Knopf:UB Bougainville (1772) Knopf

Bougainville, Louis Antoine de (1772):
Reise um die Welt welche mit der Fregatte la Boudeuse in den Jahren 1766, 1767, 1768 und 1769 gemacht worden [xxvi, 330 S., 1 Karte] (Leipzig: Fritsch)
Exemplar: <4> VIc C 615
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Kant (XXV: 060,06 => Col-Nr. 58 / Par-Nr. 57 => Commerson / Bare: dürfte zurückgehen auf GGA 19. Okt. 1771 / keine Lektüre des Originals oder der Übersetzung / W_St: 11.06.2015

1. Abtlg. / S. 1-142
Abreise aus Frankreich bis nach Westindien und durch die Magellanische Meerenge

3tes Kap.

S. 29f. (2002, 77f): [Kein Holz auf den Malvinen]
£{Kae-129,07}
Nachdem ich alles, was ich zu ihrem Bedürfnisse mitbrachte, ausgeladen hatte, gieng ich in die Magellanische Meerenge, um eine Ladung Bauholz und junge Bäume zum Anpflanzen zu holen, und eröfnete eine neue Schiffahrt, welche unumgänglich notwendig war, wenn anders meine neue Kolonie bestehen sollte. Bei dieser Gelegenheit fand ich die Schiffe des Commodore Byron, welcher vom Englischen Hofe abgeschickt war, um die Malouinischen oder von den Engländern sogenannten Falklandsinseln zu untersuchen, [../.]. Das Holz zu diesen [Fahrzeugen] und zu den Dächern der Häuser war aus der Magellanischen Meerenge geholt worden.

9tes Capitel

S. 120 (2002, 135f.):
£{Doe-056'} / £{Doh114,04}
(Ak, VIII: 365,04)
[...], und erkannten zuletzt auch Wilde an der niedrigen Spitze einer Bay, wo ich anländen wollte. Wir giengen gleich auf den Ort des Feuers loß, und ich sahe daß es dieselbe Horde wäre, die ich bey meiner ersten Reise in die Meerenge bereits gesehen hatte. Wir nannten sie Pecherais, weil dieß das erste Wort war, das sie von sich hören ließen, und beständig wiederholten, wie die Patagons ihr Chaua. Ich werde diese Bewohner des waldigten Theils der Meerenge bald beschreiben.
S. 125 (2002, S. 140): Nachdem sie eine Stunde Halte gemacht, näherten sie sich endlich unserm Schiffe. Es saß ein Mann und eine Frau mit zwey Kindern darinne; sie schrien zu wiederholten malen Pecherais. Die Frau blieb in der Pyroge, und der Mann stieg allein mit einer beherzten und muntern Miene an Bord. Zwey andre Pyrogen folgten diesem Beyspiele, und die Männer brachten die Kinder mit.
S. 126 (2002, S. 140f.): Diese Wilden sind klein, häßlich, mager, und haben einen unerträglichen Geruch an sich. Sie gehen fast nackend; ihre ganze Kleidung bestehet in schlechten Häuten von Seewolfsfellen, die zu klein sind, um sie völlig zu bedecken. Von eben diesen Häuten machen sie die Dächer ihrer Hütten, und die Seegel der Pyrogen. Sie haben auch einige Felle von Guanaques, aber in geringer Anzahl. Die Weiber sind häßlich, und die Männer scheinen sich nicht viel aus ihnen zu machen. [Beschr. der Bote, Jagdgeräte]
S. 127f. (2002, S. 142): Sie scheinen gutherzig zu seyn, sind aber zugleich so einfältig, daß man ihnen für ihre Gutherzigkeit keinen Dank weis. Wir hielten sie für abergläubisch, und vermutheten, daß sie gewisse Geister, die Böses thun, glauben. Diejenigen, welche solche beschwören können, sind zugleich ihre Aerzte und Priester. Unter allen Wilden, die ich in meinem Leben gesehen, leben die Pecherais am schlechtesten und wildesten, oder was man im eigentlichen Verstande / im Stande der Natur nennen kann. Wenn ein Mensch, der frey und sein eigner Herr ist, dabey weder Pflichten noch Berufsgeschäffte kennt, und mit dem zufrieden ist, was er hat, weil er es nicht besser weis, beklagt zu werden verdient, so würde ich diese vorzüglich beklagen, da ihnen nicht nur alles fehlt, was zur Bequemlichkeit des menschlichen Lebens gehört, sondern da sie auch mit dem schrecklichsten Clima auf der Welt zu kämpfen haben.
Unter allen Nationen, die ich in der Welt angetroffen, machen diese Pecherais die kleinste Gesellschaft von Menschen aus; gleichwohl findet man Marktschreyer bey ihnen, wie sich bald zeigen wird. Sobald mehrere Familien, (ich verstehe unter einer Familie, Eltern und Kinder), beysammen wohnen, so entsteht ein verschiedenes Interesse, indem ein jeder mit Gewalt oder durch List herrschen will. Aus den Familien entsteht eine Art von bürgerlicher Gesellschaft, bey der ein beobachtender Geist, und wenn sie auch in Wäldern wohnte, und aus nichts als nahen Verwandten bestünde, den Keim aller Laster finden wird, denen die Menschen bey gesitteten Nationen Namen gegeben, und die der Grund von dem Steigen und Fallen ganzer Staaten sind. Aus eben diesem Grunde folgt auch, daß in solchen bürgerlichen Gesellschaften, die durch gute Sitten verfeinert worden, Tugenden entstehen, deren solche Menschen, die noch gar zu sehr nach dem Stande der Natur leben, nicht fähig sind.
[Uebers Gesicht herunter hängende Haare: oo]

2. Abtlg. / S. 143-330
Die Reise von der Einfahrt in das Südmeer bis zur Zurückkunft nach Frankreich

S. 143-158 (2002, S. 155-170): 1tes Cap. Reise von der magellanischen Meerenge bis an die Insel Taiti und die auf dieser Fahrt gemachten Entdeckungen.
S. 152 (2002, S. 163):
£{Kae-088,18}
Seit dem 3. März hatte ich auch den Anfang gemacht, mich der Blasen des Herrn Poissonier zu bedienen, und zur Suppe, zum Kochen des Fleisches und Gemüses süß gemachtes Seewassers zu nehmen. Das dadurch erhaltene Wasser war uns auf einer so langen Seereise eine große Beihilfe. Wir unterhielten das Feuer unter der Blase zwölf Stunden und bekamen dadurch jedesmal ein Oxhoft gutes Wasser. Um das süße Wasser noch mehr zu schonen, ward das Mehl zum Brotbacken mit Seewasser genetzt.


S. 158-173 (2002, S. 171-184): 2tes Cap. Aufenthalt auf der Insel Taiti. Nachricht von dem, was uns daselbst begegnet.


S. 173-200 (2002, S. 185-209): 3tes Cap. Beschreibung der neuen Insel Taiti. Sitten und Charakter der Einwohner.
S. 179 (2002, S. 190f.): So wie die Französischen Damen sich die Backen rot anpinseln, so streichen die Damen in Taiti den Hintertheil ihres Leibes blau an. Es gehört zum Putze, und ist ein Zeichen, daß sie vornehmer sind als andere. Die Männer tun ein gleiches. Die Farbe läßt sich nicht herunter bringen, vermuthlich durchstechen sie sich die Haut, und reiben den Saft gewisser Kräuter hinein, wie ich es bey den Wilden in Canada gesehen haben. Als Cäsar sein erste Landung in England that, fand er dieselbe Gewohnheit sich anzustreichen.


S. 200-219 (2002, S. 210-226): 4tes Cap. Abreise von Taiti. Entdeckung neuer Inseln. Reise bis über die neuen Cykladen.

S. 207 (2002, S. 215)
£{Mes-069,17}
Die Länge dieser Inseln trifft ohngefähr mit derjenigen überein, in der sich Abel Tasman zu seyn glaubte, als er die Inseln Rotterdam, Amsterdam, Plistaar, Prinz Wilhelm und die Bank von Fleemskerk etndeckte. Es ist auch ohngefähr dieselbe, welche man den Salomonsinseln beylegt. [...] Wir haben ihnen den Namen Archipel des Navigateurs beygelegt.

S. 219 (2002, S. 226):
[Anthropologie-VL: Col-Nr.58 / Par-Nr.57; nach Bougainville 1772 bzw. GGA, Zugabe Oktober 1771]
Durch einen Zufall auf der Insel Taiti ward die Muthmaßung zur Gewißheit gebracht.
Als Commerson in Begleitung seines Bare ans Land stieg, um Kräuter zu sammlen, hatte er kaum den Fuß aus dem Boote gesetzt, als die Einwohner den Bedienten umgaben, schrien, es wäre eine Weibsperson, und nach dem Gebrauch ihrer Insel mit ihm umgehen wollten. Der am Lande die Wache habende Officier mußte dem Bare zu Hülfe kommen, und ihn ins Boot bringen lassen. Seit der Zeit war es nicht wohl zu verhindern, daß die Matrosen nicht allerley unanständige Reden gegen ihn führten. Wie ich am Bord der Etoile war, gestund mir Bare mit Thränen, daß er ein Mägdchen wäre. Sie hätte sich zu Rochefort dem Commerson in Mannskleidern als Bedienter angebothen, als er zu Schiffe gehen wollen, und bereits vorher bey einem Grafen in Paris gedient. Sie wäre aus Burgund, und als eine Wayse, durch den Verlust eines Processes, in elende Umstände gerathen, welches sie zu dem Entschlusse gebracht, ihr Geschlecht durch die Kleidung zu verbergen. Als sie gehört, daß das Schiff um die Welt seegeln solle, habe sie die Neugierde angetrieben mitzugehen. Sie ist gewiß die erste Weibsperson, die eine solche Reise thut.


Datum: 06.03.2010 / ... / 22.08.2018 / 05.11.2018 / 14.11.2018