13. Mai.
Editorische Auslassung [...]
Ich schreibe einen Am Rand: an C. P. (den Grafen
Podewils?)
[Schließen]Brief, der
mir sehr viel Pein bereitet. Man muss aber doch das Eis brechen; denn das ganze
Leben in derselben Stellung zu bleiben, das ist unerträglich. Gott wolle meine
Wünsche erhören! - In Schönhausen mache
ich die Bekanntschaft des Grafen Zinzendorff, eines Kammerherrn des Kaisers. - Die Königin kehrt in die Stadt zurück. Editorische Auslassung [...]
17. Mai.
Editorische Auslassung [...]
Ich erhalte einen Am Rand: von H. (Prinz Heinrich)
[Schließen]Brief, der mich
sehr beunruhigt. Mein Gott, was ist die Welt ungerecht! Ich sehe so viel glückliche
Schurken, während der achtungswerteste der Männer leidet, er, der der Liebling der
Menschheit sein könnte, der der Abgott aller ist, die ihn genau kennen, der unter
einem liebenswürdigen Äußeren eine herrliche Seele verbirgt. Am Rand: Guilimet (Prinz
August Wilhelm)
[Schließen]Mit einem anderen bin ich weniger zufrieden. Ich finde es nicht richtig, dass
man sich durch Widerwärtigkeiten, wenn sie auch noch so groß sind, dermaßen
verbittern lässt, dass man sich von denen lossagt, die in ganz gleicher Lage sind.
Man muss Seelengröße in allen Lebenslagen zeigen. Der Mensch ist dazu geboren, alle
möglichen Widerwärtigkeiten über sich ergehen zu lassen; und in solchen Lagen lernt
man den Charakter eines jeden kennen. Die Standhaftigkeit trägt den Sieg davon,
„während die schwachen Seelen sich zwischen zwei Stühle setzen‟, indem sie von
denen, vor denen sie sich demütigen, wenig geachtet, von denen aber, die sie
schmälig verlassen, verachtet werden. Ich will durchaus nicht, dass man unklug
handle, ich weiß sehr wohl, dass man nicht gegen den Strom schwimmen soll, aber es
gibt ein Benehmen, das unsere Freunde befriedigt, ohne dass man seine Pflichten
verletzt. Und darin liegt der Unterschied zwischen einer edlen und einer gemeinen
Seele.
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