![]() | Buffon 1750-1757 | ![]() |
2007: Oeuvres (Paris: Gallimard) [Bibliothèque de la Pléiade Nr. 532] Edition Stéphane Schmitt.
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Band 1-1 (1750) Band 1-2 (1750)
Band 2-1 (1752) Band 2-2 (1754)
Band 3-1 (1756) Band 3-2 (1757)
|B_1/1_(1750)_ [Theorie der Erde]
|P_12 [ Nicht die Quelle ]
[Anmerkung von Kaestner]
£{Hol-141,13-15}
Sind denn die kleinen Rehe in Akkra, deren Füße man zu Tabacksstopfern braucht,
keine Rehe nicht, weil sie so klein sind?
|P_19f. [2007 / 45]
Die Kenntniß der wirklichen Begebenheiten ist in den Wissenschaften eben das, was
die Erfahrung im gemeinen Leben ist. Man könnte deswegen alle Wissenschaften in zwo
Hauptclassen abtheilen, welche alles in sich fassen würden, was dem Menschen zu
wissen zukömmt. Die erste ist die bürgerliche Historie; die andere ist die
Historie der Natur. Beyde gründen sich auf die Begebenheiten, deren Kenntniß
oftmals wichtig, allezeit aber angenehm ist. Die Erlernung der ersten gehöret
für Staatsleute, die zweyte aber für Philosophen; und obgleich die Nutzbarkeit
der letztern vielleicht entfernter, als die Nutzbarkeit der erstern ist, so kann man
dennoch behaupten, daß die Historie der Natur die Quelle aller übrigen
Wissenschaften, und die Mutter aller Künste ist.
|P_21 [2007 / 47]
Bald hernach wird er auch die belebte Materie von der wachsenden Materie deutlich
unterscheiden, und wird folglich natürlicher Weise auf die erste große
Eintheilung kommen: Thiere, Erdgewächse, Bergart.
|P_24
[zu verschiedenen Klassifikationssytemen im Hinblick auf Werke der Natur, Tiere: Linne /
Tradition, macht der Übersetzer Kästner eine FN:]
Mich deucht, Herr de Buffon hätte diese Entschuldigung gar nicht gebraucht,
weil man keinen Grund sieht, warum die Sachen gerade in der Ordnung müssen
beschrieben werden, in der eine Methode sie zusammensetzt. Die Methode ist bloß in
der Absicht gemacht, daß man den Namen eines Geschöpfes nach den von ihr
angegebenen Kennzeichen finden, und bey diesen Namen alsdenn seine übrigen
Eigenschaften antreffen kann. Sie ist ein Register über die Natur. Muß denn ein
Register eben die Ordnung haben wie das Buch selbst? Ich nehme an, welches mir, deucht
mich, alle Methodisten, selbst in der Kräuterkenntniß, wo man die Untersuchung
der Methoden am weitesten getrieben hat, zugestehen werden, daß unsere Methoden
meistens doch gekünstelt sind, und wir die Methode der Natur noch nirgends vollkommen
erreicht haben. Denn diese würde unstreitig einen Vorzug vor den andern fodern
können. Man kann zu Erläuterung dieses, Proben der natürlichen Methode in
des Herrn von Haller Werke von den schweizerischen Pflanzen
sehen. K.
|P_25 [2007 / 50]
Herr Linnäus theilet alle Thiere in sechs Classen ein, nämlich
in vierfüßige, in Vögel, in Amphibien, in Fische, in Insekten
und Gewürme.
|P_40 [2007 / 66]
Wir wollen in den folgenden Abhandlungen einen Versuch von dieser Methode geben,
in welchen wir die Theorie der Erde, die Bildung der Planeten und
die Erzeugung der Thiere vortragen werden.
[= Schlußsatz der ersten, die Methode reflektierenden Abhandlung]
|P_46 & 53 / 2007, S. 70]
[Verweis auf Boyle wg Tiefe der Erde works, vol. 3, p. 232
/ so zitiert in Barth, p. 43]
|P_49
£{Hes-079,21}
In der That scheinet es ausgemacht zu seyn, daß der Erdboden, welcher anjetzt
trocken und bewohnet ist, ehedem unter dem Wasser gewesen ist, und daß diese
Gewässer höher als die höchsten Spitzen der Berge gestanden haben [...].
|P_51f.
Wir müssen uns gleichfalls erinnern, daß die Erde eine schnelle Bewegung um
ihre Achse hat, folglich auch eine größere den Mittelpunct fliehende Kraft
unter dem Aequator als in allen übrigen Theilen der Erdkugel; [../.] Wofern auch die
Erde, von allen Seiten her vollkommen rund erschaffen worden wäre, [(...)], so
hätte doch ihre tägliche Bewegung sowol, als die Bewegung der Ebbe und Flut,
die Theile unter dem Aequator nach und nach erheben müssen, indem sie den Schlamm,
den Sand, die Muscheln etc. allmählich hinzuführten. Es müssen derowegen
die größten Ungleichheiten der Erdkugel, wie es auch die Erfahrung wirklich lehret,
sich nahe bey dem Aequator befinden.
|P_54
£{Hol-093,03ff.}
Ich kann also billig voraussetzen, daß die Ebbe und Flut, die Winde und die
übrigen Ursachen, welche das Meer erschüttern können, vermittelst der
Bewegung des Wassers, auf dem Grunde des Meeres Hügel und Ungleichheiten
hervorbringen müssen, welche allezeit aus horizontalen, oder doch aus gleich
abschüssigen Erdschichten bestehen müssen. Diese Höhen können mit der
Zeit stark zunehmen, und zu Hügeln werden, welche auf einem langen Striche Landes
sich in ihrer Lage nach dem Zuge des Wassers, daraus sie entstanden sind, richten
müssen; und mit der Zeit können daraus Gebirge entstehen. Wenn nun diese
Höhen endlich gebildet sind, so werden sie die gleichförmige Bewegung des
Wassers hindern, wodurch in der allgemeinen Bewegung des Meeres besondere Bewegungen
verursachet werden müssen. Zwischen zwo benachbarten Höhen muß notwendiger
weise ein Meerstrom entstehen, der nach der Richtung beyder Höhen seinen Weg nimmt,
und eben so, wie die Landströme, fortläuft, da er sich immittelst einen Schlauch
machet, dessen Winkel nach der ganzen Länge seines Laufes einander wechselsweise
entgegen stehen müssen. Diese auf dem Grunde entstandene Höhen können nach
und nach mehr zunehmen: denn dasjenige Wasser, so nur die Bewegung der Ebbe und Flut hat,
wird auf der Spitze seinen gewöhnlichen Bodensatz absetzen, das andere aber, welches
dem Strome folgen muß, wird die Teile, die sich mitten innen gesetzet haben, weit
fortführen, und dadurch am Fuße der Berge einen Theil aushöhlen, dessen
sämtliche Winkel zusammenpassen. Vermittelst dieser doppelten Bewegung und dieser
angesetzten Materie wird der Grund des Meeres in kurzer Zeit durchschnitten, von
Hügeln und Gebirgen durchkreuzet, und mit Ungleichheiten besäet sein,
dergleichen man jetzt im Meer antrifft.
|P_56
£{Hol-008}
Die Schichten sind vollkommen horizontal [...] Die Dicke der Schichten bleibet
in der ganzen Strecke immerfort einerley [...]
|P_57
£{Hol-025,06ff.}
Deswegen sind auch die größten Strecken von Gebirgen nahe bei dem Aequator. Die
afrikanischen und peruanischen Gebirge sind die allerhöchsten, so viel man deren
weiß. Sie laufen erst über ganze Länder hinweg, und hernach erstrecken sie
sich noch sehr weit in das Weltmeer. Die Gebirge in Europa und Asien, die sich von Spanien
bis nach China erstrecken, sind nicht so hoch, als die Gebirge in dem südlichen
Amerika und in Afrika. Die nordischen Gebirge sind, wie die Reisenden erzählen, nur
Hügel, in Vergleichung mit jenen in den südlichen Ländern.
|P_61
£{Hol-087,02-09}
[Nicht die Quelle zu den Strömen]
|P_68
Und gleichwie die Canäle und hohlen Wege, die das Wasser ausgegraben hat, gewisse
Krümmen und Buchten haben, deren Winkel zusammenpassen, so, daß wenn eines der
beyden Ufer einen ausspringend Winkel, nach dem Lande zu, machet, das andere Ufer allezeit
einen einspringenden Winkel hat; eben so haben auch die Berge und Hügel, welche
gleichsam die Ufer der mitten innen liegenden Thäler sind, ihre zusammenpassenden
Krümen.
|P_70
Nachdem nun das Wasser, welches in ihrem Umfange auf den Gipfel des Berges und auf die
oben befindlichen Ebenen fällt, in die Erde eingedrungen ist: so muß es
nothwendiger Weise einen Ausgang finden, und an vielen Stellen in Gestalt einer Quelle
oder eines Brunnens hervorbrechen; und folglich kann sich wenig oder gar kein Wasser
inwendig unter den Bergen aufhalten.
|P_79
£{Vigilantius}
Kann man nicht mit einiger Wahrscheinlichkeit sich vorstellen, daß vielleicht
ein Comet auf die Oberfläche der Sonne fiel, welcher dieses Gestirn von seiner Stelle
trieb, und etliche kleine Theile davon abschlug, denen der Comet eine stoßende
Bewegung von eben derselben Seite her, und durch einen einzigen Stoß beybrachte;
daß also die Planeten ehemals Theile der Sonne gewesen sind, welche durch eine
stoßende Kraft, die allen gemein war, und die sie noch jetzt beybehalten, von ihr
abgerissen worden?
|P_98: Er saget, daß das alte Chaos, aus dem unsere Erde enstanden, die
Atmosphäre eines Cometen gewesen; [...], daß das Sonnenjahr vor der
Sündfluth mit dem Mondenjahre einerley gewesen und 360 Tage begriffen habe; daß
ein Comet in der Fläche der Ekliptik gegen seinen Näherungspunkt zur Sonne
heruntergefahren, und eben an dem Tage, da die Sündfluth angegangen, nahe bey der
Erdkugel vorbeygekommen, daß eine große Hitze im Innersten der Erde
befindlich, welche sich beständig vom Mittelpuncte nach dem Umfange zu verbreite;
daß die gänzliche innerliche Beschaffenheit der Erde einem Erze gleiche,
welches ein ganz altes Sinnbild von der Erde ist; [...].
|P_99: Die Cometen sind in der That erschrecklichen Veränderungen unterworfen,
weil ihre Laufbahnen so sehr vom Zirkel abweichen. Bald ist es darinnen tausendmal heisser,
als mitten in einem Schmelzofen, wie es bey demjenigen vom Jahre 1680 gewesen seyn
muß; bald ist es kälter darinnen als im Eise. [...] Nach Whistons
Meynung aber war damals die Erde unter den übrigen Irrsternen nichts als ein
unbewohnter Comet, wo die strengste Hitze und Kälte einander abwechselten, [...].
|P_100: Weil aber die irdischen Theile mit vielem Wasser vermischet waren, so haben
sie im Sinken einen Theil von diesem Wasser mit sich hinunter geführet, welches nicht
wieder hat hinaufsteigen können, nachdem die Erde sich völlig gebildet hatte,
und dieses Wasser macht eine Lage rund um die schwere Feuchtgkeit her, die den Kern
umgiebt, dergestalt, daß der große Abgrund aus zweenen Kreisen besteht, die um
einen Mittelpunct gehen, deren innerster aus einer schwereren flüßigen Materie,
un der zweyte aus Wasser besteht.
[...] durch eine entsetzliche Ueberschwemmung von vierzig Tagen und vierzig
Nächten, und diese Ueberschwemmung ward durch den Schweif eines andern Cometen
verursachet, welcher auf die Erde traf, als er seinen Näherungspunct zur Sonne
erreicht hatte, und wiederum zurückkehrete.
|P_103
Dieser Schriftsteler ist der erste, der diese Materie überhaupt und auf eine
systematische Weise abgehandelt hat. Er hatte viel Verstand, und war in den schönen
Wissenschaften sehr geübt. Sein Werk machte ein großes Aufsehen, und ist von
verschiedenen Gelehrten, unter andern von Herrn Keill [d. i. John Keill /
1671-1721], der diese Materie durch die Geometrie beleuchtet, und Burnets
Irrthümer in einem Tractate erwiesen hat, der den Titel führet: Examination
of the Theory of the Earth. London 1734, 2te Ausgabe. Eben dieser Keill hat
auch Whistons System widerlegt; [...].
|P_106
£{Hes-039,##} / £{Mes-098}
/ £{Doe-072}
Er [Woodward] versichert, daß alle Materien in den unterschiedenen
Schichten nach der Ordnung ihrer eigenthümlichen Schwere über einander
lägen, so, daß die schwersten unten, und die leichtesten oben befindlich
wären. Dieser allgemeine Satz ist nicht richtig; [...].
|P_110 [2007, S. 73]
£{Hes-030,29} / £{Kae-237,11} / £{Bar-039}
Im Jahre 1729 kam zu Amsterdam des Herrn Bourguet Abhandlung, nebst
dessen philosophischen Briefen von der Bildung der Salze etc. heraus, worinnen
er eine Probe von dem Systeme gab, so er im Sinne hatte, welches aber nicht zum
Vorscheine gekommen, weil er durch den Tod daran verhindert worden. Man
muß dem Verfasser die Gerechtigkeit wiederfahren lassen, daß niemand
besser als er die Begebenheiten und Vorfälle in der Natur gesammlet hat,
wie man ihm denn auch die schöne und große Entdeckung von den
zusammenpassenden Winkeln der Berge zu danken hat, als welches ein
Schlüssel zu der Theorie der Erde ist.
[kein Hinweis auf p. 181]
|P_111
£{Hol-100,14ff.} / £{Hes-040,11}
Der berühmte Leibnitz gab im Jahre 1683 in den Actis Eruditorum Lips.
auf der 40sten Seite einen Entwurf von einem ganz andern Systeme, unter dem
Titel Protogaea ans Licht. [Anm: Das völlige Werk ist im vorigen Jahre
herausgekommen.] Nach des Bourguet und aller andern Meynung soll die Erde
durchs Feuer vergehen; nach Leibnitzens Meynung aber hat sie durchs Feuer
ihren Anfang genommen. [...] Das Feuer hat durch die Schmelzung der Materien
eine gläserne Rinde gemacht, und die Hauptmaterie, woraus die Erdkugel besteht,
ist Glas, wovon alle Arten des Sandes kleine Trümmer sind; [...].
|P_116/117
[Eingebunden; 2 Karten: Alte Welt / Neue Welt]
|P_125f.
Die große Weite des Umfanges der nordlichen und ostlichen Tartarey ist
in den letzten Zeiten allererst bekannt geworden. Wofern die Landkarten der
Russen richtig sind, so kennen wir jetzt alle Küsten von diesem ganzen
Theile Asiens, und es erhellet, daß zwischen der Spitze der ostlichen
Tartarey und Nordamerica, sich kein größerer Zwischenraum, als von
etwa vier bis fünfhundert französischen Meilen befindet. Man hat sogar
ohnlängst behaupten wollen, daß diese Ueberfahrt viel kürzer
sey. Denn in der Amsterdammer Zeitung vom 24sten Januar 1747 findet sich, unterm
Artikel von Petersburg, daß Herr Stöller jenseits Kamtschatka
eine von den nordamericanischen Inseln entdecket, und dabey erwiesen habe,
daß man von Rußland aus, durch einen sehr kurzen Weg dahin kommen
könnte. [...] Dieser Schriftsteller [Charlevoix] behauptet sogar,
daß das feste Land der alten und neuen Welt in Norden zusammenhinge, und
schreibt, daß die neuesten Reisen der Japaner muthmaßen
ließen, / wie die erwähnte Ueberfahrt nichts anders als eine Bay sey,
über welche man zu Lande aus Asien nach America kommen könne. Allein
dieses erfordert mehrere Bestätigung, weil man bisher mit einiger
Wahrscheinlichkeit geglaubt hat, daß das feste Land des Nordpols, eben so,
wie das zum Südpole gehörige, von allen übrigen gänzlich
abgesondert sey.
|P_129f.
£{Hol-025,06ff.}
Die tägliche Bewegung [der Erde um ihre Achse], und die Bewegung der Ebbe
und Flut erhoben gleich anfangs das Wasser in den südlichen Gegenden;
dieses Wasser schleppte Ton, Schlamm und Sand mit sich gegen den Aequator; und
indem dasselbe die Theile des Aequators erhob, so erniedrigte es vielleicht nach
und nach die Theile der Pole, und machte den berührten Unterschied von zwo
französischen Meilen. [...] Die allerhöchsten Berge befinden sich
zwischen den Wendezirkeln, und in der Mitte der gemäßigten
Erdstriche, und die niedrigsten um den Polarzirkel und jenseit desselben, [...].
|P_141
Ich habe [in Burgund] mehr als tausendmal die auf einander passende Lage der Winkel an
diesen Hügeln, und die Gleichheit ihrer Höhe in Augenschein genommen,
und fast allenthalben befunden, daß die ausspringenden Winkel den
einspringenden gerade gegenüber stehen, und daß die Höhen auf
beyden Seiten beynahe gleich sind.
Die verschiedentlichen Schichten, woraus die Erde zusammen gesetzt ist, liegen nicht
allezeit nach Ordnung ihrer eigenthümlichen Schwere, und man findet öfters
Schichten von schwerer Materie auf Schichten von leichterer Materie liegen.
|P_142f.
Inzwischen aber muß doch dieses Ungefähr selbst gewisse Regeln haben,
welche man nicht anders erkennen kann, als wenn man den Werth der Glaubwürdigkeiten
und die Wahrscheinlichkeit der Muthmaßungen schätzet. Wir haben gesehen,
daß nach unsern Sätzen von der Formirung der Erdkugel, das Innere der Erde aus
einer zu Glas gewordenen Materie bestehen muß, die unserm glasartigen Sande gleich
ist, welcher nichts anders als Trümmer vom Glase ist, und wovon der Thon vielleicht
die Schlacken, oder die davon abgeschiedenen Theile ausmachet. Dieses voraus gesetzt,
muß die Erde um den Mittelpunct, und fast bis an die äußerste
Fläche, aus Glas, oder aus einer zu Glas gewordenen Materie bestehen, die fast das
ganze Innerste der Erde einnimmt; und über dieser Materie muß man Sand, Thon
und andere Schlacken von dieser zu Glas gewordenen Materie antreffen. [...]
Ich stelle mir also vor, daß die Erde in ihrem ersten Zustande eine Kugel war,
oder vielmehr eine länglichte Kugel von glasartiger Materie, oder gar von sehr festem
Glase, so äußerlich mit einer leichten und lockern Rinde umgeben war, welche
aus den Schlacken der geschmolzenen Materie bestund, und welche nichts anders als ein
Bimstein war. Die Bewegung des Wassers und der Luft zerbrach und zermalmte gar bald diese
schwammichte Rinde von Glase, diesen Bimstein, der die Oberfläche machte. Hieraus
entstund der Sand, welcher sich verband, und den Sandstein und Felsenstein erzeugte, oder,
welches einerley ist, die Kieselsteine in ganzen Brüchen, welche eben sowol als diese
/ Kieselsteine in kleinen Stücken, ihre Härte, ihre Farbe, ihre
Durchsichtigkeit, und ihre zufälligen Veränderungen, den unterschiedenen Graden
der Reinigkeit und Feinheit der Sandkörner, woraus sie entstanden sind, zu danken
haben.
Diese Arten von Sand [...]
|P_146-166
|P_147
Das aller merkwürdigste Exempel, so wir hiervon geben können, sind die
Muscheln, so man in der Landschaft Touraine findet. Der Geschichtschreiber der
(französischen) Akademie saget, beym Jahre 1720, [...].
|P_148
Sie haben sich an einem und eben demselben Orte versammlen müssen, und
folglich ist dieser Ort ein Meerbusen, oder eine Art von
Wasserbehältniß gewesen.
£{Hol-036}
Auf allen Bergen in der Welt, auf allen Inseln hat man diese gefunden, und sie
beweisen genugsam, daß die See alles feste Land [...].
|P_153
Man findet Seegeschöpfe in den Alpen, und zwar auf den höchsten Bergen
[...] appenninischen Gebirgen [...] in vielen Gegenden Deutschlands [...]
|P_154
£{Hol-092,04-11}
[Zitat aus Tancred Robinson: ] Es ist auch wahr, was
la_Loubere in seiner Reisebeschreibung von Siam saget, daß die
Affen auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung, zum Zeitvertreibe, die Muscheln vom
Seestrande hinweg, und auf die Berge tragen. Es wird aber hierdurch die Frage
noch nicht entschieden, warum diese Muscheln in allen Erdgegenden, und in dem
Innersten der höchsten Berge verbreitet sind, [...]
Und was die Muscheln anlanget, so haben, wie er vorgiebt, die syrischen Pilgrimme zur Zeit
der Kreuzzüge, diejenigen so aus morgenländischen Meeren sind, und die man
heutiges Tages in Frankreich, Italien und in allen christlichen Ländern versteinert
findet, mit sich gebracht. Warum hat er nicht auch gesagt, daß sie von den Affen auf
die Gipfel der höchsten Berge und an die unbewohnbaren Oerter gebracht wären? Es
hätte seiner Sache gewiß nichts geschadet, und es würde seiner
Erklärung eine größere Wahrscheinlichkeit gegeben haben. Wie ist es aber
möglich, daß Männer von guter Einsicht, und welche für Philosophen
angesehen seyn wollen, noch immer dergleichen irrige Begriffe von dieser Sache haben
können? Wir wollen also bey demjenigen, was wir von der großen Menge der
versteinerten Muscheln in allen Erdgegenden angeführet, und was wir auch durch einige
Schriftsteller Zeugnisse bestärket haben, noch nicht bewenden lassen. [Es folgen
weitere Belege für 'Muscheln auf den Bergen' ]
|P_155
⇒ [2007 / ###]
£{Hes-028} / £{Kae-511}
[Zitat aus Shaw Reisen] Ras-Sem bedeutet einen Fisch-Kopf, und ist eben der
Ort, welchen man das versteinerte Dorf nennet; und man erzählet, daß man
daselbst Männer, Weiber und Kinder in verschiedenen Stellungen anträfe, welche
mit ihrem Vieh, mit ihren Eßwaaren und Hausgeräthe in Stein verwandelt worden.
Allein, außer diesen Denkzeichen der Sündfluth, davon hier die Rede ist, und
worinnen diese Gegend vor andern nichts besonders voraus hat, ist alles übrige, was
man davon erzählet, nichts als Fabelwerk, welches ich durch den Herrn
Le Maire erfahren habe, der, als er Consul zu Tripolis war, viele Leute dahin
sendete, um von diesen Dingen Nachricht einzuziehen; und eben dieses haben mich auch
andere ansehnliche Personen versichert, welche selbst an diesem Orte gewesen sind.
P_159
£{Hol-092,14}
Man findet die glossopetras, oder Schlangenzungen, und andere Fischzähne in
ihren Kinnbacken
|P_160
£{Hol-091,17-092,03}
Diese Beobachtungen, an denen kein Zweifel ist, würden mich auf die Gedanken gebracht
haben, daß auch in dem größten Theile des festen Landes von America, und
sonderlich in den Bergen, ebenfalls Muscheln und anderer Seegeschöpfe vorhanden seyn
müßten, wie solches Woodward versichert. Dem ohnerachtet hat mich der
Herr de la_Condamine, der viele Jahre in Peru gewesen ist, versichert, er habe auf
dem Gebirge keine gesehen, auch keine finden könne; er glaube auch nicht, daß
dort welche zu finden wären. Diese Ausnahme wäre zu bewundern, noch mehr aber
die Folgerungen, so daraus hergeleitet werden könnten.
[ Buffon teilt diese
Meinung nicht; vielmehr sind auch in den dortigen Bergen derartige Schichten anzunehmen;
nur nicht in den oberen 'nackten' Felsregionen, denn dort durch Wind und Wasser
abgespült.]
|P_168
Die Tiefen des Meeres zu ergründen, bedienet man sich gemeiniglich eines
Stückes Bley von dreyßig bis vierzig Pfunden, welches man an ein dünnes
Seil befestiget. [...]
Ueberhaupt nehmen die Tiefen im hohen Meere auf eine ziemlich gleichförmige Weise
ab und zu. Gemeiniglich wird die Tiefe immer größer, je weiter man sich von den
Küsten entfernet. [...]
Es ist noch leichter die Höhen der Berge zu messen, als die Tiefen im Meer zu
erforschen, es sey nun durch die Geometrie, oder durch das Barometer. Dieses Instrument
kann die Höhe eines Berges sehr genau zeigen, sonderlich in Ländern, wo seine
Abweichung nicht sehr beträchtlich ist, wie in Peru und in andern Gegenden beym
Aequator.
|P_170
Was aber einen ganz unwidersprechenden Beweis davon giebt, sind die zusammen passenden
Winkel der Berge und Hügel, die aus keiner andern Ursache, als aus den
Meerströmen haben entstehen können; [...].
|P_172
£{Her_Mnz-178} / £{Bar-048}
Wenn die ägyptischen Könige, anstatt der Pyramiden, und der stolzen
Denkmaale ihres Reichthums und ihrer Eitelkeit, die sie errichtet haben, eben so
große Kosten angewendet hätten, die Erde bis auf eine französische Meile
tief zu untersuchen, so wären vielleicht Sachen gefunden worden, welche die Mühe
und Unkosten wieder eingebracht hätten; wenigstens würde man dadurch von dem
Wesen, daraus das Innere der Erde besteht, eine Kenntniß haben, die man noch nicht
hat, und die vielleicht sehr nützlich wäre.
|P_173f.
£{He8-47} / £{Kae-237,11}
Man hat seit langere Zeit wahrgenommen, daß die Reihen der höchsten Berge
vom Abend gegen Morgen gehen, und nachdem die neue Welt entdecket worden, hat man gesehen,
daß es sehr ansehnliche Gebirge giebt, die sich von Norden nach Süden
erstrecken; aber niemand hatte vor dem Herrn Bourguet, die wunderbare
Regelmäßigkeit des Baues dieser großen Klumpen entdecket. Er hat gefunden,
nachdem er dreyßigmal an vierzehn verschiedenen Oertern, über die Alpen, und
zweymal über das appenninische Gebirge gereiset war, und nachdem er viele Reisen in
den Gegenden dieser Gebirge und auf dem Berge Jura gethan hatte, daß die Gebirge in
ihrem Umfange beynahe eben so, als die Festungswerke, gestaltet sind. Wenn der Haupttheil
eines Gebirges von Westen nach Osten geht, so machet es Vorsprünge, die so viel es
möglich ist, nach Norden und Süden gehen. Diese wunderbare Regelmäßigkeit
ist in den Thälern so merklich, daß es scheinet, als ob man in einem ganz
regelmäßigen bedeckten Wege gienge. [../.], daß die Vorsprünge oder
Winkel des Berges zur Linken, nach Westen gekehret sind; dergestalt, daß dennoch die
ausspringenden Winkel von beyden Seiten mit den einspringenden Winkeln, die ihnen
wechselsweise entgegenstehen, zusammen passen. [...] Man sehe die Lettres philosoph.
sur la format. des sels, a. d. 181 und 200 S.
|P_174
£{Hol-021,05}
[...] z. E. die Gebirge in der Schweiz thürmen sich weit schneller, und ihr
Abhang ist viel größer an der Südseite, als an der Nordseite, und viel
größer an der Seite gegen Westen als gegen Osten, [...]. Diese Anmerkung,
daß die Gebirge an den Seiten gegen Mittag und Abend sich schneller aufthürmen,
als gegen Norden und Osten bestärken auch die Gebirge in England und in Norwegen;
aber nirgends ist es augenscheinlicher zu sehen, als in Peru und Chily. [...]
Der Herr Bourguet, dem man diese schöne Beobachtung von den
zusammenpassenden Winkeln der Berge zu danken hat, nennet sie den Schlüssel zu der
Theorie der Erde.
|P_179-199: Geschichte der Flüsse
£{Hol-045-057} / £{Kae-233f.}
[Kants Ansichten über die Bildung von Strombetten (in den
50. J.) ist stark von Buffon beeinflußt. (Dazu Adickes in AA-Kant
Bd. 14, S. 548ff. und Adickes, Kants Ansichten über Geschichte
und Bau der Erde, S. 38-44, 58-60. ]
|P_182
Die Ströme sind bekanntermaßen allezeit an ihren Ausflüssen
am breitesten. Je mehr man ins Land hinein kömmt, und vom Meere sich
entfernet, desto geringer wird ihre Breite. Merkwürdiger aber, und
vielleicht nicht so bekannt, ist dieses, daß sie im Innern des Landes, in
einer ansehnlichen Entfernung vom Meere, in langen Strecken gerade, und nach
einerley Richtung laufen, und das die Krümmen in ihrem Laufe immer
häufiger werden, je näher sie zu ihrem Ausflusse kommen. Ein gewisser
Reisender, zugleich ein verständiger, und im Beobachten geschickter Mann
[Note: Herr Fabry], der in dem westlichen Theile von Südamerica viele
Reisen zu Lande gethan hat, erzählete mir, daß die Reisenden und
sogar die Wilden, fast untrüglich zu erkennen wüßten, wie weit
sie vom Meere entfernet wären.
|P_187
Von der Ueberschwemmung des Nils saget Herr Granger folgendes:
»Der Anwachs des Nils und seine Ueberschwemmungen, hat die Gelehrten lange
Zeit beschäfftiget. Die meisten haben in der natürlichsten Sache von
der Welt, und die man in allen Ländern sieht, nichts Wunderbares gefunden.
Der Regen welcher in Abyssinien und in Aethiopien fällt, machet den Anwachs
und die Ergießung dieses Stromes; doch hat man den Nordwind als die erste
Ursache anzusehen: [...]« Voyages de Granger. Paris 1745. a. d. 13.
u. 14 S.
|P_188
Die Die größten Ströme in Europa sind: [...]
Die größten Ströme in Asien sind: [...]
Die größten Ströme in Africa sind: der Senegal, dessen Lauf
ohngefähr 1125 französische Meilen beträgt, wenn man den Niger
dazu rechnet, welcher in der That nichts anders als eine Fortsetzung von ihm
ist, und wenn man den Niger hinauf geht, bis zum Ursprung des Gombaru, der in
den Niger fällt; der Nil, der sich 970 französische Meilen lang
erstrecket, und welcher seinen Ursprung in dem obern Theil von Aethiopien hat,
allwo er viel Schlangengänge macht; der Zaire und der Coanza, [...].
|P_189
Die größten Ströme in America, und zugleich die breitesten
unter allen Strömen auf der Erde, sind folgende: der Amazonenstrom , [...]
|P_190f.
£{Hol-014,04-11}
Dieses ist eine sehr geringe Ausdünstung, ob man sie gleich doppelt, und
dreymal größer annähme, damit man dasjenige Wasser mit in
Berechnung brächte, welches auf das Meer zurückfällt, und nicht
auf den Erdboden geführet wird. Man lese hiervon Halleys Schrift in
der Transact, philosoph. 192. Nummer, darinnen er, und zwar durch die
Rechnung, deutlich zeiget, daß die Dünste, so sich aus dem Meere in
die Höhe ziehen, und von den Winden über den Erdboden geführet
werden, hinlänglich sind, alle Ströme zu machen, und das
sämmtliche Wasser auf der ganzen Oberfläche der Erde zu
unterhalten.
Nach dem Nil ist der Jordan im ganzen Morgenlande, ja sogar in der Barbarey, der
alleransehnlichste Strom. Er liefert dem todten Meere täglich ohngefehr
sechs Millionen Tonnen Wassers. Alles dieses Wasser, und noch mehr, wird durch
die Ausdünstung in die Höhe getrieben. Denn wenn man, nach
Halleys Ausrechung annimt, daß auf jede Flächenmeile 6914
Tonnen Wassers in Dünste verwandelt werden, so ergiebt sich / daß das
todte Meer, welches zwey und siebenzig Meilen lang und achtzehn Meilen breit
ist, täglich durch die Ausdünstung beynahe neun Millionen Tonnen
Wassers verlieren muß, daß heißt, nicht nur alles Wasser, das
es aus dem Jordan erhält, sondern auch dasjenige, welches von dem Gebirge
Moab und von andern Oertern dahin fließt: folglich theilet es durch keine
unterirdische Canäle andern Meeren etwas mit. Man sehe Shaws Reisen
im 2. Th. a. d. 71 S.
|P_192
£{Hol-008,17-009,05}
Alle diese Flüsse bringen dem Meere in ihren Wassern eine große Menge
mineralischer und salzigter Theile mit, welche sie in den verschiedenen Arten
von Erdreich, ducrh die sie gelaufen sind, mit sich hinweggenommen haben. Die
salzigten Theile, die, wie bekannt ist, sich leichtlich auflösen lassen,
kommen mit den Wassern der Flüsse ins Meer. Einige Naturkundige, und
unter andern Halley, haben vorgegeben, es rühre die Salzigkeit des
Meeres bloß von den Salzen aus der Erde her, welche die Flüsse mit
sich dahin bringen. Andere haben gesaget, es sey die Salzigkeit des Meeres so
alt als das Meer selbst, und dieses Salz seyn bloß geschaffen worden, um
die Fäulniß zu verhüten. Man kann aber versichert seyn,
daß das Seewasser durch die Bewegung der Winde und der Ebbe und Fluth, vor
der Fäulniß eben so sehr bewahret wird, als durch das Salz, so es in
sich hält: denn wenn man es in einer Tonne aufhebt, so verdirbt es in wenig
Tagen, und wie Boyle erzählet, daß ein Schiffer, der von einer
Windstille, die dreyzehn Tage anhielt, überfallen ward, das Meer
dermaßen stinkend befunden habe, daß, wenn die Windstille nicht
nachgelassen hätte, die meisten von den Bootsleuten gestorben seyn
würden. Im 3. Th. a. d. 222. S. Das Seewasser ist auch mit einem
pechartigen Oele vermischet, welches ihm einen widrigen Geschmack giebt, und es
sehr ungesund machet. Die Menge Salzes, so das Seewasser enthält,
beträgt ohngefehr den vierzigsten Theil, und es ist überall gleich
salzig, oben wie unten, sowol unter der Linie, als am Vorgebirge der guten
Hoffnung, obschon einige Oerter sind, z. E. an der Küste von Mosambik,
wo es salziger als anderwärts ist. Man sehe den Bayle[!] im 3. Th.
a.d. 217 S. Man saget auch, daß es in dem nordlichen kalten Erdstriche
nicht so salzig sey, welches von der großen Menge Schnees, und von den
großen Strömen, so in die Meere fallen, herrühren kann, und weil
auch die Sonne allda nur eine geringe Ausdünstung machet, in Vergleichung
mit derjenigen, die in den heißen Erdstrichen geschiehet.
Doch dieses
beyseite gesetzet, so halte ich für die wahren Ursachen der Salzigkeit des
Meeres nicht nur die Salzbänke, die sich vielleicht im Grunde des Meeres
und an den Küsten befunden haben, sondern auch das Salz aus der Erde,
welches die Flüsse unaufhörlich dahin bringen, und ich glaube,
daß Halley gewissermaßen recht hat, wenn er vermuthet,
daß das Meer im Anfange der Welt wenig oder nicht gesalzen gewesen, und
daß es erst nach und nach, so wie die Ströme vieles Salz mit sich
gebracht, salzig geworden sey, ferner, daß seine Salzigkeit vielleicht
täglich zunimmt, auch immer zunehmen wird, und daß er folglich
hieraus hat schlüßen können, daß wenn die Menge Salzes,
die ein Strom bey seinem Ausflusse ins Meer mit sich führet, durch
Erfahrungen bestimmete, und die Menge Wassers überschlüge, welche die
sämmtlichen Ströme hinein bringen, man aus dem Grade der Salzigkeit
des Seewassers das Alter der Welt erfahren könnte.
|P_196f
£{Kae-125,14}
Die nordischen Ströme führen eine
erstaunliche Menge Eisschollen ins Meer, die, wenn sie sich über einander
häufen, diejenigen Eisklumpen hervorbringen, welche für die Seefahrer
so unglücklich sind. Eine von den Gegenden im Eismeere, wo sie in
größter Menge sind, ist die Meerenge Waigats, welche die meiste Zeit
vom Jahre ganz gefroren ist. Diese Eisklumpen entstehen aus denjenigen
Eisschollen, welche der Strom Oby fast unaufhörlich mitbringt; [...].
|P_208f.
/£{He8-12} / £{Hol-016,02-03}
An dem Ende des rothen Meeres ist die berühmte Erdzunge, welche die Erdenge bey Suez
genennet wird. Diese setzt dem Wasser im rothen Meere einen Damm, und hindert die
Vereinigung der beyden Meere. Man hat in der vorherstehenden Abhandlung die Ursachen
vernommen, aus welchen sich schlüßen läßt, daß das rothe Meer
höher als das mittelländische steht, und daß, wofern man die Erdenge bey
Suez durchstäche, vermuthlich eine Ueberschwemmung und ein Anwachs des
mitteländischen Meeres erfolgen würde.
[Buffon hinterfragt diese These. Vgl. dazu Lulofs (Lf I,238).]
Ueber dieses haben wir ein Beyspiel, welches Varenius bey dieser Gelegenheit
[Pars Absoluta, Lib. I, cap. 13, prop. 5]; anführet, woraus erhellet,
daß die Meere nicht in allen Theilen gleich hoch sind. Er saget in seiner Geographie
hiervon folgendes: Oceanus germanicus, qui est atlantici pars, inter Frisiam et
Hollandiam se effundens, efficit sinum, [...] sinus ille Hollandicus etc. Man kann
also glauben, daß das rothe Meer höher als das mittelländische ist, eben
so, wie das deutsche Meer höher als das holländische ist. Etliche alte
Schriftsteller, als Herodotus und Diodorus von Sicilien, erwähnen eines
Canals, dadurch der Nil und das mittelländische Meer mit dem rothen Meer
zusammengehangen, und zuletzt hat Herr de l'Isle, im Jahre 1704, eine Landkarte
herausgegeben, in welcher er ein Stück eines Canals, das aus dem östlichen Arme
des Niles / geht, angedeutet hat.
|P_209
£{Hol-284,02ff} / £{He8-05}
/ £{Hes-136,30} / £{Kae-072,14}
/ £{Doe-009,18} / £{Doh-008,17}
Man hat diesem Arme des Weltmeeres den Namen des rothen Meeres deswegen beygeleget,
weil es wirklich an allen Oertern, wo auf dem Grunde Madreporiten befindlich sind, diese
Farbe hat. Die allgemeine Historie der Reisen im I. Th. a. d. 190. u. 199. Seite
[In der deutschen Uebersetzung, a. d. 225. u. f. S.], meldet hiervon folgendes: [...].
[Nichts ueber Kleidung oder Anwohner; Ursache ist die Farbe des Bodens (Korallen / Gestein
/ Sand.]
|P_211f.
Endlich macht das Weltmeer zwischen Portugal und / Africa einen sehr weiten Busen, in
dessen Mitte die berühmte gibraltarische Meerenge ist, durch welche das Weltmeer mit
schnellem Zuge in das mittelländische Meer fließt. [../.]
|P_212
£{Hol-007} / £{Kae-109,10}
Ich weiß wohl, daß einige vorgegeben haben, als ob das Wasser in der
gibraltarischen Meerenge einen zweyfachen Lauf hätte, einen oberen, welcher
das Wasser ins mittelländische Meer treiben soll, und einen unteren, dessen
Wirkung, wie sie sagen, jenem zuwider ist. Allein diese Meynung ist
augenscheinlich falsch, und den Gesetzen der Hydrostatik ganz zuwider. [...] Was
den Marsilli und andere hat betriegen können, ist dieses, daß
in der Meerenge bey Constantinopel, sowol als in der gibraltarischen, und in
allen Strömen, die etwas schnell fließen, starke drehende Kreise
längst den Ufern befindlich sind, deren Zug insgemein anders, als in dem
Hauptlaufe des Stromes: bisweilen auch demselben ganz zuwider ist.
[Vgl. Lulofs I, 238]
|P_216f.
£{Hol-337,11}
Die letzten Völker, so man kennen gelernet hat, sind die Moozemleki, unter
dem 48sten Grade, und die Assinibolier, oder Assiniponier, unter dem 51sten
Grade, von denen die ersteren viel weiter gegen Westen, als die letzteren sind.
Alles, was weiter hinten liegt, sey es nun Land oder Meer, in einer Strecke von
mehr als tausend französischen Meilen in der Länge, und eben so viel
in der Breite, ist annoch unbekannt, wenn anders nicht die Russen, wie sie
gemeldet haben, bey ihren letzten Schiffahrten, von Kamtschatka aus, welches
gegen Osten das nächste Land dabey ist, einen Theil dieser Gegenden kennen
gelernet haben.
|P_220
£{Hol-049,13}
Der See Aral [...]. Er nimmt zween sehr große Ströme in sich, nämlich den
[nördlichen] Sirderoyas und den [südlichen] Oxus, und das Wasser dieses Sees hat
eben so wenig einen Ausgang, als das Wasser des caspischen Meeres; und wie das
caspische Meer keinen Strom an der Ostseite in sich nimmt, also nimmt auch der
See Aral keinen einzigen an der Westseite zu sich: woraus sich muthmaßen läßt,
daß diese zweene Seen ehemals nur einen einzigen See ausgemachet, und daß die
Ströme, so wie sie nach und nach abgenommen, eine sehr große Menge Sand und
Schlamm herbeygeführet haben, daraus endlich das Land, welches beyde Seen von
einander absondert, entstanden ist.
|P_221
£{Hol-014,09}
Struys, der Pater Avril, und andere Reisebeschreiber, haben
vorgegeben, als ob sich in der Gegend von Kilan, zween Schlünde
befänden, welche das Wasser des caspischen Meeres verschlägen, und
solches hernach durch unterirdische Canäle in den persischen Meerbusen
führeten. De Fer, und andere Erdbeschreiber, haben sogar diese
Schlünde in ihre Landkarten verzeichnet; dem ungeachtet sind keine solche
Schlünde daselbst vorhanden, wovon diejenigen Personen, welche der
Czaar hingeschicket hat, gewisse Nachricht eingezogen haben. Man sehe die
Memoires de l'Acad. des Sciences, vom Jahre 1721. Was den Umstand, wegen
der Weidenblätter anlanget, welche man in dem persischen Meerbusen in
großer Menge sieht, und die, wie man ehedem vorgab, aus dem caspischen
Meere kommen sollten, weil an dem persischen Meerbusen keine Weiden sind, so ist
derselbe, [...], vermuthlich nicht mehr gegründet, als der Umstand mit den
angeblichen Schlünden; und Gemelli Careri versichert, sowol als die
Russen, daß diese Schlünde bloß in der Einbildung bestehen.
|P_226: Die Bewegung des Meeres von Osten nach Westen ist unaufhörlich und beständig, weil das ganze Weltmeer bey seiner Fluth sich von Osten nach Westen beweget, und eine sehr große Menge Wassers gegen Westen treibt, und weil die Ebbe nur deswegen von der entgegen stehenden Seite sich zu bewegen scheint, weil alsdenn eine kleinere Menge Wassers gegen Westen getrieben wird.
|P_230f. Anm.
/£{Hes-072,33} / £{Kae-307,173}
/£{Mes-167,25} /£{Doe-062,18}
Etwas merkwürdiges ist an den Seeküsten von Syrien und Phönicien
wahrzunehmen, nämlich, daß man an den längst den Küsten befindlichen
Felsen sehen kann, daß sie vor alten Zeiten, an vielen Oertern, in Gestalt der
Tröge, zwo oder drey Ellen lang, und in einer gehörigen Breite, ausgehauen
gewesen, um das Seewasser darinnen zu sammeln, und vermittelst / der Ausdünstung Salz
daraus zu machen. [...] Man sehe Shaws Reisen, im 2 Th. a. d. 69 Seite.
|P_233f.
£{Hol-021,08} /£{Kae-060,19} /
Die Tiefe des Wassers, längst an den Küsten, ist insgemein um so viel
größer, je höher die Küsten sind, um so viel geringer, je niedriger
dieselben sind. Die Ungleichheit im Grunde des Meeres, längst den Küsten,
kömmt auch insgemein mit der Ungleichheit / der Oberfläche des Erdbodens am den
Küsten überein. Bey dieser Gelegenheit muß ich dasjenige anführen,
was ein berühmter Seefahrer [Dampier] hiervor schreibt:
›Ich habe allezeit beobachtet, daß das Meer an solchen Oertern, wo die
Küste mit steilen Klippen verwahret ist, überaus tief ist, so, daß man
selten daselbst ankern kann. An solchen Stellen hingegen, wo das Erdreich einen Abhang
nach dem Meere hat, ist der Grund allezeit gut, und folglich auch zu ankern,
[...].‹
|P_237
£{Hol-252,17-18} / {Hes-017}
Diesen Ungleichheiten des Meergrundes hat man den Ursprung der Meerströme
zuzuschreiben. Denn man sieht wol, wofern der Grund des Meeres gleich und
wagerecht wäre, daß alsdenn im Weltmeere kein anderer Zuge des
Wassers, als die allgemeine Bewegung von Osten nach Westen seyn würde,
nebst einigen andern Bewegungen, welche die Winde verursachen könnten, und
die eben dieselbe Richtung, wie die Winde haben müßten. Ein
unleugbarer Beweis aber, daß die meisten Meerströme von der Ebbe und
Fluth herrühren, und von den Ungleichheiten des Meergrundes ihre Richtung
erhalten, ist dieser, weil sie ordentlicher Weise der Fluth folgen, und weil sie
bey jedweder Ebbe und Fluth eine andere Richtung bekommen. Man lese
hierüber dasjenige, was Pietro della Valle von dem Meerbusen bey
Cambaya im 6. Th. a. d. 363 S. saget, womit alle Seefahrende
übereinstimmen, indem sie einmüthiglich versichern, daß in
solchen Gegenden, wo die Ebbe und Fluth am heftigsten ist, die
Meeresströme jederzeit am geschwindesten sind.
Es ist also außer Zweifel, daß die Ebbe und Fluth
Meerströme hervorbringt, deren Richtung allezeit den Hügeln
und den einander gegenüber stehenden Bergen folget, zwischen denen
sie fließen.
|P_239
£{Hol-092,18-093,02}
Sie sind Ufer der strömenden Wasser des Meeres, oder der Meerströme
gewesen [...] Dieses einzige wäre, ohne die andern hiervon gegebenen
Beweisthümer, vollkommen hinlänglich, zu erweisen, daß das
Erdreich unserer festen Länder ehemals unter dem Meerwasser gestanden hat.
|P_240:
Mich deucht also, daß es ein fruchtloser Versuch seyn würde, eine Theorie der
Winde zu liefern, und daß man sich mit der Bemühung, die Geschichte
derselben zu verfassen, begnügen müsse. In dieser Absicht habe ich dasjenige, was
dazu dienen kann, zusammen getragen.
|P_244
Die Passatwinde vom Morgen gegen Abend herrschen auf dem indischen
Weltmeere,zwischen Africa und Indien, bis an die moluckischen Inseln vom
Januar bis zu Anfang Junius, und die Abendwinde heben mit dem August und
September an. In den Zwischenmonaten, Junius und Julius, erreget der
Nordwind gemeiniglich große Ungewitter, doch wechseln diese Winde
auf den Küsten mehr ab, als in der offnen See.
|P_250
£{Hol-073,14f.}
Es giebt Winde, die man als gewissen Küsten eigen ansehen kann. Z. E.
auf den Küsten von Chili und Peru ist der Südwind fast beständig.
|P_254
Längst dem persischen Meerbusen aber erhebt sich öfters im Sommer ein sehr
schädlicher Wind, den die Einwohner Samyel nennen, und der noch weit heißer und
schrecklicher ist, als der ägytische, von dem wir eben geredet haben. Dieser Wind ist
erstickend und tödlich.
£{Hol-069,13ff.}
Das Vorgebirge der guten Hoffnung ist wegen seiner Ungewitter, und der
sonderbaren Wolke berühmt, woraus jene entstehen. Diese Wolke sieht anfangs
am Himmel als ein kleiner runder Flecken aus, und das Schiffsvolk nennet ihn das
Ochsenauge. Ich bilde mir ein, daß sie um deswillen so klein scheint, weil
sie so hoch steht. Von allen Reisenden, die diese Wolke erwehnet haben,
dünket Kolbe mich derjenige zu seyn, der sie am aufmerksamsten
untersuchet hat. Im ersten Bande auf der 224sten und folgenden Seiten saget er
folgendes davon: „Diejenige Wolke, welche man auf dem Tafel- oder Teufels-
oder Windgebirge wahrnimmt, besteht, wo ich nicht irre, aus einer großen
Menge kleiner Theilchen [...].“
|P_257
£{Hol-013,10ff.}
Die Strudel scheinen nichts anders als Wasserwirbel zu seyn, welche
entstehen, wenn zween oder mehr widrige Ströme in einander laufen. Der
nächst den griechischen Küsten befindliche, durch den Tod des
Aristoteles so berühmte Meerstrudel (Euripus), verschlingt und wirft
wechsels weise das Wasser in vier und zwanzig Stunden seibenmal aus. Die
Charybdis, unweit der sicilianischen Meerenge thut eben dies dreymal in
derselben Zeit; doch weiß man die Anzahl dieser abwechselnden Bewegungen
der Strudel nicht gar zu gewiß. [...]
Der größte
Meerstrudel, den man kennet, ist der norwegische. Dieser hat, wie versichert
wird, einen Umfang von zwanzig Meilen, verschlingt alles, was ihm nahe kommt,
Wasser, Wallfische, Schiffe, sechs Stunden nach einander, und wirft das
Verschlungene in eben so langer Zeit wieder aus.
Um von diesen
Schlünden die Ursachen anzugeben, brauchet man nicht anzunehmen, dasß
auf dem Boden des Meeres sich Tiefen und Abgründe befinden, welche
unaufhörlich Wasser schlucken. [...] Sie entstehen aus der Bewegung zweener
oder mehrerer Ströme gegen einander. Und wie Ebbe und Fluth die
Hauptursache der Meerströme sind, die mit der Fluth zu- und mit der Ebbe
ablaufen; so darf man sich nicht wundern, daß die daher entstehenden
Schlünde, einige Stunden alles, was ihnen nahe ist, nach sich ziehen und
verschlingen, und in eben so viel Stunden das Verschlungene wieder von sich
gebe.
|P_258f
£{Hol-070,08ff.} / £{Doe-051',09}
Mit den Säulen, oder wässerichten Wirbeln (Tromben), welche die
Seefahrenden nimmer ohne Furcht und Verwunderung erblicken, ist es eben so
beschaffen. [...] Man muß hierbey zwo Gattungen unterscheiden. Die erste,
von der wir reden, ist nichts anders, als eine dicke Wolke, welche durch
entgegen stehende Winde zusammengetrieben, und in einen kleinen Raum
eingeschlossen worden. [...] Die andere Gattung heißt Typhon. Verschiedene
Schriftsteller haben den Typhon mit dem Orcan verwechselt, vor allen, wenn sie
von den Ungewittern auf dem chinesischen Meere reden, welches wirklich allen
beyden unterworfen ist, ungeachtet sie sehr verschiedene Ursachen haben. Der
Typhon läßt sich nicht aus den Wolken herab, wie die erstere Gattung;
kömmt auch nicht daher, weil die Winde im Wirbel gehen, wie beym Orcan,
sondern er steigt aus dem Meere mit größter Gewalt gen Himmel, und ob
er wol mit den Windwirbeln auf dem Lande eine Aehnlichkeit hat, so hat er doch
einen andern Ursprung. / Bey heftigen und widrigen Winden sieht man oft, wie der
Orcan Sand und Erde im Wirbel aufwärts treibt, und bisweilen Häuser,
Bäume, und Thiere mit fortreißt. Der Meer-Typhon aber bleibt auf
einer Stelle, und hat keine andere Ursache, als ein unterirdisches Feuer. Das
Meer wallet alsdenn gleichsam kochend auf, und die Luft ist mit schwefelichten
Ausdünstungen dergestalt angefüllet, daß, obgleich keine Wolken
vorhanden, und man durch die Dünste Sonne und Sterne erblicken kann,
dennoch der Himmel als mit einer kupferfarbigen Rinde überdeckt zu seyn
scheint. Daß das chinesische Meer, wo der Thyphon sich häufig
spühren läßt, im Winter warm ist, solches kann man diesem
unterirdischen Feuer zuschreiben. Siehe Zugabe zu den lateinischen Act.
Erudit. 1. Th. 405. S.
£{Hes-69} / £{Mes-149}/ £{Doe-51}
Wir wollen von der Art, wie er entsteht, einige Beyspiele anführen.
Thevenot spricht in seiner levantischen Reise davon also: [...].
|P_264
£{He8-21} / £{Kae-192}
In dem Innersten der brennenden Berge befinden sich, Schwefel, Harz, und
andere das unterirdische Feuer nährende Materien. Die Wirkung davon ist
heftiger als die Wirkung des Schießpulvers und des Donners, und hat von je
her die Menschen erschrecket und die Erde verwüstet. Ein feuerspeyender
Berg ist eine ungeheure Canone, deren Oeffnung oft über eine halbe Meile
groß ist. Dieser weite Feuerrachen wirft Rauch und Flammen, Harz,
Schwefel, und geschmolzenes Metall, in Strömen, und ganze Wolken von Asche
und Steinen aus, und schleudert zum öftern abscheulich große
Stücke von Felsen, die alle menschliche Kräfte zusammen genommen nicht
von der Stelle bringen könnten, viele Meilen weit fort.
|P_266
£{Kae-198,17}
Der Berg Vesuvius hat, nach dem Berichte der Geschichtschreiber, nicht von
jeher gebrannt, sondern erst unter dem siebenten Burgermeisteramte des Titus
Vespasianus und des Flavius Domitianus zu brennen angefangen. [...]
Siehe das Schreiben des jüngeren Plinius an den Tacitus.
|P_268
£{Hol-036,02ff.} / £{Mes-090,08}
Daher baut man daselbst über dem ersten Stockwerke nicht mit Steinen, sondern die
Bewohner dieser Gegenden von Peru führen die obersten Stockwerke ihrer Häuser
von Schilfrohr und leichtem Holze auf, um nicht darunter erschlagen zu werden.
|P_271
£{He8-24}
Im Jahre, 1646, spaltete, durch ein erschreckliches Erdbeben, sich der Berg
auf der Insel Machian mit schrecklichem Krachen. Ein Zufall, der in dem Lande
sehr gewöhnlich ist.
|P_283f.
Gleichergestalt ist noch zu bemerken, daß nirgends neue Inseln zum
Vorschein kommen, als nahe bey den alten; wie man denn kein Exempel hat,
daß einige in der offenen See entstanden wären. Man hat also die
Gegend, wo sie sich finden, als eine Fortsetzung des Landes der benachbarten
Inseln anzusehen; [.../...] Daher kömmt es, daß man so wenig Inseln
mitten in der See findet, und daß sie fast alle in der Nachbarschaft des
festen Landes sind, wo sie das Meer formiret, indem es sich entweder vom Lande
entfernet, oder sich demselben nähert.
|P_286
£{Hol-030,01-ff.} / £{Her_mnz: 178,13} / £{Hes-037,20}
[Her 8, p. 15 / Mes 087 / Bar 043 / Pil 086f. / Doe 023 / Vol 034 / Doh 035]
Das berühmte Labyrinth, auf der Insel Candia, ist nicht ein Werk der
Natur allein. Der Herr von Tournefort versichert, daß die Menschen
stark daran gearbeitet, und man kann versichert seyn, daß dieses nicht die
einzige Höhle ist, die durch Menschenhände vergrößert
worden. Sie machen täglich neue, indem sie Erztgruben und Steinbrüche
ausgraben; [...]. Es giebt sehr weitläuftige Steinbrüche, z. E. zu
Mastricht, worinnen, wie man saget, sich funfzigtausend Menschen bergen
können, und der durch mehr als tausend Pfeiler unterstützet ist,
welche zwanzig bis vier und zwanzig Fuß in der Höhe haben. Die Dicke
des darüber liegenden Erdreiches und Felses beträgt mehr als fünf
und zwanzig Klafter. An vielen Stellen dieses Steinbruches findet man Wasser und
kleine Teiche, wo man das Vieh tränken kann. Man sehe Trans. Phil.
Abr. im 2. Theile, a. d. 463. Seite. Die Salzgruben in Pohlen formiren
Höhlen, die noch viel größer sind als diese. Es giebt
gemeiniglich große Steingruben bey allen großen Städten; wir
wollen aber davon hier nicht insbesondere handeln.
|P_292
£{Hol-219,06ff.}
Inzwischen sahen die meisten Naturkundigen diese Materie als eine besondere
Materie an, die mit dem Steine keine Gemeinschaft hat. Es ist ihr
versteinernder, oder Crystallsaft, welcher, ihrer Meynung nach, nicht allein die
Theile des gemeinen Steines, sondern auch die Kieselsteine verbindet. Dieser
Saft, sagen sie, vermehret die Dichtigkeit der Steine durch sein öfteres
Einseigen; er machet sie täglich mehr zu Steine, als sie vorher waren, und
verwandelt sie endlich in wahren Kieselstein.
|P_296 [Erster Satz]
£{Mes-161,10}
Wir haben gesaget, daß der Regen und die fließenden Wasser, die aus jenen
entstehen, beständig von den Gipfeln und den mittlern Höhen der Berge Sand, Erde
und Kies etc. ablösen, und solche in die Ebenen hinunter spühlen, da denn
hernach die Flüsse und Ströme einen Theil davon in noch niedrigere Gegenden, und
öfters bis ins Meer führen. Die Ebenen werden also allmählich
angefüllet, und höher gemachet, da hingegen die Berge täglich abnehmen und
beständig niedriger werden, wie man denn an verschiedenen Oertern diese Erniedrigung
wirklich wahrgenommen.
|P_299
£{Mes-129,05}
Es giebt große Moräste in England, in der am Meere liegenden Provinz
Lincoln, welche an einer Seite viel Land verloren, und auf der andern gewonnen hat. Man
findet daselbst im alten Erdreiche eine große Menge Bäume, die unter dem neuen
Erdreiche, das vom Wasser darauf geführet worden, verschüttet sind. In
Schottland, bey der Mündung des Flusses Neß, trifft man eben dergleichen
Moräste an.
£{Hol-094,14-095,01}
Bey Brügge in Flandern
findet man, 40-50 Fuß tief in der Erde, eine große Menge Bäume, welche so
dicht, als in einer Holzung, neben einander sind.
|P_300f.
£{Hol-095,01-06}
In der Stadt Modena, und vier Meilen umher, man mag graben, wo man will, so wird allemal,
wenn man auf 63 Fuß tief gekommen, und sodann die Erde noch fünf Fuß
tiefer mit einem Erdbohrer durchsticht, das Wasser mit solcher Gewalt hervorspringen,
daß der Brunnen in gar kurzer Zeit fast bis oben voll werden wird. Dieses Wasser
läuft beständig, und nimmt wieder durch den Regen, noch durch die Dürre, ab
oder zu. Das Merkwürdigste in diesem Erdreiche ist, daß man 14 Fuß tief
den Schutt und Graus von einer alten Stadt, gepflasterte Gassen, Fußböden,
Häuser, und verschiedene Stücke von mosaischer Arbeit findet. [...] In der Tiefe
von 28 Fuß, findet man eine mürbe Kreide, die mit vielem Muschelwerke
vermischet ist, und diese Lage ist 11 Fuß dicke, worauf man wiederum
Erdgewächse, Blätter, Zweige gewahr wird, und nächst diesem wechselsweise,
bald Kreide, bald Erdreich mit Erdgewächsen vermengt, und zwar bis in eine Tiefe von
63 Fuß, wo sich eine Lage von Sand mit Kies und solchen Muscheln, als man auf den
Küsten von Italien sieht, vermischet findet.
|P_304
/£{Hol-072,02ff.}
Wir haben gesaget, daß zwischen den Wendezirkeln, ja selbst noch weiter, ein
beständiger Ostwind wehet. Dieser Wind, welcher zur Bewegung von Osten nach Westen
vieles beyträgt, ist so alt als die Ebbe und Fluth, weil er vom Laufe der Sonnen, und
der Verdünnung der Luft, die eine Wirkung der Sonnenhitze ist, herrühret. Hier
haben wir also zwomitwirkende Ursachen der Bewegung, welche beyd unter dem Aequator viel
stärker als irgendwo sind. Die erste ist Ebbe und Fluth, welche, wieman weiß in
den südlichen Gegenden am stärksten ist. Und die zweyte ist der Ostwind, der in
eben den Gegenden beständig bläßt.
|P_313
/ £{Hol-087} / £{Kae-319,03}
/ £{Doe-063,13}
Weil es in Aegypten sehr selten regnet, so entsteht die gewöhnliche
Ueberschwemmung des Nils von den Giesbächen, die in Aethiopien in ihn fallen. Er
führet eine große Menge Schlamm mit sich, und dieser Fluß hat nicht
allein in Aegypten etliche tausend jährliche Schichten aufs Land geführet,
sondern auch ziemlich weit im Meer den Grund zu einem Anwachse des Landes geleget, welcher
mit der Zeit ein neues Land werden kann; den man findet mittels des Senkbleys, über
zwanzig französische Meilen vom Lande, den Schlamm des Nilstroms im Meere, der alle
Jahre zunimmt. Niederägypten, wo anjetzt die Insel Delta ist, war ehedem ein
Meerbusen. Man sehe den Diodor. Sic. im 3. B. Aristot. im I. B. de
Meteroris, im 14. Cap. Herodot. § 4. 5. etc. Homer
sagt, daß die Insel Pharos eine Tag- und Nachtreise von Aegypten entfernet war, und
man weiß doch, daß sie heutiges Tages mit Aegypten beynahe zusammen
hängt. [...] Die Stadt Damietta ist heutiges Tages über zehn Meilen vom Meer
entfernet, und zu den Zeiten des heiligen Ludwigs, im Jahr 1243, war es ein
Seehafen. Die Stadt Fooah, die vor dreyhundert Jahren an der Mündung des canopischen
Arms des Nilstroms lag, ist gegenwärtig über sieben Meilen davon entfernet. Seit
vierzig Jahren hat sich das Meer eine halbe französische Meile von der Stadt Rosetta
zurück gezogen, etc. Shaw a. d. 173 u. 188. S.
|B_1/2_(1750)_ [Thiere und Pflanzen]
[In allen drei Reichen der Natur wächst's. Die Weibchen haben keinen 'Samen'. ]
Gliederbau
Geschichte der Thiere (S. 1-198)
1. Kapitel Vergleichung der Tiere und Pflanzen
/ ⇒ [2007 / 133ff.]
2. von der Hervorbringung seines gleichen überhaupt
3. von der Ernährung und dem Auswickeln
4. von der Erzeugung der Thiere (S. 42-)
5. von den verschiedenen Lehrgebäuden wegen der Erzeugung
6. Erfahrungen die Zeugung betreffend
7. Vergleichung der Beobachtung des Herrn von Buffon mit denen des
Herrn Leeuwenhoek
8. Betrachtungen über vorhergehende Erfahrungen
9. Mannigfaltigkeiten bei der Zeugung der Tiere.
10. von der Bildung der Frucht
11. von der Auswickelung und dem Wachstum, der Niederkunft usw.
Geschichte des Menschen / Natürliche Historie des Menschen (199-288)
1. Von der Natur des Menschen
/ ⇒ [2007 / 181ff.]
2. Von seiner Kindheit
3. Von der Mündigkeit
4. Vom männlichen Alter
5. Vom Alter und vom Tode
Register
|P_4
Denn der leblose Zeug, der Stein, der Thon, der unter unsern Füssen liegt,
hat wol einige Eigenschaften, sein Daseyn selbst erfordert eine Menge derselben,
und so wenig organisch auch seine Materie ist, so hat sie doch wegen ihres
Daseyns unzählig viel Verbindungen mit allen andern Theilen des
Weltgebäudes.
|P_5
Auf die organische Bildung auf das Leben, auf die Seele kommt also eigentlich
unser Daseyn an, die Materie, die unter diesem Gesichtspuncte betrachtet wird,
ist nicht so sehr das Subject davon, als ein Zusatz.
|P_42f.
/ £{Hes-020,28}
[Erster Satz in Kap. 5.]
Plato erklärt in seinem Timäus nicht nur wie der Mensch, die Thiere,
die Pflanzen, die Elemente, sondern auch, wie der Himmel und die Götter durch
zurückstrahlende Abschilderungen und aus der schöpfenden Gottheit gezogene
Bilder sind erzeugt worden, indem solche sich mit einer harmonischen Bewegung nach den
Eigenschaften, der Zahlen in die volkommenste Ordnung gesetzet haben. Die Welt ist nach
ihm ein Bild der Gottheit; Zeit, Raum, Bewegung, Materie sind Bilder ihrer Eigenschaften
die Unterursachen, deren Wirkung nur auf besondere Dinge eingeschränket ist,
rühren von den harmonischen und Zahleigenschaften dieser Bilder her. Die Welt ist
ein Thier in vorzüglichem Verstande oder das vollkommenste belebte Wesen, damit ihm
nichts an seiner Vollkommenheit / fehlte, mußte es alle andere Thiere, d. i. alle
mögliche Vorstellungen, und alle Formen des schöpferischen Vermögens, die
man sich nur einbilden kann, enthalten. Wir sind eine von diesen Formen.
P_195-198
[Zusammenfassung zum Thema »organische Materie«]
|P_199ff
|P_209-211
£{He8-04} / £{Hes-009,06-09} /
£{Kae-071,13-17} / £{Rin-195,05-07}
[...] Das Kind kömmt bey seiner Geburt aus einem Element in das andere. Im
Mutterleibe ward es überall mit Wasser umgeben, aus dem es nun in die Luft
kömmt, und sogleich die Eindrückungen dieses wirksamen flüßigen
Wesens empfindet. Die Luft wirket auf die Nerven des Geruchs und die Werkzeuge des
Odemholens, wodurch eine Erschütterung, eine Art von Niesen entsteht, welches die
Höhlung der Brust erweitert, und der Luft einen Weg in die Lunge macht. Sie
bläst ihre Bläschen auf, erwärmt sich daselbst, und verdünnet sich auf
einen gewissen Grad, worauf die Federkraft der erweiterten Fasern wieder auf dieses
leichte flüßige Wesen wirket, und solches aus der Lunge heraustreibt. Wir
wollen hier die Ursache der beständig abwechselnden Bewegung des Odemholens nicht
erklären, sondern uns nur auf die Wirkungen einschränken. Der Mensch, und
verschiedene Thiere, brauchen solches höchstnothwendig, zu Unterhaltung des Lebens;
und wenn es einmal angefangen hat, hört es erst mit dem Tode auf, und die Frucht holt
ununterbrochen fort Odem, wenn sie einmal Odem geholet hat. Doch kann man mit einigem
Grunde glauben, daß sich das eyrunde Loch nicht sogleich bey der Geburt
verschließt, und also immer noch ein Theil Blutes durch diese Oeffnung geht,
daß also nicht alles Blut gleich anfangs seinen Weg durch die Lunge nimmt, und man
vielleicht ein neugebohrnes Kind ohne Lebensgefahr der Luft einige Zeitlang berauben
könnte. Ohngefähr vor zehn Jahren machte ich mit jungen Hunden einen
Versuch, der dieses zu erweisen scheint. Ich hatte die Mutter, welche / eine starke
Hündinn von der Art der größten Windspiele war, in ein Gefäße
voll warmes Wassers thun lassen, und so angebunden, daß ihre Hintertheile im Wasser
waren. Sie brachte in diesem Wasser drey Hunde zu Welt, welche sich bey ihrer Geburt in
eben so warmer Feuchtigkeit befanden, wie die, aus welcher sie herausgekommen waren. Man
half der Mutter bey der Geburt, wusch die Hündchen in diesem Wasser, und brachte sie
zurechte, worauf man sie in ein klein Gefäß voll warmer Milch that, ohne ihnen
Zeit zum Odemholen zu geben. Diese Veränderung nahm ich mit ihnen vor, daß sie
Nahrung haben sollten, wenn sie solches brauchten. Man hielt sie über eine halbe
Stunde in der Milch, und wie ich sie einen nach dem andern heraus nahm, fand ich alle drey
lebend. Sie fiengen an Odem zu holen, und durch den Rachen einige Feuchtigkeit von sich zu
geben. Ich ließ sie eine halbe Stunde lang Odem holen, und versenkte sie alsdenn
wieder in die Milch, die ich indessen wieder hatte wärmen lassen. Ich ließ sie
eine halbe Stunde vom neuen darinnen, worauf, nach dem Herausziehen, zwey sich nach und
nach munterer befanden, und von der Beraubung der Luft nichts gelitten zu haben schienen,
der dritte aber schien matt. Ich hielt nicht für gut, sie noch einmal unterzutauchen:
ich ließ sie zu der Mutter bringen, welche anfangs diese drey Hunde im Wasser, und
nachdem noch sechse geworfen hatte. Das Hündchen, das im Wasser auf die Welt gekommen
war, eine halbe Stunde ohne Odemholen in Milch, und eine andere halbe, nachdem es Odem
geholet hatte, wieder in Milch zugebracht, hatte eben nicht viel dadurch gelitten; denn es
kam unter der Mutter bald wieder zurechte, und lebte wie die andern. Von den sechsen, die
in der Luft auf die Welt gekommen waren, ließ ich viere wegwerfen, daß die
Mutter nur zweene von diesen sechsen, und den behielt, der im Wasser geboren war. Mit den
beyden, die sich noch in der Milch befanden, setzte ich diese Proben fort: ich ließ
sie zum zweytenmal, etwa eine Stunde lang, Odem holen, und alsdenn wieder in warme Milch
thun, worinnen sie also zum drittenmal eingetaucht wurden. Ob sie welche hinterschluckten,
weiß ich nicht: sie blieben eine halbe Stunde darinn, und schienen beym Herausziehen
fast so munter als zuvor, wie ich sie aber zur Mutter bringen ließ, starb einer eben
den Tag; ich weiß aber nicht ob es von einem Zufalle herrührte, oder ob er
etwas durch das Eintauchen und die Beraubung der Luft gelitten hatte. Der andere lebte
eben so gut, als der erstere; und beyde wuchsen so gut, als diejenigen, welche diese Probe
nicht ausgestanden hatten. Ich habe diese Versuche nicht weiter fortgesetzet, aber daran
genug gesehen, mich zu überführen, daß das Odemholen einem neugebohrnen
Thiere nicht so unumgänglich nöthig ist, als einem erwachsenen; und daß
man vielleicht, mit Anwendung gehöriger Vorsichtigkeit, solchergestalt verhindern
könnte, daß sich das eyrunde Loch nicht verschlösse, und daß man
also vortreffliche Taucher und Leute bekäme, die gewisser maßen gleich gut im
Wasser und in der Luft lebten. Die Luft findet ordentlich, bey ihrem ersten Eindringen in
die Lunge, einige Verhinderung, welche durch die Feuchtigkeit verursachet wird, die sich
in der Luftröhre gesammlet hat. Nachdem diese Feuchtigkeit zähe ist, verursachet
sie mehr oder weniger Verhinderung, aber das Kind erhebt bey der Geburt den Kopf, der
zuvor nach der Brust zugeneigt war, und verlängert durch solche Bewegung die
Luftröhre. Die Luft findet in ihr, vermittelst dieser Vergrößerung, Platz,
sie zwingt die Feuchtigkeit ins Innere der Lunge, erweitert die Aeste der Luftröhre
in diesem Eingeweide, und theilet dem Schleim, der sich seinem Durchgange widersetzet, an
ihre Wände aus. Das Ueberflüßige dieser Feuchtigkeit / wird bald durch die
vom neuen herzukommende Luft ausgetrocknet, oder wenn es dem Kinde beschwerlich
fällt, so hustet es, und befreyet sich solchergestalt davon. Man sieht es aus seinem
Munde heraustreten, denn zum ordentlichen Auswerfen hat es die Kraft noch nicht. Wie wir
uns nichts mehr von dem, was uns damals wiederfahren ist, erinnern, so wissen wir auch
nicht, was der Eindruck der Luft bey dem neugebohrnen Kinde für eine Empfindung
verursachet, nur scheint sein Geschrey und Weinen in dem Augenblicke seiner Geburt nicht
undeutlich zu entdecken, was es bey dieser Wirkung fühlet. Es ist bis an den
Augenblick seiner Geburt der gelinden Wärme eines ruhigen flüßigen Wesens
gewohnet, und man kann glauben, daß die Wirkung eines so ungleichartigen
flüßigen Wesens die Zarten Fasern dieses Körpers zu heftig
erschüttert; es scheint bey Kälte und Wärme gleich empfindlich zu seyn, es
weinet in jeder Lage, in der es sich befindet, und der Schmerz scheinet seine erste und
einzige Empfindung zu seyn.
|P_243
Wir machen uns eine Vorstellung von einem Menschen, aus seiner Gesichtsbildung, die
nichts saget; und daher glauben wir, er denke auch nichts: selbst die Kleider und der
Kopfputz haben in unser Urtheil einen Einfluß. Ein kluger Mensch muß seine
Kleider als einen Theil von sich selbst ansehen, weil sie wirklich in anderer Augen einen
Theil von ihm ausmachen, und in dem ganzen Begriffe, den man sich von ihm machet, etwas zu
sagen haben.
|P_250
Man muß also gestehn, daß alles, was die Physiognomen sagen, ohne den
geringsten Grund ist, und nichts so eingebildet ist, als die Folgerungen, die sie aus ihren
angeblichen metoposkopischen Beobachtungen ziehen wollen.
|P_259
£{Hol-124,04-09} / £{He8-61}
£{Hes-094,16}
Die Wilden nöthigen die Weiber beständig zu arbeiten. Die Weiber bauen das Feld,
und thun alle beschwerliche Arbeit; da indeßen der Mann nachläßig in
seiner Hangmatte liegt, und nur aufsteht, auf die Jagd oder Fischerey zu gehen, oder ganze
Stunden in einer Stellung stehen zu bleiben: denn die Wilden wissen nichts vom
Spatzierengehen, und nichts kommt ihnen bey unsern Sitten wunderbarer vor, als
daß wir verschiedene mal eine Linie gerade fort, und eben den Weg zurücke
gehen:sie bilden sich nicht ein, daß man sich diese umsonst geben könne, daraus
nichts würde.
Band 2.1
[Anatomie des Menschen]
|B_2/1_(1752)
[Die unpaginierte Vorrede von Haller ist sehr aufschlußreich: H referiert - übersetzt auszugsweise - B und argumentiert dagegen! das Konzept der organisierten Körper lehnt er ab. Er spricht von 'Bildungen' und 'bilden'. / Der primäre Gegenstand des Bandes ist die Anatomie]
Mumien
|P_182-189 [Nicht unbedingt die Quelle]
£{Hol-314,03-15}
Die Mumien, von welchen wir hier reden, sind balsamirte Leichname: und insonderheit
belegt man mit diesem Namen diejenigen, die aus den Gräbern der alten Aegyptier
geholet sind. Man hat aber die Bedeutung dieses Wortes weiter ausgedehnet, und nennet auch
dijenigen todten Leichname Mumien, die in dem heißen Sande von Africa und Asien
gedörret sind.
|P_183f.
Der älteste unter den weltlichen Schriftstellern,
Herodot, hat diese Verrichtung umständlich beschrieben, und darinn so vielen
Fleiß bewiesen, daß ich geglaubet habe, es wäre besser, wenn ich das
ganze davon handelnde Stück anführete, als wenn ich nur einen Auszug machte.
[folgt Zitat / deutsche Übersetzung, anschließend auch Zitat Diodor;
über Preise steht dort nichts.]
|P_233-314: Naturgeschichte des Menschen. / Verschiedene Gattungen in dem
menschlichen Geschlechte
⇒ [2007 / 307-407: Variétés dans l'espèce humaine]
|P_233-234
£{Hol-114,10ff.} / £{Hol-125,12-13}
Alles, was wir bisher von der Zeugung des Menschen, von seiner Bildung, von seiner
Auswickelung, von seinem Zustande in den verschiedenen Altern seines Lebens, von seinen
Sinnen und dem Bau seines Körpers, so wie man solchen vermittelst der
Zergliederungskunst erkennet, gesaget haben, machet nur die Geschichte des einzelnen
Menschen aus; die Geschichte der Gattung erfordert eine ausführlichere Beschreibung,
deren vornehmste Umstände man allein aus der Verschiedenheit, die man unter den
Menschen in verschiedenen Himmelsstrichen findet, hernehmen muß Die erste und
merkwürdigste Verschiedenheit ist die Farbe; die andere besteht in der Gestalt und
Größe, und die dritte in den natürlichen Eigenschaften der verschiedenen
Völker. Wenn ein jeder von diesen Gegenständen in seinem ganzen Umfange
betrachtet würde: so könnte er Stoff zu einer weitläuftigen Abhandlung
geben; allein wir werden uns begnügen, nur das allgemeinste und gewisseste
vorzutragen.
Wenn man in dieser Absicht die Fläche der Erde durchwandert, und von Norden anfängt, so findet man Lappland, [...]. Die dänischen, schwedischen, rußischen und freyen Lappen, die Zemblaner, die Borandier, die Samojeden, die nordlichen Tartaren, und vielleicht die Ostiaken in der alten, die Grönländer aber nebst den nordwärts über den Eskimaux wohnenden Wilden in der neuen Welt, scheinen alle von einerley Geschlechte zu seyn, welches sich längst den Küsten der nordlichen Meere in Wüsteneyen und in einem Erdstriche, der sonst von keinen andern Völkern bewohnt werden kann, ausgebreitet und vermehret hat. Alle diese Völker haben ein breites und plattes Gesicht, eine stumpfe und breit gedrückte Nase. Der Kreis um den / Stern ihres Auges ist gelbbraun, und fällt in das Schwarze; ihre Augenlieder stehen dicht an den Schläfen; ihre Wangen sind ungemein aufgeschwollen; der Mund ist sehr groß, und der untere Theil des Gesichts schmal; die Lefzen sind dick und aufgeworfen; die Stimme ist fein, der Kopf groß, das Haar schwarz und glatt, die Haut schwarzbraun. Sie sind sehr klein, und bey ihrer Magerkeit doch untersetzt. Die meisten sind nur vier Fuß hoch, und die größten nicht über fünftehalben.
|P_234
£{Hol-289,02-04}
Die Samojeden sind untersetzter als die Lappen; sie haben einen größern Kopf,
eine breitere Nase, und eine dunklere Gesichtsfarbe [...] der Kopf ist groß, das
Haar schwarz und glatt, und die Haut schwarzbraun [...]
|P_235
£{Hes-093,32}
Gustav Adolph wollte ein Regiment von dieser Nation [sc. den Lappen] errichten;
allein er konnte es niemals zu Stande bringen, und es scheint, daß sie nur in ihrem
Lande und nach ihrer Weise leben können.
£{Hol-289,10-12}
Sie laufen über den Schnee mit sehr dicken Schuhen von Tannenholz, die
ungefähr zwo Ellen lang und einen halben Fuß breit sind. [...]
£{Hol-129,10-11} / £{Hol-289,09-10}
Ihre Speisen sind gedörrete Fische und Rennthier- oder Bärenfleisch; ihr
Brodt ist nichts anders, als Mehl von kleingestoßenen Fischgräten, welches mit
der zarten Rinde von Fichten oder Birkenbäumen vermischet ist. Die meisten gebrauchen
gar kein Salz. [...]
£{Hol-289,04-06}
Die lappländischen Weiber kleiden sich im Winter mit Rennthierfellen, und im Sommer
mit den Häuten der Vögel, welche sie denselben abgezogen haben. Der Gebrauch des
leinen Zeuges ist ihnen unbekannt.
|P_237
£{Hol-129,10-11} / £{Hol-289,09-10}
Aber die Ostiaken [...]; sie ernähren sich von Fischen oder rohem Fleische;
sie essen das Fleisch von allerhand Thieren ohne einige Zubereitung; [...].
£{Hes-210,28ff.}
Die tartarische Nation überhaupt betrachtet, bewohnet überaus große
Länder in Asien; sie ist durch den ganzen Landstrich von Rußland bis nach
Kamtschatka ausgebreitet, welches ein Raum ist, der eilf bis zwölf hundert Meilen in
der Länge, und über sieben hundert und fünfzig Meilen in der Breite
beträgt, und zwanzigmal größer als Frankreich ist. Die Tartaren
gränzen an China auf der nord- und westlichen Seite, und an die Königreiche
Butan, Ava, des großen Moguls und das persische Gebiethe bis an das caspische
Meer in Norden; sie haben sich auch längst der Wolga und der westlichen Küste
des caspischen Meeres bis nach Dagestan ausgebreitet; sie sind ferner bis zu der
nordlichen Küste des schwarzen Meeres gekommen, und haben sich in der krimmischen und
der kleinen Tartarey bey der Moldau und der Ukraine festgesetzet.
|P_238
£{Hol-121,16-123,02}
Die Kalmuken, welche in den Gegenden des caspischen Meeres zwischen den Russen
und den großen Tartaren wohnen, sind nach Tavernier Berichte,
starke, aber zugleich die häßlichsten und ungestaltesten Leute unter
der Sonne. [...] Die dagestanischen Tartaren sind nach den Kalmücken die
häßlichsten unter den andern. Die kleinen oder nogaischen Tartaren,
welche an dem schwarzen Meere wohnen, sind zwar bey weitem nicht so
häßlich als die Kalmucken; allein sie haben dennoch ein breites
Gesicht, kleine Augen und eine Leibesgestalt, die der Kalmucken ihrer
ähnlich ist; und es ist glaublich, daß diese Geschlecht der kleinen
Tartaren etwas von seiner Häßlichkeit verloren habe, weil sie sich
mit den Circaßiern, den Moldauern, und andern benachbarten Völkern
vermischet haben.
|P_240-241
£{Hol-128,18-19}
Nach dem Gentil haben die Chineser nichts widriges in ihrer Gesichtsbildung; sie
sind von Natur weiß, insonderheit aber in den nördlichen Landschaften. [...] Er
versichert, daß die Weiber sich alle mögliche Mühe gäben, damit die
Augen klein scheinen mögen und daß die jungen Mägdgen beständig ihre
Augenlieder zerren, damit sie kleine und lange Augen bekommen mögen, als welches
nebst einer breit gedruckten Nase und langen breiten offenen und herunter hangen Ohren sie
zu vollkommenen Schönheiten machet.
|P_243
£{Hol-129,01-02} [Nicht die Quelle]
[...]; und sie stimmen einmüthig überein, daß ein vornehmes oder
auch nur ein artiges Frauenzimmer in China einen so kleinen Fuß haben
müsse, daß ihm der Pantoffel eines Kindes von sechs Jahren zu
groß sey.
|P_244f.
£{Hol-127,16-128,04}
Diese Liebe zu langen Ohren ist allen morgenländischen Völkern gemein.
Einige zerren die Ohren herunter, und verlängern dieselben dadurch: allein
sie durchbohren sie nicht weiter, als es nöthig ist, um Ringe darein zu
hängen: andere hingegen, als in dem Lande Laos, machen das Loch darin so
ungemein groß, daß man fast eine Hand dadurch stecken könnte,
und daher hängen die Ohren bis auf die Schultern herunter. Die Siamer ihre
sind nur ein wenig größer, als die unsrigen; und dieses ist von
Natur, und geschiehet nicht durch die Kunst. [...]
Struys saget, daß die siamischen Weiber sehr starke und schwere
Ohrgehänge tragen, welche die Löcher, worinn sie befestiget sind, so
groß machen, daß man einen Daumen dadurch stecken könne.
£{Hol-128,05-06} / £{Hol-241,04-06}
Er [P. Tachards] saget, daß die Gewohnheit der Siamer, sich die
Zähne zu schwärzen, aus einem gewissen Grundsatze herrühre, nach
welchem sie dafür halten, daß es den Menschen nicht anständig
wäre, weiße Zähne wie die Thiere zu haben; daß sie aus
dieser Ursache dieselben mit einer Art von Ferniß schwarz anstreichen,
[...].
£{Hol-128,14-15}
Die Aracaner halten sehr viel auf eine breite und flache Stirn, und um derselben
diese Gestalt zu geben, beschweren sie die Stirne der neugebornen Kinder mit
einer bleyernen Platte. [...] Sie essen ohne allen Ekel Mäuse,
Ratten, Schlangen und verdorbene Fische.
|P_247
Es befindet sich z. E. auf der Insel Java ein Volk, welches man Chacrelas
nennet, und welches nicht allein von den andern Einwohner dieser Insel, sondern
auch von allen andern Indianern unterschieden ist. Diese Chacrelas sind
weiß und gelblicht; sie haben schwache Augen, und können das helle
Tageslicht nicht ertragen; dahingegen sehen sie gut in der Nacht, des Tages aber
gehen sie mit niedergeschlagenen und fast geschlossenen Augen.
|P_248
£{Hol-122,13f.} / £{Hes-215,28-30}
/
Man hat unter ihnen [sc. den Einwohnern von Manila] viele Leute gesehen,
welche vier bis fünf Zoll lange Schwänze hatten, gleichwie die
Insulaner, deren Ptolemäus gedenket. Gemelli, welcher diesen
Umstand anmerket, füget hinzu, er wäre von einigen sehr glaubwürdigen
Jesuiten versichert worden, daß in der, nahe bey Manila liegenden Insel
Mindoro, eine Art Menschen, Mangianer genannt, befindlich sey, welche alle vier
bis fünf Zoll lange Schwänze hätten, und daß diese
geschwänzten Menschen, welche übrigens im Gesichte olivenfarbig
aussähen, und lange Haare hätten, zur römischen Kirche getreten
wären. [...]
|P_249 [2007, S. 326f.]
£{Hes-089,13}
Nordwärts von Manila liegt die Insel Formosa, welche von der Küste
der chinesischen Landschaft Fokien nicht weit entfernt ist. [...] In dieser
Insel hat Struys, wie er saget, mit seinen eigenen Augen einen Menschen
mit einem über einen Fuß langen Schwanze gesehen, der ganz mit rothen
Haaren bedeckt und einem Ochsenschwanze sehr ähnlich gewesen seyn soll.
Dieser geschwänzte Mensch hätte ihn versichert, daß dieser
Fehler, wenn es einer wäre, von dem Himmelsstriche herrührete, und
daß alle Leute in dem südlichen Theile dieser Insel eben sowol
Schwänze als er hätten. Ich weiß nicht, ob man demjenigen, was
Struys von den Einwohnern dieser Insel saget, völligen Glauben
beymessen könne.
|P_250 [2007, S. 328]
£{Hes-219,01-03}
Es haben demnach die meisten Schriftsteller, welche von der Insel Formosa
etwas geschrieben, von diesen geschwänzten Menschen gar nichts
erwähnet, und sie machen alle mit einander eine sehr verschiedene
Beschreibung von der Gestalt und den Gesichtszügen dieser Insulaner; allein
sie scheinen in einem gewissen Umstande, welcher eben so sonderbar, als der
vorige ist, überein zu stimmen; und dieser besteht darinn, daß die
Weiber in dieser Insel vor ihrem fünf und dreißigsten Jahre kein Kind
zur Welt bringen dürfen, ob es ihnen gleich frey steht, sich lange vor
diesem Alter zu verheirathen. Rechteren spricht von dieser Gewohnheit mit
den folgenden Worten: 'Wenn die Weiber verheirathet werden, so bringen sie nicht
sogleich Kinder zur Welt; sie müssen zum wenigsten 35 oder 37 Jahre alt
seyn, ehe sie dies thun dürfen. Wenn sie schwanger sind, treten die
Priesterinnen, wenn es nöthig ist, ihnen den Leib mit Füßen, und
treiben dadurch die Frucht mit eben so vielen oder noch mehrern Schmerzen ab,
als sie in der Geburt ausstehen würden. Es würde nicht nur eine
Schande, sondern auch sogar eine große Sünde seyn, vor dem bestimmten
Alter ein Kind zu gebähren. [...]'
|P_252 [2007, S. 330]
£{Hol-122,18-123,03}
Die Einwohner der Küste von Neuholland, [...] so können sie nichts von
weitem sehen, wofern sie nicht den Kopf in die Höhe richten, gleich als
wenn sie etwas über sich sehen wollten. [...]
£{Hol-128,08-09} / £{Doe-098',23} /
Dampier sagt [...]; daß die Einwohner einer andern Insel [bei
Neuguinea], welche er Garret-Denis [d. i. Neu-Irland] nennet, schwarz, stark an Kräften, und von Leibe
wohlgebildet sind; daß sie einen dicken und runden Kopf, gekräuselte und kurze
Haare haben [...]; daß jedennoch ihr Gesicht nicht schlechterdings häßlich
aussehen würde, wenn sie dasselbe nicht mit einem Zapfen verstelleten, der einen
Finger dick und vier Zolle lang ist, und welchen sie dergestalt quer durch beyde
Nasenlöcher stecken, daß die beyden Enden bis an das Bein in den Backen
reichen, und also nur eine kleine Spitze der Nase um diesen schönen Zierrath
hervorraget; und daß sie auch große Löcher in den Ohren haben, worinn sie
gleichfalls Zapfen, wie durch die Nase stecken.
|P_253
£{Hol-276,02}
Die Papus und die andern Völker der nächsten bei Neuguinea liegenden
Länder sind wahre Mohren, welche den africanischen gleich kommen, ob sie
gleich 2.200 Seemeilen weit von Africa liegt.
|P_254
£{Hol-128,07-08}
[Auf der malabarischen Küste] Die Weiber tragen goldene Ringe
in der Nase [...]
£{Hol-254,11-12}
Die Banianen essen nichts, welches gelebt hat; sie fürchten sich das
geringste Ungeziefer, ja gar die Läuse von welchen sie gebissen werden, zu
tödten.
|P_255
£{Hol-122,06-10}
Unter den Nairen giebt es gewisse Männer und Weiber, welche so dicke Beine
haben, als der Leib eines andern Menschen ist. Diese Ungestalt ist keine
Krankheit, sondern wird ihnen angeboren. Einige haben nur ein Bein von dieser
ungeheuren Größe; bey andern sind alle beyde so beschaffen. Die Haut
auf diesen Beinen ist hart, und rauh als eine Warze, und sie sind dem
ohngeachtet sehr leicht auf den Füßen. Diese Art Leute mit dicken
Beinen hat sich unter den Nairen stärker, als unter einem andern
indianischen Volke, vermehret. [keine Rede von Wasser als Ursache ]
|P_257
£{Hol-128,07-08}
[...] daß die Weiber klein von Leibe, aber reinlich und wohlgestalt seyn;
daß sie lange Haare haben, daß sie auch Ringe in den
Nasenlöchern und große Ohrengehänge tragen.
|P_258
£{Hol-128,07-08} / £{Doe-098',21}
[...] und es wird bey diesen Völkern [Araber] für eine Artigkeit
gehalten, ihre Weiber durch diese Ringe auf den Mund zu küssen, welche
zuweilen von einem so großen Umfange sind, daß man den ganzen Mund
darein stecken kann. [...]
£{Phi-257M}
Das persische Blut, saget Chardin, ist von Natur dick und grob. Dieses
sieht man an den Gauren, welche der Rest der alten Perser sind. Sie sind
häßlich, ungestalt und ungeschickt; sie haben eine rauhe Haut und ein
gefärbtes Gesicht.
|P_261
Die Araber beschreiben die Schönheit einer Frau, wenn sie sagen, daß sie
die Augen wie eine Gazelle, welches eine Art wilder Ziegen oder Gemsen in den
Morgenländern ist, haben. In allen ihren verliebten Liedern sprechen sie von nichts,
als von schwarzen und Gezellenaugen, [...].
|P_263
⇒ [2007 / 344]
£{Hol-318,20f.}
Die zahlreiche Nation, welche die Küsten der mittelländischen See von
Aegypten bis zum Weltmeere, und das Land von der Barbarey an, bis zu dem Berge
Atlas, und weiter hin bewohnen, sind Völker von verschiedenem Ursprunge.
Die Eingebornen des Landes, die Araber, die Vandalen, die Spanier, und in
älteren Zeiten die Römer und Aegypter haben diese Länder mit
Menschen, die unter sich sehr verschieden sind, bevölkert. Die Einwohner in
des auressischen Gebrigen z. E. haben eine Gesichtsbildung, welche mit
ihrer Nachbaren ihrer im geringsten nicht übereinkömmt. Sie sehen gar
nicht braun aus, sondern vielmehr weiß und roth, und ihre Haare haben eine
dunkel gelbe Farbe, dahingegen aller andern hiesigen Völker ihre schwarz
sind. Herr Shaw, hält es daher für wahrscheinlich, daß
diese weißen Leute von den Vandalen abstammen, [...].
|P_269
⇒ [2007 / 351]
£{VL-Anthropologie; XXV: Men-Nr. 058 (WS 81/2)}
Daper [...] füget hinzu, daß man auf einigen Insel [des Archipelagus],
als in Nicarien eine wunderliche Gewohnheit habe, von ferne mit einander zu sprechen,
welches insonderheit auf dem Lande gebräuchlich wäre, und daß diese
Insulaner eine so starke Stimme hätten, daß sie insgemein in der Weite einer
Vierthel- und öfters einer ganzen Meile mit einander sprächen; daß also
ihre Unterredung von einer Zeit zur andern beständig unterbrochen werden
müßte, indem die Antwort erst verschiedene Secunden nach der Frage wieder
zurück kommen könne.
|P_271
£{Hol-114,13-15}
[nichts über große Kälte / große Hitze]
|P_272 ⇒ [2007 / 355]
Ich wollte demnach drey Ursachen zum Grunde setzen, welche sich alle vereinigen, um die
Verschiedenheit, welche wir unter den so manchen Völkern auf den Erdboden wahrnehmen,
hervor zu bringen. Die erste ist der Einfluß des Himmelsstrichs; die andere, welche
sehr mit der ersten verbunden ist, besteht in den Nahrungsmitteln; und die dritte, welche
vielleicht noch mehr von der ersten und der andern abhängt, beruht auf den Sitten.
[...]
|P_273
£{Hol-118,12f.}
Von Natur sehen die Aethiopier braun oder olivenfärbig aus, wie die südlichen
Araber, von denen sie vermutlich abstammen.
|P_274
⇒ [2007 / 357]
£{Hol-130,02} / £{Hol-185,243} / £{Hol-318,03}
[Bericht des Admiral Drake] Es befindet sich, sagt er, auf den Grenzen der
äthiopischen Wüsteneyen, ein Volk, welches man Akridophagen oder
Heuschreckenfresser nennet. Sie sind schwarz, mager, sehr behende im Laufen, und kleiner
als die andern. Im Frühlinge bringen ihnen gewisse vom Westen kommende Winde eine
unendliche Menge Heuschrecken mit. Und da sie weder Vieh noch Fische haben, sind sie
genöthiget, sich mit diesen Heuschrecken zu ernähren, welche sie in großen
Haufen aufsammlen.
|P_278
£{Hol-306,06-09}
jalofische Mohrinnen: Wasser im Mund
|P_283-286 [Hottentotten nach Colbe]
|P_285
⇒ [2007 / 371]
Aus allen diesen Zeugnissen erhellet, daß die Hottentotten nicht wahre
wahre Mohren sondern Leute seyn, deren Farbe in dem Geschlechte der Schwarzen
etwas in das weiße, so wie der Mauren ihre in dem Geschlechte der
Weißen etwas in das schwarze fällt.
£{Hol-123,06-09} / £{Hol-297,01-02}
Die Hottentotten sind übrigens eine ganz besondere Art von Wilden. Die
Weiber vornehmlich haben über dem Schoßbeine ein Gewächs von
Fleische oder einer harten und breiten Haut, welche ihnen bis zur Mitte der
Schenkel wie eine Schürze herunter hängt. Thevenot sagt eben
dasselbe von den ägyptischen Weibern, die aber, wie er zugleich
meldet, diese Haut nicht wachsen ließen, sondern mit einem heißen
Eisen wegbrenneten. Ich zweifle indessen, ob dieses so wahr von den
ägyptischen als von den hotentottischen Weibern sey. Doch dem sey wie ihm
wolle, so ist dieses gewiß, daß alle Weiber von diesem Geschlechte in den
Gegenden des Vorgebirges ein solches wunderbares Gewächs haben, welches sie auch
denenjenigen zeigen, welche es sehen oder befühlen wollen. Die Männer sind
dagegen halb verschnitten. Allein sie werden nicht so geboren, und es wird ihnen
gemeiniglich, wenn sie acht Jahr als sind, und zuweilen noch später eine Hode
weggeschnitten. Herr Kolbe saget, er hätte diese Verschneidung an einem jungen
Hottentotten von achtzehn Jahren verrichten sehen. Die Umstände, mit welchen
diese feyerliche Handlung begleitet ist, sind so sonderbar, daß ich mich nicht
enthalten kann, dieselben nach dem Berichte des eben angeführten Augenzeugen zu
erzählen. [folgt Schilderung]
|P_286
£{Hol-127,13f.} / £{Hol-296,24f.}
Alle Hottentotten haben eine sehr platte und breite Nase; sie würden solche aber
nicht haben, wofern es nicht die Mütter für eine Schuldigkeit hielten, ihren
Kindern, kurz nach der Geburt, die Nase platt zu drücken.
|P_291
£{Hol-116,05-06}
[ keine Schwarzen in Amerika]
|P_294f.
So unnützlich es demnach ist, von den Sitten und Gewohnheiten dieser vermeynten
Nationen mit allzu großer Weitläuftigkeit zu handeln; so nothwendig dürfte
es vielleicht seyn, die Natur der einzelnen Menschen zu untersuchen. Ein wilder Mensch ist
in der That unter allen Thieren das sonderbarste, das am wenigsten bekannte, und das
schwerste zu beschreiben. Allein wir unterscheiden dasjenige, was uns / die bloße
Natur gegeben hat, so wenig von dem, was von der Erziehung, der Nachahmung, der Kunst und
den Beyspielen herrühret, oder wir vermengen es so sehr mit einander, daß es
nicht zu verwundern seyn würde, wenn wir uns in der Abschilderung eines Wilden ganz
und gar verkenneten, im Fall uns dieselbe mit ihren wahren Farben und den bloßen
natürlichen Zügen, welche das wesentliche Merkmaal derselben ausmachen sollen,
vor Augen geleget würde.
|P_300
£{Hol-121,01-04}
Man findet eine Beschreibung von zween dergleichen weißen Mohren in der
Historie der Akademie. Ich selbst habe einen davon gesehen, und man
versichert, daß sich deren eine große Anzahl in Africa unter den
andern Mohren befindet. [...]
Die weiße Farbe scheint demnach die ursprüngliche Farbe der Natur zu
seyn, welche der Himmelsstrich, die Speisen und die Sitten verändern, und
sie in das gelbe, Braune und Schwarze verwandeln, und welche in gewissen
Umständen wieder erscheint, allein mit einer so großen
Veränderung, daß sie mit dem ursprünglichen Weißen keine
Aehnlichkeit hat, welches aus den eben angezeigten Ursachen ganz von seiner
Natur abgewichen ist.
Ueberhaupt nähern sich die einander entgegen gesetzten
äußersten Grade in beyden fast beständig einander. Die
Natur hat in ihrer größten Vollkommenheit weiße
Menschen gebildet, und die auf das höchste veränderte Natur
bildet sie gleichfalls weiß. Allein das natürliche, oder der
ganzen Art wesentliche Weiße, ist von dem zufälligen, oder
nur in einzelnen Gegenständen befindlichen Weißen, sehr
unterschieden.
|P_301
£{Hol-118,11f.} / £{Hol-121,10-11}
Die Indianer in Peru haben gleichfalls eine Kupferfarbe, so wie die auf der
Erdenge; insonderheit gilt dies von denen, die sich an der Seeküste und den
niedrig liegenden Ländern aufhalten. Denn diejenigen, welche in hohen
Gegenden, als wie zwischen den beyden Reihen der Cordilleras wohnen, sind fast
so weiß als die Europäer. Einige wohnen eine Meile höher als die
andern, und dieser Unterschied der Höhe auf der Erdkugel beträgt so
viel, als ein Unterschied von tausend Meilen in der Breite, in Ansehung der
Witterung des Erdstriches, aus macht. Alle ursprüngliche Indianer in Terra
firma, welche längst den Amazonenflusse und der Landschaft Guiana wohnen,
haben in der That eine braune und röthliche Farbe, die zuweilen heller oder
dunkler ist.
|P_303
£{Hol-122,14} / £{Hol-330,}
[Angeblich riesenhafte Patagonier: kein Beleg für Existenz; neuere Berichte
sagen was anderes]
|P_306
⇒ [2007 / 397]
Was ihren [Amerikaner] ersten Ursprung betrifft, so zweifele ich, ohne sogar auf
die Gründe der Gottesgelehrten hierbey zu sehen, im geringsten nicht,
daß sie denselben mit uns gemein haben. Die Aehnlichkeit der Wilden in
Nord-America mit den östlichen Tartaren läßt uns
muthmaßen, daß sie von diesen Völkern hergekommen seyn.
|P_310f.
⇒ [2007 / 402f.]
£{Hol-117,06ff.}
Denn man hat wahrgenommen, daß die Kinder der Mohren in dem
Augenblicke, da sie geboren werden, eine schwarze Farbe an den Wurzeln
der Nägel und an den Geburtsgliedern haben.
£{Hol-119,09-11}
Es haben in der Zergliedrungskunst erfahrene Männer untersuchet, in welchem
Theile der Haut die schwarze Farbe der Mohren sich eigentlich befände.
Einige behaupten, daß dieselbe weder inwendig in dem Felle, noch in dem
äußersten Häutlein, sondern in der netzförmigen Haut,
welche man zwischen dem äußersten Häutlein und dem Felle findet,
anzutreffen sey; [...].
|P_312
£{Hol-114,13-15}
Die Hitze des Erdstrichs ist die vornehmste Ursache der schwarzen Farbe. [...]
Allein, wenn die Kälte zu groß wird, bringt sie eben solche Wirkungen
hervor, als die übermäßige Hitze verursachet. Die Samojeden, die
Lappen, die Grönländer sehen sehr braun aus, man versichert sogar, wie
wir schon angezeiget haben, daß es unter den Grönländern so
schwarze Leute als in Africa giebt.
|P_313f.
£{Hol-115,04-06} / £{Hol-126,18-127,02}
Der gemäßigte Himmelsstrich erstreckt sich vom vierzigsten bis zum
funfzigsten Grade. In dieser Gegend befinden sich die schönsten und
bestgebildeten Leute; unter diesem Himmelsstriche muß man sich auch einen
Begriff von der wahren natürlichen Farbe des Menschen machen; hier
muß man das Muster nehmen, nach welchem man alle andere Schattirungen der
Farbe und der Schönheit zu beurtheilen hat; denn die beyden
äußersten Grade sind auf gleiche Weise von dem wahren und schönen
entfernt. [...].
Man muß demnach den Himmelsstrich als die vornehmste und fast einzige
Ursache der Farbe bey den Menschen ansehen. Allein die Nahrung, welche zur Farbe
weit weniger, als der Himmelsstrich beyträgt, hat einen großen
Einfluß auf die Gestalt. [...]
£{Hol-120,15-18}
Man lasse spanische oder barbarische Pferde nach Frankreich kommen; es
wird unmöglich seyn, ihr Geschlecht fortzupflanzen. Sie fangen seit
dem ersten Grade an, aus der Art zu schlagen, und in dem dritten oder
vierten werden diese aus Spanien, oder der Barbarey herstammende Pferde,
ohne daß sie sich mit andern Arten vermischen, französische
Pferde werden; daß man demnach, wenn man eine schöne Art
fortpflanzen will, / genöthiget seyn wird, neue Hengste aus Spanien
oder der Barbarey kommen zu lassen. Der Himmelstrich und die Nahrung
haben demnach in die Gestalt der Thiere einen so merklichen
Einfluß, daß man an ihren Wirkungen nicht zweifeln kann.
|B_2/2_(1754)_
Abhandlung von der Natur der Tiere (S. 1-50)
Von der Beschreibung der Thiere (S. 51ff.)
Erzählung der Methodischen Einteilungen der
vierfüßgen Thiere (S. 66ff.)
Die Hausthiere (S. 79ff.)
Das Pferd (S. 82ff.)
Der Esel (S. 192ff.)
Der Ochse (Stier) (S. 224-278)
|P_23
Das Bewußtseyn, diese innere Empfindung, welche das Ich machet, besteht
bey uns Menschen aus dem Empfindung unsers itzigen, und der Erinnerung unsers
vorigen Daseyns
|P_41
Unsere Seele machet, daß wir voneinander unterschieden sind,
sie machet, daß Wir sind, und von ihr kömmt die
Verschiedenheit unserer Charaktere und unserer Handlungen. Die Thiere
hingegen haben keine Seele, haben nicht das Ich, diese Quelle,
(den Grund) des Unterschieds, und die Ursache, welche die Person machet:
sie müssen daher, wenn sie einander nach ihrer Organisirung
ähnlich, oder von einerley Gattung sind, alle einerley Sachen und
auf einerley Art thun, mit einem Worte, einander weit vollkommener
nachahmen, als es die Menschen unter sich thun können: und
folglich, anstatt daß diese Gabe nachzuahmen Witz und Gedanken in
den Thieren voraussetzen sollte, beweist vielmehr, daß sie
schlechterdings beydes nicht haben.
|P_79
Die Hausthiere.
Der Mensch ändert den natürlichen Zustand der Thiere, indem er
dieselben ihm zu gehorsamen zwingt, und sich deren zu seinem Gebrauche bedient.
Ein Hausthier ist ein Sclave, mit dem man sich die Zeit vertreibt, den man
brauchet und misbrauchet, den man verschlimmert, den man aus seinem Vaterlande
führet, und dem man seine Natürliche Art abgewöhnet; dahingegen
ein wildes Thier, welches bloß der Natur gehorchet, von keinen andern
Gesetzen als von den Gesetzen der Bedürfnisse und der Freiheit weiß.
|P_82
/£{Hes-105,20} / £{Kae-386,6-13}
Das edelste unter allen Thieren, worüber sich der Mensch zum Herrn
gemacht, ist wohl das stolze und flüchtige Pferd, welches die
Beschwerlichkeiten des Krieges, und den bey Schlachten erworbenen Ruhm mit ihm
theilet. Bey der Gefahr und Beleidigung ist es so unerschrocken, als ein Herr;
es nahet sich dem Geräusche der Waffen, es liebet seinen Herrn, es suchet
ihn, und belebet sich mit eben dem Feuer, wie er. Eben so theilet es auch seine
Luft mit ihm auf der Jagd, bey den Turnieren, beym Laufen; es glänzet, es
funkelt. Und da es eben so gelehrig, als muthig ist, so erschrickt es nicht vor
dem Feuer, es weiß seine Bewegungen zu unterdrücken; es schmieget
sich nicht nur unter der Hand dessen, der es leitet, sondern scheint selbst auch
dessen Verlangen zu errathen; es gehorchet den Eindrücken, die es
bekömmt, und läuft bald schnell, bald mäßig; bald steht es,
und thut alles bloß, um seinem Herrn genug zu thun. Es ist ein
Geschöpf, welches sich seines Wesens entschlägt, um nur durch den
Willen eines andern da zu seyn; es weiß ihm sogar zuvor zu kommen; es
erfüllet ihn durch seine geschwinden und richtigen Bewegungen, es empfindet
so, wie man es verlanget, und thut nur so viel, als man will; es läßt
alles mit sich vornehmen, widerstrebet nicht, dienet aus allen seinen
Kräften, thut selbst über Vermögen, und stirbt sogar
darüber, indem es noch besser gehorsamen will. Dieses ist nun das Pferd,
dessen Gaben entwickelt worden, dessen natürliche Eigenschaften die Kunst
vollkommener gemacht; welches von seiner ersten Jugend an gewartet, nachgehends
geübet und zum Dienste des Menschen abgerichtet worden. Mit dem Verluste
seiner Freyheit fängt sich seine Erziehung an, und mit dem Zwange
höret sie auf. Die Sclaverey, oder die Hausgenossenschaft dieser Thiere ist
so alt, daß wir sie nur selten in ihrem natürlichen Zustande
sehen.
|P_84f.
£{Kae-015}
Da heut zu Tage alle Theile von Europa bevölkert, und fast
allenthalben gleich bewohnet sind, so findet man darinnen keine wilden
Pferde mehr, und diejenigen, welche man in America sieht, sind zahme
Pferde aus Europa, welche die Spanier dahin gebracht, und die sich in
den weitläuftigen Wüsten dieser unbewohnten oder unbevölkerten Länder
vermehret haben: denn diese Art der Thiere war in dem neuen Welttheile
nicht zu finden. [...] Herr de la Salle hat im Jahre 1685 in dem
mitternächtigen America, beym St. Ludwigsbay, diese Pferde auf der
Weide gehen gesehen, welche so wild gewesen, daß man nicht nahe an sie
kommen können. »Man sieht zuweilen, spricht der Verfasser der Histoire
des avanturiers flibustiers, auf der Insel St. Domingo, Heerden von
mehr als fünf hundert Pferden, welche alle mit einander laufen, und,
wenn sei einen Menschen gewahr werden, alle stille stehen. Eines von
ihnen nähert sich auf eine gewisse Weite, schnaubet mit der Nase, und
nimmt nachgehends die Flucht, worauf die andern alle nachfolgen.« Er
füget hinzu, daß er nicht wisse, ob dies Pferde ausgeartet und wild
geworden; er hätte sie aber nicht so schön als die spanischen
gefunden, ob sie gleich von dieser Art wären. »Sie haben, spricht er,
einen sehr großen Kopf, wie auch sehr große Schenkel, welche noch dazu
höchericht sind; sie haben auch lange Ohren und einen langen Hals. Die
Einwohner des Landes machen sie leicht zahm, und brauchen sie alsdenn
zur Arbeit. Die Jäger lassen sie ihre Thierhäute tragen. Man pfleget
sie mit Schlingen von Stricken zu fangen, welche man an Oerter leget,
wo sie öfters hinkommen. Sie fangen sich leicht, und wenn solches am
Halse geschieht, so erwürgen sie sich, wenn man nicht bald genug dazu
kömmt. Man hält sie bey dem Körper und den Schenkeln fest, bindet sie
an Bäume, und läßt sie zween Tage so stehen, ohne ihnen weder zu
fressen noch zu saufen zu geben. Diese Probe ist hinlänglich, um
anzufangen, sie gelehrig zu machen: und mit der Zeit werden sie so
gut, als wenn sie niemals wild gewesen wären. Und wenn sie auch von
ungefähr wieder in Freyheit kommen, so werden sie das zweyte mal nicht
wieder wild; sie kennen ihre Herren, lassen sie an sich kommen, und
sich leicht wieder haschen.«
|P_192-193:
£{Kae-015}
Der Esel.
Wenn man dieses Thier auch mit den aufmerksamsten Augen und
nach allen Theilen betrachtet, so scheint es doch nichts, als ein
ausgeartetes Pferd zu seyn. Die vollkommene Gleichheit der Bildung des
Gehirns, der Lunge, des Magens, der Gedärme, des Herzens, der Leber,
der andern Eingeweide, und die große Aehnlichkeit des Körpers, der
Schenkel, der Füße, und des Gerippes im Ganzen betrachtet, scheinen
diese Meynung zu bestätigen. Den geringen Unterschied, welcher sich
zwischen diesen beyden Thieren befindet, könnte man einem sehr alten
Einflusse des Himmelsstriches, der Nahrung, und der ungefähren Folge
vieler Fortpflanzungen von kleinen wilden und halb ausgearteten
Pferden zuschreiben, welche nach und nach noch mehr ausgeartet, sich
nachgehends so viel als möglich verringert, und zuletzt unsern Augen
einen neue und beständige Art, oder vielmehr eine Folge ähnlicher
Thiere hervor gebracht hätten, die alle auf einerley und auf eine
unveränderliche Art fehlerhaft, und so von den Pferden unterschieden
wäre, daß man sie als Thiere betrachten könnte, die eine andere
Gattung ausmachten. Diese Vorstellung scheint dadurch bestätiget zu
werden, daß bey den Pferden die Farbe des Haares weit mannichfaltiger,
als bey den Eseln ist, und daß sie folglich ältere Hausthiere sind,
weil die Farbe bey den Hausthieren weit mannichfaltiger, als bey den
wilden Pferden von eben der Gattung ist; ferner dadurch, daß die
meisten wilden Pferde, wovon die Reisenden reden, von kleiner Taille
sind, und wie die Esel, ein graues Haar, einen kahlen am Ende
strupfichten Schwanz haben, und daß einige wilde Pferde, und sogar
Hauspferde, einen schwarzen Streif auf dem Rücken, und andere
Charaktere haben, dadurch sie den wilden oder zahmen Eseln noch näher
kommen. Betrachtet man auf der andern Seite den Unterschied des
Temperaments, des Naturells, der Sitten, mit einem Worte, des
organischen Baues dieser beyden Thiere, und vornehmlich die
Unmöglichkeit, durch ihre Vermischung mit einander eine
gemeinschaftliche Gattung, oder auch eine Mittelgattung, welche sich
wieder vom neuen fortpflanzen könnte, heraus zu bringen: so scheint
man mit noch mehrerm Grunde glauben zu können, daß jedes von diesen
Thieren von einer so alten Gattung als das andere sey, und daß sie vom
Anfange an so wesentlich von einander unterschieden gewesen, als sie
es heut zu Tage sind; und dieses um so viel mehr, da der Esel in
Ansehung der kleinen Taille, der Größe des Kopfs, der Länge der Ohren,
der harten Haut, des kahlen Schwanzes, der Gestalt des Kreuzes, und
auch in Ansehung der Maaße der daran liegenden Theile, der Stimme, des
Appetits, der Art zu saufen, u. s. f. allezeit von dem Pferde
unterschieden ist. Kommen denn also der Esel und das Pferd
ursprünglich von einem Stamme / her? Sind sie, wie die Namenkundigen *
sagen, von einerley Familie: oder sind sie es nicht, unterschiedene
Thiere und solches allezeit gewesen?
-----------------
*_Equus cauda undique fetosa, das Pferd. Equus causa extrema fetosa,
der Esel. Linnaei Systema Naturae. Class. I. Ord. 4.
|P_196ff
In dieser characteristischen Verschiedenheit der Gattungen sind also
die Zwischenweiten der Abänderungen der Natur am sichtlichsten und
merklichsten: man könnte so gar sagen, daß diese Zwischenweiten
zwischen den Gattungen, die gleichesten und unveränderlichsten unter
allen wären: weil sich allezeit eine Absonderungslinie zwischen zwoen
Gattungen, das heißt, zwischen zwoen Folgen einzelner Wesen ziehen
läßt, welche einander hervor bringen, und sich nicht vermischen
können; eben so, wie man auch zwo Folgen von einzelnen Thieren, welche
sich durch ihre Vermischung fortpflanzen, in eine einzige Gattung
vereinigen kann. [...]
Wir wollen aber wieder auf die Ausartung der Wesen, und besonders der Thiere
kommen; wir wollen die Bewegungen der Natur in den Verschiedenheiten, die sie
uns darbiethet, noch näher beobachten und untersuchen: und da uns das
menschliche Geschlecht am besten bekannt ist, so wollen wir sehen, wie weit
diese Verschiedenheiten gehen. Die Menschen sind in Ansehung der Farbe vom
Weißen bis zum Schwarzen, in Ansehung der / Höhe der Taille, der
Dicke, der Leichtigkeit, der Stärke u. s. f. von dem Doppelten bis zum
Einfachen, und in Ansehung des Verstandes von allem möglichen bis auf
keinen unterschieden: allein diese letztere Qualität gehöret nicht zur
Materie und darf also hier nicht in Betrachtung gezogen werden; die andern sind
gewöhnliche Verschiedenheiten der Natur, welche von dem Einflusse des
Himmelsstriches und der Nahrung herrühren. Allein, diese
Mannichfaltigkeiten der Farbe und des Maaßes der Taille, verhindern nicht,
daß der Schwarze und der Weiße, der Lappländern und der
Magellaner, der Riese und der Zwerg, nicht mit einander Menschen zu zeugen im
Stande wären, die sich selbst wiederum fortpflanzen könnten, und
daß folglich diese dem Ansehen nach so unterschiedene Menschen nicht alle
von einer und eben derselben seyn sollten; weil diese beständige
Wiederhervorbringung eben die Gattung ausmacht. [...] Diese besondern
Verschiedenheiten sind zufällige Mängel oder Ueberflüsse, welche
sich anfänglich nur bey gewissen einzelnen Menschen befunden, nachmals
aber, wie die andern Erbfehler, oder Erbkrankheiten, weiter fortgepflanzet
haben. Allein, man muß diese Unterscheide, ob sie gleich
unveränderlich sind, bloß als Mannichfaltigkeiten, die nur einzelne
Menschen betreffen, welche aber dadurch nicht von ihrer Gattung abgesondert
werden, betrachten; weil die außerordentlichen Arten von Menschen mit
großen Beinen, oder sechs Fingern, sich mit der gemeinen Art vermischen
und Kinder zeugen können, die sich selbst wieder fortpflanzen. Dieses
muß man von allen andern Unförmlichkeiten oder
außerordentlichen Gestalten sagen, welche von den Vätern und
Müttern auf die Kinder fortgepflanzet werden. So weit erstrecken sich also
die Fehler der Natur; dieses sind demnach die größten Schranken ihrer
Mannichfaltigkeit bey dem Menschen, und wenn es ja welche giebt, die noch mehr
ausarten, so bringen dieselben nichts wider hervor, und heben das
Unveränderliche und Einfache der Gattung nicht auf. Es giebt also bey dem
Menschen nur eine einzige Gattung, und obgleich dieselbe in Ansehung der unter
sie gehörigen einzelnen Wesen die zahlreichste, und zu gleicher Zeit die
unnachahmlichste und irregulärste in allen ihren Handlungen ist, so sieht
man doch nicht, daß die erstaunliche Verschiedenheit der Bewegungen, der
Nahrung, des Himmelsstriches, und so vieler anderer Veränderungen der
Umstände, die man voraus setzen kann, Wesen hervor gebracht hätten,
die verschieden genug von den andern wären, um neue Stämme daraus zu
machen, und die uns zu gleicher Zeit so weit glichen, daß wir nicht
leugnen könnten, daß wir zu ihnen gehöret hätten.
[./..]
Ob man also gleich nicht erweisen kann, daß die Hervorbringung einer
Gattung durch eine Ausartung eine der Natur unmögliche Sache sey, so ist
doch die Anzahl der entgegen gesetzten Wahrscheinlichkeiten so erstaunlich,
daß man sogar, philosophischer Weise, schwerlich daran zweifeln kann. Denn
wenn eine Gattung durch die Ausartung einer andern hat hervorgebracht werden
können; wenn die Gattung des Esels von der Gattung des Pferdes
herkäme: so hätte dieses nur nach und nach und durch unmerkliche
Abänderungen geschehen können, und es würde zwischen dem Pferde
und dem Esel eine große Anzahl Mittelthiere gegeben haben, davon sich die
erstern nach und nach von der Natur des Pferdes entfernet, und die letztern sich
nach und nach der Natur des Esels genähert hätten. Warum sehen wir
aber heut zu Tage keine Nachkömmlinge von diesen Mittelgattungen? Warum ist
nichts als die beyden äußersten Arten übrig geblieben? / Der
Esel ist also ein Esel, und kein ausgeartetes Pferd, kein Pferd mit einem kahlen
Schwanze; er ist weder ein Fremder, noch ein Eingeschobener, noch ein Bastart,
und hat, wie alle andere Thiere, seine Familie, seine Gattung, und seinen Rang.
|P_204
Der Esel kann vielleicht unter allen Thieren, in Ansehung seiner
Größe, die größte Last tragen, und da er fast nichts zu
erhalten kostet, und, so zu reden, gar keine Sorgfalt erfordert, so ist er von
großem Nutzen, im Felde, bey den Mühlen, u. s. f. er kann auch zum
Reuten dienen: alle seine Gänge sind sanft, und er stolpert nicht so sehr
wie das Pferd. In den Ländern, wo ein leichter Boden ist, spannet man ihn
auch öfters in den Pflug, und sein Mist in ein vortrefflicher Dünger
für schweres und feuchtes Erdreich.
Band 3.1 (1756)
1. Das Schaf
2. Der Widder
3. Der Bock
4. Das Schwein
5. Der Hund (104-174)
P_34
£{Kae-015}
Unerachtet alle Gattungen der Thiere durch einen gewissen Zwischenraum, dessen
Gränzen die Natur selbst nicht überschreiten kann, von einander abgesondert
sind: so scheinen doch einige in so viel Stücken einander beyzukommen, daß der
Abstand unter ihnen so zu sagen kaum groß genug ist, um die Scheidungslinie zwischen
ihnen zu ziehen. Wenn wir diese an einander gränzende Gattungen in Absicht auf uns
betrachten, so sehen wir, daß uns einige Gattungen vorzüglich dienen, andere
aber gleichsam nur zur Beyhülfe da sind, und in vielen Stücken jener ihre Stelle
vertreten, auch uns eben die Dienste thun könnten. Der Esel würde beynahe den
Mangel des Pferdes ersetzen können; und sollte uns das Geschlecht der Schafe einmal
abgehen, so würde man sich an statt ihrer zur Noth mit den Ziegen behelfen
können. Die Ziege giebt sowol, als das Schaf, ihre Milch, und so gar noch
reichlicher, als dieses: Talg hat sie auch in Ueberfluß; aus ihren Haaren kann man,
ungeachtet es gröber ist, als Schafwolle, sehr gute Zeuge machen; das Fell gilt noch
mehr, als das Schaffell; das Zickelfleisch kömmt dem Lammfleische sehr nahe, u. s. f.
Diese Hülfsgeschlechter sind weit härter und stärker als die
Hauptgattungen. Der Esel und die Ziege brauchen nicht so viel Wartung, als das Pferd und
das Schaf; sie finden überall ihr Futter; sie fressen alle Arten von Gewächsen,
und die gröbsten Kräuter; ja sie wissen so gar auf den Dornhecken ihre Nahrung
zu finden; die rauhe Witterung ist ihnen auch nicht so beschwerlich, und sie können
der Hülfe des Menschen eher entrathen. Je weniger sie uns zugehören, desto mehr
scheint sich die Natur ihrer anzunehmen, und man darf nicht auf den Gedanken gerathen, als
ob diese geringen Geschlechter aus den vorzüglichen durch eine Ausartung entstanden
wären: man darf sich den Esel nicht als ein ausgeartetes Pferd vorstellen; sondern
man kann vielmehr mit besserm Grunde behaupten, daß das Pferd ein zur Vollkommenheit
gebrachter Esel, und das Schaf eine zärtere Art Ziegen ist, die wir gewartet,
verbessert, und um unserer Bequemlichkeit willen vermehret haben; und daß
überhaupt die vollkommensten Geschlechter, vornehmlich die Hausthiere, aus weniger
vollkommenen, jenen aber am nächsten kommenden wilden Geschlechtern, entstanden sind:
denn die Natur und der Mensch können mit vereinigten Kräften zugleich unstreitig
mehr, als die Natur für sich allein ausrichten.
|P_104-105:
£{Kae-401f.}
Die Vollkommenheit des Thieres hängt von der Vollkommenheit der innern Empfindung
ab; je allgemeiner dieselbe ist, desto mehr Fähigkeiten und Geschicklichkeit besitzt
das Thier, desto mehr zeiget es seine Wirklichkeit, und desto mehr Aehnlichkeit hat es mit
andern Theilen des Ganzen; und wenn diese innere Empfindung zart und sehr vollkommen ist,
wenn sie durch die Auferziehung noch verbessert werden kann: so wird das Thier des
Umganges mit den Menschen würdig, es kann ihm in seinen Verrichtungen beystehen,
für seine Sicherheit wachen, ihm helfen, ihn vertheidigen, und sich bey ihm
anschmeicheln; es kann sich durch fleißige Dienste, und wiederholte Liebkosungen,
die Liebe seines Herrn erwerben, ihn völlig einnehmen, und aus seinem Tyrannen seinen
Beschützer machen. Der Hund besitzt außer seiner schönen Bildung, seiner
Lebhaftigkeit, seiner Stärke und seiner Geschwindigkeit, alle innere Eigenschaften,
die ihn bey den Menschen beliebt machen können, in einem hohen Grade. Das hitzige,
cholerische, und so gar wilde und blutgierige Naturell, welches den wilden Hund bey allen
Thieren furchtbar macht, weicht bey dem Haushunde der Sanftmuth, der Neigung sich an
Menschen zu gewöhnen, und der Begierde zu gefallen. Er nähert sich seinem Herrn
kriechend, und leget seine Herzhaftigkeit, seine Stärke, seine Fähigkeiten vor
dessen Füßen gleichsam nieder; er erwartet zu deren Anwendung seine Befehle, er
suchet seinen Willen zu errathen, und fragt ihn gleichsam aufs demüthigste darum: ein
Wink mit den Augen ist bey ihm genug; er versteht so gar die Zeichen seines Willens.
Fehlet ihm gleich der Verstand, welcher den Menschen über ihn erhebt, so hat er doch
alles Feuer der innerlichen Empfindungen, und übertrifft ihn hingegen an Treue und an
Verständigkeit in seinen Zuneigungen. Kein Hochmuth, kein Eigennutz, keine
Rachbegierde, keine andere, als die Furcht, seinem Herrn zu misfallen, regieret seine
Handlungen. Er ist gleichsam aus Eifer, Aemsigkeit und Gehorsam zusammengesetzet. Da er
sich der empfangenen Wohlthaten allezeit viel lebhafter, als der erlittenen Beleidigungen
erinnert, so unterwirft er sich den Strafen, ohne sich dadurch abschrecken zu / lassen, er
erduldet und vergißt sie, oder erinnert sich wenigstens in keiner andern Absicht
deren, als um seinem Herrn desto gehorsamer zu seyn. Anstatt darüber böse zu
werden, oder zu fliehen, setzet er sich vielmehr von freyen Stücken neuen Proben aus,
er lecket eben dieselbe Hand, die zum Werkzeuge seines Schmerzes gedienet, und ihn
geschlagen hat; er widersetzet sich mit nichts, als mit Winseln, und entwaffnet sie
endlich mit Geduld und Demüthigung.
|P_109f.
[...]: so ist es auch wohl möglich, daß unter den vielerley Rassen der
Hunde, die wir heut zu Tage vor uns sehen, kein einziger dem ersten Hunde, oder vielmehr
dem ersten Thiere dieses Geschlechts, gleicht. Denn es hat sich dasselbe seit der
Schöpfung vielleicht sehr stark verändert, und es kann / folglich der Stamm von
den gegenwärtigen Rassen, ungeachtet eine wowol als die andere aus demselben
entsprungen sind, gar sehr unterschieden gewesen seyn.
|P_112
Man hat also schon einigermaßen Ursache zu muthmaßen, daß unter
allen Hunden der Hirtenhund (Spitz) der ersten Rasse am nächsten kömmt.
|P_113
Diese Mannichfaltigkeit rühret theils von dem Einflusse des Himmelsstrichs,
theils von der Zusammenkunft und Vermischung fremder und unterschiedener Rassen her. Es
ist hieraus eine große Anzahl vermischter Rassen oder Blendlinge entstanden, von
welcher wir aber, weil sie Herr Daubenton beschrieben, und jegliche unter die reinen
Rassen, von welcher sie abstammen, gebracht hat, hier nicht handeln, [...].
|P_117f.
/£{Kae-402,17} /
Diese Proben lehren uns, daß der Fuchs und der Wolf nicht vollkommen einerley
Natur mit dem Hunde haben; daß diese Thiergattungen nicht allein von einander
unterschieden sind, sondern völlig besondere Gattungen ausmachen, und sich in einem
so großen Abstande von einander befinden, daß man sie wenigstens unter diesen
Himmelsstrichen nicht mit einander vereinigen kann; daß folglich der Hund weder von
dem / Fuchse, noch von dem Wolfe, entstanden ist, [...].
|P_118
Ich will aber gleichwol hier nicht schlechterdings und auf eine entscheidende Art
behaupten, daß der Jackhals, und sogar der Wolf und der Fuchs, sich niemals zu
keiner Zeit, und unter keinem Himmelsstriche, mit dem Hunde sollten belaufen haben. Die
Alten behaupten diese so zuversichtlich, daß man, ungeachtet der obgedachten
Versuche, noch einigermaßen zweifelhaft bleiben muß
|P_124 gegenüber: Stammtafel der Hunde-Rassen
|P_123:
Der Hirtenhund oder Spitz ist der Stamm des Baumes: da man diesen Hund in die kalten
mitternächtlichen Länder gebracht hat, so ist er bey den Lapplänern klein
und ungestalt geworden, [...].
|P_126:
/£{Doe-116,25} /
Die Hunde mögen sich im Gegentheile [sc. zu Pferd / Esel] mit einander vermischen,
wie sie wollen: so bleiben alle daraus entstandene einzelne Thiere in einer
beständigen Reihe der Fortpflanzungen fruchtbar; und man kann folglich alle Hunde,
ungeachtet der sonderbaren Mannichfaltigkeiten, welche man unter ihnen antrifft, und
ungeachtet der merklichen bey ihnen stark daurenden Verschiedenheiten, für eine
einzige Gattung ansehen.
Es giebt also unter den Hunden viele sehr unterschiedene Rassen; man findet
außerdem bey dieser Gattung, eine große Menge Thiere, deren jedes die
Kennzeichen verschiedener solcher Rassen zugleich an sich hat.
|P_127:
/£{Doe-116,25} /
Wenn es wilde Hunde gäbe, die durch keine häusliche Auferziehung jemals
wäre verändert worden, so würde man alle Charaktere des Hundegeschlechts
in einem einzigen Hunde vereiniget sehen, und man würde bey den Hunden eben so, wie
bey den Füchsen, Wölfen u.s.f. keine andern, als wenig beträchtliche
Verschiedenheiten, antreffen: da aber die Hunde zahm geworden sind, so hat man alle
Eigenschaften ihrer Natur entwickelt. Die verschiedenen Himmelsstriche, unter welche man
sie gebracht, das verschiedene Futter, welches man ihnen gegeben, die verschiedenen
Künste, welche man sie gelehret hat, haben an der Form ihres Leibes und an ihrem
natürlichen Triebe mancherley Verschiedenheiten verursacht. Wenn diese so
beträchtlich gewesen sind, daß sie bemerket worden; so hat man sie
fortzupflanzen gesucht; man hat diese Verschiedenheiten so gar dadurch, daß man
Hunde, die einerley Qualitäten gehabt haben, sich miteinander belaufen lassen,
vermehrt: daraus sind nun die neuen und besondern Rassen entstanden. Diese Rassen hat die
Natur, das sie sich in der Folge der Fortsetzungen nicht verändert haben, so zu sagen
für ächt erkläret; [...].
|P_129:
Wir wollen nunmehr untersuchen, welche unter den Rassen, die bey der HundeGattung
gemachet worden, den wilden Hunden, wenn es noch welche gäbe, am ähnlichsten
seyn würde; und welches diejenige Rasse ist, die durch die Auferziehung am wenigsten
verändert worden, und an welcher man die ursprünglichen Charactere der Gattung
noch am deutlichsten sehen kann.
|P_131: Der Herr von Buffon hat viele historische Nachrichten von Hunden aus verschiedenen Welttheilen gesammlet, und muthmaßet daraus, daß der Hirtenhund (Spitz) der ursprünglichen Rasse der Hunde am nächsten kömmt.
Band 3.2
1. Die Katze
2. Die wilden Tiere
3. Der Hirsch
4. Der Damhirsch
5. Das Rehe
6. Der Hase
7. Das Kaninchen
Datum: 28.04.2006 / ... / Nov. 2015 / Juli bis Dezember 2016 / ... / 04.09.2018 / ... /
08.11.2018
/ 19.03.2019 /... / 06.09.2019 / 28.12.2020