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Rytschkov 1774 | ![]() |
Exemplar: <7> 8 H Nat II, 1503 // <138> Lu 113 // <17> N 3097
Besprechung: GGA, 20. Sep. 1774, 113. St., S. 971-975.
Zum Teil auch in: [MHG, Bd. 9, S. 393-474]
S. 3f.: Der Flecken Kandaly, welcher seinen Namen von einem dabey befindlichen kleinen Flusse bekommen hat, verdienet um so mehr angemerkt zu werden, weil / dem Orte gleich gegen über oben auf einem hohen Berge die Ueberbleibsel eines alten Wohnplatzes zu sehen sind, welchem zween hohe, durch einen tiefen Graben von einander abgesonderte Wälle zur Befestigung gedient haben. Die Wälle, welche um diesen kleinen Ort herumgehen, halten dreyhundert und funfzig Faden im Umkreise, und stehen unerachtet ihres hohen Alters noch unverfallen. Sie sind in Form eines halben Zirkels angelegt, so daß die beyden Enden desselben ganz an die steile Seite des Berges anschließen, auf welchem dieses Städtchen gelegen, an dessen Fuße der Fluß Kandala hinläuft. Die Einwohner geben es für einen Wohnplatz der alten Bulgaren aus, und wollen ihre Meynung besonders dadurch bestärken, weil auch die Haupt- und Residenzstadt dieser Nation, welche unweit der Mündung des Kama liegt, noch heut zu Tage Bolgary heißt. Von hier sind nicht mehr als viezig Werste bis dahin. Innerhalb dieser Verschanzung sind weder Ueberbleibsel von alten Gebäuden, noch andere Ruinen zu sehen; man kann daher nicht anders denken, als daß sie entweder vor Alter durch die Länge der Zeit ganz eingegangen, oder von neuern Beherrschern dieser Lande eingerissen worden.
S. 5f.:
£{Mes-161,20}
Unter der Menge verschiedener Wohnplätze, die mir auf meinem
Wege vorkamen, verdient das tatarische Dorf Staroi Baran, welches von einem
dabey befindlichen kleinen Flusse den Namen hat, daß man von demselben
besondere Erkundigung einziehe, weil drey Werste davon bey dem Ursprunge
gedachten Flüßchens mitten in einem dichten Walde noch ein altes
verfallenes Städtchen liegt, welches mit Wällen befestigt ist. Diese
dasselbe umgebenden Wälle sind von gleichem Umfange, wie die bey dem
Flecken Kandaly befindlichen, aber nicht so steil und hoch, als jene. Alles ist
mit Gras verwachsen, und man / sieht nichts merkwürdiges darinnen. Vier
Werste von dieser Verschanzung ist noch ein solcher umschanzter Ort, welchen ein
doppelter Wall umgiebt; und nicht weit davon noch ein anderer von gleicher
Beschaffenheit.
S. 8f.: Die alten Völker hatten in ihrer Befestigungskunst die Gewohnheit, welche sie allemal beobachteten, wenn sie einen Wohnplatz mit Wällen umgaben, daß der äußerste Wall niedriger seyn mußte als der zweyte, und dieser war auch wieder höher als der innerste. [...] Die jetzigen Einwohner hiesiger Gegend wissen nicht, wer diesen Ort vorzeiten bewohnet habe; können auch nichts berichten, woraus nur die mindeste Kenntniß hiervon zu nehmen wäre: es ist glaublich, daß diese sämtlichen Gegenden entweder den uralten / Scythen oder den Bulgaren, welche diese Landschaften nach ihnen bewohnet, gehöret haben.
S. 12-26: ›Beschreibung der merkwürdigen Ruinen der bulgarischen Stadt Bulumer in der Landschaft Biljarsk.‹
S. 13: Sie [die Festungswerke] verdienen um deswillen besonders bemerkt und bewundert zu werden, weil sie ohnerachtet ihres so sehr entfernten Altertums noch bis auf den heutigen Tag nicht im mindesten wandelbar worden und ihre Festigkeit so unzerstörbar behalten haben, daß man sie in Vergleichung mit den heut zu Tage aufgeführten Festungswerken unter die besten und regelmäßigsten Festungen zählen kann.
S. 33f.: Die Tatarn braucht man unter die zahl der hiesigen alten Landeseinwohner nicht mit in Anschlag zu bringen, weil diese Völker sowohl Ankömmlinge in diesen Landen sind, als auch am Ende Herren über einen Theil von Europa worden. Allein die Tschuwaschen, Tscheremissen und Wotjaken sind außer Streit in den Gegenden geblieben, die ihre Vorfahren vorlängst bewohnt haben; und das sind die Nationen, welche bey den alten Schriftstellern unter dem Namen der Scythen und Sarmaten bekannt sind. [...] Die Staaten der alten Scythen werden bey den alten Schriftstellern oft für die Grenzen von Europa angesehen; und / wenn nun die obgedachte Völkerschaften von ihnen abgestammt sind: so kann man in einiger Uebereinstimmung mit den alten Schriftstellern das gebürgigte Ufer des Kama zur eingebildeten Gränzmarke von Europa machen.
Datum: 14.04.2011 / 25.07.2018