Die Schlosspartie in Königsberg um 1820, Fotografie einer Postkarte; GStA PK, IX. HA, SPAE VII Nr. 3132.
Die Schlosspartie in Königsberg um 1820, Fotografie einer Postkarte; GStA PK, IX. HA, SPAE VII Nr. 3132.

Der preußische Hof in der Krise von 1806 bis 1809

Wie ging eine Monarchie mit politischen und wirtschaftlichen Krisen um und welche Auswirkungen hatten diese auf das Hofleben? Zwischen Oktober 1806 und Dezember 1809 hielt sich der preußische Königshof unfreiwillig weit entfernt von Berlin auf: Da die Stadt von napoleonischen Truppen besetzt war, war der Hof nach Memel und Königsberg gezogen. Die Ausgaben des Hofmarschallamtes, das für die Verpflegung und Bedienung des königlichen Hofstaates zuständig war, waren so weit reduziert worden, dass zwar alle Bedürfnisse der königlichen Familie befriedigt, aber Ausgaben für Repräsentationszwecke minimiert wurden. Man hielt auch nur einen begrenzten Teil des Personals am Exilhof (ca. 77 Personen ohne Marstall im Februar 1808), dessen monatliches Gehalt auf 20 Taler reduziert wurde. Die Verköstigung von Offizieren und anderen Personen, die nicht zum unmittelbaren Hofstaat des Königs gehörten, wurde ganz ausgesetzt.

Das Königsberger Schloss indessen, in dem der preußische Hof von Januar 1808 bis Dezember 1809 residierte, wurde für ein angemessenes Hofleben ausgestattet: Man renovierte und lieh sich Mobiliar von der Königsberger Bevölkerung, kaufte auch neues an bzw. schiffte manches nach und nach aus Berlin ein. Trotz aller verordneten Sparsamkeit bei der Hofökonomie wies auch das Königsberger Hofleben die üblichen repräsentativen Elemente auf: Diners, Theater- und Konzertabende, Feierlichkeiten zu Geburtstagen sowie zahlreiche Ausflüge und Spazierfahrten während der Sommermonate. Auch fürstliche Besucher wie Zar Alexander I., Großfürst Konstantin mit Gemahlin, den Herzog von Württemberg mit Gemahlin und Fürst Wilhelm von Oranien empfing man gern. Für 1808 und 1809 mietete man sogar nordwestlich von Königsberg ein barockes Landhaus mit Park – Luisenwahl – als Sommerresidenz an.

Ganz anders sah es in dem zeitgleich ungewollt herrscherlosen Berliner Hof aus. Der Großteil des königlichen Hofstaates war in Berlin zurückgelassen worden, musste aber nach wie vor versorgt werden (ca. 266 Bediente im Dezember 1807, ohne Garten- und Marstallbediente). Dies war jedoch durch die Zahlungsunfähigkeit des Hofmarschallamtes nicht durchgehend möglich. Die Verantwortlichen in Berlin schilderten dem entfernten Monarchen regelmäßig den Hunger und das Elend der niederen Hofdienerschaft und baten um Abhilfe. Aus Königsberg aber kamen nur einzelne Geldanweisungen, wenn die Not am größten war; so wurde den ärmsten Hofdienern im Mai 1808 mietfreies Wohnen in den königlichen Schlössern von Berlin und Potsdam gewährt. Höhere Hofstaatsoffizianten verzichteten teilweise auf ihr Gehalt (Hofmarschall Valentin von Massow) oder quittierten vorübergehend ihren Dienst (Burchard Friedrich von Maltzahn als Hofmarschall des Prinzen Wilhelm). Im Gegensatz dazu erhielten die preußischen Prinzen und Prinzessinnen, die nicht mit nach Königsberg gegangen waren, nach Zustimmung des Monarchen ihre Apanagen. Angesichts finanzieller Not wurden die verschiedenen Bereiche monarchischer Kultur also durchaus unterschiedlich gewichtet.