Zitate aus Geographie-Vigilantius:
Königsberg, StUB: Gotthold, Ub 09 fol. [descriptio] Sommer 1793 / Adickes 1911: Heft T |
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Arnoldt 1908 (Bd. 4)
Adickes 1911, S.276-278 u. ö / Adickes 1911a, S. 176-187.
Adickes 1924/25, S. 404 Anm.
Kowalewski 1944/45 [= Kowalewski / Stark (Hgg) 2000)].
Glasenapp 1954.
Für die Zuschreibung dieses und weiterer Mss zu Johann FriedrichVigilantius; vgl. Stark 1987, S. 158f. Anm. 100 und insbesondere ein Brief von Vigilantius an Kant (Br. 590 / 18. Sept. 1793; Ak, XI: 450f.): Bezahlung des Honorars für die Vorlesung über Physische Geographie.
{Adickes 1911a, S. 176-187: Abgleich mit dem Heft S der Königsberger Staats- und Universitätsbibliothek (Ms 1729): ein »kurzes Inventarium« des »geogonischen und geologischen Inhalts« beider Manuskripte.}
|P_0
Bemerckungen aus dem Vortrage des H. Kant über physische Geographie
pro 1793
{2000, S. 167}
≥ Allgemeine Charakteristik der Geographie. ≤
Die Weltkenntnis oder die Kenntnis der Dinge außer uns, insoweit sie in gemeinschaftlichem und wechselseitigem Einfluß und Verhältnis stehen, beschäftigt sich mit den Dingen entweder in Rücksicht ihres Raumes oder der Zeit nach, und entweder in physischer oder moralischer Rücksicht. Auf die Zeit und deren Verschiedenheit und Folgeordnung nimmt die allgemeine Weltgeschichte, und auf den Raum, in dem sich die Dinge finden, die Geographie Rücksicht. In moralischer Rücksicht gibt davon die Anthropologie Aufschluß, in physischer Rücksicht die physische Geographie, Letztere ist daher
1. Die Kenntnis der Naturdinge nach der Verschiedenheit des Raums, Stellen und der Lagen, in denen sich die Dinge auf der Erde befinden. Der Naturmensch hat nach der ihm von der Natur angewiesenen Stelle gleichen Platz.
2. Man hat zwar auch allgemeine Geographien oder Erdbeschreibungen die eine gleichzeitige Geschichte zur Kenntnis der Erde, es sei wie sie vor Alters gewesen, oder wie sie jetzt ist, und legt auch diese bei Erlernung der Geschichte zum Grunde. Man hat Geographien in Rücksicht der Handlung, seltener noch in Ansehung der Theologie, der Moral oder Politik verfaßt. Man hat Hydrogeographien, Chorogeographien, mathematische Geographien geschrieben. Indeß allen diesen speziellen Zwecken liegt die physische Geographie zum Grunde. Sie ist notwendig, um z. B. Sitten, Gebräuche, Handlungs- und Verfassungsart der Mongolen, Araber, Chinesen, Hindostaner, Russen kennen zu lernen. Denn die frucht- und unfruchtbaren Teile der asiatischen Steppen, die herumziehende Art der Araber läßt uns Folgerung auf ihre Denk- und Staatsverbindungsart machen. Der Lauf der Flüsse in Rußland von Süden nach Norden läßt vermuten, daß deswegen der Handel nach China nie beträchtlich werden kann. - Die Kenntnis der Produkte in Hindostan gibt Kenntnis von den sämtlichen Produkten der Natur. Es gibt Aufschluß, daß ebene Länder leichter mit Despoten beherrscht werden können, als gebirgige, da letztere unzulänglicher sind, wie z.B. die wilden Jäger auf dem Pilatusberg hausen und mit wilder Freiheit regiert werden.
3. Die mathematische Geographie in physischer Rücksicht beschäftigt sich mit der Größe, Figur der Erde und deren Einteilung durch verschiedene Linien, die vermöge ihrer Bewegung um die Sonne und um ihre Achse gedacht werden müssen.
{2000, S. 168}
≥ Zweckmäßigkeit der Berge. ≤
Die Alten waren im Irrtum. Z. B. Strabo und andere Geographen glaubten, daß unter den Tropen am höchsten bis zum 12. Breitengrad das Land bewohnt werden könne, indem näher nach dem Äquator zu es die Hitze unmöglich mache. Sie schließen nämlich von der großen Hitze, z.B. bei Syene in Ägypten, so 23_1/2 Grad vom Äquator liegt, daß kein Mensch weiter so leben könne. Indeß sind alle diese Länder sehr bewohnbar, und selbst Abyssinien, was viele hohe Berge hat. Sowohl hohe als niedrige Gegenden kennen diesen Unterschied gar nicht. Die Luft bringt Wechsel. Orte, wenn sie nahe an der See liegen, haben einige Stunden nachmittags gewiß kühlen Seewind. Hohe Gegenden befinden sich in der Mitte des Landes, und darauf ist es ohnehin kälter, als in der Ebene. Gebirge, die Schnee enthalten, halten diesen Schnee solange bei sich, bis andere niedrige Gegenden kein Wasser mehr haben, und das Schmelzen des Schnees geschieht vorzüglich erst, wenn durch die Sommerhitze warme Winde den Schnee erweichen - dieses Reservoir des Wassers, das den Mangel in den niedrigen Gegenden ebenso ersetzt, wie es bei uns einigermaßen die Waldflächen tun.
Ferner ist es eine Erscheinung, hohe Gebirge scheinen die Wolken an sich zu ziehen, niedrige, sandige Gegenden scheinen sie dagegen zu verjagen. Der Fall ist bei der Wüste Sahara. Der Grund, warum sie kein Wasser hat und es nicht regnet, ist (nach Kant), weil sie zu trocknen und heißen Sand hat, der es nicht erlaubt, daß Wolken sich darüber sammeln, und die größere Wärme auf den abyssinischen Bergen sondert sich dagegen die Wolken, woher die tropischen Regen in Ägypten kommen, die so sehr den Nil anschwellen. Schwenter (alter Autor) bemerkt die Frage: ob im Verhältnis der Grundfläche der Berg mehr Fruchtbarkeit äußern könne, als wenn er abgetragen wäre? Die Fläche des Berges ist größer, als die der Ebene. Die Stauden der Gewächse, die Bäume wachsen aus der Erde jederzeit vertikal, mithin ist eine größtmögliche Menge der Gewächse auf der Grundfläche mit derjenigen auf dem Berge gleich. Sie brauchen eben nur soviel Platz, als die Wurzel zur Befruchtung nötig hat und diese kann in jeder krummen Richtung liegen. Daher können sich auf der Bergslage mehr Pflanzen anwachsen, als auf der Grundfläche. Dagegen findet eine Ebene nicht die Abfälle durch . . . Steppen und Täler, durch unzugängliche oder sonst unnutzbare Flecken und man meint, daß Angoras Tal und Berg, Fläche und Erhabenheit gleich nutzbar sei.
{2000, S. 169}
≥ Bewegungen des Meeres ≤
entstehen 1. durch die Winde, 2. durch Ebbe und Flut, 3. (nach H. Kant) durch ungleiche Ausdünstungen der verschiedenen Gegenden des Meeres, z. E. an der Küste von Afrika ist die Ausdünstung größer, als in der Nordsee, dadurch entsteht eine Zuströmung von Norden nach Süden.
Die Winde machen 1. eine Wellenbewegung, die aber nur nach den Seiten zu sich zirkelförmig hebt und senkt, jedoch in Distanzen fortrückt, daraus 2. die strömende Bewegung entsteht.
Die Größe der Wellen ist schwer zu bestimmen, jedoch trifft es sich, daß die Welle dem unter ihr befindlichen Schiff den Wind abschneidet und dem auf ihrer Spitze befindlichen die Segel zerreißt, sodaß man wohl als 20-30 Fuß die größte Welle annehmen kann. Die Wellen selbst sind bald in einer Gegend lang, bald schlagen sie in einer andern kurz aus. Im Golf Vizcaya, an dem Fluß Garonne sind sie lang und es fährt sich leicht dadurch. Dagegen im schwarzen Meere und allen umschlossenen Meeren sind sie kurz. Diese verursachen eine schnelle Schwingung des Schiffs, so daß oft die Mastbäume zerbrechen und das Tauwerk zermüllert wird. Die Ostsee hat auch kurze Wellen, besonders beim Sturme. Indeß sind die kurzen Wellen furchtbar, da sie sich von den langen Wellen unmerklich unterscheiden. Gewöhnlich führen sie auf Banken und da sind sie Warnung für Befahren. Die Wellen brechen, sagt man, wenn sie auf andere Wellen zurückschlagen. Die See ist hohl, sagt man nach Endigung eines Sturms, wenn bei sich gelegtem Winde die Wellen sich schlagen. Dies ist für die Schiffe gefährlich. Gehen mehrere zusammen, so geraten sie aufeinander, da sie sich nicht vom Fleck abtreiben können. Aber auch außerdem sind sie ein Spiel der Wellen. Diese schlenkern mit dem Schiff und die Situation ist gefährlicher als beim Sturm, da nur nicht der Wind gegen die Segel drückt. Bei Genua ging so eine Flotte von Schiffen mit Oel verloren. Brandung ist eine Bewegung der See, mehr an der Küste, wodurch die Wellen zurückgeschlagen werden, indem nämlich die abfliessende Welle sich über die ankommende fortwälzt und sie zurückdrückt, mithin starken Druck vom Ufer ab verursacht. Dies hat seine Grade. Es ist die zehnte auch, bei Genua die fünfte und sechste Welle. Da wo nur der Haifisch die Seefahrer ans Ufer begleitet, ist es schon gefährlich zu landen. Ovid konnte die Brandung auf Tomi am schwarzen Meer als Verbannter erleben. Er beschreibt sie als fluctus decumanos (d. i. 10. Welle). Dergleichen Brandung differiert als eine langsamere Bewegung von dem heftigen Zurückschlagen des Wassers von hohen und steilen Ufern.
Die Afrikaner passen bei solcher Brandung jederzeit auf die erste
Welle nach der Brandungswelle und machen, daß sie inzwischen ans Ufer
kommen. Man braucht, um eine fortlaufende brechende See auf kurze Zeit
ruhig zu erhalten, das Öl, das die heftige Schwingung hindert,
besonders längs dem Ufer.
{2000, S. 170}
Diejenige Strombewegung, welche von der Ausdünstung des Wasser
herzurühren scheint, wird verursacht, wenn eine Ungleichheit des
Wasserstandes entsteht. Dies ist der Fall bei dem mittelländischen
Meer, wo das atlantische Meer bei Gibraltar eindringt und bis Syrien
und Palästina, diese See formend. Sie dünstet mehr aus, als sie durch
Flüsse Zuwachs erhält. Daher geht das atlantische Meer in seiner
Strömung von Westen nach Osten längst den Küsten von Italien,
Dalmatien, den Inseln des Archipelagus durch bis nach Syrien an der
asiatischen Küste herunter. Da nun der Einfluß des Mondes auf das
Wasser eine gegenseitige Strömung von Osten nach Westen verursacht, so
nimmt diese Strömung ihren Rückweg, und zwar an der Küste von Afrika,
weil hier die Küste nicht mit so vielen Vorsprüngen versehen ist, als
an der andern Küste, wo die Einströmung geht, die indeß dadurch immer
nachgezogen wird. So ist auch der Fall des Einflusses des Oceani
atlantici in die Ostsee durch den großen und kleinen Sund, die jedoch
mehr durch die stärkere Salzigkeit des Ozeans als durch die wagerechte
Stellung des Wassers unterhalten wird.
Die strömende Bewegung durch die Winde erfordert einen anhaltenden periodischen Wind. Denn es ist, als drückt man das Wasser in einer fortwährenden Richtung fort, die es auch 14 Tage hindurch behält, ehe ein neuer Strom anfängt. Ist der Wind dagegen nur von kurzer Dauer, so wird die Welle nicht fortschreiten. Die Oberfläche wird zwar bewegt, aber in einer Tiefe von 60 und mehr Fuß verspürt man keine Bewegung.
Ströme können auch Strudel erregen, die Bewegung mag von den Wellen oder durch den Einfluß der Sonne und des Mondes erregt sein. Die vornehmsten Strudel sind:
1. bei . . . . . . oder der Strudel zu Dannemark über Schottland gelegen. Hier ist die Strömung so groß, daß die Breite des Trichters 2 Klafter im Diameter und die Tiefe ein Klafter hat.
2. die Charybdis am Cap Fara zwischen Sizilien und Calabrien, der jedoch nur von Zeit zu Zeit. Die Wirbel bei Capo di Scipio oder Scylla sind mehr eine Brandung gegen die steilen Felsen zu nennen.
3. im Euripus, auf Euböa zwischen Negroponte und der böotischen Küste bei der Stadt . . . . . . ., welcher von den vielen Inseln des Archipelagus herrührt. Man erzählt von Aristoteles, daß er hier über die Ursache der Bewegung nachgedacht, indem hier des Tages und einige Tage hintereinander das Wasser wohl 6-10 mal steigt und fällt, und da er sie nicht gefunden, gesagt: si ego te non capere possum, tu me capias (wenn ich dich nicht fassen kann, sollst du mich fassen) und sich ins Meer gestürzt habe.
4. Bei dem Mosköstrom in Norwegen entstehen die Wirbel von der
Zuströmung, die von allen Seiten her erfolgt. Sie scheinen zu einer
Zeit alles in sich zu verschlingen, zur andern wieder auszuspeien.
Dies rührt von der Ebbe und Flut her.
{2000, S. 171}
Ist die Gegend voller Felsen, wie im Archipelagos, so ist die Ebbe
und Flut nicht zu gleicher Zeit zugleich an allen Orten, nach einerlei
Richtung, sondern das Wasser strömt sich entgegen und daraus entsteht
die sich kreuzende Bewegung des Wassers, das alsdann hoch stürmt und
sehr unruhig ist.
|P_23v {S. 177}
Es ist frappant auf der Stromkarte, das allgemeine Erdniveau und Verteilung
der Ströme zu bemerken {am Rande:} [Württemberg hat allein
200 Ströme in sich], man gerät auf den Gedanken von einer
künstlichen Einrichtung. H. Kant glaubt,
daß der alte abströmende Ozean diese Abhängigkeit eines Wassers
vom andern und den daher entstehenden allgemeinen Zug verursacht habe.
|P_24 {S. 177}
selbst der Pico auf Teneriffa scheint zwar allein zu thronen
gewiß gehören zu seinem Fuß unter dem Meere unsichtbare
Bergspitzen
|P_36 {S. 179}
{Untersuchungen am Berg} Schöne Gallien [Schiehallion / Schehallien]
|P_36v-43v {S. 179: beschäftigen sich mit Erdbeben und Vulkanen}
|P_38v-39 {S. 179}
die jetzt sichtbaren [feuerspeienden] Berge aus der Feuermaterie entstanden
und zuvor nicht gewesen; welches auch die Verschiedenheit der Straden [lies:
Strata] sehr wohl bestehen läßt
|P_43v {S. 179 stellt} einige Gemeinschaft {zwischen dem Magnetismus und der die vulkanische Erderschütterung bewirkende Feuermaterie als wahrscheinlich hin.}
|P_44v {S. 177}
abhängige Strata sich befinden, die Wasser durchführen und halten
können, da gibt es denn die Steppen. ... Dort ist denn auch kein Ackerbau
möglich, denn die Quellader leistet unter anderm durch ihre
Ausdünstung dem Getreide und Wurzeln der Vorteil, daß es sie
befeuchtet, und so den Wachstum befördert.
|P_52 {S. 182: über Flußschlängelungen, ein- und ausspringende Winkel, Mittel zur Reinhaltung der Becken von Flüssen und Kanälen. An den Schlängelungen} lassen sich auch an trockenen Gegenden zwiwschen den Bergen die ehemaligen Stromgange(?) erkennen
|P_76-84 {S. 182: behandeln den Einfluß des Vulkanismus, der Verwitterung, des Regens, der Flüsse, des Meeres auf die Bildung der Erdoberfläche, ganz in der Art der früheren Hefte (vor allem P [Volckmann] und Q [Puttlich])}
|P_77v-78 {S. 182} denn das Wasser, was jetzt Seen Ströme und Meere bildet, mußte sich erst die Höhen bilden die es verließ. Es zog sich der Ozean aber mit wechselnden Rückungen(?) und mit großer Revolution fort und zurück. Aus den durchwässerten Höhen setzte sich eine ungleich größere Menge Wasser ab, als jetzt die Quellen von Regenwasser erhalten können - nach und nach trockneten die Berge aus, und die entstandenen Ströme wurden kleiner
|P_78-81v {S. 182: es wird erörtert, ob das Meer sinke oder steige, das Land zu- oder abnehme}
|P_82v {S. 187: scheint die Annahme, daß} vielleicht die Zona Torrida sich jetzt in dem Strich befindt, wo vordem die Nordsee gewesen, und in der Art die Erde sich umgewälzt hat, {wenigstens als möglich zulassen zu wollen.}
|P_85v-86v {S. 183f.}
Der Lauf der Ströme scheint zu erweisen, daß die Länder der
alten Zeit nicht, wie Inseln vom Meere umgeben gewesen, sondern daß das
Land das Meer in einer großen Menge Bassins in sich verschlossen gehalten
habe; daß aber durch wiederholte Revolutionen das Meer ausgerissen,
Flußbette formiert, Seen zurück- [sc. gelassen], es ganz verlassen,
und das Land umgeben. Stellet man sich die ursprüngliche Erde als einen
Behälter von elastischen Dünsten. Wasser Feuer und Luft vor, und nimmt
man an, daß sie sich alles dessen nach und nach entledigt, so mußte
es nieder [? niedre?? weiter???] gesenkte Gegenden geben, wohin das Wasser
seinen Lauf nahm, - gewiß ruckweise, durch verschiedne Revolutionen. Man
sieht dies alles an den Flußgebieten, die große Ströme und Seen
noch jetzt formieren, oder formiert haben, z E. Boehmen gibt zur Elbe ein
Flußgebiet ab, daß es, wenn die Elbe bei Königstein
gedämmt würde, eine allgemeine See werden müßte ... . An
den Gebirgen kann man die Gebirge alter und neuer Zeit unterscheiden. Alle
große uralte Gebirge bestehen aus 3 Materien. 1. Granitgebirge, enthalten
keine Mineralien oder Erdgewächse, haben auch nicht Hornschiefer, oder
ursprünglichen Kalch, der auf Hornschiefer sitzt. Diese Produkte auf der
Oberfläche sind neuer Art. {[Nachträglicher Zusatz:}
"Sie enthalten überhaupt keine Spuren, daß eine ältere Welt
gewesen, und eine Revolution vorgegangen - Sie [?] haben keine Strata oder
Flötzen. Ihre Oberfläche kann wohl Schichten von Horn, Tonschiefer
etc. haben, aber auf ihre Grundfläche kommt es an."] 2. Hornschiefer
oder Quarz (blättericht), aus Materien schieferartig zusammengesetzt, die
aus Granit ausgewaschen sind. 3. Kalchgebirge, aber {[verschrieben
für} "darin"?] der uraltes [!] Kalch enthalten. Das letzte
Produkt scheinen die Sandsteingebirge gewesen zu sein. Alle neuere Gebirge sind
a. flötzartig, sie mögen aus Schiefer oder Kalch bestehen. Alsdenn
liegen ihre Schichten der Regel nach horizontal, selten senkrecht. Sie halten
Mineralien in sich. b. Davon diff.[erieren] die Ganggebirge deren Strata gehen
nicht parallel, sondern sie haben Risse und Klüfte so mit andern Materien
ausgefüllt sind diese Striche nennt man Gänge.
|P_87v-90v {S. 184-186}
Um sich die alte Erdgeschichte und derselben Gestalt und Bildung zu
erklären, muß man annehmen, daß die Erdmasse ursprünglich
eine chaotische und zwar flüssige Materie gewesen, wie dies auch Newton aus der [der]zeitigen Figur der Erde durch das
Verhältnis ihrer Abplattung zur Axe nachgewiesen. Sie enthielt alsdenn alle
Materie, elastische Luft, Feuer, Wasser etc. und alles Land war weich. - Diese
Materien sonderten sich durch Ausdünstung der Luft Abfluß des
Wassers, etc. ab. Dadurch setzten und senkten sich Gegenden so entstanden Berge,
Felsenklüfte wurden ausgewaschen, und in den tiefern Gegenden blieben die
Ströme. Diese Art der Entstehung der Figur beweiset auch der Umstand,
daß man auf der Mitte von Sand- oder Kalchgebirgen Granitblöcke
findt, ohnerachtet jetzt Granit nicht anders als in den Granitbergen selbst
entstehen kann, denn er erfordert eine Mischung von Spat, Quarz und Glimmer. -
Alle Granitsteine in unsern Gegenden, unser Steinpflaster ist aus entfernten
Gegenden her z E. in Preußen bis aus dem karpathischen Gebürge, als
dem nächsten Granitgebürge. - Zu vermuten ist daher, daß bei der
ursprünglichen Explosion der Wassersturz dergleichen Granitblöcke auf
entfernte Gegenden fortgerollt, die man daher auch Geschiebe nennen kann. Es
ist nicht zu glauben, daß, wie Buffon
behauptet, die Erde sich aus einem von der Sonne abgerissenen Feuerklumpen
geformt habe. Denn alle Spuren zeigen, daß die Erde ihre Gestalt durch
eine Wassermaterie erhalten. - Man findt in den großen Gebürgen z E
in der Schweiz wohl Spuren der Entstehung durch Auswaschung, aber keine Vulkane
noch Wirkungen einer Feuermaterie. Aber das meint Hr. Kant wohl annehmen zu können, daß die Erde,
nachdem sie ihr Chaos, welches in Wasser aufgelöst war, getrennt, dennoch
allmählich blos auf der Oberfläche getrocknet und gehärtet sei,
daß dieses durch die innre Erdwärme, die der Erde eigentümlich
zugehört, geschehen, daß aber eben dieses Chaos sich nur tiefer nach
dem Mittelpunkt der Erde begeben, daß hier der ohne Verhältnis
größere Teil des Wassers verschlossen sei, hier eben die Luft und
Feuer Materie subsistire daß diese durch Luft [?] Dampfe von Zeit zu Zeit
aus der Erde herausgehe, die durch die Ausdehnung entstandene Höhlen
zusammenfielen und dergleichen Landstriche das Meer, und, wenn es unterm Meer
arrivire [?], daher das höhere Meer das Land überfließen
könne, ja daß das Herausströmen der innren Erdwärme zur
Unterhaltung der Fruchtbarkeit so notwendig sei, daß wenn man sich auch
das Zentrum der Erde als einen ausgetrockneten Körper denke, alsdenn die
Erde unfruchtbar werden müsse. Er nimmt an, daß die Luft Materie den
großen Anteil bei dem Wachstum aller Produkte habe, daß Wasser
selbst aus Luft und Erde bestehe, daß [wenn] sich die Luftmaterie von der
Erde abgesondert, [sie] den wenigsten Teil der Substanz übrig lasse z E.
bei der Holz- und Menschen-Asche, wie wenig sei dies gegen frisches Holz, und
lebenden Menschen. - alles Verflogene nennt er Luft Materie. - Der Ersatz
erfolge aus der ausströmenden inneren Erdwärme. Er nimmt ferner an,
daß in der alten Welt diese innre Erdwärme in so reichem Maß
vor der Abhärtung der Erdfläche ausgeströmet habe [!], daß
es wahrscheinlich sei, unsere Luftatmosphäre habe damals einen weit
größeren Umfang als jetzt gehabt, und sei vielmehr gleich einer
kometischen Atmosphäre die 5mal größer als ihr Kern gewesen. Er
hält es daher für möglich, daß die jetzt an den Polen
unnutzbaren Gegenden, wo keine Gewächse Tiere und Menschen sind, damals
können ebenso fruchtbar als südliche Gegenden gewesen sein.
{Als wichtige Tatsachen zu Gunsten dieser Möglichkeit werden dann die Funde von Elephanten- und andern Knochen, sowie von Bernstein am resp. im nördlichen Eismeer angeführt; die Hypothese von Pallas: daß eine Ueberschwemmung vom indischen Meer aus über die Mongolei und das altaische Gebirge hinweg jene Tiere und Produkte in die nördlichen Gegenden geführt habe, genügt nicht wegen der auf der Insel Disko an der Westküste Grönlands aufgefundenen Steinkohlenflötze. Bei Kants Annahme dagegen erledigen sich angeblich alle diese Schwierigkeiten auf die einfachste Weise: zur Zeit des kometischen Dunstkreises hat die Sonne die Erde nicht erwärmt, sondern nur erleuchtet in dem Maß, wie es jetzt die umwölkte Sonne tut; die innere Erdwärme machte es deshalb an allen Orten gleich warm, so daß alle Tiere und Gewächse überall gleich gut fortkommen konnten; da aber} nach und nach die Menge von Krater[s] auf der Erde, woraus die Wärme-Materie floß, sich abgekühlt, sich resorbiert, die Materie [sich] nach dem Innren zurückgezogen [hat und] die Luft kälter und freier geworden { ist, so mußten Menschen und Tiere, soweit sie nicht imstande waren, sich den veränderten Temperatur Verhältnissen anzupassen, zu Grunde gehn.}
|P_1
/ ≥ Bemerckungen aus dem Vortrage des H. Kant über physische
Geographie pro 1793 ≤
|P_4
{ Hinweis auf F. W. Otto: Abriß
einer Naturgeschichte des Meeres }
|P_11
{ Nachrichten aus dem Reisebericht von Willaim Bligh }
|P_11'
{ man verstehe } seit einigen 20 Jahren { Seewasser trinkbar zu
machen. }
|P_17
ja H. Kant nimmt an
|P_38
Canterzani führt von Boulogne an,
daß man es [sc. das Erdbeben] in einer Straße fühlt, in der
andern dagegen nicht.
|P_40' {AA-Kant XIV: 616}
{ Erwähnung des Vulkan Katleggia auf Island }
|P_83 / p. 84'
{ über Elephantenfunde am Ohio: Knochen }
|P_84 {AA-Kant XIV: 620}
Unter allen Zooliten hat man bis jetzt keinen Antropoliten entdeckt. Scheuchzer in [seiner] Natur_Geschichte Cap [? bey ?]
homine diluvii teste hat zwar in der Schweiz davon Spuren entdecken wollen,
indeß ist in der Folge entdeckt, daß es eine Seekatze war. Camper einer der grosten [? großen ?] Naturforscher
versichert dies, daß er aller Bemühungen ohnerachtet keine
Antropoliten entdecken können.
|P_121-122 { Adickes 1911, S. 269 }
{ das Kamel }
|P_124'
{ über Lesseps Bericht über die Art des Zobelfangs }
|P_150' / p. 149 {AA-Kant XIV: 635}
Lieut Anbouri erzehlt von einer kleinen Stadt bey Boston,
daß im letzten Krieg ein Heer [?] Frosche durchgezogen und die Leute glaubten,
daß es ein Geschrey der Franzosen ware. Ihr Teich war ausgetrocknet, und sie suchten
einen andern Sumpf.
|P_153 / p. 153'
{ über Frisch ad Zugvögel }
|P_178' {Adickes 1924/25, S. 404 Anm.}
≥ Die Durchwanderung der Länder der Erde in physischer-geographischer
Rücksicht ≤
|P_182b {Glasenapp S. 102}
/Die Chinesen haben fünf Bücher von allgemeiner Achtung, die
%.sogenannten King. Darunter ist eines, der Yea-king [Yi-king], so
unverständlich, daß die Chinesen selbst es nicht erklären können, es
ist mit ganz oder halb gebrochenen Charakteren oder Zeichen
geschrieben. Manche suchten darin Syllogistik . . . Leibniz hingegen
eine Dyadik, die Lehre vom Grundwesen. [Er] ließ eine Medaille cum
symbolo schlagen: omnibus ex nihilo ducendis sufficit unum.
{ Ms 1729 p 164
/Siam hat eine Weile unter Ava und Pegu gestanden, jetzt aber hat es
sich losgerissen } { (vgl. Ms Ub 9 p 184) } {Glasenapp S. 57}
|P_184 {Glasenapp S. 92f.}
/Die Königreiche Tunquin und Corea sind an sich unabhängig von China,
außer daß sie jährliche Gesandte mit Geschenken an den Kaiser
schicken. Diese Länder und Einwohner sind sonst in ihrer Sprache,
Künsten und Sitten den Chinesen ganz ähnlich.
|P_184 {Glasenapp S. 98}
/Um Ähnlichkeit ist es ihnen { den Chinesen } gar nicht zu tun, so ist
es auch bei ihrer Bildhauerkunst. Sie haben dies mit den Ostindiern
gemein. Die Statuen ihrer Götter zeigen es, daß sie ihre
Glückseligkeit in der Behaglichkeit suchen, denn sie haben alle dicke
Bäuche. Die Banianen ohnerachtet sie eine weit klügere Nation sind,
haben auch den Fehler, daß sie für den fetten Bauch sorgen . . .
|P_186 {Glasenapp S. 40}
/{ Nennt Kant } die Transmigration das Fundament der indischen
Religion.
|P_186' {Glasenapp S. 59}
/Schon die Griechen kannten diese Religion (der Lamas), wie man aus der ...
[Erwähnung?] unsterblicher Menschen schließen kann. { Daß
Gotama (in Birma), Samanakodom, d. h. Samana Gotama (in Siam), Butso und Shaka (in Japan),
Fo (in China), Burchan
(in Tibet) Bezeichnungen des Buddha sind, ist Kant
bekannt (Ms 1729 p 156, 2599 p 310, 329). Wenn Ms 1729 p 103 Buddha mit Vishnu
identifiziert wird, so rührt dies wohl davon her, daß im
späteren Hinduismus Buddha als Inkarnation
Vishnus gilt. }
|P_187a {Glasenapp S. 75}
/Man hat bis jetzt gezweifelt, ob die Einwohner { von Tibet }
wirklich den Stuhlgang des großen Dalai-Lama verzehren, indes
bestätigt es Pallas dahin, daß sie ihre
Speisen damit bestreuen und daß ihm geklagt sei, daß davon so wenig
zu haben und dies wenige sehr kostbar sei.
|P_189a {Glasenapp S. 34}
/Die indostanische Nation teilte sich von uralten Zeiten her in vier
Kasten oder Stämme . . . (Brahmanen, Rajputs, Banians, Parias). Dann
gibts noch Leute, die zu keiner Kaste gehören . . . dies sind
vollkommen verstoßene Menschen, so in den Wäldern leben . . . Man
scheut alle Kommunikation mit ihnen. { Kant erwähnt dann, daß in jeder
Kaste zahllose Unterabteilungen bestehen, welche auf ganz "subtilen
Distinktionen" in der Art ihre Arbeit zu verrichten usw. beruhen und
meint, daß die Disharmonie der Kasten die Nation nie zu einem
gemeinsamen Zwecke bringen kann. Ms 2599 p 328 hebt den überragenden
Einfluß der Brahmanen hervor. Ms 2582a p 65 wird der Diebskaste
gedacht. }
|P_190 {Glasenapp S. 32}
Unter den Geistlichen sind die
/{ Kurze Angaben über Büßer p. 190 und Ms_1729 p 162; Ms_1869 p 205.
Von den Fakiren wird in der Vollmerschen Ausgabe der %physischen
Geographie II, 2 p 235ff. unter Heranziehung antiker Schriftsteller
gehandelt. Es folgt dort ein Abschnitt über die Bayaderen. }
|P_190 {Glasenapp S. 36}
/Der Wedam [Veda] ist das Symbolum ihrer Religion und hat fünf Bedas
oder heilige [Bücher?], so die Fundamental-[Lehrsätze?] der
indianischen Religion enthalten. Sie sind in der indianischen
Ursprache, der sanscritischen Sprache, das ist der gelehrten Sprache
geschrieben. Diese Sprache heißt ,gelehrt', weil sie wegen ihrer
Präzision und Simplicitas sehr künstlich ist.
{Glasenapp S. 39}
/{ p. 190 betont, daß alle diese Wesen nur [Formen] von einem
unermeßlich großen Ur-Ober-Wesen sind }
|P_194b {Glasenapp S. 114}
/Ihre { der Japaner } Religionsekten sind dreifach:
/a) die der Kami oder der Religion der abgeschiedenen Seelen und der
Burchane der Indier und der Heroen . . . dies ist die herrschende
Religion des Dairi;
/b) der Buzdo (Butsu), darunter der Budda oder ›lebendiger Fo‹ auf chinesisch genannt,
verstanden wird . . .;
/c) die Siuto-Religion oder Religion der Philosophen. Diese [negierte]
alle äußerlichen Religionsgebräuche und breitete sich im vorigen
Saeculo ungemein aus, daher sie sehr unterdrückt wurden.
|P_198'
{ Nachrichten über Dahomey, dazu die Quellenangabe } Norris Beschreibung von Vuida
|P_203'
≥ finitum d 14. 7_br 93 ≤
|P_???
de Merian { Adickes 1911, S. 225 statt de Mairan }
Alles, was ich in ihr [sc. Königsberger Nachschrift der Vorlesung des Sommers 1793, d. i. Ms Vigilantius] näher angesehen habe, weicht von den parallelen Darstellungen in der Rinkschen Ausgabe dem Inhalte nach zum Teil, der Fassung nach ganz ab. Schon die in der Einleitung kurz vorgetragene »Mathematische Geographie in physischer Rücksicht«, welche »sich mit der Grösse, Figur der Erde und deren Einteilung durch verschiedene Linien beschäftigt, die vermöge ihrer Bewegung um die Sonne und ihre Achse gedacht werden müssen«, hat eine andere Ausführung, aber mehr noch »der allgemeine Teil der physischen Geographie, der die Oberfläche von Land und Seen behandelt«, wie »der zweite Teil der physischen Geographie«: »Die Produkte der Länder oder Naturalien im Reiche der Natur, so wie sie die verschiedenen Gegenden der Erde erzeugt haben«, und »die Durchwanderung der Länder in physisch-geographischer Rücksicht«. Da findet sich z. B. in der ersten Abteilung des zweiten Teils nicht ein besonderes »Hauptstück«, ein besonderer »Abschnitt: Vom Menschen«, wie in der Nachschrift aus dem Jahre 1784 [= Ms. 1869] und in der Rinkschen Ausgabe sondern es wird zu Anfang des Tierreichs »primordialiter der Mensch, als Gattung der Tiere in seiner Mannigfaltigkeit unter den Menschen nach den verschiedenen Weltstrichen« behandelt, und zuvörderst eine Auseinandersetzung, die sich weder in der Nachschrift aus dem Jahre 1784 noch in der Rinkschen Ausgabe findet - darüber gegeben, dass »sich nur eine Menschen-Gattung, nicht verschiedene Arten der Menschen auf der Erde annehmen« lassen. Und in der zweiten Abteilung des zweiten Teils ist die Regierungsweise, die gesellschaftliche Ordnung, die Religion der orientalischen Völker, zumal der Chinesen und der Hindostaner, bestimmter und genauer skizziert, als in der Nachschrift aus dem Jahre 1784 und in der Rinkschen Ausgabe.
Datum: 06.02.2006 / 16.03.2008 / ... / 18.06.2013 / ... / 27.06.2018 / 17.05.2019