Königsberg, den 30.10.
Große Schlossteichstraße I

Meine liebe Anna.

Du weißt vielleicht, dass mein Schwager Knobloch, dessen Frau eine Paleske, nach langem schweren Leiden  Er starb am 5. Oktober 1891, vgl. https://billiongraves.com/grave/Therese-Freiin-v-Paleske-v-Knobloch.
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in Berlin im Invalidenhaus gestorben.
Meine arme Schwägerin ist total mittellos. Ihre jüngste Tochter im Alter meiner Erna hat das Examen gemacht und wird sich durchschlagen, aber die Älteste ist in trostloser Lage. Kannst Du, meine gute Anna, die Du sicher das alles weißt, mir nicht sagen, wie und ob man dem armen Mädchen (30 Jahre alt) zu einer Stiftsstelle oder einem Beruf, wo sie Gehalt bezieht, verhelfen könnte? Gibt es nicht Stifter, die die Kaiserin vergibt? Wenn es auch nur Geld wäre. Oder weißt Du zufällig ein Haus, wo eine Gesellschafterin bei einer alten Dame, altem Herrn oder jungen Mädchen gesucht wird? Ich würde Dir so dankbar sein, könntest Du mir wie stets raten, wohin ich mich am besten wende.

Wie schrecklich leid tat es mir, dass ich   Unleserliche Stelle [...] in Woplauken war, nicht heimisch warst   Editorische Auslassung [...] Es folgen Ausführungen über ihre Gesundheit.

Bist Du allein in Steinort oder hast Du Besuch? Ich war diesen Sommer in Kilgis, für mich und meine Kinder immer eine Wonne, dort zu sein, in dem   Unleserliche Stelle [...] Familienkreis an dem wunderhübschen Ort. Mein liebes Elternhaus wird mir dadurch, so weit es geht, ersetzt.

Meine Kinder küssen Dir die Hand und ich bleibe meiner lieben Anna in unveränderter Liebe stets Deine dankbare M. Droste
Gf. Kalnein

Zitierhinweis

Malwina von Knobloch an Anna Gräfin von Lehndorff. Königsberg, 30. Oktober 1891. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_gbh_3bw_fdb