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Deluc (1777) | ![]() |
Jean André Deluc [auch: de Luc]:
Reisen nach den Eisgebürgen von Faucigny in Savoyen. Aus dem
Französischen übersetzt.
(Leipzig; Weidmanns Erben und Reich 1777) [174 S.]
Exemplar: <SLUB Dresden> digital
Adickes 1911, S. 203
Ebenso: HanMag, Bd.
15: ab Februar 1777; allerdings ist in der Fassung des HanMag der Vorbericht des
Übersetzers kürzer als in der Leipziger Buch-Ausgabe.
Die ersten drei Reiseberichte sind auch enthalten im zweiten Stück der Sammlung von Wyttenbach 1775, die Kant freilich nur indirekt zur
Kenntnis genommen haben dürfte: PhysBib, Bd. 2 (1775), S. 303f.
|P_004-005
Mit dem physischen Theile dieser Reisen verhält es sich anders, es wird hier
für manche Leser Aufklärung bedürfen, damit man es nicht, wie der Savoyard,
lächerlich finde, daß jemand mit Gefahr und Mühe auf hohe Berge klimmt, um
Wasser darauf sieden zu sehn.
Die ersten drey Reisen haben allesammt einerley Absicht, und sind zuerst zusammen in
dem großen Werke des Herrn / de Lüc über die
Atmosphäre ) gedruckt worden, hiervon muß muß ich
zuvorderst reden; [../.].
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/ ) Der Titel dieses Werks ist: Recherches sur les modification de
l'Atmosphere, und es kam in zwey Quartbänden zu Genf [1772] heraus. [...]
|P_007f.
/£{Doh-034,16} /
Aber die eigentliche und hauptsächlichste Veranlassung zu den ersten drey Reisen
war, er wollte genau erforschen, in welchem Verhältnisse die Verminderung der Hitze
des / siedenden Wassers mit dem niedrigen Stande des Barometers stehe: das heißt, um
wieviel das Thermometer im siedenden Wasser niedriger stehe, wenn es an sehr erhabenen
Orten der Erdkugel kocht, als es thut, wenn das nämliche an niedrigen Orten
geschieht.
[Erste Reise: 1765]
[Zweite Reise: 1770]
|P_050-053
/£{Doe-105',24} / £{Pil-245} /
Diese Flinte, deren sich gewöhnlich / alle Gemsenschützen bedienen, ist von
einern besondern Art, und es wird für diejenigen, die sie nicht kennen, angenehm
seyn, eine Beschreibung davon zu haben.
Was diese Art Gewehre von andern unterscheidet, besteht darin, daß sie zwey
Schlösser hinter einander haben, und nur Einen Lauf, in welchen man zwey
Schüsse einen auf den andern ladet. Der Lauf ist gezogen, und die Kugel mit Gewalt
hineingetrieben, so daß die Kugel des ersten oder untersten Schusses blos auf dem
Pulver liegt, und der zweyten Ladung statt des Bodenstücks dient. Der erste
Schuß kann nicht heraus, bevor die zweyte oder vorderste [Kugel] vorweg ist, oder
wenigstens nicht eher, als bis der Hahn, der am weitesten von der Kolbe entfernt ist,
abgedrückt worden; [../.]. Wir begriffen bey genauer Betrachtung der Einrichtung
dieser Büchsen, daß dieses die einige gute Art sey, um zwey Schüsse mit
Einem Gewehre unmittelbar auf einander zu thun.
|P_060
/£{Kae-390,13} /
Zuweilen jedoch suchen sie [sc. in die Enge getriebene Gemsen] sich durch einen
dritten Weg zu retten, nämlich dadurch, daß sie mit äußerster
Schnelligkeit neben dem Jäger vorbeischießen, der alsdenn in größter
Gefahr ist, selbst in den Abgrund gestürzt zu werden, [...].
|P_081f. Dritte Reise
Wir reiseten zum drittenmale von Genf, am 20ten Sept. 1770, bey dem schönsten
Wetter ab. Wir giengen an diesem ersten Tag bis Taninge; wir waren Willens folgenden
Morgens früh zu Sixt einzutreffen, damit wir Zeit hätten, da solche Führer
zu suchen, als wir brauchten. [...], uns in ein benachbartes Dorf zu begleiten, wo wir
endlich einen von den so gewünschten Jägern vorfanden. Dieser kannte den Weg /
vollkommen wohl, den wir zu nehmen hatten; er selbst war vor wenig Tagen bis an den
Fuß des Gletschers Buet gewesen, indem er eine von ihm verwundete Gemse verfolgte.
|P_112f.
/ £{Doe-038',20}
/ £{Pil-077}
/ £{Doh-031,23}
Diesen Stock hatte ich auf meiner letzten Reise fallen lassen, und er war oben
gespalten. An dem Tage vor unsrer letzten Abreise legte ich ein eisernes Band darum,
wodurch ich das weitere Spalten hindern wollte. Der Stock ist beynahe zwölf Jahre
gemacht, und ich nahm damals recht trocknes Holz zu diesem Theile, woran das Gelenk sitzt.
An dem Tage, wie ich das eiserne Band umlegte, war die Luft so trocken, als sie in der
Ebene nur seyn kann; ich trieb den Ring mit einem Hammer recht fest auf. Dennoch als wir
uns dem Gipfel des Gletschers näherten, und ich meinen Stock einmal ohne besondere
Absicht umkehrte, fiel der Ring von selbst herunter. [../.] Ich machte endlich das Holz
naß, nun hielt er, und ich dachte nicht weiter daran. Lange nachher erinnerte ich
mich an das Abfallen dieses Bandes, und wollte ihn dadurch befestigen, daß ich etwas
um das Holz legte. Aber ich fand ihn so fest darauf sitzend, als am ersten Tage, und ich
konnte ihn nicht anders herunter noch hinauf bringen als mit Hammerschlägen. Offenbar
war dieses Holz in solcher Höhe und in diesem Augenblicke außerordentlich trocken
geworden.
|P_115f.
Es war beynahe Mittag, als wir endlich auf der Spitze [des Buet] ankamen; und so wie
wir unsere Häupter über dem Vorhange erhoben, der seit langer Zeit uns alle
Ausicht nach der Morgenseite verdeckte, so sahenwir mit einemmale die ungeheure Kette der
Alpen in einer Strecke von mehr als fünfzig Stunden vor uns. Nach welcher Seite wir
auch unsere Blicke wandten, da war der ganze Horizont mit Bergen bedeckt. [../.] Nach
Südwest konnten wir bis zum Mont-Cenis sehen; nach Nordost, vermuthlich bis zum
St. Gotthard.
|P_117
Ein Blick auf die unermeßliche Menge Eis und Schnee, die auf den Alpen liegt,
kann der Zuschauer wegen der ununterbrochenen Fortdauer der Rhone, des Rheins, des Po und
der Donau beruhigen. Man hält diese Berge für die Wasserbehälter jener
Flüsse, und glaubt, daß sie dieselben verschiedene trockene Jahre hindurch
unterhalten könnten.
|P_122f.
/£{Doe-019,10} / £{Bar-069} / £{Doh-034,20}
Dieses zusammen gehalten mit dem Stande, den er [sc. der Barometer] zu gleicher Zeit
zu Genf nach einer Beobachtung hatte, bestimmt diese Höhe auf 8.229 Fuß
über dem Genfer See, oder 9.355 Fuß über dem Mittelländischen Meere.
/ Ebenfalls von diesem Gipfel [sc. des Buet] maßen wir die Höhe des Montblanc,
der ohngefähr zwey Meilen davon entfernt liegt, welches uns nachher diente, seine
Höhe von der Gegend von Genf aus zu messen, wodurch wir ihn um 4.990 Fuß
höher fanden, als die Spitze auf der wir waren; und also 14.345 Fuß höher
als das Mittelländische Meer. Wir konnten nicht aufhören, diesen erstaunlichen
Berg zu betrachten, der sich über alle andern, wie ein Riese empor hebt.
|P_125f.
/£{Doe-020',15}
Ich nenne dieses Eis beständig (glace permanente); nicht als wenn ich
glaubte, daß immer das nämliche Eis da bliebe: denn, außer daß
durch die Sommerhitze vieles davon schmelzt, so verliert es auch von unten immerfort,
selbst mitten im stärksten Winter, wegen der innern Wärme der Erde, die es zu
Wasser / macht. Aber nicht nur der Verlust wird jährlich von oben her ersetzt,
sondern es nimmt wirklich an Dicke zu, und breitet sich mehr und mehr aus.
[...]
Man kann nicht daran zweifeln, daß die Eisgebürge oder Gletscher der Alpen
zunehmen.
|P_141f. Vorbericht des Uebersetzers.
/£{Pil-151,03} /
Die letzte Reise, welche Herr deLüc nach den Gebürgen von Sixt
gemacht hat, war einem ganz eigenen Zwecke gewidmet, nämlich den Versuchen mit dem
Hygrometer, oder dem Werkzeuge, wodurch die Grade der Feuchtigkeit der Luft abgemessen
werden. Ich will davon hier aus der Nachricht, die derselbe der königlichen
Gesellschaft der / Wissenschaften zu London vorgelegt hat, und die von der Academie zu
Amiens gekrönt wurde, einen Begriff zu geben suchen.
|P_144f.
Das Instrument hat äußerlich etwas von der Gestalt eines Fahrenheitschen
Thermometers. Es besteht aus einem holen unten verschlossenen Cylinder von Elfenbein;
[...].
[Es folgt eine detaillierte Beschreibung; Basis ist Elfenbein, Anzeige mittels
Quecksilbersäule; Grad-Scala von 0 bis 180; wobei 0 das Minimum der Feuchte
darstellt. Der Text in dem Band von 1777 ist nicht von Deluc selbst sondern von
Herrn Dentan, einem Begleiter auf der Reise, verbessert durch Notate von
Deluc; Hinweise auf frz und engl. Fassungen.]
|P_162f.
/£{Mes-160,23} /
An verschiedenen Orten sahen wir die zerstörenden Wirkungen der Zeit auf die
Berge, von denen man erwarten sollte, daß sie allen ihren Angriffen Trotz bieten
müßten: ihre äussere Rinde wird durch den Regen, durch die Winde, durch
den Frost nach und nach erweicht und verwittert; der Granit zerfällt in / Brocken,
und der noch zärtlichere Schiefer blättert sich los. Diese Trümmer gelangen
durch ihr Gewicht hinab bis zu dem Fuße des Berges, und dieses ist der Weg, wodurch
die Hand der Zeit, die bey aller Langsamkeit immerfort wirkt, einmal die Alpen der zweyten
Größe mit ihren Thälern ebnen wird.
Datum: Oktober 2015 / ... / 20.09.2017 / 27.11.2017