![]() |
Keyßer (1740-1742)
| ![]() |
- Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und
Lothringen worinnen der Zustand und das Merkwürdigste dieser Länder beschrieben,
und vermittelst der Natürlichen, Gelehrten und Politischen Geschichte, der Mechanik,
Maler- Bau- und Bildhauerkunst, Münzen und Alterthümer, wie auch mit
verschiedenen Kupfern erläutert wird. / Neue und vermehrte Auflage, welche mit Zusätzen und mit einer Vorrede von dem
Leben des Verfassers begleitet hat M. Gottfried Schütze
(Hannover 1751), 2
Bde. in durchgehender Paginierung. [LXXXVIII, 1-728 / 731-1556 / Register /
Internet-Ressource auch: Stabi
München: digital]
|P_17 [1751, Bd. 1, S. 14]
£{Hol-221,24-222,02}
»Das Closter zu Reichenau ist wohl gebauet, und insonderheit daselbst der grosse
Smaragd, welchen Carolus M. dahin verehret hat, merkwürdig. Es kostet anietzo
einige Mühe ihn zu sehen, [...]. Er ist in einen rothen hölzernen Rahmen
eingefasset, grösser als ein gewöhnlicher Foliant, wiegt acht und zwanzig und
drey ViertelPfunde, und sollen von den Jubelirern vor jedes Pfund 50000 f. geboten worden
seyn. Seine Dicke ist von 2 Zollen und die Figur folgende: [...].«
|P_### [1751, Bd. 1, S. 36 / VI. Brief]
£{Hes-089,16}
Merkwürdigkeiten des Schlosses Ambras, woselbst in dem Zimmer der Bibliothek auch
die Kupferstiche der künstlichen Arbeit des Collin an dem Grabmonument Kaiser
Maximilians des ersten zu sehen sind. [...] Man erblicket auch noch etliche Portraite
langer Personen, so in Tirol gelebet haben. Hans Braw, gemalt im 1550sten Jahre, und im
acht und vierzigsten seines Alters, ist noch einen Schuh höher als obenerwähnter
Aymon; [...].
|P_42
£{Hol-219,09-11} / £{Rin-370,17-20}
»Im achtzehnden und folgenden finden sich Crystalle und vielerley Gold-Arbeit, wie
auch Willkommen vor die Damen aus Crystall, welches dieses vor dem schönsten Glase
voraus hat, daß es stets kühl ist, und also auch im Sommer das Getränke
frischer erhält. Die kostbarsten Crystalle werden ganz glatt ohne eingeschnittene
Figuren gelassen, damit man die Helle und Reinigkeit desto besser sehen möge. Die
eingeschnittene Arbeit in schönen Crystallen wird gemeiniglich nur gebrauchet, um
einen oder andern Fehler, der sich im Stein ereigenet, desto besser zu verdecken. Dieses
Vortheils wusten sich auch die Alten zu bedienen, und schreibt daher Plinius Hist. Nat.
lib. XXXVII. c. 2. von Crystallen: Infestantur plurimis vitiis -- aliis capillamentum
rimae simile. Hoc artifices caelatura occultant. Quae vero sine vitio sunt, pura esse
malunt. Ein Stück Berg-Crystall, worin ein Büschel von Reh-Haaren zu seyn
scheinet, verdienet gleichfals in Obacht genommen zu werden. Andere Haare habe ehemals
auch in Londen bey Herrn Sloane in einem Crystall bemerket.«
|P_62-63
£{Hol-189,01-06} / £{Rin-352,02-12}
»In dergleichen Zustande hilft auch trefflich derjenige Stein, welchen die Jesuiten
zu erst nach Portugall gebracht, und Pietra Cobra oder Schlangen-Stein genennt
haben, weil er, ihrem Vorgeben nach, bey Schlangen in Indostan gefunden wird. Man kauft
ihn in Italien um einen geringen Preiß, und muß er, wann er recht seyn
soll, stark an der nassen Lefze oder Zunge klebend bleiben. Man legt ihn auf die
Wunde, welche mit einem spitzigen Messer etwas vergrössert wird, wenn sie zu klein
oder wieder zugefallen ist. Eben dieses nimt man in Acht bey dem Stiche einer Tarantul,
eines Scorpions, oder bey einer ihrer Reise nahen Pest-Beule. So lang noch Gift in der
Wunde befindlich ist, bleibt der Stein daran klebend und fällt nicht eher ab, als bis
er sich voll gesogen hat; den legt man ihn etwan 1. oder 3. Stunden lang in Milch, Wein
oder laulich Wasser, damit er die angezogene böse Feuchtigkeit wieder von sich lasse.
Dieses Wasser ist sehr gefährlich, von gelblicher Farbe, und muß weggegossen
werden. Unterdessen, daß der erste Stein auf diese Art gereiniget un zu nochmaligem
Gebrauch geschickt gemachet wird, leget man einen andern auf die Wunde, um aus dem
Anziehen derselben zu sehen, ob noch mehr Gift darin vorhanden sey. Solte er wegen des
geronnenen Blutes nicht gerne wieder abgehen, so kan man mit laulichem Wasser helfen.
Valisnieri hat in einem anno 1725. von Mayland an den
Florentinischen Medicum Gaston Joseph Georgi abgelassenen Schreiben, welches den zu Padua
anno 1726. in quarto heraus gegebenen Werken des Valisnieri einverleibet ist,
behauptet, daß dieser Stein, welchen die Portugiesen Cobra de Cavelos nennen, nichts
anders sey, als ein Stück Ochsenbein, welches die listigen Indianer auf glüenden
Kohlen brennen, schaben und also zurichten, daß viele Europäer sich weiß
machen lassen, als sey es ein Stein von einer Schlange. Allein wenn die Wirkung nur
gut ist, so kan man solchen Betrug leicht verschmerzen, zumal da ein solcher Stein nicht
über sechs bis acht Groschen zu stehen kommt. Ich vermuthe aber, daß der Geifer
und Speigel des tollen Hundes noch nicht mit dem circulirenden Geblüte sich
müsse vermischet und darin eine fermentation oder Gährung erreget haben, wenn
dergleichen äusserliche Mittel zugänglich seyn sollen, das Uebel zu
heben.«
|P_83
£{Hol-061,06-10}
»Wenn es wahr ist, daß in ganz Augspurg keine Ratze zu finden sey, auch
solche, wenn sie lebendig dahin gebracht wird, bald sterbe, so wundert mich, daß die
Medici und Natur-Kündiger noch nicht untersuchet haben, ob diese Wirkung von dem
Erdreiche, Wasser, Luft, Kräutern, oder von andern natürlichen Ursachen
herkomme, wie man denn auch andere Länder und Gegenden hat, worin bald diese bald
jene Art von Thieren nicht lebendig bleibt. Auf der Insul Maltha, Candia und in
Macedonien giebt es keine giftige Schlangen. Die Eyländer Gozo, Ivizza und Irland leiden gar keine giftige Thiere. Auf dem Herzoglichen
Würtembergischen Jagdhause Einsidel, so eine Stunde von
Tübingen liegt, sind niemals Ratzen, und sterben solche Thiere, wann sie dahin
gebracht werden, ohne daß ein Heiliger hiezu etwas beiträgt.«
|P_156
£{Hol-143,06-11} / £{HeO-27,16} / £{Hes-111,17-15} / £{Kae-394,17-22} [ Negation ]
»Achtzehendes Schreiben. Beschreibung von Alt- und Neu-Breysach/Hüningen und Basel«
»Auf der Seite gegen den Schwarzwald giebt es viele wilde Schweine, und sonderlich
halten sie sich sehr stark in den morastigen Gegenden am Rhein auf, aus welchen sie
schwer zu bringen waren, ehe man vor etlichen Jahren auf das Mittel gerathen, daß
man auf derjenigen Seite, wo der Wind herkommet, an 10. bis 12. Stangen, die etwas
weit von einander stehen, Schwefel anzündet, indessen daß sich die
Schützen auf der gegen überliegenden Seite mit ihrem Gewehr anstellen. Die
Schweine können diesen Geruch nicht vertragen, und indem sie sich von selbigem
entfernen wollen, brechen sie auf der andern Seite des Morastes heraus, und kommen dadurch
ihren Feinden in den Schuß. Es scheinet, daß der Erfinder dieses
Kunststückes sich auf die Schweinedieberey verstanden habe. Denn wenn man auch
zahme Schweine stehlen will, so hält man ihnen nur brennenden Schwefel vor die
Nase, da sie denn gleich ohne Geschrey umfallen. Die Bauern in dieser Gegend haben
eine andere Jagd, welche gar still zugehet. Sie wissen, daß die wilden Schweine
öfters des Nachts über den Rhein schwimmen, daher lauren sie ihnen mit ihren
Kähnen im Flusse auf, heben sie mit den hintern Beinen in die
Höhe, daß sie mit dem Kopfe untertauchen und ersaufen müssen, da es so
dann leicht ist, das Wildpret in ihre Kähne zu bringen.«
[ von einem Verbot ist dort nicht die Rede ]
|P_211
£{Hol-322,19-323,02}
»In den Dörfern dieser Gegend trifft man in den meisten Jahreszeiten nur Weiber
an. {Die Männer und junge Manns-Personen sind des Jahres kaum 2. oder 3. Monate zu
Hause, weil sie wegen der Armut ihres Vaterlandes das Brodt in der Fremde mit
Schorsteinfegen, Herumtragen der Murmel-Thiere &c. verdienen und etwas davon nach Haus
bringen müssen. Die Männer kommen zu einerley Jahres-Zeit nach Hause und gehen
zugleich wieder aus dem Lande, daher es kommt, daß die Weiber dieses Striches Landes
fast alle zu gleicher Zeit in die Wochen kommen.}«
[ {...} zitiert von Adickes ]
|P_212
»In Savoyen spricht jederman Französisch, die Namen der Städte und
Dörfer sind auch meistentheils Französisch; {das Gemüth aber und der humeur
der Nation ist mehr Teutsch, und unterscheiden sie sich von ihren Nachbarn gegen Süd
und Westen durch die sogenannte alte Teutsche Redlichkeit, welche vielleicht durch die
Armut des Landes sehr befördert und erhalten wird.«}
[ {...} zitiert von Adickes ]
|P_222
£{Hol-323,04-09}
»Zur linken Hand zwischen Fertiere und Novalese läst man den Berg Rochemelon
liegen, der unter allen Italienischen Alpen vor den höchsten gehalten wird. [Er
scheinet zwar von hieraus mit dem allernächsten Anfange des Gebirges an einander zu
hangen, es ist aber ein grosses Thal dazwischen, und braucht man einen ganzen Tag um
hinauf zu steigen. Ich sahe ihn anfänglich bis an seinen Gipfel ganz hell, es
währte aber keine halbe viertel-Stunde, so war er in einer Wolke
eingehüllet.
... caligat in altis
Obtutus faxis, abeuntque in nubila montes.
Diese Abwechselung geschiehet gar oft, und läuft man Gefahr nach einer mühesamen
Besteigung des Berges zu einer solchen Zeit hinauf zu kommen, da man lang auf helles
Wetter warten muß. Bey klarer Luft aber wird die Mühe wohl bezahlt durch eine
herrliche Aussicht über Mayland, Trevigo, Venedig &c. und sind etliche auf die
Gedanken gekommen, es sey dieses das Gebirge, von welchem Annibal seiner Armee die
Herrlichkeiten Italiens habe übersehen lassen.] Wenn man auf der Höhe eine
Flinte losschiesset, giebt sie keinen rechten Knall von sich, sondern nur ein kleines
Geprassel, als wenn man Holz voneinander bricht. (Ehemals soll Jovis Bild oben auf
dem Rochemelon gestanden seyn; jetzt ist eine Statua der heiligen Mariae daselbst
aufgerichtet, und jährlich wird am fünften Augusti eine Messe dabey gelesen,
wozu bey tausend Menschen aus aller Nachbarschaft sich sammlen, ob man gleich gezwungen
ist, noch bey dieser Jahreszeit hie und da über Schnee und Eisschollen zu klettern,
und wenigstens eine Nacht auf dem Berge zuzubringen, da man denn auf der blossen Erde und
Steinen mit Decken und Mänteln sich wider den Frost wohl zu bewahren hat.)«
[ {...} nicht zitiert von Adickes ]
-------
[ Adickes gibt für diesen Abschnitt auch Büsching II 759-60 als Quelle an.
(Unters. 1911, S. 294) ]
|P_331
£{Hol-322,06-07}
»Als Alexander M. sich Meister von Persien gemacht, wurde das seidene Zeug
erst in Griechenland bekant, und von dannen kam es nach Italien, wiewol so theuer,
daß es dem Golde gleich geachtet wurde (a), {weil die Persianer einzig und
allein damit handelten, auch weder Eyer noch Würmer aus dem Lande liessen. Daher kam
es auch, daß die alten Griechen und Römer wenig von dem Ursprung der Seide
wusten, und in den Gedanken stunden, es wachse dieselbe unmittelbar auf den Bäumen.}
Ganz seidenes Gewand (Holosericum) wurde nur von Damen getragen (b).«
[ {...} nicht zitiert von Adickes ]
|P_401
£{Hol-122,10-13} / £{Rin-315,16-20}
»Andere schreiben ihren Ursprung dem Tuf-Stein zu, welchen die Wasser in den
Gebirgen häufig führen, und glaubet man, daß dessen kleine Theilgen
sich in den engen Gängen des Halses stopfen, coaguliren und nach und nach dergleichen
unanständige Wirkung hervor bringen, die sich auch öfters auf die Nachkommen
fortpflanzet, wie man denn Erb-Kröpfe findet, und Kinder, die noch kein Wasser
getrunken haben, aber von kröpfichten Eltern kommen, damit behaftet sind.«
|P_470
£{Hol-219,09-12}
»In der Naturalien-Cammer, die sich bey diesem Medicinischen Garten befindet,
bemerket man unter andern einen Corallen-Zink, der auf einem Todten-Kopf gewachsen, und
zwey Stücke Crystall, in deren einem ein Tropfe Wassers herum lauft, in dem andern
eine Fliege eingeschlossen ist.«
|P_503-504
£{Hol-220,19-25} / £{Hes-176,27}
»Der berühmte grosse Diamant ist gleichfals nicht mehr in der Tribuna, sondern
der GroßHerzog verwahret solchen selbst in seinem Cabinete, und zeiget man an
dessen Stelle ein Modell, das aus einem gelblichen Feuersteine geschliffen ist. Das
Original wiegt nach dem Bericht des Tavernier hundert und
vierzigstehalb Karat, und war sonst der gröste Diamant in Europa, muß
aber zu unserer Zeit diese Ehre demjenigen überlassen, welcher von dem
Engelländer Pitt an den Herzog Regenten von Frankreich verkaufet
worden, und nun die vornehmste Zierde der Königlichen Französischen Crone ist.
Als er geschliffen wurde, bekam Pitt vor die abfallende
Stücke über 6000. Pfund Sterling. Der geschliffene Stein behielt ein Gewicht von
144. Karat, und übertrift mit seinem Feuer alle Diamanten, welche man gegen
denselben hält, an statt daß das Wasser des Florentinischen auf Citronen-Farbe
ziehet. Der Groß-Herzog soll einem Jesuiten vor diesen letztgedachten Stein
nur 75000. Scudi gegeben, dieser aber ihn vorher, da man ihn nur vor Crystall angesehen,
auf der Piazza di Navona zu Rom vor einen einzigen Paolo erhandelt haben.
Pitt hätte einen viel vortheilhaftern Verkauf treffen können, wenn er
sich der Gelegenheit zu rechter Zeit zu bedienen gewust, indem ihm der König in
Polen Augustus 800000. Thaler davon bot, und die Chur-Sächsische Landschaft
die Bürgschaft, daß diese Summe in etlichen Jahren Fristen-Weise abgetragen
werden solte, über sich nehmen wolte. Weil aber Pitt auf einer Million Thaler
bestund, so zerschlug sich der Handel zu grossem Schaden des Verkäufers, und wie man
versichert, auch nicht ohne Reue des Königs Augusti, als hernachmals dieses
Kleinod in die Hände des Königs in Frankreich gerathen war. Pitt war bey
Besitzung seines Schatzes kaum des Lebens sicher, und weil dergleichen Waare nicht
allenthalben solche Käufer, wie sie erfordert, findet, so verhandelte er ihn endlich
an den Herzog Regenten, der ihn vor den König in Frankreich
einhandelte, und wird der Stein selbst anjetzo insgeheim Le Regent genennt. Pitt
muste viele andere Juwelen nach der Pariser Taxe an dem Kaufschilling annehmen, und weil
auch gleich darauf die Französis. banco-Zettel, so er vor baares Geld bekommen, ehe
er sich davon los machen konte, samt den Mißisippischen Actien-Handel fielen, so
rechnet man, daß er an statt der vielen Millionen Französis. Livres auf
welche er gerechnet hatte, kaum 300000. Thaler für seinen Diamant erhalten. Wenn dem
Bericht der Orientalischen Reise-Beschreibungen zu trauen, so ist in dem Schatze des
grossen Mogols ein Diamant, der 279. neun-sechszehnteil Karat wieget. Ehe er
geschliffen worden, war seine Schwere von 793. Karat.«
|P_574-575 [1751, S. 416f.]
£{Hol-324,08-09}
»Montefiascone ist ein schlechter auf einem Berge gelegener Ort, der ohne dem alhier
wachsenden guten weissen Muscateller-Weine wenig bekant seyn würde. Dieser Wein aber
geräth selten, hält sich auch gar kurze Zeit. Weil fisacone im Italienischen
eine grosse Flasche heisset, so leiten etliche den Ursprung des Namens der Stadt daher;
[...]. Linker Hand vor der Stadt ist in der Kirche S. Flaviani das Grab eines Teutschen
(wie man vorgiebt) zu sehen, welcher von dem Montefiasconischen Weine so viel zu sich
genommen, daß er darüber in einen Krankheit, woran er gestorben, verfallen. Er
soll auf seinen Reisen allezeit einen Diener vorausgeschickt haben, welcher die
Thüren des Wirthshäuser, worin er den besten Wein angetroffen, mit dem Worte Est
bezeichnnen müssen. Da nun besagter Diener den Wein zu Montesfiascone insbesondere
nach seinem Geschmacke gefunden, hat er solchen mit einem dreyfachen Est beehret, und
darauf auch in der Grabschrift, welche er seinem Herrn Setzen lassen, gezielet. Der
Grabstein liegt auf der Erde vor dem Altare der Kirche und stellt einen Abt mit der Mitra
vor. Auf beyden Seiten beym Kopfe zeigt sich das Wapen, so ein in der Länge
gespaltener Schild ist, in dessen einem Felde (dem Ansehenden zur linken Hand) ein
Löwe und in dem andern drey Quer-Balken zu sehen sind. Die ehemals auf dem Stein
gewesene, und wie geglaubt wird, teutsche Schrift ist fast gänzlich erloschen; man
lieset aber auf einem angefügten viereckigen andern Steine folgende theils in
Mönchs-Buchstaben eingehauene lateinische Worte: Est Est Est ppr nium Est hic Jo.
d. Fug. D meus mortus est, welche man erkläret: Est, est, est, propter nimium Est, hic
Johannes de Fugger Dominus meus mortuus est. Die Grabschrift saget nicht, daß dieser
Abt ein Teutscher gewesen, und noch viel weniger kan behauptet werden, daß er zu der
berühmten Familie der Grafen von Fugger gehöre, zumal da dieser Herren
Wapen von demjenigen, so auf dem Grabsteine zu sehen, ganz unterschieden ist.«
[ Adickes 1911: auch Büsching II 971f. ]
|P_623 [1751, S. 452]
£{Hol-084,04-06}
»Ich weiß nicht, ob diese Umstände alle zusammen genommen, nicht
denjenigen Unterscheid der Witterung hervorgebracht haben, welchen einige in Ansehung der
gelinden Winter in diesem Lande beobachtet haben. Aus etlichen Stellen des Horatii
siehet man, daß damals des Winters die Strassen in Rom voll Schnee und Eis gewesen;
und die sechste Satyra Juvenalis beweiset, daß es eine gewöhnliche Sache
gewesen, die Tyber zu solcher Zeit gefroren zu sehen. Heut zu Tage muß es ein
harter Winter seyn, wenn der Schnee zween Tage in Rom liegen soll, und die Tyber gefrieret
niemals.«
--------
[ Kant: zur Zeit des Kaisers Augusti (Quelle ?) ]
|P_670
£{Hol-211,23-212,02}
»Mein Herr kan leicht aus unsern ehemals gehabten Unterredungen erachten,
daß ich mich in dieser Sammlung des P. Kircheri mit vieler Sorgfalt nach
einer Chymischen Vegetation, durch welche Vögel, Kräuter und Blumen aus ihren
Aschen wieder hervor gebracht werden, umgesehen, und da ich solche nicht gefunden, bey den
Jesuiten nachgefraget habe, ob dieselbe nicht ehemals unter des P. Kircher
Verlassenschaft sey anzutreffen gewesen; allein es will niemand hier etwas davon
wissen, welches mich desto mehr in der Meynung bekräftiget, daß alles
dasjenige, was Monconys, Schott, Gaffarel, Digby,
Vallemont und absonderlich P. Kircher davon geschrieben haben, Fabeln
sind. Ich bin jederzeit auf diese Sache begierig gewesen und habe mich so wol in den
Niederlanden, in Engelland, Frankreich, Dännemark und Italien, als in Teutschland
lange Jahre her bey geschickten Chymicis und in allen kostbaren Cabineten wiewol mit
vergeblicher Bemühung darnach erkundiget. Dieses ist zwar, wie ich gestehen
muß, kein schliessender Beweiß, allein jedoch ein grosser Anlaß zu einem
gegründeten Zweifel. Alle Salze und Metalle, so in einem Liquido aufgelöset
worden, hängen sich bey erfolgender Ausdünstung des dissolventen an den Seiten
des Gefässes mit ihren subtilen Theilgen wieder an (a), da es denn nicht anders
seyn kan, als daß aus solcher Concretion oder Crystallisation zuweilen solche
Figuren entstehen, welche mit Bäumen, Kräutern, Blumen &c. einige
Gleichheit haben. Man versuche nur des Winters an den gefrornen Fenstern, ob man nicht
allerley Vorstellungen von Bäumen und Blättern werden daran zusammen bringen
können. Es würde aber wunderlich seyn, wenn man diese fortuitam positionem
partium ad partes vor eine wahrhafte Vegetation, wie sie in den Bäumen und
Kräutern geschiehet, ausgeben wolte.«
|P_670-671
£{Hol-212,02-05}
»Es ist wahr, daß die Crystallisation des in Champagne- oder Burgunder-Wein
aufgelöseten Salis Armoniaci oder Salpeters artige Weintrauben vorstellen; allein
daß dieses noch keine rechte Vegetation oder ein wahre Verwandschaft mit den
natürlichen Weinreben anzeige, beweiset eben dieselbe hervorkommende Wirkung, wenn
das Sal Armoniacum auch nur in blossem gemeinem Wasser aufgelöset
wird.«
|P_671
£{Hol-212,06-11}
»Ich theile indessen folgende Manier Arborem Philosophicam oder Dianae zu
verfertigen mit, weil ich nicht weiß, ob er sonst schon in einer Chymischen Schrift
bekant gemacht seye:
Rec. Mercurii purificati drachmas II. dissolve in Aquae fortis uncia I. seorsim solvatur
Luna cupellae in duplo Aquae fortis, dissolutiones simul conjungantur, & leni igne
tertia pars liquoris extrahatur, postmodum vase clauso in frigido stare permiseris per 5.
vel 6. horas, sic Luna & Mercurius simul in Crystallos concrescent, & elevabuntur
usque ad superficiem liquoris, â medio incipientes in formam arboris cum suo trunco
& ramis.«
|P_774-776 [1751, S. 565f.]
£{Hol-223,09-21}
»Wegen der Dicke der Mauren, und weil die Fenster nicht gar groß sind, ist die
Kirche ein wenig dunkel und feucht, aus welcher Ursache die Gemählde auf Leinwand und
Holz sich nicht nach Wunsch in die Länge halten, sondern man gezwungen wird, ihren
Abgang nach und nach mit einem unvergänglichen Werke, nemlich dem Mosaico zu
ersetzen, von welchem ich alhier mit desto mehrern Rechte noch etwas hinzu füge, je
grösser die Anzahl der Stücke von dieser künstlichen Arbeit in der S.
Peterskirche ist. Daß die Alten mit Gemählden von zusammen gesetzen Steinen
einen grossen Pracht getrieben, siehet man aus Plinii lib. XXXVII. c. 2. da er
meldet, wie Pompejus sein von Perlen zusammen gesetztes Portrait mit im Triumphe
tragen lassen, veriore luxuriae triumpho, wie Plinius hinzufüget. Ich halte
aber dieses nicht vor ein solches Werk, wovon hier die Rede ist, sondern ziehe vielmehr
hieher die Arbeit, so die Alten Lithostrata oder Opera Musiva tesselata,vermiculata,
sectilia und die Künstler davon Musearios oder Musivarios nennten (b). Die Materie,
woraus heut zu Tage diese Werke zusammen gesetzt werden, bestehet aus Glas-Güssen von
so vielerley Schattirungen in jeder Farbe, als man kaum verschiedene Farben von Engl.
Wolle. so zum sticken gebrauchet wird, finden kan. Sie werden erst in dünne Kuchen
gegossen und hernach in längliche Stücke von mancherley Dicke geschnitten. An
den Figuren, welche die Decke der S. Peters-Kirche zieren, und also nur von weiten gesehen
werden, sind manche Stücke von der Dicke eines Fingers, zu den feinesten Werken
aber nimt man subtile Fäden oder Stifte Glases, so nicht viel dicker als ein gemeine
Nehe-Nadel sind, und können von dieser Art leicht zwey Millionen Stücke auf ein
Portrait von vier Quadrat-Schuhen verbrauchet werden.
Jetztgedachte Stifte werden so nahe an einander gefüget, daß man nach der
darauf erfolgten Polirung (womit man, als bey Spiegeln verfähret) kaum merken kan,
daß es eine Zusammensetzung vieler Theilgen sey, und kommt das ganze Werk dem Auge
vor als ein lebhaftes Gemählde, vor welches ein feines Crystallen-Glas gezogen ist.
Der Grund, worein diese Stifte oder länglichte Steine getragen und bevestiget werden,
bestehet aus einem Teig, der von zu Kalk gebrannten Marmor, feinem Sande, Gummi
Dragante, Eyerweiß und Oel vermischet und zusammen gesetzet ist. Er ist
anfänglich so weich, daß man die Stifte leicht einsetzen, auch wenn man etwas
versehen, wieder heraus nehmen, den Teig wieder zusammen drücken und neue Stifte
einfügen kan, nach etlichen Tagen aber wird er härter und endlich mit der Zeit
so vest und hart als ein Stein, dergestalt daß es unmöglich ist, ferner etwas
darin zu ändern. Dieser Grund ist mit einem steinernen Rahm oder Gesimse eingefasset,
welches bey grossen Gemählden bisweilen einen Fuß breit und eben so dick ist.
Die innerste massa hält vermittelst vieler metallenen Haken an einer steinern oder
metallenen Plate vest, und weil in grossen Stücken, die öfters 12. bis 15. Fusse
breit und 16. bis 20. hoch sind, die massa des Teiges und der darin bevestigten
Glas-Stifte über drey-vierteil eines Fusses hoch ist, so kan man leicht erachten, von
was vor einer grossen Schwere ein solches Werk seyn müsse. Die entfernten Stücke
an der Decke der Gewölber werden nicht poliret; an den untersten Altar-Gemählden
hingegen wendet man desto mehreren Fleiß an. An einem Stücke von
ohngefähr achtzig Quadrat-Fussen bringen sieben bis acht Künstler, die zugleich
daran arbeiten, zwey Jahre zu und je subtiler die Arbeit ist, desto mehr Zeit wird
dazu erfordert. Sie haben in offenen Fächlein die Stifte von verschiedenen Farben vor
sich und im Griffe, wie die Setzer in Buchdruckereyen ihre Buchstaben. Man muß sich
verwundern, wie accurat sie die kleinesten Strichlein und jedes Haar nachmachen, also
daß zwischen dem Original-Gemählde und einer solchen Copey kein anderer
Unterschied zu spüren ist, als daß diese von mehrerer Lebhaftigkeit, Glanz und
lustre ist. Mit der Zeit werden alle Altar-Gemählde der Peters-Kirche mit solchem
Mosaique prangen. Viele Päbste, worunter Innocentius XII. oben an zu
setzen ist, haben gewisse Gelder und fonds dazu vermachet, welche täglich noch
anwachsen. Unter Benedicto XIII. sind alhier nur 3. Altar-Stücke fertig,
hingegen desto mehrere in seine geliebte Beneventaner-Kirche gebracht worden.
Die Schneidung der Glas-Güsse geschiehet oben auf dem Dache der Peters-Kirche, und
die Arbeit oder Zusammensetzung in einem besonderen Gebäude hinter der Kirche. Die
alten Mosaischen Werke haben gar dicke Stifte, oftmals als ein kleiner Finger, und findet
man viele darunter, deren die eine hervorstehende Seite verguldet oder versilbert ist.
Gegen das Ende des dreyzehenden Jahrhunderts, als Giovanni Cimabue, ein
Florentiner, (welcher anno 1240. gebohren war und a. 1300. verschied) der Mahlerey durch
eine verbesserte Zeichnung wieder aufzuhelfen anfieng, brachte Andreas Tassi, sein
Landsmann die Mosaische Arbeit in mehreren Gang., nachdem er von Apollonio einem Griechen,
welcher in der Kirche S. Marci zu Venedig seine Kunst sehen ließ, die Wissenschaft,
mit dieser Art email umzugehen, und insbesondere die dazu gehörige Glas-Güsse
und Steine zu verfertigen, erlernet hatte.
Vor zwey hundert Jahren machte man diese Arbeit noch gar schlecht, wie man aus den alten
kleinen Cuppeln der S. Peters-Kirche, welche nach und nach verändert werden, siehet;
denn an diesen sind die Stifte nur von gebrantem Thone und an der obern Seite mit
Töpfer-Glasur von verschiedenen Farben überzogen.
Von dem neuern Mosaico ist auch zu unterscheiden die Florentinische Arbeit, vermittelst
welcher man verschiedene geschnittene Edelgesteine und kostbare Marmor in Figuren zusammen
setzet, nicht anders als wenn künstliche Tischler von allerley Holze Figuren in
einen Tisch oder Schrank einlegen, und werden die Florentinische Werke pietre pretiose
comesse genennt.«
|P_??? [1751, S. 647]
£{Hes-070,19?}
Der ehemals so berüchtigte tarpeische Fels ist itzt meistentheils mit Häusern
bebauet, und könnte man zwar den Hals vielleicht noch brechen, wenn man auf eine
ungeschickte Art herunter fiele; allein die zum Tode verurtheilten Missethäter würden
ohne Bedenken es darauf ankommen ankommen lassen, wenn sie durch eine überstandene
Herabstoßung der Schärfe des Gesetzes ein Genügen leisten und damit
abkommen könnten. Vorzeiten muß der Fels viel steiler oder eine Mauer noch auf
seiner Höhe aufgeführt gewesen seyn.
|P_??? [1751, S. 719]
£{Doe-023,22}
Nicht weit von hier gegen die Stadt zu, ist Mons testaceus oder
Doliolum, und wie ihn das gemeine Volk nennet il Testaccio, so aus den vielen
zusammen geworfenen Scherben irdener Gefäße ,[...]. Heut zu Tage haben etliche
Weinhändler in selbigem gute Keller angeleget, und weil der Wein sich darinnen gar
kühl erhält, so fehlet es ihnen in der Sommerzeit nicht an Zulaufe.
|P_209-210
£{Hol-181,11-15}
»Einer sonderbaren Fabrique muß ich hiebey gedenken, welche vornemlich zu
Tarento und Reggio im Schwange ist, und wozu die Fäserigen
oder eine Art von Haaren und Wolle, die an einer gewissen Sorte
von Muscheln gefunden wird, Gelegenheit gegeben. Denn diese hat man also zu reinigen und
zu bereiten gelernet, daß anietzt Camisöler, Mützen, Strümpfe und
Handschuhe, welche wärmer als Wolle halten, daraus gestricket
und verfertiget werden. An der Weiche und Festigkeit kommen solche der Seide nicht
bey; hingegen behalten sie stets einen sonderbaren Glanz. Die natürliche Farbe dieser
Muschel-Wolle fällt in das Oliven- Grüne: Die Muschel, die solche hervor
bringet, wird häufig auch um die Insuln Malta, Corsica und Sardinien gefunden, ja
selbst in dem Golfo die Venetia habe ich etliche solcher Art angetroffen, an welchen aber
die rauhe Materie, so man einiger massen mit einem zarten Moos vergleichen kan, sparsam zu
finden war.«
|P_210-211 [1751, Bd. 2, S. 745]
£{Hol-211,16-23} / £{Hol-324,09-11}
»Unter die natürlichen Merkwürdigkeiten des Königreichs Neapolis
ist auch der Lapis Phrygius (b) oder die Pietra Fungifera, wie sie insgemein genennet
wird, zu zehlen. Es wachsen aus derselben, wenn sie an einem schattichten und feuchten
Orte geleget wird, zween, drey, und nach Beschaffenheit der Grösse des Steines
mehrere Fungi oder Pfiffer in wenigen Tagen hervor, welche zum Essen gebraucht werden
können. Es ist aber ein Irrthum, wenn man glaubet, dieses Gewächs komme aus
einem puren Stein hervor, indem gedachter Stein eigentlich nichts anders ist, als eine in
einander gewachsene und verhärtete Sammlung von Erde,
verfaultem Buchen-Holze und Fäserigen verschiedener Pflanzen, worunter der subtile
Samen der Champignons verborgen lieget. Es ist dieser Same an und vor sich selbst so
klein, daß man denselben nicht anders als durch Hülfe der Microscopiorum vom
Staube unterscheiden kan. Daß aber auch bey dieser Hervorbringung der Natur die
Pfiffer aus dem Samen ihrer Art entstehen, erhellet daraus, daß wenn man auf dieser
Pietra fongara oder fongaia nicht bisweilen einen Pfiffer, von welchen der Same bey seiner
erhaltenen Reife abfallen kan, stehen lässet, endlich die Kraft des Steines
verschwindet und keine Frucht mehr hervorkommt. Sie wachsen insbesondere bald hervor,
wenn warm Wasser auf den Stein gegossen wird. Denn dieses dringet in die engesten
Zusammenfügungen, erweitert die Poros des Steines, bringet die darin eingeschlossene
Säfte in die Gährung oder Bewegung, und erwärmet den Samen, also daß
er bald anfängt zu kaimen. Zur Frühlings-Zeit treiben diese Steine ihre Frucht
auch in ihrer natürlichen Lage aus der Erden hervor; will man aber zu allen Zeiten
des Jahres Nutzen davon haben, so darf man sie nur in Töpfe legen und mit etwas Erde,
welche ihnen die benöthigte Feuchtigkeit mittheilet, bedecken. Vermuthlich sind auch
viele andere Samen in dieser Massa verborgen, welche aber wegen Mangel der gehörigen
Lage und hinlänglichen Nahrung hervor zu kommen verhindert werden. Ordentlicher
Weise zeiget sich die Pfiffer-Frucht des Steines am dritten und vierten Tage, und am
sechsten ist sie vollkommen groß und reif. Sie wächset einer Spannen hoch
über die Erde und ist nicht von einerley Art. Etliche haben in ihrer obern Runde eine
Einbeugung und die Gestalt eines Trichters, andere aber sind erhaben und gleichsam mit
Kappen oder Hüten bedeckt. Die äussere Farbe ist bräunlich roth, das
innerste aber weiß. Man findet solche Steine nicht in Thälern, sondern auf den
Hügeln. In dem untersten Theile des Kirchen-Staats, und ferner bey Fondi, Gaëti,
Itri, um Neapolis und an andern Orten dieses Reichs sind sie häufig und von allerley
Grösse anzutreffen. Dieses ist nicht zu leugnen, daß solche Pfiffer etwas
härter sind als diejenigen, so gewöhnlicher massen in Wäldern und
Gärten wachsen, welches ohne Zweifel von denen sandigen Theilen, die sie in ihrem
Wachsthum aus ihrem Grunde und Boden mit an sich nehmen, herrühret. Daher kommt es
auch, daß wenn viele Pfiffer aus der beschriebenen Massa, so eigentlich weder die
Härte eines Steines, noch die Eigenschaften einer Erde hat, gezogen worden, dieselbe
dadurch poröser, luckerer, und leichter wird. Paulo Boccone, des
Groß-Herzogs von Toscana Botanicus, der hernach Cistertienser-Mönch wurde und
sich Silvio Boccone nennte, desgleichen auch Michaël Mercati, in seiner
Metallotheca (welche Joh. Maria Lancisi, erster Medicus des Pabstes
Clementis XI. zu Rom in folio ao. 1717. heraus gegeben) haben einige
Anmerkungen über diesen Lapidem Phrygium gemacht. Die Wärme des Italienischen
Climatis und die Fettigkeit des Grundes ist sehr bequem in dem vorher wohl befeuchteten
Erdreich Trüffeln, Erd-Aepfel, Morgeln, Pfiffer und dergleichen Früchte zu
sonderbarer Grösse zu bringen. Zwanzig Meilen von Rom auf einem Land-Gute Guadagnola,
so dem Hause Conti gehört, finden sich wohlgeschmacke Pfiffer, welche bis zur Schwere
von 20. Pfunden anwachsen. Sie müssen vor den grossen Vögeln wohl bewahret und
bewachet werden. Der Duca Poli verehrte einsmals einen solchen hier gewachsenen
Pfiffer, der 30. Pfunde wog, an die Königin von Schweden Christinam, und hat
solchen Athanasius Kircherus wegen seiner seltenen Grösse genau
beschrieben.«
|P_213Anm.
£{Hol-211,01-05} / £{HeM-209}
»Die Verpflanzung der Gewächse in fremde Gegenden bringt ihnen oftmals grossen Vortheil. Der Canarien-Sect hat seinen ersten Ursprung von den Rheinwein-Reben genommen. Eben die Rhein- und die Burgundische Reben haben die vortrefflichen Weine hervorgebracht, welche wir vom Capite Bonae Spei bekommen. [...]
|P_231
£{Hol-189,19-21} / £{Hol-190,24-27}
»Eine grössere Plage sind die Scorpionen, welche sich nicht nur in den alten
Mauerwerken und unter grossen Steinen, sondern auch in bewohnten Häusern aufhalten.
An etlichen Orten verfertiget man die Bettstollen von polirten Eisen und rücket sie
ein wenig von der Wand ab, damit dieses Ungeziefer nicht in die Bette komme. Sie
beschädigen nicht, als wenn sie beleidiget oder gedrückt werden, welches aber
leichtlich und unwissend geschehen kan, wenn man sich nur im Bette umwendet, oder die Hand
von einem Orte auf den andern leget. Das sicherste Mittel wider ihren Stich ist,
daß man alsbald den Scorpion der den Schaden verursachet hat, zerquetsche und ihn
auf den verwundeten Ort lege. In Ermangelung dessen schmieret man den Stich mit
Oliven-Oel, worin andere Scorpionen getödtet worden und aufbehalten werden, legt
warme Tücher auf, und nimmt etliche mal, um den Schweiß zu befördern,
Theriac in starkem Weine ein. Gemeldtes Oel wird nach Bocconis Bericht Bericht
(Observ. Phys. XVIII.) auch wider den Stich der Spinne Solifugae mit Nutzen gebraucht. In
dem obern Theil Italiens sind die Scorpionen so gefährlich nicht, als sie werden, je
mehr ihr Aufenthalt sich dem Aequatori nahet, und das Clima heisser wird. In der Insul
Malta, wie auch in Africa sind sie am allerschlimmsten. Gleiche Bewandniß wegen des
zunehmenden Giftes hat es mit den Vipern. In den Apotheken werden viele Scorpionen zu Oel
und Salz verbrauchet, und wenn man sie fangen will, gehet man in alte Mauern oder andere
steinigte Orte, woselbst man sie häufig unter den Steinen antrifft. Man fasset sie
mit einer kleinen Zange, und läst sie in eine gläserne Flasche mit einem engen
Halse fallen, woraus sie wegen Glätte der Seiten nicht kommen können. Ich hatte
in den Schriften eines neuern Natur-Kündigers gelesen, daß ein Scorpion, wenn
er rings um mit glüenden Kolen oder Feuer umgeben sey, welches ihm nach und nach
näher käme, also daß er vermerkte, wie er nicht entkommen könne,
endlich den Entschluß fasse, sich in die Mitte des Circuls zu setzen und den Kopf
mit seinem eigenen Stachel zu durchstechen. Ich kan aber auch nicht leugnen, daß
mir diese Anmerkung sehr bedenklich und unglaublich vorgekommen, weil sie dem Selbst-Mord
einiger massen das Wort zu reden schien; und daher nahm ich in Neapolis Gelegenheit,
widerholete Proben desfals anzustellen, deren keine einzige aber die Wahrheit der
obgedachten Anmerkung bestätigte. Etliche Scorpionen, an statt daß sie erst in
der Runde hätten visitiren sollen, ob ihnen kein Platz zur Flucht offen stünde,
liefen unbedachtsam in das Feuer und verbranten gleich; andere krochen so bald sie
beschädigt worden, zurück und bekamen verschiedene Zückungen oder
Convulsiones, deren keine aber mit der Eindrückung des Stachels in seinen eigenen
Kopf eine Gemeinschaft hatte; noch andere blieben ganz still sitzen, und liessen sich bey
der Annäherung des Feuers ohne Ceremonien verbrennen. Eben so unwahr ist es, wenn
vorgegeben wird, als bringe sich der Scorpion mit seinen eigenen Waffen um, wenn er ins
Oel geworfen wird. Denn er lebt öfters 24. Stunden darin, und stirbt endlich ohne den
geringsten Scheine eines Selbst-Mordes.«
|P_232
[ gegen den angeblichen Selbstmord der Skorpione, es ist hier keine Rede von Tabaksrauch,
==> AHR IX, 50-51 ]
|P_232-234
£{Hol-186,07-19}
»Eine von den besondersten Plagen des Königreiches Neapolis ist die Tarantula,
so vornemlich in dessen unterstem Theile angetroffen wird, und von der darin gelegenen
Stadt Tarento, in deren Gegend die grösten und giftigsten sind, den Namen bekommen
hat. Plinius und andere alte Scribenten nennen sie Phalangium und Phalangem.
Die Personen, welche von einer solchen Spinne gebissen worden, heissen insgemein in
diesen Landen Tarantolati, und ihre wunderliche Aufführung mit Schreyen, Seufzen,
Lachen, Tanzen &c. ist bekant genug. Die wenigsten können die schwarze oder blaue
Farbe leiden; die meisten lieben das rothe und grüne. Sie haben auch einen
Abscheu in Essen für Kräuter und Früchte. Weil sie fast gar nichts
sprechen, so kan man oftmals nur auch ihrem melancholischen Stillschweigen und starren
Augen urtheilen, daß ihnen dieses Unglück widerfahren; und alsdenn sucht man
sie durch die Music in Bewegung und Schweis zu bringen. Es lieben aber nicht alle
Patienten einerley Melodie, noch einerley musicalische Instrumente, und muß man es
auf verschiedene Arten mit ihnen probiren. Insgemein bedienet man sich der Chitarra, Hautbois, Trompete, Violin und Sicilianischen Pauken; die
zwo Haupt-Melodien, so auf verschiedene Arten verändert werden, heissen la Pastorale
und la Tarantella. In etlichen hitzigen Gegenden sonderlich Apuliens sind auch die
Scorpionen so schlimm, daß ihr Stich eben diejenige Wirkungen, die von dem Bisse der
Tarantula kommen, zuwege bringt. Solche Kranken lieben zwar auch die jetztgenannte zwo
Melodien, allein solche müssen auf ganz andern Instrumenten, nemlich auf der
Sack-Pfeife, Flöte, und dergleichen gespielet, auch eine Trommel stark dabey
gerühret werden. Das Land-Volk weiß mit allen diesen umzugehen, und machet
bey der Music allerley Grimacen und Bewegungen, um den Patienten desto mehr aufzumuntern.
Die Tarantolati tanzen bey solcher Cur so lange als etwas von dem schädlichen Gift
in ihrem Leibe ist. Dieses währet bisweilen fünf bis sieben Tage lang. Man
lässet sie aber nicht beständig fort springen, weil sie sonst ihre Kräfte
gänzlich verlieren würden, sondern wenn sie sich etliche Stunden genugsam
beweget haben, bringt man sie zu Bette, decket sie wohl zu und giebt ihnen solche Arzneyen
ein, welche die Schweiß-Löcher eröffnen und das Herz stärken. Die
Patienten, so wieder zurecht gebracht worden sind, erinnern sich nichts von allem
denjenigen, das inzwischen mit ihnen vorgegangen. Wenn das Uebel nicht aus dem Grunde
gehoben, stellt es sich in folgendem Jahre, und sonderlich vom Anfange des Junii bis in
den October, wenn nemlich die stärkeste Hitze ist, wieder ein. Manchem
hängen dergleichen Zufälle zwanzig, dreißig und mehrere Jahre, ja bis an
sein Ende an, und etliche stürzen sich wol gar aus Melancholie ins Wasser. Wenn man
die Tarantulam gleich nach geschehenem Biß tödtet, so ist das Uebel leicht im
ersten Jahre durch den Tanz zu heben, ja wenn man alsbald und ehe eine Fermentation
vorgegangen, Theriac und in dessen Ermangelung Mithridat, Orvietan, oder gestossenen
Knoblauch auf die scarificirte Wunde bindet, hat es gar keine Gefahr. Lässt man aber
diese zwey Mittel ausser Acht, so ist man ohngeachtet der gebrauchten Arzney-Mittel
oftmals viele Jahre lang den ordentlichen Beschwerlichkeiten dieser Krankheit, nemlich
einer Melancholie, Mattigkeit, Mangel des Apetits und Schwäche des Magens
unterworfen. Braucht der Patient gar nichts, so stirbt er in wenig Tagen. Etliche geben
vor, es gelange kein einziger Tarantolato vollkommen wieder zu seiner vorigen Gesundheit,
so lange die Spinne, welche ihn gebissen, lebet; allein dieses ist noch nicht ausgemacht,
und wird von andern widersprochen. Wegen der langen Röcke ist das Frauen-Volk mehr
als die Manns-Personen der Gefahr unterworfen, solches Ungeziefer an sich zu bekommen, und
von ihnen beschädigt zu werden. Der Biß der Tarantulae siehet nicht anders aus
als der Stich einer Wespe, der gleichfals eine kleine rothe Geschwulst verursachet. Man
zehlet über acht Arten solcher Spinnen, die an Farbe, Grösse und Gestalt
unterschieden sind, darin aber übereinkommen, daß sie alle beissen. In den
Hunds-Tagen und der ärgsten Sommer-Hitze ist der Biß der Tarantuln, sonderlich
derjenigen, die sich in der Ebene aufhalten am gefährlichsten, und scheinet es fast,
daß die Hitze der Sonne diese Thiere selbst gleichsam rasend mache. Denn diejenigen
Tarantulae, so im Florentinischen angetroffen werden, verursachen dergleichen
unglückliche Zufälle nicht, und wenn man auch die Apulischen bösen Spinnen
aus ihrem Vaterlande nach den obern Theil des Königreichs Neapolis oder nach Rom
bringet, schaden sie nicht, wenn sie gleich beissen (a).
In der Insul Corsica giebt es weder Wölfe noch Vipern, hingegen sind die Tarantuln
und Scorpionen sehr giftig (b).
Die Tarantuln halten sich in den Löchern der Erden und Mauern, wie auch in hohlen
Bäumen auf, und spinnen ein starkes Gewebe. Ihr Gift kommt aus zweyen Bläsgen,
die in ihrem Zahn-Fleische bey zweyen grossen Zähnen (so sie nebst etlichen kleinern
haben) liegen; und hat es also mit ihrer Beschädigung eben die Bewandniß, als
mit dem Schlangen-Bisse.«
|P_342 [1751, Bd. 2, S. 839]
£{Hol-324,13-16}
»Wenn man aus der Pausilypischen Grotte gekommen, wendet man sich in einem
angenehmen Wege zwischen Wein-Gärten rechter Hand nach dem Lago d'Agnano, der beynahe
rund ist und eine Italienische Meile im Umfange hat. [...] An besagtem See liegen I
Sodatorii di S. Germano, die aus etlichen von Steinen aufgeführten Gewölbern,
worin die aus der Erde steigende Hitze und Schwefel-Dünste leicht schwitzen machen,
bestehen.«
|P_34# [1751, Bd. 2, S. 840]
£{Hes-038,24} / £{Kae-226,11} / £{Mes-115,03}
Kaum hundert Schritte von diesen nützlichen Schwitzgewölbern, findet siche
eine kleine ohne Menschenhände gemachte Höhle, die unter dem Namen Grotta del
Cane bekannt ist, weil man insgemein einen Hund erwählet, um daran die Proben
der wunderwürdigen Wirkung dieser Höhle zu machen. [..] Der Herr derselben [sc.
der Hunde] geht mit einem dieser Hunde in die besagte Höhle, hält ihn mit Gewalt
gegen den Boden, da dann nach anderthalb oder zwo Minuten ein gewaltiges Zucken und
convulsiones sich bey dem Thiere einfinden, welche etwan anderthalb Minuten
anhalten, bis endlich der Hund als todt und ganz unbeweglich liegen bleibt. Der Mann ist
zwar bey dieser Verrichtung halb knieend, hält aber den Kopf, so viel möglich,
in die Höhe, damit die untern Dünste ihm keinen Schaden zufügen. Nachdem
der Hund zwo bis drey Minuten lang als todt gelegen, wirft man ihn in den
nächstgelegenen See, da er dann nach dem Verlaufe einer halben Minute einige
Lebenszeichen wieder von sich zu geben anfängt; [...]. Läßt man den Hund
oder jede andere Creatur gar zu lange in dem Gange oder Keller liegen, so bleibt sie todt,
und hilft die Eintauchung in den See nichts mehr zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit.
|P_346-347
£{Hol-211,07-09} / £{Rin-365,01-02}
»Daß die Bauung des Reises eine vor das Land und die Einwohner ungesunde Sache
sey, hat man auch in Piemont erkennt, und daher in solchem ganzen Gebiete verboten, den
Acker dazu zu gebrauchen. So bald man in das Mayländische kommt, findet man denselben
häufig, jedoch mit dieser Einschränkung, daß es nicht erlaubet ist,
solchen nahe an den Städten zu säen, wie man dann auch auf dieser Seite noch
eine Lieüe von Novara einen aufgerichteten Stein antrift, welcher zur Gränze
dienet, über welche man sich der Stadt mit Bauung dieser Frucht nicht nähern
darf. Es ist kaum ein Land in der Welt, welches so wohl bewässert ist als Mayland,
und weil die Canäle und Gräben aller Orten die Felder und Wiesen durchschneiden,
so giebt solches die beste Gelegenheit zu Bauung des Reises. So bald diese Frucht
gesäet ist, setzet man den ganzen Acker unter Wasser, und bleibet er in solchem
Zustande, bis die Frucht reif wird.«
|P_350f.
£{Hol-194,10-14}
»Etwas ferner in der See und drey Italienische Meilen vom äussersten Lande
liegt die Insul Capri, [...]. Sie hat ihren einen eigenen Bischof, dessen meiste
Einkünfte von der Jagd und insbesondere von dem Striche, welchen die Wachteln,
Turdel-Tauben und andere Zug-Vögel jährlich im Früh-Jahre und Herbste
über diese Insul und die benachbarte Gegend zu nehmen pflegen, kommen. Man
hält insgemein davor, daß gedachte Vögel aus Africa kommen, und, nachdem
sie ihre Brut verrichtet, dahin auch zurückkehren. [...] Wenigstens ist es eine
ausgemachte Sache, daß die Wachteln, welche im Frühling in grosser Menge und
ganz mager in Engelland anzukommen scheinen, keine Reise übers Meer gethan, sondern
währender Winter-Zeit in den Höhlen und Löchern des See-Ufers sich
aufgehalten haben.«
|P_351
£{Hol-195,05-06} / £{Rin-355,35-36}
»Ich weiß wohl, daß man den Storchen ein entferntes Land, worin sie
währender unserer Winter-Zeit sich aufhalten, zueignet. Ich weiß auch,
daß vor einigen Jahren im Herzogthum Meklenburg ein alter Storch geschossen worden,
in dessen einem Flügel ein abgebrochenes Stück eines Pfeiles gestecket, als ein
wahrscheinliches Zeugniß, daß er in Ländern, wo die Pfeile im Gebrauch
sind, vorher gewesen. Allein daraus folget noch nicht, daß sie ihren Flug
über die offenbare See zu nehmen haben. Zumal da, nach der Nachricht, welche ich
desfals in Engelland eingezogen, man nicht höret, daß Schiffer auf ihren
Seefahrten Storche haben fliegen sehen. Ich könte zu Behauptung meiner Meynung
auch anführen, daß niemals ein Storch sich unternimt
von den Französischen Küsten nach Engelland überzufliegen, ob gleich
diese Länder bei Calais nur vier Teutsche Meilen von einander entfernet sind, und man
bey hellem Wetter mit blossen Augen und ohne Fern-Gläser als eine Küste von der
andern absehen kan; Allein, daß man in Engelland keine Storche findet, ist
vielleicht nicht sowol der Unmöglichkeit des Fluges über das Meer, als einer
andern noch verborgenen Eigenschaft der Englischen Luft und des Erdreichs dieser Insul
zuzuschreiben, weil auch diejenigen Storche, welche man aus Neugierde von Holland nach
Engelland überbringet, daselbst weder lange leben, noch junge haben."
|P_352
£{Hol-194,06-09}
»Indessen so bald nur zu Ende des Januarii oder im Februario ein heller und etwas
wärmerer Tag einfällt, lassen sich alsbald genug Lerchen hören. Ist der
folgende Tag wieder kalt, so ist auf einmal auch wiederum keine Lerche mehr vorhanden.
Bricht ein gelinder und angenehmer Tag abermals an, so machen sie sich aufs neue in
grosser Menge lustig, und diese Abwechslungen sind bisweilen zu verschiedenen malen in
einem Frühlinge zu beobachten. Es wäre aber auch unmöglich,
daß bey jeder solcher Veränderung des Wetters die Lerchen allezeit eine Reise
von hundert und mehrern Teutschen Meilen über hohe Gebirge in wärmere
Länder ausserhalb Teutschlandes hinweg und einen eben so langen Flug wieder
zurück thun könten in einer dazwischen verstreichenden Zeit, welche öfters
nur vier und zwanzig bis acht und vierzig Stunden austrägt.«
|P_353f.
£{Hol-324,17-22}
»Obgleich auch die Solfatara über zwo Teutsche Meilen vom Vesuvio entfernet
ist, so ist doch kein Zweifel, daß diese beyde Werkstätte Vulcani einige
Gemeinschaft oder Communication miteinander haben, weil man bemerket, [...]. Die Steine,
so rings um eine solche Oeffnung liegen, sind immer in Bewegung, und wenn man eine Hand
voll kleinere Stücke oder Grant darauf wirft, so werden solche bey zween Männer
hoch in die Höhe getrieben, und theils auch auf die Seiten geworfen, wie der Vesuvius
im Grossen zu thun pflegt.«
|P_353-354
£{Hol-218,13-19}
»An den Steinen, die nächst an den Oeffnungen liegen, setzet sich eine gelbe
dem verhärteten Eyerdotter gleichende Materie mit einer weissen Blüthe an,
welche vor Sal Armoniacum oder, wie es vielmehr heissen sol, Sal Ammoniacum ausgegeben
wird. Ob es aber einerley Kräfte habe mit demjenigen, das von Egypten kommt und aus
Ruß nebst See-Salz und Urin von Pferden, Maul-Eseln oder Cameelen mit gelinder Hitze
verfertiget wird, ist mir unbekant (a).
(a) Weil wenig Holz in Egypten ist, so brennt man vielen
getrockneten Mist von Thieren mit darunter gemischetem Stroh. Der Ruß, welcher sich
davon in den Schorsteinen ansetzet und zu welchem man Meer-Salz thut, ist die vornehmste
Materie, woraus in Egypten das Sal Ammoniacum durch Sublimation gemacht wird. Der
stärkeste Handel wird damit über Venedig getrieben, alwo man es erst recht
raffiniret und (wie mit dem candirten Zucker zu geschehen pflegt) in grosse spitzige
Hüte giesset. Das äusserliche Ansehen hat mit dem Sale Ammoniaco aus der
Solfatara gar keine Gleichheit. Mons. Geofroy der Jüngere macht in Paris das
Sel Armoniac aus Menschlichen Urin der mit See Salz vermischet wird, so gut als dasjenige,
welches aus der Levante kommet. Er verfertiget es auch aus Gebeinen, Horn, Blut &c.
Das so genante Englische Salz ist nichts anders als das Sal Volatile des Levantischen
Salis Ammoniaci.«
|P_354
£{Hol-218,08-10}
»Ausser dem Schwefel verfertiget man hier [Solfatara]
Vitriol, der an Farbe dem Saphyr gleichet, und vor noch besser als der Römische
gehalten wird. Nicht weniger wird in der Solfatara sehr guter Alaun gekochet und zu
seiner Vollkommenheit gebracht. Die dazu gehörigen grossen Kessel, welche aus
keinem andern Metalle als Bley seyn dürfen, werden durch kein Feuer von Holz oder
Kolen, sondern bloß durch die starke natürliche Wärme des Bodens und
der Oeffnungen, über welche sie stehen, gekochet.« [ erhitzet ??? ]
|P_355
£{Hol-324,22-325,02}
»Das Erdreich ist fast allenthalben hohl und nicht zu
rathen, daß man sich mit einem Pferde darauf wage. Ich ließ auf einem Platze
zwischen dem Orte, wo die Schwefel-Steine gegraben werden, und den Alaun-Hütten (die
linker Hand des Thales liegen) ein Loch, das etwan anderthalb Fusse tief war, graben, und
darein einen Stein von 15 bis 20 Pfunden werfen, da denn die ganze unterirdische Gegend
erthönte und donnerte, als wenn eine Canone von fernen wäre losgeschossen
worden; [...].«
|P_360
£{Hol-038,10-14}
»Pozzuoli liegt acht Italienische Meilen von Neapolis, und
hat den lateinischen Namen Puteoli entweder von dem schwefelichen Gestanke, oder von den
vielen puteis und Löchern, die man wegen der Schwefel-Fabriken und des Sandes, der zu
Gebäuden und Mauer-Werk, sonderlich unter dem Wasser, schon von alters her sehr gut
gefunden worden alhier, machte. [...]. Die Kriege, Ueberschwemmungen und Erdbeben haben
diese Stadt sehr herunter gebracht. Absonderlich hat sie im Jahr 1538 von einem Erdbeben
gar vieles gelitten, [...].«
|P_369
£{Hol-038,10-14}
[bei Pozzuoli] »Gleich gegenüber dem Monte Barbaro auf der Abend-Seite liegt
il Monte nuovo, der erst anno 1538 in der Nacht zwischen
dem 19. und 20. Septembr. ganz unvermuthet entstanden ist. Das unterirdische Feuer machte
sich bei einem entstandenen Erdbeben, welches vielen Schaden in der Nachbarschaft
verursachte, eine grosse Oeffnung in dasiger Erde, und warf
eine solche Menge von Steinen, Asche, Harz und Sand in die Höhe, daß innerhalb
von vier und zwanzig Stunden der jetzige Berg, der 400 Ruthen in seiner
perpendicular-Höhe und drey Italienische Meilen im Umfange hat, daraus
wurde.«
|P_386-387
£{Hol-224,21-22} / £{Rin-373,26-28}
»La Pietra Pomice oder der Bimsen-Stein wird insgemein vor einen Auswurf der
feuerspeyenden Berge gehalten, welchen das See-Wasser durch Wegspülung der in ihm
noch enthaltenen salzigen Theilgen gar zu einem löcherichen und leichten Cörper
mache. Es ist auch nicht zu läugnen, daß solche Steine häufig in der
Sicilianischen See, bey den Insuln Stromboli, di Volcano, Ischia und in andern solchen
Gegenden, wo brennende Berge sich zeigen, angetroffen werden. Indessen, ob man gleich
das principium und die Art, wie die Bimsen-Steine formiret werden, nicht in Zweifel zu
ziehen gedächte, so ist doch dazu die vorhergehende Wirkung eines unterirdischen
Feuers oder eines Vulcani nicht nöthig, weil man solche Steine in grosser Menge
auch in Meeren, die keine feyerspeyende Berge zu Nachbarn haben, findet. Eine Art von
rothem Bimsen-Stein ist nach Bocconis Anmerkungen auf dem Meere von Radicofani im
Florentinischen nicht rar, und öfters entdecket man dergleichen Steine auch in
Flüssen.«
|P_405
£{Hol-205,17-206,01} / £{Hol-224,20-22} / £{Hol-225,22-23}
»Um Spoleto und in etlichen andern Gegenden Umbriens findet sich lignum
fossile, so in einer kreitigen Erde wächset, seine poros wie das andere Holz hat, und
zu Kohlen brennet. Es ist dieses ganz unterschieden von einem Holze oder Buschwerke,
das an etlichen Orten Italiens wächset, und weder zum brennen noch schmelzen gebracht
werden kan, ob man es gleich viele Stunden lang glüend erhält. Die besten
Brenn-Spiegel, welche Eisen und Steine schmelzend machen, können dergleichen bey ihm
nicht leicht ins Werk richten. Es verlieret auch durchs Feuer weder Farbe noch Gewicht.
Dem äusserlichen Ansehen nach gleichet es einem Eichen-Holze, ausgenommen daß
es ein wenig weichlicher und so wol seine Rinde als das innerste etwas röthlich. Es
läßt sich leicht schneiden und brechen, vornehmlich wann es oft im Feuer
gewesen. Im Wasser fällt es zu Boden, es mag so klein, als man wolle, geschnitten
seyn. Im käuen spühret man weder Sand noch einen andern
Geschmack von Mineralien. Vitruvius lib. II, c. 9. schreibt dergleichen
Unverbrennlichkeit und Schwere dem Baum Larix, der um den Po und das Adriatische Meer
häufig wächset, zu, und meldet dabey, daß Julius Caesar einen an
dem Alpengebirge von solchem Holze gebaueten Thurm nicht habe verbrennen können.
Plinius (a), der diese Bäume unter die Arten von Fichten und Tannen rechnet,
leget ihnen gleiche Eigenschaften bey. Nur wird der Name Larix bey den Alten von gar
vielerley Bäumen gebraucht. Ich werde etliche Stücke von diesem unverbrennlichen
Holze in meines Herrn Sammlung natürlicher Merkwürdigkeiten zurück bringen.
Man hat dergleichen auch ohngefähr in Andalusien bey Seville gefunden (b). Linum
asbestum, das man in Siebenbürgen und anderwärts findet, und woraus
unverbrennlich Papier und Leinwand verfertiget wird, ist ein Stein, der mit dem
jetztgedachten Holze keine Verwandtschaft hat.«
|P_446-448
£{Hol-180,04-18} / £{Hol-324,04-06}
»Das ganze Adriatische Meer ist reich von Fischen und Muscheln. Was mir unter
diesen am besondersten vorgekommen, sind die Ballani oder Ballari,
eine Art Muscheln, welche lebendig in grossen Steinen gefunden werden. Sie haben die
äusserste Seite ihrer dünnen Schale rauh, sind länglich und gleichen
einiger massen den Dattel-Kernen, daher man sie auch Dattili del Mare nennet. Sie werden
vornehmlich bey dem Monte Comero oder Conaro, zehen Italienische Meilen von Ancona in dem
seichten Ufer des Meeres gefunden, woselbst viele leimichte Erde, die mit dem grauen
Töpfer-Thone übereinkomme, und verschiedene Arten von porosen Steinen
anzutreffen sind. In die kleinen Oeffnunen dieser Steine und klumpen Thones fügen
sich die ovula der Muschel oder ihre noch ganz kleine Brut, welche vermittelst der
obgleich gar engen Löcher dennoch Luft und Wasser schöpfen, mithin durch ihrer
eigene Bewegung den Stein, der sie umschliesset, etwas abnutzen und sich also mehrern
Platz zum Wachsthum bereiten kan. Der Thon ist innenher zwar hart, dabey aber immer
feucht, und das äusserste desselben weichlich. Nachdem die Einwohner von Ancona
bemerket haben, daß diese Muscheln bey ihnen viel grösser werden, als in der
Gegend des Monte Conaro, so holen sie solche von dem letztgedachten Orte in Kähnen
ab, und legen sie innerhalb ihres Molo in den Hafen, wo die Tiefe des schlammigen Grundes
ihnen mehrere Ruhe und Nahrung, um bald groß zu werden, giebt. Bey der Aussuchung
der Steine siehet man vornemlich auf diejenigen, an deren äusserster Fläche
kleine Löchlein, als gewisse Anzeichen der darin verborgenen Muscheln, bemerket
werden. Oftmals verstopfet sich oder verschlammet die Oeffnung, wodurch der Same der
Muschel in den Stein gekommen, also daß man nichts mehr von solchem Eingange
erkennet, die Muschel aber fähret fort zu wachsen und ihre Nahrung von der Feuchte
des Steines zu nehmen. Ich habe etliche solche Steine aus dem Hafen von Ancona von
einander geschlagen, und darin 20. bis 30. lebendige Muscheln angetroffen, ob man
gleich von aussen nicht die geringst Oeffnung verspührete. Sie bleiben beständig
in einer Stelle des Steines liegen, und lässet ihnen der harte Stein, mit welchem sie
als mit einem wohlschliessenden Futeral umgeben sind, nicht mehr Platz oder Zwischen-Raum,
als zu einer geringen Oeffnung ihrer Schale nöthig ist, damit sie gleichsam nur Odem
holen mögen. Sie können auf keine andere Art wieder aus dem Steine kommen,
als wenn dieser zerschlagen wird, und ist der Eingang, wodurch sie hineingekommen, da sie
noch ganz klein oder nur Eyer waren, viel zu enge, als daß sie durch denselben ihren
Rückweg nehmen könten. Wie man vorgiebt, so bleibt nur eine am Leben, wenn
zwo oder mehrere in einem Seine durch ihr zunehmendes Wachsthum zusammen kommen. Ihrer
Zeugung und Ernehrung kan man einiger massen aus demjenigen, was sich mit den Mücken,
Würmern und Spinnen in den Gall-Aepfeln oder excrescentiis der Eichen-Blätter
begiebet, erläutern. Was die Lage der ballani anlanget, so ist zwar solche nicht
allezeit diametraliter gegen das Centrum gerichtet, indessen aber haben jedoch die meisten
den dickesten Theil ihres Cörpers, der die mehreste Nahrung an sich nimt, am
weitesten von der äussersten Fläche entfernet. Die innerste Seite der Schale ist
weiß, die äussere aber Aschen-farb. Die grössesten zu Ancona haben nicht
viel über die Länge eines Fingers. Wenn sie ausser dem Steine sind und sich
recht öffnen, lassen sie nach Art der Solenium, die zu Venedig Cappe Lunghe genennt
werden, einen langen Strich, der einem dicken Wurm gleichet und eines Fingers lang ist,
herunter hängen. Dieser ist ganz weiß, und mit einem hellen Wasser
gefülltet, welches sie von sich sprützen, wenn man sie drücket. Diejenige,
so eine sonderliche Delicatesse an ihnen finden, führen solche daher, daß diese
Muscheln nicht von schlechten und groben Meer-Wasser, sondern gleichsam von dessen
subtilestem Thau, der durch den Stein dringet, und gleichsam filtriret wird, sich
ernehren. So wol der innere Fisch der Muschel, als auch der Saft, den er von sich
giebt, glänzet im finstern so hell, daß man eine gedruckte Schrift dabey lesen
kan. Das Wasser, worin eine solche Muschel zerdrücket wird, giebt gleichfals in
einem Glase einen Schein von sich, der 8. bis 12. Stunden anhält. Allein dieses ist
nichts ausserordentliches, weil man im dunkeln einen hellen Schein auch bey den
Austern, wenn sie frisch aufgemachet werden, wie nicht weniger an dem Fleische des
Schelfisches bemerket.
Es gehöret eine Gewohnheit dazu um den Geschmack dieser Ballani gut zu finden;
indessen versendet man viele nach Rom, woselbst man ein boccone di Cardinale daraus
machet. Eine Art davon findet sich auch bey Civita Vecchia, wie nicht weniger bey Narbona.
Etliche Natur-Kündiger nennen sie von einem Griechischen Worte, so verborgene Sachen
andeutet, Pholades oder Pholas. Die Steine, worinnen sie liegen, heissen in der Gegend von
Ancona Sasso del Ballaro.«
|P_451
£{Hol-179,16-17}
»Bey Goa wurde einsmals von ohngefähr mit einem Anker eine Auster
herausgezogen, deren fleischigtes Theil über hundert Pfunde wog. Ihre zwo
großen Schalen werden in der Königlichen Kunst- und Natur-Cammer zu Coppenhagen
gezeiget, und jede hat am Gewichte 224 Pfunde, im Umfange acht und einen halben
Fuß, und im Diametro mehr als viertehalb Füsse.«
|P_542-544
£{Hol-225,01-09} / £{Rin-373,33 - 374,05}
»Ehe ich schliesse, sind noch einige Anmerkungen von dem bekanten Lapide
Bononiensi hinzu thun. Dieses ist ein kleiner weißgrauer Stein, von ungleicher
Fläche, schwefelichen Theilgen, nicht allzuvester Materie, schwerer, als man nach
seiner Grösse vermuthen solte, und an vielen Orten nach Art des Talksteines
glänzend. Man findet ihn in verschiedenen Gegenden Italiens, vornehmlich aber
in dem Bolognesischen Gebiethe gegen den Apenninum und am Berge Paderno, eine kleine
Teutsche Meile von Bologna. Wenn ein starker Regen die Erde von den Hügeln
abgespület, findet man ihn am ehesten. Insgemein ist er von der Grösse einer
Welschen Nuß, und vor seiner Zubereitung zwischen ihm und einem jedem andern Stein
im Finstern kein Unterschied zu finden; vermittelst einer sonderbaren Calcination aber
bekommt er die Eigenschaft, daß er am hellen Tages Lichte in wenig Minuten so vielen
Schein und Licht gleichsam in sich sauget, daß er hernach im Finstern acht bis
funfzehen Minuten lang als eine glüende Kohle wiewol ohne empfindliche Wärme
leuchtet. Dieses kan man, so oft es gefällig ist, wiederholen, und ist es genug, wenn
der Stein nur an die helle Luft geleget wird, ohne in die Strahlen der Sonne zu kommen,
weil diese ihn gar zu sehr calciniren, und er hernach leichtlich zerfällt. Wenn
der Stein sehr gut, so ist der Schein eines brennenden Lichtes hinlänglich, sein
verborgenes Licht in Bewegung zu bringen; der Mond-Schein giebt ihm keine Kraft. Er
behält auch sein Licht, wenn er in Wasser geleget wird. Er behält diese
Eigenschaft drey bis vier Jahre, nach deren Verlauf man ihn aufs neue calciniren kan,
wiewol er niemals den hellen Schein vollkommen wieder erhält, welchen er nach seiner
ersten Zubereitung gehabt hat.
|P_544
£{Hol-225,09-11}
»Der Phosphorus Balduinus, von welchem sein Erfinder, Baudouin, ein
Franzose, anno 1675 eine Nachricht unter dem Titul: Phosphorus Hermeticus heraus
gegeben ohne das Geheimniß seiner Zubereitung zu offenbaren, war nichts anders als
eine Nachahmung des Lapidis Bononiensis, und verfertigte er solchen Magneten des
Lichtes (wie er ihn zu nennen pflegte) aus Englischer Kreite und aqua forti oder Spiritu
Nitri.«
|P_548
£{Hol-193,28-30}
»Modena ist eine alte Stadt, deren in der Römischen Historie oftmals gedacht
wird. Als Decius Brutus darin belagert war, gebrauchte sich Hirtius einiger
durch Hunger dazu abgerichteten Tauben als Boten (a), um den Belagerten Nachricht von
seinem Vorhaben zu geben, und dergleichen wieder vom Bruto zu erhalten. Zum Andenken
dieser Geschichte richtet man noch heut zu Tage in Modena Tauben ab, daß sie mit
Zetteln aus der Stadt an bestimmete Orte fliegen und Antwort zurück bringen.
Daß dergleichen in Aleppo und etlichen andern Morgenländischen Städten
noch gewöhnlich sey, bezeugen die Reise-Beschreibungen, und was die von den Spaniern
bedrängte Stadt Leyden vor Vortheil aus dergleichen Botschaften gezogen, ist aus der
Historie des sechzehenden Seculi bekant genug (b).«
----------
(b) »Man hat in Leyden diese um das gemeine Beste so wohl verdiente Tauben
nach ihrem Tode ausgestopfet, getrocknet und zum Andenken auf dem Rath-Hause aufgehalten.
Des Jani Dousae Taube, so sich mit in der Anzahl
dieser geflügelten Boten befunden, hat über dieses die Ehre gehabt, daß
der berühmte Daniel Heinsius zwey artige Carmina, eines in Lateinischer und
das andere in Griechischer Sprache, zu ihrem Lobe verfertiget. Wie man sich der Tauben zu
gleichem Nutzen in den Belagerungen von Harlem (anno 1573) Ziricksee (1575) und Gertruydenberg (1593)
gebraucht, kan man aus Strada, Meterano und andern Niederländischen
Geschichtschreibern selbiger Zeiten ersehen.«
|P_558
£{Hol-216,10}
»Unten am Berge des Castello di Monte Baranzone und zwar in einem Orte il Fiumetto
genant, gräbt man Brunnen die dreyßig, vierzig und mehr Eillen tief sind, da
sich denn mit dem Wasser auch ein auf demselben schwimmendes Oel ereignet. Dieses ist das
Oglio di Naphta oder Olio di Saffo, so auch Petroleum genennet wird. Im Herbste und
Frühling fliesset es am meisten zu, und nimt man es alle vierzehen Tage aus den
verschlossenen Brunnen. Seine Farbe ist röthlich, und wenn ein solcher Brunnen
vertrocknet, gräbet man ihn nur tiefer oder leget einen neuen an.«
|P_558-560
£{Hol-216,15-18}
»Etliche Gelehrte halten es für eine Speciem fuccini liquidi, so nach seiner
Verhärtung den Namen von Bernstein bekommt, und gründet sich diese Meynung auf
des Boccone Bericht, daß er mitten in einem Stücke Bernstein etliche Tropfen
Petrolei gefunden, und daß der Bernstein in Sicilien nur an den Küsten, wo
Petroleum sich ereignet, an andern aber nicht angetroffen werde. Wie weit der Satz des
Oligerii Jacobaei, eines Dänen, der von diesem Oel insbesondere geschrieben hat,
gegründet sey, nemlich daß es hart und solide würde, wenn man es mit
Spiritu Nitri koche, habe ich noch keine Gelegenheit zu untersuchen gehabt. Dieses ist
indessen ausgemacht, daß das Meer-Wasser bey der hervorbringung des Bernsteins
nicht nöthig sey, weil man solchen auch in Gegenden, die weit von der offenbaren
See entfernet sind, antrifft. Das Harz der Fichten oder Tannen hat gleichfals nichts dabey
zu thun. Beydes bezeugen die Gegenden von Foligno, Ancona und Sessa im Päbstlichen
Gebiethe, in welchen nicht wenig Bernstein, Schwefel und verschiedene Berg-Harze
ausgegraben, aber keine Fichten-Wälder gefunden werden. Bey Quercola und al Sasso im
Modenesischen ist der Bernstein gleichfals nicht rar, und zwar in einem Erdreiche, in
welches sich vieles Petroleum gezogen hat. In den Lüneburgischen Landen habe ich
selbsten an vielen Orten, die mit der salzigten See keine Gemeinschaft haben, sonder zehen
und mehr Meilen davon entlegen sind, ansehnliche Stücke von Bernstein gesammlet,
welchem es so wenig an der Härte in der Arbeit, als an der Eigenschaft, leicht Dinge,
wenn es vorher gerieben wird, an sich zu ziehen, mangelt. Insbesondere wird er sehr gut in
einer ehemals morastigen Gegend, Wirl genant, so zum Freyherrlichen Bernstorfischen Gut
Gartow gehöret, ausgegraben, und zwar von verschiedenen Arten, indem einige
Stücke gelb und durchsichtig, andere weiß und trübe oder gleichsam wolkig,
noch andere aber schwarz oder eigentlich der so genante Gagates sind. Diese Stücke
Bernstein liegen einzeln in einer Torf-Erde mit vielen Fäsichen kleiner Wurzeln
und grauem Sande eingehüllet, auf welche Art sie auch in verschiedenen
Preußischen Bergen ausgegraben werden. Dabey findet sich insgemein mancherley Holz,
worein sich viel Schwefel und Harz gezogen hat.
Die Elbe wirft an vielen Orten schöne Stücken Bernstein aus; man findet
dergleichen auch in einem Languedokischen Gebirge Bugarach genant, der aber nicht so hart
als der Preußische ist, und von den Einwohnern der Gegend in ihren Lampen
verbrauchet wird.
Damit man aber den Einwurf nicht machen möge, als sey vielleicht das salzige
Meer-Wasser vor alten Zeiten durch Ueberschwemmungen an viele anjetzt von der See
entfernte Gegenden gebracht und dadurch die Zeugung oder Vollendung des Bernsteins
befördert worden, so füge ich dieses noch hinzu, daß der Bernstein
täglich sich noch in der Erde zeuge und aus einem flüßigen oder weichen
Wesen ein harter Körper werde. Eine deutliche Probe davon hat mir vor wenig
Jahren ein bey Gartow ausgegrabenes Stück, welches anjetzt in dem Cabinete des Chev.
Sloane zu London ist, an die Hand gegeben, als auf dessen Fläche ein
verdorretes Birken-Blat (welches alle seine Adern und Spitzen aufs genaueste dem
Bernstein, worauf es lag, da er noch weich war, eingedrücket hatte) zu bemerken war.
Nun hätte solches Blat nicht ganze Secula, ohne daß es verfaulet und vermodert
wäre, alhier seyn können, zumal die Strata oder Lagen, in welchen sich der
Bernstein bey Gartow findet nur zween bis vier Fusse in der Tiefe sind.
So viel ich mich erinnere gesehen zu haben, sind die in Bernstein eingeschlossene Thiere
keine andere, als welche auf dem fußvesten Lande leben, nemlich Mücken,
Spinnen, Ameisen, Heuschrecken und dergleichen; in etlichen hat man auch Mineralia
bemerket; welche Dinge alle andeuten, daß ihre Einschliessung nicht erst in der See
geschehen, ob gleich die See in Preussen, Sicilien und andern Orten solche Stücke,
die es vorher von den Stratis der Erden und des Ufers abgespület hat, wieder auf den
Strand werfen kan, oder solche Dinge auch durch Netze heraus gezogen werden. Diejenigen,
so den Ursprung des Bernsteins in einem Gumi oder Harz von Bäumen suchen, bedenken
nicht, daß der Bernstein niemals im Wasser, wie die Gumi zu thun pflegen, schmelze,
auch noch kein Vegetabile gefunden worden, aus welchem man ein harziges Oel und acidum
volatile hätte ziehen können, wie mit dem Bernstein und andern fossilibus
geschiehet. Der zerlassene Bernstein verlieret seine Härte und Durchsichtigkeit,
behält aber die Eigenschaft, Spreu, oder leichte Fäsichen von Papier und andern
leichten Dingen an sich zu ziehen, welches die neuern Philosophi, so etwas mehreres als
die qualitates occultas anzuführen gedenken, den subtilen salzigen und schwefelichen
Theilen, woraus der Bernstein bestehet, zuschreiben, in dem diese durch das Reiben sich
absondern, die den geriebenen Ort des Bernsteins umgebende Luft verdünnen und dadurch
Gelegenheit geben, daß die äussere viel dickere Luft mehr auf sie dringen,
dabey auch die ihr in Weg kommende leichte Fäsichen mit sich gegen den Bernstein, wo
die Luft mehr verdünnet ist, nehmen kan.«
-------
[ Keyssler betont ausdrücklich, daß das »Meer-Wasser bey der
Hervorbringung des Bernsteins nicht nöthig sey«, daß auch an Orten,
»die mit der salzigen See keine Gemeinschaft haben« Bernstein gefunden werde
und daß man »den Einwurf nicht machen möge, als sey vielleicht das
salzige Meer-Wasser [...]«. Dieses berücksichtigt Kant nicht, wenn er schreibt
»Das Meersalz mag seine Verhärtung gewirkt haben [...].« ]
|P_845
£{Hol-180,14-16}
»Ich muß noch einer natürlichen Merkwürdigkeit gedenken, welche mir
der Vice-Admiral zeigte, als etliche grosse Steine aus der Tiefe des Hafens heraus
gebracht wurden. Denn als man dieselben mit schweren Hämmern nach vieler Mühe in
Stücke zerschmissen, fanden sich in diesen harten Klumpen (die eine Art von braunen
Marmor waren) hier und da lebendige Muscheln, die von denen Dattali del mare (wovon ich
aus Ancona berichtet habe) nicht nur an Farbe und Gestalt, sondern auch an Härte
unterschieden sind. Denn diese von Porto-Re sind glatt, von brauner Farbe und den
Dattel-Kernen an Grösse und Gestalt mehr ähnlich als die von Ancona, welche
aussenher rauh und von weisser Farbe sind. Ohne zu gedenken, daß die hiesigen in
einem harten Marmor, die Anconitaner aber in einer weichlichen Art von Thone liegen.
Was die Erzeugung solcher Muscheln anlanget, beziehe ich mich auf dasjenige, was ich
ehemals von den Anconikanischen angemerket habe. Man findet dergleichen Muscheln in
löcherichen Steinen auch beym Schlosse Duyno am Venetianischen Meere drey Stunden von
Trieste gegen Montefalcone zu.«
-------
[ Kant vermischt wohl zwei Dinge, wenn es heißt
»Keisler hat am adriatischen Meer bey Porto Re lebendige Muscheln im harten Marmor
gefunden. Ihr Fleisch und Saft glänzen, so wie bey den meisten Austern, wenn sie
frisch aufgemacht werden, im finstern.« Der zweite Satz steht nämlich bei
Keyssler eindeutig im Zusammenhang mit den bei Ancona gefundenen Muscheln; er betont sogar
den Unterschied der Muscheln von Porto Re und Ancona. ]
|P_846ff.
£{Hol-017,15-018,05}
Nachrichten von etlichen merkwürdigen Höhlen des Herzogthums Crain, und dem
Cricknizer See
|P_847
£{HeO-15,09} / £{Hes-036,27f}
»Wer sich Mühe geben will, kan über zwo Teutsche Meilen in dieser
[Adelsbergischen] Höhle und ihren Abwegen herumwandern. Das besonderste
erachte ich zu seyn, daß der Fluß Poig, welcher eine Teutsche Meile
von Adlsberg aus dem Berge hervorkommt, hier auf einmal nahe beym Eingange der
Höhle wieder in diesen Berg fällt, und lange unten in der Tiefe der
Höhle wegfliesset, [...]. Bey Planina kommt dieser Fluß wieder an das
Tages-Licht, verliehret sich aber bald wieder in einen Felsen, und erscheint
endlich zum dritten und letzten mal unter dem Namen der Laubach.« [keine
Bootsfahrt]
|P_848-849
£{Hol-017,14-018,05}
»Man sagt insgemein, in dem Circknizer-See könne man innerhalb eines Jahres
säen, erndten, jagen und fischen, allein dieses ist am wenigsten sonderbar an ihm,
und kann von jedem Orte, der im Winter oder Frühling unter Wasser stehet, gesaget
werden. [...] Das bewundernswürdigste ist die Art und Weise, wie dieser See an- und
abläuft. Das letztere geschieht bei grosser Trockene, es mag nun solche im Sommer
oder im Winter einfallen. Im vorigen Jahre ist das Wasser zweymal verlaufen, einmal des
Sommers und das andere mal zur Winters-Zeit. Wenn es anfängt zu fallen, so lauft der
See durch die Gruben, die fast als Kessel anzusehen und achtzehen an der Zahl sind, in
fünf und zwanzig Tagen ab. Diese Löcher halten nicht einerley Zeit in ihrem
Ablaufen, sondern [...]. Man hat Exempel, daß er in einem Jahre dreymal
ausgetrocknet.«
|P_851f.
£{Hes-037,27}
Rechter Hand des [Circknizer-]Sees, wenn man von Planina kommt, beym Dorfe
Jeffer (welches Wort im Sclavonischen überhaupt einen Fluß bedeutet),
ist der See am tiefsten und dennoch läuft er alhier am baldesten ab, den
Bach ausgenommen, welcher aus acht kleinen Wassern, die in den See fliessen,
entstehet, seinen Haupt-Ursprung aber aus einem Felsen an dem Ostlichen Theile
des Sees hat. [...] Dieser letztere / Abfluß oder Arm des Baches kommt
nicht weit von dem Orte, wo er sich verlohren, auf der Seite gegen S. Cantianus
wieder zum Vorschein, und nach einer Entfernung von einer halben Vierteil-Meile
verschlüpft er sich abermals in einen Felsen oder Berg bey S. Cantianus. In
diesem läuft er einen guten Musqueten-Schuß weit zwischen lauter
Felsen und Grotten, bis er auf der andern Seite des Berges wieder heraus ans
Tages-Licht bricht, jedoch nur um eines starken Musqueten-Schusses weit sich
wieder sehen zu lassen, weil er bald aufs neue in eine hohe und weitläufige
Grotte fällt. Bis hieher kan man ihm in Kähnen folgen, weiter aber
nicht, weil er sich in engere Gänge ergiesset.
|P_856-866
£{Hol-215,05-16}
Beschreibung des Quecksilber-Bergwerkes zu Ydria
|P_860
»Minera Cinabaris ist das Erz, woraus erst durch Hülfe des Feuers das
Quecksilber erzwungen wird. Je schwerer dieser Stein, von desto reicherm Gehalt ist
er. Der beste ist nicht recht roth, sondern fällt in das blaue, giebt aber gleich
rothe Striche, wenn Eisen daran gerieben wird. Man hat hier so reiche Stufen davon,
daß sie zwey Drittel Quecksilbers geben. Es solte zwar scheinen, daß das Erz,
worin das Jungfern-Quecksilber Tropfenweise sitzet, nebst dem obgemeldten Letten am
einträglichsten seym müste, allein die Erfahrung lehret ein anders. Endlich ist
auch noch Cinabaris nativa, oder natürlich gewachsener Zinober, der sich mit sehr
schönen rothen Körnchen gleichsam als eine Blühte an dem Erze ansetzt, also
daß man alsbald die schönste Farbe hat, wenn man nur daran reibet. Dieser soll
in Arzneyen von grosser Wirkung seyn, wird aber zu Ydria selten
angetroffen, und findet sich mehr in den Ungarischen Bergwerken, wiewol er auch daselbst
etwas rar ist und theuer bezahlt wird. Der ordentliche Zinober wird erst aus Quecksilber
mittelst einer Sublimation mit Schwefel verfertiget, und ist zu verwundern, wie die
Verwandlung von zween so unterschiedenen Farben geschiehet.«
|P_861
»Ein gemeiner Berg-Knappe hat wöchentlich an Gelde und Victualien anderthalb
Gulden einzunehmen, dabey aber setzen viele ihre Gesundheit zu, indem sie eine
Krankheit bekommen, welche ihrer Nerven so sehr angreifet, daß sie heftig zittern
und durch eiliges Zucken der Hände, Füsse und des Kopfes solche grimaçen
machen, davor man anfänglich sehr erschrickt. Dieser Gefahr sind diejenigen am
meisten unterworfen, welche an Orten arbeiten, wo das Jungfern-Silber gefunden wird, daher
man sie alle vierzehen Tage ablöset und zum Erz-Waschen unter freyem Himmel brauchet,
wobey sie sich wieder erholen. Bey manchen ziehet das Quecksilber dergestalt in den
Leib, daß wenn man ihn hernach ins Bad bringt oder ein Tuch über ihn decket,
ihn über einen glüenden Stein stellt und auf diesen Wasser giesset, also
daß der Dampf den Patienten schwitzen machet, alsdenn die Tropfen lauteren
Quecksilbers wieder durch die Schweißlöcher der Haut heraus kommen. Solche
schädliche Wirkungen in Gliedern empfinden auch fleißige und dabey
unvorsichtige Goldschmidte, welche ohne Quecksilber nicht vergulden können, daher es
rathsam ist, diese Arbeit unter freyem Himmel zu verrichten. Auch die Arbeiter, so zu
Venedig das Quecksilber auf die Spiegel auftragen und giessen, sind der Paralysi sehr
unterworfen. Hingegen soll man Exempel haben, daß Leute, welche mit Venerischen
Krankheiten behaftet gewesen und in die Quecksilber-Minen gemust haben, darin
glücklich curiret worden. Es kommen zu Ydria öfters Ratten und Mäuse in
die Schachte und Gruben, alwo sie sich mit den Brosamen, welche die Bergleute fallen
lassen, nehren; Allein es währet nicht lange, weil sie ebenfals die obgedachte
Krankheit und Convulsiones, wie die Menschen, bekommen und bald daran dahin sterben.
Man thut wohl, wenn man einfahren will, daß man solches nicht nüchtern thue,
sondern vorher ein Butter-Brodt zu sich nehme. Es giebt hier Leute, welche
solchergestalt vom Quecksilber eingenommen und gleichsam durchdrungen sind, daß wenn
sie eine kupferne Münze in den Mund nehmen, oder mit den blossen Fingern reiben,
solche gleich weiß als Silber wird, nicht anders als wenn man sie mit dem Mercurio
selbst gerieben hätte.«
|P_866
£{Hol-215,16}
»Es wird in grosse lederne Beutel gefüllet, deren jeder hernach 150 Pfunde
wieget, und zween solcher Beutel oder Häute werden in ein Fäßgen
geschlagen, welches nach obiger Rechnung 450. Rheinische Gulden, oder wenn es Pfundweise
verkauft wird 600. fl. gelten muß. Vieles kommt nach Venedig in die
Spiegel-Fabriquen, und ein Theil nach Rom und Neapolis. Des Quecksilbers Nahrung ist
Weizen-Kleye, bey welcher es sich wenig verzehret. Das Leder, worin es ohne
durchzudringen verwahret werden kan, muß weiß gearbeitet und von der Art seyn,
deren sich die Riemer zu bedienen pflegen.«
|P_1012-1019: Bergwerke in Schemniz und Cremniz
£{Hol-213,16-17} / £{Hol-321,06-09}
|P_1023f.
£{Hol-213,11-15}
»In der Kayserlichen Schatzkammer zu Wien wird ein Stamm oder der unterste Theil
eines Weinstockes gezeiget, um welchen ein dicker aus der Erde gewachsener Gold-Draht sich
geschlungen hat. Solcher Weinstock ist anno 1673 in einem Weinberge bey Tokay gefunden,
und als ein sonderbares Wunder der Natur an den Kayser gesandt worden. Die Liebhaber
des Tokayer-Weines können daraus ein neues Lob vor dieses Getränck ziehen, und
es vielleicht gar vor das wahrhaffte aurum potabile ausgeben. Zugleich aber giebt dieser
Weinstock einen neuen Beweiß an die Hand, daß die Metalle noch täglich in
der Erde wachsen, ob solches gleich nicht auf Art der Vegetabilium geschiehet.«
|P_1056
£{Hol-178,21-179,01} / £{Rin-347,05-06}
[Im Grünen Gewölbe in Dresden] »Bey den Raritäten aus Perlen-Mutter
stehet ein mit grossen Perlen besetztes Kästgen, nebst einem Berg, der aus lauter
ansehlichen Perlen mit Gold zusammen gesetzet ist. Sie sind aber allesamt nicht rund.
Man hat verschiedene Versuche gethan, dergleichen höckerige Perlen rund zu machen,
allein mit vergeblicher Bemühung, weil die Perlen mit Häutgen wachsen,
welche sich von Jahren zu Jahren übereinander ansetzen, daher sie schelfrig werden,
wenn man einem Orte etwas davon abnimbt.«
|P_1071
£{Hol-212,12-17}
»Das hier befindliche Puramez, oder Kraut, so in der
Gestalt eines Schafes am Flusse Wolga wachsen soll, ist nichts anders als ein schwammigtes
sechs bis acht Zolle langes Gewächs, welches man in eine Form drücket und ihm am
Kopf und Füssen mit der Kunst hilft.« [ = der gesamte Text zu dieser Sache]
£{Hes-134,33} / £{Kae-432,21}
[...] Unter den neuern Physicis hat es etliche gegeben, welche auch die Perlen vor eine
Kranckheit der Muscheln oder Austern gehalten haben.
|P_1289-1291
£{Hol-160,17-161,02}
»Ich erinnere mich hiebey dessen, was der alten Madame, Charlotte, Herzogin
von Orleans, mit einem Löwen wiederfahren, wie solches aus dem Munde der Frau
von Rathsamhausen, welche selbst gegenwärtig gewesen, kommet. Es hatte nemlich
gedachte Herzogin einsmals vor Fontainebleau, da sie spazieren fuhr, viele Leute an
der Strasse beysammen stehen gesehen und nach geschehener Erkundigung erfahren, daß
ein eingeschlossener Löwe daselbst gezeiget würde. Sie fuhr gleichfalls dahin,
und der Löw bezeugte sich in ihrer Gegenwart gantz freundlich; die mit ihr
gegenwärtige Damen aber hatten so viele Furcht vor dieses Thier, daß sie die
Herzogin inständigst antrieben, diesen Ort zu verlassen, zumahl da der
Löwe in Fontainebleau an einem vor die Zuschauer sicherem Orte öffentlich solte
gezeiget werden. Nach ihrer Zurückkehr fragte sie fleißig nach, ob das
nöthige Gerüst und Gehäuse vor den Löwen noch nicht fertig sey, und
als sie endlich vernahm, daß solches geschehen, fuhr sie dahin, um den Löwen
recht in Augenschein zu nehmen. Indem man hernach meinte, sie würde wieder weg gehen,
und da ihre Damen hier und da Abschied nahmen, hörte man aufeinmal das Geschrey:
Sauvés Madame und fand mit grossen Schrecken, daß die Hertzogin unvermuthet
zum Löwen hineingegangen und ihn als einen kleinen Hund careßiret, ohne
daß er ihr den geringsten Schaden zu zufügen gedachte. Sie meldete hernach,
man habe bey ihrem Hause die Tradition, daß kein Löwe einer Person von Ihrer
Familie einiges Leid zufüge, und weil sie in der Versicherung stehe, daß sie
eine aus reinem Ehe-Bette erzeugte Pfalzgräfin sey, so habe sie kein Bedencken
getragen, dasjenige, was geschehen war, zu wagen. Aus einem dergleichen Vertrauen ist es
vielleicht geschehen, daß ihres Herrn Vatern Bruder, der Prinz Rupertus, dessen die
Englische Historie öftere Meldung thut, lange Zeit einen zahmen Löwen mit sich
geführet, mit welchem aber die Sache auf Seiten des Prinzen vielleicht übel
würde abgelaufen seyn, wenn der Prinz nicht vor nöthig erachtet hätte dem
Uebel noch zu rechter Zeit vorzukommen. Denn der Löw leckte gewöhnlicher
Massen seines Herrn Hand, fieng aber nach und nach an solches mit ausserordentlicher
Begierde und Stärcke zu thun, wobey dem Prinzen in den Sinn kam, daß
dergleichen Thiere, wenn sie einmahl frisches Blut von einem Cörper schmecken,
hernach mit ihrer natürlichen Furie über denselben gerathen, daher er
alsbald den Entschluß fassete, nach einem mit etlichen Kugeln geladenem Pistol zu
greiffen und damit den Löwen überm Hauffen zu schiessen.
Man hat sonst bey verschiedenen Gelegenheiten wahrgenommen, daß die wildesten Thiere
öfters Liebkosungen gegen das weibliche Geschlecht gebrauchen, welche
vielleicht gar weit gehen würde, wann man ihnen ihren Willen lassen wolte. Unter
der Regierung des Königs Caroli II. trug es sich zu, daß in dem Towr zu
London ein Löwe aus seinem Gehäuse entkommen zu der Zeit da eine Frauen-Person
den Platz des Löwen-Garten rein machte. Dieses wilde Thier lief zwar nach ihr und
ereilete sie, fügte ihr aber kein Leid zu, sondern suchte vielmehr ihr seine
Freundschaft zu erkennen zu geben, wobey er sie stets mit der einen Tatze umfasset hielt.
Es verstrichen viele Stunden, da man kein Mittel, dieser unglücklichen Gefangenen zu
helfen, auszufinden vermochte. Beym Schiessen war zu befürchten, daß man die
Frauens-Person zugleich mit treffen mögte, oder daß der Löwe wann er nicht
alsbald todt darnieder fiel, vorher gegen seine gefangene Wuth und Rache ausüben
mögte. Wolte man ihn mit Gift vom Leben helfen, so war gleichfals zu Bedencken,
daß die Schmertzen welche er vor seinem Tode davon empfinden müste, ihn zur
Furie bewegen würden. Währenden solches zweifelhaften Rathschlagens schien der
Löw schläffrig zu werden, daher man vor rathsam fand, dem Mädgen etliche
Stricke hinunter zu werfen, damit sie solche um ihren Leib befestigen und die oben
stehende Leute sie dadurch aus ihrer Gefahr erlösen könten. Als man bald darauf
den Löwen mit Schlaff überfallen zu seyn glaubte, oder er vielleicht auch
wircklich im Schlaffe war, zog man auf einmal und mit Gewalt vermittelst der Stricke die
Gefangene in die Höhe, worüber aber auch der Löwe aufsprang, und sie in
Stücke zerrisse. Nachdem das Unglück geschehen, fügte es sich, daß
ein Medicus vorbey gieng und fragte, warum man den Löwen nicht Opium vorgeworffen
oder in seiner Speise beygebracht habe? der Rath wäre vielleicht gut gewesen, vor
dieses mal kam er zuspät.«
|P_1306
£{Hol-056,06-10} / £{HeM-205,18-20} / £{Hes-053,23-25}
»Die Erfahrung lehret daß das Neckar-Wasser gesunder als das Rhein-Wasser sey,
und dennoch ist dieses leichter, welches man auch daher abnehmen kan, daß ein
Schiff, so aus dem Neckar fährt, alsbald wenn es in den Rhein kommt, tieffer gehet,
nicht anders, als wenn ihm eine grössere Last aufgeleget worden wäre. Gleiche
Bewandtnis hat es mit dem Mayn bey Mayntz, und mit der Mosel bey Coblenz in Ansehung
des Rhein-Wassers, welches nicht so schwer wie dieselben trägt.«
Änderung: 25.06.2007 / ... / 03.07.2010 / Juli 2015 / August 2016 bis Februar 2017