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10.12.1815 Berlin
30.9.1886 Berlin
Vater: Hans von Hülsen (1776-1849), preußischer Generalmajor; Mutter: Ehefrau Karoline, geb. von Klüchtzner (1778-1830); Gemahlin (6.8.1849): Helene, geb. Gräfin von Haeseler; Schwiegervater: Eduard Graf von Haeseler; 4 Kinder
7.5.1851 Kammerherr und als Nachfolger Theodor von Küstners Generalintendant der Königlichen Schauspiele zu Berlin bei Friedrich Wilhelm IV.; 1.6.1851 Amtsantritt; 1861 Rang einer Vize-Oberhofcharge; 1866 übernimmt auch die Leitung der Hoftheater in Kassel, Hannover und Wiesbaden (königliches Dekret) 1.2.1883 Patent über den Rang als Oberhofcharge; 1885 Abschied
1825 Kadettenkorps in Potsdam; 5.8.1833 Portepeefähnrich im Kaiser-Alexander-Grenadier-Regiment; Februar 1834 Sekondeleutnant; 1841-1843 in Königsberg stationiert; März 1848 Teilnahme an den Barrikadenkämpfen in Berlin; April 1848 Premierleutnant und Regimentsadjutant; in dieser Stellung Feldzug in Schleswig und 1849 Niederschlagung des Maiaufstandes in Dresden; 12.4.1851 Abschied mit dem Charakter als Hauptmann und der Erlaubnis zum Tragen der Regimentsuniform; 1866 als Major und Adjutant für die Dauer des Deutschen Krieges zum Gouvernement Berlin kommandiert
1883 Gründung der Hülsen-Stiftung zur Unterstützung bedürftiger oder in Not geratener Ensemblemitglieder
seit 1844 mit der Aufführung kleinerer Theaterstücke zur Truppenbetreuung in Berlin betraut; um 1883 Präsident des deutschen Bühnenvereins; setzte als solcher die heute Theaterferien durch und war maßgeblich an der Abschaffung der Zwischenaktmusik beteiligt
22.3.1874 Exzellenz-Prädikat; 22.3.1884 „Rang mit den Wirklichen Geheimen Räthen“; zahlreiche Orden (s. Staatshandbuch 1884/85, S. 12)
Für seinen Beruf brachte Botho von Hülsen keinerlei Voraussetzung mit. Um den Hof mit seiner eher konservativen Einstellung nicht gegen sich aufzubringen, setzte er auf althergebrachte Klassiker und lehnte moderne Inszenierung meistens ab. Obwohl er als Intendant immer wieder für prunkvolle Aufführungen sorgte, konnte er Schauspieler wie Paula Conrad, Ludwig Dessoir, Theodor Döring, Friedrich Haase, Hermann Hendrichs oder Arthur Vollmer oft nicht ihrer Leistung entsprechend einsetzen. Große Konkurrenz entstand ihm durch die regelmäßigen Gastspiele der Meininger, und auch gegen das Deutsche Theater konnte er kaum ankommen. Richard Wagner, dem er seine Beteiligung an der 1848er Revolution in Dresden nachtrug, die er militärisch bekämpft hatte, setzte er nur widerstrebend auf den Spielplan; die Uraufführung seines Rings in Berlin musste Wagner deshalb außerhalb der Hofoper selbst organisieren. Max Martersteig nannte Hülsen „...der personifizierte soldatische Geist in der Hoftheaterleitung“. Hülsen gilt als ein typischer Repräsentant der preußischen Kulturpolitik nach 1848. Als Intendant war sein leitendes Prinzip die dankenswerte Pflege der deutschen Wort- und Tondichter in erster Reihe, meist mit Ausschluß alles Frivolen und Tendenziösen, freilich auch des genial Außergewöhnlichen, wie Wagners Nibelungentrilogie.