Entwurf zur Livree der Hofdienerschaft des Prinzen Wilhelm von Preußen (1803); GStA PK, BPH, Rep. 58 III, B Nr. 1, n. f.
Entwurf zur Livree der Hofdienerschaft des Prinzen Wilhelm von Preußen (1803); GStA PK, BPH, Rep. 58 III, B Nr. 1, n. f.

„Angemeßene“ Hofuniformen zwischen Repräsentation und Hierarchie

Bei der Einrichtung des Hofstaats für Prinz Wilhelm, einen Bruder Friedrich Wilhelms III., im Herbst 1803 waren nicht nur Haushaltsgegenstände anzuschaffen und neue Hofbeamte einzustellen. Es musste auch eine Dienstbekleidung (Livree) für diese Hofbeamten entworfen werden. Dabei konnte Prinz Wilhelm, wie alle Vorsteher eines preußischen Hofes, grundsätzlich seine eigenen Vorstellungen umsetzen, so lange sich diese im Rahmen des Etats bewegten. Der archivarisch überlieferte Entwurf enthält zwei Modelle: für die Staatslivree, die bei öffentlichen Anlässen wie Feiern oder dem Empfang fremder Fürsten zu tragen war, sowie für die alltägliche Dienstbekleidung. Das erste Modell besaß aufgesetzte Tressen, gewebte Schmuckbänder aus Gold- oder Silberfaden, wohingegen die alltägliche Dienstkleidung keine Verzierung aufwies.

Die Livree, insbesondere die Staatslivree, gilt als ein wichtiges performatives Element der europäischen Hofkultur seit dem 17. Jahrhundert. Ihre Bedeutung in der preußischen Monarchie lässt sich auch an den Summen, die man für sie ausgab, ablesen: Zwischen 1787 und 1798 betrug der Livree-Etat des Königshofes ca. 15.000 Taler; in Prinz Wilhelms Hofhaltung machten die Livreekosten 4.000 Taler aus. Auch die Gestaltung der Livreen änderte sich im Laufe der Zeit und lässt sich wandelnde Repräsentationsabsichten vermuten. Während die Livreen von Kammerherren und -junkern die goldenen Tressen behielten, ließ Friedrich Wilhelm III. diese beispielsweise gleich nach seinem Regierungsantritt bei den Kammerlakaien- und Leibjäger-Livreen in silberne abändern. Ist dies ein Zeugnis seiner Sparsamkeit und generell schlichteren Hofführung? Ein Vergleich mit anderen fürstlichen Höfen könnte darüber Aufschluss geben.

Die Livree diente nicht nur der Außendarstellung der Monarchie, sondern auch als ein Ordnungs- und Identifikationselement. Zum einen bildete sie die Hierarchisierung der preußischen Höfe untereinander ab. So bemängelte Friedrich Wilhelm III. im Januar 1802, dass die Diener seiner jüngeren Brüder Heinrich und Wilhelm, die damals noch keine eigenständigen Höfe besaßen, zu breite Tressen auf ihren Uniformen hätten, was der König für „überflüßig und der Livreen Meiner und Meiner Gemahlin Leute nicht angemeßen“ hielt. Zum anderen aber ermöglichte die unterschiedliche Gestaltung der Livreen auch eine Differenzierung der niederrangigen Hofbeamten (wie Kammerdiener, Lakaien, Kutscher oder Knechte) untereinander. Nicht selten löste die Auf- oder Abwertung einer Livree Reaktionen unter den Dienern aus, wie im Jahre 1798, als die Kammerlakaien und Leibjäger um die Beibehaltung ihrer goldenen Tressen baten. Dies hatte einerseits finanzielle Gründe, da die Beamten ihre Kleider nach dem Abtragen verkaufen durften. Jedoch spielten wohl auch Prestigefragen innerhalb der Hofdienerschaft eine Rolle. Die Livree ist also weit mehr als ein Kleidungsstück; sie ist ein Bindeglied zwischen Struktur und Performanz der Monarchie.