Roth1Heft 24: Tim Otto Roth. Als »Photonenfänger« wird Tim Otto Roth von Harald Lesch bezeichnet. Wie man Licht in Form eines Bildes gebannt bekommt, beschäftigt den Oppenauer Künstler auf vielfältige Weise. Mit der Abwesenheit des Lichtes – dem Schatten – setzt er sich in seinen Photogrammen seit über 15 Jahren auseinander und machte diesbezüglich auch als Theoretiker von sich reden.

Zahlreiche großformatige Projekte realisierte Roth im öffentlichen Raum mit Projektionen, Lichtinstallationen oder Präsentationen an Medienfassaden. Mit den immateriellen Imachinationen, seinem bislang erfolgreichsten Projekt, entwickelte er eine eigene Formsprache: Malerei jenseits der Malerei im Zeitalter des Internets. Die Imachinationen zeigte er an internationalen Museen wie dem ZKM Karlsruhe oder dem Museum für Moderne Kunst in Wien, aber auch an Einrichtungen wie der Bibliothek von Alexandria oder dem nördlichsten Punkt des Internets auf einer Forschungsstation auf Spitzbergen.

Immer wieder baut der aus dem nördlichen Schwarzwald stammende Künstler auch Brücken zwischen Kunst und den Naturwissenschaften. Mit Einrichtungen wie Max-Planck-Instituten, dem Karlsruher Institut für Technologie oder dem CERN in Genf bestehen Kooperationen mit Spitzenforschungsstätten rund um den Globus. Mit »facing science« (www.facingscience.net) gab er im Herbst 2010 in der Jubiläumsausstellung »WeltWissen« im Martin-Gropius-Bau der Berliner Wissenschaft sprichwörtlich ein Gesicht. In rasender Geschwindigkeit ziehen Porträts von Berliner Wissenschaftlern in einer Filmprojektion vorbei und setzen sich im Betrachterauge stets neu zu einem dynamischen Porträt der Berliner Wissenschaftslandschaft zusammen. Parallel dazu visualisiert er mit dem WeltWissenNetz das Netzwerk hinter den Gesichtern. Ebenfalls im Herbst 2010 realisierte er in Zusammenarbeit mit den Europäischen Südsternwarten (ESO) und der ESA eine Laserprojektion in Venedig. Mit »From the Distant Past« lässt er über die Fassade des Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti aktuellste Spektraldaten des Hubble Space Telescopes pulsieren, die Zeugnis von den frühesten Farbregungen der ersten stellaren Objekte im Universum abgeben. Für den Oxforder Kunsthistoriker Martin Kemp kündigt sich in Roths Ansatz eine neue Form der Kunst an: »A new art is encoding a new science« (Nature 458/2009, S. 836).

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