Höfische Feste, zugige Räume, prächtige Kleider, lange Dienstzeiten, angespannte oder vertraute Beziehungen zu Mitgliedern der königlichen Familie, abwechslungsreiche Reisen und gleichförmiger Alltag, eine feste Anstellung am Hof, vertagte Urlaube – dies waren einige der Aspekte, mit denen sich die am Hof tätigen Frauen als Hofdamen, Oberhofmeisterinnen oder Palastdamen konfrontiert sahen. Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, viel Zeit in den höfischen Dienst zu verwenden, zählten zu den wesentlichen praktischen Anforderungen an die Damen. Daher finden sich neben lobpreisenden Beschreibungen in den überlieferten Quellen immer wieder auch wenig begeisterte Berichte. Gräfin Keller – über viele Jahrzehnte im Dienst der preußischen Königin und deutschen Kaiserin Auguste Viktoria – berichtete, dass „wir während des Defilierens von 4.000 Personen (!) 2 ¾ Stunden an den Stufen des Thrones stehen [mussten], ohne uns vom Platze zu bewegen – das will gemacht sein“. Bei einer Defiliercour, wie sie die Abbildung zeigt, wurden die zum Teil erstmals am Hof erscheinenden Gäste dem Königspaar einzeln durch die Oberhofmeisterin vorgestellt – eine wohl schon damals als ermüdend empfundene Prozedur.
Andererseits bedeutete die Tätigkeit aber auch den Zugang zum Hof, die Möglichkeit, sich in der höfischen Welt zu präsentieren, eventuell einen geeigneten Ehepartner zu finden oder eine von einem männlichen Verwandten mitunter unabhängige Stellung am Hof wie in der Gesellschaft einzunehmen. So zählte die Oberhofmeisterin der Königin zu den höchsten Hofchargen und rangierte noch vor zahlreichen, allein Männern vorbehaltenen Rangstufen. Auch deshalb war der Dienst als Hofdame trotz aller damit einhergehenden Unbequemlichkeiten ein attraktiver Posten, den Eltern für ihre Töchter, Brüder für ihre Schwestern oder Frauen für sich selbst zu sichern suchten. Im besten Fall konnte sich zwischen Herrin und Hofdame eine vertraute Beziehung entwickeln, die durchaus mit einer lebenslangen Anstellung und Absicherung einherging.
Dies galt jedoch nicht nur für die gehobene Stellung einer Hofdame. Auch und besonders in den niedrigeren Stellungen fanden sich unter den Hofangestellten zahlreiche Frauen, die ebenfalls ein eigenes Einkommen erhielten. Die Tätigkeiten reichten von Küche und Wäschekammer bis hin zur unmittelbaren Bedienung der Herrin als Kammerfrau oder Garderobenaufseherin. Gerade bei Letzteren konnten sich ähnlich vertraute Verhältnisse zwischen Herrschaft und Personal entwickeln wie bei den Hofdamen.