Ausfertigung: APO, Bestand 382 FA Lehndorff, Nr. 578, Bl. 43-43v Link zum Digitalisat
14.03.1883
Über die Befähigungen einer Waisenhausmutter hatte sich Pfarrer Westphal am 18. Oktober 1872 gegenüber der Gräfin (Bl. 11-11v) geäußert. Sicher müsse sie „rüstig, tüchtig, arbeitsam, reinlich, mit Kindern umgänglich und womöglich Witwe, vor allem auch christlich” sein, allein die Frage, welchem Stand sie angehören solle, konnte er auch nicht beantworten. Der Begriff „eine einfache Frau” sei dehnbar. „Soll es eine einfache Arbeiterin sein?” - diese sei zu ungebildet, um den Platz ausfüllen zu können, denn man benötige „Umsicht und Intelligenz wie auch Erfahrung aus größerem Lebenskreise”. Bei einer Frau aus dem Mittelstand, etwa eine Handwerker- oder Beamtenfrau, frage sich, welche Arbeiten ihr zugemutet werden können - etwa Wasser tragen, waschen, scheuern, kochen oder ob sie dafür eine Magd benötige. Zu klären sei auch, „was ihr für ihre Dienste geboten wird”, freie Speisung, Kleidung und Wohnung oder auch Gehalt oder Lohn und in welcher Höhe. Bevor diese Fragen nicht beantwortet seien, könne er weder jemanden suchen noch jemanden empfehlen. - 1885 sicherte Gräfin Lehndorff für sich und ihre Erben der Waisenmutter Louise Lamprecht, die dem Waisenhaus eine großzügige Spende von 700 Rtlr. gemacht hatte, freie Wohnung und Speisung auf Lebenszeit zu, der notariell beglaubigte Vertrag in: APO, Bestand 382 FA Lehndorff, Nr. 590, Bl. 12. 10 Jahre später war Lamprecht nicht zurechnungsfähig und die Zustände im Waisenhaus unhaltbar, trotzdem wurde ihr die Funktion nicht entzogen, vgl. Westphals Schreiben vom 22. Dezember 1893 ebd., Bl. 13-14v. Weiteres Material zum Mädchenwaisenhaus in Drengfurth in: APO, Bestand 382 FA Lehndorff, Nr. 588-594 (1854-1894).
Regest: Die Waisenmutter Louise Lamprecht dankt für Kleider, Laken, Wolltücher und Naturalien. Über das kranke Kind könne sie nichts Gutes berichten, es leide unter „vollständiger Abzehrung und nun hinzugetretener Wassersucht. Das arme Kind sieht elend aus und verfällt sichtlich.“