Knopf: Bibliothek Twiss (1776) Knopf

Twiss, Richard / Claudius, Matthias (Üb):
Reisen durch Portugal und Spanien im Jahr 1772 und 1773 (Leipzig: Weygand 1776)

Exemplar: <12> digital // <4> VIc C 809
Besprechung: WN 22. Juni 1776, S. 243-248


S. 69f.:
/£{Kae-389,21} / /£{Doe-104,22}
Wir kamen zu Mittag in der Stadt Segovia an, die auf einem Hügel steht, an dessen Fuß der kleine Fluß Cresma fließt. Segovia hat Mauern, und ist etwa 88 Meilen von Valladolid entfernt. Zwischen Oimeda und dieser Stadt sahen wir große Heerden Schafe, deren Wolle für die feinste in Spanien gehalten wird. Ich untersuchte die Schaftriften, und die Art diese Thiere zu behandeln, davon der Abbé de la Porte im 16 Theil seines Voyageur François, gedruckt zu Paris 1772 eine sehr richtige Nachricht gegeben hat, wie folget: / ›Unzählige Heerden Schafe bedecken die Ebenen von Segovia, und bringen die vortrefliche Wolle, die einen so wichtigen Zweig der Spanischen Handlung ausmacht. Ehedem waren die Könige die Eigenthümer von dem größten Theil dieser Heerden: sie sind aber nach und nach wegen Staatsbedürfnissen veräußert worden. [...] Hängt ihr Vorzug bloß vom Klima ab, oder von einer besondern Behandlung der Schafe? Die der letzten Meynung sind sagen, daß es gebe in Spanien zwey Arten Schafe, die in der Wolle sehr verschieden sind, ob sie gleich von der nämlichen Zucht zu seyn scheinen. Die Schafe mit harter Wolle bleiben das ganze Jahr auf demselben Platz, und in den Winternächten werden sie in einen Stall getrieben. Die andern leben dahingegen beständig in der freien Luft und wandern zweymal des Jahrs. Den Sommer über weiden sie auf den Bergen von Leon, Altcastilien, Canuça und Arragonien, und den Winter bringen sie in den gemäßigten Ebenen von la Mancha, Estremadura und Andalusien zu. [...]
S. 72: Es erhellet also, daß die vorzügliche Güte der Wolle in diesem Lande nicht dem Klima allein zugeeignet werden müße, und daß sie größtentheils von der obangeführten Verfahrungsart abhange; [...].‹
S. 73:
/£{Doe-104',05}
Im Gentlemans Magazin für May und Juniy 1764 ist eine Nachricht von diesen Schaftriften, Herrn Peter Collinson zugeeignet [Anm.: Eine deutsche (nur nicht sonderliche) Uebersetzung hat J. T. Köhler den Clarkischen Briefen von Spanien, Lemgo 1765, angehängt.], die sehr genau ist, und daraus der folgende Auszug hier einen nützlichen Zusatz abgeben kann. ›Aus Berechnungen [...]
S. 74: Zehntausend Schafe machen eine Heerde, die in zehn Stämme abgetheilt wird, und ein Mann hat das Commando über alle. [...] Jeder Stamm hat 5 Schäfer, und 5 Hunde, und über alle 50 Schäfer und 50 Hunde, hat er unumschränkte Gewalt. Er wählt sie, straft sie, oder dankt sie ab; er ist der Praepositus oder Oberschäfer der ganzen Heerde.
S. 76: [...]; die Schafe liegen niemals stille, sondern gehen zum wenigsten 2 Meilen den Tag, ohne irgend einen Ruhetag dazwischen zu haben, und folgen beständig dem Schäfer, und essen immer im Gehen, oder suchen doch mit der Nase am Grunde, bis sie ihre Reise zu Ende gebracht haben. [...]‹


Datum: 20.11.2015 / 14.03.2016