Die Prinzenhöfe der Nebenlinien hatten eine klar geregelte Stellung in der preußischen Monarchie: Beim Erreichen der Volljährigkeit und/oder der Gründung eines eigenen Haushalts wurden dem jeweiligen Prinzen auf Kosten der Krone eine Wohnung und ein Hofstaat eingerichtet sowie eine höhere Apanage bewilligt, mit der der Prinzenhof in Zukunft selbstständig zu verwalten war. Neben dieser grundsätzlichen strukturellen Eigenständigkeit erfüllte freilich jeder Prinzenhof eine besondere Rolle im Gefüge der Monarchie, auch in Abhängigkeit von seiner Entfernung zum Königshof.
Prinz Friedrich von Preußen, ein Neffe Friedrich Wilhelms III., siedelte 1821 aufgrund seiner Bestallung als Kommandeur der 14. Division nach Düsseldorf, in das seit wenigen Jahren zu Preußen gehörende Rheinland, über. Dort richtete man ihm für ca. 55.000 Taler das kleine Schloss Jägerhof, das heutige Goethe-Museum, ein. Das Schloss übernahm die Rolle eines preußischen Residenzschlosses im Westen des Landes und stand bei späteren Besuchen dem Kronprinzen und König Friedrich Wilhelm IV. zur Verfügung. Die gesellschaftlichen Veranstaltungen dort waren zahlreich: Bälle, Konzerte, Laientheater und Ähnliches bezogen den rheinischen Adel, die Offiziere der Garnison, höhere Beamte der Bezirksregierung sowie Persönlichkeiten der Düsseldorfer Oberschicht ein. Der Düsseldorfer Prinzenhof war bis in die 1840er Jahren ein kleines integratives Zentrum an der Peripherie der preußischen Monarchie.
Etwas anders verhielt es sich mit den Prinzenhöfen in unmittelbarer Nähe der königlichen Residenz. Prinz Carl von Preußen, ein Sohn Friedrich Wilhelms III., erhielt 1828 das Palais am Berliner Wilhelmplatz als Residenz, wohnte aber meistens in Schloss Glienicke bei Potsdam, das er selbst 1824 erworben hatte und das heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist. Das Leben des Prinzen und seiner Gemahlin zeichnete sich durch eine doppelte Hofführung aus, wie die Korrespondenz zwischen Hofstaatssekretär Bachmann in Berlin und Oberinspektor Ritter in Glienicke Anfang der 1860er Jahre zeigt. So hielt sich der prinzliche Hof zwischen Mai und Oktober hauptsächlich in Glienicke auf, und der Großteil der Haus- und Stalldienerschaft sowie persönliche Gegenstände der prinzlichen Familie wurden von Berlin dorthin verlagert. Die Diener blieben in Glienicke 14 Tage auf ihrem Posten, bevor sie von ihren Berliner Kollegen abgelöst wurden. Die beiden Köche wechselten zum 15. eines jeden Monats den Dienst, während die Kammerfrauen selbst entscheiden durften, wann sie sich gegenseitig im Dienst ablösten.
Die Unterhaltung eines Sommer- und eines Wintersitzes war durchaus typisch für die preußischen Prinzen; sie folgten damit dem Beispiel des Monarchenhofes. Auch Prinz Friedrich legte sich in seiner Düsseldorfer Zeit mit der Burg Rheinstein eine Sommerresidenz zu, während sich Glienicke nicht als ein typischer Sommersitz bezeichnen lässt. Das Prinzenpaar pendelte sommers wie winters im Abstand von wenigen Tagen zwischen Glienicke und Berlin, weil das höfische und gesellschaftliche Leben seinen Mittelpunkt in der Hauptstadt hatte. Kulturell scheint der Hof des Prinzen Carl sowohl in Glienicke als auch in Berlin eng mit dem Königshof verwoben gewesen zu sein: Der Prinz begleitete seinen königlichen Bruder Friedrich Wilhelm IV. auf Reisen und war stets Gast bei Diners und Bällen am Königshof. Auch in Glienicke und im Palais am Wilhelmplatz fanden höfische Veranstaltungen statt, jedoch seltener, in kleinerem Rahmen und mit einer Hofgesellschaft, die sich nicht selten mit der des Königshofes überschnitt. Vermutlich hatte der Hof des Prinzen Carl nicht die gleichen integrativen Wirkungen wie der Düsseldorfer Hof seines Vetters.
Die preußischen Prinzenhöfe waren also individuelle Gebilde, auch wenn sie sich in Struktur und Funktionsweise sehr ähnelten.