Tagebucheinträge von Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Berlin, 15. Juli bis September 1799

Aus Steinort treffen Lehndorffs Gärtner und sein Kutscher mit 4 Pferden ein. Sie waren 14 Tage unterwegs und haben 84 Meilen (591 km) zurückgelegt. Lehndorff beginnt, seine Rückreise nach Preußen vorzubereiten. Am 11. August sind die Koffer gepackt und die Verabschiedung von allen Höfen erledigt, am 12. August beginnt die Rückreise, die ihn über bekannte Orte führt. Vielfach begegnet er Persönlichkeiten, die er aus seinem Leben am preußischen Hof kennt. Die Reise führt auch durch ehemals polnische Gebiete, die Lehndorff bereist hatte, als sie preußisch geworden waren. Man spürt in diesem Land noch viel von der sarmatischen Schweinerei, obgleich es unter der preußischen Herrschaft schon besser geworden ist. Ich finde meine Voraussagen von damals, als dieser Teil Polens an Preußen fiel, genau bestätigt. Die Bevölkerung ist sehr zufrieden, nur die Großen trauern über den Verlust ihrer ehemaligen Macht. Das Land ist sehr entwicklungsfähig, überall sieht man frisch gerodete Gebiete und gemauerte Häuser mit Schornsteinen. Früher kam der Rauch dort heraus, wo er konnte, und die Leute hatten das geistige Niveau und das Aussehen von Räuchergänsen. - Am 27. August trifft er bei seiner Nichte Groeben, geb. Podewils ein. - Am 1. September reist er weiter nach Steinort, muss aber in Schloss Prassen bei den Dönhoffs Station machen, da er seine Pferde verpasst. - Am folgenden Tag wird er in Barten vom dortigen Pächter Henrici begrüßt, in Drengfurth kommen ihm die Verwalter Berent und Sperling entgegen. Am folgenden Samstag und Sonntag geht er mit seinen Leuten und einigen Reformierten aus der Nachbarschaft zum Abendmahl und lädt alle für zwei Tage zum Essen ein. - Er empfindet die Veränderung der Lebensweise sehr stark. Aus der großen Welt kommend, bin ich nun mit meiner Frau allein. Man muss sich daher viel beschäftigen, um seinen Tag auszufüllen und alles aufbieten, um sich über den Mangel an guter Gesellschaft hinweg zu trösten. Die Korrespondenz wird mir dabei helfen.

Friedrich August Berent an Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Steinort, 28. August bis 30. September 1799

Berent berichtet über die Landwirtschaft in Steinort. Die Bauern hätten zu wenig Zeit, das Getreide zum Verkauf zu dreschen, da sie mit dem Dreschen der Saat und des Brotgetreides beschäftigt seien. Er befürchtet, dass viel Land unbestellt bleiben wird, da die Zeit zum Bestellen der Äcker nicht mehr ausreicht. Die Pferde seien zu entkräftet durch den Mangel an Weide und das Fahren des Getreides, auch seien Äcker und Wiesen dergestalt eingewässert, dass man liegen mit Pferde und Wagen darauf bleibt. Hof und Stuben seien auf des Grafen Befehl innerlich wie äußerlich, so viel wie es hat sein können, ganz in Ordnung gebracht. Am 8. September werde der Prediger die Kommunion halten. Die eingegangenen Briefe schicke er mit, Prozesss-Sachen seien nicht darunter. In Rehsau stehe alles sehr gut, Herr Sperling sei wieder gesund und habe das Wintergetreide gut eingebracht, überhaupt habe Rehsau dieses Jahr vorzügliches Winter- und Sommergetreide, auch viel Heu. - Der Zustand der Güter sei noch erträglich, Regen und gutes Wetter würden wechseln, man könne arbeiten, so viel unsere Kräfte zulassen. Das Korn sei mit Mühen eingebracht, in den Fächern ist mehr wie voriges Jahr, nur lohnen wird es nicht sehr, weil zu viel Futter darunter ist Der Weizen liegt abgehauen und man hoffe auf gutes Wetter, er sei jedoch außerordentlich voller Gras und Unkraut. Die große Gerste sei sehr gut, Hafer und kleine Gerste seien noch auf den Feldern, stehen aber gut, ebenso Flachs und Bohnen. Jedoch seien die Erbsen und Linsen, ebenso die Kartoffeln von der Nässe verdorben. Die Heuernte sei geteilt - die Vorwerke, die hohe Feldwiesen haben, wie Klein Steinort, Stobben, Stawisken, Taberlack, hätten mehr Futter als im vergangenen Jahr; in Serwillen, Labab und Groß Steinort stehen die Wiesen unter Wasser. In Rastenburg und Angerburg würde der Marktpreis für Roggen bei 1 Rtlr. 15 Gr. pro Scheffel liegen, man hofft auf fallende Preise, da fast noch nichts gedroschen ist; es werde allgemein geklagt, dass man keinefremde Drescher bekäme. - Der Brief des Grafen aus Neudörffchen sei erst am Montag Abend eingetroffen. Er möge verzeihen, wenn der Wagen nicht am Dienstag Abend in Heilsberg ankomme, er habe dem Jacob ernstlich anbefohlen, langsam zu fahren und sich so einzurichten, dass er spätestens Mittwoch um 7 Uhr Morgens in Heilsberg eintrifft. Die Weizenernte sei eingebracht, jetzt beschäftige man sich mit dem Heu im Sommerfeld, mit der Gerste und dem Pflügen für die Wintersaat. Noch immer bekäme man keine Drescher, und die man noch hat, machen rein und gehen davon, denn jetzo verlangen sie schon den 9. Scheffel oder Ausspeisung, und bevor man dieses geben soll, so wird man sich schon alle Mühe lieber geben, und Saat kaufen. 200 Scheffel a 1 Rtlr. 15 Gr. habe er schon gesichert. - Das Klage-Protokoll wegen des Prozesses um den Haarszen-Werder sei eingegangen. Das Hofgericht in Insterburg habe den Termin in Angerburg auf den 19. September festgesetzt.

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