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Bougainville (1772) | ![]() |
S. 29f. (2002, 77f): [Kein Holz auf den Malvinen]
£{Kae-129,07}
Nachdem ich alles, was ich zu ihrem Bedürfnisse mitbrachte, ausgeladen hatte,
gieng ich in die Magellanische Meerenge, um eine Ladung Bauholz und junge Bäume zum
Anpflanzen zu holen, und eröfnete eine neue Schiffahrt, welche unumgänglich
notwendig war, wenn anders meine neue Kolonie bestehen sollte. Bei dieser Gelegenheit fand
ich die Schiffe des Commodore Byron, welcher vom Englischen Hofe abgeschickt war,
um die Malouinischen oder von den Engländern sogenannten Falklandsinseln zu
untersuchen, [../.]. Das Holz zu diesen [Fahrzeugen] und zu den Dächern der
Häuser war aus der Magellanischen Meerenge geholt worden.
S. 120 (2002, 135f.):
£{Doe-056'} / £{Doh114,04}
(Ak, VIII: 365,04)
[...], und erkannten zuletzt auch Wilde an der niedrigen Spitze einer Bay, wo
ich anländen wollte. Wir giengen gleich auf den Ort des Feuers loß, und ich
sahe daß es dieselbe Horde wäre, die ich bey meiner ersten Reise in die
Meerenge bereits gesehen hatte. Wir nannten sie Pecherais, weil dieß das erste Wort
war, das sie von sich hören ließen, und beständig wiederholten, wie die
Patagons ihr Chaua. Ich werde diese Bewohner des waldigten Theils der Meerenge bald
beschreiben.
S. 125 (2002, S. 140): Nachdem sie eine Stunde Halte gemacht, näherten sie sich
endlich unserm Schiffe. Es saß ein Mann und eine Frau mit zwey Kindern darinne; sie
schrien zu wiederholten malen Pecherais. Die Frau blieb in der Pyroge, und der Mann stieg
allein mit einer beherzten und muntern Miene an Bord. Zwey andre Pyrogen folgten diesem
Beyspiele, und die Männer brachten die Kinder mit.
S. 126 (2002, S. 140f.): Diese Wilden sind klein, häßlich, mager, und haben
einen unerträglichen Geruch an sich. Sie gehen fast nackend; ihre ganze Kleidung
bestehet in schlechten Häuten von Seewolfsfellen, die zu klein sind, um sie
völlig zu bedecken. Von eben diesen Häuten machen sie die Dächer ihrer
Hütten, und die Seegel der Pyrogen. Sie haben auch einige Felle von Guanaques, aber
in geringer Anzahl. Die Weiber sind häßlich, und die Männer scheinen sich
nicht viel aus ihnen zu machen. [Beschr. der Bote, Jagdgeräte]
S. 127f. (2002, S. 142): Sie scheinen gutherzig zu seyn, sind aber zugleich so
einfältig, daß man ihnen für ihre Gutherzigkeit keinen Dank weis. Wir
hielten sie für abergläubisch, und vermutheten, daß sie gewisse Geister,
die Böses thun, glauben. Diejenigen, welche solche beschwören können, sind
zugleich ihre Aerzte und Priester. Unter allen Wilden, die ich in meinem Leben gesehen,
leben die Pecherais am schlechtesten und wildesten, oder was man im eigentlichen Verstande
/ im Stande der Natur nennen kann. Wenn ein Mensch, der frey und sein eigner Herr ist,
dabey weder Pflichten noch Berufsgeschäffte kennt, und mit dem zufrieden ist, was er
hat, weil er es nicht besser weis, beklagt zu werden verdient, so würde ich diese
vorzüglich beklagen, da ihnen nicht nur alles fehlt, was zur Bequemlichkeit des
menschlichen Lebens gehört, sondern da sie auch mit dem schrecklichsten Clima auf der
Welt zu kämpfen haben.
Unter allen Nationen, die ich in der Welt angetroffen, machen
diese Pecherais die kleinste Gesellschaft von Menschen aus; gleichwohl findet man
Marktschreyer bey ihnen, wie sich bald zeigen wird. Sobald mehrere Familien, (ich verstehe
unter einer Familie, Eltern und Kinder), beysammen wohnen, so entsteht ein verschiedenes
Interesse, indem ein jeder mit Gewalt oder durch List herrschen will. Aus den Familien
entsteht eine Art von bürgerlicher Gesellschaft, bey der ein beobachtender Geist, und
wenn sie auch in Wäldern wohnte, und aus nichts als nahen Verwandten bestünde,
den Keim aller Laster finden wird, denen die Menschen bey gesitteten Nationen Namen
gegeben, und die der Grund von dem Steigen und Fallen ganzer Staaten sind. Aus eben diesem
Grunde folgt auch, daß in solchen bürgerlichen Gesellschaften, die durch gute
Sitten verfeinert worden, Tugenden entstehen, deren solche Menschen, die noch gar zu sehr
nach dem Stande der Natur leben, nicht fähig sind.
[Uebers Gesicht herunter hängende Haare: oo]
S. 143-158 (2002, S. 155-170): 1tes Cap. Reise von der magellanischen Meerenge bis
an die Insel Taiti und die auf dieser Fahrt gemachten Entdeckungen.
S. 152 (2002, S. 163):
£{Kae-088,18}
Seit dem 3. März hatte ich auch den Anfang gemacht, mich
der Blasen des Herrn Poissonier zu bedienen, und zur Suppe, zum Kochen des
Fleisches und Gemüses süß gemachtes Seewassers zu nehmen. Das dadurch
erhaltene Wasser war uns auf einer so langen Seereise eine große Beihilfe. Wir
unterhielten das Feuer unter der Blase zwölf Stunden und bekamen dadurch jedesmal ein
Oxhoft gutes Wasser. Um das süße Wasser noch mehr zu schonen, ward das Mehl zum
Brotbacken mit Seewasser genetzt.
S. 158-173 (2002, S. 171-184): 2tes Cap. Aufenthalt auf der Insel Taiti. Nachricht von dem, was uns daselbst begegnet.
S. 173-200 (2002, S. 185-209): 3tes Cap. Beschreibung der neuen Insel Taiti.
Sitten und Charakter der Einwohner.
S. 179 (2002, S. 190f.): So wie die Französischen Damen sich die Backen rot
anpinseln, so streichen die Damen in Taiti den Hintertheil ihres Leibes blau an. Es
gehört zum Putze, und ist ein Zeichen, daß sie vornehmer sind als andere. Die
Männer tun ein gleiches. Die Farbe läßt sich nicht herunter bringen,
vermuthlich durchstechen sie sich die Haut, und reiben den Saft gewisser Kräuter
hinein, wie ich es bey den Wilden in Canada gesehen haben. Als Cäsar sein
erste Landung in England that, fand er dieselbe Gewohnheit sich anzustreichen.
S. 207 (2002, S. 215)
£{Mes-069,17}
Die Länge dieser Inseln trifft ohngefähr mit derjenigen überein, in der
sich Abel Tasman zu seyn glaubte, als er die Inseln Rotterdam, Amsterdam, Plistaar,
Prinz Wilhelm und die Bank von Fleemskerk etndeckte. Es ist auch ohngefähr dieselbe,
welche man den Salomonsinseln beylegt. [...] Wir haben ihnen den Namen Archipel des
Navigateurs beygelegt.
S. 219 (2002, S. 226):
[Anthropologie-VL: Col-Nr.58 / Par-Nr.57; nach Bougainville 1772 bzw. GGA, Zugabe
Oktober 1771]
Durch einen Zufall auf der Insel Taiti ward die Muthmaßung zur
Gewißheit gebracht.
Als Commerson in Begleitung seines Bare ans Land stieg, um Kräuter
zu sammlen, hatte er kaum den Fuß aus dem Boote gesetzt, als die Einwohner den
Bedienten umgaben, schrien, es wäre eine Weibsperson, und nach dem Gebrauch ihrer
Insel mit ihm umgehen wollten. Der am Lande die Wache habende Officier mußte dem
Bare zu Hülfe kommen, und ihn ins Boot bringen lassen. Seit der Zeit war es
nicht wohl zu verhindern, daß die Matrosen nicht allerley unanständige Reden
gegen ihn führten. Wie ich am Bord der Etoile war, gestund mir Bare mit
Thränen, daß er ein Mägdchen wäre. Sie hätte sich zu Rochefort
dem Commerson in Mannskleidern als Bedienter angebothen, als er zu Schiffe gehen
wollen, und bereits vorher bey einem Grafen in Paris gedient. Sie wäre aus Burgund,
und als eine Wayse, durch den Verlust eines Processes, in elende Umstände gerathen,
welches sie zu dem Entschlusse gebracht, ihr Geschlecht durch die Kleidung zu verbergen.
Als sie gehört, daß das Schiff um die Welt seegeln solle, habe sie die
Neugierde angetrieben mitzugehen. Sie ist gewiß die erste Weibsperson, die eine
solche Reise thut.
Datum: 06.03.2010 / ... / 22.08.2018 / 05.11.2018 / 14.11.2018