Ems, 18. Juli

Mein lieber Waldersee,

Ihre Sendung ist angekommen und hat S. M. unsern Allergnädigsten Herrn sehr amüsiert, Er lässt Ihnen bestens danken. Mit Albedyll besprach ich Ihr Wohl und Wehe, er wird sich direkt an Bismarck wenden, um einen  1871 war Waldersee als diplomatischer Geschäftsträger des Deutschen Reichs in Paris. 1873 wurde er Stabschef des X. Armeekorps in Hannover.
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Druck auf Ihre Entbindung zu üben, und hat den Eindruck bekommen, dass Sie gern zu Ihrem Regiment gingen.
Das ist ja die Hauptsache, den Erfolg seiner Schritte muss man abwarten, Ich wünschte, da sie den Spaß aus der Satisfaktionierung haben, dass Sie möglichst bald umbeschäftigt aus dem ronge entschlüpften.

Hier geht es im allgemeinen gut, mit kleinen Unterbrechungen durch Magen-Derangements verläuft die Kur glatt; wir hoffen dass der Herr nachher nach Gastein geht, was Ihm unbedingt recht notwendig wäre, aber bestimmt wird es nichts – wie gewöhnlich! Außer uns ist Alter(?) mit, sonst viel Kabinett beiderlei Geschäfts. Ems ist nicht so voll wie sonst, weniger vertraute Weiber – wenigstens nicht die Klasse. Ein paar   Unleserliche Stelle [...] tiefer ist das Bedürfnis an Ruhe vollkommen gedeckt. Ihre Beschreibungen aus Versailles und dass Sie nicht mehr ohne Millionen ausgehen, hat dem Herrn Spaß gemacht. Heute hatten wir hier zwei Hagelschläge, wie ich sie nie erlebte. Der Wein wird barbarisch geklopft sein! – Bleiben Sie wohl und lassen Sie es sich so gut, wie ich es Ihnen von Herzen wünsche, [gehen]. Wie schon aus vielen ronges, so werden Sie auch aus diesem gut und rechtzeitig herauskommen.

Ihr guter Freund Lehndorff

Zitierhinweis

Heinrich Graf von Lehndorff an Alfred von Waldersee. Ems, 18. Juli 1871. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_tlq_41d_gy