Tagebuch von Carl Friedrich Ludwig Graf von Lehnndorff. 1809
Lehndorff schreibt über seinen
Aufenthalt in Berlin, Charlottenburg, Potsdam, Spandau, Köpenick
und über dortige Unternehmen und Einrichtungen: Berliner Porzellanfabrik,
Eisengießerei, Invalidenhaus, Splittgerbersche Zuckerraffinerie,
Scharnweberscher Botanischer Garten, Bronzewarenfabrik von Weber und Mieth
Jägerstraße, Essigfabrik, Hutfabrik Pascal, Seidenfabrik von Favreau,
Charité, Veterinärschule Lichtenberg, Königliches Mineralienkabinett,
Lagerhaus, Favreau Bandfabrik, Tabakfabrik Ulrici, Spinnfabrik Gebr.
Bernhard, Tuchweber Bremer, Spandauer Festung, Arbeitshaus, Gewehrfabrik,
Königshorst (Meierei), Tappertsche Spinnerei, Eckarsteinsche
Steingutfabriken, Plattierfabrik von Foerster & Hagemeister, Mechanikus
Mendelssohn, Messerschmied Humblot, Moulinage Hr. Schulze,
Schwefelsäurefabrik Reimann, Kattundruckerei Gebr. Sparkaese in Köpenick,
Filetweberei (Tricot de Berlin) Kunhardt, Schriftgießerei Decker,
Seidenfabriken Friedländer, Blinden-Institut von H. Zeyme. - Ausführlich
beschreibt er die Zuckerbereitung aus Runkelrüben. Der
Beschreibung liegt die Generalfabrikentabelle von Berlin 1805/06 bei (Bl.
28v-29). Mit Jordan, Oberst der
Berliner Nationalgarde, sprach er über die Juden im Berliner Stadtcorps.
Dieser habe erklärt, dass er Ursache habe, mit den über 100 Juden,
welche bei diesem Stadtcorps stehen, sehr zufrieden zu sein. Sie haben
sich vorzüglich gut aufgeführt, die Sonnabende taten sie Dienste gleich
alle übrigen Gardisten, und an den hohen Feiertagen hat man sie
absichtlich verschont. (Bl. 89). - Zur Kunst in Berlin notierte
er (Bl. 105 v): 15. Januar. An Sachen der Kunst bietet Berlin nicht
viel dar – die Statuen auf den öffentlichen Plätzen sind zum Teil sehr
sorgfältig und schön gearbeitet, aber unbeschreiblich ungefällig ist das
Kostüm, z. B. des preußischen Generals in seiner völligen Bekleidung,
mit Zopfperücke usw. – die Statue des Großen Kurfürsten zu Pferde, von Bronze gearbeitet, ist
groß und schön. Vorzüglich schöne Gebäude sind das Opern- und das
Zeughaus – außerdem eine Menge hübscher Privatgebäude. Das Äußere des
Komödienhauses ist sehr hässlich, aber das Innere recht hübsch. Über die
Berliner wie über die Bewohner einer jeden großen Stadt lässt sich
schwerlich ein Urteil im Allgemeinen abgeben – flach und seicht sind
wohl alle Großstädter qua talde. Weitsch, Frotsch, Wolter (Maler), Schadow, Catsch (Bildhauer).
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