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Vorlesung | 11.11.2010, 06:30 pm Uhr – 09:00 pm Uhr

Evolution und Entwicklung moralischer Gefühle

Bild_Flyer_Evolution_MoralWas sagt die Evolutionsbiologie darüber aus, wie wir Sympathie und Empathie verteilen, wann wir ein schlechtes Gewissen, Scham, Schuld oder Dankbarkeit empfinden, weshalb wir überhaupt moralische Urteile fällen, weshalb wir so sehr nach Anerkennung und Konformität streben und soviel Zeit mit dem Tratschen über andere verbringen? Welche solcher moralischen Emotionen lassen sich zumindest in Ansätzen bei unseren tierlichen Verwandten wiederfinden?

 

Ziel der Vorlesungsreihe „Evolution von Moral“ ist es, unseren Blick für den Eigennutz in unseren moralischen Handlungen zu schärfen, und so einige geläufige Ansichten über die Natur des Menschen zu hinterfragen. Eine solche Form der Selbstkritik ist weit entfernt von einem „naturalistischen Fehlschluss“. Anstatt den status quo als „natürlich“ zu rechfertigen, entlarvt der evolutionär geschärfte Blick so manche unreflektierte Einstellung und moralische Überheblichkeit als fragwürdig.

 

Im zweiten Teil der Akademievorlesungsreihe "Evolution von Moral", die von der Jungen Akademie im Rahmen des Jahresthemas 2009|2010 "Evolution in Natur, Technik und Kultur" veranstaltet wird, stellen Monika Keller und Jörg Wettlaufer Überlegungen zur Entwicklung moralischer Vorstellungen und Gefühle an.

 

 

EVOLUTION UND ENTWICKLUNG MORALISCHER GEFÜHLE

 

 

Jörg Wettlaufer
Christian-Albrechts-Universität Kiel

 

Das Schamgefühl ist ein klassisches moralisches oder auch selbstreflexives Gefühl, dessen Untersuchung sowohl unter evolutionären als auch ontogenetischen Gesichtspunkten in den vergangenen Jahren stärker ins Zentrum wissenschaftlicher Forschung gerückt ist. Aus evolutionär-anthropologischer sowie historischer Perspektive sollen in diesem Beitrag Fragen zur Funktion des Schamgefühls und seines sozialen Gebrauchs am Beispiel der historischen Pädagogik sowie des Strafrechts diskutiert werden. Ausgangspunkt der Überlegungen ist das doppelte Gesicht der Scham als einerseits universelle Anpassung, die zur Grundausstattung jedes Menschen gehört und andererseits als kulturell-plastisches Gefühl, das im Laufe der Kulturgeschichte nicht nur Westeuropas in vielfältiger Weise Normen und Grenzen des menschlichen Verhaltens bestimmt und gesetzt hat und dies auch weiterhin tut. Gerade aus dem Kulturvergleich ergeben sich interessante Ansatzpunkte dem Wesen dieser Emotion, ihrer biologischen und moralischen Dimension sowie ihrer Verschränkung mit der Kulturgeschichte näher zu kommen.

 


Monika Keller

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung


Die Frage, ob es eine basale „moralische Kompetenz“ gibt, die der Gattung Mensch zueigen ist und ob diese Kompetenz auf Kognition oder Gefühl beruht, wurde und wird gerade wieder in verschiedenen Disziplinen heftig diskutiert. Ich werde dieser Frage unter ontogenetischer Perspektive nachgehen. Ich gehe dabei von der Annahme aus, dass Moral auf der Bindung an Normen der Reziprozität beruht. Dies beinhaltet sowohl kognitive Prozesse der Koordination von wechselseitigen Erwartungen (Verschränkung von Perspektiven), wie auch motivationale Dispositionen und ein Repertoire von Gefühlen, die mit der Verletzung von Reziprozität einhergehen (z.B. die korrespondierende Struktur von Schuldgefühlen im Selbst und Empörung im Anderen). Ich werde anhand von zentralen Beispielen aufzeigen, wie sich die individuelle Entwicklung von moralischen Vorstellungen und moralischen Gefühlen vollzieht. Diese Beispiele können im Hinblick auf die Frage nach der Bedeutung von Kognition und Emotion diskutiert werden.

 

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

 

 

Die nächste Akademievorlesung der Reihe "Evolution von Moral":

 

- Donnerstag, 13.01.2011: "Naturalistische Ethik ohne naturalistischen Fehlschluss?" mit Eckart Voland und Gerhard Ernst

Kontakt:

Birte Bogatz
bogatz@bbaw.de
Veranstaltungsort:

Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Einstein-Saal, Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin

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