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Colb (1745)

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Peter Colb
Beschreibung des Vorgebürges der Guten Hoffnung, / und derer darauf wohnenden Hottentotten. / Worinnen von der natürlichen Beschaffenheit des / Landes, von den Gebräuchen der Einwohner, ingleichen / von der Einrichtung dasiger / Holländischer Colonien / zuverlässige Nachricht gegeben wird. / Gezogen aus den Anmerckungen des / Herrn M. Peter Kolbens, / welche er während seines zehenjährigen Aufenthaltes in dasigem / Lande verfertiget hat. / Mit einer Land-Charte und vielen Kupfern. [Inhalt, 452 S.] (Frankfurt / Leipzig: Peter Conrad Monath 1745)
<7> DD92 A 33679 // <17> O 2259 // <12> digital
W-St (März / Juni 2008) / ausgehend von Ms Schoeck (1908)


Schematischer Gliederbau
(n) = Seitenzahl

Teil 1: Eingeborene Teil 2: Land (europ. Siedler) Teil 3: Tiere und Pflanzen
1. Kap. Reise des Verfassers (1) 1. Kap. Topographie am Kap (199) 1. Kap. Löwen ... (315)
2. Kap. Entdeckung (9) 2. Kap. Stellenbosch (212) 2. Kap. Elephanten ... (319)
3. Kap. Holländer (11) 3. Kap. Drachenstein, ... (223) 3. Kap. Pferde, Esel, ... (324)
4. Kap. Lage (16) 4. Kap. Holländ. Regierung (232) 4. Kap. Elendthier (331)
5. Kap. Name der Einwohner (18) 5. Kap. Vieh der Europäer (243) 5. Kap. zahme Tiere (336)
6. Kap. Beschaffenheit (31) 6. Kap. Ackerbau (246) 6. Kap. Paviane, Wölfe, ... (343)
7. Kap. äusserliches Wesen (49) 7. Kap. Weinberge (250) 7. Kap. Schlangen (349)
8. Kap. Kleidung (53) 8. Kap. Gärten (253) 8. Kap. Ungeziefer: Wasser (355)
9. Kap. verschiedene Nationen (60) 9. Kap. Krankheiten (258) 9. Kap. Ungeziefer: Land (357)
10. Kap. Regierungsform (76) 10. Kap. Erde und Steine (275) 10. Kap. Ungeziefer: Luft (362)
11. Kap. Kriegsführung (84) 11. Kap. Erzgruben (279) 11. Kap. Fische (365)
12. Kap. Religion (93) 12. Kap. Wasser (285) 12. Kap. Art Kabeljau (370)
13. Kap. Musik und Tanz (112) 13. Kap. Salzgewinnung (294) 13. Kap. Seelöwen, ... (374)
14. Kap. Heirat (120) 14. Kap. Anmerkungen: Meer (300) 14. Kap. Schalentiere (380)
15. Kap. Hauswesen (127) 15. Kap. Anmerkungen: Winde (304) 15. Kap. Vögel (384)
16. Kap. Nahrung (130)   16. Kap. Flamingo (386)
17. Kap. Niederkunft (140)   17. Kap. Wasserhühner (391)
18. Kap. Kinder und Aufzucht (147)   18. Kap. Fasanen (394)
19. Kap. Dörfer und Wohnung (153)   19. Kap. weitere Vögel (397)
20. Kap. Viehhaltung (157)   20. Kap. Gewächse (403)
21. Kap. Handel (170)   21. Kap. Bäume (433)
22. Kap. Handwerker (174)   22. Kap. fremde Gewächse und Tiere (435)
23. Kap. Jagen und Fischen (178)     Finis (452)
24. Kap. Barbier- und Arzneikunst (186)    
25. Kap. Begräbnis (192)    

|P_1ff.: Teil I

|P_19f.
£{Hes-095,34}
Nun ist wahr, daß die Landes-Eingebohrne gar offt bey ihren Lustbarkeiten die Worte: Hottentottum Brockqua wiederholen; allein ihr Name rühret keinesweges daher, so haben auch diese Worte den Verstand nicht, wie Arnoldt vorgiebt. Der Ursprung dieser Redens-Art, und ihres öffteren Gebrauches, ist folgender. Ein Krancken-Tröster auf einem Holländischen Schiffe hatte einen Hottentotten wohin verschickt, / und ihme zum Lohn ein groß Stuck Brod und etwas Tabac versprochen. Der Wilde that auch das Seinige getreulich, hingegen war der Europäer so gewissenloß, und hielt den Lohn zuruck. Hierüber ärgerten sich die Hottentotten gewaltig: denn man mag sie so wild beschreiben als man will, so verabscheuen sie doch die Untreue: Um den Krancken-Tröster zu verspotten, und ihm zu zeigen, wie schändlich ihnen seine That bedückte, dichteten sie ein Lied nach ihrer Weise, dessen Strophen mit diesen Worten endigten: Hottentottum brockqua, das ist, gieb dem Hottentotten sein Stuck Brod. Dieses Lied wurde gar bald an allen Orten bekannt, wo man von der Untreue des Krancken-Trösters reden hörte, ja sie pflegten es zu singen, so bald sie einen Fremden sahen, [...]. Dieser Gebrauch gehet noch sehr im Schwang; [...].

|P_21f.
£{Hol-298,06-10}
Die Hottentotten sagen, es wären ihre ersten Eltern durch ein Fenster auf die Erde gekommen, oder durch eine Thüre: denn besser wuste man das Wort, so sie gebrauchen, nicht zu erklären. Sie sagen ferner, es hätte der Mann Nôh, und die Frau Hingnôh geheissen; [...].

/£{Hes-229,10} / £{Doe-188',10}
Die Hottentotten haben noch eine andere ebenso merkwürdige Tradition. Ich habe von den Vernünftigsten unter ihnen sagen hören, es wäre ihnen von ihren Vor-Eltern erzählet worden, wie gedachte ihre Vor-Eltern also erschrecklich wider den grossen Capitain (Gott) gesündiget hätten, daß er ihnen und ihren Nachkömmlingen die Herzen so verhärtet hätte, daß sie ihn nun nicht recht mehr kennen, noch auch ehren, und ihm dienen könnten. [../.] Die Juden, benebst den alten Troglodyten, sind die einigen Völcker in der Welt, von denen man sagen kan, daß die Hottentotten ihnen ähnlich kämen, was die Sitten und Gebräuche betrifft. [...] Sie enthalten sich, gleich jenen, von gewissen Speisen, zumahlen von schweinen Fleische, ersticktem, und Fischen ohne Schuppen, davor sie einen Abscheu tragen. [...] Wenn sie ein gewisses Alter erreichen, nehmen sie auch eine Art einer Beschneidung vor. [...]; unterdessen wissen sie doch nichts, weder von den Kindern Israel, noch von Mose, noch vom Geseze; welches doch vernünftiger weise seyn müste, wenn sie von einem der zehen Stämme herrühreten, welche nach Assyrien in die Gefangenschaft geführet worden.

|P_31f.
£{Hol-298,11-14}
Die Abbildung welche man bißhero von den Hottentotten gemacht, ist allzuausschweiffend. Man hat sie vorgestellet als das wildeste und viehischte Volck in der Welt; ohne das geringste Nachdencken; ohne Wissenschaft von GOtt oder von einem Gottesdienst; ohne Ordnung und Einrichtung; ohne Anzeigen einer Vernunft oder Menschlichkeit. Alle / dergleichen Beschreibungen dienen vielmehr Erbarmniß zu wecken, oder dieses Volck lächerlich zu machen, als einen richtigen Begriff von ihme mitzutheilen.

|P_32f.
IV. Einige Reisende haben sich nicht geschämt zu sagen, es wohneten diese Völcker, Männer und Weiber, ohne alle Zucht und ohne die geringste / Erbarkeit unter einander. Dieses ist grundfalsch: massen vielleicht keine züchtigere noch erbarere Nation in der Welt, so wohl was die Wercke, als was die Worte betrifft. [...]
V. Die Ehrlichkeit, die Billigkeit, und geschwinde Justiz, sind ebenfalls Eigenschafften, worinnen die Hottentotten alle andere Völcker übertreffen. Man siehet aus ihren Sitten eine edle Einfalt hervorleuchten, welche allen denjenigen Lobenswehrt scheinen muß, die nicht mit närrischen Vorurtheilen gegen alles das eingenommen sind, was von den geschminckten Europäischen Manieren abweichet.
VI. Die Hottentotten sind vortreffliche Dienstboten, und vielleicht die getreuesten in der Welt.

|P_34
VII. Sie übertreffen vielleicht alle andere Völcker an Großmuth und Gast-Freyheit.

|P_41f.
£{Hol-299,16f.}
IX. Nachdem wir diese Nation auf ihrer schönen Seite angesehen, so wollen wir auch ihre Fehler betrachten. Das erste Laster, das in die Augen fället, ist die Trunkenheit. [.. / .] In Ermangelung starken Getränkes berauschen sie sich mit Tabac, davon sie so lange rauchen, biß ihnen alle Sinnen vergehen.

|P_42-45
Die Weibsbilder sind bey Gelegenheit eben so unmässig, als die Männer. Es ist nichts lustigers, als beederley Geschlecht im Trunke zu sehen.

|P_45
X. Ihr zweyter oder vielmehr dritter Fehler ist die Faulheit. Dies kan man nicht sattsam beschreiben, sowohl was das Gemüthe, als was den Leib angehet. Es ist kein Volk unter der Sonnen, das gleichen Abscheu, als dieses, vor allem Nachdenken und Arbeiten bezeuget. [...]
£{Hol-299,13-14}
XI. Dieser allgemeinen Trägheit ist vermuthlich zuzuschreiben die schreckliche Unsauberkeit in ihrem Essen und Trinken. Dieser Fehler ist ohnläugbar; jedoch dünckt mich, daß ihn die Reisenden allzugroß vorstellen. Besonders sagt Mercklin, daß alle Hottentotten ohne Ausnahme die Eingeweide der Thier halb rohe fressen, so, wie sie voll Unflath und Koth stecken. [...] Dergleichen aber habe ich nichts gefunden, vielmehr allezeit gesehen, daß sie das Gedärme vorhero waschen, von dem Unflathe reinigen und hernach durch rein Wasser ziehen.

|P_46
£{Hol-297,03-04} / £{Hol-298,15-16}
XII. Was sie noch unflätiger macht, ist dieses, daß sie sich den ganzen Leib, von Kopf biß auf die Füsse, mit Butter oder Schaafs-Fette einschmieren, worunter sie Rus mischen, den sie von ihren Töpfen abkrazen. Weil sie von Natur eine Castanien-oder Caffée-Farbe haben, so wollen sie sich durch diesen Anstrich eine dunklere Farbe beylegen, die ihnen schöner düncket. Diese Gewohnheit beobachten sie mit grosser Sorgfalt, von ihrer zärtesten Kindheit an; und man kan sagen, daß in dieser einigen Sache sie keine Faulheit erzeigen. So bald die Sonne, der Staub, oder ein anderer Zufall, diese unangenehme Schmicke wegnimmt, erneuern sie selbige ohne säumen. [...] Die Aermsten bedienen sich stinkenden Butters oder Schmeers, welches ihnen einen so abscheulichen Geruch beyleget, daß man nicht zu ihnen nahen kan. Man riecht sie lange Zeit vorhero, ehe man sie siehet.

|P_47f.
£{Hol-297,02}
Ich habe einen Hottentotten gekannt, welcher des Nachts von des Gouverneurs Wohnung auf dem Vorgebürge / weggienge nach dem Lusthause des Gouverneurs, fünf gute Stunden von dannen, und des morgens von dar frisch gebacken Brod mit brachte, das noch so warm gewesen, daß die Butter darauf zerschmolz.

|P_48
£{Hol-297,02f.} / £{Hes-095,33}
Die Geschwindigkeit der Hottentotten zum Lauffen ist so ausnehmend, und fället dermassen stark ins Gesichte, daß meines Wissens kein einziger Autor ihnen den Ruhm des allerhurtigsten Volcks abgesprochen hat. [...] Ein neuangekommener Holländischer Matrose begegnete einem Hottentotten, und gab ihm eine Rolle Tobac von etwa 20 Pfunden nach der Stadt zu tragen. Der Hottentott nahm sie auch, und als sie beyde mit einander der Stadt zu wanderten, fragte er den Matrosen, ob er ihn wolle lauffen sehen? Lauff, antwortete dieser. Du sollt lauffen sehen, versezte der Hottentott, und machte sich mit solcher Geschwindigkeit aus dem Staube, daß er in einem Augenblick aus dem Gesichte war. [...] [Auch Rousseau 1756, S. 160]
£{Hol-297,04-06}
Die beste Ursache,so man von dieser Salbung anzeigen kan, fliesset aus ihrer Lebens-Art, und aus dem Clima, das sie bewohnen. Weil sie fast ganz nackend lauffen, so würde die gewaltige Hitze in dasigen Gegenden sie, allem Ansehen nach, ganz auszehren, und ihren Tod beschleunigen, woferne sie nicht den Leib mit Fett bestrichen; dahingegen dieses Fett die Schweislöcher verstopfet, die allzustarke Ausdünstung hindert, und ihre Haut immer frisch erhält.

|P_49
£{Hol-297,02}
Dapper sagt, daß bey den Hottentotten gar oft Leute von einem Geschlechte so wohl, als von dem andern, 80, 90, 100, 110, oder 120 Jahre erreichen; ja er versichert, daß einige biß an hundert und dreißig Jahre kommen. Es ist nicht zu läugnen, daß sie nicht lange leben sollten; doch kan man hierinnen nichts gewisses setzen, auch nur überhaupt. Alles, was sich zuverläßig sagen lässet, ist, daß man bey ihnen mehr Leute findet, die ein sehr hohes Alter erreichen, als in keinem Europäischen Lande. [...]



£{Hol-297,07-09}
Die Hottentotten sind bey weitem nicht so abscheulich, als man sie beschreibt. Ihr Gestank und ihre grosse Unsauberkeit ist das widerwärtigste und heßlichst an ihnen. Insonderheit sind die Haare nichts weniger, als schön. Weil sie dieselbigen niemahls weder waschen noch kämmen, aber alle Tage mit vielem Fette und Ruß einschmieren: [...].

|P_50
£{Hol-296,22ff.}
Ich kan aber bezeugen, daß sie den Haaren der Männer ganz gleich kommen, und, wie bey allen Schwarzen, kurz, wollicht und so schwarz, als Kohlen, sind. Der Bart ist bey den Hottentotten niemahlen sehr dick. Etwas weniges stehet unten am Kinn, und krauset sich, wie Wolle. Ihr Knebel-Bart ist auf gleiche Weise gekräuselt.
£{Hol-128,13f.}
Was die Gesichtszüge betrifft, so haben sie im geringsten nichts fürchterliches, scheußliches oder wildes an sich; vielmehr leuchtet ein ernsthafftiges Wesen, das aber mit Freundlichkeit vermischet ist, aus ihrem Antlize hervor. Was sie heßliches an sich haben, das ist die platte, breite und aufgeworfene Nase, und ihre dicke Lippen, zumahl die obere. Alles dieses haben sie mit allen Schwarzen gemein. Unterdessen kommen sie gleichwohl nicht mit der Stumpf-Nase zur Welt, sondern drücken sie mit Fleiß also ein.

|P_51
£{Hol-117,06-09}
III. Die Hottentotten werden keinesweges schwarz geboren, wie einige vorgeben. Sie sind es vielmehr zu keiner Zeit, was sie auch für Mühe anwenden, es zu werden. Ich habe eine grosse Menge neugebohrner Kinder gesehen, welche sämtlich weiß gewesen; aber nach zehen oder zwölf Tagen stellet sich die schwärzlichte Farbe ein, die ihnen den ganzen Leib, ausgenommen die flache Hände und Fuß-Sohlen, überziehet, als welche beständig weißlicht bleiben, dahingegen das übrige eine Castanien-oder Caffee-Farbe annimmt, die nimmermehr vergehet. Sie halten in ihrer Farbe das Mittel zwischen einem Spanier oder Portugiesen und schwarzen Mohren, und kommen hierinnen den rechten Zigeunern gleich, welche nicht durch Kunst geschwärzet sind.

£{Hol-123,06-08} / £{Hol-296,27 - 297,02} /£{Hes-089,12 / 090,18}
IV. Alle Hottentottinen haben ein gewisses Ausgewächse, dessen Beschreibung ihren Platz hier verdienet. Es ist eine Art einer harten und breiten Haut, die ihnen oberhalb des os pubis wächset, zimlich weit herunter hänget, und von der Natur zu Bedeckung ihrer Blösse gewidmet scheinet. Dennoch tragen sie ein Stück Schaaf-Fell darüber, das man Kut-Krosse nennet. Bißweilen ist diese Gewächse so groß, daß es sich von dem Felle nicht gänzlich bedecken lässet.
Diese angewachsene Haut mag unserm Europäischen Frauenzimmer so unförmlich scheinen, als ihnen beliebet; weder die Hottentottinnen, noch ihre Männer, sehen sie für einen Fehler an. Wem die Unsauberkeit und Schmiererey keinen Eckel erwecket, dieses Gewächs in der Nähe zu besehen und zu betasten, der kan seine Neugierigkeit gegen Reichung eines Stückgen Tabacks, oder einer andern Kleinigkeit, vergnügen. Thevenot sagt, die Mohrinnen und Aegypterinnen hätten eben dergleichen Haut. Alleine diese Weiber lassen sie nicht wachsen, sondern schneiden sie bey Zeiten weg, oder brennen sie vielmehr mit einem glüenden Eisen. Thevenot hält diese Gewohnheit für etwas aberglaubisches. Meines Bedünkens beweiset sie bloß, daß man dieses Gewächse für etwas unförmliches hält.

|P_54f.
Um ihre Schultern und Rücken biß an die Lenden hängt ein Schöpsen-Fell oder eine wilde Thier-Haut, statt eines Mantels. Dieser Mantel, den die Hottentotten Krosse nennen, ist allezeit brauchbar. Des Nachts dienet er statt einer Decke; des Tages zum Kleid. Ist warm Wetter, so öffnen sie ihn; regnet es, so knöpfen sie ihn zu: Im Winter nehmen sie das Haar oder die Wolle einwärts, statt des Unter-Futters. Sterben sie, so wickelt man sie in dieses Fell ein und begräbet sie. [...]
£{Hol-297,12-14}
An dem linken Arm haben die Hottentotten einen, auch zwey biß drey grosse Helfenbeinerne Ringe, damit sie die Streiche ausnehmen[!], die man im Gefecht nach ihnen führet. Dieses Helffenbein bekommen sie von den Elephanten-Zähnen, die sie im Walde finden, oder von dergleichen Thieren, die sie erleget haben, und ihnen ausbrechen. Die Ringe sind so schön gearbeitet, daß der beste Drechsler sich verwundern würde. [...]
Wenn sie verreisen, tragen sie in ihrer rechten Hand zwey Stöcke von Eisen-Holz. Dieses sind Waffen, die ich hernach beschreiben will. In der linken Hand haben sie einen andern kleinern Stock, etwa eines Schuhes lang, an dessen einem Ende ein Schwanz fest gemacht, ist von einer wilden Katze, oder einem Fuchsen, oder andern wilden Thier, das / straublichte Haare hat. Die Hottentotten gebrauchen ihn statt des Schnupf-Tuches, wischen sich das Gesichte oder die Nase damit, oder den Staub und Unflath von den Augen.

|P_56
£{Hol-297,14f.}
Die Mägdlein tragen von ihrer zartesten Kindheit an biß in das Alter von Zwölf Jahren Binsen an ihren Beinen, wie Ringe gestaltet. So bald sie dieses Alter zurucklegen, kommen Riemen von Schaafs-Fellen an deren Stelle. Es giebt Frauen, die an jedwedem Beine ein hundert dergleichen Riemen tragen, welche so künstlich gewunden und geflochten sind, daß man kaum sehen kan, an welchem Orte die Enden verborgen stecken. Ein auf solche Weise umflochtenes Bein scheinet die Arbeit eines geschickten Drechslers zu seyn. Um den Knöchel geht ein Ring von Binsen oder von Leder, der die obern Bänder verhindert abzuglitschen. Diese Art von Ringen wird mit der Zeit eben so hart als Holz.

|P_57
£{Hol-299,06f.}
Die Hottentottinen tragen diese Riemen an ihren Füssen vornemlich deswegen, damit sie vor dem Stechen und verletzen gesichert sind. [...] Endlich gebrauchen sie selbige auch zum Essen, wenn sie der grosse Hunger treibt. Hierinnen sagen die Reisenden ganz recht, daß sie aus Noth diese Ringe essen.

|P_58f.
£{Hol-297,15f.}
III. Diese Völker haben allemahl grosses Belieben getragen ihr Haupt und ihre Haare mit allerhand Tändeleyen zu schmücken, denen sie einen wunderbahren Glanz zu geben wissen. So bald sie auch anfiengen mit den Europäern zu handeln, zeigten sie viele Begierde nach Stücken Glas, und zerbrochenen Spiegeln, küpfernen Knöpfen und kleinen Platten. [...] Da auch die Weiber-Mützen allezeit biß an die Ohren reichen, so scheinet es, als ob die Glas- und Meßing-Stücklein an selbigen hiengen, obschon sie eigentlich an den Haaren hangen. [...]
Die Arm-Bande von Kupfer oder Glas sind nicht weniger in grossem Wehrt bey ihnen. [...] Die engesten sind zu Hals- oder Arm-Banden gewidmet; die weitesten, so ordentlich mit allerhand Farben bemahlet, legt man wie einen Gürtel um den Leib. [../.]
£{Hol-130,13-18} / £{Hol-297,17f.}
Die Hottentottinnen begehen eben die Thorheit, als vieles Europäisches Frauenzimmer, und mahlen ihre Gesichter. Aber ihre Schminke bedarf keiner so mühesamen Zubereitung. Ein wenig rothe Kreide, welche gar nicht rar, ist schon hiezu hinlänglich. Sie reiben sich schlechthin damit über den Augen, auf der Nase, auf den Wangen, und an dem Kinn. Indem nun die Kreide von dem Fett, das ihren ganzen Leib bedeckt, naß wird, so macht sie sechs rothe Striche, welche sie für gar gefährliche Liebes-Reitzungen halten. Wenn sie auch einem Gastmahl beywohnen wollen, oder sonsten im Sinne haben ein Herz zu bezwingen, so unterlassen sie niemahlen sich mit diesen sechs mörderischen Liebes-Pfeilen auszurüsten. Doch mögen sie von dieser Schminke halten, was sie wollen, so kan ich versichern, daß kein Mahler eine gräßlichere und lächerlichere Figur auszusinnen vermag, als ein auf diese Weise bemahltes Weibsbild vorstellet.

|P_74
£{Hol-128,13f.} / £{Hol-296,24-26}
XVIII. Nunmehro sind wir bey dem Lande Natal angelangt, welches die Kaffern oder Caffern bewohnen. Einige Personen vermengen sie mit den Hottentotten; [...]. Die Nasen der Hottentotten sind nicht von Natur so platt, sondern sie werden durch Kunst also gedrücket, da hingegen die Caffern mit solchen Nasen gebohren werden.

£{Hol-117,01}
Die Caffern sind ganz schwarz, und ihr Angesicht glänzet dermassen von Schwärze, daß es das Auge, so zu sagen, verblenden möchte; hingegen die Hottentotten haben eine braune Farbe.

|P_81
£{Hol-247,20 - 248,01} [??]
An dem Orte, da ihm sein Urtheil gesprochen worden, an selbigem wird er auch hingerichtet. Die Versammlung stehet auf, aber der Ubelthäter weicht nicht von seiner Stelle. Der ganze Umstand bleibt ein oder zwey Minuten in einem tiefen Stillschweigen. Sodann fähret der Hauptmann, als oberster Nachrichter, mit grossem Grimm auf den armen Sünder los, und versezt ihme mit seinem Stocke einen gewaltigen Streich aufs Haupt, der ihn gemeiniglich zu Boden wirft. Hernach fallen die übrigen auch zu, und wiewohl er bald tod ist, so lassen sie doch nicht ab, auf den Kopf, Bauch, und die Seiten loß zu schlagen, biß der Kopf ganz in Stücken, und der Bauch sehr geschwollen.

|P_86-88
£{Hol-297,19-26}
III. Ihre gewöhnliche Waffen sind der Stock, Rackum genannt, ein anderer, Namens Kirri, der Bogen, Pfeile, und die Hassagayen. Es ist nöthig, sie weitläuftiger zu beschreiben.
Beede Stöcke, der Kirri und der Rackum sind von Oliven- oder Eisenholze gemacht. Der Kirri ist etwann drey Fuß lang, und eines Daumens dick. Der Rackum ist eben so dick, aber nicht viel mehr, als einen Schuh lang; an einem Ende ist er zugespitzt. Sie gebrauchen ihn als einen Wurf-Pfeil, und bedienen sich seiner auf eine merkliche Weite, fast ohne jemahlen zu fehlen. Der Kirri hat zwey stumpfe Enden, und dienet die Pfeile, Hassagayen Rackums, und was der Feind sonsten herwirft, zu pariren.
Die Haasagaye ist eine Art einer halben Picke, deren Schafft ein gerader Stock, so immer dünner zuläuft. Seine Länge und Dicke ist, wie bei einem Rechen-Stiel. An dem dickesten Ende stecket ein Eisen, das an Breite, Grösse und Dicke den Eisen an unsern Hellebarten vollkommen gleich kommt. [....]
Ihr Bogen ist von Oliven- oder Eisen-Holz; die Sehne ist von den Nerven oder den Gedärmen eines Thieres, und mit einem hölzernen oder eisernen Hacken an beeden Enden des Bogens bevestiget. Dieses Gewehr ist sehr sauber, bequem und dauerhafft. [../.]
£{Hol-300,02f.}
V. Diese Völker haben gewissen Ochsen, die sie mit gutem Fortgange in Schlachten gebrauchen. Sie nennen selbige Backeleys, von dem Worte Bakelay[!], das in ihrer Sprache Krieg bedeutet. Jedwede Armee hat / allezeit einen guten Vorrath von dergleichen Ochsen, die man ohne Mühe regieren, und sodann loslassen kan, wenn es der oberste für gut befindet; [...].
[...] Die Sieger verfolgen die überwundene mit einem so entsetzlichen Triumph-Geschrey und Heulen, daß alle lebendige Thiere zum Lande hinaus lauffen möchten.
£{Hol-297,20-23}
VI. Einige Hottentottische Nationen beobachten in ihren Schlachten etwas besonders, so allhier einen Platz verdienet. Die Chamtouers und Heykoms hören nicht auf zu streiten, so lang ihr Oberster auf einer gewissen, einem Zinken ähnlichen, Pfeiffe spielet. Wenn sie auch zehenmahl mehr Tode hätten, als ihre Feinde, und offenbar nicht der geringste Vortheil anschiene; so fechten sie nichts destoweniger so lange, als ihr Oberster bläset. So bald er aufhöret, ziehen sie ab; Fänget er wieder an, so greiffen sie auch den Augenblick wieder von frischen an. Der Schall der Pfeiffe richtet alle ihre Bewegungen ein. Nimmt der Feind die Flucht, und das Pfeifgen lässet sich hören, so verfolgen sie ihren Sieg; schweiget es, so lassen sie ihren Feind immer hinlauffen.

|P_92
£{Hol-297,24-26}
Sie üben sich auch oftmahlen, mit Pfeilen, Steinen, Hassagayen und Rackums ein gewisses Ziel zu treffen. Man muß sich höchstens verwundern, wenn man die Gewißheit ihrer Augen und Hände bey diesen Ubungen beobachtet. [...] Was die Verwunderung noch grösser macht, ist die Weise, wie sie zielen, und werfen. Sie bleiben nicht an einem Orte stille stehen, wenn sie den Arm aufheben, sehen auch nicht steiff auf das Ziel, wie wir thun, sondern sind in beständiger Bewegung, springen von einer Seite auf die andere; bald bücken sie sich, bald richten sie sich in die Höhe, bald neigen sie sich auf diese Seite, bald auf jene. Ihre Augen, Hände, Füsse, ihr ganzer Leib ist in einer ausserordentlichen Unruhe; man solte sie für tolle Leute ansehen. Nichts destoweniger, wenn man meynet, sie denken nicht mehr an ihr Ziel, so werfen sie ihren Stein weg, und fehlen niemahlen. Das Erstaunen, und die Verwunderung, die ich bezeugte, so oft ich dergleichen Schauspielen beywohnete, kützelte den Hottentottischen Ehrgeitz, und veranlassete sie diese Ubung nach meinem Gefallen zu widerhohlen.

|P_95
£{Hol-297,28f.}
II. Von ihnen [sc.Völkern, die weiter im Landesinnern wohnen] also habe ich gelernet, daß die Hottentotten ganz gewiß einen GOtt glauben, der alle Dinge erschaffen. Und weil an diesen Nachrichten etwas gelegen, so will ich einige Stellen anführen, und hernach einige Anmerkungen beyfügen. [...]
Böving, den ich für den richtigsten halte unter allen, welche von diesen Völkern Nachricht gegeben, sagt, daß, gleichwie das Haupt einer Hottentottischen Nation über alle Hauptleute der Kraals erhaben ist, also hiessen auch die Hottentotten den höchsten GOtt den grossen und obersten Hauptmann.
Nach unzehlichen Nachforschen, und vermittelst vieler ausdrücklichen Erklärungen, welche mir die Hottentotten selbsten gethan, habe ich endlich für gewiß befunden, daß sie glauben, es sey ein höchster GOtt, der alles erschaffen; daß dieser GOtt die ganze Welt regiere und daß durch seine Allmacht alle Creaturen Leben und Bewegung haben. [...] Sie sagen, daß er niemahlen jemand einiges Leid zufüge; daß ihn niemand wegen seiner Macht fürchten dürffe, und daß er weit oberhalb des Monden wohne.

|P_96
/£{Hes-229,10} / £{Doe-188',10}
Wolte ich mir aber diese Antwort zu Nutzen machen, und sezte ihnen scharf zu: so bestand ihre einige Ausflucht in diesem Widerspruche, wie sie nemlich diesen grossen Capitain zu fürchten nicht nöthig hätten, weil er ihnen allezeit gutes, niemahlen aber böses bewiesen.
£{Hol-297,29}
III. Ob sie aber gleich den Dienst des wahren GOttes verabsäumen, dessen Würklichkeit und vornehmste Eigenschafften sie erkennen; so beten sie doch den Mond an, oder verehren ihn wenigstens, weil sie ihn für den sichtbaren GOtt halten.

|P_98f.
£{Hol-297,29 - 298,04} / £{Doe_095',07}
IV. Die Hottentotten beten auch als eine gütige Gottheit an, ein Ungeziefer, welches sich, dem Sagen nach, bloß in ihrem Lande findet. Ich habe gar oft dergleichen gesehen. Es ist nicht grösser und dicker, als der kleine Finger eines Kindes, Es hat einen grünen Rucken mit weissen und rothen Flecken: der Bauch ist gleichermassen gefleckt. Es hat zwey Flügel, und auf dem Kopfe zwey Hörner. Man könnte ihm den Namen eines Gold-Käfers oder Schröters beylegen, weil es einen gelben Kopf und Flügel hat. Seine acht Füsse sind hellgrau. So bald sie diese kleine geflügelte Gottheit erblicken, erweisen sie ihr die tiefste Ehrerbietung; Geschieht es, daß sie ein Dorf mit ihrer Gegenwart beehret, so versammlen sich alle Einwohner rings herum, mit so grosser Andachts-Entzückung, als ob der Herr der Welt leibhafftig unter ihnen stünde. [../.] Setzet sich dieses Ungeziefer auf einen Hottentotten, so betrachten sie ihn schon als einen Heiligen und Auserwehlten Gottes, [...].

|P_101
£{Hol-298,10f.}
Setzt man stärker in sie, so werden sie unwillig, und sagen kurz weg, es seye der Gebrauch der Hottentotten.

|P_104
£{Doe-095',03}
VII. Ohne Zweifel gehöret auch mit unter ihre Religions-Ceremonien der Gebrauch, den sie beym Ubersetzen über einen schnellen Fluß beobachten. Ehe sie hinein gehen, besprengen sie sich mit Wasser, beschmieren sich die Stirn mit Sand oder Schlamm vom Ufer, und machen einige Sprünge. Währender ganzen Ceremonie sind sie sehr ernsthafftig und gravitätisch, und scheinen in tiefen Betrachtungen begriffen. [...] Endlich, wenn sie an dem andern Ufer angelanget, wiederholen sie eben diese Dinge. [...] Die Stirn bestreichen sie mit Sand oder Schlamm deßwegen, damit ihr Kopf möchte leicht werden, und immer über dem Wasser bleiben. [...]
£{Hol-298,10f.}
Ich habe allen möglichsten Fleiß daran gewendet, aus ihrem eigenen Munde zu vernehmen, ob dieses Tanzen, Abwaschen und Besprengen ein Stück ihrer Religion sey? Sie wollten aber niemahlen antworten, als nur: Es sey Hottentotten-Manier.

|P_106
£{Hol-298,04-06}
IX. So sehr ich mich bemühet habe, unter diesen Völkern einen zu finden, der glaubte, die Frommen Leute kämen nach dem Tode in ein glückseliges Ort, und die Bösen in einen Ort der Straffe und Quaal, so habe ich doch keinen gefunden. Unterdessen bin ich überzeuget, daß sie die Unsterblichkeit der Seelen annehmen, und verwundere mich, daß einige Autores, die von diesen Völkern geschrieben, solches nicht bemerket haben.

|P_109
£{Hol-299,23-25}
XI. Nachdem ich mit möglichster Aufrichtigkeit vorgetragen habe, was ich gewisses von der Hottentottischen Religion erfahren können, so muß ich, wiewohl ungerne, etwas betrübtes beyfügen: Nemlich, daß es gleichsam ohnmöglich sey, sie von ihren aberglaubischen Gewohnheiten abzubringen, so tumm und abgeschmackt sie auch sind, so sehr sind sie davon eingenommen! will man sich die Mühe geben, und mit ihnen deswegen sprechen, so erzeigen sie ein murrisches Stillschweigen oder lauffen davon, und lassen den Redner im Stiche. Es scheinet, als ob sie einen tödlichen Widerwillen gegen alle andere Religionen mit auf die Welt brächten. Man sagt viel von der Juden Verstockung: Unterdessen nehmen doch einige den Christlichen Glauben an, und verharren darinnen. Aber ich habe noch niemahlen gehöret, daß ein Hottentott als ein Christ gestorben wäre. Zwar haben wohl einige, wenn sie unter Europäer leben musten, ihre Meynungen verstellet, und den Christlichen Glauben angenommen; Sie sind aber allezeit wieder in ihre vorige Irrthümer gefallen, sobald sie es ohne Gefahr thun können.

|P_121f.
£{Hol-298,23f.}
II. Wenn die ganze Gesellschafft auf erwehnte Weise geschmücket ist, so schreitet man zur Hochzeits-Ceremonie. Zu diesem Ende hocken die Männer in einem Craysse nieder, der Bräutigam ist in der Mitte, in gleicher Positur. So dann tritt der Pfaff, den man allemahl aus der Braut Dorfe nimmt, in den Crayß, nahet sich dem Bräutigam, und besprenget ihn mit seinem Urin, welchen dieser mit gewaltiger Begierde empfänget, und mit dem Fetten und Buchu, das ihm am Leibe sitzt, wohl vermenget. Ja damit diese Feuchtigkeit desto besser eindringen möge, ritzen sie die Haut mit den Nägeln auf, als welche sie niemahlen abschneiden. Endlich gehet der / Pfaffe in den Creyß der Weiber, und verrichtet eben diese Besprengung bey der Braut, die solche ebener massen zur grossen Ehre annimmt. Er gehet zu dreyenmahlen hin und her, und wiederholet eben diese Ceremonie, so lange biß das Ceremonien-Wasser ein Ende nimmt.

|P_124
£{Hol-299,07-12} / £{Kae-506,05}
VII. Wenn eine Wittwe sich wieder verheyrathet, und so ofte solches geschiehet, muß sie sich das erste Glied von einem Finger abschneiden lassen, wobey man vom kleinen Finger der linken Hand anfänget. Die Aerzte, welche zugleich auch Barbierer sind, verrichten dieses Abschneiden mit solcher Geschicklichkeit, daß niemahlen ein Unglück vorgehet.

|P_127
£{Hol-299,03-05}
Ist dieser [der Bau einer Hütte] vorbey, so wohnet das neue Paar darinnen. Von dieser Zeit an, bekümmert sich der Mann weder um das Haus, noch um das Haus-Wesen im geringsten mehr: Er überlässet diese Sorge seiner Frau, welche Vorrath anschaffet, so gut sie kan, auch selbigen zubereitet. Der Mann thut nichts, als trinken, essen, rauchen, ausruhen und schlaffen; ohne für die Nothwendigkeiten des Haus-Wesens mehr zu sorgen, als wenn er gar keine hätte. Gehet er auf die Fischerey, oder auf die Jagd, so geschiehet es mehr zur Lust, als seiner Frau und Kindern einen Gefallen zu erzeigen; wiewohlen er fast niemahlen leer wieder nach Hause kommt.

|P_132-135
£{Hol-301,08f.}
II. In den Hottentottischen Landschafften findet man eine Wurzel, Kanna genannt, welche bey ihnen dermassen grosses Ansehen hat, daß sie bey nahe göttliche Ehre erweisen. Ohne Zweifel erhöhet die Seltenheit ihren Wehrt. Doch halte ich sie im Grund für sehr trefflich. Ihres Orts wissen sie ihr nicht Lob-Sprüche genug beyzulegen, und betrachten sie als das beste Stärkungs-Mittel, das die verlohrnen Kräfften am geschwindesten wieder herstellet. Sie geben fast alles, was sie haben, herzlich gerne her, wenn sie dergleichen erlangen können. [../.]
Ich kan nicht urtheilen, ob diese Gelehrte [Tachard / Erasmus Francisi] Recht haben, weil mir die Chinesische Ginseng niemahlen zu Gesichte gekommen. Erasmus Francisi hält es mit den Jesuiten. Dieser Autor giebt, in seinem Ost-Indischen Lust-Garten, eine ausführliche Beschreibung der Tugenden von der Chinesischen Ginseng, und Hottentottischen Kanna; welche Tugenden die Kanna ganz gewiß meistentheils im höchsten Grade besizt. Der geneigte Leser wird nicht übel deuten, wenn ich hieher setze, was dieser geschickte Mann von der Ginseng schreibet.
In der Provinz Pecking, sagt er, findet man die Wurzel, welche die Chineser Ginseng nennen, und von diesen Völkern wegen ihrer trefflichen Eigenschafften gar hoch geschätzet wird. Der Name ist zusammengesetzet von Gin, so einen Menschen bedeutet, weil die Wurzel in der That einem Menschen mit krummen und ausgespannten Beinen gar ähnlich siehet. [../.] Ich habe oft die Würkungen der Kanna an den Hottentotten gesehen. Sie käuen selbige, und behalten sie zimlich lange im Mund: weil sie nun gewöhnlich allzuviel auf einmahl nehmen, so fallen sie in eine Trunkenheit, und werden im Kopfe verrucket. Ehe sie noch lange gekäuet haben, siehet man deutlich, wie sich ihre Lebens-Geister ermuntern, ihre Augen funkeln, ihr Gesicht lächlend und annehmlich wird. [...]
£{Hol-061,14f.} / £{Hol-298,18f.}
III. Was ich zu Anfang dieses Capitels erwehnet, und sonsten öffters angemerket habe, giebt die eckelhaffte Unreinlichkeit dieser Völker genugsam zu erkennen, und wie wenig Zärtlichkeit sie in Erwehlung ihrer Lebens-Mittel besitzen; doch hier folget ein neues Exempel, bey dessen Erzehlung einem schon möchte übel werden. Unterdessen muß man es doch sagen: Männer und Weiber fressen Läuse. Ihre unaussprechliche Unsauberkeit, benebst der Hitze des Landes, überschüttet sie mit einer solchen Menge dieses Ungeziefers, daß man es Schwadron-weise auf ihrem Leibe lauffen siehet, ingleichen in ihrem Pelz-Mantel. Auf dem Kopfe haben sie nichts; Ihre Haare sind mit Fett und Schmier so bedeckt und verwahret, daß diese Thiere nicht eindringen können. Wenn sie ihre Mäntel schütteln, oder an einen Ast ihrer Hütte hängen, und ausklopfen, so fället dieses Ungeziefer bey tausenden heraus, und bedecket die Erde. Unterdessen hängen noch so viele am Pelz wegen des Fettes, daß eine genugsame Menge übrig bleibt, sie fleissig aufzusuchen, und mit den Fingern abnehmen. Die Orte, wo sie sitzen, sind allezeit damit angefüllet; um ihre Dörfer herum, wimmelt alles davon. Wenn sie sich davon reinigen, so suchen sie die fetten und wohlgemästen heraus, und schlucken sie in einem Bissen mit Lust hinab. Fragt man sie, ob / sie sich nicht schämen, ein so abscheuliches Ungeziefer zu fressen: so antworten sie, es geschähe aus Rache. ›Sie saugen unser Blut in sich, sprechen sie: warum solten wir ihnen nicht ein gleiches vergelten? Sie berauben uns unseres Blutes, folglich bedienen wir uns bloß der Repressalien‹

|P_135
£{Hol-299,05-07}
IV. Noch ein ander Gerüchte haben sie, das eben so ausserordentlich scheinet. Wenn sie der Hunger quälet, so fressen sie alte Schuhe, deren sie können habhafft werden.
Die Europäer tragen auf dem Vorgebürge eine Art von Schuhen; die sie Reise-Schuhe nennen. Sie sind von unbearbeiteten Ochsen- oder Hirsch-Leder gemachet, die Haare auswärts gekehret. [...] Wenn die Haare abfallen, oder die Sohle durchgetretten, schmeisset man sie auf die Gasse. Die armen Hottentotten heben sie auf, und bewahren sie sorgfältig, zu Stillung ihres Hungers im Fall der Noth, worein sie wegen ihrer grossen Faulheit gar oft gerathen.

|P_141
£{Hol-298,16f.}
IV. Kommt das Kind tod zur Welt, so betrüben sich die Eltern deßwegen, zumahlen, wenn es ein Knäblein gewesen. Man begräbt es den Augenblick. Ist es aber lebendig, so reiben sie es mit frischem Kühe-Mist. Sie sagen, es wäre sehr gefährlich, wenn man ein neu-gebohren Kind mit warmen Wasser abwaschen wollte. Indem es also von Kopf bis auf die Füsse abgewaschen wird, daß es ganz gras-grün aussiehet, liegt es auf einem Krosse, entweder vor dem Feuer, oder an der Sonne, oder nur in der Lufft, und bleibt solange da, biß der Mist hart genug wird, daß man ihn ohne dem Kind zu schaden wegnehmen kan. [...]; sodann schmiert man es mit Schaafs-Fett, oder in dessen Ermangelung mit Butter, über den ganzen Leib, daß nicht einmahl die Augen verschonet werden. Von dieser Zeit an unterlassen sie niemahlen ihren Leib also einzusalben.

|P_142
£{Hol-299,26f.}
Kommt aber aber eine Frau mit zweyen Mägdgen in die Wochen,so handelt man ganz anderst. Man feyert fast gar kein Fest. Alles Opfer bestehet aufs höchste in ein Paar Schöpsen. Ja gar oft widerspricht man dieser Danksagung durch eine Gewohnheit, welche zwar bey viele Nationen vormahls im Schwang gegangen, auch noch gehet, aber nichts destoweniger sehr grausam ist. Gar oft lassen sie eine von diesen unschuldigen Creaturen sterben. Zu diesem Ende versammlen die Eltern alle Männer der Dorfschafft, als ihre Richter in dergleichen Fällen; und erzehlen ihnen, daß sie schwerlich diese zwey Töchter auferziehen können, entweder aus Armuth, oder weil es der Mutter an Milch fehlet: Eine von beeden Ursachen reicht schon zu; das Gericht giebt ihnen die Erlaubniß, die Heßlichste oder Ungestalteste zu nehmen, und lebendig zu begraben, oder auf einen Baum, oder in ein Gesträuche hinzulegen.
Eben dies geschiehet, wenn die Zwillinge ein Knäblein und ein Mägdlein sind; mit dem Unterscheid, daß man dasjenige, so sterben soll, nicht nach der Heßlichkeit heraus nimmt: sondern in solchem Fall müssen die Mägdlein allezeit herhalten, und wegen des lebendig erhaltenen Knabens stellet man grosse Freudens-Bezeugungen an, eben wie bey der Geburt eines einigen Kindes.

|P_145
£{Hol-128,13} / £{Hol-296,24-26}
IX. Viele Reisende haben versichert, es würden die Hottentotten stumpfnäsicht gebohren. Dieses ist ohnstrittig ein Irrthum. Es ist wahr, daß sie alle platte Nasen haben; selbige werden aber durch Kunst also gemacht. Alle Kinder werden ordentlich mit solchen Nasen gebohren, wie die Europäischen sind; [...]. Allein die Hottentotten lieben die natürlichen Nasen nicht, und halten sie für etwas ungestaltes, wenn sie erhaben stehen. Um also diesem vermeynten Fehler abzuhelfen, drückt die Mutter gleich nach der Geburt dem neugebohrnen Kinde die Nase nieder, damit sie nach Lands-Art platt werde. Diesen Gebrauch vergisset man niemahlen.

|P_147f.
£{Hol-129,03f} / £{Hol-298,19ff.}
II. Eine von den Gewohnheiten, welche alle Hottentottische Nationen genau beobachten, und auf die feyerlichste Weise vornehmen, ist diese, daß sie den Söhnen einen Testiculum wegschneiden, so bald sie das Alter von neun biß zehen Jahren erreichen. Die Gasterey, so die Eltern bey dieser Gelegenheit anstellen, kostet ihnen viel; Unterdessen kan es nicht über das neunte Jahr verschoben werden, als blos in dem Falle der äussersten Armuth. Doch habe ich dergleichen mit einem Hottentotten von etwa achtzehn Jahren sehen vornehmen. Die Beschreibung ist die folgende:
Erstlich reibet man den Patienten wohl mit Fette von einem Schaaf, das ausdrücklich wegen dieser Ceremonie geschlachtet worden; dann legt man ihn auf die Erde, auf den Rücken, bindet ihm Hände und Füsse, und einige von seinen Freunden halten ihn, zwey bey den Händen und Füssen, und der dritte / legt sich ihm über die Brust; auf diese Weise muß er unbeweglich liegen bleiben. So dann nimmt der Pfaff sein geschärftes Brod-Messer, in Ermangelung eines tauglichen Instruments, macht eine Oefnung anderthalben Glieds groß in den Beutel, und drücket den linken Knoten heraus; welchen er sodann hinten, nicht an den Geäder- auch Harn- oder andern Gefässen, sondern gleich zu Ende desselben durch- und abschneidet. Hernach steckt er eine kleine Kugel von gleicher Grösse, aus Schaafs-Fett, mit dem Pulver einiger heilsamen Arzney-Kräuter, und zumahlen des Buchu, vermischet, hinein; und nähet letztlich die Wunde sehr geschickt wieder zu. [...]
Nach vollendeter Operation lässet man den Patienten los, und der Pfaffe bestreichet ihn von neuem mit ganz heissem Fette von geschlachteten Schaaf, oder er begiesset ihn vielmehr so häuffig damit, daß es nach dem Erkalten gleichsam eine Rinde formiret. [...] Das merkwürdigste und lächerlichste dabey ist, daß sodann der Verschneider den Patienten zuletzt mit seinem natürlichen Wasser in grosser Menge besprenget, massen er mit grosser Sorgfalt genugsamen Vorrath dazu sammelt. Indem er nun solchen biß auf den letzten Tropfen ausleeret, so reibt der Kranke dieses Elixier allenthalben mit seinen Nägeln wacker ein, und überdecket die mit Urin angefüllete Furchen wiederum mit Fett. Also endiget sich diese seltsame Ceremonie.

|P_149f.
III. Die Hottentotten stimmen wegen der Ursache dieses seltsamen Gebrauches nicht überein: deßwegen darf man also nicht wundern, wenn diejenigen nicht überein stimmen, welche Beschreibungen von dem Vorgebürge haben ausgehen lassen.
Saar glaubt, diese Gewohnheit suche bloß den Männern eine grössere Behendigkeit im Lauffen zu verschaffen. Vogel, der P. Tachard und andere sind gleicher Meynung, und versichern aus dem Munde einiger Hottentotten, es habe dieses Verschneiden keinen andern Endzweck, als die Geschwindigkeit zu erhalten und zu vermehren. /
[...]
£{He8, 55} / £{Hes-100,09f}
Ich habe oft die vernünftigste Hottentotten deßwegen befraget, und ihnen scharf zugesetzet; Die ganze Antwort, die ich erhalten, ist: Es seye seit undenklichen Zeiten ein Gesetz bey ihnen, daß kein Mann eine Frau erkennen dürfe, bevor man ihm den linken Hoden ausgeschnitten. Dieses Gesetz halten sie so heilig, daß sie kein Exempel der Ubertretung wissen. Verabsäumte jemand solches, so kostete es ihm das Leben, ja das Weibsbild selber, das, ob zwar unschuldiger Weise, bey einem solchen Menschen geschlaffen hätte, liefe in Gefahr, von ihrem Geschlechte zerrissen zu werden. Damit auch dieses Gesetz genau beobachtet werde, ist die Zeit auf das achte oder neunte Jahr vestgesetzet. Selten verschiebet man es weiter, und geschiehet solches bloß von den Armen, welche bedenken, daß ihr Sohn vor dem Alter von achtzehen Jahren sterben könnte, welches ohngefähr die Zeit zum Verheyrathen ist; wornach die Unkosten des Schmausses vergeblich aufgewendet wären.
Nimmt man die Ursache an, die mir die Hottentotten gegeben, so wird man ferner nach dem Ursprunge dieses Gesetzes fragen, welches verbietet eine Frau ehender zu erkennen, biß man ein halber Verschnittener ist. Es entstehet aus der vesten Meynung aller Hottentotten, daß ein Mann, ohne Verschneidung, lauter Zwillinge zeuge. Deßwegen lassen auch die Mägdgens, ehe sie heyrathen, durch ihre Verwandten, bey dem Bräutigam vorläuffig nachsehen, weil sie aus Schamhafftigkeit nicht selber die Untersuchung vornehmen dürfen. Unterdessen bringen gleichwohl einige Mütter zuweilen Zwillinge, ohnerachtet dieser gebrauchten Vorsicht.

|P_151f.
£{Hol-298,25 - 299,03} / £{Hes-229,19} / £{Kae-506,02}
IV. Eine andere, nicht weniger seltsame, Gewohnheit ist diejenige, wenn sie die jungen Söhne in die Zahl der Männer aufnehmen. Bey solchen Gelegenheiten nimmt man grosse Weitläufftigkeiten vor, welche mit einem allgemeinen Namen ihrer Feste, Anders-maken belegen. Ehe dieses geschehen darf keiner heyrathen.
Ich habe bereits gesagt, daß man die Kinder, von dem Augenblick ihrer Geburt an, gänzlich der mütterlichen Aufsicht übergiebt. Darunter bleiben sie, biß diese Ceremonie geschicht, so ohngefähr in ihrem achtzehenden Jahr vorgenommen wird. Vorhero dürfen sie mit Männern nicht umgehen, ja mit dem eigenen Vatter nicht essen; So bald sie aber diese Würde erhalten, verlassen sie ihre Mütter auf immer, und sind von ihrem Umgange auf ewig ausgeschlossen.
Wenn der Vatter, oder die Dorfs-Einwohner überhaupt, einen jungen Menschen unter die Zahl der Männer aufnehmen wollen, so versammeln sie sich mitten im Dorfe in einem Crayß und setzen sich auf die Erde nieder. [../.] So bald die Rede geendiget, besprenget der Redner den Candidaten mit seinem Urin, versiehet sich aber schon vorhero mit genugsammen Vorrath. Dieses Spreng-Wasser empfängt der junge Mensch mit grosser Begierde, reibt es sich in den Leib hinein, und vermischet es mit dem Rus und Fett, damit er überzogen ist. [...] Auf die Annahms-Ceremonie folget ein Schmaus nach ihrer Weise. [...]
V. Die Folgen von diesen Festen sind allzu ausserordentlich, als daß man sie mit Stillschweigen übergehen sollte. Ein Hottentott, der auf diese Weise der Obsicht seiner Mutter entzogen worden, kan sie ungestrafft beleidigen, so offt er will: Ja wenn es ihm gut dünket, begegnet er ihr übel, und prügelt sie. Dergleichen teuflischen Undank hab ich öfters mit dem alleräussersten Abscheu angesehen, allein bey diesen Wilden wird diese Boßheit von niemand getadelt, da sie doch die härteste Bestraffung verdiente.

|P_153
£{Hol-298,10f.}
Ich merckte, daß meine Vorstellungen Verdruß und Verwirrung bey ihnen erweckten, kunte auch niemahlen eine andere, als ihre allgemeine, Antwort erhalten: Es ist Hottentotten Gebrauch, man hat es niemahlen anderst gemacht.


|P_153
£{Hol-300,03f.}
Die Hütten eines Dorfes, oder Kraals, wie sie es nennen, stehen in einem Crayse. Innwendig ist ein grosser, runder leerer Platz. In diesem verwahren sie ihre Heerden.

|P_159
£{Hol-299,17-20}
VII. Die Weiber melken die Schaafe und Kühe Morgends und Abends, wie in Europa. Zuweilen sind die Kühe wiederspänstig, und lassen die Milch nicht fahren; Sodann gebrauchen sie eben das Mittel, als wir in Europa. Sie führen ihr Kalb zu ihr, sobald dieses ein wenig gesoffen hat, lässet sie sich gerne melken. Will eine Kuh keine Milch geben, und ihr Kalb ist bereits geschlachtet, so breiten sie seine Haut über ein anders von ohngefähr gleicher Grösse, führen dieses zur Kuh, welche sich durch den äusserlichen Schein betrügen, und an sich saugen lässet. Merket aber die Kuh diese Betrügereyen, und giebt dennoch keine Milch, so binden sie die hintern Füsse, damit sie nicht schlagen kan, und blasen ihr mit aller Macht in die Mutter. Dieses thun die Männer sowohl, als die Weiber.

|P_160
£{Hol-299,20-22}
IX. Zum Butter machen gebrauchen sie, statt des Butter-Fasses, einen Sack aus der Haut von einem wilden Thier, deren Haare einwärts gekehret. Den Sack, so bey nahe einer Ranze gleichet, ausser daß kein Tragriemen daran ist, schütten sie halb voll Milch, binden ihn zu, und zwey Personen schwingen ihn hin und her, jedwede an einem Zipfel, so lange, biß ein Theil der Milch zu Butter geworden.

|P_161
£{Hol-300,03f.}
XIII. Nun wollen wir auf die Weise kommen, wie sie ihr Vieh des Nachts verwahren. Die Hütten des Kraals stehen, wie schon erwehnet, also neben einander, daß sie einen runden Creyß machen. Dieser hat nun einen einigen kleinen Eingang. Zwischen fünf und sechse des Abends treibet man das Vieh von der Weyde heim. [...] Also schläffet all ihr Vieh unter freyem Himmel.

|P_162
XIV. Ihre Hunde sind herzhafftig, schmeichelhafft und getreu, auch bey ihren Herren wegen ihrer Treue und guten Dienst sehr beliebt. Fast hätte ich sie mit unter der Hottentotten Hausgeräte gerechnet, weil jedwede Hütte einen besitzet. [...] Sie heissen, gleichwie wir, einen Hund bey verschiedenen Schmeichel-Namen; sie lieben ihn, gleichwie wir, wegen seiner guten Art und nützlichen Eigenschafften.

|P_175
£{Hol-297,19-11}
II. Die Kürschner nehmen die frischen und annoch rauchenden Häute, reiben sie stark mit Fett, biß selbiges recht eingedrungen. Hiervon wird die Haut stark, zähe, und fallen die Haare nicht aus. Diese Häute beklopfen sie, mit grosser Stärke, um zu sehen,ob sie genug Fett eingeschluckt haben, welches man daran erkennet, wenn die Haare nicht mehr ausfallen. Auf diese Weise bereiten sie Felle, die sie den Europäern verkauffen wollen, ingleichen die von wilden Thieren, wann sie gleich selbige für sich behalten. Für ihre eigene Lands-Leute aber bestreichen sie die erstern nach dem Einschmieren mit Fett, dann mit Kühe-Mist, lassen ihn trocknen, klopfen ihn aus, schmieren von neuem Fett und Kühe-Mist darauf, und treiben dieses so lange, biß sie schwarz werden, und stark nach Mist riechen. Nach ihrer Meynung ist dieses ein gar lieblicher Geruch, wenigstens befindet sich ihre Nase trefflich wohl dabey, weil sie schon daran gewöhnet.

|P_177
£{Hol-299,14}
VII. Jedweder Hottentott ist ein Töpfer: denn jedwede Familie versorgt sich selbsten mit dem nöthigen Vorrathe an irdenen Geschirre. Hierzu nehmen sie Erde von einem Ameisen-Hauffen, und zwar die obere, die sie hernach mit derjenigen vermischen, die sie etwas weiter unter finden. Diese Erde reinigen sie von Sande, Stein und Kies, kneten und schlagen sie wohl, wobey sie die Ameisen-Eyer mit einmischen, die man allenthalben findet: dann diese Eyer sind eine sehr starke Kütte.[...]
£{Hol-300,21-23}
VIII. Jedoch haben sie von keinen Handwerks-Leuten mehr Ehre als von den Schmieden. Ich kan versichern, daß ihre Arbeit, so wie sie selbige verfertigen, keine geringe Geschicklichkeit erfordert. Man muß das Eisen-Erzt suchen, schmelzen, bearbeiten; und das alles mit Steinen, statt alles Werkzeuges. Es wird jedermann gestehen, daß die Sache nicht einmahl leicht zu begreiffen ist.

|P_178f.
£{Hes-091,34}
Wenn ein Hottentott nur allein, oder in Gesellschaft ein paar Personen auf die Jagd gehet, so ist es ein Anzeigen, daß er bloß denen Haasen, Gemsen, oder dergleichen Thieren nachtrachtet, sodann bedienet er sich bloß / seines Rackums. Er verfolget diese Thiere mit unglaublicher Geschwindigkeit, ereilet und fället sie, selten entgehet ihm eines.

|P_195f.
£{Hol-299,28 - 300,02}
VII. Dieses sind die Gebräuche und Ceremonien der Hottentotten bey ihren Leichen-Begängnissen. Allein sie haben noch eine andere grausame Weise zu begraben, wenn ich es also nennen darf, für diejenigen, die nicht mehr im Stande sind das geringste zu thun, noch sich zu helfen. [...] So bald sie aber nichts mehr vornehmen kan, schliessen sie selbige von aller Gemeinschafft aus, und bringen sie nach einer Hütte, die an / einem abgelegenen Orte ausdrücklich deßwegen erbauet worden. Man setzt einige Lebens-Mittel nahe zu ihm, und verlasset ihn sodann gänzlich, er mag hernach vor Hunger, oder vor Alter sterben, oder von wilden Thieren zerrissen werden. [...] verlässet man ihn ganz und gar, also, daß kein Hottentott jemahlen ihme nähert, oder in die Hütte siehet.


|P_199ff.: Teil II

|P_283f.
£{Hol-300,24}
XVII. Das drey und zwanzigste von dem Anonymo angegebene Zeichen ist, daß man insgemein auch Gold findet, wo man Zinnober bekommt. Nun kann man natürlicher Weise in solchen Bergen Zinnober vermuthen, welche den herabfliessenden Regenbächen eine röthliche Farbe mittheilen; dieses aber verrichten die Steinberge, an dem herabfliessenden Gewässer: folglich darf man sich Gold-Adern in ihnen einbilden.

XX. Zum Beschluß diese Capitels will ich noch von den Ertz-Gruben reden, die man würklich entdecket hat. Es ist gewiß daß man in / diesem Lande viel Eisen findet. Die Hottentotten hatten vor Ankunft der Europäer vieles ausgegraben. Auch hat man einige Silber-Adern gefunden, welche vielen Nutzen schafften, wenn die bereits angeführte Hindernissen es erlaubten.

|P_293
£{Hol-300,20f.}
XVIII. Uberhaupt sage ich von allen Wassern des Vorgebürges, daß in diesem Stücke, kein Land in der ganzen Welt welche Wasser vorzuzeigen habe, die besser wären, weder was die Leichtigkeit, noch was die Süssigkeit oder Gesundheit betrifft. [...]
Hiernächst hat es noch eine schätzbare Eigenschafft. Nemlich es verlieret auf langen Reisen weder seine Klarheit, noch seinen süssen Geschmack. Das Vorgebürgische Wasser auf dem Schiffe, mit welchem ich nach Europa zurück reisete, litte keine Veränderung, ausgenommen eine ganz geringe, unter der Linie; es erlangete aber seine vorige Reinigkeit gar geschwinde wieder, und behielt sie die übrige Reise durch, welche bey nahe sechs Monathe währte. Das Wasser, so auf dem Tafel-Berge entspringet, ist das beste unter allen.

|P_295f.
£{Hol-300,08ff.}
III. Damit man aber diese Materie besser einsehe, wird es nöthig seyn, vorhero etwas von den Jahrs-Zeiten auf dem Vorgebürge zu gedenken, und von der unterschiedlichen Beschaffenheit der Lufft in den unterschiedlichen Jahres-Zeiten.
Währenden Frühlings und Sommers auf dem Vorgebürge, so man vom Anfange Septembris biß in den Merzen rechnet, ist man hefftigen Sud-Ost-Winden unterworfen, welche oft gewaltiges Unheil anstellen. Im Herbste und Winter regieren starke Nord-West-Winde, sind aber nicht gänzlich so stürmisch, wie die vorigen. Im Merz und September, wenn diese Winde sich scheiden, bläset der angenehme Süd-Westen-Wind, biß einer von den vorigen wieder die Herrschaft erlanget. Dieses ist meine erste Anmerkung.
Zweytens bemerke ich, [../.] Die Hitze muß eine Zeitlang anhalten, hernach bemerket man am Rande der Vertiefung eine weisse Materie, welche dem Salz gar ähnlich scheinet.

|P_299
£{Hol-300,10-13}
XI. Letztens, so hat auch ein Bekannter von mir, dem ich meine Anmerkungen und Muthmassungen mitgetheilet habe, solche durch eine Erfahrung bekräfftiget. Er sagt: Wenn die Winde blasen, und in einem hierzu bereiteten Gefässe aufgefangen werden: so setzten sie an den Wänden des Gefässes einen Thau an, dessen Tropfen allgemach zunehmen, zusammenfliessen, und endlich das Gefässe mit einem Crystallen-hellen und durchsichtigen Wasser anfüllen, welches die Lufft hinein geführet hat. [...] Der Satz nimmt die Gestalt einer Sulze an, und zittert.

|P_305
£{Hol-075,08ff} / £{Hol-300,14-16}
Auf dem Vorgebürge wehen zwey Haupt-Winde, die einander alle sechs Monathe ablösen, folglich das Jahr in zwey gleiche Theile oder Zeiten abtheilen. Diese Winde sind der Süd-Ost- und der Nord-West-Wind; und die beeden Theile des Jahres nennet man die beeden Moussons. [...]
Diese Stürme sind auf dem vesten Lande eben so gewaltsam.

|P_306f.
£{Hol-069,14ff.} / £{Hol-300,16}
VI. So lange der Sud-Ost-Wind auf dem Vorgebürge regieret, ist die Lufft rein, und erscheinet kein ander Gewölk, als nur ein einiges, welches über dem Tafel- und Teuffels-Berge schwebet. Von welchem Lufft-Zeichen ich sogleich reden werde. In dieser Jahres-Zeit ist die Lufft sehr helle und gesund.
[../.]
VIII. Ausser besagten allgemeinen beeden Jahres-Zeiten sind zwey Monathe im Jahre, die man Zweiffel-Monathe nennet, weil man noch nicht unterscheiden kan, welcher Wind die Oberhand gewonnen hat. Dieses geschiehet im Merz und September, welche Monathe die beeden Jahres-Zeiten beschliessen.
IX. [...] Es scheinet,als ob beede Winde mit einander kämpften. Sie führen die Herrschaft wechsels-weise, und währenden solchen Streites und ungewissen Sieges, wird die Gestalt des Erdbodens umgekehret, und die Lufft ist in einer entsetzlichen Unordnung.

|P_310-313 [Ochsenauge]
£{Hol-069,14} / £{Hol-300,17}
XVIII. Unter allen Reise-Beschreibern und Geographis, die ich gelesen habe, ist nicht ein einiger, der keine Unrichtigkeit begienge, was das Gewölke betrift, woraus der Sud-Ost-Wind entstehet. Wir wollen nur den Varenium hievon anhören, welcher alles das gewisseste gesammlet hat, was er bey andern Authoren antraff. Nichts destoweniger fallen seine Irrthümer leicht in die Augen.
[Verweis auf Varenius I.21]


|P_315ff.: Teil III

|P_316-317
£{Hol-161,08} / £{Hol-300,03} / £{Hes-120,23}
Der Löwe.
[...]; ja wenn man dieses Bein entzwey bricht, werden die Stücken eben so hart, glatt und veste als Kieselsteine, wenn nemlich vorhero durch die Hitze der Sonnen das inwendige Mark sich in das Bein gezogen hat. An diesem siehet man nicht den geringsten leeren Raum, noch das geringste Löchlein; es giebt auch Feuer, wie ein Kieselstein.

|P_317f.
Vom Leoparden, Panther, und Tieger

|P_318
£{Hol-300,26f.}
XI. Das Fleisch vom Tieger oder Leoparden ist sehr weiß, mürb und wohlgeschmackt; ja nach meinem Erachten weit besser, als das zarteste Kalbfleisch; [...].

|P_321
£{Hol-300,24ff.}
IX. Der Elephanten-Mist taugt nicht zur Besserung der Felder, [...] Haben die Hottentotten keinen Taback, so rauchen sie selbigen; man muß auch gestehen, daß er am Geruche und am Geschmacke dieser Pflanze sehr nahe kommt, gleichwie ich selbsten eines Tages die Probe gemacht habe, da ich mit einigen Hottentotten reisete.

|P_321-324
Vom Nashorn
X. Weil zwischen dem Elephanten und Nashorn sich viele Aehnlichkeit findet, so wird mir erlaubet seyn diese beede Tod-Feinde in ein Capitel zu bringen. So bald sie einander begegnen, laufft das Nashorn mit grossem Grimm auf den Elephanten los, welcher sich zu schwach vermerket, und die Flucht giebt, so bald er es wahrnimmt. Wird er aber überfallen, so schlitzet ihm das Nashorn mit seinem Horne den Bauch auf; sein Eingeweide fällt aus der grossen Wunde, und er stirbt. [Note => Plinius 8.20]
|P_323
£{Hol-300,27f.}
XIX. Das Horn von diesem Thiere kan die Berührung vom Giffte nicht leiden. Die Probe habe ich oft mit Augen gesehen. Viele Leute auf dem Vorgebürge haben Trank-Geschirre von diesem Horn, [...]: ist er nun vergifftet, so zerspringet das Geschirr. [...]. Diese Sache ist bekannt, und von tausend Personen gesehen worden; nichts destoweniger verneinen einige Authores diese Tugend des Horns.

|P_326-328
£{Hol-134,20ff.} / £{Hol-300,28.}
Der Wald-Esel
[Tafel xxxiii: Zecoa oder Africanischer WaldEsel]
|P_327
Der P. Tellez sagt, [Note: Telezius Lib. I. Cap. 14. p.3] der grosse Mogul habe zwey tausend Ducaten für eines bezahlet. Nauendorf berichet, als ein Abyßinischer Gesandter dem General-Gouverneur zu Batavia ein Geschenke mit einem gemacht, habe es dieser dem Japanischen Kayser zugeschickt, [Note: Ludolf loc. cit.] welcher der Compagnie dagegen an Silber und Röcken bey hundert und sechzig tausend Thaler am Wehrte verehrt.

|P_328-330
£{Hol-144,14} / £{Hol-301,01.}
Vom See-Pferde oder Hippopotamo

|P_330
XVI. Das Fell vom Meer-Pferde, übertrifft die Dicke eines Daumes, und ist noch ohne dieses so hart, daß man das Thier schwer tödten kan, auch so gar mit einer Kugel. Die Europäer auf dem Vorgebürge zielen allemahl nach dem Kopfe: denn weil die Haut daselbsten ausgespannet ist, und auf den Beinen lieget, kan man sie leichter durchbohren. Selten bringen sie dem Thiere einen tödlichen Schuß an andern Orten bey. [[keine Rede vom wiehern]]

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£{Hol-141,19 - 142,01}
I. Das Africanische Elend-Thier ist grösser, als das Europäische oder Americanische. Seine ordentliche Höhe ist von 5 Schuhen. [...]
III. Die Elend-Thiere bemühen sich oft, in die Gärten der Colonisten zu kommen. Diesem Einfall vorzubauen, leget man Fallen an den Orten, wo man selbigen am meisten befürchtet. [../.] An einen[!] von den äussern Ecken dieser Brücke steckt man einen starken und beugsamen Baum-Ast mit dem dicken Ende in die Erde, und bindet an das andere schwächere Glied einen langen Strick, durch dessen Hülfe man das schwächere Ende des Astes Herunter beuget, damit er desto grösser Gewalt im Zurückschnellen habe.

|P_337f.
£{Hol-154,17ff} / £{Hol-301,01}
Das Stachel-Schwein.

|P_339f.
£{Hol-156,17ff.} / £{Hol-301,01-02}
XIII. In denen von Hottentotten bewohnten Gegenden findet man eine andere Gattung Hunde, wilde genannt, welche Hauffenweise herum streichen, und unter dem Heer-Vieh grossen Schaden anrichten.
Der P. Anton Zucheli, Capuciner, der seine Reisen nach Congo und Aethiopien beschrieben hat, theilet uns eine genaue Beschreibung davon mit, welche ich hier bloß ausschreiben will. ›Ich muß auch nicht vergessen, sagt er, die wilden Hunde zu beschreiben, die man Mebbia nennet. [...] Dieses Heer scheuet sich nicht Löwen und Tieger anzugreiffen, auch andere reissende Bestien, davor die übrigen Thiere fast erschrecken; [...] Sie greiffen keinen Menschen an, ja die Reisenden lieben ihre Gesellschaft, weil sie für denen Anfällen der wilden Thiere geschützet sind.‹
XIV: Dieser Auszug, den ich aus des P. Zuchels Beschreibung der Congoischen wilden Hunde mittheile, schildert auch die Hottentottischen gar wohl ab. [...] Doch ist dieses wahr, daß die Europäer und Hottentotten, wenn sie diese Thiere auf dem Jagen antreffen, / ihnen biß auf den Sammel-Platz nachfolgen, und daselbst von dem Raub ohne Scheu nehmen können, so viel sie wollen, massen es ihnen die wilden Hunde ganz großmüthig überlassen.

|P_343ff.
£{Hol-163,15ff} / £{Hol-301,03}
Von den Pavians.
Die Pavians sind eine Art von Affen, die man in grösserer Menge auf dem Vorgebürge findet, als in Abyßinien oder anderswo. Dieses Thier haben die Lateiner Cynocephalus genennet, oder, wie andere meinen, ist es der Cercopithecus, davon Plinius, Martialis und Juvenalis reden:

|P_344
£{Hol-163,18}
Einige Hottentotten bilden sich ein, die Pavians könnten reden, wenn sie wollten; stelleten sich aber stumm, damit man sie nicht zum arbeiten nöthigen möchte.

|P_346
£{Hol-157,09}
Von den Füchsen
IX. In den Vorgebürgischen Gegenden findet man kein einiges Thier, welchem die Europäer den Namen des Fuchsen beylegeten. Unterdessen [...]. Gesner und andere Autores benennen es Creutz-Fuchs; die Europäer auf dem Vorgebürge Jakhals, und die Hottentotten Tenlie oder Kênlee.

|P_347
£{Hol-097,13} / £{Hol-301,03}
Der Stink-Dachs.
XIII. Auf dem Vorgebürge findet man ein Thier, daß die Holländer Bunsing oder Stinkbunsing nennen, das ist Stink-Dachs. Dieses Thier lässet solche unreine Winde und in solcher Menge Fahren, stinkt auch so übel, daß ihme kein einiges in der ganzen Welt zu vergleichen ist. [...], biß endlich der Jäger aus Verdruß ablässet, oder das Thier tödtet.

|P_348
£{Hol-168,02} / £{Hol-301,05}
Von den Schild-Kröten.
XV. Es sind drey Arten von Schild-Kröten, nemlich Land-schildkröten, Meer-Schild-Kröten und Fluß-Schild-Kröten. [...]
£{Hol-193,24}
Auf dem Vorgebürge giebt es eine Art von Adlern, Ossifragus oder Steinbrecher genannt, davon ich nachher reden werde, welche diesen Thieren grossen Schaden zufüget.

|P_351f.
£{Hol-301,05}
Die Durst-Schlange.
VII. Die Durst-Schlange wird von den Griechen Dispas genennet, von dem brennenden Durst, den ihr Biß verursachet. Eben um dieser Ursache Willen, heisset sie auch Prester, welches Wort brennen bedeutet. [...]
£{Hol-188,25} / £{Hol-301,06}
Die Hutschlange.
X. Man findet auf dem Vorgebürge eine Schlangen Art, von den / Portugiesen Cobra de capello genannt, weil sie auf dem Kopf ein Gewächse hat, gleich einem Hut. Die Haut ist goldfärbig. Ihre Grösse beträgt gemeiniglich eine Ele[!], und die Dicke, drey Viertel Zoll. Jedermann stimmt darinnen überein, daß keine Schlange ein gefährlicheres Gifft bey sich führe: der Biß ist tödlich, wenn man nicht gar geschwind ein sicheres Mittel dagegen gebrauchet.

|P_352f.
£{Hol-189,01-02 &04-08 }
XI. Es finden sich Leute, welche vorgeben aus dem Kopfe der Hut-Schlange zöge man einen Stein, der sowohl ihre, als alle andere, Schlangen-Bisse gewiß heile. Ich habe eine grosse Menge Hut-Schlangen auf dem Vorgebürge getödet, um diesen Stein in ihnen zu suchen. Aber mein offtmahliges Nachsuchen war iedemahl vergeblich, woraus ich geschlossen, daß, wenn dieser Stein, den die Portugiesen auch Cobra de Capello nennen, ja aus dieser Schlange gezogen wird: so müsse er doch nur zu gewissen Zeiten vorhanden seyn, gleich wie solches bey den Krebs-Augen geschiehet.
XII. Die Europäer haben eine grosse Menge von diesen Steinen, welche sie Schlangen-Steine nennen; aber sie sind ganz gewiß durch Kunst zubereitet. Man bringt sie aus Ost-Indien, da sie von den Brahmanan oder Braminen zubereitet werden, welche dieses Geheimniß ganzt allein besitzen. [...]
XIII. [Eine gelungene Behandlung (Auflegen und Reinigung des Steines) wird geschildert]
XIV. Der durch Kunst bereitete Schlangen-Stein, davon ich rede, hat die Gestalt einer Bohne. In der Mitte ist er weislicht, und das / übrige Himmelblau. Einige Europäer wollen fürgeben, sie hätten die vornehmsten Sachen entdecket, davon dieses Gegengifft zusammengesetzt wird.

|P_360
£{Hol-301,06}
Von den Tausend-Füssen.
XI. Das Ungeziefer, Tausend-Füsse genannt, ist auf dem Vorgebürge gar gemein.
£{Hol-061,10-15}
Von den Läusen.
XIII. Ich habe in dem ersten Theil dieses Werkes bereits von diesem Ungeziefer geredet, das die Hottentotten fressen. Hier will ich nur beyfügen, daß die Hottentotten ganz voll davon sind, hingegen die Europäer auf dem Vorgebürge niemahlen welche an sich haben. Ja wenn einer Läuse mit sich nach dem Vorgebürge bringet, verlassen sie ihn in wenig Tagen. Eben diesen Vortheil geniessen die Europäer auch in Ost-Indien: die Läuse halten sich das bloß an die Landes-Einwohner.

|P_367
£{Hol-168,11ff.} / £{Hol-301,06}
Von den Wallfischen.
V. Man siehet offt in dem Meere am Vorgebürge, in der Tafelbay, den kleinen Wallfisch, Grampus genannt. Die Holländischen Seeleute heissen ihn Noord-Kaper.

|P_371
£{Hol-172,06} / £{Hol-301,07}
Von dem Delphin.
III. Wenn man betrachtet, mit welcher Geschwindigkeit der Delphin seinen Raub ersiehet und verfolget: so verdienet er nach meiner Meinung, daß man ihn dem[!] König der Fische nenne, [...].
VI. Die andere Art des Delphins, die ich beschreiben will, wird von den Schwarzen Waraku Pempe, von den Javanern Jean Bonde, und von den Portugiesen Dorados genennet, weil sie beym Fangen goldfärbig erscheinet; aber ohngefehr anderhalb Stunden nach dem Tode diese Farbe verlieret.

|P_372f.
£{Hol-170f.} / £{Hol-301,07}
Vom Meer-Vielfraße.
IX. In dem Meer am Vorgebürge findet man zwey Arten von Vielfrassen. Die Holländer nennen sie Haay, die Franzosen Goulu de mer; Aristoteles Anthrophagus, das ist Menschen-Fresser; die Lateiner / Canis Carcharias; die Engelländer Shark, die Teutschen Hund-Fisch, oder Fischhund; die Portugiesen Tuberon; die Brasilianer Ikern.

|P_378
£{Hol-174,10ff.} / £{Hol-301,07}
Der Bläser.

|P_378f.
£{Hol-173,11ff.} / £{Hol-301,07}
Der KrampfFisch, oder Zitter-Fisch.

|P_385
£{Hol-193} [Nachtrag: Hol-Nr. 362]
Vom Beinbrecher. VII. Er heißt auf Französisch Orfraie, auf Lateinisch Ossifragus, so einen Beinbrecher bedeutet. Der Name kommt von seiner Geschicklichkeit her, die Schalen der Land-Schild-Kröten zu zerbrechen. Man weis, daß Aischylus durch eine Schildkröte ertödtet worden, die ihm ein solcher Adler auf den Kopf fallen lies, weil er ihn für einen Stein hielte, indem er kahl gewesen.

|P_387
£{Doe-147,21}
Der Flamand. I. Der schönste und anmuthigste unter allen Vögeln, die ich auf dem Lande des Vorgebürges gesehen habe, ist derjenige, den die Franzosen Flamand nennen. Die Portugiesen haben ihm den Namen Flamingo beygelegt und Herr Ray in Synopsi methodica de avibus, nennet ihn nebst einigen Natur-Beschreibern Phönicopterus. Er ist so groß, als ein Schwan; hat aber einen längern Hals. Ohne Zweifel hat ihm Iuvenalis, wegen das langen Halses, den Namen Ingens, groß, gegeben. Dieser ist, benebst dem Kopfe, Schnee-weiß. Sein Schnabel breit und mit kleinen sehr spitzigen Zähnen besetzt; der obere Theil ist gebogen, und viel länger, als der untere, welcher hingegen weit breiter und tiefer. Die große und fette Zunge füllet diese Höhlung genau aus.*** Die Spitze des Schnabels ist schwarz, und das übrige dunkel-blau. Die Federn an seinen Flügeln sind unten schwarz, aber oben hell-roth. [...]. Ihr Fleisch ist gesund, und sehr gut; ihre Zunge schmecket wie ein Mark.
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[Note] *** Man weiß, daß die Römer von ihren Zungen viel Wesens machten, und Caligula, Vitellius und Heliogabalus gar begierig darnach waren. Suet. I. VII. c. 13. Lib. IV. c. 22.

|P_398:
£{Hes-145.06} / £{Doe-145.14}
Der Pinguin. VI. Ich habe in keinem Autore den Namen finden können, den man einem andern Wasser-Vogel am Vorgebürge beylegt. Die daselbst wohnenden Europäer nennen ihn Pinguin, vermuthlich, wegen seiner grossen Fettigkeit: das Lateinische Wort bedeutet dergleichen. Der Pinguin hat die Grösse einer Gans. [...] Weil er nicht fliegen kan, entweicht er seinen Feinden nicht anderst, als durch Hüpfen; und dieses weiß er mit Hülfe seiner Flügel geschickt vorzunehmen. Doch erzeigt er mehr Hurtigkeit auf dem Wasser. Man muß seine Geschicklichkeit im Fisch-Fangen bewundern.


VACAT
£{Hol-123,14f.} / £{He8-60,16}


Datum: 25.06.2007 / ... / 29.06.2011 / 02.09.2016 / ... / 21.08.2018 / 08.04.2019.