Paris, den 16. Januar 57
Rue Chateaubriand 19
Du musst verzeihen, wenn ich erst heute meinen Brief beginne, trotzdem doch Du mir unterdes
zwei sehr liebe geschrieben hast. Es freut mich unendlich, dass meine kleinen
Geschenke Deinen Beifall erhalten haben und auch die beiden lieben Kleinen sich
darüber gefreut haben, nur fürchte ich, sind sie nicht genug wattiert, wie Du
mir wenigstens selber es schon in Basedow anvertrautest, nachdem Du sie als ungebetener Gast
gesehen hattest. Auch bin ich dem alten guten Carl sehr verbunden, dass er mein kleines Geschenk angenommen,
ich weiß nie, was eigentlich ihm schenken, und da habe ich mich immer zu meiner
Schokolade retiriert. Ach meine Anna, die letzten Nachrichten über die teuren
Eltern und Dich sind ja wieder recht schlagend, nachdem mich Dein letzter lieber
Brief auf Genesung hoffen machte. Seit
1853 stand Hosäus im Dienst des Erblandmarschalls Graf Hahn und
unternahm mit dessen Söhnen Reisen nach Frankreich, der Schweiz,
Italien, Spanien, Belgien, Holland, England, Irland und Schottland.1859
promovierte er. Wahrscheinlich ging es um seine Freigabe, denn ab 1863
war er als Gymnasial-Oberlehrer in Dessau tätig. Herzog Friedrich I. von Anhalt berief ihn
1866 zum Erzieher seiner beiden ältesten Söhne. Siehe dessen Nachlass im
Landesarchiv Sachsen-Anhalt.
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Hosäus hat an den Minister des Innern
geschrieben vor einigen Tagen. Nicht war, meine Anna, das ist doch ein bloßes Gerücht, dass Du mit Ihrer
Schwägerin
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Magdalenen
nach Berlin gehen willst, um bei Hofe Dich einmal wieder zu zeigen?
Ich danke Dir, meine Anna, dass Du so liebevoll auch meine Geschenke alle
aufgebaut hast, auch die übrigen verteilt hast, mehr oder weniger nach meiner
Meinung. Nun, es schadet nichts, aber weist Du, Cuno schrieb mir, er danke mir im Voraus für mein Geschenk, was
er doch nun nicht bekommen hat, und hoffe, er werde es noch bekommen. Da er mir
aber ein so grandioses Geschenk mit einer wundervollen Reisedecke gemacht, so
muss ich ihm schon etwas schicken. Editorische Auslassung [...]
Ach, wenn ich nur erst Paris im Rücken
hätte, das heißt in der Richtung nach Berlin, oder am liebsten wohl natürlich nach meinem lieben
Basedow, Im Juli
1857 zog er nach Tressow, vgl. GStA PK, XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv
Lehndorff-Steinort, Nr. 52, n. f. (10. Juli 1857).
[Schließen]denn ich möchte nirgends woanders noch hinreisen, doch fürchte
ich, dass ist die Absicht. Nun, ich
will es ruhig abwarten. Editorische Auslassung [...]
Zitierhinweis