Hatzfeldt, Hermann Anton Leo Karl Fürst von (1900: Herzog zu Trachenberg)

Geburtsdatum/-ort

4.2.1848 Trachenberg (Krs. Militsch/Schlesien)

Sterbedatum/-ort

14.1.1933 Trachenberg

Konfession

Katholisch

Verwandte und Konnubium

Gemahlin seit 1872: Natalie Gräfin von Benckendorff (1854-1931), Oberhofmeisterin der Kaiserin und Kaiserinwitwe Victoria; Halbschwester aus der ersten Ehe seiner Mutter: Marie Gräfin von Schleinitz (1842-1912)

Hofamt bzw. Stellung am Hof

22.3.1884-1918 Oberstschenk von Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II.

Ausbildung

Erziehungsanstalt Schnepfenthal und Gymnasium Sagan; Abitur; Studium an den Universitäten Genf, Göttingen und Berlin; April 1870 Gerichtsreferendar am Kammergericht Berlin

Akademischer Grad

(1901/1903) Dr. med. et jur. h. c. Universität Breslau

Studentenverbindungen

1868 Corps Saxonia in Göttingen

Beruflicher Werdegang außerhalb des Hofes

Ab 1874 Verwaltung des Grundbesitzes; Oktober 1894-Juni 1903 Oberpräsident von Schlesien; 1920/21 Bevollmächtigter des Reichs für das Abstimmungsgebiet in Oberschlesien

Militärische Laufbahn

1870/71 Kriegsfreiwilliger, deshalb 1881 Oberleutnant d. R.; zuletzt Charakter als Generalmajor à la suite der Armee

Weitere Tätigkeiten

1892-1919 Vorsitzender des Deutschen Fischereivereins, da die Fischteiche um Trachenberg zu den größten Deutschlands zählten; Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Bank für die Provinz Schlesien

Politisches Engagement (Mandate, Gewerkschaften, Parteien)

1878-1918 erbliches Mitglied des Preußischen Herrenhauses (1904-1918 Vorsitzender der sog. Neuen Fraktion); 1878-1893 und 1907-1912 Mitglied des Reichstages (Reichs- und freikonservative Partei; 1907-11 Fraktionsvorsitzender); 1921-30 Mitglied Niederschlesischer Provinziallandtag (Zentrumspartei); 1921-30 Vorsitzender Niederschlesischer Provinzialausschuß

Sozial-karitatives Engagement

Großkreuz-Bailli des Malteserordens

Auszeichnungen

1901 Schwarzer Adlerorden; Ehrenbürger von Breslau und Königshütte/OS

Sonstige Bemerkungen

Als wohlhabender, moderat konservativer Freier Standesherr entsprach er dem Muster der sog. Grandseigneurs; er trat für Mäßigung in der antipolnischen und in der Außenpolitik ein; Gegner der Agitation des „Bundes der Landwirte“, weshalb er 1893 sein Reichstagsmandat verlor, und der deutschkonservativen Blockadepolitik unter dem, so wörtlich, „Giftzwerg Heydebrand“; 1914 Gegner der Kriegsauslösung und ab 1915 der annexionistischen Kriegszielbewegung und Anhänger eines Verständigungsfriedens; 1914 als Kandidat für den Posten des Statthalters von Elsaß-Lothringen und 1917/18 als Kandidat für den Reichskanzlerposten im Gespräch; vom Journalisten Theodor Wolff geschätzt (Bernd Sösemann (Hg.), Theodor Wolff. Tagebücher 1914-1919, Boppard 1984, S. 62 f., 133, 243 ff., 551); lt. Nachruf der Frankfurter Zeitung vom 15.1.1933 „einer der wertvollsten und menschlich eindrucksvollsten Vertreter jenes preußischen Hochadels, der sich sehr weit unterschied von dem Typ des ostelbischen Junkers“.

Quellen

Spenkuch, Das Preußische Herrenhaus, S. 277-305; Nachrufe in: Frankfurter Zeitung Nr. 41 v. 15.1.1933 und Schlesische Zeitung vom 16.1.1933

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