Regest: Mitte Juli befindet sich Lehndorff in Planungen für eine Reise nach Kurland. Er möchte die Keyserlingks besuchen und den Prinzen von Preußen dort treffen, der sie besuchen will. Am 24. Juli reist er über Engelstein ab und besucht auf dem Weg zahlreiche ihm aus früherer Zeit bekannte Familien und deren Güter, was er ausführlich schildert. Am 7. August erreicht er Mitau, wo er mit den Keyserlingks zusammentrifft. Hier lebe der Adel „sehr glücklich, frei und ungezwungen. Bei allem, was die Leute tun, zeigt sich ihre offene und ehrliche Gesinnung. Da ihre Zahl sehr groß ist, so herrscht in Mitau viel Leben und Geselligkeit. Der Herzog [von Kurland] hat eine schöne Residenz, meiner Ansicht nach baut er aber zu viel Landhäuser.“ - Da der Prinz erst später eintreffen wird, macht Lehndorff einen Abstecher nach Riga. Auch auf diesem Weg macht er Besuche, schildert die Personen und ihre Güter, besucht Sehenswürdigkeiten. Zur Ankunft des Prinzen am 25. August in Frauenburg ist er zurück und nimmt an den Feierlichkeiten des kurländischen Adels teil. Ende August macht er Abschiedsbesuche, u. a. beim Herzog von Kurland, den seine Höflinge „noch nie in so vortrefflicher Stimmung gesehen hätten“, wie Lehndorff vermerkt, damit seine Kinder später daraus ersehen können, „wie gut es ist, sich Mühe zu geben, um die verschiedenen Personen, mit denen man zusammenkommt, zu unterhalten und zu fesseln“. Ende August beginnt die Rückreise, die Lehndorff über Libau führt, dass sich „zur reichen Handelsstadt, und zwar auf unsere Kosten“, entwickelt „infolge unserer verkehrten Maßnahmen. Wir legen auf alles Mögliche einen Zoll und erklären es für Konterbande, während man hier gerade mit allem, was bei uns verpönt ist, einen schwunghaften Handel treibt. Allein der Artikel Kaffee bringt ungeheure Summen.“ Hier trifft Lehndorff von Korff, der ihn mit zahlreichen Kaufleuten bekannt macht. Auf der Weiterreise kommt er durch Szamaiten und Litauen und erreicht am 15. September Steinort. Ende September begibt er sich nach Königsberg, wo der Prinz von Preußen erwartet wird. - Nach dem Besuch erfährt er, dass die für den Prinzen veranstalteten zahlreichen Feierlichkeiten dem König missfallen hätten; er hätte an den Präsidenten geschrieben, „dass diese ungeleckten Bären besser getan hätten, ihre eigenen Geschäfte zu besorgen.“
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