Stieler - abgeschlossen
KASPAR STIELER
Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs / oder Teutscher Sprachschatz, Nürnberg 1691
"seine mühsame arbeit konnte bei vielen gebrechen, woran sie leidet, keine heilsame wirkung hervorbringen. sie ist zwar alphabetisch, aber nach stämmen eingerichtet, denen sogar die sinnverwandten, buchstäblich ganz fremden wörter angereiht sind, z.b. hinter alt folgen ur und natur; dabei werden die falschesten etymologien geschmacklos geltend gemacht, und einzelne triebe der ableitung oder zusammensetzung unerlaubt, ohne dasz ihnen wirkliche, lebendige wörter unterliegen, gehandhabt" (DWB I, Sp. XXII)
"gleichwol musz das sorgsame, von reger vaterlandsliebe getragne werk beachtet werden und jenes strengalphabetische vollständige register bietet 60 000 wörter in so erleichterter übersicht dar, wie sie sonst nirgend vorhanden ist. auch hat es durch die auffassung des thüringischen dialects noch besondere wichtigkeit" (ebenda)
Der Erfurter Kaspar Stieler (1632-1707) trat als Autor verschiedener juristischer und erbaulicher Schriften hervor, vor allem aber als Verfasser von Anleitungen zum Brief- und Geschäftsstil. Seinen Stammbaum, dessen Materialgrundlage überwiegend auf eigenen lexikalischen Sammlungen beruhte, veröffentlichte Stieler unter dem Gesellschaftsnamen Der Spate, den er 1668 bei seiner Aufnahme in die Fruchtbringende Gesellschaft erhielt.
Wie in den sprachtheoretischen Diskussionen der Fruchtbringenden Gesellschaft gefordert, folgt das gesamte alphabetisch nach dem Stammwortprinzip aufgebaute Werk bis hin zur Etymologie streng analogischen Prinzipien, was dazu führte, daß die formalen, wortbildenden Aspekte die semantischen häufig überlagern. Worterklärungen erfolgen überwiegend lateinisch. Angefügt sind dem Wörterbuchteil ein alphabetisches Register, eine nach Schottel bearbeitete Kurzgrammatik und ein Verzeichnis von Nachträgen und fremden Wörtern, die aus puristischen Gründen keinen Eingang in den Hauptteil fanden.
Trotz aller Mängel gehört Stielers Stammbaum zu den Meilensteinen auf dem Wege der deutschen Lexikographie.