra Zauberzettel, die sie gris gris nennen.
Daher das Papier, sie darauf zu schreiben, hier eine sehr
gangbahre Waare ist. Die Soldaten staffiren sich ganz
und gar damit aus. Der Kopf hinten und vornen, die
Schultern und Arme sind hiemit geziert. Man hat gar
einen ganzen Magischen Cuirass, der aber viel Geld ko-
stet. Mambo Iumbo, ein Stock, darinn ein Popanz oder
eine Puppe sich verkleidet, die Weiber zu schrecken. In Si-
erra Leona ist Regen und Gewitter nur in Sommermona-
then. Die Gebürge geben den Knall des Geschützes auf
eine fürchterliche Art wieder. Die Fluth kommt hier aus We-
sten und Süd-West und geht dahin immer zurück.

/Die von Sierra Leona sind nicht völlig Negerschwarz,
aber stinken sehr.

/Man hat hier überhaupt vier Gattungen Bäume von
der Palmenart, Datteln, Cocos, Areha und Cy-
preßpalmen-Bäume oder Wein-«¿»Bäume, der den
besten Palmensaft gibt. Man schneidet nemlich einen
Ast ab, und hänget an dem Stumpf eine Flasche.
«Stumpf eine Flasche.»

/Die wilden Thiere fressen in diesem Lande, wie man
versichert, nur die Negers und nicht die Europaeer.

/|P_308

/Es gibt hier auch ein Thier, der africanische Cunee ge-
nannt, so groß wie ein Spurhund, sehr wütend, und von
der Leoparden Art. Der Löwe ist hier sehr groß und eben
so majestätisch wie anderwerts. Der Iackhals soll vor
ihm vorher jagen. Der Elephant ist hier nicht völlig so groß,
als in Indien. Man hat ihm hier abgemerkt, daß er sich
leichter von der linken gegen die Rechte, als umgekehrt, dre-
het, und dessen machen sich die Negers zu Nutze.

/Man hat hier den Geis, Antelope genannt, ohngefähr wie
ein Spiesser oder Spieshirsch. Die Demoiselle oder Afri-
canische Pfau ist gern allein. Der Ochsensauger ist von
der Grösse einer Amsel. Der Fischer-Vogel hängt sein Nest
an die zarten Zweige eines Baumes, die über dem Wasser
hangen. Die Öfnung ist jederzeit gegen Osten. Der Hay, der
Blaser, «Tur»Remora Pantou«f»flier, der Hammerfisch, Monati,
Torpedo, Schildkröten, Crocodill, FlußPferde, Grampas
oder Nord_Capers sind in diesem Meere und Küsten.

/Man muß hier n«a»och merken, daß die Seefahrende bey
der Passirung des Tropici oder der Linie mit allen, die
sie zum erstenmahle passiren, die Seetaufe vornehmen;
der Täufling muß schwören den Gebrauch beyzubehalten.

/Die Aqua_Küste hat ihren Nahmen von dem Worte Qva-
qua, welches die Negers hier immer im Munde führen, und
ihr Diener heißt. Diese Leute feilen sich die Zähne
wie Pfriemen, spitz.

/|P_309

/Die Negers von der Küste Guinea sind nicht unangenehm
gebildet, sie haben nicht die platten Nasen, sind stolz. Sie
sind aber sehr boßhaft und diebisch. Atkins und verschiede-
ne andere geben vor glänzend gelbe Menschen, die als
Frembdlinge ankommen, gesehen zu haben.

/Man läßt hier an der Goldküste die Nägel sehr lang wach-
sen, um den Goldstaub mit aufzunehmen.

/Die Muhamedanische Marbuten geben die Ursache der
Armuth der Negers daher an, daß, von den 3 Söhnen des
Noah der eine ein Weisser der zweyte ein Mohr und der
dritte ein Neger gewesen, und daß die zwey ersten den
letzten betrogen. Die Heyden aber sagen: Gott hätte schwar-
ze und weisse Menschen geschaffen und ihnen die Wahl
gelassen, da der Weisse die Wissenschaft; der schwarze
aber das Gold begehrt habe.

/Die Schwarzen an der Küste richten die Weiber so ab, daß
sie Fremde verführen, damit sie selbige hernach mit
Geld strafen können.

/Es werden hier öffentliche Huren gehalten, die keinem
ihre Gunst abschlagen müssen, wenn er auch nur einen
Pfennnig gäbe. [[ <Solange sie leben werden sie vor heilig gehalten nach dem Tode aber %nicht begraben> ]]

/Die Negers glauben hier überhaupt zwey Götter, einen
weissen und einen schwarzen, den sie Demonio oder Diabro
nennen. Der Letztere sey boshafft, und könne kein Getray-
de, Fische und dergleichen geben. Der weisse Gott habe den
Europaeern alles gegeben.

/|P_310

/Die souveraine Religion aller Negers an der Küste von
Africa von Sierra Leona an, bis in den Meerbusen von
Benin ist der Aberglauben der Fetische von dem Portu-
giesischen Worte Fetisso Zauberey. Der grosse Gott nemlich
bemenge sich mit der Regierung der Welt und habe besondere
Kräfte in die Priester oder Fetischirs gelegt, daß sie durch Zau-
berworte einer jeden Sache eine Zauberkraft geben können. Sie
tragen daher irgend einen solchen Fetisch z. E. ein Vogelbein eine
Vogelfeder ein Horn mit Mist pp bey sich, welchen sie sich um die
Erhaltung des ihrigen anvertrauen. Schwören heißt bey ihnen
Fetisch machen. Sie haben Fetisch-Bäume, Fetisch-Fische, Fetisch-
Vögel. Sie fluchen, daß der Fetisch sie hinrichten soll. Sie thun
Gelübde beym Fetisch. Daher fast ein jeder von ihnen sich irgend
einer Art von Speise enthält. Sie haben eine Beschneidung, un-
terhalten ihre Bettler durch öffentliche Abgaben. Ihre Könige
machen eine elende Figur zu Hause und gehn wie Schuhflicker.
Man wählt aus allen Ständen, selbst aus Lakeyen Könige; da
hingegen werden dieser ihre Töchter oft an Sclaven verheyrathet.
Der König und seine Prinzen pflügen ihre Äcker selber, denn
sonst würden sie Hungers sterben müssen. Von seinem Tri-
but muß er das meiste verschenken und vertractiren. In ei-
nigen Provinzen nimmt der Gläubiger den ersten den besten
etwas weg, und weiset ihn an den Debitor, mit dem er
den Proceß führen muß.

/Ihre Schlachten sind lächerlich. Sie laufen gebückt, oder krie-
chen auch wohl gar an den Feind, feuren ab, und lauffen
zurück wie die Affen. Die gefangene Könige werden als

/|P_311

/Sclaven an den Europäern verkauft, und niemahls ausge-
löset. Ihren Gefangenen schneiden sie den untern Kinn-
backen lebendig ab, und hernach zieren sie sich damit, wie
auch mit Hirnschedeln.

/Der Sommer fängt mit dem September an und dauret
sechs Monate, da ist die Hitze am heftigsten. Die übrige
Zeit, da doch die Sonne am höchsten ist, bleibt wegen dem be-
ständigen Regen und Nebel kühle.

/Die Schwarzen hüten sich sehr vor dem Regen, der roth ist,
und die Haut frißt.

/Man sagt hier auch, daß die Winter vor dem kälter und die Som-
mer wärmer gewesen. Die Tornaden sollen auch jetzt nicht
so heftig seyn, als vordem.

/«¿»Harmattans *1 sind schneydende Kälte, Nord-Ost-Winde, die
von dem Ianuar bis in den Februar dauren. Sie
sind aber dem Meerbusen von Benin eigen.

/Den meißten Goldstaub findet man in Axim und
Ietae. Das Saltz in Guinea ist von einer Sie-
dung sehr weiß, wird aber von der Sonnen-Hitze
bitter und sauer.

/Unter den Feld-Früchten sind die Potatons,
die den Cartoffeln ähnen, in diesen, so wie in an-
dern indianischen Ländern sehr im Gebrauche. Vieh
sowohl als Menschen sind hier leichter am Gewicht
als nach dem äussern Ansehen zu urtheilen wäre. Man ~

/|P_311R δZ_15

/[[ *1 troknen so sehr
daß das Verdek
auf den Schiffen
Risse kriegt die
sich nach dem der
Wind wechselt
wieder genau
schließen
]] ~

/|P_312 δMs_309

/Man liebt hier das Hunde-Fleisch. Die Hunde sind
hier alle kahl und stumm. Schlange die zweyundzwan-
zig F«ü»uß«e» lang ist, in der man einen völlig ausge-
wachsenen Hirsch findet.

/Im Königreiche Whidah sonst Iuda genannt, sind
die Negers nicht so schwarz, als an der Goldküste. Sie
sind arbeitsam, voller Complimenten, die ver-
schmitztesten Diebe in der ganzen Welt. Ein lächerliches
Verdienst, welches sich reiche Frauen bey ihrem Abster-
ben zu machen, einbilden, ist dieses, daß sie ihre
Sclavinnen zu öffentlichen Huren vermachen, und
glauben davor nach dem Tode belohnt zu werden. Die
Eltern verkaufen hier gewöhnlich ihre Kinder zu Scla-
ven. Viel Kinder, viel Reichthum. Man be-
dient sich hier, wie anderwerts in Africa der Be-
schneidung. Es ist eine grosse Unhöflichkeit vom
Tode zu reden.

/Der grosse Fetisch von Whidah ist eine grosse
Schlange, die Ratzen und giftige Schlangen verfolgt.
Ein Schwein fraß einmahl eine solche Schlange, und das ganze
Schwein_geschl«a»echt wurde ausgerottet. Man widmet ihr
Schlangen-Häuser als Tempel. Ihr werden Mädgen geheiligt,
welche hernach von ihren Männern müssen geehrt werden.
Sie sind feige, haben auch die tolle Gewohnheit sich wegen der
Schulden an dem ersten dem besten zu halten. -4} ~

/|P_312R δZ_05

/[[ 1.400.000 Negers
sind itzt in America
%und ohngefehr 9 Millionen
sind von Anfang
her herein geführt
jährlich müssen
wenigstens 60.000
neue eingeführt
werden
]] ~

/|P_313 δLage X δMs_310

/{1- Das Königreich Benin ist mächtig.

/Der König von Whidah hat seinen Pallast, Geräthe und Tracta-
menta fast auf Europäischen Fuß eingerichtet.

/Der König von Ardrah. Er schickt Gesandte nach Frankreich
Die Einwohner am Flusse Gumbra tragen Ringe in ihren
Ohren, Nasen, Lippen; andere machen ein Loch in die untere
Lippe, wodurch sie die Zunge stecken. Der König von Gambra trieb
zu Bosmans Zeiten das Schmiedehandwerk.

/ ≥ Aegypten. ≤

/Das Land ist wegen seines fruchtbaren Bodens und großer Hi-
tze im untern Theile sehr ungesund, vornehmlich vom 7ten
Aprill an 50 Tage lang, da Südwinde Hamehin oder
Campsin genannt sehr heisse Luft zu wehen. Die Seuchen,
die daraus entstehen hören plötzlich auf so bald der Nil aus-
zutreten anfängt. Man hat in Cairo fast allenthalben schlime
Augen. Der Nilstrom, von dem schon oben gehandelt, würde
das Land nicht so weit hinein überschwemmen, wenn nicht
durch Kanäle das Wasser herübergeführet würde. Unter
den Armen des Nils sind nur 2 schiffbar, der von Iamiate
und der von Rosetta.

/Die alten Landeseinwohner sind hier nur gelb, werden
aber immer brauner je näher sie Nubien kommen. Die größte
unter den Piramiden hat eine Quadratbasin, deren Seite

/|P_314

/693 ist und die schräge Höhe gleichfals so viel austrägt. Ver¥
suche sie durchzusuchen.

/In den Catacomben oder Gräbern «¿»westwerts von dem
Orte der alten Memphis findet man die Mumien, deren
die beste «a»Art nach ausgezogenem Gehirn, und ausgenommenen
Eingeweide mit a«b»rabischem Balsam und Benzoin eingesalbt
in eine Salzlacke eine Zeit gelegt, dann einwendig mit den
besten Kräutern und wohlriechenden Sachen angefüllt ist.
Eine solche kostet itzt 4.000 Rheinische Gulden. Bey der 2ten
Art werden schlechtere Ingredienzien genommen, bey der
3ten aber nur Iudenpech. Ein Iude in Alexandrien schmier¥
te die in der Pest verstorbenen Körper zu Mumien an.
Auf der Insel Teneriffa findet man auch Mumien in Grä¥
bern in Ziegenfell eingeneht, die sich sehr wohl gehalten
haben.

/Unter den Gewächsen merken wir nur den Papyrus der
alten, eine Art Schilf, da die alten Egyptier ihr Brod, Klei-
dung und sogar Papier hernahmen. Man hat in Cairo auch
Ofen, darin Hüner Eyer durch eine gemäßigte Hitze von
schwälenden Kuh- oder Cameels-Mist ausgebrütet wer-
den.

/Bey AltCairo ist ein Kirchhof, wo die Copten den Glauben
haben, daß die todten Leichname am Charfreytage sich an

/ die

/|P_315

/die Luft herausbewegen. Wie sich die Copten bey Lesung des
Evangelii verhalten. Der Crocodill ist einer der ärgsten
Feinde in Aegypten, der Ichnevmon frißt ihm nicht die
Gedärme durch sondern zerstört nur seine Eyer.

/Der Ibis Vogel ist Aegypten ganz allein eigen, ist einem
Storche sehr ähnlich und stirbt so bald er nur über die Grenze
komt, er rottet die aus Ethiopien kommende Heuschrecken aus
Die Zigeuner *1 sollen ursprünglich von den alten Landesein-
wohnern seyn, welche nach dem die Türken das Reich der Ma-
melucken zerstörten, sich in die Wüsten retirirten und durch
Rauben sich nährten, zuletzt aber größtentheils ausgerottet
oder verjagt worden.

/Die Christen dürfen hier, so wie in andern türkischen Län-
dern nicht auf Pferden sondern auf Eseln reiten.

/ ≥ Abyssinien

/In den niedrigen Gegenden des Landes als zu δLücke
Küsten des rothen Meeres hin bey Swacken ist die Hitze ganz
unerhört heftig, in den andern gebürgichten Gegenden so
mäßig als in Italien oder Griechenland. Man sieht «s»hie selbst
auf den Bergen entweder niemals oder sehr selten Schnee.
Der Regen, der hier in den Monaten %Iuni %Iuli und August
als aus Kannen herabstürzt, ist mit schrecklichem Donnerwetter

/ ver ~

/|P_315R δZ_08

/[[ *1 Ietzt «¿¿»hält man
sie vor Indianer
aus Afganistan
]] ~

/|P_316

/verbunden und giebt dem Nil seinen Zuwachs. Das Land ist
so gebirgicht und rauh wie die Schweitz. Es giebt hier allerley
seltsame Figuren und Gestalten von Bergen.

/Dieses Land hat ohne Zweifel edle Metalle, aber sie suchen
sie nicht, damit der Türken Geiz dadurch nicht angereizt
werde.

/Albuquerque, der aus Portugall an den König von Abys-
sinien geschickt war, gab den Rath um der Türken Macht
zu schwächen, den Nil anderwerts zu leiten, oder wenig-
stens sein Wasser durch viele seitwerts geleitete Bäche so
zu vermindern, daß die Ueberschwemmung in Aegypten
nicht die zur Fruchtbarkeit nöthige Höhe erreichen könnte,
denn sobald der Nil Abyssinien verlassen hat bekömt er
keinen Strom mehr in sich und es sind viele Ströme in Aethi¥
opien so wie in der großen Tartarey, imgleichen in
Persien, die das Meer nicht erreichen indem sie in verschie¥
denen Aesten sich im Lande verlieren. Unter den Ge-
wächsen des Landes darunter es die meisten Europäischen
giebt merken wir nur das Kraut Asazoe, welches, wenn
es die Schlangen berührt sie dumm macht und wer nur die
Wurzel desselben gegessen von ihrem Biß den Tag über
frey bleibt.

/ Die

/|P_317

/Die Aethiopische Ochsen übertreffen die unsrige über
die Hälfte an Größe. Die Pferde sind hier muthig und
schön, Schaafe, deren Schwanz wohl 10 bis 40 %Pfund wiegt sind
gemein. Das Zebra, das hier Zecora heißt, der Camelo-
pard oder Giraffe, der von Ludolph so hoch beschrieben
wird daß ein Mensch von gemeiner Größe ihm nur bis an
die Knie reichet und einer auf dem Pferde unter seinen
Bauch durchreiten kann. Das Land hat unzählich viel Affen
davon die Benennung mag hergekommen seyn: Schlauer
Affenland, da dann die Fabel des Herodots, daß daselbst der
Tisch der Sonne alle Morgen auf freyem Felde mit gebra-
tenem Wildbrett besetzt, anzutreffen wäre, von welchen
das Volk «G»glaube es komme von selbst hinauf, Anlaß gege-
ben hat ein Land von erdichteter Bequemlichkeit und Schön-
heit Schlaraffenland zu nennen.

/Der Hippopotamus, Crocodill u.s.w. sind hier anzutreffen.
Unter den Vögeln merke ich nur den Pipi, der diesen Na-
men von seinem Geschrey hat, welches er, so bald er einen
Menschen merkt und ein wildes Thier oder Schlange zugleich
gewahr wird macht indem er den Menschen gerade an den
Ort hinführet wo es sich befindt. Sie haben keine zahme
Gänse. «¿»Was die Araber von ihrem Vogel Ruch oder Roc.

/|P_318

/für Fabeln erzählen und der Pater Boliva bestätigt
gehört unter die Merkwürdigkeiten des Schlaraffenlan-
des. Die Heuschrecken sind hier groß, schädlich aber ge-
sund und angenehm zu essen. Ludolph behauptet daß
Iohann der Täufer imgleichen die Kinder Israel in der
Wüsten dergleichen gegessen.

/Die Abyssinier sind von Arabischer Abkunft, witzig
wohlgebildet aber schwarz oder falb, mit wolligtem Haar
ehrlich nicht zanksüchtig. Es giebt unter ihnen auch einige
weisse Mohren; die Caffern aber, die in ihrem Gebiete
wohnen sind erstlich so häßlich und dann auch so ungesittet
und boßhaft wie die übrigen Negers.

/Sonsten giebt es auch Araber und Iuden unter ihnen.
Die Religion ist christlich, allein ausser vielen Heyden sind ih¥
nen die Türken in ihrem Lande sehr gefährlich.

/Die Abyssinier, ob sie gleich Christen sind beschneiden den-
noch ihre Kinder so wie die Copten.

Vom Priester Cham, von Betrüger zaga Christ.»

/ ≥ Die nordliche Küste von Africa ≤

/Die Einwohner sind ein Mischmasch von alten Einwohnern
Arabern, Vandalern und haben also keine sonderliche Ver-
schiedenheit von den Europäern. Die Producte des Lan- 

/ des

/|P_319

/des sind so wie in Aegypten das innere von Africa am Sene-
gal ist sehr unbekannt.

/ ≥ Das 3te Welttheil
/Europa.

/Die Europäische Türkey. ≤

/Bulgarien. An dem Berge, welcher dieses Land von Ser¥
vien scheidet ist ein laulichtes und 60 Schritte davon ein eis¥
kaltes Bad. Sonst sind hier viel warme Bäder. Hier giebt
es die großen Adler, deren Schwanzfedern von den δLücke
in der ganzen Türkey und Tartarey zu den Pfeilen gekauft
werden.

/Die Dobrucinsche Tartarn an dem Ausfluß der Donau
südwerts sind wegen ihrer Gastfreyheit berühmt, da ein
jeder Reisender von den Leuten im Dorfe liebreich einge-
laden wird mit ihnen vor lieb zu nehmen und bis 3 Tage
mit Honig, Eyer und Brod umsonst aufgenommen wird.

/ ≥ Griechenland ≤

/Der Berg Athos in Macedonien, darauf 22 Klöster. Er
soll seinen Schatten auf dem Marktplatz der Stadt Tyrr-
henia in der Insel Lemaus werfen, zur Zeit des solstitie
aestivi der styx in morea, dessen Wasser bis zum Tode
kalt und so «so kalt ist» fressend ist daßes Eisen und Kupfer auflöst.

/ Die

/|P_320

/Die Mainotten, Nachkommen der alten Macedonier
sind bis auf diesen Tag von den Türken nicht bezwungen.
Unter den griechischen Inseln ist Lemnos oder Stalimone
wegen der terra sigillata berühmt, welche mit vielen Cä¥
rimonien ausgegraben wird.

/Bey Negroponte ist der berühmte Eurypus.

/Die Insel Milo oder Metus besteht aus einem schwammig¥
ten und durchweichten Felsen, worunter ein beständiges
Feuer wirkt daß man es allenthalben fühlt, wo man die
Hand in die Löcher des Felsens stecket.

/Einige Felder auf dieser Insel rauchen wie Schorsteine
Alaun und Schwefel findet sich hier häufig. Die Luft ist un-
gesund aber das Erdreich fruchtbar. Antiparos hat die
schöne Grotte welche voll schöner Bildungen aus durch-
sichtigem Chrystalligten Marmor ist. In Candia ist das
Labyrinth am Fusse des Berges Ida merkwürdig; der vor-
nehmste Gang ist 12.000 Schritte lang und man irret sich oh-
ne Wegweiser leichtlich darin. Die Insel Santorini ist durch
einen gewaltsamen Ausbruch des unterirrdischen Feu-
ers aus dem Grunde des Meeres erhoben. Auf eben die
Art sind noch 4 andere nahe Inseln aus dem Meere, wel-
ches hier fast unergründlich tief ist entstanden.

/ Ueber

/|P_321

/Ueberhaupt ist Griechenland und seine Inseln an Feigen
Rosinen guten Wein pp fruchtbar. Die Einwohner sind sehr
von ihrem vorigen guten Charackter heruntergekommen.

/ ≥ Ungarn ≤

/Dieses Land ist in dem inwendigen seines Bodens voll von
Mineralien. Die Cementwasser, die verschiedenen Berg-
werke, vornehmlich die Goldbergwerke von Cremnitz und
Schemnitz, welche letzte sonderlich Schemnitz das feinste
Gold liefern aber beyde itzt kaum die Unkosten verlohnen
Die heissen und tödlichen Quellen %.imgleichen die Eishöhlen sind
Zeugnisse davon. An den niedrigen Oertern, wo die Donau
Sümpfe macht ist die Luft sehr ungesund. Der Wein ist der be-
ste in Europa.

/ ≥ Italien

/Dieses Land ist oberwerts von Westen nach Osten mit einer
Reihe Berge Alpen genannt (welches Wort überhaupt ei-
nen hohen Berg anzeigt) von Frankreich und der Schweiz
abgesondert, und mitten durch von Norden nach Süden durch
den Apenninus durchgeschnitten. [[ <Der apennin hat keine Wälder> ]]

/Die Europäischen Obstarten sind mehrentheils alle aus Ita-
lien verpflanzt und nach Italien sind sie aus Asien und Grie-
chenland übergebracht worden. Die Apricosen aus Epirus.

/|P_322

/Die Pfirschen aus Persien, die Citronen aus Medien, die Gra-
natäpfel mala punica aus Cartago, die Castanien aus Ca-
stanea in Macedonia, die besten Birnen aus Alexandria
Numidien, Griechenland, die besten Pflaumen aus Armeni-
en Damascus, Lucullus hat die ersten Kirschen aus Pontus
gebracht. Als Alexander Persien bezwang war das Holose¥
ricum oder Zeug aus lauter Seide so theuer als Gold, nach¥
her wurden Seidenwürmer nach Griechenland und Itali-
en gebracht. Eben dieses ist mit dem Wein geschehen.

/Italien ist vor zeiten viel waldigter kälter und wahrschein¥
licherweise unbewohnter gewesen als itzo. Die Einwohner
Italiens sind nunmehr sehr vermischtes Geblüts; also ist es
schwer ihren Charackter fest zu setzen. Doch sind sie eifer¥
süchtig, rachgierig und heimlich sonsten sinnreich und kluge poli¥
tici.

/Im Savoyischen Gebürge ist der Mont Cenis der berühmte-
ste, über welche der Eingang aus der Schweiz in Italien ist.
1751 wurde einer der Piemontischen Berge ein feuerspei-
ender.

/Die Savoyarden sind arm aber redlich. In den Gebürgen
reisen die Männer mit Murmelthieren und einem kleinen
Kram jährlich aus und kommen fast alle zu gleicher Zeit nach

/ Hause

/|P_323

/Hause, welches die Ursach ist daß fast alle Weiber zugleich ins
Wochenbett kommen. In Savogen herrschen ungemein gro-
ße Kröpfe vornehmlich unter den Weibern.

/Piemont ist sehr fruchtbar. Der Berg Rochemelon ist der
höchste unter den Welschen Alpen. Eine Pistole knallet auf
den Gipfeln derselben als ein zerbrochener Stock. Der
Berg Viso, der gegen Mittag dem Thal Lucern liegt ist der-
jenige, wodurch Hannibal seinen Weg durchgehauen, wel-
cher noch zu sehen ist.

/Auf den höchsten Alpen findet man weisse Haasen, weisse
Rebhüner und nordische Pflanzen so wie in Lappland.
Der Iumar ist ein Thier welches von einem Stier und einer
Stutte oder einem Stier und Eselin gezeigt worden, jener
heißt baf dieser bif. Kopf und Schwanz sehen einem Stier ähn-
lich. Er hat aber keine Hörner sondern nur wulstige Stellen
an den Orten wo sie stehn sollten; sonst sind sie der Mutter
ähnlich aber nicht so groß als Maulesel, laufen «¿¿¿»schnell,
sind sehr stark und fressen wenig.

/Steinöhl wird an vielen Orten Italiens von den Bäumen,
über deren Wasser es sich setzet geschöpft vornehmlich bey Mo-
dena.

/Bey bologna wird der bekannte Bologneser Stein, der wann

/|P_324

/wann er calcinirt worden, Luft in sich sauget, gefunden.
Ans unmittelbare Sonnenlicht ist für ihn zu stark darin
zerfällt er.

/Von den Meerdatteln oder Bullarii, der Art Muscheln
die in einem schwammichten Stein gefunden werden ist
schon gehandelt. Hier merken wir nur an daß ihr Saft
im finstern so hell leuchtet daß man dabey lesen kann
Der Muscatellerwein bey Monte Finscone ist der beste.
Daher die Historien von Est. Est. Pietra. Fungifera bey
Neapel trägt 3 bis 4 Pfeiffen, deren mancher 20 %Pfund wiegt
wovon schon gehandelt worden.

/Die Steine, die Vesuvius aus wirft halten oft ädle Metalle
in sich. Die Schwitzbäder bey Neapel sind Gewölber von dem
See agnano, in denen eine Oefnung ist, woraus ein sehr heisser
Dunst heraus dringt, der die Gewölbe anfüllt und die da-
rin befindliche zum Schwitzen bringt.

/Solfatara ist ein kleines Thal, in welchem Dampflöcher
sind, die Steine die rings um eine solche Oefnung liegen
sind immer in Bewegung und wenn man eine handvoll
kleinerer Steine hinein wirft so werden solche 6 Ellen
hoch in die Höhe getrieben. Solfatara und Vesuvius haben
mit einander Gemeinschaft. Das Erdreich ist hier hoch und

/|P_325

/das Echo donnernd, wenn ein Stein in ein gegraben Loch
geworfen wird.

/Apulien ist ein sandigtes Land ohne Quellen, wo Mensch
%und Vieh aus natürlichen und künstlichen Cisternen getränkt
werden. Es regnet hier sehr wenig. Der Wein ist etwas sal-
zigt aber die Wassermelonen sind vortreflich.

/Von der Tarantul_Spinne und von den Tarantolatis ist ge-
handelt worden. Die Meerenge zwischen Sicilien und dem
heutigen Calabrien, welche die Straße von Messina ge-
nannt wird ist wegen des Strohms merkwürdig, den die
ll»bbe und Fluth macht. Der nordliche Strom, der durch die Küste
Italiens bestimt wird ist der stärkste, so daß die Schiffe selbst
nicht mit einem starken Südwinde dagegen fahren können
und selbst nicht quer über kann gefahren werden. Bey Messi-
na gerade vor dem Hafen entsteht ein Wirbel Charybdis
aus dem wider ein ander laufen zweyer Ströme. Wenn
kein Südwind ist so ist er ruhig. Malta ist ganz felsigt und
kan die Einwohner nur auf ein halb Iahr mit Getraide
versorgen.

/ ≥ Frankreich. ≤

/Von der Erde in diesem Lande zeiget Guettard, daß es drey-
erley Arten des Bodens gäbe 1 von Paris, Orleans, einen Theil

/ der

/|P_326

/der Normandie bis nach London sey das Erdreich lauter
Sand und darin kein ander Metall als Eisen 2 diesen
Kreis umschieße ein anderer, wozu Champagne, Pi-
cardie Touraine Perry und ein Theil der Normandie ge-
hören dieser halte nichts als Mergel in sich. Der 3te Kreis
soll die bergichten Theile des Landes in sich fassen sich
durch Deutschland und selbst in Engelland ausbreiten und
allerley Steinbrüche und Metalle in sich halten.

/Die Weine in Frankreich Vin l'Erimitage, Frontiniac
Pontac, Champagner und Bourgunder sind bekandt. Die
7 vorgegebene Wunder des Delphinats sind lange wider-
legt worden. Der Gabelnbaum wächst in Languedoc.
Sein Stam ist bis 4 Fuß hoch. Oben auf dem Stamme wächst
eine große Anzahl gerader Zweige, die man durch be-
schneiden «d»zu dreyzackichten Gabeln bildet, nachmals
werden sie in heissen Oefen noch mehr ausgebildet. Der
%.königliche Canal von Languedoc ist 40 französische Meilen
lang halb Fuß Wasser 64 Corps d'Ecluses, deren einige
2 bis 4 Schleusen haben. Der Canal hat 13 Millionen ge¥
kostet. Bey dem Flecken Balaruc in Languedoc ist ein so
temperirter warmer Brunnen daß er Eyer ausbrütet.

/ Dem -1}

/|P_327

/{4- Dem ohnerachtet behält das aus geschöpfte Wasser doch diese
Wärme wenigstens 8 Stunden, und es wird im Feuer lang-
samer zum Kochen gebracht, als das gemeine Wasser.

/In der Gegend von Clermont sind versteinernde Qvellen,
deren eine eine ordentliche steinerne Brücke formirt hat,
unter welcher ein Bach fliesset. Man hat diese Qvelle in viele
Arme zertheilet, und ihr ihre versteinernde Kraft meistens be-
nommen. Man trinkt es ohne Schaden.

/ ≥ Spanien. ≤

/Dieses Land hat nur 7_1/2 Millionen Einwohner. Zur Zeit der Moh-
ren und Gothen hat es wohl 4 mahl so viel gehabt. Das Kloster-
leben, die Bevölkerung Indiens und die schlechte Wirth-
schaft sind Ursachen davon. Die Spanier sind fast alle ma-
ger, dazu der Genuß vieler Gewürze und hitziger Getränke bey-
trägt. Es gibt selten wo mehr Blinde als hier. Seit der Entde-
kung Indiens sind über 6.000 Millionen Personen ins Land
gekommen. Die Asturier sind wegen ihrer gothischen Abkunft
sehr berühmt, ihre Pferde sind gut.

/Bey Bejar in Estremadura sind 2 Qvellen, davon eine
sehr kalt und eine sehr warm ist. Die andalusischen Pfer-
de übertreffen alle.

/ ≥ Portugall. ≤

/Hat bis 2 Millionen Menschen. Man ist hier so wie in An-
dalusien gewohnt, des Mittags zu schlafen und des Abends,
Morgens und Nachts zu arbeiten. Aus Brasilien ziehen die Por-
tugiesen nur an dem darinn gefundenen Golde jährlich auf
12 Millionen %.Reichsthaler. Auf dem Gebürge Estrella ist eine See
die immer in einer sprudelnden Bewegung ist.

/|P_328 δMs_326

/ ≥ Schweden. ≤

/Ist arm an Getrayde. Man hat gelernt Brodt aus Birken und Fich-
ten-Rinden, ja Stroh und Wurzeln zu backen. Man hat
hier Silbergruben, vornehmlich Kupfer- und Eisenbergwer-
ke, auch etwas Gold. Hat nicht mehr als 3 Millionen Einwoh-
ner. Die Insel Ösland hat kleine und muntere Pferde. Die
Trolhetta ist ein 3facher Wasserfall der Gothischen Elbe.

/In dem südlichen Theile von Lappland wird einiges Getrayde
gesammlet. Die Vieh_Bremsen sind eine unendliche Beschwerlich-
keit. Lange Fußbretter, worauf man einen Wolf im Laufen
erhascht. Nutzbarkeit des Rennthiers. Einige besitzen deren
etliche 1.000. Die Lappen sind braun mit schwarzen Haaren,
breite Gesichter, eingefallene Backen, spitzen Kinn, faul und
feige. Ihre Wahrsager-Trommeln haben sie mit andern Völ-
kern in diesem Climate gemein. Finnland hat grosse Perlen.

/ ≥ Norwegen.

/Die Inseln Faeröer und Island. ≤

/Der Winter ist hier erträglich, ausser in den Gebürgen; von die-
sen schiessen auch grosse Schneebälle herab, die alles zer-
schmettern; öfters fallen auch Stücke von Bergen ab. Die öst-
liche Seite ist in Ansehung der Witterung von der westlichen
sehr unterschieden. Die schmalen Busen, die das Meer oft
bis 8 Meilen ins Land macht, und deren etliche die Tief-
Rinnen genannt werden, nur 50 bis 100 Faden breit aber
400 tief sind, sind häufig. Der Norwegsche Strand ist an
den mehresten Orten steil. Man findet hier viel Marmor
und andere Stein-Arten, etwas Gold und Silber, mehr
Kupfer und Eisen. Der Mälstrohm entsteht von der Ebbe

/|P_329 δLage Z δMs_327

/und Fluth, nur, daß seine Bewegung, der an den Küsten gewöhn-
lichen entgegen ist. Es soll gar kein Wirbel darinn seyn, sondern
nur ein hochspritzendes Wasser. Schelderug aber will viele
dergleichen Wirbel, die umgekehrten Kegeln gleich wären, und bis
4 Klafter im Durchschnitt, 2 aber in der tiefe hätten, gesehen
haben. Dieses letztere geschieht zur Zeit der Springfluth.

/Die Finnlappen leben größtentheils von der Fischerey. Die Inseln
Faeröer haben ziemlich mässige Winter und Sommer. Sie bestehen
aus blossen Felsen, die aber eine Elle hoch Erde über sich haben.
Sie haben einen Überfluß an Schaafen und Gänsen.

/Die Insel Kille Dimen hat die Eigenschaft an sich, daß auch
weisse Schaafe, die herauf gesetzt werden, ganz schwarze Wol-
le bekommen.

/Die Insel Island ist von Morgen nach Abend mit einer Reihe
Bergen durchschnitten, worunter einige Feuer auswerfen, wo-
bey zugleich der verschmelzende Schnee schreckliche Gießbäche
macht, die die Thäler verwüsten.

/Man merkt, daß, wenn Schnee und Eis den Mund eines solchen
Berges nach und nach verstopfen, ein neuer Ausbruch des
Feuers nahe sey. Es gibt viele heisse Qvellen, deren einige
ihr Wasser als kochend in die Höhe spritzen, und die an solchen
Qvellen wohnen, kochen ihre Speisen in hineingehängten Kes-
seln drinnen auf.

/Die Schaafzucht ist hier ansehnlich. Sie suchen sich bey gutem Wet-
ter im Winter selber ihr Futter im Schnee.

/ ≥ Rusland. ≤

/Die Asiatischen Länder sind von den Europäischen dieses Reichs
zwar geographisch unterschieden; die Physische Gränzen aber

/|P_330

/könnte der Fluß Tenisea, wie Gmelin meynet, machen. Denn
ostwerts diesem Flusse ändert sich die ganze Gestalt des
Erdreichs sowohl, da die ganze daselbst gelegene Gegend ber-
gigt ist, als auch andere Pflanzen, fremde Thiere, als das
Bisam Thier %.und %.andere %.mehr anzutreffen sind. Der Fisch Belluga
der in der Wolga häufig anzutreffen, schlukt bey der jährli-
chen Aufschwellung des Strohms grosse Steine, statt Ballast
herunter, um auf dem Grunde erhalten zu werden.

/Der Sterlede und der Stör haben einen geringen Unterschied
ausser daß jener delicater am Geschmack ist. Beym Kloster
Troitz und in den Gräbern bey Kiow sind einige aus na-
türlichen Ursachen unverweßte Leichen anzutreffen, die fälsch-
lich vor Märtyrer gehalten werden.

/ ≥ America.

/1. Süd-America. ≤

/Das Staaten Eyland, zwischen welchem und der Feur Insel
(welche eigentlich eine Menge vieler Inseln ist) die Lemairische
Strasse liegt, hat wegen der öden und fürchterlichen Gestalt
ihrer Berge, und des fast immer währenden Regen und Schnee
die traurigste Gestalt von der Welt. Lord Anson schlägt vor,
südwärts um die Staaten Inseln zu seegeln. Das Land der
Patagons, ein sehr flacher Strich Landes an der Magellanischen
Meerenge soll mit Riesen bewohnt seyn; man hat aber
davon keine Versicherung.

/Am Silberflusse sind die reichen Potossischen Silber Bergwerke,
so den Portugiesen gehören. In Paraguay haben die Iesuiten
die Wilden zu einer so guten Conduite gebracht, wie

/|P_331

/sie nirgends in Indien haben.

/Chili hat muntere und kühne Einwohner. Die Geschicklichkeit,
gewisser Fangriemen sich auf der Iagd und im Kriege zu
gebrauchen, ist ausserordentlich. Die Spanischen Pferde werden
hier flüchtiger und schöner. Kühne Iagd mit denselben die «Au»
Araucaner eine in Chili befindliche Indische Nation, können noch
nicht von den Spaniern bezwungen werden.

/Peru ist an der Seeküste unfruchtbahr und unerträglich heiß. Es
regnet auch nicht darinn, ausser 1720 hat es 40 Tage geregnet,
wodurch Städte und Dörfen zerschmolzen. Der gebirgigte theil ist
temperirt und fruchtbahr. Die jetzigen Peruaner scheinen von
ihrer Vorfahren Geschicklichkeit erstaunlich abgewichen zu seyn.
Man findet noch Mauren von Pallästen, die mit gehauenen Feu-
ersteinen aufgemauert seyn, ob sie gleich damahls kein eisern
Werkzeug zum Behauen hatten, sondern blos Kupfer. Ietzo
aber ist die Trägheit der Nation erstaunlich. Man sieht bey ih-
nen eine unbegreifliche Gleichgiltigkeit in Ansehung der Stra-
fen und Belohnungen, nach des Condamine Bericht. Die Farbe
dieser Indianer ist kupferroth, sie haben keinen Bart. Das Erd-
reich im niedrigen theil von Peru verliert oft durch ErdBeben
sehr seine Fruchtbarkeit.

/Am Amazonenstrohm auf beyden Seiten desselben ist etwas
ferne von dem Gebürge. Cordillera das Erdreich erstaunlich
fruchtbahr, so eben wie eine See, und ein Kiesel-Stein eben
so rar als ein Diamant. Denen, die über diese Gebürge von We-
sten nach Osten reisen wollen, weht ein ungemein heftiger und
oftmahls tödtlich kalter Ost-Wind entgegen. Die Einwohner des
Amazonenstrohms vergiften ihre Pfeile mit einem so schnellen

/|P_332

/Gifte, daß sie ein damit nur leicht verwundetes Thier noch
kaum fallen sehen. Das Fleisch ist unschädlich.

/Man sieht hier seltsame Überfahrten über Ströhme, da eine
gewisse Gattung von gewachsenen Stricken, Beiucken ge-
nannt, über einen Strohm gespannt werden, daran ein Pferd an
einem Ring schwebend, oder auch Menschen an Matten han-
gend herüber gezogen werden. Über das Peruanische Gebürge
nach Panama zu reisen, bedient man sich gewisser dazu abge-
richteten Esel, welche dieses an den allergefährlichsten Orten
mit grosser Geschicklichkeit thun.

/In Popayan wäscht man viel Goldstaub aus der Erde, die von
reißenden Gießbächen, welche von Gebürgen herabstürzen, durch-
schnitten werden.

/Porto Bello am Isthmus von Panama ist eine der aller un-
gesundesten Städte in der Welt, überhaupt ist das niedrige
Land an diesem Isthmus erstaunlich feucht, waldigt und durch
die unmäßige Hitze sehr ungesund. Die Niederkunft ist in
Porto Bello fast tödtlich. Die Mücken in diesen Wüsten qvä-
len die Reisende erstaunlich.

/Die Fledermäuse lassen in Carthagena Menschen und Vieh im
Schlaf zur Ader. Das Frauenzimmer in dem Spanischen America
raucht fast allenthalben Tobac.

/Auf Hispaniola ist ein Baum, der giftige Äpfel trägt, dessen
Schatten selbst gefährlich ist, und in deren Saft die Wilden ih-
re Pfeile tauchen. Das Manati kann hier zahm gemacht werden,
und einige halten es deßwegen vor den Delphin der Alten. Die
Landwinde im Mexicanischen Meerbusen sind von grosser Be-
qvemlichkeit, in dem man dadurch wohl 100 Meilen gegen den

/|P_333

/allgemeinen Ostwind seegeln kann. Sie Schiffer gehen mit dem
Landwinde in der See und mit dem See Wind wieder zurück.
Das große Land Guiana, «ist» in welchem Walter Kaleigt «oro-»
auf dem «D»Oronoque_Strohm auf Entdeckungen ausgegangen, ist
nicht tief in seinem innern bekannt. Es hat viel Gold-Sand, aber
die Stadt Manca oder el_Dorudo die am See Parima ligt,
und wo das Gold fast wie die Steine auf der Strasse gemein seyn
soll, ist sehr ungewiß; eben so wie die Ohnköpfe, wovon fast
alle Indianer am Oronoque reden, die das Maul auf der
Brust, und die Ohren auf den Schultern haben sollen, entweder
erdichtet, oder Leute sind, die wie viele Indianer den Kopf durch
Kunst verstellen. Zu diesem Lande gehört auch das Surinam
der Holländer. Die Iesuiten sind hier sehr mannigfaltig und
oft sehr groß. Unter diesen ist das wandelnde Blatt, nemlich
eine Heuschrecke, welche in einem zusammengewickelten
Blatt zeitig wird, und, nachdem sie auf die Erde gefallen, Flü¥
gel von einer Farbe und Gestalt, wie die Blätter zeugt, merk-
würdig. Die Frösche verwandeln sich hier zuletzt in Fische. Der
Laternenträger, eine Fliege, welche eine Blase, die im fin-
stern sehr helle leuchtet, am Kopfe hat. Gehen wir von da in
die Brasilianische Küste weiter hinab, so finden wir dieselbe
mit Portugiesen wohl bewohnt. Das Brasilien-Holz oder der
Baum Arbatan macht eins der vornehmsten Gewächse die-
ser Länder aus; wiewohl sie viele andere schöne producte
haben, derer wir bald erwähnen werden.

/Unter den vielen Nationen der Wilden, die in den Wüste-
neyen, in dem innern des Landes herumgehen, sind die Tapu- 

/|P_334

/yer die berühmtesten. Sie haben keinen Begriff von Gott, kein
Wort, daß ihn bezeichnet, gehen nallt, fressen die Gefangenen
«auf» Feinde, obgleich nicht mit soviel Martern als die Cana-
dier, durchbohren ihre Unterlippen und stecken eine Art grü-
nen Iaspis ins Loch, welches doch die Weibsbilder nicht thun,
die dafür das Loch im Ohrläpchen sehr erweitern, kleben sich
das Gesicht voll Federn, dagegen es sich die Weiber mit Figuren
bemahlen. Die im Kriege gefangenen werden zuerst sehr gut
gehalten, bekommen sogar eine Beyschläferinn, werden hernach ge-
tödtet und gefressen aber nicht gemartert. Man begegnet in-
dessen allen Fremden sehr wohl. Diese Menschenfresser sind ei-
gentlich nicht am Amazonenstrohm, sondern an der Yupura.
Der Calibri soll hier schön singen, welches er in Nord-America
nicht thut. Man sahe in diesen Gegenden vor den Europäer«n»
Ankunft kein Rindvieh, und jetzt hat es sich so vervielfälti-
get, daß aus Paraguey wohl 40.000 Rindhäute des Iahrs
ausgeführt worden sind, wiewohl die wilgewordenen Hunde
es sehr aufgerieben haben. Man sagt auch, daß nichts vom
Europäischen Obst in America ehedem gewesen wäre, nun a-
ber sind in Peru und den dazu gehörigen audientiis gan-
ze Wälder von Äpfel und Birnen-Bäumen. Brasilien
ist voll Schlangen und Affen; die dasigen Papageyen sind
die besten, nur in Ostindien gibt es graue. Die von Europa
übergebrachte Schweine haben hier wie in der übrigen Zo-
na torrida ein sehr schönes und gesundes Fleisch. Die Mani-  -4}

/|P_335

/{1- oc Wurzel, die sonst roh gegessen ein Gift ist, wird von einigen
Brasilianern ohne Schaden roh gegessen. Viel Landteiche, die
nur bey der Regenzeit Wasser haben, enthalten doch als dann
ohne daß man weis auf was Art, eine große Menge Fische.
Der Vogel Vyra ist dem Condor an Größe und Wildheit fast
gleich, seine Klauen sind schärfer. Es giebt auch allhier einen
Vogel in der Größe eines calecutischen Hahns, der wie der
Strauß nur laufen kann aber schneller als ein Windspiel.

/Das Land Paraguay. Hier findet man das berühmte Paragay-
Kraut, welches ein Blatt vom Baum ist und getrocknet als ein
infusum gebraucht wird öffnet, treibt den Urin erregt
den Schlaf ist, wenn es übermäßig gebraucht wird sehr hitzig
Von den großen Schlangen dieses Landes hat %Pater Mantoya
und andere Missionarii viel unwahres ausgebreitet.
Man redet im Inwendigen des Landes von einem Volke der
Caesaren, die im 44 Grade südlicher Breite wohnen, und
von einigen unter Carl_V Regierung herübergekommenen
Spaniern abstammen sollen. Die Wilden dieses Landes sind ge-
fährliche Menschenfresser. Die Weiber zerstechen sich das Gesicht
und die Männer bemahlen es.

/Die Spanische Possession besteht aus Commanden und Reducti-
onen, welche letztere durch Iesuiten regiert werden. Die Re- 

/ publick

/|P_336

/publick St_Paul besteht aus hartnäckigten Rebellen, die nicht
können zu Paaren getrieben werden und vergrößert sich
durch Zulauf loses Gesindels immer mehr. Südwert von Bu-
enos_Ayres ist die Küste von America völlig unbewohnt, %und
kann auch nach der anno 1746 geschehenen Untersuchung nicht be-
wohnt werden da man selbst im Sommer hier ansehnliche Käl-
te fühlt. Doch sollen auf einer Insel, die ein gewisser Fluß
hier macht, Europäer seyn.

/ ≥ Nordamerica. ≤

/Die Esquimaux, welche Capitain Elli«s»s 1746 in den Mee-
ren bey der Hudsons Bay antraf, waren leutselig und klug.
Sie fahren mit Hunden wie in Siberien nur die dortigen
bellen nicht, versorgen sich auf ihrer Reise mit einer Blase
voll Thran, wovon sie mit Ergötzlichkeiten trinken. Die
etwas südliche Esquimaux sind ein wenig größer aber die
Franzosen beschreiben sie sehr abscheulich von Gesicht und
wild und boßhaft von Sitten. Gerathen oft auf ihrer Rei-
se in große Noth so daß man hier sein Weib und Kind zu fre-
ssen genöthigt wird. Sie machen ihre Canoes wie die Grön¥
länder mit Ueberzeuge vom Seehund, tragen Hemde
von zusammengenehten Blasen dieser Thiere. Ihre Schnee-
brillen, die aus einem Stück Wallroßzahn mit einer klei

/ nen

/|P_337

/nen Spalte gemacht sind thun ihnen sehr gut. Brandtwein,
den sie schwerlich meiden können ist ihnen sehr schädlich. Die Eltern,
wenn sie alt sind, machen ein Tractament und lassen sich von ihren
Kindern erdrosseln aber niemals sterben sie durch ihre eige-
ne Hand. Ueber den 67 %Grad der Breite findet man in America
keine Menschen mehr. Die Länder, welche zu Canada sowohl
dem französischen als Enlischen Antheil gerechnet werden
sind in Ansehung der Lage ihres Clima im Winter sehr kalt.
Die %.Nord %.Westwinde bringen die heiterste Luft und größte Kälte
Ie weiter man nach Westen komt desto kälter ist die Gegend.
Die allerwestlichsten Indianer heissen Affinipolier und wohnen
an einem See, wo aber noch nicht Europäer gewesen. Allein
diese Indianer haben eine schmutzige rothe Farbe des Leibes
und welches besonders ist fast keine Haare auf dem Leibe als
auf dem Kopf und den Augenbraunen, welche letztere jedoch
die meisten sich ausziehen. Die thierische Eigenschaften dieser
Wilden sind ausnehmend. Sie riechen in größerer Weite ein
Feuer, als man es sehen kann daher sie auch keinen Muscus
leiden sondern nur eßbare Sachen gern riechen. Ihre Ein-
bildungskraft in Erinnerung der Gegenden, wo sie einmahl
gewesen und ihre Feinigkeit und Entdeckung der Spuren von

/ Menschen

/|P_338

/Menschen und Vieh ist unbegreiflich groß. Unter allen diesen
Völkerschaften kann man mit der Sprache der Alonquins und
der Hurons durchkommen, welche beyde sehr schön nachdrücklich
und rein sind. «Andere» Alle diese Nationen haben keine ande-
re Oberhäupter, als die sie sich selber wählen. Die Weiber ha-
ben hierin und in andern Staatsgeschäften großen Einfluß
aber nur den Schatten der Oberherrschaft.

/Die Iroquesen machen itzo die größte Völkerschaft aus, über¥
haupt aber werden die Nationen beständig schwächer. Sie
haben kein Criminalgericht. Wenn Iemand einen getödtet hat
so weis man kaum wer es strafen soll, gemeiniglich
thut es die Familie, aus der er ist. Die größte Schwierigkeit
ist der Rache der Familie des Erschlagenen zu entgehen. Ei¥
ne Familie muß durch einen Gefangenen, wegen dessen, den
sie verlohren hat schadloß gehalten werden. Diebe wer¥
den zur Revanche ganz ausgeplündert. Nur verzagte %und
Hexen werden getödtet und verbranndt. Ihre Religionsbe-
griffe sind sehr verwirrt. Die Alonquins nennen den Ober-
sten Geist den großen Haasen und seinen Feind den großen
Tyger. Nichts ist wütender als ihre Traumsucht, wenn Iemand
träumet er schlage Iemand todt so tödtet er ihn gewiß, traum¥
fest. Ein junger Mensch muß durch einen Traum erinnert

/|P_339

/werden was er künftig als seinen Schutzgeist ansehen soll
Ein Traum einer Privatperson kann oft Kriege erregen
Im Kriege suchen sie sehr ihre Leute zu schonen fechten gegen
einander nur gemeiniglich durch Ueberfall und Hinterhalt
bedienen sich der Kopfschläger und wehren sich verzweifelt
Die Gefangenen werden zwar gebunden aber anfänglich
gut gehalten und wissen nicht ob sie sollen geschlachtet oder
zur Ersetzung des Verlustes der Gebliebenen in die Familie
der Ueberwinder aufgenommen werden. Wenn das erste be-
schlossen ist so singt das Schlachtopfer seinen Todtengesang und
man zerfleischt ihn durch langsame Martern, die oft einige
Tage dauren, wobey dieser ganz unempfindlich thut und sei-
nen Henkern Hohn spricht, zuletzt kocht und frißt man ihn
Dieses geschieht mehr aus Begierde den Geist der Erschlagenen
durch Rachopfer zu besänftigen als aus Appetit. Die im Ge-
fecht Erschlagenen werden niemals gefressen. Kinder und
selbst Weiber bereiten sich schon zu solcher Standhaftigkeit zu
Die Freundschaft dieser Wilden ist außerordentlich hoch getrie-
ben. Der Friedensstab oder das Calumet ist unter allen die-
sen Völkern gebräuchlich und ist eigentlich eine Tobackspfeife
welche oft mit einigen Zierrathen ausstaffiret wird, woraus
die Häupter bey den Partheyen rauchen. Man sieht die gro ~

/|P_339R δZ_19

/[[ Das manitou
eine Art talis-
mann
]] ~

/|P_340

/ße Neigung zur Unabhängigkeit unter diesen Völkern
an der Erziehung ihrer Kinder, welche bloß durch Worte und
kleine Beschimpfung als ihnen Wasser ins Gesicht zu sprützen
von den Eltern bestraft werden. Dies scheint die Ursache
zu seyn, weswegen sich kein Indianer einfällen läßt
die Lebensart der Europäer anzunehmen obzwar diese
oft jene wählen. Weiterhin westwerts in diesem Welt-
theil sind die Nationen wenig bekandt. Einige drücken den
Kindern den Kopf zwischen 2 Klumpen Leimen in der
Kindheit breit und heissen Plattköpfe. Unter den Alonquins
sind Kugelköpfe, wegen der Figur, die sie den Köpfen durch
die Kunst geben. Die Franzosen, welche die allerwestlich¥
sten Indianer kennen, berichten, daß man unter ihnen von
einem großen Meer %.westlich reden höre und die Reisen der
Russen von Chamschatka beweisen daß America nicht
weit davon sey, und daß es wahrscheinlicherweise durch nicht
gar zu große Meerengen und einigen Inseln von Ischakets¥
KoiNosh in Siberien abgesondert sey. Die %.Englische Colonien
in diesem Welttheile sind blühend. In Virginien ist der Winter
nur 3 Monate lang und ziemlich scharf. Der Sommer ist ange-
nehm. Es wachsen daselbst Weinstöcke wild aber noch hat kein
guter Wein davon kommen wollen. Ein Baum trägt in einer

/ Art -1}

/|P_341

/{4- Art von Schooten Honig und eines andern abgezapfter Saft gibt
aus 8 %Pfund Saft 1 %Pfund Zucker, so wie der Ingva aus Cocos_Saft gesot-
ten und in Indien raffinirt wird. Pensylvanien, Mariland,
u.s.w. kommen in den mehresten Landes_producten mitein-
ander überein; sehr viel Holz in Waldungen, eine Menge von
Wild, welches gröstentheils vom Europäischen unterschieden ist.
Carolina und Georgien sind am südlichsten gelegen, und brin-
gen auch schon Seide hervor, imgleichen in China befindliche
Kräuter. Einige wollen hier den Theestrauch und den Gin-
seng gefunden haben.

/Wenn man den St_Laurenz Strohm hinauf von dessen Mün-
dung an das französische Canada befärth, so hat man anfangs
zu beyden Seiten ziemlich wüste Länder, bey Qvebec aber
und weiter hinan nach dem Ontario und Erie-See hinauf,
die vortreflichsten Länder in der Welt. La_Hontan ist auf
dem langen Fluß, der in den Missisippi «fält» läuft, weiter
gegen Westen als irgend ein Europäer gekommen und hat
von den dahinliegenden Völkern, den Tahuglunken gehört,
daß sie bärtig, wohl bekleidet und künstlich wären, daß
das Calumet daselbst aufhöre, und daß sie an einem salzi-
gen See wohnen. Diejenigen, die den Missisippi herauf ge-
fahren, finden Völker von fast ähnligen Sitten in einem
sehr fruchtbahren und waldigten, im Winter aber sehr kalten
Lande. Alle diese Völker haben sich, seit der Ankunft der Eu-
ropäer sehr vermindert. Man findet bey allen diesen Natio-
nen, daß der Gebrauch des Kupfers viel älter bey ihnen sey,
als des Eisens. In dem benachbahrten Florida sind die Ein-
wohner sehr beher«t»zt. Sie opfern der Sonne ihre Erstgeburth

/|P_342

/Das Land hat grosse Perlen und ist dem Carolina der Engellän-
der ähnlich.

/ ≥ Americanische Inseln. ≤

/Die Boucaniers und Flibustiers waren anfänglich Seeräuber, ha-
ben die Niederlassung in St_Christoffle, Dominique, davon die
letztere hernach den Franzosen unterworffen worden, veranlasset.
In größten Theil des Spanischen America sind viele Spanische Pfer-
de, öfters auch Hunde, die wild geworden. In Domingo sind beyde
und haben die Art an sich, ein grosses Geräusch zu machen, wenn sie
sauffen wollen, um die Caymanen abzuschrecken. Die Negers, welche
hier als Sclaven dienen, sind sehr zahlreich, oft gefährlich: die vom Se-
negal sind die witzigsten. Die Neger_«Orn»Creolen sind geistreicher, als ihre
Väter; die von Madagascar sind nicht zu bändigen; die von Mono-
motapa kommen bald um, «sehr»sind mehrentheils sehr dumm, cachiren
sich aber sehr künstlich; sind dabey hochmüthig. Einige fressen gern
Hunde, und werden von Hunden angebellt. Sie sind in Ansehung des
Todes sehr gleichgültig, vornehmlich die von Castelmina tödten sich
oft um geringer Ursachen willen. Einige Herren aber haben sinnreiche
Ursachen gehabt, sie hievon abzuhalten. In den Antillen ist die Nation
der Caraiben hauptsächlich ausgebreitet, und in St_Vincente und
Dominique regieren sie. Sie sind stark und groß, machen sich den Leib
mit Kocou roth, stechen sich viele Löcher in die Lippen und stecken Knö-
chelgen, Glaskügelchen und Steinchen hinein. Ihre Stirn machen sie
durch ein Brett ganz platt und gleichsam eingedruckt. Ihre Miene
scheint melancholisch zu seyn. Das Caracoli oder blecherne Kopfschmuck
derselben ist von reinem, schönem unbekannten Metall, welches sie
auch an der Nase und den Unterlippen tragen. Wollen nicht gerne Canni-
balen heissen, und können nicht begreifen, wie man das Gold dem Glase vor¥
ziehe, essen niemahls Salz, sind träge, können keine Gewalt oder Härte
ertragen, haben eigensinnige Grillen und ihr Stolz ist ungemein; nie-
mahls wird einer zur christlichen Religion bekehrt, in der Rache ken

/|P_343

/nen sie keine Gränzen und Versöhnung ist ihnen unbekannt. Ihr Ca-
cique muß im Kriege, in der Stärke, dem Laufen und schwimmen ex-
celliren. Brauchen das Schiesgewehr wenig, sondern Pfeile mit hölzernen
Spitzen, die mit Safte des Mancenillen-Baums vergiftet sind, und Keulen.

/ ≥ Von den Ländern am Eiß-Meer. ≤

/Obgleich die Länder an dem Eiß-Meer zum theil zu den 2 andern Welt-
theilen gehören, so wollen wir doch, um der Vergleichung mit America
willen, etwas davon hier kürzlich mitnehmen. Alle Völker am Eiß-Meer
kommen darinn überein, daß sie beynahe ohnbärtig sind, doch hat Ellis
an der Hudsons_Bay und dessen verbundenen Meeren Völker der Esqui-
maux angetroffen, die im Gesicht sehr behaart waren.

/Die Tschukschi, die Nordöstlichen unter allen Siberiaken sind ein
tapfer Volk am Eiß-Meer, gastfrey, ihr Gewerbe ist, so wie hier überhaupt
Fischerey und Iagd. Die Inseln Nova_Zembla, Spitzbergen %.und %.andere %.mehr sind
nicht bewohnt, aber man muß nicht glauben, daß sie so ganz unbewohnbar
sind; als sie die Holländer, die unter Hemsckerck darauf überwinter-
ten, gefunden haben; %.Professor Müller berichtet, daß fast jährlich einige
Russen, um der Iagd willen, den Winter darauf zubringen. Unter den
Vögeln von Spitzbergen merke ich nur den Eiß-Vogel mit seinen blendend
glänzenden Goldfedern und den Struljager, wegen seiner selten Eigenschaft,
die ihm den Nahmen gegeben hat, an. Der Wallfisch ist hier dasjenige
Thier, dessen Iagd die Europaeer am meisten beschäftiget, wiewohl ehe-
dem von Wallrossen um ihrer Zähne willen auch guter Profit ist ge-
zogen worden. Weiter westwärts haben die Lappen ein überaus
heßliches Gesicht, sind aber nicht so klein, als man sie beschrieben. Anno
1735 sahe man einen Riesen, der 7 Rheinländische Fuß groß war,
in Paris, er war aus Lappland gebürtig. Die Zaubereyen oder vielmehr
die Betrügereyen der schwarzen Kunst sind hier«,» fast so wie in Sibe-
rien, werden aber immer mehr abgestellt. Der Abt Outhier bemerkt,
daß hier die Pferde zur Sommerszeit aus allen Dörfern in die Wild-
nisse gelassen werden, um diese Iahres-Zeit in der Freyheit zu-
zubringen, da denn die von einer Dorfschaft sich von selber in einem be-  ~

/|P_343R δZ_25

/[[ Die Berglappen
sind in der that
sehr klein der
hier beschriebene
aber war von
schwedischer race
]] ~

/|P_344 δMs_342

/sondern Bezirk halten und mit den übrigen sich nicht vermengen, auch
im Winter von selber in die Ställe kommen.

/Die Grönländer bewohnen ein Land, welches mit der südlichsten
Spitze Farwe in nicht grösserer «Beute» Breite als Stockholm ist, aber
sich bis auf unbekannte Weiten nach Norden erstrecket. Die Ostseite
dieses Landes ist gelinder als die Westseite und hat ziemlich hohe Bäu-
me wieder die Natur dieser Länder. Ie weiter man in diesen Him-
melsstrichen nach Westen kommt, desto kälter findet man die Gegend;
Nahe bey der Hudsons_Strasse siehet man Eißberge, deren Dicke
15 bis 1800 %Fuß ist, und die mit einem Stamm von 30 bis 40 %Fuß Dicke
wohl Meilenweit umgeben sind. Weil sie der Wind kaum bewegen
kann, so mögen wohl Saecula dazu gehören, bis sie in die temperirte
Zone getrieben werden, da sie zerschmelzen. Die Eiß-Berge, wel-
che neben den hohen Bergen in Spitzbergen auf dem Lande stehen,
haben grosse Ähnlichkeit mit diesen, und den Gletschernden Alpen,
welches zu artigen Betrachtungen Anlaß geben kann. Hiebey ist nur
noch zu merken, daß das Wasser des Eis-Meere so gesalzen und
schwer ist, als einer in der Welt. Z. E. bey Nova_Zembla, wo man
in 80 Faden tiefe das Muschelwerk deutlich sieht. Man sieht in
der Hudsons_Strasse eine unbeschreibliche Menge Holz in der
See treiben. Ein gewißer Autor hält dieses vor den sichersten
Beweiß, daß dies Holz aus wärmern Gegenden herkommen müsse,
weil es bis aufs Mark von Würmern zerfressen worden, die im
kalten Erdstrich nicht anzutreffen sind. -4}

/δRest_leer δEnde_des_Ms