adler Handschriften nach und zur Vorlesung über Physische Geographie:
Beschreibungen ›Verschollene Mss aus Königsberg‹
Knopf

Universitätsbibliothek: Ms. 1729 // Adickes: Heft S // Stark: Typ D

Adickes 1911, S. 268-270: § 119. Das Heft S enthält auf S. 3 unmittelbar über dem Text den Titel ›Physische Geographie‹, das Titelblatt dagegen ist völlig leer. Außer dem letzteren umfaßt das Heft noch 183 Quartseiten, erst mit breiterem, dann mit schmälerem Rand versehn. Die Seiten 53 (unten) bis 58 inklusive sind von einer andern Hand geschrieben als die übrigen; andere Verschiedenheiten des Aussehns (z. B. auf S. 148 und 149) dürften bloß von einem Wechsel der Feder oder Tinte herrühren, event. auch von ungleichartigem Gebrauch des Löschpapiers und von Unregelmäßigkeiten im Papier (die Vergilbtheit ist sehr verschieden!). Der Hauptschreiber hat stark mit Abkürzungen und Siglen gearbeitet, / weshalb der Text, bis man sich eingewöhnt hat, nicht ganz leicht zu lesen ist.
Als eine häusliche Ausarbeitung auf Grund von Kollegnotizen wird man das Heft nicht betrachten können, da zwei Hände an der Niederschrift beteiligt gewesen sind.
Eine in der Vorlesung selbst gemachte Nachschrift kann es auch nicht sein: schon die Schrift ist dafür zu gleichmäßig, sie macht den Eindruck, als wäre langsam, sorgfältig Buchstabe für Buchstabe - meistens sind sie unverbunden - an einander gereiht; auch fehlt es an Anakoluthen, unvollständigen Sätzen, Aenderungen in der Satzkonstruktion, wie sie jede inhaltreiche Nachschrift doch mit sich zu bringen pflegt. Kustoden sind nicht vorhanden, einige Dittographie (S 124, 155) können zur Entscheidung nichts beitragen, ebenso wenig Auslassungen von Worten unter Freihaltung des Platzes (S 73, 104, 172, 179). [...]
Auch der Randzusatz ›Nach den Sommerferien‹ (S 94) scheint dafür zu sprechen, daß S keine Kollegnachschrift ist. [../.]
§120. Entscheidend sind zerstreute wörtliche Uebereinstimmungen zwischen S und Q [Ms Puttlich], auf die ich in den letzten beiden Hauptteilen gestoßen bin. Sie lassen sich meines Erachtens in wirklich befriedigender Weise nur durch die Annahme erklären, daß Q und S eine gemeinsame schriftliche Grundlage gehabt haben, die, sei es von Q, sei es von S, sei es von beiden nur sporadisch benutzt und bei der Benutzung mannigfach verändert wurde.


Universitätsbibliothek: Ms. 1869 // Adickes: Heft G // Stark: Typ A

Arnoldt 1908, Bd. IV, S. 399: »In der Nachschrift aus dem Jahre 1784 folgen nach den mit der Rinkschen Ausgabe auch hier fast wörtlich übereinstimmenden kurzen Notizen über ›Cachmir‹ allerdings die von Schubert [1839, Bd. VI, S. 713f.] angegebenen ›Materien‹, aber unter formell etwas anderen Titeln: ›§ 154. Charakter der Einwohner Indiens.‹ - ›§ 155. Naturalien.‹ - ›§ 156. Von den Wissenschaften.‹ - ›§ 157. Von den Einkünften des Moguls.‹ - ›§ 158. Von der Religion.‹ - u.s.w., und ein Abschnitt: ›6. Ehen‹ gar nicht, sondern statt dessen am Ende des ›§ 158‹ nur die Sätze: ›In dem Königreich Kalicut soll ein Weib bis 12 Männer zugleich heyrathen können. Man verkauft hier, wie sonst in Indien die Weiber und hält sie sclavisch. Die Verbrennung der Weiber der Braminen geschieht von ihnen bisweilen freywillig, bisweilen aber gezwungen.‹«.
Die von Arnoldt zuletzt zitierten Sätze stehen im Ms Holstein, p. 260.


Adickes 1911, S. 46: »Nur den Text der Diktate bringen, wie gesagt C und G, und zwar C in der Gestalt von B [sc. Ms Holstein], während G manche Aenderung stilistischer wie inhaltlicher Art vornimmt, auch manches wegläßt und hinzufügt. [...]

Adickes 1911, S. 45: Nicht zum Diktattext gehört in G 118-24 ein ›Kurzes Nahmen Verzeichniß der Saug Thiere‹ [...] nach Linné, systema naturae, 12te Auflage (1766). [...]

Adickes 1911, S. 47: G ist nur geheftet: auf dem Umschlag in Zierschrift die Worte: ›Physische Geographie. Eine akademische Vorlesung von Prof. Kant. Im Sommerhalben Jahre 1784‹. Den Schluß auf S. 127 machen die beiden Zeilen: ›Finis Physicae Geographiae‹ und ›Fin. d. 22. Sept. 1784‹ [...]
§ 28. Beide Hefte sind zweifellos Abschriften, nicht unmittelbare Nachschriften nach Kants Diktaten. Beide scheinen von Schreibern herzurühren: [...].


Universitätsbibliothek: Ms. 2533
[Dep. der Altertumsgesellschaft Prussia Ms Oct.661]
Adickes: Heft N // Stark: Typ B1

Adickes 1911, S. 126: »Der Schreiber von N (355 Seiten stark; auf dem Titelblatt: ›P. Kants Physische Geographie‹) ist auf S. 236 aus ähnlichen Gründen [wie der Schreiber von M] versehentlich wieder in den vorhergehenden Absatz geraten, hat aber seinen Fehler nachträglich bemerkt und drei Zeilen durchstrichen.«

Ein mehrzeiliges Zitat von Adickes (1911, S. 179: p. 32f.) deckt sich mit Messina, p. 26.

Ein weiteres in Ak, XIV: 605f. (p. 107f.) ebenfalls Messina, p. 93.


Universitätsbibliothek: Ms. 2582a // Adickes: Heft R // Stark: Typ C2 // [Reicke_4]

Adickes 1911, S. 267f.:
»§ 117. Dies Heft trägt auf dem Titelblatt von der Hand, die auch den Text geschrieben hat die Worte: ›Physische Geographie. Von Profeßor Kant‹. Es enthält 132 sehr flüchtig und offenbar eilig geschriebene, aber meistens leicht lesbare Quartseiten, die von R. Reicke blattweise numeriert sind. Kustoden fehlen ganz. Sehr häufig sind ein oder auch mehr Worte durchstrichen: sei es daß der Schreiber sie falsch oder doppelt geschrieben hatte, sei es daß er an Stelle des ursprünglich beabsichtigten Ausdrucks einen andern setzen wollte. Der Inhalt des Heftes ist sehr dürftig.
Es ist möglich, daß wir es hier ausnahmsweise mit einer in Kolleg selbst gemachten Nachschrift zu tun haben, hergestellt von einem Studenten, der keine rechte Auffassung und auch noch keine Gewandtheit im Nachschreiben hatte, darum nicht viel zu Papier brachte und sich bei diesem Wenigen auch noch oft korrigieren mußte.
§ 118. Ein Terminus a quo ist durch R 14 gegeben, wonach man den Montblanc, den größten Berg in Europa, ›bis oben erstiegen‹ hat. Die erste Besteigung geschah durch J. Blamat und Paccard am 7. August 1786, die zweite durch Saussure mit einer ganzen Karawane am 3. August 1787. [...]
Mit der Datierung auf das S.S. 1787 oder 1788 würde sehr gut stimmen, daß R' 35 stark an Kants Aufsatz Ueber den Gebrauch teleologischer Prinzipien in der Philosophie erinnert, der 1788 im Januar- und Februarheft des Teutschen Merkur erschien. R' 35 heißt es: ›Man findet die verschiedenen Menschengattungen nicht sporadisch, sondern immer cicladisch, das heist nicht zerstreut sondern immer beisammen.‹ [...]
Das R aus späterer Zeit stammt als HIQ, geht auch aus R 64 hervor, wonach Siam ›vor einigen Jahren von Ava erobert, und hernach wieder befreit‹ wurde, während H 262 I 367 und Q 329 nur von der Unterjochung Siams reden [...].
R 59, 60' wird der Salzstock von Siebenbürgen erwähnt, offenbar aufgrund der Schrift v. Fichtels [...].
Nach R 48' haben ›die Holländische Heringe den Vorzug vor den Norwegischen und Gotenbergischen. Fabricius hat bemerkt daß die Holländer die eben das Salz haben, als die Norwegen und Schweden, noch eine besondere Operation damit vornehmen, worinnen wahrscheinlich der Unterschied lieget. Sie begießen es nehmlich mit Seewaßer, und laßen es wieder trocknen.‹ Vgl. J. Chr. Fabricius: Reise nach Norwegen mit Bemerkungen aus der Naturhistorie und Oekonomie 1779 S. 87-88.«


Universitätsbibliothek: Ms. 2582b // Adickes: Heft K // Stark: Typ X2 // [Reicke_5]

Adickes 1911:


Universitätsbibliothek: Ms. 2596 // Adickes: Heft L // Stark: Typ X2 // [Crueger]

Adickes 1911, S. 122: »Auf dem Titelblatt stehn die Worte: ›Immauel[!] Kants ordentlichen Profeßors der hiesigen Akademie Vorlesungen ueber die Physische Geographie‹. Darunter links: ›Königsberg d. 28. Octobr. 1785.‹, rechts: ›Joh. Fried. Crueger D.S.[!]W.B.‹ Auf S. 1 oben, wie es scheint, von derselben Hand: »d. 28ten Octobr‹ (in ›Nov‹ hineinkorrigiert).«

Adickes 1911, S. 123: »Außerdem ist der Text ganz sicher eine Abschrift. Mindestens drei Hände sind an ihr beteiligt gewesen, wie ein Vergleich der Seiten 94, 95, 159 ergibt. Doch ist der bei weitem größte Teil von einem und demselben Schreiber geschrieben. Die rechtsstehenden Seiten tragen unten meistens einen Kustos, manchmal auch die linksstehenden. Wiederholt sind Worte durchstrichen, die der Schreiber versehentlich niedergeschrieben hatte, weil er, verführt durch Wiederkehr derselben Worte kurz nacheinander, in eine falsche Zeile geraten war, z. B. S. 2, 5, 33, 103, 104, 113. Den vielen Versehn und sinnentstellenden Schreibfehlern nach zu urteilen, kann der Schreiber des Heftes kein Student gewesen sein.«

Adickes 1911, S. 156: in L 7 »Jezo gehen wir zu der Physischen Geographie selbst und theilen dieselbe ein. / I. In den algemeinen Theil, welcher von den Bestandheiten[!] der Erde selbst handelt. / II. In die besondere Theile, wo von den besondern Produkten der Erde geredt wird.«

Adickes 1911, S. 152: »L trennt sich S. 126 für immer von I [= Pillau], handelt bis S. 132 in zwei Abschnitten von der Menschen Gestalt und Lebensart, bis S. 156 von den Tieren, bis S. 166 von den Pflanzen und bis S. 179 vom Mineralreich. Statt der ›summarischen Betrachtung der vornehmsten Naturmerkwürdigkeiten aller Länder nach geographischer Ordnung‹, die den III. Hauptteil in Kants Diktaten und auch in Rinks Ausgabe bildet, folgt dann L 179-192 noch eine kurze ›Politische Geschichte der Erde, als ein Anhang, hauptsächlich die Charactere der Völker in Hinsicht ihrer Abkunft betreffend‹; in ihr nehmen China, die mongolische Rasse, Japan, Indien den Hauptraum (L 179-189) in Anspruch.«

Adickes 1924/25, Bd. 2, S. 391: »Das Crueger'sche Heft gibt bei den Edelsteinen (S. 172f.) auch Figuren, die Kant vermutlich auf eine Wandtafel gezeichnet hatte.«

Adickes 1924/25, Bd. 2, S. 404: »Das Crueger'sche Heft bezeichnet die sehr kurzen Ausführungen des III. Teils (S. 179-192) als ›Politische Geschichte der Erde, als ein Anhang, hauptsächlich die Charaktere der Völker in Hinsicht ihrer Abkunft betreffend‹.«


Stadtbibliothek: S 94. 4° // Adickes: Heft C // Stark: Typ A0 // [anonymus-Karmann]

Adickes 1911, S. 45f.: »C trägt auf dem Titelblatt (von der Hand des Schreibers des Heftes) die Bemerkung: ›Aus dem eigenhändigen Manuscripte des Herrn Professor Immanuel Kant‹. Es umfaßt 412 Quartseiten; der Schluß (von V 342,15; W 435,30 ab), etwas mehr als eine Druckseite, fehlt, außerdem sind auch die Seiten 299-300, 359-98, 401-2 herausgerissen. [...] C hat außerdem am Ende jeder Blätterlage (d. h. am Schluß jeder 8. Seite) einen Kustos und ist so gleichmäßig gut geschrieben, wie es in der Vorlesung selbst dann kaum möglich gewesen wäre, wenn Kant außergewöhnlich langsam diktiert hätte.«

Zur Person des zwischenzeitlichen Besitzers:
Ludwig Rhesa, 1834a (Westpreußen), S. 29: »Friedrich Karmann, geb. 5. Nov. 1805 in Danzig, war 1822-25 Bombardier, studierte dann in Königsberg und Halle von 1827-31, empfing die Ordination am 5. December 1839, und wurde hier [Danzig, St. Barbara] am 15. desselben Monats als zweiter Prediger eingeführt.« Matrikel Königsberg: 1827/05/27.

Zur Überlieferung:
Es liegen keine Informationen vor zur Frage, auf welchem Weg oder wann Karmann in den Besitz des Ms gelangt ist. - Das Ms ist (neben Adickes) in der älteren Literatur mehrfach benutzt oder beschrieben worden: Kaminski 1905, Seraphim 1909, Glasenapp 1954.


Datum: 02.11.2007 / ... / 23.04.2015 / ... / Juli 2016 /... / 27.06.2018 / 28.05.2019