Heft 16 - Hardo Braun: WIE WOHNT DIE WISSENSCHAFT?

Rückblick und Vorschau
 

Wissenschaft lebt bekanntlich vom Dialog, dem Austausch im Gespräch, dem kritischen Disput; räumlich gedacht geht es um die Balance zwischen klösterlicher Zelle, Refektorium und Kreuzgang, den Spagat zwischen kontemplativer Separierung und Kommunikation. Wissenschaft muss dem Gespräch Raum geben - im wahrsten Sinne des Wortes, auch im architektonischen. In Abbildungen der herkömmlichen Kloster- und Domschulen an der Wende des 13. Jahrhunderts und jenen ersten Experimentierstuben in Gestalt der Alchemistenküchen und Probieröfen der Hüttenwerke lassen sich neben den Aktivitäten, die auf Erkenntnisgewinn gerichtet sind, stets auch Personen erkennen, die sich im Gespräch befinden, die Neues zu vermitteln oder zu erfahren suchen. Orte der Wissenschaft sind stets auch Orte der Kommunikation.
 

Waren zunächst die Experimentalräume wegen ihrer Gefährlichkeit peripher oder außerhalb der Stadtmauer angeordnet, so verkörpert die von Giovanni Battista Piranesi 1750 auf dem Höhepunkt der europäischen Aufklärung entworfene Utopie einer komplexen, alles in ihren Mauern beherbergenden Idealuniversität das Bedürfnis nach Kommunikation, die durch Säulengänge, Bäder und Weinkeller stimuliert wird. So wie sich Piranesi die ideale Universität als einen alle Bereiche des Lebens umfassenden Gebäudekomplex vorstellte - existiert sie allerdings bis heute nicht, auch wenn manche Stilelemente auf modernen Campusgeländen diesem Gedanken noch Reverenz erweisen. Da die berühmten Forscher auch schon vor hundert und dreihundert Jahren europaweit mehr oder weniger im persönlichen Kontakt standen, entwickelten sich quer über Landesgrenzen beinahe einheitliche Laboratorien - wie z.B. nach dem Vorbild Justus von Liebigs’ Laboratorium, das er ab 1824 an der Ludwigs-Universität zu Gießen einzurichten begann. In verschiedenen Zentren erdachtes neues Wissen stand relativ schnell allgemein zur Verfügung.
 

Wenn man verstehen will, wie Wissenschaft wohnt, so muss man auch akzeptieren, dass Bauten für die Forschung natürlich auch zur Zeitgeschichte gehören und damit über den rein inhaltlich-funktionalen, kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Rahmen ihrer Zeit hinaus auch architektonischen Trends unterliegen - einem inzwischen weitgehend einheitlichen künstlerischen Zeitgeist mit nur noch wenigen regionalen Unterschieden. Ein Gefälle je nach sozialer Schichtung, Bedeutung der Disziplin oder Zugehörigkeit zu einer Kommune gibt es bezogen auf Bauten für die Wissenschaft in Deutschland kaum. Hierzulande bauen alle - mit Ausnahme der Industrie, für die andere Regeln gelten - mit Kostenrichtwerten nach HBFG (Hochschulbauförderungsgesetz).
 

Für den Bereich der Hochschulen mit ihren rasch anwachsenden Studentenzahlen hatte der 1957 gegründete Wissenschaftsrat bereits in seinen Ausbauempfehlungen aus den 1960er Jahren auf die Notwendigkeit hingewiesen, dass durch Schwerpunktbildung und Koordination künftig eine bessere Ökonomie der verfügbaren Forschungsmittel zu gewährleisten sei. Eine ausführliche Studie befasste sich damals auch mit den „hochschulfreien“ und an Hochschulen angelehnten Forschungseinrichtungen, also dem, was heute als außeruniversitäre Forschung bezeichnet wird. Ein erster Schritt in Richtung eines „Gesamtplans zur Förderung von Wissenschaft und Forschung“ war der „Bundesbericht Forschung II aus dem Jahr 1967, der eine detaillierte Bestandsaufnahme aller mit öffentlichen Mitteln geförderten Forschungsaktivitäten enthielt und eine Systematisierung der öffentlichen Forschungsaufgaben versuchte.
 

Es gab also in den 1960er Jahren intensive Diskussionen über Strukturen und deren Reformen im Bildungs- und Wissenschaftslebens, die sich auch auf die räumliche Gestaltung niederschlugen; Hochschulplanung war in ein stark politisch bestimmtes Spannungsfeld geraten. Angesichts wachsender Studentenzahlen und des gewaltigen Ausbau- und Finanzierungsbedarfs gewann damals die Forderung nach Standardisierung und Industrialisierung des Baugeschehens mehr und mehr an Bedeutung. Die Grundbegriffe „Norm“ und „Typ“ wurden zu zentralen, oft vehement strapazierten und unterschiedlich definierten Kategorien der Planung, Herstellung und Koordination.

Bochum vermittelt ein eindrucksvolles Bild der damaligen Entwicklung. Mit dem Beschluss des Nordrhein-Westfälischen Landtags zur Errichtung einer neuen Universität 1961 schien die einmalige Möglichkeit gegeben, mit der Neugründung auch eine Hochschule neuen Typs zu entwickeln. Die Gründungsprinzipien, die zu Planungsleitbildern zusammengefasst wurden hießen:

„... neben der attraktiven Einfügung in den Wirtschaftsraum wird ihre geistige und bauliche Form Anziehungskraft besitzen müssen, das soziologische Gefüge des Reviers mit zu bestimmen“.
 

An der Freien Universität Berlin (FU) hatte man stolz auf den städtebaulichen Ideenwettbewerb reagiert, mit dem eine bauliche Zielplanung für die gesamte FU gefunden werden sollte (1962/63). Geplant Anfang der 60er Jahre und im ersten Abschnitt Anfang der 70er Jahre ausgeführt, ging es zum einen darum, der aktuellen Raumnot abzuhelfen - die Studentenzahlen hatten sich von 1948 bis 1960 von 2.140 auf 12.300 erhöht - zum anderen sollte aber auch eine Baukonzeption gefunden werden, die vergleichbaren internationalen Maßstäben standhielt und sich außerdem in die örtlichen Bedingungen Dahlems einfügte. Von der Architektengemeinschaft Candilis, Josic und Woods entworfen, entstand eines der bedeutendsten Beispiele des gebauten Strukturalismus: Die „Rostlaube“, geliebt und gehasst, als Teppichbebauung mit kleinen Innenhöfen und Dachgärten aufgelockert.
 

Der damalige Wettbewerbs-entwurf sah eine größtmögliche Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des Gebäudes vor. Der Stahlskelettbau ist in allen seinen Teilen zerlegbar und variierbar, die Fassade, die Deckenplatten und die Trennwände sollten auch heute noch demontier- und wieder verwendbar sein. Ähnlich wie beim Marburger System der Universität auf den Lahnbergen sollte in der Ebene wie auch in der Höhe nach allen Seiten erweitert werden können. Breite Erschließungsstraßen, die von Nebenstraßen gekreuzt werden, durch-ziehen die Anlage. Lernstrassen, Kommunikationsachsen, Flexibilität waren Grundlagen hier wie in Konstanz oder in den Max-Planck-Instituten in Stuttgart-Büsenau, in den Chemiebauten der Universität Regensburg oder im Gemein-schaftsinstitut für Chemie, Biologie und Geowissenschaften der Technischen Universität in München.
 

Noch 1964 hieß es in einem Schreiben des Kurators der Freien Universität Berlin an die Architekten: „Wir glauben, dass sie es trotz einer erhöhten Zahl der Studenten erreicht haben, eine Atmosphäre menschlicher Wärme zu schaffen, die der humanistischen Idee entspricht, und wir sind gewiss, dass die freie Universität später stolz sein wird, diese völlig neuen Ideen angenommen zu haben, die aus der Universität eine Begegnungsstätte zwischen Menschen machen.“

Bakema, ein Mitglied der Wettbewerbsjury, äußerte sich 1974 noch begeistert über den Entwurf: Dieses Gebäude sei „the most radical step“ im Hinblick auf die Behandlung eines Gebäudes als technische Struktur. Das System machte nach Bakema, den Desingprozess erkennbar und nachvollziehbar, was zu einer De-Mystifikation und zu einer offenen Gesellschaft führen könnte. In dieser Matrix sei „the freedom of change for other elements like openness und closeness” enthalten. Er sah in der Überlappung und Mischung von Funktionen, von Innen und Außen, von Rekreations- und Lernbereichen das Bild einer offenen Gesellschaft. Die Straße, an denen er sich Geschäfte und Cafes vorstellte, sah er damals als Orte des sozialen Umganges miteinander. Er stellte sich dort die Studenten vor, wie sie in den Straßen schlendern und Bücher kaufen, in einer Café-Bar sitzen oder wie sie ein Postamt, und gar einen Kindergarten oder ein Reisebüro besuchen.
 

Seine Vision entspricht leider nicht der Wirklichkeit. Die Anzahl der Nutzer erhöhte sich ständig, aber das Gebäude wuchs nicht mit. Es wurde immer unübersichtlicher. Die schlechte Überschaubarkeit, die fehlenden Orientierungsmöglichkeiten im Gebäude, die fortschreitende Verwahrlosung wurden alsbald zum Auslöser der Kritik. Heute wissen wir, dass vieles von der damals gepriesenen neuen Systematik und Ordnung auf der Strecke blieb. Vieles, das in der Wettbewerbsbeurteilung als besondere Qualität eines Systems zukunftsweisend, fortschrittlich und flexibel gerühmt worden war und eine nicht mechanische, sondern menschliche Ordnung abbilden wollte, unterliegt heute der Kritik und wurde im Sanierungs- und Umbaukonzept zurückgenommen. Nicht einmal das Material Corten hat gehalten, was man sich von ihm versprach.

Was auf den ersten Blick überzeugend aussah, ist also an der Wirklichkeit gescheitert. Kurze Zeit später waren wieder kleinere, überschaubarere und damit individuellere Bauten erlaubt.
 

Ebenfalls als Reformuniversität gegründet zeigt sich die Universität Konstanz bereits spielerisch in ihrem neuen Domizil auf dem Gießberg (1972/73). Im Streben nach Unverwechselbarkeit und (scheinbarer) Individualität wurden dabei auch formalistisch verfremdete Architekturelemente in die Systemplanung mit einbezogen. Lernstraßen, Leitsysteme und „Kommunikationsachsen“ weisen auch die Institutszentren der Max-Planck-Gesellschaft in Martinsried (MPI für Biochemie, 1973) oder Stuttgart-Büsenau (MPI für Festkörperforschung, 1975) auf. Als Departmentinstitute beherbergen sie zehn und mehr Abteilungen unter einem Dach - während das durchschnittliche MPI aus drei bis vier Abteilungen besteht - man kann sie insofern als Vorläufer für eine Architektur im Geiste der Clusterbildung betrachten.

Ein Gebäude, das bewusst seinen Bewohnern Identität geben will, voll Temperament und Anmut, von innen nach außen gebaut und als Ergebnis eines Wettbewerbs entstanden, ist das 1974 fertiggestellte Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung von Hermann Fehling und Daniel Gogel. Nichts ist hier rationalistisch oder seriell angelegt, kein Teil ist von einer Stelle aus sofort durchschaubar. Was dieser individuelle Entwurf besser als jeder Systembau ermöglichen kann, ist das Nebeneinander von Einsiedelei und Gruppenbildung, konzentriertem Arbeiten und provozierender Kommunikation.

In diesem Sinne lässt sich an der Architektur Fehlings und Gogels verstehen, was sie rückblickend über ihren zweiten Bau für die Max-Planck-Gesellschaft, den 1979 fertiggestellten Neubau für das Institut für Astrophysik in Garching, und in Übereinstimmung mit den Intentionen der Auftraggeber sagten: „Leitmotiv unserer Arbeit war nicht der ästhetische Apparat, sondern ein menschliches Gehäuse als Arbeitsstätte eines Instituts ...“. Das neue Haus sollte sich aus dem Ensemble von Quadern aus dem Forschungsgelände in Garching herauslösen; auch wurde angestrebt, eine prächtige alte Weide inmitten des beschränkten Baugrunds zu erhalten. Der Bau lebt von seinen Räumen und gibt dem Gespräch Raum. Da gibt es eine große weite Halle, meisterhaft verschränkte Treppen und Galerien vor den Wissenschaftlerbüros.
 

Mit ihrer außergewöhnlichen Architektur sind die beiden Bauten von Fehling und Gogel weder für das Bauen in der Max-Planck-Gesellschaft noch die Wissenschaft allgemein typisch, aber sie bilden doch die Veränderung der wissenschaftlichen Strukturen ab. Die Öffnung im Inneren findet ihre Entsprechung in der Ausbildung eines im besten Sinne kommunikativen Grundrisses. Ihre Gestalt haben sie aus der Raumfindung für die Bedürfnisse intensiv kommunizierender Forschungsgemeinschaften gewonnen. Übersteigert und wohl in dieser Form - denkt man an Brandschutz, Laborsicherheit und Installierbarkeit - nur für das geisteswissenschaftlich orientierte Institut anwendbar, lösen sich diese Bauten von den Konventionen des Institutsbaus. Sie leiten etwas ein, was wir heute auch bei den Bauten für die naturwissenschaftlichen Institute (nicht nur der Max-Planck-Gesellschaft, sondern auch an den Universitäten und weiteren Einrichtungen der außeruniversitären Forschung) erkennen - Verbindung zweier Arbeitsprinzipien: Allein lesen und denken, mit anderen sprechen und zusammenarbeiten. Dies wurde auch zur Leitidee der 20 neuen Max-Planck-Institute in den neuen Bundesländern.
 

Für die heute geplanten Gebäude gilt beinahe durchgängig die Philosophie differenzierte, individuelle, auf den Ort bezogene, ihren „Bewohnern“ Identifikation gebende, überschaubare Gebäude zu bauen. Typisch dafür ist ein der Begegnung und der wissenschaftlichen Diskussion dienender zentraler Hallenraum oder ein Atrium, die sich in den meisten neueren Bauten finden. Gleichsam im Zentrum des Hauses liegt die vertikale Verkehrsachse, an die sich ausweitende Verkehrsflächen vor einer Cafeteria, Bibliothek, dem Hörsaal oder den Seminarräumen anschließen. Am Rande von Seminarveranstaltungen und Symposien dienen sie als Foyer und Posterflächen und nicht zuletzt den zusätzlich bedeutsamer werdenden Kontakten zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. In unterschiedlicher Form wurden solche Bauten vielfach zum Leitbild eines neuen Denkens in kommunikativen Architekturen, in denen „face to face“- Kontakte neue visionäre Ideen generieren sollten. Ihre Transparenz soll die Orientierung erleichtern. Durch- und Ausblicke, Licht und Farbe und die Öffnung nach außen werden zum Symbol des sichtbaren Verlassens des Elfenbeinturmes der Wissenschaft.
 

Der derzeit aktuelle Pakt für Forschung und Innovation - im Minenfeld der Föderalismus und Gesamtstaatsdiskussion - spiegelt einen gänzlich anderen Geist als die 1960er Jahre. Graduiertenschulen, Exzellenzcluster, Ausbau bestehender regionaluniversitärer Stärken und eine neue Dimension der Vernetzung haben sich allerdings noch kaum in neuer Universitätsarchitektur niedergeschlagen. Die International Max Planck Research Schools könnten als Vorbild dienen. Überregionale Forschungsausstrahlung, englischsprachige Curricula und internationale Zusammensetzung der Graduierten haben die Revieridee weit hinter sich gelassen. In den Instituten der Max-Planck-Gesellschaft wird die weltweite Vernetzung längst als Realität gelebt. Der Ausländeranteil bei den wissenschaftlichen Mitarbeitern beträgt 26,4 %, bei den International Max Planck Research Schools (IMPRS) gar über 60 %. Vergleichbares erleben wir auch bei anderen außeruniversitären Forschungseinrichtungen Deutschlands. Inter- und Transdisziplinarität, Institute und Einrichtungen übergreifende Kooperationen national und international sind an der Tagesordnung. Im naturwissenschaftlichen Bereich können Großgeräte meist allein nicht mehr bereitgestellt oder innerhalb der immer kürzer werdenden Erneuerungszyklen beschafft werden.

Im Zuge der Innovationsinitiative sollen nun auch die Universitäten ihre Stärken und Strukturen aufeinander abstimmen und international sichtbar werden. Übergreifende Schools sollen zu Kristallisationskernen und Anziehungspunkten für besonders Talentierte werden. Auch diesbezüglich kann die Max-Planck-Architektur als Modell dienen. Das neue Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden hat an Stelle der traditionellen und direktorial geführten Abteilungen 26 weitgehend selbständige Nachwuchsgruppen unter der kollegialen begleitenden Lenkung der wissenschaftlichen Direktoren etabliert. Es wurde ein Beispiel für neue Organisationsstrukturen. Obwohl der wissenschaftliche Erfolg natürlich immer an Personen gebunden ist, kann und muss die Architektur diese wissenschaftsbasierten Prozesse unterstützen und fördern. So verstandene teamorientierte Wissensgenerierung muss, um zu funktionieren, auch im baulichen Konzept, der Grundrissordnung, erkennbar werden.

Als Prototyp eines Gebäudekomplexes für den Austausch von Gedanken und Ideen kooperierender Teams der medizinischen und biologischen Grundlagenforschung gilt das James H. Clark Center der Stanford University. Raumstrukturen werden hier bewusst nicht vorgegeben sondern Laborkonfigurationen können nach Belieben variiert werden. Der Raum lässt sich so an die jeweilige wissenschaftliche Aufgabe temporär anpassen. Entworfen wurde dieses Gebäude von Sir Normen Foster, der auch für den Neubau der Philologischen Bibliothek und die damit verbundene Renovierung des als ‚Rostlaube’ bekannten Gebäudekomplexes der Freien Universität Berlin verantwortlich zeichnet. Foster bezieht sich explizit auf die revolutionären Entwürfe von Candilis, Josic, Woods und Schiedhelm aus den sechziger und siebziger Jahren; eine neue Qualität hat der Bau nicht nur durch seine gehirn- oder tropfenförmige Ansicht, sondern auch durch die Einbeziehung ökologischer Gesichtspunkte, so dass Licht und Wärmeregulation erstaunliche Effekte hervorbringen. Fosters Konzept beinhaltet die "flexible Nutzbarkeit durch multifunktionale Räume, Energieeffizienz, größtmöglicher Innenraum bei kleinstmöglicher Außenfläche, leichtgewichtige Hüllen und Wände sowie die Nutzung natürlichen Lichts und natürlicher Belüftung“.
 

Das lehrende, lernende und forschende Individuum der Zukunft will in "Häusern“ arbeiten, von denen möglichst keines dem anderen gleicht. Der konkrete Ort, der eine Identifikation ermöglicht, ist ein nicht unwichtiger Teil im Wettbewerb um die besten Köpfe geworden. Und es hat sich gezeigt, dass kluges, individualistisches Bauen keinesfalls teurer ist, als eine Architektur, die vordergründig zweckorientiert viel Raum verspricht. Das verweist wieder auf die Architektur Hermann Fehlings und Daniel Gogels, die von ihren Bauten selbst sagten: ...“ wer den finanziellen Standpunkt einnimmt, schätzt sicher zu hoch.“

Was wir für das Bauen für die Wissenschaft brauchen, sind Budgets, innerhalb derer sich Kreativität, Vision und engagierter Einsatz ohne allzu viel bürokratische Rechtfertigungskontrolle zum besten Nutzen von Forschung und Lehre entwickeln können.
 

Forscher sind oft schlechter bezahlt als andere Berufsgruppen mit ähnlich langer Ausbildung, zugleich sind sie aber durch eine interessante und erfüllende Arbeit privilegiert. Wenn diese in schönen und funktionalen Forschungsgebäuden stattfindet, die den kommunikativen und spielerischen Kern der Forschungstätigkeit fördern, können sie sich zu einer der glücklichsten Berufsgruppen in unserer Gesellschaft zählen (Svante Pääbo). Diese stimulierende Motivation sollte auch an den Universitäten für den akademischen Nachwuchs gelten. In vielen der neuen Forschungs- und Verwaltungsbauten der Industrie wird solche Herausforderung inzwischen aufgegriffen und umgesetzt.

Im Zeitalter einer alles vernetzenden IT-Technik und weltweitem Wissensaustausch wird die überschaubare Einheit dem kaum mehr organisier- oder führbar gebauten Monster überlegen sein. Und vielleicht führt die virtuelle Vernetzung von kreativen Forschern, die von offener Architektur stimuliert werden, zu neuen interferierenden Leistungsdimensionen, über den einzelnen exzellenten Cluster hinaus - vergleichbar der gekoppelten, gebündelten Leistungsfähigkeit mehrerer kleiner Rechner oder mobiler High-tech-Teleskope.