Berlin, 15. Mai 1870

Gnädigste Gräfin!

Indem ich Ihnen die Auszüge aus den Briefen von Frl. Heye übersende und bitte, dieselben durchzublättern, möchte ich Ihre Nachsicht insofern in Anspruch nehmen, wenn es Ihnen viel und manches überflüssig erscheint, als ich gezwungen war, eben sowohl den Total-Eindruck des Verhältnisses zu geben, wie die festen und auszusprechenden Rechtspunkte durch ihr eigenes Zeugnis zu beweisen. Massen von Briefen, ja Tagebücher liegen dazwischen, in denen sie aber fast nur persönliche, ganz individuelle Verhältnisse und Anschauungen festgehalten hat, aus denen sie sich nun auf das Sachliche in der Kapellanangelegenheit beschränke.   Editorische Auslassung [...]

Ich möchte bitten, ob Sie nicht am Donnerstag Abend den Tee bei uns nehmen wollen? Mir wäre es von größtem Wert, Sie noch einmal ordentlich zu sprechen, um mich in Übereinstimmung mit Ihnen zu fühlen bei den die Sache betreffenden Schritten, die demnächst zu tun sind.

Ob Ihr Herr Gemahl Sie begleiten oder vielleicht abholen wollte, stelle ich anheim.

In aufrichtigster Verehrung A. v. Mühler
geb. v. Goßler

Zitierhinweis

Adelheid von Mühler an Anna Gräfin von Lehndorff. Berlin, 15. Mai 1870. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_bb2_n55_hdb